Hohlbein Classics - Die Monsterpuppen - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Die Monsterpuppen E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Herleth, der Puppenmeister, plant einen vernichtenden Schlag gegen die Welt und vor allem gegen seine erbittersten Gegner Damona King und Mike Hunter. Er schafft eine ganze Armee von grauen, menschenähnlichen Monsterwesen, und es gelingt mit dämonischer Raffinesse, sie in wichtige Positionen zu schmuggeln. Das muß sogar ein General erkennen, als seine Truppe seine Befehle mißachtet und plötzlich die Waffen gegen ihn richtet. Mike Hunter und Damona King rüsten sich zum letzten Gefecht ...


"Die Monsterpuppen" erschien erstmals am 18.10.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe "Gespenster-Krimi".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumDie MonsterpuppenVorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Die Monsterpuppen

Ein Damona King Roman

Herleth, der Puppenmeister, plant einen vernichtenden Schlag gegen die Welt und vor allem gegen seine erbittertsten Gegner Damona King und Mike Hunter. Er schafft eine ganze Armee von grauen, menschenähnlichen Monsterwesen, und es gelingt mit dämonischer Raffinesse, sie in wichtige Positionen zu schmuggeln. Das muss sogar ein General erkennen, als seine Truppe seine Befehle missachtet und plötzlich die Waffen gegen ihn richtet. Mike Hunter und Damona King rüsten sich zum letzten Gefecht ...

»Die Monsterpuppen« erschien erstmals am 18.10.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe »Gespenster-Krimi«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Die Monsterpuppen

Ein Damona King Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Damona King

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1450-2

Die Monsterpuppen

Gespensterkrimi von Henry Wolf

Der Mann versuchte sich ans Ufer zu ziehen. Sein Körper lag halbwegs in dem schlammigen, ölig schimmernden Regenwasser, mit dem sich der Explosionskrater zu füllen begann, und seine verkohlten Finger fanden in dem aufgeweichten Boden keinen Halt und rutschten immer wieder zurück. Seine Kleider waren zerfetzt und in großen schwarzen Flecken in die Haut hineingebrannt und damit verschmolzen. Das linke Bein fehlte, unterhalb des Knies war nur ein schwarzer Stumpf, aus dem eine pulvrige graue Masse hervorrieselte, und wo sein Gesicht sein sollte, war eine schwarzgraue Fläche, in der gezackte Löcher und Risse die Stellen andeuteten, wo vorher Mund, Nase und Augen gewesen waren. Der Kopf war unter der ungeheuren Hitze der Explosion zerlaufen. Aber er lebte ...

Allen Naturgesetzen zum Trotz lebte das schreckliche, missgestaltete Ding, zuckte sein Körper wie unter einem gewaltigen inneren Krampf und wand sich auf dem morastigen Boden, griffen die Hände immer wieder mit verbrannten Stümpfen in den Morast und zerrten und zogen den Leib Millimeter für Millimeter aus dem Krater heraus ...

Damona starrte fassungslos auf das verkohlte Ding zu ihren Füßen. Ihre Gedanken drehten sich hilflos im Kreis, und obwohl der Anblick Übelkeit und Ekel in ihr hervorrief, war sie unfähig, den Blick von der grausigen Erscheinung zu nehmen. Das Ding kroch wie eine missgestaltete Schnecke über den morastigen Boden.

»Herleth«, sagte eine Stimme neben ihr. Damona riss sich mühsam von dem schrecklichen Anblick los, trat hastig zwei, drei Schritte zurück und schlang fröstelnd die Arme um den Oberkörper.

»Oder das, was wir für Herleth gehalten haben«, fuhr Ben nach einer Weile fort. Seine Stimme klang belegt und schwankte, aber es war nicht nur die Anstrengung und die Kälte. Er schüttelte den Kopf, fuhr sich mit einer fahrigen Geste über Gesicht und Stirn und gab ein seltsames, wimmerndes Geräusch von sich. Sein Gesicht zuckte im Widerschein der Flammen, die noch immer aus dem Wrack des brennenden Polizeihubschraubers schlugen, den Himmel über dem Feld blutig rot färbten und flackernde Lichtreflexe auf die Oberfläche des Kraters zauberten, den die abstürzende Sikorsky geschlagen hatte. Die Luft roch brandig und kalt. Verkohlte Trümmerstücke und kleine, flackernde Brandnester bedeckten das Feld in weitem Umkreis. Die Militärmaschine hatte sich wie eine Bombe in den weichen Boden gebohrt, und das, was nach der Explosion von ihr übrig geblieben war, ragte jetzt wie eine drohend geballte Riesenfaust aus der Mitte des flachen runden Kraters.

