Edgar Allan Poe's Phantastische Bibliothek - Folge 6: Grausame Städte 2 - Markus K. Korb - E-Book

Edgar Allan Poe's Phantastische Bibliothek - Folge 6: Grausame Städte 2 E-Book

Markus K. Korb

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Beschreibung

Paris Wenn die Sonne hinter den monumentalen Kuppeln der Kirche Sacre-Couer versinkt und die Nacht über das Viertel Monmatre herabsickert, erwacht das Leben auf den Straßen. Im Dunst der Kanalisation, der in Schwaden gleich Nebelgespenstern heraufkriecht, irren Künstler und Bohemiens über das Pflaster ihren geheimnisvollen Zielen zu. Mitten unter ihnen befindet sich ein Mann, der noch nicht weiß, daß die abendliche Soirée seine letzte sein wird. Prag Über die Karlsbrücke pfeift ein bissiger Westwind. In seinen Fängen torkelt ein Mann über die steinerne Moldaubrücke, die Kleider zerlumpt, einen Malerkasten unter dem Arm. Der Mann ist auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz, einer der vielen alten Kirchen Prags, um dort ein Deckengemälde zu vollenden. Doch in der nachtdunklen Kirche erwartet ihn das namenlose Grauen. GRAUSAME STAEDTE 2 vereint Erzählungen aus Paris und Prag zu einem geheimnisvollen Gewebe. Zusätzlich wird der Blick durch zwei Exkursionen erweitert, die in anderen Gegenden spielen. Unheimliche Phantastik am ausgefransten Rand der Wirklichkeit und darüber hinaus... Die Story DER NACHZEHRER wurde mit dem Vincent-Preis 2008 ausgezeichnet.

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Seitenzahl: 352

Veröffentlichungsjahr: 2025

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In dieser Reihe bisher erschienen:

01 Grausame Städte Markus K. Korb

02 Spuk des Alltags Alexander M. Frey

03 Cosmogenesis Jörg Kleudgen

04 Die weissen Hände Mark Samuels

05 Haschisch Oscar A.H. Schmitz

06 Grausame Städte 2 Markus K. Korb

Grausame Städte 2

Edgar Allan Poe's Phantastische Bibliothek

Buch Sechs

Markus K. Korb

Copyright © 2008, 2021, 2025 Blitz Verlag, eine Marke der Silberscore Beteiligungs GmbH, Mühlsteig 10, A-6633 Biberwier

Redaktion: Danny Winter

Logo und Reihenlayout © 2025 Mark Freier

Digitales Cover-Artwork inkl. KI generierter Stock-Fotos: Mark Freier

Satz: Gero Reimer

Alle Rechte vorbehalten.

www.blitz-verlag.de

e806 V1 21.12.2024

ISBN: 978-3-68984-249-9

Inhalt

Vorwort

Danksagung

I. Paris-Zyklus

GELIEHENE ZEIT

NACHTS IM OBSERVATORIUM

Exkurs: USA-Mond

II. Prag-Zyklus

GEFANGENER DES AUGES

DER ULTIMATIVE SOUND

NEU GOMORRAH

Exkurs: Franken – Rom – Wien

Markus K. Korb

Vorwort

Als im Jahr 2003 die Kurzgeschichtensammlung „Grausame Städte“erschien, hatte sie eine lange Odyssee hinter sich. Zunächst hieß es von vielen Verlagen, dass es für Kurzgeschichten keinen Markt im deutschsprachigen Raum gäbe. Andere interessierten sich zwar sehr für das Konzept, doch aus verschiedenen Gründen (Stichwort: Verlagssterben, Druckkostenzuschussverlage) kam es zu keinem Vertragsabschluss.

Daher ist es mir nun eine besondere Freude, den zweiten Band dieses Storyband-Konzeptes mit dem Titel „Grausame Städte 2 – Paris und Prag“ präsentieren zu dürfen. Im Mittelpunkt des Interesses stehen zwei weitere europäische Städte, die mich zu Geschichten inspiriert haben. Doch im Gegensatz zu „Grausame Städte“ habe ich das Hintergrundkonzept verändert. Freier sollten die Storys nun zueinanderstehen, ungezwungener, gelöster. Dem Zweck der Auflockerung des Konzepts dienen auch die beiden Erzählungen, „die ich als Exkurse betitelt eingeflochten habe.“

Viel Spaß beim Lesen,

Markus K. Korb

Danksagung

Ganz herzlich möchte ich meiner Familie danken, die mich stets unterstützt und meine geistige Abwesenheiten während des Schreibprozesses geduldig ertragen hat. Ohne meine Familie wäre dieses Buch niemals möglich gewesen.

Meine Autorenkollegin Petra Wilfert hat mir für die Erzählung, „Gefangener des Auges“ hilfreiche Anmerkungen gemacht. Auch ihr möchte ich herzlich danken.

Antonia Biehler stand mir bei der Namensfindung in „Nachts im Observatorium“ hilfreich zur Seite. Ein großes „Danke!“ geht also nach Schwand in der Oberpfalz, wo die Familie Biehler übrigens meine Merkwürdigkeiten (stundenlanges Inder-Ecke-Sitzen und Korrigieren) mit Gelassenheit aufgenommen hat.

Ein Dankeschön sei mir an den Grafiker Mark Freier erlaubt. Sein Titelbild zu, „Grausame Städte 2“ hat mich zu der Geschichte „Neu Gomorrah“ inspiriert. Seit Jahren schon verbindet uns eine künstlerische Seelenverwandtschaft. Danke für alles, Mark!

Bei der Abfassung von „Der Nachzehrer“ half mir Herr Dr. hc. Rudolf Kreutner, M.A. von der Rückert-Gesellschaft e.V. in Schweinfurt mit der Beschaffung von Informationen über das Leben des faszinierenden Dichters Friedrich Rückert. Er möge mir so manche dichterische Freiheit verzeihen, die ich mir diesbezüglich in der Novelle „Der Nachzehrer“ genommen habe.

Edgar Allan Poe sei für sein Lebenswerk tiefe Verehrung und Dank!

TeilEins

Paris-Zyklus

GELIEHENE ZEIT

Hätte mir jemand vor zwei Wochen gesagt, dass ich ein Künstler bin, hätte ich demjenigen wahrscheinlich das rechte Ohr abgebissen. Aber heute bin ich anderer Ansicht.

