Hohlbein Classics - Unter den Gräbern von Bubastis - Wolfgang Hohlbein - E-Book

Hohlbein Classics - Unter den Gräbern von Bubastis E-Book

Wolfgang Hohlbein

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Beschreibung

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe "Hohlbein Classics" versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.


Die Story: Ringsum endlose sonnendurchglühte Wüste. Die nächste Großstadt, Kairo, ist über zweihundert Kilometer entfernt, und die Laune von Damona King und Mike Hunter befindet sich auf dem Tiefpunkt. Die Bauarbeiten, in deren Verlauf die Grabkammer der legendären Katzengöttin feigelegt wurde, wollen einfach keinen Fortschritt machen. Ein Fluch scheint über dem Projekt zu liegen, so dass Damona und Mike sich persönlich auf den Weg gemacht haben, um nach dem Rechten zu sehen. Zu spät bemerken sie, dass sie in eine raffinierte Falle gelockt wurden, denn der Höllendiener Zarangar ist über jeden ihrer Schritte genauestens informiert. Er hat diese Intrige mit den vertretern der Finsternis abgesprochen und inszeniert. Endlich soll Damona ihren Meister finden. lange hat die Hölle auf diesen Zeitpunkt gewartet. Ihr Henker wartet bereits unter den Gräbern von Bubastis.


"Unter den Gräbern von Bubastis" erschien erstmals am 14.06.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe "Damona King".


Der Autor: Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

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Inhalt

CoverHohlbein ClassicsÜber diese FolgeÜber den AutorTitelImpressumUnter den Gräbern von BubastisVorschau

Hohlbein Classics

Jetzt zum ersten Mal als E-Book verfügbar: Die Reihe »Hohlbein Classics« versammelt die frühen Werke von Wolfgang Hohlbein, die seinerzeit im Romanheft erschienen sind.

Über diese Folge

Unter den Gräbern von Bubastis

Ein Damona King Roman

Ringsum endlose sonnendurchglühte Wüste. Die nächste Großstadt, Kairo, ist über zweihundert Kilometer entfernt, und die Laune von Damona King und Mike Hunter befindet sich auf dem Tiefpunkt. Die Bauarbeiten, in deren Verlauf die Grabkammer der legendären Katzengöttin freigelegt wurde, wollen einfach keinen Fortschritt machen. Ein Fluch scheint über dem Projekt zu liegen, so dass Damona und Mike sich persönlich auf den Weg gemacht haben, um nach dem Rechten zu sehen. Zu spät bemerken sie, dass sie in eine raffinierte Falle gelockt wurden, denn der Höllendiener Zarangar ist über jeden ihrer Schritte genauestens informiert. Er hat diese Intrige mit den Vertretern der Finsternis abgesprochen und inszeniert. Endlich soll Damona ihren Meister finden. lange hat die Hölle auf diesen Zeitpunkt gewartet. Ihr Henker wartet bereits unter den Gräbern von Bubastis.

»Unter den Gräbern von Bubastis« erschien erstmals am 14.06.1982 unter dem Pseudonym Henry Wolf in der Reihe »Damona King«.

Über den Autor

Wolfgang Hohlbein ist der erfolgreichste deutschsprachige Fantasy-Autor mit einer Gesamtauflage von über 40 Millionen Büchern weltweit.

WOLFGANG

HOHLBEIN

Unter den Gräbern von Bubastis

Ein Damona King Roman

BASTEI ENTERTAINMENT

Aktualisierte Neuausgabe der im Bastei Lübbe Verlag erschienenen Romanhefte aus der Reihe Damona King

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Lektorat/Projektmanagement: Esther Madaler

Covergestaltung: Christin Wilhelm, www.grafic4u.de unter Verwendung von © shutterstock/Natykach Nataliia; shutterstock/Dmitry Natashin

