13,99 €
Einladung zu Rilke. Die hundert schönsten Rilke-Gedichte: In feinster Ausstattung mit Leineneinband, Lesebändchen und farbigem Vorsatzpapier eignet er sich vorzüglich zum Verschenken und Wiederlesen. Im Mittelpunkt dieser Sammlung stehen die Gedichte aus Rilkes früher und mittlerer Lebenszeit: Sie laden den Leser ein, mitzuhören auf die Stimmen und hintergründigen Töne im Herbsttag, den geschmeidigen Schritten des Panthers zu folgen, mitzugehen auf den Spuren eines Mädchens, dessen Weg ein frühes Gedicht zeichnet. Bilder und Beobachtungen, Farben und Klänge erfreuen jeden, der sich diesen Versen unbefangen nähert. "Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit, in der die Welten weite Wege reisen, mir ist: ich trage ein Stück Ewigkeit in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit und will hinauf und will mit ihnen kreisen ... Und das ist Seele." Prag 1896
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 67
Einladung zu Rilke.
Die hundert schönsten Rilke-Gedichte: In feinster Ausstattung mit Leineneinband, Lesebändchen und farbigem Vorsatzpapier eignet er sich vorzüglich zum Verschenken und Wiederlesen. Im Mittelpunkt dieser Sammlung stehen die Gedichte aus Rilkes früher und mittlerer Lebenszeit: Sie laden den Leser ein, mitzuhören auf die Stimmen und hintergründigen Töne im Herbsttag, den geschmeidigen Schritten des Panthers zu folgen, mitzugehen auf den Spuren eines Mädchens, dessen Weg ein frühes Gedicht zeichnet. Bilder und Beobachtungen, Farben und Klänge erfreuen jeden, der sich diesen Versen unbefangen nähert.
»Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit,
in der die Welten weite Wege reisen,
mir ist: ich trage ein Stück Ewigkeit
in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit
und will hinauf und will mit ihnen kreisen …
Und das ist Seele.« Prag 1896
Rainer Maria Rilke
Hundert Gedichte
Herausgegeben von Gisela und Ulrich Häussermann
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Aus den dichterischen Anfängen
Aus dem »Buch der Bilder« und seinem Umkreis
Menschen bei Nacht
Initiale
Enkel
Aus einem April
Die Stille
Zum Einschlafen zu sagen
Fortschritt
Von den Fontänen
Am Rande der Nacht
Ernste Stunde
Der Schauende
Das Lied des Blinden
Das Lied der Witwe
Der Lesende
Einsamkeit
Herbsttag
Herbst
Der Nachbar
Der Knabe
Kindheit
Erinnerung
Ende des Herbstes
Abend in Skåne
Vorgefühl
Aus dem »Stunden-Buch«
Aus den »Neuen Gedichten« und ihrem Umkreis
Abschied
Der Auszug des verlorenen Sohnes
Jugend-Bildnis meines Vaters
Selbstbildnis aus dem Jahre 1906
Blaue Hortensie
Das Karussell
Der Panther
Römische Fontäne
Abisag
Der Schwan
Spanische Tänzerin
Im Saal
Die Erblindende
Der Tod des Dichters
Todes-Erfahrung
Lied vom Meer
Ein Frühlingswind
Liebes-Lied
Rosa Hortensie
Die Kurtisane
Das Rosen-Innere
Der Alchimist
Quai du Rosaire
Der Pavillon
Leda
Die Liebende
Der Duft
Der Tod der Geliebten
Die Flamingos
Archaïscher Torso Apollos
Die Liebenden
Die Entführung
Aus den späten Gedichten
Die große Nacht
An die Musik
Die Sonette an Orpheus
Die Sonette an Orpheus
Handinneres
Anhang
Nachwort
Daten zu Rilkes Biographie
Textnachweis
Alphabetisches Verzeichnis der Gedichtüberschriften und -anfänge
Über Rainer Maria Rilke
Impressum
Wem dieses Buch gefallen hat, der liest auch gerne …
Die armen Worte, die im Alltag darben,
die unscheinbaren Worte, lieb ich so.
Aus meinen Festen schenk ich ihnen Farben,
da lächeln sie und werden langsam froh.
Ihr Wesen, das sie bang in sich bezwangen,
erneut sich deutlich, daß es jeder sieht;
sie sind noch niemals im Gesang gegangen
und schauernd schreiten sie in meinem Lied.
Berlin-Wilmersdorf 1897
Nennt ihr das Seele, was so zage zirpt
in euch? Was, wie der Klang der Narrenschellen,
um Beifall bettelt und um Würde wirbt,
und endlich arm ein armes Sterben stirbt
im Weihrauchabend gotischer Kapellen, –
nennt ihr das Seele?
Schau ich die blaue Nacht, vom Mai verschneit,
in der die Welten weite Wege reisen,
mir ist: ich trage ein Stück Ewigkeit
in meiner Brust. Das rüttelt und das schreit
und will hinauf und will mit ihnen kreisen …
Und das ist Seele.
Prag 1896
Sie hatte keinerlei Geschichte,
ereignislos ging Jahr um Jahr –
auf einmal kams mit lauter Lichte …
die Liebe oder was das war.