Aber von alldem bemerkten weder Damona noch Ben oder der Hubschrauberpilot etwas. Wie erstarrt standen sie am Rande des Kraters und beobachteten das unglaubliche Ding, das mit der Beharrlichkeit einer Maschine zu ihnen empor zu kriechen versuchte.

»Herleth«, sagte Ben noch einmal. Seine Stimme klang jetzt gefasster, aber Damona spürte deutlich, wie schwer es ihm fiel, einen klaren Gedanken zu fassen. »Er hat uns reingelegt. Und wir sind ihm sauber auf den Leim gekrochen. Während wir uns hier mit seinen Kreaturen herumgeschlagen haben, ist er wahrscheinlich längst über alle Berge.«

Damona antwortete nicht. Sie fühlte sich müde und ausgelaugt, kraftlos. Das Gewitter, das sie heraufbeschworen hatte, um den Hubschrauber zum Absturz zu bringen, hatte ihre Kräfte bis zum Äußersten beansprucht.

»Ich ... ich begreife das nicht«, murmelte der Pilot stockend. »Wieso ... wieso kann er ...? Aber niemand kann doch ... und ... und dieses Gewitter ... der Blitz ...« Er brach ab, sah zuerst Ben, dann Damona gleichermaßen fassungslos wie entsetzt an und schüttelte immer wieder den Kopf. Seine Finger spielten nervös am Reißverschluss seiner schwarzen Lederjacke, und sein Blick irrte immer wieder unstet zu dem zerschmolzenen Etwas vor ihnen im Schlamm, als weigerte sich sein Verstand zu begreifen, was seine Augen sahen.

»Es ist auch nicht nötig, dass Sie es begreifen«, sagte Ben rau. »Die Hauptsache ist, Sie reden nicht darüber.« Er lächelte humorlos, überlegte einen Moment und zog dann mit fast bedächtigen Bewegungen seinen Dienstrevolver aus der Manteltasche. Er trat dicht an den Krater heran, zielte sorgfältig und drückte sechsmal hintereinander ab. Die Kugeln zerschmetterten Kopf und Oberkörper des Monsters und ließen nichts als Splitter und scharfkantige Brocken einer grauschwarzen, verbrannten Substanz zurück. Kunststoff, dachte Damona dumpf. Balacron ... Sie hatten eine Puppe gejagt.

»Aber wieso …?«, sagte der Pilot hilflos. »Was ... was war das? Das war doch kein Mensch!« Er brach ab, fuhr herum und starrte Damona aus ungläubig geweiteten Augen an. »Wer ... wer sind Sie?«, keuchte er.

Statt einer direkten Antwort berührte Ben ihn an der Schulter und sah ihn sekundenlang durchdringend an. »Ich erkläre es Ihnen«, sagte er leise. »Aber ich brauche Sie wohl nicht darauf hinzuweisen, dass nichts, absolut nichts von dem, was Sie gerade gesehen haben, jemals bekannt werden darf? Wie heißen Sie?«

»Mandrake«, sagte der Pilot. »Paul Mandrake. Lieutenant Mandrake. Und ich ... ich werde nichts sagen.« Er lachte leise, und in seiner Stimme schwang eine deutliche Spur von Hysterie mit. »Ich ... ich glaube kaum, dass mir jemand glauben würde. Ich glaube es ja selbst nicht.«

Ben nickte. »Das ist gut, Mandrake, sehr gut. Das Ding, das Sie gerade gesehen haben, war kein Mensch, sondern eine ... eine Puppe.«

Mandrake nickte langsam. »So ein Roboter, wie?«

»So ungefähr«, bestätigte Ben. »Aber das wussten wir selbst nicht. Es ist klar, dass die Existenz dieser ... dieser Wesen vorerst noch geheim gehalten werden muss. Ich denke, wir – was ist das?« Er sah auf, hob den Kopf und blinzelte aus zusammengekniffenen Augen nach Norden. Über der dunklen Linie des Horizonts war ein winziger gelber Punkt aufgetaucht, und der Wind trug ein leises, näher kommendes Dröhnen mit sich.