E-Book-Erstellung: Dörlemann Satz, Lemförde

ISBN 978-3-7325-1446-5

Unter den Gräbern von Bubastis

Gespensterkrimi von Henry Wolf

Die Luft über der Wüste flimmerte vor Hitze. Irgendwo im Osten, halb verborgen hinter einem Vorhang wabernder Luft, flackerte die schattenhafte Ahnung eines mächtigen Gebirges am Horizont, vor dem die Reitergruppe zu einer Ansammlung winziger, schwarzer Pünktchen zusammenzuschrumpfen schien. Die Reiter galoppierten in scharfem Tempo über die Wüste. Unter den gespaltenen Hufen ihrer struppigen Kampfkamele wirbelte Staub auf, der sich in der unbewegten Luft nur langsam wieder senkte und ihren Weg auf Meilen hin markierte. Ab und zu blitzte es unter den schwarzen Umhängen der Reiter silbern auf, wenn sich ein verirrter Sonnenstrahl auf ihren Waffen oder den goldbesetzten Gürteln brach.

Khelim Basr setzte den Feldstecher ab, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand über die Augen und setzte das Glas dann erneut an.

Aber das fantastische Bild blieb.

Er beobachtete die Kamelreiter jetzt seit mehr als zwanzig Minuten, seit er auf die winzige Staubwolke vor dem Horizont aufmerksam geworden war. Seither war das gute Dutzend Kamele mit seinen schwarz verhüllten Reitern beständig näher gekommen, nahe genug, dass er ihre Umrisse jetzt auch ohne Feldstecher hätte erkennen können. Sie hatten nicht einmal angehalten, sondern schienen ihre Tiere im Gegenteil zu immer schärferem Tempo anzutreiben, je näher sie der kleinen Polizeistation kamen. Und es gab keinen Zweifel an ihrem Ziel. Mit Ausnahme der kleinen, nur aus einem einfachen Lehmziegelgebäude und einer Wellblechgarage bestehenden Station gab es im Umkreis von zwanzig Meilen nichts als Wüste und Sand und tödlicher Hitze.

Der schmalgesichtige Polizeileutnant ließ das Glas vor sich in den Sand sinken und betrachtete die näher kommende Reitergruppe mit bloßen Augen. Nein – es gab keinen Zweifel. Die Männer waren auf dem Wege zu ihm.

Er zögerte noch einen Moment, verstaute den Feldstecher dann wieder in dem Lederfutteral an seinem Gürtel und stand umständlich auf. Sein Körper hatte dort, wo er die letzten zwanzig Minuten gelegen hatte, einen verschwommenen dunklen Umriss im Sand der Düne hinterlassen. Der staubfeine Sand war unter seine Kleider gekrochen, knirschte zwischen seinen Zähnen und juckte unerträglich.

Basr spuckte aus, warf den Kamelreitern einen letzten, nachdenklichen Blick zu und ging dann langsam die Düne hinunter. Nach zwanzig Minuten unter dem unbarmherzigen Glast der Sonne fühlte sich sein Körper ausgetrocknet und müde an. Seine Kehle brannte. Er sehnte sich nach einer eiskalten Cola oder wenigstens Schatten.

Die Kunstledersitze des altersschwachen Jeep, den er am Fuß der Düne geparkt hatte, schienen zu glühen, als er sich in den Wagen schwang und fluchend nach dem Zündschlüssel griff. Der Motor spuckte, stieß eine Wolke fettigen schwarzen Qualms aus und sprang erst beim vierten oder fünften Versuch an. Basr fluchte ungehemmt vor sich hin. Der Wagen war schon seit mindestens zehn Jahren reif für die Schrottpresse, aber er wusste, wie sinnlos es war, Ersatz anzufordern. Er hatte noch gute fünfzehn Dienstjahre vor sich, wenn nicht ein Wunder geschah und Allah und seine Vorgesetzten ihn aus diesem Vorposten der Hölle in eine bequemere Dienststelle versetzten, und aller Wahrscheinlichkeit nach würde der Wagen ihn bis zum Tage seiner Pensionierung begleiten.

Er wendete, schaltete geschickt mit Zwischengas (das Kupplungspedal war schon vor drei Jahren abgebrochen und nie repariert worden) und ließ den Wagen brutal über die mit Schlaglöchern und Miniatur-Sanddünen übersäte Straße auf den Polizeiposten zuhoppeln. Die Entfernung betrug nicht einmal fünfhundert Meter. Einem Europäer wäre es wie ein Witz vorgekommen, die Strecke mit dem Wagen zurückzulegen, aber wenn man in diesem mörderischen Klima aufgewachsen war und lebte, lernte man schnell, mit jeder Bewegung sparsam umzugehen. Vor allem, wenn man ein derart mieses Gehalt bezog wie Basr.

