Homo homini lupus - Erik Denker - E-Book

Homo homini lupus E-Book

Erik Denker

0,0

Beschreibung

Es ist kein gewöhnlicher Kriminalroman. Das Buch hat seine eigene Diktion, zudem ist es sehr persönlich. Es ist nicht nur eine Mordgeschichte über die Tragödie zweier Familien. Es ist auch die Beschreibung eines Lebensabschnittes im Zusammenhang mit der neu entstandenen Hamburger Hafencity. Nicht zuletzt nutzt es die Tagebuch-Beschreibung über die Begehung des Camino Frances, des Wallfahrtsweges in Spanien. Dies macht das Buch farbig und es enthält Äußerungen zum Nachdenken. Die eingefügten Bilder machen den Inhalt authentisch. Alles ist sorgfältig zusammengeführt, so dass Dichtung und Wahrheit nur schwer zu trennen sind, was aber das Lesen höchst interessant und spannend macht.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 132

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Widmung

Prolog

Kapitel I:

Was ich zunächst berichten möchte

Kapitel II:

Erstellung des Hanseatic Trade Center

Kapitel III:

Die Stunde null der Elbphilharmonie

Kapitel IV:

Abschied aus dem Arbeitsleben

Kapitel V:

Auf dem Camino durch Nordspanien

Kapitel VI:

Auf der Spur der „Wölfe“

Kapitel VII:

Was noch zu berichten wäre

Epilog

Post scriptum

Gewidmet meinem Enkel Anton

Lieber Anton,

für Deinen Cousin Ernest habe ich die Familien-Chronik „Quasi Modo Geniti“ geschrieben und gewidmet. Ich habe mir nun überlegt, was ich Dir eimal widmen kann, um es Dir zu schenken. Es ist ein Kriminalroman und in manchen Teilen etwas mehr.

Eine Besonderheit ist, dass ich die persönliche "ich-Form" in diesem Buch verwendet habe. Dies habe ich gemacht, um Dir einen deutlichen Bezug zu Deinem Großvater zu geben. Tatsächlich bin ich mehrfach auf Sylt und in Böhmen gewesen. Ich war leitend für die Erstellung des Hanseatic Trade Centers an der Spitze der Hafencity verantwortlich. Zudem habe ich den „Camino Frances“ in Spanien begangen. Alle diese Örtlichkeiten sind Rahmen dieses Romans.

Die Lebens- und die Tagebuch-Beschreibungen sind faktisch. Alles hat sich tatsächlich zugetragen, nur der Kriminalfall ist eine Fiktion. Dieser Roman hat einen lateinischen Namen: „Homo homini lupus“ Das macht ihn interessanter und trifft den Sachverhalt der Kriminalgeschichte. Übersetzt heißt dies „Der Mensch ist des Menschen Wolf“.

In Liebe, Dein Großvater

Prolog

Die Geschichte beginnt locker und gelassen mit meiner Arbeitssuche im Hamburger Hafen. Sie endete jedoch dramatisch und zwar beinahe mit meinem Tot. Zweimal wurde auf mich geschossen. Zweimal bin ich nur durch schicksalhafte Fügungen mit dem Leben davon gekommen. Diese Geschichte möchte ich nun von Anfang an erzählen.

Kapitel I

Was ich zunächst berichten möchte …

Ich war damals 55 Jahre alt und auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz in Hamburg als Projektsteuernder Manager. Es ist das Jahr 1994. Ich gehe von der U-Bahnstation „Baumwall“ kommend rechts über die Niederbaum-Brücke und dann über den Kehrwieder-Fleet in den Hafen. Dort am Ende zwischen den Bogenbrücken befand sich ein kleiner, eingeschossiger Backsteinbau. Er diente früher dem Zoll zur Kontrolle des ein und ausfließenden Warenverkehrs.

