Im Neuen - Emmerich Nilson - E-Book

Im Neuen E-Book

Emmerich Nilson

0,0

Beschreibung

Ole Olesen erlebt einen Zeitenwandel in einem sich neu definierenden Umfeld. Er bewegt sich durch Raum, Zeit und Eitelkeit. Im Ergebnis steht die Aufgeklärtheit und die Maschine. Alles berührt und berührt doch nicht in einer Bildersprache und einem besonderen Sprachrythmus. Es amüsiert und schockiert zugleich, und erscheint vielleicht etwas infantil. Es ist nicht alles nur eine Farce was hier passiert. Es ist überhaupt keine Farce! Und wer hier glaubt, das hier von einer Farce die Rede ist, scheint den ernsten Charakter dieser scheinbaren Farce zu verkennen. Ein europäischer Roman der besonderen Art.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 67

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wege in Gedanken

Es erscheint gedankenlos, wie es begann, es war schrankenlos, wie es zersprang.

Es geht der Mensch, solange er denkt, es steht der Mensch, wo er verweilt, es besteht der Mensch, wo er bezeugt, es vergeht der Mensch, wo er bereut.

Fasse einen Gedanken, lasse ihn nicht wanken, gib ihm einen Sinn, begrenze ihn.

Es wachse der Gedanke, solange er nicht wanke, er lässt sich betrachten, man könne dir danach trachten.

Man trachtet nicht in Gedanken, man verweilt in der Betrachtung, wer verweilt, vergeht, wer denkt, besteht.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Kapitel: Auf dem Weg von Flieder zu Flieder

Kapitel:

Salary(wo)men

Kapitel: Jenseits dessen im Diesseits oder

evil at Eden

Kapitel: Ankunft im Morgenschein

Prolog

Also, einige der später vermeintlich grossen Denker und berüchtigten Diktatoren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren zufällig zur selben Zeit während des Fin de Siecle in Wien – damals eine Stadt des Ancien Regime. Im Ergebnis meinten alle zu wissen, was zu tun wäre – leider haben sie sich dazu nur sehr unzureichend abgesprochen, und ihre unterschiedlichen Vorstellungen, wie es zu tun wäre, wohl bis ins Extrem betrieben. Vier davon sind in ihren Errungenschaften weitgehend auf ihr geistiges Erbe beschränkt geblieben. Der grösste Vordenker unter ihnen starb als Erster, und ein weiterer wurde noch vor dessen Ableben ermordet. Einer davon beging Selbstmord – aus mangelnder Einsicht in die wahren Verhältnisse. Also blieben letztlich nur zwei übrig, die ihre Vorstellungen in die Praxis umsetzten, deren Ergebnis jedoch kaum ihren natürlichen Tod überdauerte. So gesehen war das Ganze eine völlige Pleite, und zum Schaden der gesamten Menschheit – es ist also eigentlich wenig denkwürdig … Es bliebe noch zu ergänzen, dass ein weiterer damals im k. k. Trieste lebte. Das macht es aber auch nicht besser. Ein anderer lebte zu jener Zeit in k. k. Praga1 … Es bleibt die Frage offen – wozu das alles gut gewesen sein soll! Sicherlich eine Frage, die als etwas naiv erachtet werden kann. Wir leben heute jedenfalls in einer anderen Welt als damals – wir, die es überlebt haben.

Auch ein weiterer war da – er ging dann in die Schweiz. Es scheint ihm dort gefallen zu haben. Und doch – am Ende als Marionette eines Ancien Regime zur Verhinderung einer nicht zu verhindernden Katastrophe eine noch grössere Katastrophe, die wiederum eine weitere Katastrophe verhindern sollte, und weitere Katastrophen nach sich zog.

Und jenseits europäischer Denkmuster in Asien und Lateinamerika kam es zu ähnlichen Erscheinungen und vielem anderen mehr? Im Gegensatz dazu stand in Asien ein Bollwerk des Ancien Regime …

Sie alle waren ein Ergebnis westlicher Aufklärung in ihren verschiedenen Facetten und dessen Ergebnis konnte nur mit massiver militärisch-technologischer Innovation verhindert bzw. in ihre Schranken gewiesen werden – nebst des strategischen Talents einiger weniger.

Die Massen kamen zumeist gedankenlos in Bewegung. Jene, die dachten, waren beseitigt, interniert, emigriert oder verstorben. Viele schwiegen auch dazu.

Es waren unglaubliche Wirren des menschlichen Daseins, die letztlich durch Maschinen und deren Technologien begünstigt, ja überhaupt ermöglicht wurden, die der Mensch erfand und mit ihnen umsetzte. Wir sollten sie nicht vergessen in der Welt von gestern bevor wir an morgen denken.

So entstand eine Demarkationslinie, die mit dem höchsten Blutzoll auf beiden Seiten im Kalten Krieg entstanden ist, und die nur gezogen werden konnte, weil auf den Einsatz von Atomwaffen unilateral verzichtet wurde. Es ist also ein sehr gefährlicher Nymbus mit dieser Demarkationslinie verbunden, die die Grenzen menschlichen Handelns am Abgrund einer anthropogenen Katastrophe darstellt, die in der Geschichte der Menschheit neuerlich beispiellos wäre.