Er parkte den Wagen im Schatten des Gebäudes, verbrannte sich die Hände, als er sich auf dem Kotflügel aufstützte und – weniger elegant als geplant – aus dem Wagen sprang, und taumelte keuchend ins Haus.

Nach der Bruthitze draußen kam ihm die schwülwarme Luft im Inneren des flachen, nur aus einem einzigen Raum bestehenden Gebäudes herrlich kühl vor. Er wankte zu seinem Schreibtisch, ließ sich ächzend auf seinen Stuhl sinken und legte die Füße auf die Tischplatte.

Sein Kollege sah stirnrunzelnd auf. Jussuf Dabar war nur wenig älter als Basr, aber er hatte die letzten zwanzig Jahre seines Lebens hier draußen verbracht, und die Hitze und der manchmal übermenschlich harte Einsatz, der von ihnen verlangt wurde, hatten tiefe Spuren in sein Gesicht gegraben. Seine Augen waren schmal und von einem Netzwerk winziger Fältchen und Narben umgeben, und seine Gesichtshaut war von einem so tiefen Braun, dass sie schon fast verbrannt wirkte.

»Du bist schon zurück?«, fragte er nach einer Weile.

Basr stöhnte, zog ein fast handtuchgroßes Taschentuch aus dem Hemd und fuhr sich mit einer übertrieben wirkenden Geste durchs Gesicht.

»Reiter kommen«, sagte er knapp.

Dabar zog die Brauen zu einem steilen »V« zusammen. »Reiter?«

Basr nickte bekräftigend, langte über den Tisch und trank einen Schluck lauwarmen Tee aus der Tasse seines Kollegen. »Eine ganze Meute. Ein Dutzend oder so.«

Dabar schwieg sekundenlang und wartete offenbar, dass Basr von sich aus weiterreden würde.

»Und?«, machte er, als Basr beharrlich schwieg.

»Nichts und«, gab Basr zurück. »Ein paar Kamelreiter kommen hierher. Was ist daran so ungewöhnlich?« Er hätte sich die Frage selbst beantworten können. Für einen Moment entstand noch einmal das Bild der hochgewachsenen, schwarz gekleideten Kamelreiter vor seinem inneren Auge. Die Gruppe hatte irgendwie ... beunruhigend gewirkt, ohne dass er sagen konnte, warum.

Er lachte nervös und eine Spur zu schrill. »Vielleicht wirfst du schon einmal den Gasofen an. Unsere Besucher werden durstig sein, wenn sie ankommen.«

Dabar stand automatisch auf und machte einen Schritt auf den rostigen Campinggaskocher zu, ehe er verblüfft stehen blieb und Basr stirnrunzelnd ansah.

»Haben wir genug Tee im Haus?«, fragte Basr harmlos.

»Tee? Wieso Tee?«

Basr zuckte die Achseln, stellte die Tasse ab und riss geschickt mit der Linken ein Streichholz an, mit dem er eine übelriechende schwarze Zigarette in Brand setzte, ehe er antwortete.

»Weil es ihr Nationalgetränk ist. Es sind Tuareg.«

Dabars Gesichtsausdruck wirkte jetzt ausgesprochen dämlich.

»Sag das noch mal«, sagte er lahm.

Basr stieß eine dicke Qualmwolke aus, schwang die Beine vom Schreibtisch und ging mit schlurfenden Schritten zu dem Stahlschrank hinüber, in dem sie ihre Waffen aufbewahrten. Das Schloss quietschte protestierend, als er den Schlüssel hineinsteckte und aufschloss. »Tuareg«, sagte er langsam und geduldig. »Und wie es aussieht, nicht gerade die friedlichsten. Sie sind bewaffnet bis an die Zähne.« Er drehte sich herum, warf Dabar grinsend einen Karabiner hinüber und deutete mit einer Kopfbewegung auf das schmale Fenster in der Südwand.