Der Bau stammte noch aus der Zeit als an dieser Stelle das zollfreie “Freihafen-Gebiet“ begann. Heute existiert er nicht mehr, er wurde abgerissen.

Rechts vor mir, einer alten, schönen Villa ähnlich, liegt auf einer kleinen Landzunge das Gebäude der Hafenfeuerwehr. Daran vorbeigehend sah ich nur noch profane Nutzbauten. Sie wurden nach dem 2. Weltkrieg schnell und ohne große Überlegungen errichtet.

Ich weiss gar nicht warum, aber ich hatte gute Laune. Ich freute mich über das schöne Hafenbild mit seinem virulenten Schiffsverkehr. Ich wünschte mir nichts mehr, als an diesem Ort, an dieser Stelle den Rest meines Arbeitsleben zu verbringen.

Ich wende mich nach links und suche auf der rechten Seite das Gebäude mit der Nr. 70 in der Straße „Am Sandtorkai“. Wie ich später erfahre, ist es die sog. „Phase I“, wie es von dem Investor als Projektname benannt wurde. Heute heißt das Gebäude „Vespucci-Haus“. Hier im gerade fertig gestellten Teil des Gebäudes befand sich das Bauherren-Büro der „HTC KG(Hanseatic-Trade-Center KG)“ und der Projektsteuerungs-Gesellschaft „Bucknal, Birmingham. Ich hatte eine Empfehlung des renommierten Architekten-Büros Kleffel, Köhnholt, Gundermann.

Ich war trotz meines fortgeschrittenen Alters zuversichtlich und selbstbewusst. Ich entzog mich bewusst der sonst üblichen Kleiderordnung. Ich trug also keinen Anzug mit Krawatte, sondern eine Jeans mit weissem Hemd. Dazu meinen chilenischen Pullover mit naturfarbenen Streifen. Ich habe den Pullover heute noch.

Ich wurde von einer etwas älteren, sehr freundlichen Sekretärin in das Chefbüro der HTC KG geleitet. Die HTC KG war eine von der P&O Property, London gegründete Durchführungs-Gesellschaft. Es waren drei Herren zugegen. Ich bemühte mich bei der Vorstellung um Augenkontakt, aufrechte Haltung und einen festen Händedruck. Patrick Taylor, er sass etwas leger hinter einem antiken Schreibtisch. Er war offensichtlich der bestimmende „Chef vom Ganzen“ und Engländer.

Wir anderen saßen an einem künstlerisch gestalteten, lindgrünen Glastisch. Übrigens befindet der sich heute in meinem Eigentum. Mir gegenüber saß der Justitiar der HTC, ein Rechtsanwalt aus Frankfurt, der sinnigerweise Dr. Sorgenfrei hieß.

Der Dritte war ein ehrgeizig wirkender, modisch gekleideter Mann, der sich als Bodo Zander vorstellte. Er war Geschäftsführer der Bucknal GmbH und suchte einen Mitarbeiter für die Bauherren-Betreuung.

Ich berichtete kurz über meine beruflichen Tätigkeiten bei der Errichtung Medizinischen Fakultäten in Göttingen und Aachen. Ich beantwortete die eine oder andere Frage wohl zufriedenstellend. Dann bemerkte ich ein leichtes Kopfnicken des Dr. Sorgenfrei zu Patrick Taylor.

Damit war ich Mitarbeiter der Bucknal GmbH, ohne das deren Ge schäftsführer gefragt wurde. Ich hatte den Eindruck niemand interessierte sich für meine Bewerbungsunterlagen. Das monatliche Gehalt war großzügig. Überstunden würden zwar erwartet, aber nicht bezahlt. Bei einem erfolgreichen Geschäftsjahr gäbe es eine Tantieme. Im übrigen werde sich durchgängig geduzt. Dr. Sorgenfrei werde mir meinen Arbeitsvertrag kurzfristig zur Unterschrift zuleiten.

