Saramee 1: Der vergessene Friedhof - Markus K. Korb - E-Book

Saramee 1: Der vergessene Friedhof E-Book

Markus K. Korb

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Beschreibung

Der Söldner Kronn steht in den Diensten der Stadtvorderen von Saramee. Er und seine Waffenbrüder dienen auf einem Kriegsschiff vor der Küste, um die Handelsrouten frei von Piraten zu halten. Doch sie werden von einem Piratenschiff aufgebracht und nach einem erbarmungslosen Kampf muss Kronn über die Planke gehen … Protagonisten in dem Roman Einleitung Die Natter (Autor: Christoph Weidler) Die Natter (Hauptfigur) Kara (Hauptfigur) Morgan (Nebenfigur) Selvo Turan (Nebenfigur) Grego / Söldner (Nebenfigur) Der vergessene Friedhof (Autor: Markus K. Korb) Kronn (Hauptfigur) Kara (Nebenfigur) Völker in dem Roman Xer Das Alte Volk Inselvölker / Piraten

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Markus K. Korb

Saramee 1: Der vergessene Friedhof

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Der vergessene Friedhof

 

Saramee - Stadt der Vertriebenen

 

Der vergessene Friedhof

Autor: Markus K. Korb

Einleitung – Die Natter

Einleitung – Die Natter

Christoph Weidler

Schwer lag die schwülwarme Luft über der Stadt. Die Regenzeit hatte in Saramee begonnen und die Bewohner der Stadt lagen regungslos in ihren mit Netzen verhangenen Betten und Hängematten, um den stechenden Koris zu entgehen. Wie jedes Jahr verwandelte der wochenlang anhaltende Dauerregen die Straßen und Gassen von Saramee in einen breiigen Fluss voll von mit Unrat durchsetztem Matsch und nassem Lehm. Man verließ in diesen Wochen nur widerwillig seine heimischen Wände.

* * *

»Nun mach schon«. Die Natter schaute angestrengt aus ihrem Versteck auf dem Dach in das von Kerzen erleuchtete Fenster während ihr der Regen in Strömen über die aufgeweichte Kleidung lief.

Die Gestalt in der gegenüberliegenden Wohnung sortierte Dokumente auf einem Tisch und schlurfte in Richtung des in der Ecke stehenden Bettes.

»Nun komm endlich, du gehst doch sonst auch so früh zu Bett«, murmelte die Natter leise vor sich hin.

Die Gestalt nahm eine brennende Kerze vom Tisch und zündete damit die andere an, die auf dem Nachttisch stand. Anschließend wanderte die Gestalt durch den Raum und löschte eine Lichtquelle nach der anderen. Das Licht im Raum verblasste und die Natter konnte nur noch schemenhaft erkennen was sich in dem gegenüberliegenden Raum abspielte.

Fluchend wischte sich die Natter erfolglos das ständig nachfließende Regenwasser aus dem Gesicht.

Die Gestalt im Haus gegenüber ging zurück zum Nachttisch, schenkte sich aus der dort stehenden Karaffe ein Glas Wasser ein. Nach den ersten Schlücken griff sie sich plötzlich krampfhaft an den Hals und brach zusammen.

»Na endlich, ich dachte schon du hättest deine Gewohnheiten geändert«, schmunzelte die Natter. Sie war beruhigt. Ihr kleiner Einbruch war nicht aufgefallen und der Auftrag erfüllt. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten hatte sie dieses Mal keinen abgeschnittenen Schlangenkopf zurückgelassen, da der Auftraggeber wollte, dass es wie ein natürlicher Tod aussah.

Die Natter zuckte mit den Schultern. Was soll’s. Ich werde dafür gut bezahlt, und ganz Saramee wird nun den Tod des Händlers Locir auf sein kränkelndes Herz zurückführen, dessen Schwäche allgemein bekannt ist. Hauptsache ein zufriedener Auftraggeber. Leise über den lästigen Dauerregen schimpfend blickte die Natter in den dunklen Himmel, packte ihre Sachen zusammen und verließ den ungemütlichen Beobachtungsposten.