Wenn ich am Abend nach einem kurzen Schlaf die Augen in der von Düsternis gefüllten Kammer des Mietshauses öffne, kann ich meist nicht unterscheiden ob ich wache oder träume. Bilder eines Traums hallen in mir nach, vermischen sich mit den Emotionen eines früheren Lebens. Wer war ich vor jener drogenumnebelten Partynacht im Hafenviertel von Paris, wo ich den verhängnisvollen Cocktail aus Extasy und Alkohol zu mir genommen hatte, wie mir mein Agent Armande später erzählte? Dort nämlich hatten wir uns kennengelernt, wie er behauptet. Ich selbst habe kaum noch Erinnerungen an diese Nacht – ein verwischter Bilderreigen, ein im Zerrspiegel abgebildetes Panoptikum. Hier ein grellrot geschminkter, weit aufgerissener Mund, dort die explosionsartig in den Raum geschleuderten Schweißtropfen aus den Haaren eines Tanzenden, der sich wie ein Derwisch gebärdet. Stroboskopartig beleuchtete Szenen, dazwischen lange Pausen, gefüllt mit der Dunkelheit eines Filmrisses. Und irgendwo dort ist auch Armande. Sein wächsern bleiches Gesicht sticht aus der Flut an braungebrannter Haut hervor wie ein Knochenfragment aus einem weit auseinanderklaffenden Oberschenkelbruch. Ich muss wohl das Bewusstsein verloren haben, denn das nächste, was ich weiß ist, dass ich am Boden liege. Es stinkt bestialisch. Ich stemme mich vom glitschigen Untergrund hoch und sehe, dass sich auf dem Betonestrich eine Pfütze aus erbrochenen Essensresten befindet. Ich nehme an, dass es mein Magen war, der sie herausgewürgt hat. Dann ist Armand bei mir und ergreift meinen Arm. Er führt mich zur Theke, wo er ein Glas Wasser bestellt.

Ich trinke es gierig. Mir schwindelt. Armande sagt etwas, das ich kaum verstehe. Die meisten seiner Worte werden von der hämmernden Musik verschluckt. Ich höre „krank“, „drogenverursachter Kreislaufkollaps“ und meine Welt wird wieder schwarz. Das erste, was meine Sinne danach erreichte, war das Innere dieser Kammer, wo ich mich auch jetzt befinde. Armande hat mich gepflegt, mir Essen und Medikamente gebracht und gesagt, dass ich, Sebastian heiße und ein mitteloser Maler sei, den seine Kollegen aus der WG geworfen haben, da er seinen Mietanteil nicht mehr bezahlen konnte. Ich verdankte Armande meine Rettung und ging daher auf seinen Vorschlag ein, wie ich mich erkenntlich zeigen konnte.

Mein Körper ächzt unter den Schmerzen, die ich beim Aufstehen empfinde. Die müden Knochen wollen nicht mehr. Dennoch schleppe ich mich hinüber zum einzigen Fenster der Kammer und blicke hinaus. Ich wohne im vierten Stock des heruntergekommenen Mietshauses und habe deswegen eine gute Aussicht auf die Nekropole, welche sich wie ein zu Stein gewordenes „Memento Mori“ mitten in der Stadt befindet. Der Friedhof Montmatre erinnert mich an ein fauliges Herz. Das Herz von Paris. Es schlägt nicht mehr. Nur noch der Abendnebel kriecht um die Steine, und der Wind spielt mit den Efeuranken an den Grufteingängen. Nichts Lebendiges schleicht dort drüben durch die Dunkelheit, welche mit langen Schatten über den Friedhof stakst, gerade so, als ob der Tod auf Stelzen durch die Reihen der Gräber ginge. Mich beruhigt dieser Anblick und rührt mich seltsam an. Der Tod ist für mich die einzige Hoffnung. Er vermag diese mickrige Existenz ein für allemal zu beenden. Ich sehe keinen Sinn mehr darin, wie ein lebender Toter durch die Gassen von Paris zu schlendern, immer auf der Suche nach einer Inspiration, welche sich dann als Totgeburt erweist, sobald ich zum Pinsel greife.

Ich habe für Armande gemalt, als Dank für seine Hilfe. Er sagte, er sei Kunstagent und ich musste ihm glauben, denn er hat für mich eine Ausstellung in der Kunsthalle von St. Just organisiert, einer kleinen unabhängigen Galerie, wo sich die stinkreichen Insider des Kunstmarktes regelmäßig einfanden. Heute Abend wird die Vernissage stattfinden. Ich sehe auf meine Armbanduhr. Es ist spät. Ich muss mich für die Vernissage herrichten. Meine Anwesenheit sei unabdingbar, hatte mir Armand erklärt. Die Interessenten, potentielle Kunden, bestünden darauf.

Ich wende mich vom Fenster ab und werfe einen Blick in den Raum, der sich mehr und mehr mit Schwärze füllt. Ein violettes Tuch hängt über einer Staffelei. Es verbirgt mein neuestes Werk, dem ich den Arbeitstitel „Vom Leben erfüllter Tod“ gegeben habe. Ich male abstrakt. Alles ist Schein in dieser Kunstwelt, der Armande angehört, dem ich mich verpflichtet fühle. Es wird sich alles gut verkaufen, hat er gesagt. Ich solle nur höflich schweigen. Verdammt, ich komme mir gar nicht wie ein Künstler vor und bin es dennoch, das spüre ich.

Mit neu erwachtem Selbstvertrauen packe ich meinen schwarzvioletten Ledermantel und schwinge mich hinein. Durch die verzogene, tief im Rahmen versenkte Tür verlasse ich die Kammer.

Das Treppenhaus ist ein lichtloser Schacht, dessen Stufen in spiralförmigen Windungen hinab zum Erdgeschoss fuhren. Links und rechts von mir befinden sich Türen. Dort leben meine Nachbarn. Gescheiterte Existenzen allesamt, wie Armande mir versicherte, der sie alle kennt, denn er lebt schön lange in der Dachkammer des Hauses. Offensichtlich sind alle ausgegangen, denn es dringt kein Geräusch hinter den Türen hervor, wie es für gewöhnlich am Abend der Fall ist. Der einzige Laut sind meine knarrenden Schritte auf den aufgequollenen Treppenstufen, während ich mich hinabquäle. Meine Knie pochen schmerzhaft bei jedem Tritt. Das Mauerwerk rechts von mir schimmert feucht in der Dunkelheit. Die Feuchtigkeit ist ein ständiger Begleiter in diesem Haus, ebenso wie die Finsternis und der Schimmel, der unter dem Putz und dem Holzboden der Kammer wuchert.

Ich erreiche das Soutterain und drücke die zweiflügelige Haustür auf. Kalte Nachtluft strömt in meine Lungen. Sie stinkt nach Autoabgasen und den Fäkalien der Bettler, die sich an den Hausecken des Viertels erleichtern.

Paris! Die Stadt der Liebe lastet auf mir wie ein Fluch. Ihre künstlichen Neonlichter blenden meine überempfindlichen Augen, der allgegenwärtige Gestank nach Maschinen und Menschen raubt mir den Atem, und das vibrierende Dröhnen der Metro unter dem Asphalt bringt mich ins Schwanken. Paris!

Wie ich diese überdimensionale Stadt hasse! Wie ein aufgequollener Schwamm, triefend vor Feuchtigkeit, wuchert sie seit Jahrzehnten aus und bedeckt inzwischen einen Großteil des grünen Umlandes mit ihrem plumpgrauen Beton. Zum Glück bewege ich mich nur selten durch die Metropole, so dass mir lediglich der Anblick der Altstadt geblieben ist, der mich zumindest nicht übermäßig aufregt. Hier sind die Bauten noch einigermaßen filigran. Verspielte Eisenbalkone hängen über den Trottoirs, und oben auf den Dächern blecken die Haifischzähne von Schneefanggittern. Im Zentrum ist Paris noch ehrlich. Es versteckt sich nicht hinter Modernität und Zeitgeist. Das Fletschen der menschenmordenden Bestie ist noch offen erkennbar, gerade wegen ihrer altmodischen Erscheinung. Hier werden Menschen in den Rachen der Großstadt eingesogen, um als lebende Tote wieder ausgeschieden zu werden. Ja, wir alle wandeln durch die regennassen Straßen wie untote Wiedergänger. Mit leerem Blick, der zu Boden gerichtet ist, als wollten wir die Erde bitten, uns in ihre gräberhaften Tiefen aufzunehmen.