Donnerwetter, das war kurz und knackig. Ich war hoch zufrieden, la gen doch Projekt-Steuerungsaufgaben für mehrere hundert Millionen DM vor mir. Einfach ein Glückstreffer, man bedenke ich war 55 Jahre alt.

Kapitel II

Erstellung des Hanseatic Trade Center

Ich regelte mein noch bestehendes, vorhergehendes Arbeitsverhältnis. Ich begann in Monatsfrist meine neue Arbeit. Mein Arbeitsplatz war zunächst in der hintersten Ecke des erwähnten kleinen Zollhauses zwischen den Bögen der Niederbaum-Brücken. Es störte mich keineswegs. Ich hörte meist schweigend den Gesprächen zu, merkte mir Namen und Zuständigkeiten.

Ich war zu Jedermann freundlich. Mein Geschäftsführer war nervend, redete viel und unnützes Zeug. Er belehrte mich über selbstverständliche Sachverhalte. Er versuchte die Kosten für meine Arbeitsausrüstung niedrig zu halten. Er war ein kleingeistiger Karrieretyp.

Einmal pro Woche gab es eine sog. Projektbesprechung unter Leitung von Patrick. Dr. Sorgenfrei, Bodo Zander und meine Wenigkeit nahmen daran teil. Es ging im Wesentlichen um Fragen der Technischen Projektsteuerung. Die Sitzung war wenig strukturiert und führte kaum zu verwertbaren Ergebnissen.

Ich mußte das Protokoll führen. Dr. Sorgenfrei war genervt. Er fragte mich, ob diese Dienstags-Gespräche nach meiner Meinung noch erforderlich seien? Ich sagte: „Eindeutig, nein“. Es war die letzte Sitzung dieses Gesprächskreises. Aber es war ein Affront gegenüber meinem Geschäftsführer wegen des Fortfalls seines wöchentlichen Spitzengespräches.

Er beschimpfte und bedrohte mich, da dies nicht in seinem Sinne war. Er beschwerte sich bei Patrick. Er kündigte von sich aus. Nach drei weiteren Monaten war ich der Geschäftsführer. Nach einem weiteren Jahr übernahm ich mit einem Kollegen aus Frankfurt die Geschäfts-Anteile der Bucknal GmbH, Deutschland. Die Führung dieser eigenständigen Gesellschaft war die Erfüllung meines beruflichen Lebenszieles.

Ich war nun für die Architekten, Ingenieure und den ausführenden Baufirmen der kompetente Ansprechpartner für die Errichtung des Hanseatic Trade Centers. Mein Freund und „Chef über Alles“ Patrick Taylor sagte zu mir: Erik, really you can do what you want, but I’m warning you, do only what’s actually right“. And I did it.

Wir, ich meine das Team, räumten die Grundstücke, errichteten alle 4 Großbauten an der Spitze des Sandtorkais, sanierten den Kaispeicher K und schufen die Außenanlagen, immer im Sinne des Investors, was Kosten-, Termin-und Qualitätssicherung betraf. Das fünfteilige HTC war das Flaggschiff der Hafencity bis es durch den „Kreuzer Elbphilharmonie“ abgelöst wurde.

Nach der baulichen Fertigstellung des „Hanseatic Trade Centers“ hatte ich ein grundsätzliches Problem. Ich bekam für meine Firma keinen Folgeauftrag. Mir fehlten die dafür erforderlichen Beziehungen.

Ich gründete auf Patrick’s Hinweis eine zweite Firma. Es war die Verwaltungs-Gesellschaft „Hafencity Gebäude Management GmbH“, kurz HCGM genannt. Die HCGM war für die Verwaltung, die Mietvertrags-Abwicklung und das Management für den Mietflächen-Ausbau des HTC zuständig. Mir oblagen die technischen Abwicklungen, meinem Partner Claus Witt die kaufmännischen Verwaltungsaufgaben.