»Das muss eine Maschine aus Arlington sein«, vermutete Mandrake. »Wahrscheinlich haben sie den Luftkampf auf ihren Radarschirmen verfolgt und sehen jetzt nach, was passiert ist.«

»Reichlich spät, finde ich«, maulte Ben. Er blickte noch einmal zu dem auf und ab hüpfenden Lichtpunkt hinüber, steckte dann mit einer hastigen Bewegung seine Waffe in den Mantel zurück und sah Mandrake warnend an. »Wie gesagt, Lieutenant – kein Wort. Wir wissen nicht, was den Hubschrauber vernichtet hat. Sollen sich die anderen ruhig den Kopf darüber zerbrechen.«

»Und was war es wirklich?«, fragte Mandrake rasch.

Ben grinste.

»Ein Blitz, mein Lieber. Und wenn Sie mich jetzt noch fragen, wo er herkommt, erkläre ich Ihnen, dass Miss King eine leibhaftige Hexe ist«, gab Ben zurück.

Mandrake schwieg einen Moment, sah Damona irritiert an und lachte nervös. »Schon gut, Inspektor. Ich ... ich habe verstanden.«

»Das glaube ich nicht«, knurrte Ben so leise, dass der Pilot nichts davon hörte. Trotzdem nickte er und konzentrierte sich dann wieder auf den näher kommenden Helikopter.

Das Rotorengeräusch war mittlerweile zu einem dröhnenden Brüllen geworden, das das Geräusch des Windes und das Prasseln der Flammen verschluckte und bald jedes Gespräch unmöglich machte. Die Maschine glitt im Tiefflug heran, umkreiste die beiden Hubschrauberwracks zwei-, dreimal und setzte dann in knapp fünfzig Metern Entfernung zur Landung an. Die Düsenmotoren brüllten noch einmal auf und verstummten. Die Warnlichter an Bug und Heck des Helikopters erloschen, und in der Pilotenkanzel flammte ein grellweißer Suchscheinwerfer auf. Der Lichtstrahl tastete wie ein schmaler Knochenfinger über das Feld, glitt über das brennende Wrack des Polizeihubschraubers und blieb dann auf Damona, Mike und dem Piloten haften. An einer Seite der dunkelgrün gespritzten Maschine öffnete sich eine Tür. Eine kurze Metallleiter wurde zu Boden gelassen, und ein Mann in der Uniform eines Luftwaffenmajors trat heraus. Er blieb einen Herzschlag lang stehen, sah nacheinander zu den beiden zerstörten Maschinen hinüber und kam dann mit komisch wirkenden Schritten durch den knöcheltiefen Schlamm zu ihnen hinüber.

Ben ging ihm entgegen. Der Major blieb stehen, salutierte nachlässig und sagte: »Major Pelham, Sir. Ich vermute, Sie sind Inspektor Murray?«

Ben nickte verblüfft. »Woher ...?« Pelham lächelte und wurde sofort wieder ernst. »Wir erhielten einen Funkspruch, in dem wir um Unterstützung gebeten wurden. Was ist passiert? Spielt Scotland Yard jetzt schon Krieg?«

Ben blieb ernst. Mit knappen, präzisen Worten erzählte er Pelham, was geschehen war. »Wir haben keine Ahnung, warum die Kiste plötzlich in der Luft explodiert ist«, schloss er. »Aber ich muss gestehen, dass wir jetzt wahrscheinlich tot wären, wenn es anders gekommen wäre.«

Pelham runzelte die Stirn. »Einfach so in der Luft explodiert?«, fragte er. Seiner Stimme war der Zweifel deutlich anzuhören. »Ohne dass …«

Ben unterbrach ihn mit einem Seufzen. »Lieutenant Mandrake hat einen Scheinangriff geflogen«, sagte er. »Vielleicht hat der Pilot einen Fehler gemacht. Vor Schreck oder was weiß ich.«

Pelham überlegte sekundenlang. »Sie sind der Maschine ziemlich nahe gekommen, nicht?«, fragte er an Mandrake gewandt. »Konnten Sie zufällig die Nummer erkennen?«

»Nein«, sagte Damona.

»Vollkommen unmöglich bei dem Tempo«, fügte Ben hinzu.

Mandrake verzog das Gesicht. »Warten Sie ... Ich glaube ... Alpha, Bravo, sieben, vier ...«

»Neun-sieben-sieben-Alpha?«, schloss Pelham.

Mandrake nickte verblüfft. »Ich glaube, ja. Warum fragen Sie?«

»Weil ich weiß, woher die Maschine kam. Von uns. Vom Flughafen Arlington.«

»Äh?«, machte Ben verwirrt.

