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Eines regt mich ja inzwischen immer mehr auf: Die Worte „Nesthocker und Hotel Mama“. Ab und an stolpert man beim Zappen durch die Fernsehsender über diese sogenannten Doku-Soaps. Ja wirklich, mehr als Seifenopern sind das nicht. Da sehen wir dann junge Leute, die aufmüpfig in ihren Zimmern hocken, meist mit Flat-TV, neuestem Computer, aktuellem Design-Handy, teuren Markenklamotten und unmöglichen Frisuren oder bis zur Haarwurzel vollgepierct oder tätowiert. Macht die Mutter – meist sind es die Mütter – auch nur die Tür auf, geht ein Gekeife los, dass man nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Sind das Werte, die man über die Medien verharmlosen und als „normal“ deklarieren darf?
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Eines regt mich ja inzwischen immer mehr auf: Die Worte „Nesthocker und Hotel Mama“. Ab und an stolpert man beim Zappen durch die Fernsehsender über diese sogenannten Doku-Soaps. Ja wirklich, mehr als Seifenopern sind das nicht. Da sehen wir dann junge Leute, die aufmüpfig in ihren Zimmern hocken, meist mit Flat-TV, neuestem Computer, aktuellem Design-Handy, teuren Markenklamotten und unmöglichen Frisuren oder bis zur Haarwurzel vollgepierct oder tätowiert. Macht die Mutter – meist sind es die Mütter – auch nur die Tür auf, geht ein Gekeife los, daß man nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Sind das Werte, die man über die Medien verharmlosen und als „normal“ deklarieren darf?
Sollte dies, was das Fernsehen da zeigt, tatsächlich so sein? Dann läuft in unseren Familien etwas gewaltig schief. Natürlich frage ich mich, ob in Anbetracht der laufenden Kameras nicht alles nur publikumsgerecht und medienwirksam aufgemacht wurde. Und ehrlich gesagt, hoffe ich in meinem Innersten, dass dies wirklich nur lukrativ vermarktet werden soll. Aber leider höre ich von meinem jüngsten Sohn, der inzwischen 24 Jahre alt ist und aus Kostengründen täglich die Bahn zur Arbeit nimmt, dass die Rüpeleien selbst unter Schulkindern der untersten Klassen bereits morgens vor dem Unterricht enorme Ausmaße annehmen kann. Was ist nur geschehen? Zu „meiner Zeit“ – zugegeben auch schon fast vor 50 Jahren – hatte man noch zu grüßen, hatte den älteren Menschen den Platz zu räumen und „benahm“ sich „ordentlich“. Es hat uns nicht geschadet. Im Gegenteil, wenn ich heute die jungen Menschen so beobachte, muss ich gestehen, tun sie mir im Herzen leid, weil ihnen niemand anscheinend die einfachsten Benimmregeln beibringt.
Gestern Abend lief im Fernsehen eine dieser Soaps. Eine junge Frau, gerade mal etwas über zwanzig, versuchte einem jungen Mann eine Wohnung zu vermieten. Auf ihre Frage, ob er sich von seiner Freundin getrennt hätte, erklärt er, er wohne noch bei seinen Eltern. Mit großen Augen schaute ihn die junge Frau erstaunt an und meinte dann, er sei ja wohl ein Nesthocker. Der junge Mann guckte etwas verstört, anscheinend hatte er sein Zuhause-wohnen noch nicht aus diesem Aspekt gesehen. Soweit so gut. Doch die Frau, die in ihrem Leben wohl nichts von Nestwärme gehört hat, gab keine Ruhe zu diesem Thema und hakte mehrmals nach. Im Grunde redete sie ziemlich abfällig über das „Zuhause wohnen in diesem Alter“. Ob dies nur eine „interessant klingende“ Passage im Drehbuch dieser Serie war oder nicht, stelle ich nun einfach in den Raum. Aber es hat mich doch gewaltig aufgeregt, welche armseligen Werte hier über eines der größten Medien vermittelt werden sollen.
Familien werden nun einmal gegründet. Warum heiraten Menschen und bekommen Kinder, doch nur, weil sie einen engen Verbund der Gemeinschaft leben wollen. Wo steht geschrieben, dass Kinder, auch wenn sie schon etwas „älter“ sind, mit ihrer Volljährigkeit fluchtartig das Elternhaus verlassen müssen? Ganz fatal finde ich inzwischen, dass in unserer Zeit „in“ zu sein scheint, die „Nesthocker“ so verbal anzugreifen. Sie werden doch im Grunde als lebensunfähig abgestempelt. Nur stelle ich mir die Frage, warum haben wir in unserer modernen Gesellschaft so viele psychisch kranke und gestörte Jugendliche? Die Kliniken sind voll von solchen armen jungen Wesen, deren Leben nicht einmal ansatzweise normal verläuft geschweige denn, denen man die Chance gegeben hat, sich im Elternhaus heimisch zu fühlen.