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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Die Sonne versank hinter den Bergen von Waldkogel. Der Himmel erstrahlte im letzten Hauch des Abendrots. Die Hüttengäste gingen schlafen, um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein für ihre Gipfeltouren. Toni räumte die Tische ab. Nur Monika Krauser saß noch auf der Terrasse. Die junge Zahnärztin schaute in Gedanken versunken über das Tal. Toni trat zu ihr. »Bist du noch munter? Jeden Tag machst du eine lange Wanderung und dir ist die Anstrengung nicht anzumerken. Bewundernswert!« Monika lächelte. »Ich bin gut durchtrainiert. Daheim in München laufe ich jeden Morgen vor der Arbeit mindestens zehn Kilometer. Ich brauche Bewegung und die Herausforderung. Ist Anna noch in der Küche? Ich wollte sie nach einem Tee fragen.« »Anna ist bei den Kindern. Sie haben etwas auf dem Herzen, denken wir, denn sie waren heute Abend auf eine seltsame Weise still. Das ist immer ein Alarmzeichen. Wahrscheinlich machen wir uns zu viele Gedanken.
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Die Sonne versank hinter den Bergen von Waldkogel. Der Himmel erstrahlte im letzten Hauch des Abendrots. Die Hüttengäste gingen schlafen, um am nächsten Morgen ausgeruht zu sein für ihre Gipfeltouren.
Toni räumte die Tische ab.
Nur Monika Krauser saß noch auf der Terrasse. Die junge Zahnärztin schaute in Gedanken versunken über das Tal.
Toni trat zu ihr. »Bist du noch munter? Jeden Tag machst du eine lange Wanderung und dir ist die Anstrengung nicht anzumerken. Bewundernswert!«
Monika lächelte.
»Ich bin gut durchtrainiert. Daheim in München laufe ich jeden Morgen vor der Arbeit mindestens zehn Kilometer. Ich brauche Bewegung und die Herausforderung. Ist Anna noch in der Küche? Ich wollte sie nach einem Tee fragen.«
»Anna ist bei den Kindern. Sie haben etwas auf dem Herzen, denken wir, denn sie waren heute Abend auf eine seltsame Weise still. Das ist immer ein Alarmzeichen. Wahrscheinlich machen wir uns zu viele Gedanken. Du weißt, dass wir Franziska und Sebastian adoptiert haben?«
»Ja, Alois hat es mir erzählt. Keine Sorge, ich lasse es mir gegenüber den Kindern nicht anmerken, dass ich es weiß.«
»Ja, das stimmt, sie wollen nicht darauf angesprochen werden«, sagte Toni. »Alois ist in der Küche. Er hat gerade frischen Tee aufgebrüht. Ich bringe dir welchen.«
Monika ging mit Toni in die Berghütte.
Der alte Alois kam mit einem Becher Tee aus der Küche und setzte sich an den Kamin.
»Toni, hole dir auch einen Tee und mache eine Pause!«, sagte er.
Toni nickte. Er holte für sich und Monika zwei Becher Kräutertee. Sie setzten sich auf die Schaukelstühle vor dem Kamin.
Nach einer Weile sagte Monika: »Es ist wunderschön hier bei euch. Wie lange kann man eigentlich bleiben?«
Toni schaute sie erstaunt an.
»Wie meinst du das? Du kannst so lange die Kammer haben, wie du willst.«
»Das ist sehr gut. Ich bin am Überlegen, ob ich für den Rest des Sommers in Waldkogel bleibe.«
»Mei, das ist ja ein Kompliment für uns«, freute sich Toni. »Warten in München nicht deine Patienten?«
Monika errötete leicht.
»Schon, aber meine Gedanken gehen immer mehr in die Richtung, zu kündigen und eine lange Pause einzulegen.«
»Gefällt dir es dort nicht, wo du bist?«, fragte der alte Alois.
