Ich geh dann mal nach Tibet - Stephan Meurisch - E-Book

Ich geh dann mal nach Tibet E-Book

Stephan Meurisch

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Beschreibung

Was passiert wenn man alles hinter sich lässt? Ich habe meinen Job gekündigt, meine Wohnung aufgelöst, einen 30kg schweren Rucksack gepackt und mich auf den Weg begeben. Auf mich warteten Herausforderungen, Begegnungen, Erfahrungen und Rückschläge, die ich mir nie hätte erträumen können. Zugegeben: Ich hatte keine Ahnung, worauf ich mich wirklich einlasse! Und hätte ich es vorher gewusst, wahrscheinlich wäre ich aus Angst davor nie losgelaufen. Dies ist die Geschichte meiner unglaublichen Reise, die beweist, dass die Welt doch nicht so gefährlich und vieles möglich ist, wenn man sich auf den Weg macht, um sein Ziel zu erreichen.

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Ich danke all den unzähligen Menschen, welche ich auf meinem Weg kennenlernen durfte.

Sie haben diese Reise erst möglich gemacht.

INHALT

PROLOG

Im Café

AUF DEM JAKOBSWEG

Entscheidende Begegnung

Kapstadt und andere Ziele

Schwerer Abschied

VOM ISARTOR NACH TRANSILVANIEN

Raus aus München, aber zu Fuß

An der Salzach entlang zum Wien-Marathon

Das unbekannte Land

RUMÄNIEN UND BULGARIEN

Das Durchtrennen der Nabelschnur

Keine Vampire

Ins Gefängnis

Rumänien: Eine Liebesgeschichte

Bulgarien oder die Angst vor Istanbul

ÜBER DEN BOSPORUS

Für Fußgänger verboten

Ganz unten

DURCH DIE TÜRKEI

Ich werde endgültig Lehrer

Die Waschung meiner Füße

Zahl aus Steinen

Eine neue Liebe

DER KLEINE KAUKASUS

Deutsche Weggefährten

Gebirgiger, schwarzer Garten: Bergkarabach

90 TAGE IRAN

Schneller Reisen

Verbotene Liebe

Die Wüstendörfer

Zu viel riskiert

Über die Türkei nach Indien

AUF ZUM HIMALAYA

Indische Impressionen

Kathmandu und fast am Ziel

Mein zweiter Geburtstag

7 TAGE TIBET

DAS NEUE ZIEL

Driving Home for Christmas

Wiedersehen

EPILOG

Zurück im Café

PROLOG

Im Café

Mittwoch, 7. März 2012.

Das Starbucks am Max-Joseph-Platz.

Mein Lieblingscafé in München.

Ich habe einen guten Platz an einem der großen Fenster mit Blick auf die Bayerische Staatsoper. Auf der Fensterbank kann ich es mir so richtig bequem machen, mich ausstrecken und wohlfühlen. Das liebe ich einfach. Dieses Café ist eine Art zweites Wohnzimmer, ein Ausweichzuhause. Unzählige Stunden habe ich hier schon verbracht, habe Kaffee getrunken, die Menschen drinnen und draußen beobachtet und, wenn auch oft nur für wenige Sekunden, ihr Leben verfolgt, bin meinen Gedanken nachgegangen, habe versucht, ihre zu erraten. Was man eben so macht in einem Café.

Auf dieses liebgewonnene Alltagsvergnügen werde ich für zwei Jahre verzichten müssen. Wenn meine Reise so verläuft, wie ich sie mir vorstelle. Zwei Jahre habe ich eingeplant. Zwei Jahre, um zu Fuß von München nach Tibet zu wandern. 13.000 Kilometer durch 13 mir unbekannte Länder. Mit einem großen Rucksack, mit einem Zelt, mit viel Neugier, mit einer guten Vorbereitung, mit einem Riesenelan. Aber ohne Geld. Das ist der Plan. Dass es kein vernünftiger ist, weiß ich natürlich. Im Gegenteil. Es ist ein verrückter Plan. Hier in München zu bleiben, wäre eigentlich der bessere Plan gewesen. Ich hatte einen tollen Job, eine schöne Wohnung im Grünen, habe meine wunderbare Freundin, meine Freunde, meine Familie. Unzufrieden oder unglücklich war ich nicht. Mein bisheriges Leben war in Ordnung, es hätte einfach so weitergehen können. In geregelten Bahnen, wie man so schön sagt. Ich laufe vor nichts weg und es gibt auch keine Krise. Meine Münchner Welt gefällt mir sehr gut. Ich würde sogar sagen, sie ist perfekt. Und dennoch quält mich seit einiger Zeit dieser Traum.

Der Traum und damit verbunden zwei Fragen: Einerseits die Frage, was auf mich zukommt, wenn ich diesen Traum verwirkliche. Andererseits die Frage, was passiert, wenn ich ihm nicht nachgehe. Wenn ich der Angst in mir nachgebe und die Reise nicht antrete.

Wenn ich mich nicht aufgemacht hätte, diesen Traum zu realisieren, wäre er zu einem ewigen Fluch für mich geworden. Mich würde ewig die Frage quälen, was gewesen wäre, wenn – und ich hätte darauf nie eine Antwort gefunden. Ich muss es wagen, ich muss es riskieren. Es gibt keine andere Möglichkeit. Jedenfalls nicht für mich. Natürlich kann ich scheitern. Klar. Aber dann habe ich es wenigstens versucht. Dann weiß ich, dass es doch nur ein Traum gewesen ist. Aber es gar nicht erst zu versuchen, das geht nicht, das würde ich mir nie verzeihen. Ich würde hier nicht mehr glücklich sein.

Noch vier Tage bis zum Aufbruch, der auch ein Abbruch ist. Denn um die Reise überhaupt antreten zu können – wobei in meinem Fall das Treten tatsächlich wörtlich passt –, musste ich mein bisheriges Leben weitgehend beenden. Die Kündigung von Job und Wohnung waren da nicht einmal die größten Schritte. Dass ich diese »Sicherheiten« zurücklassen muss, um nach Tibet zu gelangen, ist zwar schmerzhaft, aber selbstverständlich. Doch ich muss auch Menschen zurücklassen, meine Freundin, meine Mutter, Freunde und Kollegen. Mit meiner Freundin habe ich immerhin regelmäßige Treffen vereinbart. Mit meiner Mutter ist das nicht möglich, da sie große Angst vorm Fliegen hat. Sie werde ich zwei Jahre lang nicht sehen. Nur sie wird mich sehen können. Auf Facebook.

Meine Arme tun weh, ich kann sie kaum heben. Wochenlang haben mich Tropenmediziner gegen alles Erdenkliche geimpft: Hepatitis, Tetanus, Gelbfieber und was weiß ich noch alles. Der Schmerz hat mich auch auf meinem letzten Rundgang heute durch München begleitet. Ein Rundgang in dem ständigen Bewusstsein, die Stadt zwei Jahre nicht mehr zu sehen. Die Menschen hier sind gestresst, rennen mit gesenkten Köpfen durch die Straßen, werden eher getrieben, als sich treiben zu lassen. Ich kann sie nicht greifen. Die Position des Beobachters gibt es für mich nur im Café. Es ist wie eine Insel. Hier ist nichts zu spüren von der urbanen Ruhelosigkeit da draußen. Am liebsten würde ich das Café einpacken und mitnehmen.