Dennoch bleibe ich. Nicht aus Liebe oder Gewohnheit. Ich kann nicht anders. Welches Dorf würde wohl einen in seiner Mitte haben wollen, der die Verruchtheit und das Laster in all seinen Formen gesehen und miterlebt hat? Solch ein Mensch ist jeglicher Gemeinschaft entfremdet. Man erkennt ihn an seinem torkelnden Gang, seiner Scheu vor Sonnenlicht und nicht zuletzt an dem wirren, der Welt entrückten Blick.

Ich selbst habe die Symptome der ansteckenden Seuche an mir erkannt. Das grelle Licht des Tagesgestirns brennt auf meiner Haut wie Feuer. Armande meint, es sei eine Sonnenallergie, aber ich weiß es besser: Es ist die Auswirkung eines Lebens, das zumeist im Schutze der Nacht seine schweißtreibenden Wucherungen gebiert und sich verzehrt. Parties, Drogen, Frauen. Das alles habe ich im Übermaß genossen, so dass ich keine Steigerung der Lust mehr glaube verspüren zu können. Das Leben hat für mich seine Würze verloren, und ich denke, dass keine künstlichen Reize es wieder mit Geschmack füllen werden. Nur eine Chance verbleibt mir – der Tod als finaler Kick. Aber ich bin schwach. Zu oft habe ich in den letzten Wochen versucht, mir das Leben zu nehmen. Immer ohne Erfolg. Es scheint mir gerade so, als könnte ich nicht sterben, ehe ich meine Kunstwerke vollendet und verkauft habe.

Während ich durch die Straßen trotte, den Kragen hochgestellt und den Blick der Passanten sorgsam meidend, frage ich mich, warum dem so ist. Warum schaffe ich den Sprung hinüber ins Reich des Friedens nicht? Warum zögert meine Hand, den Abzug einer Pistole zu drücken, das Messer in meine Pulsadern zu senken oder das rettende Geländer einer Brücke loszulassen? Ganz tief in mir spüre ich die Antwort. Ich will durch meine Bilder die Aufmerksamkeit der Welt erringen. Ich will, dass alle sehen, zu welchen Werken ich fähig bin, ehe ich mich dem Vergessen anheim gebe. Doch noch ist es nicht soweit. Noch fehlt die Anerkennung der Kunstwelt. Aber ich hoffe, sie heute Abend noch während der Vernissage zu erhalten.

Mein Weg zur Kunstgalerie führt mich am Turm der St. Gileskirche vorbei, wo sich im Mittelalter die Alchemisten zu geheimen Treffen zusammengefunden haben sollen. Ich lege den Kopf in den Nacken und bewundere die aufwärtsstrebende Architektur des Turms, seine faltenartigen Kantstreben, welche oben von Wasserspeiern gekrönt werden. Wie gerne wäre ich einer von ihnen. Hoch oben, einen ewig gleichen Blick hinaus über das Labyrinth der Gassen und Straßen, die moosfleckigen Dächer des Viertels weit unter mir. Aber ich muss weiterhetzen, damit ich nicht zu spät zu meiner Vernissage komme.

Die Straßenlaternen wirken wie Leuchtperlen, die an einer unsichtbaren Schnur aufgereiht sind. Sie führen mich weiter, um Häuserecken herum und über unbelebte Plätze, wo lediglich ein paar Jugendliche mit ihren Skateboards abhängen. Ich beneide sie nicht. Auch sie sind Gezeichnete der Stadt. Mit leeren Gesichtern, in denen sich die nassen Straßen widerspiegeln.

Unvermittelt bleibe ich in der nächsten Gasse stehen. Eine kleine Seitenabzweigung, und dennoch drängen sich mehrere Dutzend Menschen hinein. Ich laufe an der Menschenschlange entlang, die zu einer schmutzigen Treppe hinab in einen Kellereingang fuhrt. Die Männer und Frauen sind elegant gekleidet. Der festliche Anlass meiner Vernissage zwingt sie dazu. Voller Stolz spaziere ich an ihnen vorbei und die Treppe hinab, wo mich der Türhüter mit einem Nicken empfangt.

„Treten Sie ein, Herr Sebastian. Armande erwartet Sie bereits!“

Grußlos quetsche ich mich an dem Hünen vorbei und finde mich in einem schlecht beleuchteten Gang wieder. Links und rechts sind Türen. Auf einer steht mein Name. Ich öffne sie und trete ein. Armand begrüßt mich mit einem Lächeln.

„Hallo Sebastian. Du bist spät dran!“, tadelt er mich, doch seine Augen leuchten.

„Wir müssen dich noch ein wenig für den Anlass zurechtschminken.“ Hinter ihm steht eine wasserstoffgefärbte Blondine. Sie winkt mich zu sich. Ich setze mich auf den stockfleckigen Sessel vor den Spiegel und sie beginnt, mit Kajalstift und Bräunungscreme mein bleiches Gesicht zu bearbeiten.

Nach wenigen Minuten, die mir wie eine Ewigkeit vorkommen, ist sie fertig. Armande beobachtet mich mit einem Grinsen.

„Perfekt! Der Künstler Sebastian ist erwacht!“

Ich betrachte mich im Spiegel und erkenne mein Gesicht kaum wieder. Eine fleckige Bräune überzieht meine Züge, tiefschwarze Striche lassen meine Augen geheimnisvoll wirken. Ich lächle gequält.

„Es ist alles nur Show, oder?“, höre ich mich fragen.

„Aber natürlich ist es das! Das gehört zum Kunstgeschäft“, sagt Armand und tippt mir auf die Schulter. Ich stehe auf und taumle zur Tür. Das Licht im Raum hinterlässt grelle Flecken auf meiner Netzhaut.

Draußen eilen die Gäste an mir vorbei und nehmen kaum Notiz. Etwas verärgert wende ich mich nach rechts und wanke, von Armand geführt, den Gang entlang. Als sich der Flur zu einem hohen Raum verbreitert, schallt mir tosender Applaus entgegen. Eine Wand aus Menschenleibern steht mir gegenüber. Nicht jedes Gesicht wirkt hohl, aus manchen spricht Häme oder sogar Neid. Dennoch klatschen alle.

Armande teilt die Wogen mit einer Handbewegung wie Moses das Rote Meer. Ich blicke nach oben. Eine Galerie zieht sich rings um den Raum. Auch dort stehen Menschen und schauen herab. Ein jeder hat ein Sektglas in der Hand. Weit über den Köpfen tröpfelt das kalte Licht der Sterne durch ein spinnwebenartig gefächertes Oberlicht. Ich fühle mich in dessen Zentrum gefangen wie ein Insekt.

