Ich glaube, aber warum? - Abdullah Aymaz - E-Book

Ich glaube, aber warum? E-Book

Abdullah Aymaz

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Beschreibung

Dieses Universum und alles, was darin ist, verblüfft den gesunden Menschenverstand. Wer hat diesen Palast gebaut? Die Natur oder die Naturgesetze? Die materiellen Kausalitäten? Ist es ohne Grund aus sich selbst heraus entstanden? Oder gibt es ein über allem stehendes Wesen, das mit seiner verborgenen immateriellen Hand hinter jeder Handlung wirkt? Dieses Buch gibt überzeugende Antworten auf diese essentiellen Fragen und wendet sich an alle, die sich nicht nur dem Glauben anschließen, sondern sich auf eine spannende Entdeckungsreise begeben wollen. Von allgemeinen Fragen wie der Existenz Gottes bis hin zu speziellen Themen wie der Vorherbestimmung Gottes und dem freien Willen des Menschen bietet der Autor ein breites Spektrum an schwierigen und hochinteressanten Themen.

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Copyright © Define Verlag, Berlin, 2023

Es ist nicht gestattet, Teile dieses Buches zu scannen, auf Computern oder auf CDs zu speichern oder auf Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Vorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Islamische Akademie für Bildung und Gesellschaft e.V.

Herausgeber: Dr. Arhan Kardaş

Lektorat: Dr. Frank Giesenberg

Satz & Cover: Onur Alka MAÜbersetzung: Linius Hirschberger

Linemarketing GmbH

Wilhelmstr. 29 A/2 – 13593 Berlin

www.deinbuchshop.de

Druck: Deutschland

Vorwort

Ich glaube, aber warum?

Viele Menschen nehmen unterschiedliche Positionen ein, wenn es um die Frage nach dem Glauben und der Vernunft geht. „Der Glaube ist eine Sache des Herzens und hat nichts mit rationalen Argumenten oder dem Verstand zu tun“, sagen manche Gläubige. Sie meinen, wenn der Glaube das notwendige Ergebnis logischer Schlussfolgerungen wäre, hätte er kein Glaubenselement mehr an sich. Er wäre eine Folge des Denkens und würde keine Entscheidung, kein persönliches Bekenntnis erfordern. Er wäre also eine Sache der Vernunft und nicht des Glaubens. Andere halten diese Antwort für nicht überzeugend. Sie meinen, wenn der Glaube keine Aspekte hätte, die man mit der Vernunft ergründen könnte, dann könnte man alles Mögliche, alles Absurde glauben. Dann wäre jeder Glaube gerechtfertigt, glaubwürdig und gleichwertig, obwohl die Glaubenslehren in ihrer Plausibilität und Glaubwürdigkeit völlig unterschiedlich sind. Es muss ein überzeugendes Element geben, das zu diesem einen Glauben führt und ihn von den anderen unterscheiden lässt, ja diesen Glauben noch glaubwürdiger macht. Der Glaube soll sowohl das Herz als auch den Verstand befriedigen.

Demzufolge postuliert dieses Buch folgendes: „Der Glaube ist eine Sache des Herzens, die aber dem Verstand nicht widerspricht, sondern auch mit dem Verstand ergründet werden kann. Der Glaube kann sogar mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert werden…“.

In diesem Sinne beginnt dieses kleine Buch mit dem Glauben an ein höheres unendliches Wesen wie Gott und gibt überzeugende Antworten auf die Fragen der Materialisten, Naturalisten und Atheisten. Die Einleitung über die Existenz Gottes behandelt vier Grundüberzeugungen über die Schöpfung und zeigt die Unplausibilität der Annahme, dass die Dinge aus sich selbst heraus entstehen oder durch die Gesetze der Natur bzw. Kausalität so existieren, wie sie sind. Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels behandelt der Autor dieses unbeschriebene Wesen (Gott) in Bezug auf Seine Wesenseigenschaften und affirmativen Attribute sowie Seine Namen.

Im zweiten Kapitel behandelt der verehrte Autor die Notwendigkeit der Gesandtschaft anders gesagt, Vermittlung zwischen Gott und Menschen und gelangt zu der Feststellung, dass Derjenige, Der dieses Universum ins Dasein gebracht hat, mit Seiner Schöpfung kommuniziert. Anhand der Gesandtschaft des Propheten Muhammed (F.s.m.I.) behandelt er die Gegenargumente des Deismus, der das Intervenieren Gottes in Seine Schöpfung abstreitet. In den folgenden Kapiteln gibt der Autor Argumente für die Existenz der Seele und der Engel. Anschließend rechtfertigt er die Annahme des Vorherwissens und der Vorsehung des Schöpfers sowie der Widerspiegelung des Qadars in Raum und Zeit. Das Buch schließt mit einer Entfaltung der ethischen Konsequenzen des Glaubens.

Abdullah Aymaz, ein Gelehrter, der sein ganzes Leben dem Glauben und dem interreligiösen Dialog gewidmet hat, publizierte bereits 60 Bücher zu Theologie, Literatur und Ethik. Er arbeitete über 20 Jahre als Kolumnist für Tageszeitungen und Zeitschriften. „Ich glaube, aber warum?“ lädt seine Leserinnen und Leser zu einer intellektuellen Reise in das immer neu zu entdeckende Land des Glaubens ein.

Segensreiche Lektüre

Berlin, den 19. Mai 2023

Dr. Arhan Kardaş

KAPITEL 1

Bestätigt die Wissenschaft die Aussagen des Korans über die Schöpfung?