Als ich den Blick vom Fenster und von den Menschen abwende, keimt Angst in mir auf. Nicht zum ersten Mal. Die Angst vor dem Unbekannten plagt mich, seit ich meinen Entschluss bekannt gegeben habe. Sie ist zu einem ständigen Begleiter geworden, der sich in regelmäßigen Abständen meldet. Lange hatte ich mich davor gedrückt, einen konkreten Starttermin zu nennen, hatte nur immer erzählt, diese Reise unternehmen zu wollen. Okay, ich hatte hier und da gesagt, »irgendwann 2012«, aber das war ja nicht verbindlich, nur eine vage Absichtserklärung. Meine Freunde hatten dementsprechend auch nur ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. »Irgendwann 2012? Was soll das denn heißen? Das machst du doch eh nicht.«

Sie hatten recht. Ich musste einen Termin nennen, um mir und ihnen gegenüber glaubwürdig zu bleiben. Aber ich fürchtete mich davor, mich festzulegen, und zögerte die Entscheidung so lange wie möglich hinaus. Doch eines Tages, am 3. November 2011, wurde dieser Schwebezustand unerträglich. Und ich verkündete meiner kleinen Öffentlichkeit, meinen Freunden, meiner Familie, einen Starttermin: »Am 11. März 2012 gehe ich los. Einen Tag nach meinem 31. Geburtstag.« Endlich war es ausgesprochen. Jetzt gab es kein Zurück mehr, keine Ausreden, keine Entschuldigungen. Die Reise hatte nun endlich etwas Reales, war nicht mehr länger fiktiv, war kein Wunsch mehr. Erleichtert und zugleich voller Angst wurde mir klar: »Ich werde aufbrechen. Ich werde gehen!« Bislang war die Metapher »innere Zerrissenheit« nur eine Phrase für mich gewesen. Doch jetzt glaubte ich, genau diese Zerrissenheit spüren zu können. Die Begeisterung einerseits, die Furcht vor dem Unbekannten andererseits.

Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ich freue mich auf das Neue, auf das Fremde und fürchte es zugleich. Waren meine Vorbereitungen ausreichend? Wird die Idee, ganz ohne Geld zu reisen, tatsächlich funktionieren? Werden mich wildfremde Menschen aufnehmen, bei sich übernachten lassen, mich mit Essen und Trinken versorgen? Oder muss ich jede Nacht bei Wind und Wetter und mit knurrendem Magen im Zelt verbringen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, trotz aller Behaglichkeit in meinem Lieblingscafé, dass ich in vier Tagen aufbrechen werde.

Drei Jahre lang habe ich mir den Kopf zerbrochen, ob ich es tatsächlich wagen soll. Drei Jahre lang habe ich mir vorgestellt, wie es sein wird, zu Fuß durch die Türkei, durch den Iran oder durch Indien zu laufen. Drei Jahre lang habe ich mich vorbereitet. Nur zu gern würde ich in eine Kristallkugel schauen, um zu sehen, was mich auf dem Weg erwartet. Und auch wieder nicht. Ich will es ja erleben. Noch vier Tage, dann werde ich die ersten Antworten auf meine Fragen erhalten. Die ersten Tage sind komplett durchgeplant. Da kann nichts passieren. Sogar den Bürgermeister einer Gemeinde in Oberbayern habe ich angeschrieben und ihm davon berichtet, dass ich nach Tibet wandern will und eine Unterkunft benötige. Ich brauche Sicherheit. So viel wie möglich. Zumindest für den Anfang. Vorher muss ich noch den Rucksack packen. Eigentlich komisch. Ich hatte drei Jahre Zeit, ihn zu packen, aber jetzt liegen alle Sachen immer noch auf dem Boden. Was hält mich ab? Zweifel? Angst? Ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr, der Stein ist längst zu groß, und er ist losgetreten. Er rollt bereits, ist nicht mehr aufzuhalten. Ich habe Journalisten Interviews gegeben, meine Freunde haben einen Blog für mich eingerichtet. Das hatte ich nie vor, ich wollte die Reise für mich machen, nicht für irgendeine Öffentlichkeit. Und ich wollte alle Verpflichtungen hinter mir lassen. Aber sie haben mich überredet. Okay, besonders für meine Mutter wird es natürlich schön sein, mein Fortkommen verfolgen zu können. Aber dieser Blog macht meine Reise zu einem großen Ding, was mir nicht gefällt. Ich will nur unterwegs sein. Aber schon jetzt bin ich eine öffentliche Person. Ich sitze noch hier im Café, bin aber quasi schon unterwegs. Ein Schwebezustand.

Angefangen hatte alles mit dem Jakobsweg. 2008 ist ein Freund von mir diesen Weg gegangen. Ich erinnere mich noch genau, wie begeistert er mir seine vielen Fotos gezeigt und von seinen spannenden Erfahrungen erzählt hat. Seine Augen sagten ganz klar: Das war ein tolles Erlebnis. Ungläubig und noch nicht überzeugt, stellte ich mir jedoch weiterhin die simple Frage: Was kann bitte schön so spannend daran sein, 800 Kilometer durch Spanien zu latschen – mit einem schweren Rucksack hinten drauf? Warum macht man das? Warum tun Menschen sich das an? Das wollte ich dann doch herausfinden.

Meine Neugier war zum ersten Mal entfacht. Skeptisch beschloss ich also, gemeinsam mit meiner Freundin, den Jakobsweg zu gehen.

Der Kaffee ist gut. Draußen hasten die Menschen vorbei. Ihnen, den Menschen, will ich vertrauen, will mich in ihre Hände begeben. Ich stelle die Tasse zur Seite und verlasse die geliebte Fensterbank in der Hoffnung, in zwei Jahren wieder hier zu sitzen. Zwei Jahre, mehr nicht. Eine Auszeit, um der Routine und der Perfektion des Alltags zu entfliehen. Das schaffe ich.

AUF DEM JAKOBSWEG

Ein 67 Jähriger läuft in mein Leben, während ich mein Abenteuer suche und es in Kapstadt zu finden hoffe.

1

Entscheidende Begegnung

Alle reden vom Jakobsweg. Er ist Thema in jeder Zeitung, in jeder Buchhandlung, im Fernsehen, im Internet. Ihn zu wandern, sei das Größte und Schönste, ein einmaliges Erlebnis, bei dem jeder zu sich selbst findet. Hape Kerkeling hat es vorgemacht. Wochenlang habe ich den Jakobsweg im Kopf, bis ich eine Entscheidung treffe: Ich will wissen, ob das alles stimmt. Meine Freundin will das auch. Wir wollen mitreden, wenn es um den Jakobsweg geht. Wir wollen ihn auch gegangen sein. Aber wenn wir ehrlich sind: Letztendlich geht es uns darum, den Hype zu widerlegen. Wir wollen sagen können: Der Jakobsweg? Das ist der größte Quatsch. Woher wir das wissen? Wir sind ihn gegangen!