»Ich gehe hinaus und versuche herauszukriegen, was sie wollen. Du bleibst hier.«

Dabar betrachtete verdattert die Waffe in seinen Händen und blickte dann Hilfe suchend in die Runde.

»Aber ... ich ...«

»Ich verstehe es auch nicht«, erklärte Basr gleichmütig.

»Aber das letzte Mal, dass Tuareg hier in der Gegend gesichtet worden sind ...

»War irgendwann vor der letzten Sintflut, ich weiß«, nickte Basr. »Aber das heißt nicht, dass es keine mehr gibt, oder?«

»Natürlich nicht ...« Dabar schluckte krampfhaft. Unter seiner Sonnenbräune wirkte er plötzlich bleich. Basr fiel auf, dass seine Hände zitterten.

»Vielleicht machen wir uns nur unnötige Sorgen«, versuchte Basr den Jüngeren zu beruhigen. »Die letzten Aufstände sind fast fünfzig Jahre her. Vermutlich handelt es sich nur um einen versprengten Trupp, der Wasser und ein paar Lebensmittel schnorren will.« Er zuckte mit einem Gleichmut, den er ganz und gar nicht empfand, die Achseln, blickte auffordernd zum Fenster und drehte sich dann um, um das Gebäude zu verlassen.

Der entspannte Ausdruck verschwand von seinem Gesicht, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Basr war nervös. Und unter der Nervosität brodelte Angst. Nackte, hilflose Angst.

Er blickte sich unschlüssig nach rechts und links um, hängte sich dann den Karabiner über die Schulter und lief mit schnellen Schritten den Hang der nächsten Sanddüne empor.

Die Reiter waren näher gekommen. Schneller, als er befürchtet hatte. Als er seinen Beobachtungsposten aufgegeben und zur Hütte zurückgekehrt war, waren sie noch gut zwei Meilen entfernt gewesen. Aber sie mussten ihre Tiere zu noch schnellerem Vorwärtstraben angetrieben haben, während er drinnen mit Dabar geredet hatte. Der vorderste Reiter befand sich kaum noch dreihundert Meter von Bass Standort entfernt. Sie waren jetzt so nahe, dass er das dumpfe Trommeln der Kamelhufe hören konnte.

Basr richtete sich zu seiner vollen Größe von fast einhundertneunzig Zentimetern auf, hob langsam die rechte Hand und ließ die andere wie zufällig auf den Pistolengriff an seiner Seite sinken. Er begann sich mit jedem Augenblick unbehaglicher zu fühlen.

Natürlich hatte er wie jeder Ägypter schon von den Tuareg gehört. Die Angehörigen dieses Nomadenstammes hatten früher zu den gefürchtetsten Kriegern des afrikanischen Kontinents gehört. Kein Land, keine noch so gut befestigte Stadt war vor ihren Überfällen sicher gewesen, keine noch so starke Armee hätte es gewagt, sie in ihr Gebietirgendwo tief in der Wüste zu verfolgen.

Aber das war vorbei, ein Stück Geschichte, nicht realer als der Bau der Pyramiden oder die Kriege gegen die Römer. Heute waren die Tuareg auf ein paar hundert armselige Familien zusammengeschrumpft, die – wenn überhaupt – dann nur zum Betteln in die Nähe der Zivilisation kamen.

Aber die Krieger dort draußen sahen gar nicht wie Bettler aus. Sie wirkten auch nicht heruntergekommen oder schwächlich – im Gegenteil. Basr erkannte mit plötzlichem Schrecken, dass die Männer ganz genauso aussahen, wie man sich die gefürchteten Tuareg-Krieger aus der Geschichte vorstellte: groß, stolz, stark – und gefährlich.

Der vorderste Reiter wandte den Kopf, starrte Basr einen endlosen Herzschlag lang an und zwang sein Tier dann mit einem brutalen Ruck herum. Der Rest der Gruppe vollzog die Bewegung nach. Die Kamele galoppierten nun genau auf Basr zu.

Der Polizeibeamte hob die Hand noch höher, winkte und wartete auf eine Reaktion der Reiter. Aber es kam keine. Die schwarz vermummten Gestalten trieben ihre gepanzerten Kamele umbarmherzig voran. Basr konnte die leisen, spitzen Schreie hören, mit denen sie die Tiere anfeuerten.