»Doch, sehr sogar!«, sagte Monika. «Ich behandle hauptsächlich die Kinder, die in die Zahnarztpraxis kommen. Das macht mir viel Freude. Aber…«, Monika seufzte aus tiefstem Herzen. »Am besten erzähle ich von Anfang an. Dass ich dort angefangen habe, kam so: Doktor Jürgen Haber hatte schon während des Studiums ein Auge auf mich geworfen. Noch am Tag meines Examens engagierte er mich für seine Praxis. Dann kam eins zum anderen, wir wurden ein Liebespaar. Er sieht gut aus und ist sehr erfolgreich. Jürgen stammt aus bester Familie. Er ist liebevoll und verwöhnt mich. Allerdings sagte er immer, dass eine Partnerschaft ohne Trauschein für ihn die beste Lebensform sei. Trotzdem ist er kein Hallodri. Er war mir treu und ist sehr anhänglich. Die ganze Zeit wünschte ich mir im Stillen, seine Frau zu sein und Kinder mit ihm zu haben. Das behielt ich aber für mich. Und jetzt hat er mir plötzlich einen Antrag gemacht. Nein, eigentlich trifft es das nicht. Er sagte, er habe alles organisiert. Ich mache es kurz. Flug nach Las Vegas, Heirat, eine Woche Urlaub und dann zurück. Danach Vergrößerung der Praxis und Familie. Er stellte mich einfach vor vollendete Tatsachen, er hatte alles schon gebucht.«
Toni und Alois sahen Monika verwundert an.
»Schaut nicht so! So war es. Ach ja, einen Verlobungsring hielt er mir unter die Nase. Quasi im Nachhinein. Es traf mich völlig unvorbereitet und es war alles andere als romantisch. Der Herr Doktor hatte es so beschlossen und erwartete, dass ich zu allem Ja und Amen sage. Ach, es würde nicht einmal eine reguläre kirchliche Trauung sein. Ich dachte, ich kippe vom Stuhl. Das war also der Augenblick, den ich im Stillen ersehnt hatte. Aber statt Freude zu empfinden, war nur Leere in mir. Ich wusste, dass Jürgen ein zupackender Typ ist. Wenn er sich für etwas entschieden hat, dann zieht er es durch. Jetzt bin ich ziemlich durcheinander. Meine Tante riet mir, in die Berge zu fahren und zur Ruhe zu kommen. Jürgen habe ich gesagt, dass ich Bedenkzeit brauche.«
Toni und der alte Alois nickten.
»Wenn man heiratet, sollte das für ein ganzes Leben sein«, sagte Toni. »Also ist es gut, sich vorher zu befragen, ob es diese Liebe ist.«
»Richtig!«, pflichtete ihm Monika bei. »Genauso ist es. Es muss eine Entscheidung des Herzens sein, nicht wahr?«
»Nur eine Entscheidung des Herzens«, sagte Toni. »Und du fühlst nix?«
»Nein, es ist verrückt. Auf einmal fallen mir all die Unterschiede ein. Ich frage mich, wo die Gemeinsamkeiten sind, außer bei unserem Beruf? Er ist nicht sportlich. Okay, er toleriert meine Sportbegeisterung. Aber mit ihm zu joggen, ist ausgeschlossen. Ach, es ist nicht schlimm, dass er so unsportlich ich. Damit könnte ich leben. Aber ich fühle nichts. Alles ist leer in mir. Ich habe kein Herzklopfen. Wenn ich an eine Zukunft mit ihm denke, dann kann ich mir ein Familienleben einfach nicht vorstellen, besser gesagt, nicht mehr vorstellen.« Monika seufzte wieder. »Wie kann das plötzlich so kommen? Ich hatte ihn wirklich gern.«
Alois und Toni wechselten Blicke.
»Du warst sicher in ihn verliebt. Aber verliebt zu sein und wahrhaftig zu lieben, da gibt es einen riesigen Unterschied, Monika. Damit will ich dir nicht zu nahe treten. Für mich ist das nur die Erklärung dafür, warum dein Herz keine Freudensprünge machte, als er sagte, er wolle dich heiraten.«
Monika lehnte sich auf dem Schaukelstuhl zurück. Sie schlug die Beine übereinander und schlürfte ihren Tee.