Pelham sah plötzlich ganz unglücklich aus. »Sie wurde gestohlen«, bekannte er. »Vor etwas mehr als zwei Wochen.«

»Gestohlen!«, ächzte Murray. »Ein ausgewachsener Kampfhubschrauber gestohlen! Sie machen Witze!«

»Leider nicht. Gestohlen ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Sie befand sich auf einem Routineflug, als der Funkkontakt plötzlich abriss. Kurz darauf verschwand die Maschine von den Schirmen der Luftüberwachung. Das da« – er wies auf das immer noch qualmende Wrack der Sikorsky – »ist die erste Spur, die wir von ihr sehen.«

»Und die Besatzung?«, fragte Damona.

Pelham zuckte die Achseln. »Verschwunden. Pilot, Copilot, Funker und drei Marines – weg. Wir vermuteten ein Verbrechen. Zu Recht, wie ich fürchte.«

»Und warum weiß niemand davon?«, schnappte Ben.

Pelham seufzte. »Nun, Inspektor Murray, die Royal Air Force übernimmt die Nachforschungen in solchen Fällen gewöhnlich selbst. Außerdem wollte man vermeiden, dass die breite Öffentlichkeit davon erfährt.«

»Aber wer stiehlt denn einen Hubschrauber!«, wunderte sich Mandrake.

»Oh, dafür gibt es genug Interessenten«, sagte Ben, ehe Pelham Gelegenheit bekam zu antworten. »Waffenhändler, unsere Freunde von der anderen Seite, die Unterwelt ...« Er grinste. »Aber darüber sollten wir uns später unterhalten. Im Moment«, fuhr er, an Pelham gewandt, fort, »wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie uns hier wegbringen könnten.«

»Natürlich«, sagte Pelham hastig. »Ich lasse Sie zum Stützpunkt fliegen. Ich selbst kann Sie leider nicht begleiten – Sie verstehen, dass ich hierbleiben und darauf achten muss, dass das Gelände abgesperrt und durchsucht wird. Aber ich gebe Anweisung, dass man sich um Sie kümmert.« Er wies mit einer einladenden Geste auf den Hubschrauber und watete vor ihnen über das schlammige Feld.

Damona atmete innerlich auf, als sie in der Kabine waren und Pelham ihnen ihre Plätze angewiesen hatte. Der Hubschrauber war kleiner, als sie geglaubt hatte. Der Großteil des Innenraums wurde von grün und grau gestrichenen Kästen und Instrumenten beansprucht, und das wenige, was an Platz übrig blieb, wurde fast vollkommen von zwei wuchtigen Maschinengewehren eingenommen, die rechts und links durch die Bordwand stachen.

Pelham brüllte ein paar Kommandos, worauf bis auf den Piloten und den Funker alle übrigen Soldaten den Helikopter verließen und um die Absturzstelle herum ausschwärmten. Jemand schleppte einen Feuerlöscher heran und begann mit dem ebenso optimistischen wie sinnlosen Versuch, das brennende Wrack der Polizeimaschine zu löschen. Dann fiel die Tür mit dumpfem Laut ins Schloss, und die Rotoren hoch über ihren Köpfen erwachten zu knatterndem Leben. Die Maschine hob ab und entschwebte mit wachsender Geschwindigkeit in Richtung Arlington.

***

Jemand rüttelte ihn sanft, aber ausdauernd an der Schulter und sagte etwas, das er nicht verstand. Die Berührung pflanzte sich als sanft pulsierender Schmerz bis in seinen Kopf fort und ließ ihn aufstöhnen. Er blinzelte, hob die Hand an den Hinterkopf und zog die Finger mit einem scharfen Schmerzlaut wieder zurück.

»Nicht bewegen«, murmelte die Stimme. »Der Arzt ist schon unterwegs.«

Mike öffnete die Augen, blinzelte ein paarmal und versuchte sich zu erinnern, wo er war. Um ihn herum war Dunkelheit, erfüllt von huschenden Schatten, Stimmen und den tastenden Lichtfingern von Handscheinwerfern. Ein sanfter, unaufdringlicher Geruch nach Stoffen und schweren Teppichen und klimaanlagengefilterter Luft stieg in seine Nase ... Kaufhausgeruch.

Er setzte sich auf, stöhnte noch einmal und versuchte, den dröhnenden Schmerz in seinem Hinterkopf zu ignorieren. Sein Schädel fühlte sich an, als hätte ihn jemand genüsslich und mit Ausdauer mit einem Vorschlaghammer behandelt.

»Was ... ist passiert?«, murmelte er undeutlich.