* * *

Unaufhörlich fiel der Regen auf die durchweichten Straßen von Saramee. Eine vermummte Gestalt kämpfte sich durch die Dunkelheit voran und versuchte die halbwegs trockenen Stellen des Weges zu erreichen.

»Was für ein verdammtes Wetter«, murmelte Morgan vor sich hin. »Aber nur noch wenige Wochen, dann ist auch diese Regenzeit vorbei und jeder wird wieder über die tropische Hitze jammern. Doch ich lasse mir davon diesen Abend nicht verderben. Silja ist heute Nacht bei der Schwester meiner verstorbenen Frau, und ich habe einen Abend für mich!«

Morgan war froh, dass seine Tochter Silja sich mittlerweile so gut mit Etelka und ihren Kindern verstand. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie sehr zurückgezogen gewesen.

Nach wenigen Schritten hatte Morgan sein Ziel erreicht und öffnete die Tür der Taverne »Nasse Feder«. Im Inneren schlug ihm die abgestandene und feuchtwarme Luft entgegen.

Morgan zog seinen tropfenden Umhang aus, warf ihn über den Arm und ging auf den Tresen zu, wo Selvo Turan, der Wirt der »Nassen Feder«, gelangweilt die Krüge polierte.

* * *

»Und ich sage euch, die Natter ist entweder ein Söldner oder jemand aus der Schattengilde. Nur jemand, der das Töten gelernt hat, kann die Natter sein!« tönte es Morgan vom nahe gelegenen Tisch entgegen. Neugierig schaute er über die Schulter und entdeckte neben Kara dem Geschichtenerzähler noch zwei Söldner, die sich lautstark unterhielten.

»Nein, die Natter ist jemand, der völlig unauffällig in Saramee lebt. Jemand, bei dem man nicht damit rechnet, dass er diesem Gewerbe nachgeht. Nur so konnte sie bisher unentdeckt bleiben!«, meinte Kara.

Beide Söldner am Tisch starrten den Geschichtenerzähler ungläubig an.

»Das glaube ich nicht. Dann doch eher ein Söldner oder einer der Schattengilde. Aber wer? Was meinst du, Grego?«, meinte der links sitzende Söldner und schaute seinen Partner fragend an.

»Kronn?«, mutmaßte Grego unsicher.

»Niemals! Kronn ist ein heruntergekommener Abenteurer, der seine Zeit in Tavernen, beim Spiel oder auf Schatzsuche verbringt. Er ist niemals die Natter! Lächerlich!« Gregos Partner schaute erwartungsvoll zu Kara.

Morgan blickte erstaunt zu Selvo. »Was ist denn hier los?«

»Ach, seit die Natter ihr Unwesen in Saramee treibt, versucht jeder die wahre Identität des Mörders zu ergründen.«

»Es ist schon seltsam, dass die Söldner des Stadtrats ihm bisher noch nicht auf die Spur gekommen sind. Sie rühmen sich doch sonst bei jeder Gelegenheit, so tüchtig zu sein. Es würde mich nicht wundern, wenn die Natter einer von ihnen ist. Selvo, sei so nett und schenke mir ein Krug Wetah ein. Es war ein langer und anstrengender Tag.«

Während er auf sein Wetah wartete, lauschte Morgan neugierig den neuesten Spekulationen über den geheimnisvollen Mörder, der seit einiger Zeit scheinbar planlos sein Unwesen in Saramee trieb.