Als Armande stehen bleibt und die Arme hebt, verebbt der Applaus. Zufrieden sieht er sich um und spricht zu den Anwesenden:

„Meine verehrten Gäste. Es ist mir eine besondere Freude, Sie hier an diesem außergewöhnlichen Abend begrüßen zu dürfen. Sie werden verstehen, dass ich glücklich bin, denn der heutige Abend wird in die Geschichte der Kunstwelt eingehen als der Zeitpunkt, an dem der extraordinäre Sebastian seine erste Vernissage eröffnet hat. Genießen Sie mit uns die verstörenden Bilder dieses, wie ich sagen möchte, übernatürlichen Künstlers. Lassen Sie sich fallen in seine Imaginationskraft und spüren Sie die Allgegenwart seines Ausdrucks.“

Wieder Applaus. Mir schwindelt wie damals auf der Technoparty, und ich glaube, mich übergeben zu müssen. Ich packe Armands Schulter und halte mich an ihm fest. Die Menge glaubt aus dieser Geste herauslesen zu können, dass ich etwas sagen wolle und schweigt erwartungsvoll.

Ich sehe mich um. Wie ich diese reichen Kunstverachter hasse. Sie sind nur da, weil Sie glauben, dass Sie etwas von wahrer Kunst verstünden. Aber Sie haben nichts begriffen. Sie wissen nicht, dass wahre Kunst aus Blut und Schweiß geboren wird, da Sie ja selbst niemals in ihrem Leben hatten arbeiten müssen. Ererbtes Geld, ererbtes Ansehen, mühsam zurechtgeschliffene Reputation. So läuft das hier auf diesem Parkett der Eitelkeiten.

Mühsam zwänge ich die Lippen auseinander.

„Verzehrt Euch an mir und meiner Kunst! Das ist das Werk, das mit Blut für euch geschaffen wurde!“

Nach dieser feierlichen Eucharistie in Sachen Kunstverständnis hebt ein Applaus an, der in Stärke und Intensität dem vorangegangenen in nichts nachsteht. Offensichtlich glauben die selbsternannten Sachverständigen eine besondere Botschaft des Künstlers gehört zu haben, während ich nur meinen Hass auf Sie abgeladen habe. Die Musik brandet auf, das Fest beginnt.

Armande hat irgendwo ein Streichquartett aufgetrieben. Die Musiker auf dem Podest im Hintergrund des Raums wirken in ihren zu kurz geratenen Smokings und mit ihren wild wuchernden Bärten, in denen Flechten hängen, eher wie Bettler. Aber ich bin mir sicher, dass dies lediglich von Armande arrangiert ist, um die Außergewöhnlichkeit des Abends zu unterstreichen. Postmoderne Musiker, wie der Künstler selbst.

Als ich mich umsehe, erkenne ich meine Bilder an den Wänden. Nichtssagende Kleckse und Flecken, blutrot auf weißem Untergrund. Wie von einem Kind. Ich begreife nun mit wachsendem Entsetzen, dass ich mir in den letzten Wochen etwas vorgemacht habe. Ich bin kein Künstler, nur ein geschickt aufgebauschter Hohlraum. Nett zurechtgeschminkt, aber inhaltslos. Ich möchte weinen. Eine junge Frau starrt auf die Bilder, als könne sie darin etwas Tiefschürfendes erkennen. Sie legt den Kopf schief und schüttelt ihn verneinend. Aha, denke ich, die einzige, die wirklich etwas von Kunst versteht. Sie verlässt die Vernissage mit wütendem Blick.

Es ist alles Armandes Schuld. Er hat mich zum Künstler zurechtgebogen. Ich will zu ihm, will alles aufgeben und dränge mich an den Menschen vorbei, die sich paarweise im Walzertakt zu wiegen beginnen.

Plötzlich ist sie da. Sie rempelt mich an, blickt mir mit unschuldigem Blick in die Augen. Leerer Ausdruck, schlaffe Gesichtszüge, inhaltslos schön wie ich. Das fasziniert mich.

„Kennen wir uns?“, fragt sie mit tonloser Stimme.

Ich verneine und ergreife ihre Hand. Wir beginnen uns im Walzertakt zu drehen. Immer schneller wird die kreiselnde Bewegung und sie lächelt ohne Anlass. Sollte sie ebenfalls ein Werk Armandes sein? Aber zu welchem Zweck?

Noch schneller wirbele ich sie herum, bis ihr Lächeln erstirbt. Ich fasse sie hart am Rücken, wo das schulterfreie Kleid ihre Haut kaum noch bedeckt. Sie verzieht das Gesicht wie im Schmerz und ich lasse los. Sie kreiselt um sich selbst, vom Schwung des Tanzes noch getragen und ich erkenne, dass meine Hand einen schwarzvioletten Abdruck auf ihrem Rücken hinterlassen hat. Verwirrt drehe ich mich um, der Schwindel setzt wieder ein und ich bahne mir rücksichtslos einen Weg durch das Menschenwirrwarr, bis ich eine Tür erreiche, die auf einen kleinen Flur führt.

Ich will weg von hier. Raus aus dem Trubel und das Vergessen suchen. Ich stütze mich mit der Hand an der Wand ab, ertaste eine weitere Tür im trübe beleuchteten Gang und öffne sie. Der Raum, in den ich hineinwanke, ist nur vom Licht des Mondes erhellt, das durch einen Schacht hereinfällt. Ich befinde mich in einer Abstellkammer. Ein mir vertrautes Geräusch erfüllt das Halbdunkel. Ein Schmatzen und Kauen. Es erinnert mich an die Laute, die ich höre, wenn meine Nachbarn zuhause sind. Ich versuche das Dunkel zu durchdringen.

Dort sind Eimer und Besen, wie Soldaten an einer Wand aufgereiht. Hier fließt eine finstere Flüssigkeit in Richtung des Lichtbalkens, der aus dem Schacht hereinfällt. Die Flüssigkeit zieht sich über den Boden. Ich folge ihr mit dem Blick und erkenne, dass sie sich wie eine rote Schlange hinter einer Spindreihe hervorwindet, die den Raum in zwei Hälften teilt. Dahinter muss sich die Quelle des langsam versickernden Stroms befinden, und exakt von dort dringen die Geräusch hervor.

Schritt für Schritt gehe ich näher. Meinen Fuß setze ich vorsichtig über das Rinnsal am Boden, das ich nun als eine im Mondlicht schimmernde, schwärzlichviolette Flüssigkeit erkenne. Ich hebe den Kopf und starre angestrengt ins Dunkel. Bevor ich weitergehen kann, flutet Licht in den Raum und ich weiß, dass sich hinter mir die Tür geöffnet hat. Mein Schatten fällt auf die Spinde. Zu ihm gesellt sich ein zweiter Schemen, der sich schnell bewegt. Das Schmatzen erstirbt. Ein dunkles Etwas fällt von der Oberseite der Spindwand herab und prallt mit einem hohlen Knacken auf den Boden.