Die Tätigkeit war nicht so vollpfundig, wie die meiner Aufgaben als Geschäftsführer der Bucknal GmbH. Aber sie war hoch interessant. Sie war bei fast 50 Mietverträgen hoch kommunikativ. Meine Arbeit hatte mit vielen menschlichen Problemen und Eitelkeiten zu tun. Ich war Ansprechpartner für alles. Die Arbeit gab mir viele interne Einblicke. Ins besondere in solche Unternehmungen, die im sich entwickelnden Internet-Zeitalter ihren Platz suchten.

Es machte mir diebische Freude meine umfangreichen Kompetenzen dafür zu verwenden, für Andere einen besonderen Nutzen zu generieren ohne das es mich oder der P&O Property auch nur einen Cent kostete.

So „schnitzte“ ich für den Senior vom Barkassen-Betrieb Bülow zwei der sonst im Hafen so raren PKW-Stellplätze und zwar für sich und seinen Sohn auf dem „Hoheitsgebiet“ des Investors. Die Parkplätze waren wegen fehlender Genehmigungsfähigkeit nicht anders zu verwenden.

Für Martin Dose besorgte ich von „Strom- und Hafenbau“ einen Schiffs-Anlegeplatz am Sandtorkai für sein Fahrgastschiff „Großer Michel“ und zwar mit dem Hinweis, wir bräuchten das Schiff und den Anleger für die Mittagessen-Versorgung unserer Mieter im HTC. Es liegt heute noch an der selben Stelle.

Dem Trockenbauer Klaus Rose konnte ich durch eine vorzeitige Abschlagszahlung aus einer deftigen Liquiditäts-Klemme helfen. Solche Vorgänge verhalfen mir zu Freunden fürs Leben.

Ich erinnere mich an die Kollegin Corinna in der Rezeption, die mir weinend berichtete, dass sie schwanger sei. Sie würde so gern im Empfang weiterarbeiten. Ihre Mama würde an zwei Wochentagen als Markt-Beschickerin arbeiten an denen sie das Kind nicht übernehmen könne.

Ich erlaubte, dass sie ihr Kind an diesen Markttagen mit in die Rezeption nehmen dürfe. Nie wurde eine Entscheidung von mir von der Mieterschaft so positiv aufgenommen. Ich sehe die hübsche Tochter noch ruhig und lachend im Kinderwagen liegen. Später arbeitete sie dann mit Stempel und Stempelkissen neben ihrer Mutter. Das Kind war Liebling des ganzen Hauses.

Ich trauerte aber auch um Anne-Susann Funk, die einfach mit Perfektion die kaufmännische Leistungen der Mietbuchhaltung und des Mahnwesens für das ganze HTC mit über 50 Mieteinheiten so richtig und zügig erledigte, dass für größere Diskussionen kein Raum mehr blieb. Sie verstarb jung an Jahren, an Krebs. Es hat mich damals sehr betroffen. Sie war liebenswerter Mensch. Es war für alle ein großer Verlust.

Ich suchte immer sofort ein gutes Verhältnis zur jeweils neuen Mieterschaft. Ich habe es mir dadurch erworben, dass ich bei Neuanmietungen die Sekretärinnen, abseits der offiziellen Besprechungen, nach ihren Geschmack befragte. Ich setzte dann diese Meinungen, wenn möglich, gegenüber ihren Geschäftsführungen bei den Festlegungen für den Mietflächen-Ausbaus durch. Dies sicherte mir schnelle Informationen bei aufkommenden Problemen. Es machte meine Arbeit angenehm.

Ich erinnere mich an den Ausbau des 14. Obergeschosses des Kopfgebäudes, Am Sandtorkai 77. Die Mietung hat einen ellipsenförmigen Grundriss oberhalb der Normal Geschosse. So ergab sich durch den Aufzugs-Schacht eine nach innen in die Mietung gewölbten Wandfläche von ca. 40m2, die als Flurwand diente. Bezogen werden sollte die Mietfläche von dem Milliardärs Ehepaar Harling. Herr und Frau Harling nahmen meistens an den Ausbau-Besprechungen persönlich teil.