Toni und der alte Alois schwiegen. Das Madl muss eine schwere Entscheidung treffen, dachte Toni. Dabei ist die Entscheidung längst gefallen. Ihr Herz klopft nicht schneller. Es wäre gut, wenn sie darauf hören würde. Er stand auf und legte Holz ins Feuer. Die Flammen züngelten auf und fraßen sich durch die Rinde. Es knisterte.
Monika lächelte.
»Es knistert. Das ist schön. Man sagt auch, dass es zwischen zwei Menschen knistert, die sich lieben.«
»Ja, so sollte es sein.«
»Bei uns hat es nie geknistert«, sagte Monika, mehr zu sich selbst.
Toni hatte es gehört und lächelte sie an.
»Dann war deine Verliebtheit eine Wunschvorstellung?«
Monika zuckte mit den Achseln.
»Das will ich herausfinden. Ich habe mir überlegt, ich werde kündigen. Ich will ausprobieren, wie es ist, wenn wir nicht mehr zusammen arbeiten. Werde ich ihn vermissen?«
Toni legte die Stirn in Falten.
»Und wie ist es jetzt? Vermisst du ihn? Sehnst du dich nach ihm?«
Monika schaute ins Feuer.
»Wenn ich ehrlich bin, nein, ich vermisse ihn nicht. Im Gegenteil, ich bin sehr ärgerlich, dass er mich derart mit seinem Meinungswechsel überrumpelt hat.«
»Er wird es gut gemeint haben. Es hat ihn sicherlich Mühe gekostet, alles zu organisieren«, gab der alte Alois zu bedenken.
»Stimmt! Aber er kennt mich doch. Jürgen hätte wissen müssen, dass er mich damit überfährt. Er hat vollendete Tatsachen schaffen wollen. Dabei hat er auf meine Wünsche keine Rücksicht genommen. Heiraten am Ende der Welt, sage ich jetzt mal übertrieben, ohne meine Familie und meine Freunde, ohne eine richtige kirchliche Hochzeit, das ist himmelweit von dem entfernt, was ich mir erträumt hatte.«
Monika trank wieder einen Schluck Tee.
»Ich denke, Jürgen wollte mich damit weniger freudig überraschen, vielmehr wollte er alles problemlos so haben, wie es ihm passt. Langsam reift in mir ein Gedanke: Ich hatte seine Willensstärke bisher sehr geschätzt. Aber jetzt wird mir bewusst, welch ein Ich-Mensch er ist. Das war mir bisher nicht aufgefallen. Liebe macht bekanntlich blind. Es ging immer nur darum, was er will, und ich passte mich an. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es ihm sehr leicht gemacht. Ich verdrängte nach und nach alle meine Wünsche, bis auf den Wunsch, mit ihm zusammen zu sein. Deshalb gab ich wohl immer nach.«
»In einer guten Beziehung kann man über alles sprechen und bei unterschiedlichen Meinungen und verschiedenen Wünschen einen Kompromiss finden«, sagte Toni.
Monika nickte zustimmend.
»So war es bei uns nicht, niemals. Ich muss aus dieser Abhängigkeit raus. Erst wenn ich frei bin, kann ich entscheiden, wie es weitergehen soll. Er ist sehr dominierend. In seiner Nähe verliere ich mich selbst.«
Monika atmete tief durch. Sie nahm ihr Handy und tippte einen Text.
»So, das wäre erledigt«, sagte sie.
Toni sah sie fragend an.
»Okay, wenn du es wissen willst, sage ich es. Ich habe ihm geschrieben, dass ich nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen bin, dass sein und mein Leben nicht zusammenpassen. Außerdem hätte ich beschlossen, eine Weile in den Bergen zu leben. Deshalb kündige ich.«
Der alte Alois grinste.