„Mein Gott, Sebastian! Was ist in dich gefahren?“

Armande packt mich am Handgelenk und will mich herumreißen, doch ich setze mich zur Wehr. Noch immer hält er mich fest, während ich meinen Blick nicht von dem annähernd runden Ding am Boden abwenden kann, das ich nun als den Kopf jener jungen Frau erkenne, die vor wenigen Minuten die Vernissage verlassen hat. Ihr Blick ist gebrochen. Im Augenblick ihres Todes muss sie geschrien haben, der Mund ist weit aufgerissen.

„Komm jetzt, Sebastian – die Gäste fragen schon nach dir!“

Offensichtlich sieht Armande den Kopf nicht, denke ich mir und deute mit der freien Hand zu den Spinden. Dort schiebt sich ein weiterer Kopf hervor. Ich erkenne ihn als einen der Gäste, die mich heute Abend mit tosendem Applaus empfangen haben. Es ist ein junger Mann, über dessen Kinn rote Schlieren verlaufen, die er mit seiner langen Zunge genüsslich ableckt. Er grinst. Er ergreift den abgetrennten Frauenkopf und vergräbt seine Zähne in ihrem Gesicht.

Ich spüre Entsetzen und Ekel in mir aufsteigen, taumle zur nächstgelegenen Wand und übergebe mich. Armande ist sofort bei mir, stützt mich. Er bekommt unerwartete Hilfe von der Dame, mit der ich getanzt habe. Sie muss von mir unbemerkt in den Raum geschlichen sein. Als ich wieder zu Atem komme, richte ich mich auf und kreisle herum.

„Was ist hier los, Armande?“

Mein Agent und die unbekannte Schöne stehen schweigend vor mir. Armand trägt noch immer seinen langen Mantel, und sein bleiches Gesicht mit den harten Konturen ist unbewegt. Mein Blick wandert hinüber zu meiner Tanzpartnerin.

Die linke Gesichtshälfte der Frau hängt schlaff herab. Wie gelähmt. Aber nein, das ist es nicht. Die Haut scheint sich vom Muskelgewebe gelöst zu haben und nur noch lose auf dem Kopf zu kleben. Sie muss meinen angeekelten Blick gesehen haben, denn sie wendet sich von mir ab. Auf ihrem Schulterblatt entdecke ich den violett verfärbten Abdruck einer Hand, meiner Hand.

Was ist das? Wieso füllt sich ihre Haut nicht mehr mit Blut, nachdem ich schon vor langer Zeit losgelassen habe? Panik steigt in mir hoch. Panik und Abscheu vor dem Ding, das vorgibt, eine Frau zu sein.

„Ahnst du nicht schon die Wahrheit?“, fragt Armand und seufzt.

Ich starre ausdruckslos und mit herabhängenden Schultern. Hinter mir beginnt das Schmatzen des abscheulichen Festmahls von Neuem.

„Sie ist tot?“ Nur widerwillig kommen mir die Worte über die Lippen. Allzu bizarr mutet meine Schlussfolgerung an, und doch ist es das Einzige, was mir einfallt. Doch als Armande antwortet, steigert sich mein Ekel ins Unermessliche.

„Ja, das ist sie. Sie und die meisten der auf der Vernissage anwesenden Gäste. Ich halte sie künstlich am Leben, denn ich brauche sie. Von der Kunstagentur allein kann ich mich nicht ernähren. Du weißt selbst, was für eine brotlose Kunst dieses Gewerbe ist. Aber man kann nachhelfen …“

Ich blinzle irritiert. „Ich verstehe nicht …“

Armande grinst. Auf ein Handzeichen hin eilt die Frau hinaus. Ihr Schluchzen hallt noch einige Zeit auf dem Gang nach. Mein Agent nimmt mich wieder beim Handgelenk, hält es fest und drückt mich auf einen Stuhl, während er selbst sich auf einen zweiten setzt.

„Mein lieber, naiver Sebastian. Du ahnst ja nicht, wie durchdacht meine Pläne sind. Ich besitze eine zweite Gesellschaft neben der Agentur für Künstler. Sie dient dazu, dass Vernissagen, Theatervorstellungen und andere Kulturveranstaltungen stets gut besucht sind.“

Er hält mich fest und massiert sich mit seiner anderen Hand das Gesicht. Dann seufzt er und spricht weiter:

„Du kennst das: Irgendwo ist immer eine Veranstaltung. Es gibt nicht genügend Gäste, die sich diese Menge an Vergnügungen leisten können oder gar gewillt sind, diese zu besuchen. Und wer geht zu einer Theatervorstellung, wenn er weiß, dass vielleicht niemand außer ihm dort sein wird?“

„Ich verstehe immer noch nicht, was deine zweite Agentur damit zu tun hat.“ Meine Gedanken wirbeln im Kreis. Ich muss die Polizei verständigen, aber vorher will ich wissen, was dies alles zu bedeuten hat.

„Meine zweite Agentur vermittelt Ersatzgäste! Ein einträgliches Geschäft, das kannst du mir glauben. Leider gibt es’ nicht sehr viele ernsthaft Kunstinteressierte oder lediglich verlässliche Menschen in dieser Stadt. Deswegen habe ich damit begonnen, die Reihen meiner Angestellten mit … sagen wir … eher ungewöhnlichen, aber kostengünstigen Menschen aufzufüllen.“

„Du vermittelst … Tote?“

„Es ist die beste Möglichkeit für einen Geschäftsmann wie mich. Sie essen nicht viel, und das wenige Fleisch, das sie brauchen, holen sie sich auf den Veranstaltungen.“ Armande lässt mich los und breitet die Hände in einer versöhnlichen Geste aus. Ich springe auf und stehe mit zitternden Knien vor ihm.

„Aber wie ist das möglich?“, frage ich.

Seine Züge verhärten sich. In seinen Augen glänzt es kalt.

„Wie ich den Anschein von Leben aufrecht erhalte, geht dich nichts an. Wichtig ist nur, dass dem so ist!“

„Ich werde die Polizei rufen! Jemand muss dem ein Ende machen!“

„Nein, das wirst du nicht. Schau …“

Er deutet auf mein Handgelenk. Dort sind vier Abdrücke im Fleisch zu erkennen, die schwärzlichviolett angelaufen sind und sich nicht wieder mit Blut füllen.

Armande steht auf und legt mir seinen Arm um die Schulter. Mit hängendem Kopf lasse ich mich aus der Abstellkammer führen.

„Du bist erschöpft, Sebastian. Ich bringe dich zurück in unser Mietshaus. Dort kannst du dich ausruhen, bis ich dich und deine Nachbarn wieder brauche.“

Er atmet beim Gehen schwer ein und aus. Der süßliche Gestank, den ich verströme, macht ihm wohl zu schaffen.

DER PASSANT

In ehrenvoller Verneigung Guy de Maupassant und Edgar Allan Poe zugedacht

‚Jeder Mensch ist eine Insel‘ Joseph Conrad

Schon als ich den Passanten zum ersten Mal in der Menge erblickte, wusste ich, dass etwas an ihm ganz und gar nicht in Ordnung war.