Seine Besorgnis wuchs. Die Meute war jetzt allerhöchstens noch zweihundert Meter von ihm entfernt, aber die Männer machten keinerlei Anstalten, ihr Tempo zu drosseln. Basr warf einen raschen Blick über die Schulter zum Fenster des Polizeigebäudes zurück. Er konnte Dabar als dunklen, geduckten Schatten hinter der Fensterbrüstung erkennen. Der Lauf des Gewehres schimmerte hell im Sonnenlicht. Basr wandte sich wieder um und fuhr sich nervös mit der Zunge über die aufgerissenen Lippen. Zögernd griff er nach seinem Karabiner, nahm ihn von der Schulter und zog den Ladehebel zurück. Das helle, metallische Schnappen ging im Donnern der herangaloppierenden Kamele unter.

Er hob die Waffe, visierte über den Lauf und spannte den Finger um den Abzugshebel.

Hundertfünfzig Meter; dachte er. Allerhöchstens. Und die Männer machten immer noch keine Anzeichen, ihr Tempo herabzusetzen.

Kehlim Basr wartete mit erzwungener Ruhe, bis der vorderste Reiter noch knapp hundert Meter entfernt war, und drückte dann zweimal hintereinander ab. Die Kugeln fuhren dicht vor den Hufen des Kameles in den Boden und ließen zwei Sandfontänen aufspritzen.

Das Tier kreischte angstvoll auf, stieg auf die Hinterhufe und schlug in blinder Panik mit den Vorderläufen aus. Der Reiter wurde aus dem Sattel geworfen, segelte im hohen Bogen durch die Luft und landete mit einem dumpfen Geräusch im Sand.

Der Rest der Gruppe spritzte nach allen Seiten auseinander, als die Schüsse krachten. Basr fuhr herum, zielte auf ein zweites Kamel und jagte ihm eine Kugel vor die Vorderläufe. Das Tier kreischte und brach fast im rechten Winkel aus. Der Reiter klammerte sich verzweifelt am Sattel fest, verlor die Balance und griff im letzten Moment nach der struppigen Mähne des Tieres.

Basr lud seine Waffe durch und lief mit schnellen Schritten die Düne herunter. Die Kamelreiter hatten gewendet und stoben in scheinbar kopfloser Flucht davon, ohne sich um ihren gestürzten Kameraden zu kümmern. Der Gewehrlauf in Basrs Händen folgte einen Moment lang dem Kurs der Gruppe, senkte sich dann und richtete sich auf den immer noch reglos daliegenden Tuareg.

Der Polizeileutnant näherte sich dem Bewusstlosen mit äußerster Vorsicht. Seine Hände krampften sich so fest um den Schaft des Karabiners, dass es schmerzte. Sein Herz hämmerte. Er war nervös, und er war sich selbst gegenüber ehrlich genug, zuzugeben, dass er Angst hatte. Er wusste selbst nicht genau, was ihn dazu getrieben hatte, das Feuer zu eröffnen. Aber er bedauerte es nicht. Die Tuareg waren gefährlich, und irgendwie hatte er einfach gewusst, dass die Kamelreiter nicht in friedlicher Absicht kamen.

Er näherte sich der schwarz verhüllten Gestalt und blieb in zwei Schritten Entfernung stehen. Der Tuareg lag vollkommen reglos im heißen Sand. Sein Umhang war durch den Sturz beiseite gerutscht, so dass Basr das rostige Kettenhemd erkennen konnte, das der Krieger darunter trug.

Er machte noch einen Schritt, stupste die Gestalt vorsichtig mit dem Gewehrlauf an und kniete schließlich – den Finger nervös am Abzug haltend – neben ihr im Sand nieder. Vorsichtig streckte er die Hand aus und drehte den vermeintlich Bewusstlosen auf den Rücken.