Wie bereitet man sich vor? Indem man auf Ebay den günstigsten Rucksack ersteigert! Für 15 Euro. Für den Jakobsweg muss das reichen. Dafür kaufen wir doch keine teure Ausrüstung. Wahrscheinlich werden wir das sowieso nie wieder machen. Fit muss man natürlich sein, denn 800 Kilometer sind 800 Kilometer. Also wird trainiert, und zwar im Ampertal. Kann ja nicht so viel anders sein als der Jakobsweg. Zwanzig Kilometer mit vollgepackten Rucksäcken. Für zwei Sportler ist das keine große Herausforderung. Für einen erfahrenen Marathonläufer wie mich fast ein Spaziergang. Meine Freundin ist ebenso fit. Schon nach den ersten Trainingswanderungen sind wir uns sicher, dem Jakobsweg gewachsen zu sein. Wir können die Flüge buchen, von München nach Bilbao, von dort aus weiter mit dem Zug.

In St. Jean Pied de Port geht es los. Besser gesagt fällt für uns in dem kleinen französischen Dorf am Fuße der Pyrenäen der Startschuss.Denn wir betrachten den Camino Francés, wie der Jakobsweg hier heißt, als rein sportliche Angelegenheit. Während die anderen Pilger schleichen, rennen wir. In den ersten Tagen schaffen wir 30 oder sogar 40 Kilometer. Mühelos. An allen vorbei, schneller und weiter als alle anderen. Wem wir da etwas beweisen wollen, weiß ich nicht, den anderen oder uns. Auf jeden Fall wollen wir die 800 Kilometer möglichst rasch hinter uns bringen. Wir wollen Strecke machen, uns nirgends lange aufhalten. Kein Blick nach links, kein Blick nach rechts. Wir haben nur das Ziel im Auge, nicht den Weg. Niemand hat eine Chance gegen uns. Schon gar nicht in den Pyrenäen. Selbst beim Aufstieg rennen wir an allen vorbei und schütteln die Köpfe über die Langsamen, die wiederum die Köpfe über uns schütteln.

Hape Kerkeling berichtet in seinem Buch, dass jeder Tag auf dem Jakobsweg eine Erkenntnis bereithält. So schnell wir sind, so schnell merken wir, dass sich eine solche Erkenntnis bei uns nicht einstellt. Wir haken nur Kilometer ab. In den ersten zwei Wochen schaffen wir auf diese Weise 380 Kilometer. In Burgos wird uns bewusst, dass wir die eingeplanten sieben Wochen bei dem aktuellen Tempo gar nicht benötigen werden. Vier Wochen reichen uns. Aber auch hier, nach der Hälfte der Strecke, stellt sich keine Erkenntnis, stellt sich kein Erlebnis ein, das uns aufzeigt, was das Besondere daran ist, den Jakobsweg zu gehen. Die wenigen Menschen, mit denen wir sprechen, sehen im Jakobsweg eine Art Medizin gegen die Leiden der Wohlstands- und Wettbewerbsgesellschaft. Die Medizin ist also direkt vor uns, aber wir wollen sie nicht sehen, und auch nicht schlucken. Hier in Burgos merken wir, dass wir zwar unentwegt laufen, aber bei uns etwas falsch läuft.

Dabei gab es den Wink mit dem Zaunpfahl schon am ersten Tag.

Ein Mann kommt uns in den Sinn, dem wir kurz nach dem Start begegnet sind. Kaum zehn Minuten unterwegs, überholt uns mit leichtem Schritt ein 67-jähriger Wanderer mit einer österreichischen Flagge hinten an seinem Rucksack. Wir sind neugierig und fragen ihn: »Woher kommst du?« Er antwortet lachend: »Heute meint ihr, oder allgemein?« Ich denke bei mir: Was für eine blöde Frage? Der ist doch gerade erst aufgebrochen, vor zehn Minuten, genau wie wir. Dann fährt er fort: »Ich bin in Linz losgelaufen.« Wir sehen ihn skeptisch an. »Haha, du willst uns verarschen. Niemand läuft zu Hause los, um den Jakobsweg zu wandern.« Er aber kontert gelassen: »Doch, ich bin tatsächlich zu Hause losgelaufen, in Linz.«

Wir glauben ihm schließlich und sind geschockt. Dass die Leute, die den Jakobsweg gehen, irgendetwas am Kopf haben, war mir schon lange klar. Aber dieser Österreicher hat da noch eins draufgesetzt. Wie bescheuert muss man sein, erst einmal 3000 Kilometer zu laufen, um St. Jean Pied de Port zu erreichen, nur um anschließend den Jakobsweg zu gehen? Die Frage quält uns so sehr, dass wir mehr erfahren wollen. Also gehen wir ein Stück zusammen. Schon nach wenigen Metern sind wir schwer beeindruckt. Der mehr als rüstige Österreicher erzählt uns, dass er auf dem Weg nie krank war, er keinerlei Medikamente nimmt und jeden Abend ein Glas Wein trinkt. Er tanzt leichtfüßig voran. Nicht einmal Muskelkater plagt ihn. Das Wandern ist für ihn purer Lebensgenuss. Grund genug, den Jakobsweg gleich vor der eigenen Haustür zu beginnen. Wir spüren seine Begeisterung, seine Agilität und Vitalität. Immer wieder rufen wir uns in Erinnerung, dass dieser Mann 67 Jahre alt ist.

Aber weiter passiert nichts mit uns. Ich bewundere den Mann, verstehe ihn aber nicht. Kurz kommt es mir vor, als wäre ich gegen eine Wand gelaufen – so anders lebt er. Alles, was er uns erzählt, ist ein Gegenentwurf zu meinem Leben und stellt unser Weltbild gehörig auf den Kopf. Vor mir steht ein Mann, der alles andere als ein Supermann ist, kein muskulöser, nur ein schlanker, wenn auch drahtiger Typ. Ein Durchschnittsmensch, der mein Nachbar sein könnte und dem man diese Leistung nicht im Geringsten zutraut.Ein bescheidener Mensch, der sich nicht in den Vordergrund drängt. Ein Mann, der mit sich und seinem Leben zufrieden ist.

Der Mann nistet sich in mein Denken ein. Später fallen mir noch tausend Fragen ein, die ich ihm gern gestellt hätte. Während unseres rekordverdächtigen Marsches geht er mir nicht aus dem Kopf. Und dann kommen Burgos und unsere Zweifel. Sportlich sind wir fantastisch, aber dazu brauchen wir den Jakobsweg nicht. Die Zweifel werden schließlich so groß, dass wir beschließen, unser Tempo zu verringern.