Ganz in Grau gekleidet taumelte der Mann mit ungelenken Schritten in Richtung Metro-Ausgang. Er war mir aber nicht seines Ganges wegen aufgefallen, sondern weil er entgegen seines hinkenden, wie ungezielt wirkenden Schrittmusters den Blick geradewegs auf einen bestimmten Punkt jenseits der Menge gerichtet hielt. Fast sah er wie ein Schwimmer inmitten von menschlichem Gewoge aus, der den entgegenkommenden Wellen geschickt auswich, ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren.

Ich war fasziniert ob seiner ungelenken Geschicklichkeit. Seine Bewegungen glichen einem fremdartigen Tanz. Wenn es so war, dass die Bewohner der Sterne sich dem Rhythmus der Galaxien hingaben, würden sie sich auf dieselbe Weise dazu wiegen, dachte ich mir.

Die Menschen nahmen ihn nicht wahr. Mit gleichmütigen Gesichtern strömten Männer und Frauen vorbei, versunken in ihren eigenen Gedanken, Wünschen, Zielen. Wenn ich genau darüber nachdenke, erkenne ich, dass niemand von jemandem Kenntnis nahm. Die Menschen in der Metro reagierten lediglich dann auf einen anderen Mitschwimmer im Fluss der Körper, wenn dieser zufällig auf derselben Bahn entgegenschwamm und somit ein Hindernis darstellte. Wie Autisten, gefangen in ihrem eigenen Kosmos, unfähig zur Kommunikation.

Selbstverständlich reagierte auch ich nicht auf den eigenartigen Mann. Von frühester Jugend an ein typisches Kind der Stadt, war ich darauf trainiert, keinem Mann und keiner Frau, denen ich zufällig in den Straßen und auf den Plätzen von Paris begegnete, in die Augen zu schauen. Meine Eltern hatten mir dieses Verhaltensmuster als Schutzmechanismus erklärt, das mich gegen Übergriffe abschirmen sollte.

Meine Arbeit in einer Versicherungsgesellschaft ging ich mit wenig Interesse nach. Die Gesellschaft war in einem Hochhaus in der Nähe des Südufers der Seine untergebracht. Das vielstöckige Gebäude spiegelte in seinen Fenstern die Umgebung wider. Aber nirgendwo konnte man ein Gesicht erkennen, das aufmerksam auf die Straßen blickte. Und doch musste es viele solcher Gesichter geben, denn ich fühlte mich stets beobachtet, sobald ich mich dem Hochhaus näherte. Tausende von Augen glaubte ich auf mich herabstarren zu spüren. Tausende von Blicken, die mich wie Röntgenstrahlen durchdrangen, um meine innersten Wünsche und Begierden wussten und meine Beweggründe wie mit feinen Skalpellen sezierten.

Meine Arbeitskollegen und ich saßen in sogenannten „Workstations“, engen Boxen, die zu drei Seiten geschlossen waren. Es kam vor, dass ich tagelang nur dann einen Arbeitskollegen sah, wenn ich das Gebäude betrat oder verließ. Die Zeit dazwischen war ausgefüllt mit sinnlosen Telefonaten, dem Verfassen obskurer Email-Botschaften an Subunternehmen und Versicherungsvertreter anderer Gesellschaften, dem Abstempeln von Dokumenten und Weiterleiten derselben, was mit einem Luftpostsystem funktionierte, das an jedem Schreibtisch angeschlossen war. Toilettengänge waren verpönt, dienten sie doch nach Meinung des Managements ausschließlich dazu, sich unerlaubte Freizeit zu verschaffen. Man hatte uns in einem Meeting vorgerechnet, wie viel Euro pro Monat durch diese, „Unsitte“ dem Unternehmen verloren gingen. Die Präsentationssoftware lieferte per Beamer bunte Säulen auf die Leinwand, deren Wirkung sich niemand entziehen konnte. Als einige Tage später die ersten Entlassungen ausgesprochen wurden, war sich jeder Einzelne im Klaren darüber, was der Grund für die Kündigungen gewesen war.

Meine Abende verbrachte ich in meiner Wohnung. Sie lag am Nordufer der Seine. Ein böswilliger Zufall hatte dafür gesorgt, dass ich in einem Hochhaus untergekommen war, so dass sich mein Leben fast ausschließlich in zwei Wolkenkratzern abspielte. Einzig der Weg von und zur Arbeit war eine Art Befreiung von den Zwängen der Enge. Doch mehr und mehr machte mir diese Freiheit Angst. Ich mied weite Plätze, hatte das Gefühl, als würde der stets bleifarbene Himmel herabstürzen und mich zermalmen wollen.

Also suchte ich den zweifelhaften Zusammenhalt der Menschenmenge, wählte das Gedränge als mein Schutzschild gegen die Angst, was auch sehr gut funktionierte, bis ich eines Tages den merkwürdigen Umstand gewahrte, dass ich mich an keine Gesichter mehr erinnern konnte.

Lange Abende saß ich zuhause in meiner kleinen Wohnung und überlegte mir, wie die vielen Menschen wohl ausgesehen hatten, die ich im Laufe des Tages auf den Straßen bemerkt hatte.

Aber so sehr ich mich auch bemühte, so sehr ich mein Gehirn in Erinnerungen kramen ließ, stets waren auf der Front der Menschenköpfe nur leere, weiße Flecken. Natürlich wusste ich, dass dort Augen, Nase, Mund gewesen sein mussten. Doch im Nachhinein erlangte ich kein genaues Bild der Individuen mehr. Die Menschen in der Menge blieben eine gesichtslose Masse von weißlichen Maden unter einem grauen Himmel. Mit Hilfe der Photographien meiner verstorbenen Eltern versuchte ich, die verlorengegangene Fähigkeit zurückzuholen.

Nächtelang stierte ich auf die verblichenen und mit der Patina vergangener Zeiten überdeckten Photos. Ich trainierte mein Gedächtnis, bis mir der Schweiß in die Augen rann und die Sicht trübe wurde.

Allein – es gelang mir nur kurzfristig, die Gesichter von Vater und Mutter im Gedächtnis zu behalten. Schon am nächsten Morgen waren die Erinnerungen zu einem weißen Brei zerronnen.

Als ich den Passanten zum zweiten Mal traf, glaubte ich an eine Fügung des Schicksals. Ihn erkannte ich sofort, wenn auch nicht an seinen Gesichtszügen, sondern an seiner Art der Bewegung.

Wiederum stand ich auf dem Wartesteig der Metro, inmitten der Menschenmenge, die im Takt der heranbrausenden Züge bedächtig vor- und zurückwogte. Und dort hinten, nahe des Verbindungstunnels zum nächsten Ausgang, schwamm der Passant mit seinen ungelenken und dennoch zielstrebigen Bewegungen durch das menschliche Meer.

Er fiel mir sofort auf, auch wenn die Umstehenden keine Notiz nahmen. Sein grauer Mantel, seine graumelierten langen Haare, sein gerader Blick waren mir ebenso Erkennungszeichen wie sein hinken- und taumelnder Schritt.