Es blieb also der Flieder – und was macht der jetzt mit uns – wir mit ihm? Darüber hinaus besteht eine politische Hypothek an die Freiheit des Menschen auf einer Halbinsel im Chinesischen Meer, während die Freiheit des Menschen Gefahr läuft, den Rückzug anzutreten.

Man kann sich Sorgen machen über das, was man schreibt, aber man tut es, weil man sich Gedanken macht über das, was der Mensch tut. Letztlich ist die Gefahr des geschriebenen Wortes geringer als die des gesprochenen, sie scheint also latenter zu sein, mehr noch als die Gefahr des Handelns ohne gesprochenes Wort, und ohne vorher schriftlichen Konsens. Es wäre Barbarei auf höchstem Niveau mit unseren heutigen technischen Mitteln.

Es ist nie zu spät. Man muss nur damit anfangen. Man hat schon damit angefangen. Warum man dabei nur langsam vorwärtskommt, liegt vermutlich daran, woran es eben zu scheitern droht. Und dabei ist wohl zu vermuten, dass es eine Mentalitäts- und Erziehungsfrage ist. Es erscheint, als ob hier von Kindesbeinen an etwas schiefgelaufen wäre. Und da kommt man zum Schluss, dass damals was schiefgelaufen sein soll hier, und daher diese Gesellschaft gespalten ist wie keine andere, die man kennt. Man merke dann, dass man hier in der Grundschule von vorne anfangen müsste, bis die dazu heranwachsende Generation es versteht. Aber solange mancher im hiesigen Parlament „hängt“, ist das Problem in der hiesigen politischen Elite präsent. Daher – nun ja – für jene, die dorthin abgeordnet werden: Zuerst das Abbild von jenen im Parlament entfernen, dann die Schulbücher überarbeiten. Also – ans Werk bitte!

Die Massen sind zu gedankenlos geblieben. Unser Gehirn scheint sich weiterhin darauf beschränken zu müssen, dass es als Sozialorgan agiert. Die Maschinen haben eine schnellere Evolution erfahren als der Mensch. So bleibt der Mensch zurück – man möchte sagen – wie immer! Und so ist er gezwungen, seinen Kampf nach Freiheit fortzusetzen, den er nun gegen Maschinen mitführen muss – auch das ist nichts Neues. Der Respekt vor Maschinen ist sehr gross geworden.

Inzwischen ist zwar vieles nicht mehr so, wie es war, und doch bleibt zumeist alles beim Alten. Und so wird die Demokratie neuerlich zur Timokratie. Dem grausamen Tode vor einer Generation entkommen, stehen wir neuerlich am Scheideweg wie vor 300 Jahren – immer wieder.

Man meint, hier gelebt zu haben, und sieht so seinen Weg als die Kür und Pflicht zum Sein. Davon sei hier die Rede, eingebettet in die übergeordneten Strukturen des Daseins, die jene Energien des 20. Jahrhunderts dosieren, um sie beherrschbar zu machen in einem Sein jenseits dessen, was unkontrollierbar wurde, und sich jeglichen Versuch eines Zugriffs entzogen zu haben schien.

Perfekt-Präsens-Futur in eine geeignete grammatikalische Ordnung zu bringen ist schon Aufgabe genug. Das Plusquamperfekt kann dabei alles stören – ja zerstören. Sicherlich ist das nun auch wieder eine deutsche Sichtweise, die die sprachliche Diversität nicht berücksichtigt. Und wenn man hier näher ins Detail gehen würde, könnte man erkennen, wie komplex hier Gesetzmässigkeiten in verschiedensten Sprachen sind, um alleine mit dieser grundsätzlichen Fragestellung umzugehen.

Von Mentalitäten und Dialekten sei hier nicht die Rede, man sollte sie aber auch zur Kenntnis nehmen, womit man ihnen nicht ganz entkommen kann.

1 seine Tochter dort zur Adoption freigab, um danach bis 1918 für F. Haber zu arbeiten.

1. Kapitel

Auf dem Weg von Flieder zu Flieder

Eben blüht hier am alten Rennaissance-Schloss der Flieder. Es ist mild, dunstig und opak. Wenn der Weg nach dort auch noch lange ist, geht man ihn unter diesen Umständen jedenfalls, da ansonsten kaum brauchbare Alternativen zu erdenken wären. An ihm begann doch alles, und von ihm führen alle Wege fort2.

Beim Glauben an diese Vorstellung ist Leben vorstellbar, und es findet als solches statt. Weiter denken will Ole Olesen dabei nicht. Er geht voran, ohne dabei nicht zu vergessen, innezuhalten. Die kleine Siedlung aus der Nachkriegszeit bietet sich an, um auf sie zuzusteuern, ohne sich wirklich in einer Begegnung mit ihr zu verbinden. Die sanften Hügel halten die Wärme, und reduzieren so die Exponiertheit.

Vorbei am sozialen Wohnbau am Fluss angekommen, trifft die Kühle ein, die kaum erfrischend wirkt, und als stationäres Element wahrgenommen wird, wenngleich das Wasser sich dabei sanft und träge bewegt. Ole hält inne – nicht trinken – man kann dazu heute gar nichts mehr erwarten, und alles ist nun abgefüllt in Flaschen sicherer als Natur pur.