»So machen das die jungen Leute heute, alles elektronisch. Ich kann mir das nicht vorstellen. Muss man sich dabei nicht in die Augen sehen?«
»Alois, so ist es einfacher. Und für mich sicherer. In meinem jetzigen Zustand wäre ich einer Auseinandersetzung mit ihm nicht gewachsen. Jürgen kann sehr überzeugend sein. Oft war ich seinen Argumenten nicht gewachsen. Als er mir diesen Antrag gemacht hatte, lief ich einfach aus dem Restaurant. Ich wollte nur noch fort.«
»Vielleicht kommt er auf die Berghütte?«
»Wenn er wüsste, wo ich bin, käme er bestimmt. Aber nur meine Tante weiß, wo ich bin. Und sie wird es ihm nicht verraten, weil sie nie besonders begeistert war von ihm. Ich werde sie gleich anrufen.«
Monika stand auf und ging auf die Terrasse. Das Telefonat war kurz.
Als sie sich wieder ans Feuer setzte sah sie viel entspannter aus. Sie lächelte vor sich hin.
»Alles geregelt!«, sagte sie. »Tante Johanna meinte, es sei eine kluge Entscheidung, mich von ihm zu trennen und gleich zu kündigen.«
»Denkst du, du findest eine neue Stelle?«, fragte der alte Alois.
»Aber ja! Außerdem kümmere ich mich erst im Herbst darum. Jetzt will ich daran keinen Gedanken verschwenden. Ich bleibe euch also bis zum Ende des Sommers erhalten.«
»Das freut mich. Die Kinder mögen dich. Mit deiner Entscheidung wirst du Jubelstürme bei Franzi und Basti hervorrufen«, sagte Toni.
Anna kam mit einer Tasse Tee und setzte sich zu ihnen.
»Hast du herausgefunden, worüber die beiden grübeln?«, fragte Toni.
»Ja, das habe ich. Paul Hofer hat eine Zahnspange bekommen und wird deswegen gehänselt. Vor allem, weil er mit der Spange im Mund etwas lispelt. Du weißt, dass eines der Fellbacher Kinder heute Geburtstag hatte. Es gab ein Hoffest, und es fehlte kaum ein Kind aus Waldkogel. Am Schluss lief Paul Hofer weinend nach Hause. Obwohl seine Schwester und Franzi und Basti ihm beistanden, wurde er verspottet.«
»Kinder können grausam sein«, sagte der alte Alois. »Und für einen Buben kann eine solche Hänselei noch schlimmer sein, als für ein Madl.«
Monika stimmte ihm zu. Sie kannte diese Probleme aus ihrer Praxis.
»Wenn es hilft, dann rede ich mal mit dem Paul.«
»Des ist eine sehr gute Idee«, stimmte ihr Toni zu.
Sie überlegten, wie das am besten zu arrangieren wäre. Anna hatte die einfachste Lösung. Basti und Franzi sollten ihre beiden besten Freunde auf die Berghütte einladen. Dann wäre es ein Leichtes für Monika, Paul Hofer zur Seite zu nehmen und mit ihm zu sprechen.
*
Es war nach Mitternacht. Astrid Wollner, die Trixi gerufen wurde, saß auf ihrem Bett in der Studentenbude, ein dickes Kissen im Rücken. Neben sich hatte sie eine Schachtel Pralinen, die sie sich geleistet hatte. Sie las einen besonders dicken Liebesschmöker. Trixi schwelgte in der Geschichte. Das junge Paar kannte sich schon lange. Sie waren befreundet, weil sie als Nachbarskinder aufgewachsen waren. Beide waren auf der Suche nach der Frau, beziehungsweise nach dem Mann fürs Leben. Sie sprachen oft darüber und vertrauten sich ihre Erlebnisse an. Dabei stellte jeder für sich fest, dass das Gefühl der Freundschaft in ihren Herzen sich langsam, aber stetig änderte. Ist es Liebe, fragte sich jeder im Stillen. Sie verdrängten diese Gefühle und hielten sie nur für eine Verwirrung des Herzens, weil sie sich so gut verstanden. Aber das Gefühl der Liebe wurde stärker und stärker. Jeder überlegte, wie er damit umgehen sollte.
Trixi tauchte ganz in die Welt des Romans ein. Sie wollte das Buch unbedingt zu Ende lesen, obwohl sich über München bereits der Morgen ankündigte.