Dann plötzlich sah sie’s bang zerrinnen,
da liegt ein Teich vor ihrem Haus …
So wie ein Traum scheints zu beginnen,
und wie ein Schicksal geht es aus.
1896 oder früher
Und wie mag die Liebe dir kommen sein?
Kam sie wie ein Sonnen, ein Blütenschnein,
kam sie wie ein Beten? – Erzähle:
Ein Glück löste leuchtend aus Himmeln sich los
und hing mit gefalteten Schwingen groß
an meiner blühenden Seele …
Goisern bei Ischl 1896
Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.
Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.
Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.
Berlin-Wilmersdorf 1897
Der Abend ist mein Buch. Ihm prangen
die Deckel purpurn in Damast;
ich löse seine goldnen Spangen
mit kühlen Händen, ohne Hast.
Und lese seine erste Seite,
beglückt durch den vertrauten Ton, –
und lese leiser seine zweite,
und seine dritte träum ich schon.
Berlin-Wilmersdorf 1897
Die Nächte sind nicht für die Menge gemacht.
Von deinem Nachbar trennt dich die Nacht,
und du sollst ihn nicht suchen trotzdem.
Und machst du nachts deine Stube licht,
um Menschen zu schauen ins Angesicht,
so mußt du bedenken: wem.
Die Menschen sind furchtbar vom Licht entstellt,
das von ihren Gesichtern träuft,
und haben sie nachts sich zusammengesellt,
so schaust du eine wankende Welt
durcheinandergehäuft.
Auf ihren Stirnen hat gelber Schein
alle Gedanken verdrängt,
in ihren Blicken flackert der Wein,
an ihren Händen hängt
die schwere Gebärde, mit der sie sich
bei ihren Gesprächen verstehn;
und dabei sagen sie: Ich und Ich
und meinen: Irgendwen.
Berlin-Schmargendorf 1899
Gieb deine Schönheit immer hin
ohne Rechnen und Reden.
Du schweigst. Sie sagt für dich: Ich bin.
Und kommt in tausendfachem Sinn,
kommt endlich über jeden.
Berlin-Schmargendorf 1899
Du hast mich wie eine Laute gemacht:
so sei wie eine Hand.
Du hast den Abgrund meiner Nacht
mit Saiten überspannt,
auf denen andre Hände leicht
der Schwindel überfiel;
so blieb es immer unerreicht,
von vielen Sternen überfunkelt, –
das andre Ufer, welches dunkelt
jenseits von meinem Saitenspiel.
Berlin-Schmargendorf 1900
Zu solchen Stunden gehn wir also hin
und gehen jahrelang zu solchen Stunden,
auf einmal ist ein Horchender gefunden –
und alle Worte haben Sinn.
Dann kommt das Schweigen, das wir lang erwarten,
kommt wie die Nacht, von großen Sternen breit:
zwei Menschen wachsen wie im selben Garten,
und dieser Garten ist nicht in der Zeit.
Und wenn die beiden gleich darauf sich trennen,
beim ersten Wort ist jeder schon allein.
Sie werden lächeln und sich kaum erkennen,
aber sie werden beide größer sein …
Worpswede 1900
Menschen, die das tiefe Schweigen haben,
sind wie Knaben, welche Geigen haben
weit vom Urgroßvater her;
und sie wecken nie die Violinen:
ihre Hände, die im Dunkel dienen,
wurden schwer.
Doch wie Wälder sind die Geigenkästen,
und es ist ein Rauschen in den Ästen,
und die Enkel fühlen: hinter ihnen
ist das Meer …
Zoppot 1898
Entfremden mußt du den Gepflogenheiten,
die du in allen diesen Gassen schaust,
und dich verschließen den Gewogenheiten
der Dienstbereiten, drauf du jetzt noch baust;
erst bis du allen den Verlogenheiten
entwachsen sein wirst, denen du vertraust,
bist du am Anfang deiner selbst und stehst
an einem Meer, auf dem du ruhig gehst,
ohne zu ahnen, daß du Wunder tust,
die von den Menschen dich für immer scheiden.
Berlin-Schmargendorf 1900
Wieder duftet der Wald.
Es heben die schwebenden Lerchen
mit sich den Himmel empor, der unseren Schultern
schwer war;
zwar sah man noch durch die Äste den Tag, wie er
leer war, –
aber nach langen, regnenden Nachmittagen
kommen die goldübersonnten
neueren Stunden,
vor denen flüchtend an fernen Häuserfronten
alle die wunden
Fenster furchtsam mit Flügeln schlagen.
Dann wird es still. Sogar der Regen geht leiser
über der Steine ruhig dunkelnden Glanz.
Alle Geräusche ducken sich ganz
in die glänzenden Knospen der Reiser.
Berlin-Schmargendorf 1900
Hörst du, Geliebte, ich hebe die Hände –
hörst du: es rauscht …
Welche Gebärde der Einsamen fände
sich nicht von vielen Dingen belauscht?
Hörst du, Geliebte, ich schließe die Lider,
und auch das ist Geräusch bis zu dir.
Hörst du, Geliebte, ich hebe sie wieder …
… aber warum bist du nicht hier.
Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung
bleibt in der seidenen Stille sichtbar;
unvernichtbar drückt die geringste Erregung