Ich hatte mit Herrn Harling einige Gemeinsamkeiten. Wir wurden im gleichen Jahr geboren. Er joggte täglich mit Bodygards im Niendorfer Gehege, ich ohne im Rahlstedter „Sooren“. Wir beide waren hanseatisch sparsam.

Seine Frau wünschte sich für die Flurwand-Verkleidung „Dielen aus Mooreiche“. Dies hätte einen Schiffs-Charakter. Es würde gut zum Hafenambiente passen. Ich nahm dies beeindruckt zur Kenntnis.

Ich ermittelte die Kosten. Bei der nächsten Besprechung war ich mit Herrn Harling schnell einig, dass 1.000 DM pro m2, also 40.000 DM für eine Mooreichen-Verkleidung einfach zu teuer seien. Ich meinte eine hochwertige, künstlerisch gespachtelte Wand mit gedeckten Farben nach toskanischer Art sei ebenso gut und angemessen. Auch Bilder würden wirkungsvoller aufgehängt werden können.

Beim Verlassen der Besprechung hörte ich Frau Harling zu ihrem Mann sagen „Du Heinrich, laß uns man die Mooreichen-Verkleidung nehmen. Ich schenke sie Dir zum Geburtstag“. Natürlich erfolgte der Ausbau in Mooreiche.

Einige Stockwerke tiefer im gleichen Gebäude wollte der Geschäftsmann Strothann für die Verwaltung seiner Firma Autohaus-Moskau ca. 500 m2 Fläche anmieten. Er betrieb den Autohandel, stellvertretend für den Konzern Mercedes-Benz in Russland. Er bestand auf einer persönlichen Toilette neben seinem ca. 30m2 großen Chefbüro.

Es war das letzte Mal, dass ich sagte: „Das geht nicht“. Das Problem waren fehlende Entsorgungsschächte für die Fäkalien-Beseitigung. Er entgegnete mir scharf: „Es geht nicht, gibt es nicht!“ Des Weiteren fragte er, ob ich den Mietvertrag in Frage stellen wolle?

Ich dachte schnell um, er bekam die persönliche Toilette mit einer waagerechten und mit einer Fäkalien-Pumpe versehenen Abfluss-Leitung zum weiter abgelegenen Schacht. Geld spielte keine Rolle. Wir waren später freundschaftlich verbunden.

Wir tranken oft eine Tasse Kaffee in seiner Edel-Mietung. Im übrigen hatte er Bedenken wegen der russischen Mafia. Die Mietflächen-Aussentüren und die Vorkehrungen für den Postzugang wurden aus Schuß-sicherem Glas gefertigt.

Das Erlebnis mit Herrn Strothann prägte mich nachhaltig. Zu den an mich herangetragen Problemen sagte ich zukünftig zunächst einmal. „Ja, das geht in Ordnung.“ Ich suchte dann in Ruhe und mit Engagement nach einer Lösung und fand sie in der Regel auch.

Ich denke jeder Dienstleistende ist gut beraten, sich genauso zu verhalten. Geht es einmal daneben, dann lassen sich die Gründe dafür für Jedermann plausibel erklären.

Ein besonderes Verhältnis hatte ich zu Firma „Abatron Corporation“ Es war ein sog. „Start-up“ und Familienunternehmen. Anfangs waren meine Probleme, die nur schleppend eingehenden Mietzahlungen. Dann aber auch das disziplinlose Verhalten der beiden in der Firma arbeiten den Söhne.

Sie hatten PKW-Stellplätze in der Tiefgarage angemietet. Sie machten sich aber vorsätzlich einen Spass daraus, mit ihren Volvo’s die oberflächigen, von anderen angemieteten Parkplätze zu belegen. Sie taten das wiederholt um mich als Chef der Verwaltungsgesellschaft zu provozieren. Dies führte zu wiederholtem Ärger. Ich machte einen Termin mit dem Vater.

