Hotel Atlantis - Emmerich Nilson - E-Book

Hotel Atlantis E-Book

Emmerich Nilson

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Sven Sversen entflieht der Niedertracht und begibt sich auf eine Reise auf den Spuren der Vergangenheit, die ihn in einen Mythos voller Überraschungen eintauchen lassen. Sein Antrieb ist, sich auf die Spuren des Speiks (Valeriana celtica) der Ostalpen zu begeben. Sven reist in der Direttissima an die Ursprünge dessen, was vermeintlich Vergangenheit ist und doch unsere Zukunft mehr denn je bestimmt. Die Kurzgeschichte ist mit einer Reihe von Parabeln geschmückt, enthält Interpretationen über den Zug von Vögeln und Delfinen und steht unter dem Motto, einem bereits gefangenen Schwertfisches des Rialtomarktes einmal noch ins Maul zu schauen. Dies führt schließlich zur Legende um Atlantis.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 34

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Es ist Sommer ’13, ein letztlich heißer Sommer – ein Sommer, wie er immer war und wie man ihn schon kannte. Etwas verregnet zwar, aber jetzt kommt doch die Hitze. Sven Sversen verlässt die Stadt. Die Niedertracht greift nach der Regenzeit um sich, und so ist es besser, sich von ihr fern zu halten. Sie war in ihrer ganzen Form dargebracht, in ihrer Dimension enorm, und konnte in ihrem ganzen Ausmaß nicht gebändigt werden. Eben wieder einmal die Politik!

Der Weg über die Berge ist von Felsen, Wäldern und Rinnsalen gesäumt. Auf den Weiden finden sich die Kühe der Bauern, und gelegentlich eine Nebelkrähe neben den Geleisen, in der Hoffnung, dass etwas abfällt. All das setzt sich fort entlang von Mürz und Mur. Auf Umwegen gelangt es letztlich auch dorthin, wohin Sven nun, manche könnten meinen, es seien Abwege – schreiten wird. Die Route führt in die Weiten der Ebene – der Melancholie. Sie wird schließlich am Mincio enden, wobei vorher noch die Drau zu überqueren war. Auf dem Weg dorthin fallen die nun verzinkten Leitplanken auf, die es früher hier so nicht gab. Auch die Trockenheit der Ebene trat früher nicht in dem Ausmaß auf wie heute.

Nach dem Erreichen des Stato da Terra, das nach wie vor nicht einladend wirkt, ist Sven alleine – schicksalshaft mit nur vier Krähen über ihm, die ihn begleiten. Ihr Flug endet im Morgendunst der Lagune, im Dogado. Jetzt geht es nun in Begleitung zweier Kormorane vorbei am Markuslöwen. Die See hat Sven nun wieder. Hier fühlt er sich eben heimisch. Ein Garten Eden, der hermetisch abgeriegelt zu sein scheint – ehemals am Schnittpunkt von Orient und Okzident. Davon zeugen heute hier nur noch die omnipräsenten chinesischen Straßenhändler. Der neueste Jux an jeder Brücke sind nun sich selbst agglommerierende Slime-Gesichter aller Art – zum Zermatschen – und sich selbst inszenierende fallende Sternschnuppen mit Batteriebetrieb. Die Illusion wird so dauerhaft für jedermann dargeboten.

Der Dogado und was er einmal war – bis 1797, danach nie mehr – ist uns als historische Blaupause mit der althergebrachten Pasticceria und Glasbläserkunst nicht nur in Vegas erhalten geblieben. Ein schließlich heftig umstrittenes Beutestück, das keinem der Besitzer – auch den jetzigen – die politische Fortune brachte, auf der es zuvor einstmals aufbaute. Sicherlich, hier muss man auch immer hinter die Fassaden blicken, um die wahren Verhältnisse zu erkennen. Das Leben auf der Straße zeigt gerade hier nie die wahren Verhältnisse. So wie auch der soeben vonstatten gegangene Plebiszit alleine nicht aussagekräftig wäre. Fast alles andere scheint nun in chinesischer Hand zu sein. Sicherlich kann man hier sagen, dass die Holländer längst begonnen haben, die alte Baukunst der Lagunenstadt neu hervorzubringen. Sei es nun im eigenen Land oder etwa in Dubai. Es hat also Zukunft, was hier über einen Zeitraum von circa tausend Jahren so abging. Das hätte vor einigen Jahrzehnten vielleicht noch keiner wahrhaben wollen. So bleibt dieser Ort ein Kleinod menschlicher Kultur der besonderen Art. Selbst die politischen Verhältnisse auf dem Kontinent, wo er sich befindet, scheinen ein Abklatsch dessen zu sein, was diese kleine Lagune über ein Millennium präsentiert hat. In abgewandelter Form reicht das hier Dargebotene bis an die Anfänge der abendländischen Kultur zurück.

Sven taucht nun tief in die Mystik dieser Lagune ein, und erkennt sehr schnell, dass er von dieser auch umgehend erfasst wird. Hier gibt es eine höhere Konzentration von Kirchen als in jener Stadt selbst. Es scheint unmöglich, sie alle zu besuchen. Allemal kann einem das die Augen öffnen, vor allen Dingen dann, wenn man in Santa Lucia ankommt. Es war der Speik, der ihn hierher geführt hatte, und nun ... drei maskierte Männer mit Dreispitz und schwarzem Umhang sind auf der Suche nach ihm – mit venezianischen Masken, weiß und erschreckend bedrohlich. Sie haben sich gegenüber seinem Hotel eingemietet und erblicken ihn durch das offene Fenster von der Balustrade, „Car de la sua cortesia ...“. Das treibt Sven fast in den Wahnsinn, aber seine Höflichkeit eben … . „Pura blu il latte buono che dura di più’ “ , was an die Liga erinnert, noch nach vierhundert Jahren.

Es ist für Sven erforderlich, bald weiterzureisen – einerseits wegen der drei maskierten Männer, die ihn bestehlen wollten, andererseits wegen des Speiks