Das Ergebnis ist verblüffend. Links und rechts taucht plötzlich eine Welt auf, die bislang nicht existierte, jedenfalls nicht für uns. Mit einem Mal werden auch die anderen Wanderer sichtbar, sind nicht mehr nur Statisten. Viele von ihnen legen pro Tag fünfzehn oder sogar nur zehn Kilometer zurück. Hält man sich an diese Tagesrouten, trifft man dieselben Menschen immer wieder. Erst jetzt merken wir, wie allein und einsam wir in den ersten 14 Tagen waren, denn jetzt sind wir es nicht mehr. Wir waren nicht Teil des Spiels, sondern spielten für uns nach eigenen Regeln. Nach den Regeln, die wir aus München, aus unserem Alltag mitgebracht hatten: schneller, höher, weiter, besser. Die anderen Wanderer, die nicht fortwährend Leistung bringen und Sieger sein wollen, sehen viel zufriedener aus. Uns hingegen hat der Wettbewerb nichts gebracht. Außer Einsamkeit. Dass wir die Schnellsten sind, war ja schon nach ein paar Tagen klar. Das brauchen wir nach 14 Tagen nicht mehr zu beweisen. Wir werden nach unseren Erlebnissen gefragt, haben aber kaum etwas zu berichten. Wir sind ja nur gelaufen, haben auf die Uhr gesehen und Kilometer gezählt. Doch die Langsamen – in unserem Wettlauf die Verlierer – haben viel zu erzählen. Sie haben viele Menschen getroffen und Erfahrungen gesammelt. Burgos ist der Wendepunkt. Wir schlafen länger, frühstücken in Ruhe und wandern, statt zu rennen. Unser neues Konzept geht tatsächlich auf. Plötzlich kommen wir den anderen Wanderern näher, denen wir nun nicht mehr davonlaufen. Mit einem Pärchen verbringen wir einen tollen Abend, lassen uns Zeit für ein gutes Essen und viel Wein. Wir verstehen uns prächtig und der Wunsch keimt auf, mit den beiden noch mehr Zeit zu verbringen. Und genau das ist jetzt möglich, da wir im Fluss der anderen Wanderer mitschwimmen. Natürlich hat beim Laufen jeder sein eigenes Tempo, aber am Abend treffen wir das Pärchen tatsächlich im nächsten Dorf wieder. Von da an sehen wir die beiden regelmäßig. Und nicht nur sie. Wie aus einem Nebel tauchen bislang unsichtbare Weggefährten auf und sprechen mit uns. Beziehungen bauen sich auf. Jeden Tag treffen wir bekannte Gesichter, fragen nach dem Befinden, nach den Erlebnissen. Endlich haben wir das gefunden, was wir in den ersten zwei Wochen nicht gesucht haben: Begegnungen. Der Jakobsweg verliert nun seine geografischen Eigenschaften. Er ist nicht mehr länger der Weg unter unseren Füßen, er besteht jetzt aus den Menschen, die ebenfalls diesen Weg gehen. Die Begegnung mit ihnen wird zu unserem Motiv zu laufen. Uns wird bewusst, dass wir wegen der Menschen hier sind. Wir wollen Menschen treffen und sie nach ihren Beweggründen fragen, warum sie den Jakobsweg gehen. Und je mehr wir von diesen sehr unterschiedlichen Menschen erfahren, umso mehr reflektieren wir uns selbst. Hatten wir uns am Anfang kaum mit uns und unseren Gedanken befasst, weil wir nur die Strecke im Kopf hatten, so wird unser Gehen allmählich zum Gedankengang. Uns fallen jetzt auch einige wenige Wanderer auf der Überholspur auf, jener Spur, für die wir uns zunächst ja auch entschieden hatten. Wir müssen sogar schmunzeln. Höher, schneller, weiter? Das ist nicht mehr unser Weg!

Regelmäßig legen wir Pausen ein, genießen die Landschaft und schauen nicht mehr auf die Uhr. Bei diesem Tempo schaffen wir nicht mehr als zwanzig Kilometer am Tag, und wollen es auch gar nicht. Hatten wir in 14 Tagen die Hälfte des Jakobswegs absolviert, so brauchen wir für die zweite Hälfte vier Wochen. Schon allein das zeigt, wie sehr sich unsere Einstellung geändert hat. Für die letzten Etappen lassen wir uns noch mehr Zeit, zögern die Ankunft immer mehr hinaus, und das nicht nur, weil der Flug ja fest gebucht ist. Wir wollen auf keinen Fall in Santiago de Compostela herumsitzen. Angekommen sind wir nämlich längst, denn das Wandern ist nun unser Ziel, unser Alltag. Ein schöner, ein unbeschwerter Alltag, in dem wir uns um nichts kümmern müssen. Ohne jede Art von Druck gehen wir einfach den gelben Symbolen hinterher, die den Weg markieren.

Schließlich kommt der Tag, an dem wir gemeinsam in Santiago de Compostela einziehen. Es ist sehr bewegend, gerade die letzten Meter durch die Stadt. So nah am Ziel. Und dann der Moment, kurz bevor wir auf dem großen Platz ankommen. Die Dudelsackspieler tragen viel zum passenden Ambiente bei. Ich bin sehr emotional. Nicht deshalb, weil ich 800 Kilometer zu Fuß gewandert bin, vielmehr wegen der Veränderung, die auf dieser Strecke in mir stattgefunden hat. Ich habe Höhen und Tiefen durchlaufen, Lektionen gelernt, hatte Erkenntnisse, viele Begegnungen mit Menschen – und insbesondere mit mir selbst. Was für ein tolles Gefühl, auf dem großen Platz zu stehen und auf die Kathedrale zu blicken. Dankbarkeit überkommt mich. Unendliche Dankbarkeit für die sieben Wochen dieser schönen Reise. Und für all die netten Menschen, denen wir auf diesem Weg begegnet sind.

Wir gehen ins Pilgerbüro, um unsere Urkunden abzuholen. Das ist dann allerdings weniger emotional. Steht auf diesem Papier doch lediglich, dass wir die Strecke zu Fuß zurückgelegt haben. Stempel drauf. Doch für mich sagt diese Urkunde mehr aus. Für mich zeugt die Pilgerwanderung nach Santiago von Willenskraft, Ausdauer, Zielstrebigkeit. Sie war eine großartige Gelegenheit, um mich persönlich weiterzuentwickeln, mich in der englischen Sprache zu verbessern und um den Umgang mit Menschen aller kulturellen Hintergründe zu trainieren. Auf dieser Reise musste ich flexibel sein und mich ständig meiner Umgebung anpassen. Ich hatte Zeit zum Nachdenken und Gelegenheit, mir meiner Stärken, Talente und Fähigkeiten bewusst zu werden. Ich gehe nun, im wahrsten Sinne des Wortes, selbstbewusster durchs Leben. Ich würde sogar sagen, dass ich nach dem Erlebten als demütigerer und besserer Mensch von der Reise wiederkehre und von nun an noch mehr bestrebt bin, das Gute, was mir widerfahren ist, weiterzugeben. Es war eine sehr bewegende Reise – auf allen Ebenen.