Nun erkannte ich, warum mir seine Bewegungen so abstrakt vorkamen. Der Passant schien die Gabe zu besitzen, die Bewegungen der Menschen vorauszuahnen, ihre kleinsten Zuckungen, Fehltritte, Seitsteps, Hüftdrehungen schon zu kennen, ehe diese heran waren. Schon im Vorfeld reagierte er dementsprechend mit seinem ganzen Körper darauf. Er wich instinktiv in die Nischen der Menge, die engen Freiräume zwischen den Körpern, so dass niemand mit ihm zusammenstieß. Ja, mehr noch – niemand hätte jemals die Chance, mit ihm zusammenzustoßen, da die Gabe des Passanten, jede Bewegung vorauszuahnen, dies durch ein Hinken, Taumeln oder Wegdrehen verhinderte.

Ich wollte wissen, wer er war, weshalb er die Fähigkeit besaß, auf geradezu magische Weise den Menschenstrom zu durchschwimmen. Neugierig geworden verließ ich meine Position, rempelte andere Leute an, entschuldigte mich murmelnd und kämpfte mich schwerfällig und langsam in die Richtung, wo ich den Passanten vermutete.

Als ich den Platz erreichte, wo ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte, war er nicht mehr da. Ich drehte meinen Kopf, reckte den Hals und stellte mich auf die Zehenspitzen, nur um den Passanten erblicken zu können.

Da war er wieder!

Er lief in seiner markanten Weise durch den Eingang zum Verbindungstunnel, wo die Menschenmenge ausdünnte. Ich beeilte mich, ihm hinterher zu laufen, und es gelang mir, ihn zu beobachten, obwohl mir hier und da ein Rücken die Sicht nahm. Dabei bemerkte ich, dass der Passant seine Bewegungsart auf dezente Weise den Anforderungen der Umgebung anpasste.

Je weniger Menschen unterwegs waren, desto geringfügiger wurde die Abweichung von der Norm in seinem Bewegungsmuster. Als schließlich nur noch vereinzelte Fußgänger in dem schmuddeligen Gang unterwegs waren, lief der Passant auf eine Weise, die ihn nicht von der anderer Menschen unterschied.

Das harte Neonlicht strömte aus von Fliegendreck verschmutzten Röhren herab und ließ den Boden schimmern. An den blassgrünen Wandfliesen spiegelten sich links und rechts unsere Schatten, die wie Doppelgänger unserem Weg folgten.

Nach einer kurzen Wegstrecke bog der Passant in einen Nebentunnel ein. Verwundert verlangsamte ich meine Schritte. Schon oft war ich durch diesen Verbindungsgang gekommen und hatte doch nie diesen Nebentunnel bemerkt. Vielleicht war er stets von den Menschenleibern verdeckt gewesen, die in der Rush-Hour durch die Metro strömten und in deren Mitte ich mich wohler fühlte als jetzt, da ich allein unterwegs war.

Ich sah in den Nebentunnel hinein und erkannte den Passanten, wie er weit voraus durch das zuckende Halbdunkel eilte. Meine Neugier überwog die Furcht, und ich folgte ihm hinein in den Gang, an dessen Decke defekte Neonröhren stroboskopartig an- und wieder ausgingen.

Der Passant stoppte vor einer Tür, sah sich kurz um und zog sogleich das Türblatt nach außen auf. Für einen Moment hatte ich geglaubt, dass er mich gesehen hatte. Doch wenn dem so war, so ließ der Passant sich nichts anmerken.

Als ich die Eisentür erreichte, betrachtete ich das von Rost zerfressene Schild daneben. Es zeigte das stark stilisierte Symbol eines Mannes. Ich war verblüfft. Warum hatte man in diesem wenig benutzten Nebentunnel eine Toilette eingerichtet?

Ich packte den von unzähligen Händen blind geriebenen Aluminiumgriff und zog die Tür auf. Ein Schwall übler Gerüche schwappte über mich hinweg. Es stank nach einer Mischung aus Urin, Kot und geronnenem Blut. Hinter der Tür herrschte Finsternis.

Niemand kann mir nachsagen, dass ich ein besonders ängstlicher Mensch bin, aber in diesem Moment erfasste mich ein bodenloses Grauen angesichts der Dunkelheit und dem, was darin wohnen mochte. Der miasmatische Brodern weckte in mir die Bilder an offene Massengräber, worin die verwesenden Leichen ineinander verknäult in violetter Fäulnis lagen. Ich kannte diese Bilder aus der Erinnerung. Die Leichen von Kriegsgefangenen, von politisch Verfolgten, ethnischen Säuberungen. Alle Gräuel der Menschheit kamen mir urplötzlich in den Sinn.

Meine Hand suchte zitternd nach dem Lichtschalter auf der Innenseite des Raumes, fand ihn. Eine Reihe von Neonröhren flackerte auf, erlosch wieder, bis nach und nach jede einzelne den Prozess der elektrischen Wiederbelebung durchlaufen hatte und mattes Licht aussandte.

Ich taumelte ob des Anblicks, der sich mir bot. Ich befand mich zweifellos in einer Toilette. Linkerhand warf ein Spiegel meinen entsetzten Blick zurück, während darunter knochenbleiche und mit undefinierbaren Schlieren beschmutzte Waschbecken prangten. Sie schienen mir ihre gewölbten Bäuche auf geradezu obszöne Weise entgegen zu strecken.

Rechts davon zog sich eine Wand aus weißem Porzellan den Raum entlang – das Urinal. Ihm gegenüber, direkt neben den Waschbecken, begann die Reihe der Kabinen. Alle Türen standen offen. Ihnen enthob sich ein grauenhafter Gestank.

Aber all das war es nicht, was mich taumeln machte. Es war die wimmelnde Schwärze.

Jede wasserfreie Fläche des Urinals war von winzigen Punkten bedeckt, so dass sie fast völlig schwarz wirkte. Diese Flecken befanden sich ebenfalls auf der Decke, wodurch die gelbliche Färbung des Putzes nur marginal zu erkennen war. Sie hingen auch an den Kabinentüren, lagen wie Krankheitszeichen auf den Wänden, den Bäuchen der Waschbecken. Lediglich der Boden wies nur wenige der schwarzen Punkte auf.

Es waren Myriaden von Fliegen, deren Summen mit einem Mal anhob. Dutzende der Insekten verließen beim Anzeichen von Licht ihre Position, nur um sich kurz darauf wieder an einer anderen Stelle niederzulassen, wobei sie ihre Artgenossen zur Seite drängen mussten, um Platz zu finden.

Das Gewimmel der umherkrabbelnden und fliegenden Insekten ließ mich schwindeln. Meine Augen suchten nach Fixpunkten inmitten des schwarzen Chaos, das sich vor mir ausbreitete. Ich erkannte eine weitere Eisentür am Ende der Toilette, von der ich annahm, dass sie mich in einen zweiten Raum oder in einen weiteren Nebentunnel fuhren würde.

Der Passant war nicht hier, demzufolge musste ich ihm folgen, die Toilette durchqueren und den einzigen Ausgang benutzen, den auch er genommen haben musste – die Eisentür am anderen Ende des Raumes.