Ich erzählte von meinem Problem, er von den seinen, nämlich den schleppenden Geldeingängen seiner Auftraggeber, die der Grund für die verzögerten Mietzahlungen waren. Wir fanden ein Gentleman Agreement. Danach hatten wir beide keine Probleme mehr. Wir waren etwa gleich alt und uns sympathisch. Wir vereinbarten uns etwa alle 4-Wochen zu einem persönlichen Gespräch. So erfuhr ich viel über die Familie und den geschäftlichen Aktivitäten.

Die Familie Lochnit stammte aus Böhmen in der heutigen Tschechei. Die sog. Sudetendeutschen wurden nach Ende des 2. Weltkrieges durch den damaligen Tschechisch-Slowakischen Staat vertrieben. Sie wurden im wesentlichen in Bayern aufgenommen. Der Vater nannte sich Luke, seine Frau Padme und die Söhne Kenobi und Anakin. Für mich alles sehr eigenartige Namen.

Luke hatte in Karlsruhe Elektrotechnik studiert. Seine Frau Padme dort zur gleichen Zeit Mathematik. Sie war ein Genie ihres Fachs. Zu dem war sie eine glühende Verehrerin der „Starwar-Episoden“ (Krieg der Sterne) von George Lucas.

Dies ging soweit, dass sie ihre ganze Familie, unabhängig von den geburtsurkundlichen Eintragungen, nach Figuren dieser Geschichten benannte. Ich war davon überzeugt, dass sie ihre Sekretärin nur deshalb eingestellt hatten, weil diese Leia hieß. Ein Name, der auch in „Star war“ eine Rolle spielt. Dies war, wie ich später erfuhr, ein Irrtum. Aber auch sie kam aus Böhmen.

Nach ihrem Studium arbeiteten Luke und Padme bei Microsoft in Köln im sogenannten. Schnittstellen-Bereich zu IBM. Nach einigen Jahren machten sie sich in Hamburg im Internetbereich selbständig. 1995 bezogen sie die Mietfläche im HTC. Anfangs versuchten sie mit der aufkommenden Java-Technologie Internet-Kaufhäuser zu entwickeln.

Luke erfand in diesem Zusammenhang das Symbol Einkaufswagen als Synonym für den Weg zur Internet-Zahlung. Er filmte zudem im Alsterhaus am Jungfernstieg, um den Anwendern eine möglichst gewohnte Umgebung anzubieten.

Es kam zu Rechts-Streitigkeiten mit den größeren Wettbewerbern. Er konnte seine Rechte nicht gegen die übermächtige Konkurrenz durch setzen. Er verlor alle von ihm geführten Prozesse. Rettend für die Firma war ein Großauftrag aus der Schweiz von einem Unternehmen für Ferien-Immobilien, dass für einige Jahre die Ausgaben deckte.

Ein Volltreffer seines Hauses war die Java-Entwicklung des „Teatime Community-Systems“. Luke erklärte es mir wie folgt: Es wäre im weitesten Sinne eine Partnerschaftsvermittlung. Allerdings stelle diese Entwicklung eine echte Marktlücke dar. Sie wandte sich an die Gesellschaftsschicht der Senioren. Sie vermittelte keine Lebensgemeinschaften, sondern suchte Partnerschaften für die vielfältigen Aktivitäten und Interessen der älteren Menschen.

Als Beispiele wurden Bridge, Schach, Skat, Wandern, Stricken, Golf, Ferienreisen, Tanzen, Malen und noch vieles anderes genannt. Auf Sex habe er verzichtet, so berichtete er mir, nicht aber auf Erotik und Zärtlichkeiten. Sicherlich eine Befindlichkeit gegenüber den älteren Menschen.