In der Wartehalle des Flughafens wissen wir, dass unser eigentliches Vorhaben – den Hype um den Jakobsweg zu widerlegen – gescheitert ist. Weil das nicht wir wären. Wer weiß, was passiert wäre, wenn wir den 67-jährigen Österreicher nicht getroffen hätten, der kein Flugzeug benötigt hat. Er gab den entscheidenden Anstoß, den Jakobsweg nicht als Strecke zu sehen, die innerhalb kürzester Zeit zu bewältigen ist, sondern als 800 Kilometer langen Ort der Begegnung mit Menschen. Sie haben wir letztendlich gefunden. Der Spott über den Hype, der den ersten – ironischerweise notwendigen – Anstoß zu der Reise gegeben hat, ist verschwunden. In gewisser Weise sind wir geheilt.

2

Kapstadt und andere Ziele

Ich bin geheilt und gleichzeitig infiziert. Vom Virus des Gehens, des Unterwegsseins. Kaum bin ich wieder zurück in München, tauchen die Menschen, die wir getroffen haben, wieder in meinem Kopf auf. Am liebsten würde ich sofort wieder aufbrechen. Aber der Jakobsweg ist gegangen und nicht mehr attraktiv. Ganz zaghaft keimt der Wunsch auf, eine längere Reise zu unternehmen. Länger als der Jakobsweg. Nicht mehrere Wochen, sondern drei Monate. Ja, das ist doch eine passable Zeit für so ein Vorhaben. Drei Monate. Auch wenn mich der Job und der Alltag in München schnell wieder einfangen, bleibt der Wunsch bestehen. Er beißt sich derart fest, dass ich anfange, im Internet nach Langzeitreisen zu suchen.

Schnell werde ich fündig, denn ich stoße auf Ewan McGregor und Charley Boorman und ihre Reise, den »Long Way Down«. Auf zwei Motorrädern sind sie 2004 von John O’Groats an der Nordostspitze Schottlands bis zum Kap Agulhas, dem südlichsten Punkt Afrikas gefahren. Nicht allein, denn die beiden haben sich von einem Kamerateam begleiten lassen. Versorgungsfahrzeuge waren auch dabei, der Trip war natürlich rundum bestens vorbereitet. Ich bin sofort fasziniert und sehe mir den Dokumentarfilm an. Die Reise ist unglaublich gut gefilmt, sodass man sehr schnell das Gefühl hat, live dabei zu sein. Meine Schläfen pochen. Das ist es! Bis auf ein kleines, unbedeutendes Manko: Ich kann kein Motorrad fahren. Doch das muss ich ja gar nicht. Wozu bin ich ein gut trainierter Fußgänger? Der Plan reift: durch Spanien, das ich vom Jakobsweg her gut kenne, bis nach Gibraltar. Von dort nach Marokko und durch die Sahara nach Zentralafrika. Und von dort nach Südafrika. Warum nicht? Das kann doch nicht so schwer sein! Die sind gefahren, ich laufe nach Kapstadt. Ich surfe weiter im Internet und stoße auf einen anderen Langzeitreisenden, der von Deutschland aus mit dem Fahrrad nach Kapstadt gefahren ist. Eine tolle Tour. Aber ich misstraue dem Fahrrad und weiß um meine mangelnden technischen Fähigkeiten. Und sollte die Wegstrecke schlecht sein, muss man schieben. Beim Fahrradfahren kommt hinzu, dass man den Blick immer nach unten auf die Fahrbahn richten muss, um nicht zu stürzen. Eine Fahrradtour kommt also auch nicht infrage. Es bleibt beim Gehen. Zu Fuß fühle ich mich sicher, kann mir die Landschaft ansehen und Menschen begegnen. Wie auf dem Jakobsweg.

In meinem Lieblingscafé treffe ich Alea, eine Freundin, die als Coach arbeitet. Eigentlich wollen wir uns über die letzten Seminare austauschen, die wir besucht haben. Ganz nebenbei, eher am Rande, erzähle ich ihr von meiner Idee. Umgehend trifft mich ein irritierter Blick. »Warum nach Kapstadt?«, fragt sie verwundert. Ich will antworten, doch es fällt mir kein überzeugender Grund ein. »Warum Kapstadt?«, wiederholt sie. Ich weiß es nicht. In diesem Augenblick kommen mir Berge und Schnee in den Sinn. Diese Bilder sind plötzlich in meinem Kopf und irritieren mich selbst, was ich ihr gegenüber auch eingestehe. Alea bricht unvermittelt in Gelächter aus.

»Stephan, wenn ich so an Afrika denke, dann fallen mir weder Berge noch Schnee ein.« Natürlich hat sie Recht. Berge und Schnee – wo gibt es das in Afrika? Allenfalls am Kilimandscharo. Schnell wechsle ich den Kontinent und lande im Himalaya. Da gibt es jede Menge Berge und Schnee. Im Laufe des Gesprächs und ohne meine Absicht fällt meine Wahl für ein mögliches Ziel auf Tibet. Es ist ja auch noch kein Plan, eher eine wackelige Idee, mehr nicht. Okay, denke ich, dann gehe ich eben zu Fuß nach Tibet.

Später sehe ich mir die Weltkarte an und folge einfach meinem Gefühl. Afrika ist Afrika, ein großer, heißer Kontinent. Und den Südwesten Europas kenne ich schon. Ganz anders sieht es mit Tibet aus. Osteuropa, Asien, Türkei, Iran, Indien, Nepal und schließlich Tibet. Diese Route, die ich ebenso schnell wie vage konzipiere, scheint mir viel abwechslungsreicher zu sein. Aus dem spontan verkündeten neuen Ziel wird ein tatsächliches Ziel. Wenn ich gehe, dann gehe ich nach Tibet. Durch viele Länder, die ich noch nie bereist habe.

Ja, Alea hat mich mit ihrer Frage in Verlegenheit gebracht und mich dazu bewogen, mein Ziel zu ändern. Dass mir dabei ganz spontan Tibet in den Sinn gekommen ist, liegt nicht an der politischen Situation. Vielmehr ist Tibet ein mystischer Ort, über den ich kaum etwas weiß. Mehr kann ich dazu im Moment gar nicht sagen. Vielleicht sind es der Buddhismus und der Lamaismus, die zur Faszination beitragen? Vielleicht ist es auch die Entfernung, die ich ja nicht in Flugstunden messe, sondern in Tagesetappen. Und da ist Tibet natürlich ein Land »far, far away«. Gleichzeitig verleiht es der ganzen Idee den Charme des Unmöglichen. Tibet ist – zu Fuß – so unglaublich weit weg, dass ich diese Reise wahrscheinlich nie antreten werde. Wer ist schon so verrückt, zu Fuß nach Tibet zu wandern?! Es wird wohl ein Traum bleiben. Ich habe etwas gefunden, wovon ich ein Leben lang träumen kann. Das ist beruhigend, obwohl ich mich im Grunde nach genau so einem Trip sehne.