Die Hände des Tuareg zuckten hoch, schmetterten Basr den Karabiner aus den Fäusten und legten sich wie Stahlklammern um seinen Hals. Basr keuchte entsetzt, warf sich zurück und befreite sich mit einer unglaublichen Anstrengung aus dem tödlichen Würgegriff. Sein eigener Schwung ließ ihn rückwärts taumeln und schwer zu Boden krachen. Ein greller Schmerz explodierte in seinem Rücken und raubte ihm fast die Besinnung. Undeutlich nahm er wahr, wie der Tuareg hochfederte und sich mit weit ausgebreiteten Armen auf ihn warf. Kehlim Basr riss instinktiv die Arme vors Gesicht, zog die Knie an den Körper und rammte dem Krieger die Füße vor die Brust. Der Tuareg keuchte, taumelte zurück und kämpfte mit wild rudernden Armen um seine Balance.

Basr raffte sich mühsam auf, griff nach seinem Gewehr und benutzte es als Keule, als der schwarz Vermummte ein zweites Mal heranstürmte. Er rammte ihm den Kolben in den Leib, setzte einen wütenden Kniestoß nach und schmetterte dem Angreifer aus der gleichen Bewegung heraus den Gewehrlauf über den Schädel.

Der Hieb war kräftig genug, einen Büffel zu fällen. Aber die erhoffte Wirkung blieb aus.

Der Tuareg torkelte lediglich einen halben Schritt zurück, schüttelte benommen den Kopf und drang dann erneut auf seinen Gegner ein.

Kehlim Basr schrie gellend auf, als sein Blick auf das Gesicht des Kriegers fiel. Turban und Umhang eines Tuareg waren aus einer einzigen Stoffbahn gewickelt, so dass zwischen den wallenden Tüchern nur ein schmaler Spalt über Nasenwurzel und Augen frei blieb. Aber was ihm aus diesem Spalt entgegengrinste, waren keine menschlichen Augen – sondern die augenlosen Höhlen eines Totenschädels!

Der Tuareg duckte sich und sprang aus dem Stand nach Basrs Beinen.

Der Anprall riss den Polizeibeamten von den Füßen. Er fiel hin, trat in blinder Panik um sich und kam frei, wenn auch nur für Augenblicke.

Das Gewehr in seiner Hand wirbelte herum. Seine Finger rissen den Abzug zurück, und der Rückschlag schmetterte ihm fast die Waffe aus der Hand.

Der Tuareg wurde durch die mörderische Wucht der aus allernächster Nähe abgefeuerten Kugel hochgerissen und meterweit zurückgeschleudert.

Basr wartete nicht, bis der Krieger erneut angriff. Er fuhr herum, sprang auf die Füße und rannte mit weit ausgreifenden Schritten die Düne hinauf.

Er erreichte den Kamm nie.

Von der anderen Hügelseite ertönte das Geräusch von splitterndem Holz, gefolgt von zwei dicht aufeinander folgenden Gewehrschüssen und einem gellenden Aufschrei, der sich in unmenschliche Höhen steigerte und dann mit erschreckender Plötzlichkeit abriss. Dann wuchs ein gigantischer, im grellen Gegenlicht der Sonne verzerrt erscheinender Schatten auf dem Hügelkamm auf und versperrte Basr den Weg.

Kehlim Basr schrie gellend auf, als er den schwarz vermummten Kamelreiter erkannte. Er war viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, um sein Leben zu kämpfen, um noch auf die restlichen Tuareg zu achten. Die Reiter mussten die Zeit genutzt haben, um die Düne zu umgehen und die Polizeistation anzugreifen. Der gellende Schrei sagte Basr genug über Dabars Schicksal.

Basr stolperte noch einen Schritt vorwärts, starrte den knöchernen Reiter auf seinem hässlichen Kamel eine Zehntelsekunde lang ungläubig an und fuhr dann entsetzt herum.

Am Fuß der Düne waren ebenfalls Kamelreiter aufgetaucht. Und zwischen ihnen hatte sich der gestürzte Tuareg wieder aufgerichtet und kam nun langsam näher.

Kehlim Basr schlug verzweifelt zu, als sich die dürren Knochenfinger des Kriegers gierig nach ihm ausstreckten. Aber gegen den Knöchernen hatte er keine Chance. Die Hände des Tuareg tasteten gierig nach seinem Hals und drückten umbarmherzig zu ....

***