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Willkommen im düstersten Bereich der Phantastik, dem Horror. Bevor du dich in die Geschichten stürzt, möchte ich dich etwas fragen: Was ist Horror für dich? Aus welchen Elementen muss eine Geschichte bestehen, damit sie für dich zum Genre gehört? Bedarf sie übersinnlicher Phänomene oder doch eher eines realen, menschlichen Grauens? Muss sie unheimlich oder mit viel Blut und anderen Körperflüssigkeiten angereichert sein? Historisch, aktuell oder futuristisch? Mit einer knallharten, modernen Sprache oder doch eher im traditionellen Schreibstil? Damit du es gleich weißt: In diesem Buch findest du all diese Elemente und noch mehr. Geschichten von Markus K. Korb u. Tobias Bachmann, Daniela Herbst, Michael Schmidt, Mala Wintar, Vincent Voss, Fred Ink, Rona Walter, Tony Lucifer, Oliver Susami, C. Auguste, Xander Morus, André Wegmann, Melisa Schwermer, Arthur Gordon Wolf, Sönke Hansen, Michael Dissieux, Malte S. Sembten und Isabell Schmitt-Egner. Ausgezeichnet mit dem Vincent-Preis für die beste deutsche Horror-Kurzgeschichte (Melisa Schwermer) und Platz 2 in der Kategorie "Beste deutsche Horror-Anthologie" 2014.
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Seitenzahl: 454
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Horror-Legionen II
Herausgegeben vonChristian Sidjani
© 2015 Amrûn Verlag Jürgen Eglseer, Traunstein
Lektorat & Korrekturen: Carmen Weinand, Torsten Exter Umschlaggestaltung: Mark Freier
Alle Rechte vorbehalten
ISBN – 978-3-944729-70-1
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Willkommen im düstersten Bereich der Phantastik, dem Horror.
Bevor du dich in die Geschichten stürzt, möchte ich dich etwas fragen:
Was ist Horror für dich? Aus welchen Elementen muss eine Geschichte bestehen, damit sie für dich zum Genre gehört? Bedarf sie übersinnlicher Phänomene oder doch eher eines realen, menschlichen Grauens? Muss sie unheimlich oder mit viel Blut und anderen Körperflüssigkeiten angereichert sein? Historisch, aktuell oder futuristisch? Mit einer knallharten, modernen Sprache oder doch eher im traditionellen Schreibstil?
Damit du es gleich weißt: In diesem Buch findest du all diese Elemente und noch mehr.
Seit das Genre Horror als solches bezeichnet wird, wollte man es in eine Nische zwängen. Früher war es die Gruselgeschichte, erst die psychologische, dann die übersinnliche, heute sind es vor allem Metzeleien, Blut und Gedärme, die mit dem Genre in Verbindung gebracht werden. Doch es ist so viel mehr als das. Es gibt geheime Ecken und Winkel, wo die unterschiedlichsten Einflüsse aufeinandertreffen. Für die zweiten Horror-Legionen habe ich mich bemüht, diese zusammen zu führen.
Diese Anthologie hat kein anderes übergeordnetes Thema als den Horror selbst. Jede der hier enthaltenen achtzehn Geschichten spiegelt eine andere Facette davon wider. Manche Motive mögen sich ähneln, die Herangehensweise der Autoren ist immer eine andere. Die Horror-Legionen sind ein Almanach, der einen Überblick über den jetzigen Stand des Genres in Deutschland geben soll. Bei weitem sind nicht alle aktiven Horror-Autoren des Landes hier vertreten, das hätte den Rahmen mehr als gesprengt, doch das Buch präsentiert, wie ich finde, einen aktuellen Querschnitt.
Um die Erfahrung mit diesem Buch so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, habe ich eine bestimmte Reihenfolge festgelegt, wie bei einem Musikalbum. Du musst ihr nicht folgen, kannst von hinten nach vorne und dann in die Mitte springen. Doch ich glaube, die Geschichten entfalten erst im Zusammenspiel mit den anderen jene Wirkung, die die Horror-Legionen hervorrufen möchten.
Jede Geschichte in diesem Buch steht für sich selbst, doch erst im Ganzen ergibt sich das Genre, für das du und ich eine Leidenschaft teilen. Es mag sein, dass nicht jede Geschichte dir auf der Reise gefällt, aber du wirst feststellen, wie facettenreich Horror sein kann.
Jedenfalls wirst du deinen Spaß haben, das kann ich dir garantieren.
Um nicht noch weiter zu schwafeln, bleibt mir, mich bei allen beteiligten Autoren zu bedanken, dass sie dem Ruf der Legionen gefolgt sind. Mit Spannung habe ich eure Geschichten erwartet und mit Stolz darf ich nun für sie ein Vorwort verfassen. Und ich möchte Jürgen und dem Doc für ihr Vertrauen danken, die Horror-Legionen fortzusetzen.
Und jetzt auf, lieber Leser dieser Zeilen, danke, dass du mir zugehört hast. Stürze dich in die Horror-Legionen 2014 und erkunde die deutsche Landkarte des Grauens. Gute Reise.