»Sie sind niedergeschlagen worden, Sir«, antwortete der Bobby, der neben ihm auf dem Boden kniete. »Ich habe bereits einen Arzt verständigen lassen und –«

»Quatsch, Arzt« unterbrach ihn Mike. »Was ist los? Wo ist Theraikis, und ...« Er brach ab, stand mit einer plötzlichen Bewegung auf und drehte sich um. Ein banges Gefühl machte sich in ihm breit, als er den leeren Sockel sah, auf dem vor wenigen Minuten noch die drei Schaufensterfiguren gestanden hatten.

»Wo ist Theraikis?«, fragte er noch einmal.

Der Bobby zuckte unglücklich die Achseln. »Ich weiß es nicht, Sir«, gestand er. »Wir ... wir sind Ihnen nachgegangen, als wir den Lärm hörten. Aber es war niemand mehr da, außer Ihnen, versteht sich.«

Mike schwieg einen Moment. Es fiel ihm immer noch schwer, sich in allen Einzelheiten zu erinnern, was geschehen war. Er war zusammen mit dem griechischen Wissenschaftler hier heraufgekommen, um die drei Monsterpuppen sicherzustellen, die Herleth bei seiner überstürzten Flucht zurückgelassen hatte. Sie hatten sie gefunden, und dann …

»Sie sind sich ganz sicher, dass niemand das Gebäude verlassen hat?«, fragte er. »Auch keiner von Ihren eigenen Leuten?«

»Unseren Leuten?«

Mike nickte ungeduldig. »Ein Mann in einer Polizeiuniform«, sagte er. »Ohne Mütze – die habe ich ihm nämlich vom Kopf geschlagen. Er, Theraikis und drei junge Frauen in Pelzmänteln.«

»Drei junge Frauen in Pelzmänteln?«, echote der Polizist. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen schien er allmählich in Sorge zu geraten, dass der Schlag auf Mikes Kopf doch etwas zu heftig gewesen war. »Ich ... ich habe niemanden gesehen«, sagte er zögernd. »Und das Haus ist umstellt. Sie können nicht rausgekommen sein.«

Ein leises Knacken ertönte, und unter der Decke glühten nacheinander Dutzende von gelben Warmton-Leuchtröhren auf. Offensichtlich hatten die Beamten endlich den Lichtschalter gefunden. Mike ging rasch zu dem Podest hinüber und bückte sich. Die Spuren des Kampfes waren unübersehbar. Kleidungsstücke lagen in wirrer Unordnung auf dem Boden, und dicht neben dem Podest entdeckte er einen grauen, gezackten Kunststoffsplitter – das Bruchstück einer Figur, die offensichtlich beim Hinfallen beschädigt worden war. Er wog es einen Moment lang nachdenklich in der Hand, steckte es dann in die Rocktasche und wandte sich wieder an den Bobby.

»Lassen Sie das Gebäude Zentimeter für Zentimeter durchsuchen«, sagte er. »Alles. Auch die Keller und den Dachboden. Professor Theraikis ist entführt worden.«

»Entführt!«

»Von einem Mann in einer Polizeiuniform«, bestätigte Mike. »Und weisen Sie Ihre Leute an, vorsichtig zu sein. Der Kerl ist gefährlich.«

Der Polizist sah ihn einen Moment lang erschrocken an und fuhr dann herum, um zu seinen Leuten zurückzugehen. Mike blieb noch eine halbe Sekunde unschlüssig stehen, ehe er sich ebenfalls umwandte und auf das nächste Telefon zusteuerte. Aus dem Hörer drang das leise Tuten des Freizeichens, aber als er die Nummer von Scotland Yard wählte, erfolgte keine Reaktion.

Natürlich nicht, dachte er übellaunig. Wahrscheinlich gingen sämtliche Gespräche über eine Telefonzentrale, die nach Dienstschluss selbstverständlich abgeschaltet war. Er knallte den Hörer wütend auf die Gabel zurück und rief einen der Polizisten herbei.

»Suchen Sie mir diesen Hausmeister!«, befahl er barsch. »Und dann möchte ich mit dem Einsatzleiter sprechen.« Er wunderte sich beinahe selbst, wie widerspruchslos die Beamten seine Befehle entgegennahmen. Aber wahrscheinlich waren die Männer froh, dass überhaupt jemand da war, an den sie sich wenden konnten. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem scheinbar so harmlosen Kaufhaus, das spürte er deutlich, und wahrscheinlich fühlten sie es ebenfalls. Es war ein seltsames, mit logischen Argumenten nicht zu begründendes Gefühl des Beobachtet-Werdens, das instinktive Wissen, dass in diesem Gebäude etwas unglaublich Fremdartiges und Böses lauerte.