Und deshalb lässt mich die Idee auch nicht mehr los. Anstatt nur zu träumen, mache ich weiter, recherchiere im Netz und spiele mit möglichen Routen. Ich lese Reiseberichte von Radfahrern, die ähnliche Routen gefahren sind, und komme zu dem Schluss: Wenn man von Deutschland nach Indien mit dem Rad fahren kann, dann ist diese Reise zu Fuß auch möglich. Noch dazu sind die Reiseberichte und Filme überwiegend positiv. Es waren schöne Reisen mit vielen tollen Begegnungen. Aber noch bin ich auf keinen Fußgänger gestoßen. Bis der Kanadier Jean Béliveau durch die Medien rauscht. 2011 kehrt er nach Montreal zurück. Elf Jahre und zwei Monate war er unterwegs. Dabei hat er die Erde einmal zu Fuß umrundet, insgesamt 75.500 Kilometer hinter sich gelassen und sechs Kontinente durchquert. Die Ozeane hat er natürlich per Flugzeug und Schiff überwunden. Im Schnitt ist er 18,5 Kilometer am Tag gelaufen. Dagegen wirkt mein Weg von München nach Tibet eher wie ein längerer Spaziergang.

Je mehr ich mich mit meiner Idee befasse, umso mehr schwindet der ursprüngliche »Charme des Unmöglichen«. Ich bin nicht mehr auf der sicheren Seite, das Ganze als permanenten Traum behandeln zu können. Die Belege für die Realisierbarkeit sind einfach zu erdrückend. Lediglich ein fundamentales Gegenargument bleibt: das Geld. Denn Geld habe ich nicht. Selbst wenn ich meine Mutter und Kolleginnen und Kollegen anpumpe, wäre es mir unmöglich, eine derartige Reise zu finanzieren. Also: Aus der Traum! Oder auch nicht. Denn plötzlich halte ich das Buch »Ohne Geld bis ans Ende der Welt« von Michael Wigge in Händen. Der deutsche Journalist reiste 2010 von Berlin über Antwerpen, Montreal, USA, Costa Rica, Panama, Kolumbien, Peru, Bolivien, Chile und Argentinien bis in die Antarktis. 35.000 Kilometer in 150 Tagen. Und das ohne einen Cent in der Tasche. Selbst im Flugzeug oder Schiff ist er umsonst gereist, und das nicht als blinder Passagier. Immer traf er nette und freigiebige Menschen. Auch Übernachtungen und Mahlzeiten wurden ihm spendiert.

Jean Béliveau und Michael Wigge lassen bald keine Ausreden mehr zu. Es ist eben doch möglich. Zu Fuß und ohne Geld. Ich brauche nur die Methoden dieser beiden Menschen zu kombinieren. Tibet kommt immer näher, es ist kein unerreichbar ferner Sehnsuchtsort und kein wackeliger Traum mehr, sondern wird langsam, aber sicher zu einem realistischen Ziel.

Der dritte Mann, der mich inspiriert, ist der amerikanische Motivationstrainer Dale Carnegie (1888–1955). Als Ende 2009 in München ein zehnwöchiger Kurs zu seinen Methoden angeboten wird, bin ich dabei. Man lernt in dem Kurs, sich zu präsentieren und vor einer großen Gruppe zu sprechen. Am letzten Abend des Seminars soll jeder Teilnehmer seine Vision präsentieren. Verbunden mit der Frage: Wo sehe ich mich in zwei Jahren? Okay, warum nicht. Ich habe ja eine Vision. Ich trete also vor die Gruppe und stelle meine Idee vor: zu Fuß von München nach Tibet, rund 13.000 Kilometer, ohne Geld, 2012 werde ich losgehen. Meine Verlautbarung dauert zehn Minuten. Meine Beine zittern, Schweiß klebt in meinem Gesicht. Ich habe Zweifel, ob ich das gerade wirklich gesagt habe. Es ist ein Unterschied, ob man heimlich für sich einen Traum hegt oder ob man ein konkretes Vorhaben in der Öffentlichkeit ankündigt. Schlagartig fühle ich mich verletzlich, angreifbar. Womöglich halten mich die anderen für verrückt. Still sitzen sie auf ihren Plätzen. Keiner sagt ein Wort, niemand applaudiert. Alle blicken mich nur irritiert an. Eine Katastrophe.

Die Stille dauert eine Ewigkeit. Gefühlt jedenfalls. Beendet wird sie von einem satten Applaus. Statt einen Spinner in mir zu sehen, bewundern die anderen Teilnehmer meine Vision, die sich allein von der Dimension her von allen anderen vorgetragenen Visionen unterscheidet. Von allen Seiten kommt Zuspruch. Durch diesen Schritt an die Öffentlichkeit verfestigt sich der Traum zum konkreten Plan. Auch wenn mich noch viel Zeit vom Aufbruch trennt, weiß ich jetzt, dass ich irgendwann 2012 losgehen werde.

Also muss ich trainieren, mich vorbereiten. Da ich den Jakobsweg dafür nicht wiederholen will, wandere ich im Frühjahr 2010 drei Wochen lang in Kanada durch die Rocky Mountains. Vom ersten Tag an fühle ich mich gut. Ganz anders als an den ersten Tagen auf dem Jakobsweg. Ich weiß ja jetzt, wie ich gehen muss. Ich weiß jetzt, wie man Menschen trifft und mit ihnen schöne Stunden verbringt. Die Zeit des Rennens, des Wettbewerbs ist vorbei. Dafür kann ich jetzt auch die Ruhe und die Einsamkeit genießen, kann auch mal mit mir allein sein und mich meinen Gedanken hingeben. Nach meiner Rückkehr nehme ich an Marathonläufen teil. Für 13.000 Kilometer muss ich schließlich fit sein, die gehen sich nicht von allein.

Im Oktober 2010 passiert dann etwas, womit ich nicht gerechnet habe und auch nicht rechnen konnte: eine neue Liebe. Mich erwischt es so richtig, und ich bin von Anfang an so verliebt, dass ich Angst habe, meine neue Freundin gleich wieder zu verlieren. Aus dem Grund verschweige ich ihr zunächst meinen verrückten Plan. Zum einen fürchte ich, dass SIE mich für völlig durchgeknallt hält, zum anderen – und das ist die größere Sorge –, dass sie sich sofort von mir trennt. Immerhin werde ich zwei Jahre unterwegs sein.

Innerhalb kürzester Zeit wird meine neue Freundin zu einem sehr wichtigen Menschen für mich – dem ich nichts verheimlichen will. Nach drei Monaten wird der Druck unerträglich groß und am Silvestertag 2010 erzähle ich ihr zum ersten Mal von meinem Plan. Sie ist zunächst völlig sprachlos. Ich stelle mir vor, dass es ihr den Boden unter den Füßen wegreißt, dass sie sofort aufsteht und geht. Doch sie bleibt und lässt sich tatsächlich auf meine Idee ein. Von dem Moment an nehme ich jede noch verbleibende Minute mit ihr sehr bewusst wahr.