Angeekelt hielt ich mir die Hand vor den Mund. Dann stieg ich über die Fliegen, die vereinzelt am Boden von Urinfleck zu Urinfleck gierten. Ich kam mir vor wie ein Soldat, der sich zögerlich durch ein Minenfeld bewegt. Als ich auf gleicher Höhe mit der ersten Kabine war, warf ich einen Seitenblick hinein. Auch dort war alles mit einer wimmelnden Schicht aus Fliegenkörpern bedeckt, die sich auf kleinstem Raum aneinander drängten, übereinander krabbelten und hier und da aufstiegen, um ihre Position ein wenig zu verlagern.

Ich wagte nicht daran zu denken, wovon sich die Insekten hier ernähren mochten. Braune Spritzflecken auf den hochgeklappten Toilettendeckeln legten ein beredtes Zeugnis davon ab. Der Gestank an diesem Ort war bestialisch.

. Ein Würgen packte mich. Ich wandte mich ab und schritt weiter auf die Eisentür am Raumende zu. Ich erreichte sie ohne Zwischenfalle. Ohne zu zögern packte ich die schmierige Klinke und drückte die Tür nach außen auf.

Der Raum dahinter war ebenfalls von Neonlicht beleuchtet, besaß aber einen gänzlich anderen Charakter als derjenige, den ich eben durchquert hatte. Der Boden bestand nicht aus grobem Beton, sondern war bedeckt mit einem feinen Mosaik, das Szenen der griechischen Antike darstellte. Lachende Satyren griffen den Bacchantinnen an die nackten Hüften, leerten Humpen voller Wein, der ihnen aus den Mundwinkeln troff. Halbwesen drehten sich im Kreis, während blinde Flötenspieler zum Tanz aufspielten, Trommler wild auf ihre Instrumente einschlugen.

Fast vermeinte ich, einer Halluzination zu erliegen, da ich das Flötenspiel hörte und das dumpfe Tam-Tam der Trommeln gegen meine Ohren brandete. Da sah ich, dass mitten im Raum eine Gesellschaft von musizierenden Hippies auf dem Boden kauerte. Ihre zerschlissenen Kleider waren bunt gefärbt. Überlange Batikhemden zitterten wegen den schnellen Bewegungen der Körper. Die Männer trugen wild aussehende Bärte, schlenkerten die Köpfe wie im Rausch hin und her und spielten auf Trommeln, Tamburins und Flöten. Auch Frauen waren unter den Musizierenden. Sie hatten Ringe aus Blumen in ihre Haare geflochten und lachten schallend, während sie in die Hände klatschten. Männer wie Frauen waren im fortgeschrittenen Alter. Graue Strähnen durchzogen Haare und Bärte. Falten überliefen die Gesichter wie Wasserfalle.

Niemand nahm von meinem Eintreten Notiz. Ich blickte mich um. Der Passant war nicht zu sehen. Auch gab es keinen anderen Ausgang als die Tür, durch welche ich eingetreten war. Ich näherte mich den Musizierenden, um mehr über diese merkwürdige Gesellschaft von Alt-Hippies und den Verbleib des Passanten zu erfahren. Hatte er sich umgezogen und befand sich mitten unter den Musizierenden?

Die Musik wurde lauter, je näher ich kam. Ebenso verhielt es sich mit dem Johlen, Klatschen und den ekstatischen Schreien, was ab und an wie Fontänen aus der Musik aufspritzte.

Ich stand nun hinter dem Kreis aus Männern und Frauen, die im Schneidersitz auf dem Boden saßen. Hier befand sich ein Ring aus grünen Mosaiksteinchen im Boden, der eine Pflanzenranke darstellte und worauf die Musizierenden wie auf geheime Absprache saßen.

Über die schaukelnden Köpfe hinweg sah ich, dass in der Mitte des Kreises aus Musikern kleine Kinder ihre Körper im Tanz drehten. Sie wirbelten über eine runde Fläche aus verspiegelten Fliesen.

Die Gesichter wirkten verzückt. Die Augen hatten die Mädchen und Jungen geschlossen. Ihre langen Kleider, die sie ausnahmslos trugen, wirbelten lustig um ihre Schenkel. Manch einer warf die Arme hoch in die Luft, andere hielten die Köpfe wie in Trance gesenkt. Keiner wirkte unglücklich oder einsam. Alle waren sie eins mit der Gemeinschaft der Musizierenden, welche ich als ihre Eltern annahm.

Ich war verblüfft ob der Szenerie, doch meine Gedanken kreisten einzig und allein um den Passanten, so dass ich den Musikern wenig Bedeutung zumaß. Wie falsch das war, weiß ich erst jetzt, da ich erkenne, dass mir die Szene eine Art Prophezeiung hatte darlegen sollen.

In den Gesichtern der Musikanten erkannte ich keinen, der dem Passanten auch nur annähernd ähnlich sah. Voller Enttäuschung wollte ich mich abwenden, als ich den Blick wie zufällig hob und an der Decke eine kreisrunde Vertiefung erkannte, welche mit Spiegelfliesen bedeckt war und mir ebenso groß wie die Tanzfläche erschien.

Die Deckenfliesen spiegelten die tanzenden Kinder wider. Aber wie groß war mein Erstaunen, als ich feststellte, dass die kleinen Derwische nicht spiegelverkehrt dargestellt wurden, sondern geradezu körperlich mit den Füßen an der Decke zu tanzen schienen. Mir schwindelte ob des ungewöhnlichen Anblicks, den ich auf das Zusammenwirken der beiden Spiegelflächen in Boden und Decke zurückführte. Doch war ich mir nicht sicher. Je länger ich den Deckenspiegel betrachtete, desto mehr zweifelte ich an der Richtigkeit meiner Theorie.

Ich ahnte, dass hier etwas im Gange war, das meine Vorstellungskraft überstieg. Ein Riss in der Realität.

Taumelnd zog ich mich zurück und gewahrte der Gestalt, welche unbemerkt hinter mich getreten war und sich nun schnell umdrehte, um mit flatterndem Mantel den Raum durch die Eisentür zu verlassen.

Der Passant. Es gab keinen Zweifel. Ich sah seine graumelierte Löwenmähne beim Rennen hin- und herwogen.

Ich hetzte hinterher und hinein in die dreckbefleckte und von Tausenden von Fliegenvölkern bewohnte Toilette. Ohne der aufsteigenden Insekten zu achten, rannte ich dem Passanten hinterdrein, der sich bereits auf der Höhe der Waschbecken und Spiegel befand.

Dort wandte er den Kopf, schaute über die Schulter zurück. Mir blieb fast das Herz stehen. Das Gesicht, das sich mir entgegendrehte, war nicht das Gesicht des Passanten. Es war das einer mir gänzlich unbekannten älteren Frau!

Nur einen Moment dauerte der Anblick, dann wandte sich die Frau wieder um, zog die Eisentür zum Nebentunnel auf und hetzte auf hochhackigen Schuhen hinaus.

Als ich ebenfalls in den Tunnel trat, hörte ich das Klack-Klack der Stöckelschuhe wenig voraus und drehte mich in die Richtung.