Christian Sidjani
Hamburg, 13. September 2014
Das verfluchte Zimmer in Venedig
Erzählung von Tobias Bachmann und Markus K. Korb
Der Januar in Venedig war bislang ohne Schnee geblieben. Eine Eiseskälte hielt die Lagunenstadt in ihren frostigen Klauen. In dem vergeblichen Versuch sich zu wärmen, drängten sich die Tauben zitternd unter den steinernen Löwen auf der Piazza San Marco zusammen. Zwischen den Fassaden gespannte Wäscheleinen glichen silbernen Spinnfäden aus Eis. Gondolieri mit ihren langen schwarzen Mänteln glitten stumm wie riesige Krähen auf ihren Gondeln vorbei.
Marco lief mit hochgezogenen Schultern durch die Gassen, die Hände zu Fäusten geballt und tief in die Taschen gestopft, wo der Zettel lag. Der Frost kroch wie eine grausame Geliebte unter seinen Mantelstoff und tastete mit klammen Fingern nach seiner nackten Haut. Früher war er nie so verfroren gewesen. Eher unverfroren, wie er sich mit schiefem Grinsen eingestand.
An einer Haustür mit abblätternder Farbe stoppte er, nahm den handgeschriebenen Zettel aus der Manteltasche: »Calle Cassellaria Nr. 4«; Marco kontrollierte anhand des abblätternden Emailleschilds, dass er richtig war.
Es gab keine Klingel, nur einen altmodischen Klopfer in Form eines gusseisernen Löwen mit Ring im Maul. Marco nahm den Eisenring mit spitzen Fingern – erwartungsgemäß war er eiskalt – und klopfte drei Mal damit gegen das wurmstichige Türblatt.
Hohl hallten die Schläge. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, ehe schlurfende Schritte hörbar wurden und sich die Tür einen Spalt breit öffnete.
Ein rotgeädertes Auge in einem faltigen Gesicht, das andere im Schatten der Tür verborgen. Eine rostige Stimme schnarrte: »Sie wünschen?«
»Ich bin wegen des Zimmers hier.«
Die Person hinter der Tür ließ Marco nicht ausreden, sondern fuhr ihn barsch an: »Verschwinden Sie! Ihr Reporter habt schon genug angerichtet!«
Schon drückte der alte Mann die Tür zu, aber Marco stellte geistesgegenwärtig den Fuß dazwischen.
»Ich bin kein Reporter«, verteidigte er sich. »Ich möchte die Wohnung mieten!«
Die Falten im Gesicht des Gegenübers veränderten ihre Position. Die Stimme verriet ein Lächeln: »Kommen Sie rein, kommen Sie rein!« Und die Tür wurde ganz geöffnet, begleitet von einem Knarren, als sie über den Steinboden gezerrt wurde. Offenbar hat sie sich durch die Kälte verzogen, mutmaßte Marco.
Vor ihm stand ein hochgewachsener Mann. Er musste weit über sechzig sein, hielt sich aber kerzengerade. Auf seinem länglichen Kopf wuchsen nur noch wenige weiße Haare kranzförmig um die haarlose Schädelplatte. Sein Körper unter dem mit braunen Schmutzflecken übersäten Bademantel schien dürr zu sein. Bei jeder Bewegung schwangen die Faltenwürfe zitternd um die dürren Beine. Während er Marco vorweg lief, plapperte der Mann wie ein Wasserfall.
»Soso, das Zimmer wollen Sie mieten. Das ist aber schön. Sehr schön ist das! Sie wissen, dass Sie einen hervorragenden Blick auf die Seufzerbrücke haben? Ja? Wenn die Abendsonne untergeht und durch die Glasscheiben des Brückenaufbaus hindurchscheint, sieht es aus, als würden die Fenster glühen – atemberaubend!«
Durch einen schmalen, nahezu lichtlosen Flur gelangten sie zu einer Holztreppe, die sich schneckenartig in die Höhe schraubte, an einer fast vollständig mit Fliegendreck und alter Farbe verschmierten Glühbirne vorbei, die an einem Stromkabel von der Decke hing und den Flur eher verdunkelte, denn erhellte.
»Ist etwas eng hier, aber was ist nicht eng hier in Venedig?«
Er lachte und wurde sofort von einem Hustenanfall geschüttelt, der nicht aufhörte, bis sie oben am Ende der Treppe angekommen waren.
Vor einer morsch wirkenden Tür wartete er auf Marco, der keuchend die letzten Stufen erklomm. »Das Zimmer ist möbliert. Sie werden also nicht viel mehr als Ihre persönlichen Habseligkeiten die Treppe nach oben tragen müssen.«
»Und das ist nicht viel. Doch zunächst würde ich gerne ...«
»... das Zimmer sehen. Natürlich«, unterbrach ihn der verschmitzt lächelnde Mann und kramte auch schon einen enorm bestückten Schlüsselring aus seinem Morgenmantel hervor. Mit zittrigen Klauenfingern nestelte er an den verschiedensten Schlüsseln herum, bis er ein Exemplar mit dicken Zähnen wählte und in das rostig knirschende Schlüsselloch einführte. Mit einem erlösenden »Knack« hüpfte die Tür regelrecht nach innen auf.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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