* * *

Kara nahm einen tiefen Schluck aus seinem Krug. »Ihr denkt. Kronn ist ein heruntergekommener Abenteurer? Ich denke zwar auch nicht, dass Kronn die Natter ist, aber ihr scheint absolut nichts über Kronn, den Söldner, zu wissen! In Wirklichkeit steckt viel mehr in Kronn als ihr ahnt. Damals, als er den vergessenen Friedhof im Dschungel entdeckte ...«

Ein Fressen für die Fische

Ein Fressen für die Fische

Markus K. Korb

Als Kronn von der Planke gestoßen wurde und mit hinter dem Rücken gefesselten Händen hinabfiel, wurde ihm schmerzhaft bewusst, dass ihm die letzte Stunde geschlagen hatte. Das Klirren von Eisengliedern erinnerte ihn während des Fallens daran, dass an seinen Füßen eine Kette befestigt war. Am anderen Ende der Kette hing sein bester Freund Kaschemm. Blutüberströmt und mit weit aufgerissenen Augen. Kaschemm war tot.

Dann klatschten beide auf der Wasseroberfläche auf und Kronn versank wie ein Stein in den Fluten des Meeres.

Das Johlen der Piraten drang nur schwach von oben zu ihm durch. Luftblasen wirbelten um Kronn herum und strebten der Oberfläche zu. Sein blondes Haar wurde von der Strömung hin- und hergerissen. Obwohl Kronn seine muskelbepackten Arme bis zum Zerreißen anspannte, konnte er die Fesseln nicht sprengen.

Während der Söldner tiefer und tiefer sank, durchzuckten ihn die Erinnerungen …

* * *

Es war ein gewöhnlicher Tag auf See gewesen. Die Meeresoberfläche war ruhig, geradezu einladend. Die Matrosen hingen an der Reling und dösten vor sich hin. Selbst der Kapitän, ein vierschrötiger Geselle mit nur einem Auge und einer Stahlklaue, gönnte sich ein Nickerchen in der Kajüte. Der Bootsmann saß unter Deck und war in ein Kartenspiel mit dem Koch vertieft. Die Kriegskaravelle Safir kreuzte in Sichtweite der zerklüfteten Steilküste verschiedene Wegpunkte ab, welche von Saramees Stadtvorderen festgeschrieben worden waren. Schon lange hatten die Piraten die Gewässer unsicher gemacht und in Saramee ging die Angst um, dass die eh schon durch ihre Lage zum Landesinneren hin abgeschlossene Stadt, auf Grund der Piratenaktivitäten auch von See her bald isoliert sein würde. Die Stadtvorderen konnten dies nicht zulassen. Dies wäre das Ende von Saramee, dieser Grenzstadt voller Abenteurer, Dirnen und anderen gestrauchelten Existenzen.

Die Söldner saßen auf dem Deck, polierten ihre Krummschwerter und Kriegsäxte, während sich das Piratenschiff unbemerkt näherte. Kronn entdeckte es als erster. Es musste hinter einer Landzunge hervorgekommen sein. Anders wäre es den Piraten nicht gelungen, die Kriegskaravelle zu überraschen. Kronn sprang auf und gab Alarm. Sofort stürmten alle Söldner zusammen und bildeten eine Linie an der Reling. Die Matrosen verfielen in hektische Betriebsamkeit, waren aber ohne Kapitän und Bootsmann unfähig zu einer gezielten Reaktion. Je näher das feindliche Schiff kam, desto mehr Einzelheiten erkannte Kronn. Es war ein kleines, wendiges Schiff, eher ein umgerüstetes Fischerboot mit Fischbeinschilden an den Seiten. Lange Ruder stießen ins Wasser, wühlten es auf, zogen das Schiff näher und näher heran.

Als Kapitän und Bootsmann an Deck erschien, hatte Kronn schon die Schlachtordnung der Söldner aufgestellt und erwartete mit gebleckten Zähnen und vorgeschobenem Kinn den Angriff der Piraten, die nur noch wenige Schiffbreiten entfernt waren.

Ehe der Kapitän begriff, was vor sich ging, lief das Piratenschiff längsseits und ein Schwarm von Enterhaken flog durch die Luft. Nicht alle konnten die Söldner zurückwerfen und an jenen, die sich in Takelage und Segeln verfingen, hangelten sich die Piraten mit quer im Mund geführten Messern herüber.