Eine weitere Begegnung gibt mir Kraft: Als Max Semsch, der 2008 von München mit dem Fahrrad nach Singapur gefahren ist, Ende 2011 einen Vortrag hält, spreche ich ihn an. Wir verabreden uns, und zwei Wochen später sitzen wir zusammen. Voller Bewunderung sehe ich ihn an, sehe zu ihm auf. Ganz klar, dieser Mann ist ein Idol für mich. 13.500 Kilometer ist er mit dem Rad gefahren. Und ungefähr genau so viele Fragen habe ich an ihn: »Wie um alles in der Welt hast du das geschafft? Wie hast du deine Reise vorbereitet? Wie viel Geld stand dir zur Verfügung? Wie … wie …. wie …?« Geduldig erträgt Max mein Bombardement, drei oder vier Stunden lang. Immer wieder versichert er mir: »Das ist alles kein Hexenwerk. Die vielen Probleme, die du siehst, sind alle lösbar. Die Menschen, auf die Menschen kommt es an. Wenn du richtig auf sie zugehst, helfen sie dir weiter. Ganz egal, in welchem Land du auch bist. Alles, was du brauchst, ergibt sich schon auf deinem Weg.« Von Anstrengung kein Wort. Von täglichen Kämpfen um einen Zeltplatz kein Wort. Doch das genau interessiert mich. Etwa die Selbstversorgung unterwegs oder die tägliche Planung der Route. Aber Max lacht nur: »Nee, nee, du musst einfach nur auf die Menschen zugehen. Die fragst du nach dem Weg. Die fragst du, wo du schlafen kannst und ob es etwas zu essen gibt. Mach dir keine Sorgen.« »Keine Sorgen machen? Bitte, wie?«, entgegne ich erstaunt, ohne ihm tatsächlich zuzuhören. Doch das wird mir erst viel später bewusst. Für einen Moment falle ich zurück auf das Level der ersten Tage auf dem Jakobsweg. Ich will Infos von ihm. Kurze, knackige Infos zur Krisenbewältigung. Wie löse ich dieses Problem? Wie löse ich jenes Problem? »Das brauchst du nicht zu lösen«, ist seine Antwort. »Lass dich einfach auf die Reise ein.« Aber das will ich nicht hören, ich will klare Ansagen, Fakten und konkrete Tipps. Verlässliches. Max lächelt und wiederholt: »Lass dich auf die Reise ein. Die Reise nimmt dich mit. Geh los und auf die Menschen zu.« Ich hatte etwas anderes von meinem Idol erwartet. Handfeste Ratschläge zum Mitschreiben, die sich auf einen gigantischen Erfahrungsschatz stützen. Und was kommt stattdessen? »Lass die Reise geschehen!« Na toll!

Am Ende hat er dann doch noch einen ganz konkreten Tipp, der sich für mich als fundamental erweist: »Stephan, setz dir einen fixen Starttermin, wenn du diese Reise tatsächlich unternehmen möchtest!« Max Semsch weiß, wovon er spricht. Auch er hatte seinen Starttermin lange genug hinausgezögert. »Du findest immer einen Grund dafür«, erklärt er mir. »Die Wohnung ist noch nicht komplett aufgelöst, die Katzen müssen noch versorgt werden, die Ausrüstung ist noch nicht perfekt.« Erst als er einen offiziellen Zeitpunkt für seinen Aufbruch verkündet hatte, verloren diese Gründe für ihn an Kraft, und er ist pünktlich losgefahren.

Dieser Punkt überzeugt mich derart, dass ich sofort mein Handy aus der Tasche ziehe und in den Kalender schaue. 2012, was wäre da ein guter Termin? Am 10. März ist mein Geburtstag. Wie wäre es also mit dem 11. März? Das ist ein Sonntag – und ab sofort mein Starttermin! Am Sonntag, dem 11. März 2012, gehe ich los! Der Rat von Max Semsch erweist sich als der beste Rat, den ich bekommen konnte. Ich habe mich entschieden und spüre unmittelbar die Kraft dieser Entscheidung. Ein unglaublich gutes Gefühl. Aber zugleich spüre ich den Druck, dass ich bis dahin noch viel erledigen muss. Ich muss drei Monate vorher meinen Job kündigen, ich muss drei Monate vorher meine Wohnung kündigen. Die Ausrüstung muss komplett sein. Alles muss bis zu meinem Geburtstag stehen, damit ich am 11. März 2012 starten kann.

Beflügelt verlasse ich das Café. Der Traum ist jetzt definitiv keiner mehr. Es ist jetzt ein konkreter Plan mit einem konkreten Ziel. Dank der Festlegung auf ein Datum. Das ist eine Art Fixpunkt, den ich nicht mehr ohne Weiteres verschieben kann. Schluss mit der ewigen Träumerei.

3

Schwerer Abschied

Der Starttermin ändert alles und bestimmt von jetzt an mein Leben. Eigentlich bin ich schon unterwegs. Fast emotionslos hake ich nach und nach alle Punkte auf meiner To-do-Liste ab. Das sind jetzt alles bloß noch Formalitäten. Ich kündige meinen Job, ich kündige meine Wohnung, ich kündige den Rundfunkbeitrag, den Telefonanschluss, Versicherungen. Immerhin werde ich zwei Jahre nicht in Deutschland sein. Von nun an vergeht die Zeit wie im Flug. In knapp 100 Tagen werde ich aufbrechen, und es gibt noch unglaublich viel zu tun. Ich fange an, meine Wohnung aufzulösen, Impfungen müssen erledigt werden, sogar an einem Orientierungskurs nehme ich teil. Ich lerne, mich nur mit Karte und Kompass in einer unbekannten Umgebung zu orientieren, und wie ich eine einfache Schutzhütte im Wald errichten kann. Dass ich diese Fähigkeiten nicht ein einziges Mal auf meiner Reise brauchen werde, kann ich ja nicht ahnen.

Besonders schwierig ist es, in der Personalabteilung von Globetrotter vorzusprechen, um meine geplante Reise bekannt zu geben, denn dort hatte ich diese bislang mit keinem Wort erwähnt. Meine Familie und viele Freunde wussten längst Bescheid, nicht aber mein Arbeitgeber und Kolleginnen und Kollegen. Aus Angst vor ihrer Reaktion habe ich meine Pläne bis jetzt verschwiegen. Ich bin extrem aufgeregt und habe Schweiß auf der Stirn, als der Termin ansteht. Ich rechne mit harschen Reaktionen und befürchte, als Spinner angesehen zu werden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Statt mich zu belächeln, bestärkt mich Globetrotter bei meinem Vorhaben. Meine Ängste waren unbegründet. Mein Arbeitgeber entpuppt sich sogar als Sponsor und stellt mir Ausrüstung aller Art zur Verfügung.

Ein anderer Gang führt mich zum Einwohnermeldeamt. Ab dem 11. März 2012 bin ich in Deutschland nicht mehr existent. Keine Rentenversicherung mehr, keine Krankenversicherung. An ihrer Stelle schließe ich eine Auslandskrankenversicherung ab. Für ein Jahr und viel Geld. Nur den Pass behalte ich und die deutsche Staatsbürgerschaft. Apropos Geld, mein Konto ist auch leer. Aber das bin ich gewohnt, denn mein Gehalt hat auch bislang immer nur bis zum Monatsende gereicht. Der allerletzte Rest ist für die Geburtstags- und Abschiedsfeier am 10. März 2012 in einem Restaurant am Isartor gedacht.

