Kein Makel um die Liberator - Emmerich Nilson - E-Book

Kein Makel um die Liberator E-Book

Emmerich Nilson

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Beschreibung

Gegen Ende des 2. Weltkrieges wird unweit der Donau eine B 24 abgeschossen. Dieses Ereignis macht die kriegsmüde Bevölkerung betroffen, und hinterlässt einen dauerhaften Eindruck auf sie. Danach ist es gleich vorbei, und das unausgegorene Aufräumen beginnt. Es bleibt vieles liegen, und die Wunden sind bis heute erkennbar. Hiob, sein Sohn Hiob und dessen Enkel Hiob repräsentieren drei Generationen des Erlebens dieser Schlamperei, und deren Konsequenzen. Hiobs Großmutter Esther hingegen stopft Löcher in Getreidesäcken vorbeugend, und erzählt dabei Hiob viele Geschichten. Sie übt sich dabei in Geduld und Fleiß, die anderen fehlen. Hiob macht dabei viele Gedächtnislücken dieser Nation aus. Am Ende sind doch wahre Sieger am Werk. Alle sind Sieger!

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Seitenzahl: 30

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Es sind die letzten Kriegsmonate. Die Kampfhandlungen hatten die damals sogenannte Alpenfestung erreicht. Alldas geht dem Ende zu, dem endgültigen Neubeginn entgegen.

Eine B 24 „Liberator“ wird unweit der Donau über einem kleinen Wäldchen vollbeladen mit Bomben von einem der letzten Geschwader von Flieger Assen des Dritten Reiches abgeschossen. Ein Teil der Besatzung kann sich noch mit dem Fallschirm retten. Unter einem gewaltigen Tosen und in ziemlicher Schräglage schlägt die Maschine in dem kleinen Wäldchen auf. Dabei gehen einige der fünfhundert Kilogramm Bomben hoch, andere finden sich verstreut über das Gelände. Alleine der Pilot und der Copilot sitzen in der abgestürzten und ausgebrannten Maschine im Cockpit mit weit aufgerissenen Augen.

Die Druckwelle durch die Detonation der Bomben beim Aufschlag der Maschine war so gewaltig, dass noch einige Kilometer entfernt die Fensterscheiben der Häuser zerspringen. Man hatte hier schon seit langem nicht mehr einen Krieg mit der Präsenz fremder Soldaten erlebt - seit Napoleons Kriegen, also seit etwa hundertfünfzig Jahren. Die Wehrmachtssoldaten betrachtete man nicht als Fremde. Man hatte sie sogar fallweise einquartiert. Allenfalls Kriegsgefangene und Fremdarbeiter waren bekannt. Auch sie betrachtete man nicht als Fremde. Man kannte die meisten Nationalitäten aus der Monarchie. Und sie kamen schon damals unter anderem als Wanderarbeiter oder Händler aus dem gesamten Einzugsbereich des ehemaligen Habsburgerreiches. Und da man ihn nun leibhaftig sah, hatte man auch schon genug davon – vom Krieg. Diese Auseinandersetzung um die Zukunft Mitteleuropas hatte nun mit Unterbrechungen dreißig Jahre gedauert.

Nun, die Geschichte begann nicht hier, vielmehr schien sie hier enden zu wollen, wo doch erst wieder alles begann. Hiob Weinheim, ein Hitlerjunge, läuft in seiner Uniform zum Unglücksort und sieht neben einigen anderen und der Feuerwehr das Unglück mit eigenen Augen. Geschosse und Granaten liegen überall verstreut. Das Schicksal von Pilot und Copilot ist besiegelt. Es ist Hiobs einzige Erfahrung mit diesem Krieg, der ihm von Kindesbeinen an über den Volkssender als heroische Großtat nahe gebracht wurde. Hiobs Mutter Esther opfert noch regelmässig Teig für die armen Seelen in ihrem Küchenofen – auch jetzt. Eine alte animistische Tradition, die hier alle Zeiten überdauert hatte. Und so hört Hiob letztlich nach einigen Monaten auch noch die Ansprache von Dönitz zur Kapitulation im Volkssender – es ist vorbei. Die Stimmen aus dem Radio klingen danach anders als zuvor. Selbst die Musik, die gespielt wird, ändert sich drastisch.

Amerikanische Panzer rollen nun vorbei. Auf ihren Panzertürmen haben sie auch regelmässig Fahnen angebracht. Rot-Weiß-Rot ohne weiteres Symbol und damit umso mehr Symbolik. Ein französischer Feldwebel, der als Kriegsgefangener bei den Bauern arbeitete, begleitet Hiob zu dieser Parade. Sie ist nicht jene Parade, die der kleine Hitlerjunge erwartet hätte – es ist die jener, die nun für ihn hier unerwartet gesiegt haben. Der französische Feldwebel, der ihn zu dieser Parade führte, macht ihn mit ihnen und seinen Zigaretten vertraut und meint dazu: „Da hast du jetzt deine Fahne wieder - aber ohne Hakenkreuz d´rauf.“ Auch amerikanische Schokolade gibt es. Ein bisher unbekanntes Vergnügen für den nun ehemaligen Hitlerjungen. Das höchste der Gefühle waren bisher Apfelsinen (Orangen) zu Weihnachten.

Man ist bemüht die Spuren der vermeintlichen gar nicht so erwünschten Diktatur so schnell wie möglich zu beseitigen. Zum Unterschied von den Städten gibt es hier im Zuge des sogenannten Zusammenbruches kaum Übergriffe. Auch ein Widerstandskämpfer mit einem Dodge1 und Fahne ist schon unterwegs. Er schafft Ordnung – nun seine Ordnung – mit amerikanischer Unterstützung und profitiert davon. Die Amerikaner suchen aber auch solche Leute, die sich der Wertschätzung der Bevölkerung erfreuen, und sich während der schlimmen vergangenen Jahre zumindest durch Zurückhaltung ausgezeichnet haben. Es gibt sie, aber nur wenige.