Das Telefon klingelte. Auf dem Display erschien Miras Nummer. Mira war Trixis Freundin. Sie hatten sich über einen Aushilfsjob in einem Kino kennengelernt, wo sie abwechselnd an der Abendkasse arbeiteten. Mira hatte ihr Studium abgeschlossen, aber noch keinen festen Arbeitsplatz gefunden.
Trixi ließ es bimmeln. Der Roman war einfach zu spannend.
Das nervige Klingeln verstummte endlich. Trixi atmete auf und las weiter.
Es wurde romantisch. Der Held und die Heldin gaben sich beim Abschied vor der Haustür einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange, wie sie es immer taten. Doch diesmal blieb es nicht dabei. Sie nahmen sich in die Arme und küssten sich leidenschaftlich.
Da klopfte es an Trixis Tür.
»Trixi, bist du da?«, rief jemand draußen. »Natürlich bist du da! Ich habe vom Parkplatz aus Licht in deinem Zimmer gesehen. Mach auf!«
Trixi legte ein Buchzeichen zwischen die Seiten, stand auf und öffnete Mira die Tür.
»Was willst du um diese Tageszeit?«, fragte Trixi. »Weißt du, wie spät es ist?«
»Du bist doch noch wach. Außerdem habe ich versucht, dich anzurufen. Warum hast du nicht abgenommen? Was war ich froh, als ich Licht in deinem Zimmer sah. Ich hatte nämlich solche Angst, dir könnte etwas passiert sein. Das ließ mir keine Ruhe. Ich konnte einfach nicht schlafen. Deshalb bin ich hergefahren. Geht es dir gut?«
Trixi sah Mira überrascht an und schüttelte den Kopf.
Mira setzte sich.
Trixi nahm wieder den Platz auf ihrem Bett ein. Sie schob sich eine Praline in den Mund und ließ sie genüsslich auf der Zunge zergehen.
»Was ist los, Mira? Mir wäre es lieb, wenn du gleich zur Sache kommst. Denn ich will auf jeden Fall das Buch zu Ende lesen.«
Mira sah sie ernst an.
»Dir droht eine schlimme Gefahr. Dabei ist ›schlimm‹ noch sehr untertrieben. Ich habe gependelt, die Karten gelegt und die Runen geworfen. Egal, welche Methode ich angewendet habe, ich erzielte immer das gleiche Ergebnis: Du bist in großer Gefahr.«
Trixi grinste. Sie wusste, dass Mira sich ihr Einkommen mit Kartenlegen, Kaffeesatzlesen und anderem Hokuspokus aufbesserte. Die Kenntnisse darüber hatte Mira von der Schwester ihrer Großmutter.
»Grinse nicht, Trixi, es ist ernst!«
»Mira, wenn deine Klienten daran glauben, dann ist es ihre Sache. Das ist doch wie in der Werbung, da wird auch vieles versprochen. Die Kunden glauben dann, das neue Waschpulver mit verbesserter Rezeptur wäscht weißer.«
»So, ist das nicht, Trixi. Ich kenne deine Vorbehalte. Und ich hatte dich damit auch nie behelligt. Wir sind befreundet und deshalb habe ich nie etwas gesagt. Ich muss dir allerdings gestehen, dass ich, seit wir uns kennen, heimlich die Karten für dich gelegt und dein Horoskop erstellt habe. Das tue ich für alle, die zu meinem Freundeskreis gehören.«
»Ich habe dich nicht darum gebeten, Mira!«
»Trixi!«, Mira schaute die Freundin verzweifelt an. »Trotzdem muss ich dich warnen! Ich rede nicht nur so daher. Ich dachte mir schon, dass du mich auslachst. Aber ich schätze dich sehr, Trixi. Deshalb war ich im Konflikt. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich dich nicht warnen würde. Sollte dir etwas zustoßen, was ich vorausgesehen habe, und ich habe nichts gesagt, dann müsste ich mir mein ganzes Leben Vorwürfe machen. Das kann ich vor meinem Gewissen nicht verantworten.«
Trixie rollte entnervt mit den Augen.
Mira schaute Trixi sehr ernst an.