Diese Geburtstagsparty, die gleichzeitig meine Abschiedsfeier ist, ist gigantisch und sehr emotional. 110 meiner engsten Freunde und Kolleginnen sind gekommen. Und natürlich meine Mutter, meine Schwester und meine Freundin. Auch Tommy, mein wahrhaft bester Freund, ist da. Viele Tränen fließen an diesem Abend. Es wären noch mehr geflossen, hätte ich gewusst, dass ich Tommy dort zum letzten Mal sehe. Er wird während meiner Reise erschossen. Die Polizei geht von Selbstmord aus, doch seine Freunde und ich glauben das bis heute nicht. Aber davon ahne ich nichts. Bewusst ist mir natürlich, dass letztendlich offen ist, ob ich meine Familie und meine Freunde wiedersehen werde. Dieser Gedanke ist während der ganzen Party gegenwärtig. Weder ich noch meine Gäste hegen da irgendwelche Illusionen. Wer sich auf eine derartige Reise begibt, kann auf dieser auch sein Leben verlieren, aus welchen Gründen auch immer. Andererseits muss man nicht reisen, um einem Unfall oder einer Krankheit zum Opfer zu fallen. Ob ich also zurückkommen und – wenn ja – wen ich von den Anwesenden in zwei Jahren wiedersehen werde, steht in den Sternen.

Dieser Gedanke quält nicht zuletzt auch meine Freundin. Ihrem Gesicht sehe ich an, wie furchtbar es für sie ist. Fast wie auf einer Beerdigung. Ich kann nur ahnen, wie schlecht es ihr in diesen Stunden geht. Sie macht gute Miene zum bösen Spiel, setzt ein fröhliches Gesicht auf, um mir die Party nicht zu verderben. Ich stelle mir jedoch vor, dass sie es innerlich kaum ertragen kann, meine Verabschiedung zu feiern. Zwei Jahre sind eine sehr lange Zeit. Auch mir fällt der Abend schwer, doch ich habe ein Ziel vor Augen. Meine Gedanken kreisen um das, was vor mir liegt. Während ich aufbreche, bleiben die Menschen hier im Restaurant zurück. Sie sind passiv, ich bin aktiv. Das ist an diesem Abend ein riesengroßer Unterschied.

Es ist ein rauschendes Fest. Der DJ sorgt für eine volle Tanzfläche, während ich versuche, mit jedem meiner Gäste zu sprechen. Das Restaurant serviert Gerichte aus allen Ländern, die ich bereisen werde. Vorspeise aus Deutschland, Hauptgericht aus der Türkei, Nachspeise aus Indien – ein echtes Festmahl. Bei allem Abschiedsschmerz ist die Stimmung ausgelassen. Bis um vier Uhr am nächsten Morgen wird gefeiert, dann gehe ich nach Hause und schlafe noch zwei Stunden. Das muss reichen. Natürlich schlafe ich schlecht und wälze mich vor Aufregung im Bett herum. Schließlich packe ich, müde und aufgeregt zugleich, die letzten Dinge in den Rucksack. Mehr ist nicht zu tun, ein Zurück gibt es nicht. Meine Freundin fährt mich zum Isartor, dem Startplatz. Ich steige aus dem Auto, hole den Rucksack aus dem Kofferraum und nehme sie ein letztes Mal in den Arm. Sie will nicht warten, will nicht sehen, wie ich aufbreche. Ein schneller Abschied, und schon sitzt sie wieder im Wagen und fährt los. Ich bin mir sicher, dass sie weint.

VOM ISARTOR NACH TRANSILVANIEN

Die ersten Kilometer, die ersten Begegnungen, der erste Marathon, das erste wirklich fremde Land und wie ich Gold mit einem Schwamm aufsauge.

4

Raus aus München, aber zu Fuß

11. März 2012.

8 Uhr.

Nieselregen. Ein paar Grad über null.

Vor dem Isartor warten etwa 25 Menschen auf mich, um mich zu verabschieden oder die ersten Meter mitzugehen. Die meisten waren auf der Party und haben auch nicht mehr geschlafen als ich. Ich bin froh, dass sie da sind. Allein wäre der Aufbruch schwer geworden, denn meine Unsicherheit kommt schlagartig zurück, und ich frage mich, ob ich wirklich so mutig bin, wie ich hier gerade tue. Doch meine Freunde bestärken mich in meinem Vorhaben und glauben an mich und an das Projekt. Sie taten es schon lange, bevor ich es selbst getan habe. Diesen Zuspruch zu spüren, fühlt sich gut an und gibt mir Kraft.

Ich schüttle Hände, umarme Menschen, kämpfe gegen die Tränen. Weinen will ich auf keinen Fall. Es soll ja ein Aufbruch sein, ein positiver Abschied gewissermaßen. Die Szene hat etwas Surreales, und ist so real. Ein paar Meter weiter steht meine Mutter, die so lange nicht geglaubt hat, dass ich tatsächlich nach Tibet gehen werde. Lange hat sie nichts von meinen Plänen hören wollen. Von ihr fällt mir der Abschied ebenso schwer wie von meiner Freundin. Meine Schwester steht daneben. Auch sie nehme ich in den Arm. Hinter mir bricht meine Mutter in Tränen aus.

Als ich alle durch habe, ist es so weit. Nur mit Mühe kann ich den Rucksack schultern, so schwer ist er. 30 Kilo. Schon nach wenigen Metern steht er wieder auf dem Pflaster. Erst beim zweiten Versuch sitzt er richtig.

Plötzlich sind die Zweifel wieder da.

Was mache ich hier eigentlich?

Als ich losgehe, mag es für viele so aussehen, als wüsste ich genau, was ich tue.

Lasst es mich so sagen: Nein! Ich habe keinen blassen Schimmer! Jedenfalls nicht in diesem Moment. So leicht mir die letzten Monate gefallen sind, die Kündigungen, die Behördengänge und so weiter, so schwer sind jetzt die ersten Schritte. Als es nun darum geht, aufzubrechen, wird mir schlagartig bewusst, dass das Planen und Vorbereiten dieser langen Reise und das vom Tisch Aufstehen und nun auch wirklich Losgehen zwei ganz verschiedene Sachen sind. Begleitet werde ich auf den ersten 20 Kilometern noch von drei sehr guten und fitten Freunden. Scheinbar schwerelos laufen sie neben mir her. Es sieht nicht danach aus, als würden sie ihre kleinen Tagesrucksäcke irgendwie spüren. Ihr Rücken tut bestimmt nicht weh. Meiner schon. Und mein 30-Kilo-Rucksack will scheinbar auch wieder zurück nach Hause und zieht kräftig in die entgegengesetzte Richtung. Doch wie blöd sähe das aus, wenn ich nach nicht einmal der Hälfte der gelaufenen Tagesstrecke anfangen würde, wegen der Schmerzen in den Schultern und den Knien zu jammern? Von meinen Füßen gar nicht zu sprechen. Nichts da. Schon gar nicht vor meinen Freunden. Kopf hoch, Stärke zeigen.