Frage:Die vormodernen Leugner des Schöpfers waren davon überzeugt, dass die Materie schon ewig existiert und nicht erst später erschaffen wurde. Sie behaupten, dass sich alles im Laufe der Zeit entwickelt hat. Bestätigen jüngste wissenschaftliche Erkenntnisse diese Ansicht oder zeichnen sie ein anderes Bild?

Antwort: In der Tat lehnten die vormodernen Atheisten in ihrer materialistischen Haltung einen Schöpfer und somit auch die Schöpfung ab. Wissenschaftliche Forschungen haben jedoch deutlich gezeigt, dass sie falsch lagen. Die moderne Wissenschaft hat zum Beispiel bewiesen, dass die Erde nicht schon immer in ihrer heutigen Form existiert, sondern sich zu einem bestimmten Zeitpunkt von der Sonne abgespalten hat und langsam von einem Feuerball zu einem Planeten wurde, auf dem Leben möglich ist. Schon der Koran weist auf diesen Umstand hin: „Bedenken diejenigen, die ungläubig sind, denn jemals, dass die Himmel und Erde zunächst eine zusammenhängende Masse waren, und dass Wir sie dann in eigenständige Einheiten unterteilten?“ (El-ʾEnbiyāʾ, 21:30). Insbesondere folgender Vers des Korans weist schon 1500 Jahre im Voraus auf wissenschaftliche Entdeckungen der Neuzeit hin: „Und der Himmel, Wir haben ihn auf das Mächtigste errichtet; und es sind gewiss Wir, die unermessliche Kraft haben und ihn sich immer mehr ausdehnen lassen“ (Edh-Dhāriāt, 51:47). Der Kosmos dehnt sich weiter aus, oder anders ausgedrückt: ist Raum vieler weiterer Schöpfungsakte. Allmählich, wie eine Knospe, öffnet und weitet sich der einst erschaffene Raum.

Aus Ihren Ausführungen kann man ableiten, dass fortschreitende wissenschaftliche Erkenntnisse die Aussagen des Korans bestätigen. Wie haben die Leugner des Schöpfers auf diese Tatsachen reagiert?

Da neue wissenschaftliche Erkenntnisse ihre ursprüngliche Annahme widerlegten, versuchten sie, andere Erklärungen zu finden. Leider verstecken sie ihre Leugnung geschickt hinter einigen pseudowissenschaftlichen Theorien.

Hinter der Maskerade

Wessen Opfer sind die Leugner des Schöpfers eigentlich?

Zunächst einmal sind sie Getriebene ihres Egoismus und ihrer Starrköpfigkeit. Die meisten von ihnen verkennen, was hinter ihren Behauptungen und Ideen steht. Würden sie darüber nachdenken und verstehen, was ihre Ansicht logischerweise alles bedingt, würden sie wohl ihre Fehler einsehen.

Was meinen Sie damit?

Die Leugner des Schöpfers erklären den großartigen und komplexen Aufbau herrlicher Lebewesen mit rein materiellen Ursachen, dem Zufall oder blinden Kräften; sie sagen, alles sei von selbst entstanden, oder verweisen auf ein paar Naturgesetze, die ihrer Ansicht nach von allein anfingen zu wirken. Sie ignorieren dabei die eigentliche Macht, die das planmäßige und zielgerichtete Wachstum von Lebewesen in ihren Proportionen und ihrer Harmonie plant und kontrolliert. Samen, Kerne und Sperma beispielsweise erzeugen ständiges Wachstum. Jedes Stadium ihres Wachstums entfaltet eine eigene künstlerische Schönheit. Das ist nicht das Werk blinden Zufalls oder blinder Kräfte. Statt auf einen Schöpfer zu verweisen, der über Kenntnis, Willen und Macht verfügt, erklären die Leugner des Schöpfers dies auf eine Weise, die noch mehr Fragen aufwirft und ihre Behauptungen noch unmöglicher macht. Wenn ich beispielsweise sage: „Ich bin in die Hadji-Bayram-Moschee in Ankara gegangen“, dann sage ich damit auch, dass ich in Ankara gewesen bin. Wenn ich jetzt aber behaupten würde, ich wäre nie in Ankara gewesen, wäre das völlig unlogisch. Oder: „Ich habe dieses große Schloss erbaut, aber eigentlich bin ich nicht mal in der Lage, eine Hütte zu errichten.“ Oder: „Schon ein einfaches Schloss und sein Schlüssel müssen von jemandem gemacht worden sein, aber das Gehirn und die Augen, die viel komplexer und großartiger sind, sind rein zufällig ins Dasein gekommen, sie brauchen keinen Erschaffer.“ Fürchterlich unlogische und falsche Behauptungen!

Können Sie das näher erklären?

Nehmen wir an, Sie fragen jemanden, der behauptet, alles Leben sei zufällig, aufgrund rein materieller Ursachen oder von ganz allein entstanden: „Was ist komplexer – ein Lebewesen oder ein Arzneimittel?“ Die Antwort wäre: „Natürlich ein Lebewesen.“ Anschließend sagen Sie: „Haben Sie je gesehen oder gehört, dass ein Arzneimittel ohne Zutun eines Sachkundigen zufällig entstanden sei, sich ganz von selbst in die Schachtel begeben und dann auch noch den Beipackzettel selbst formuliert habe?“ Sicher wäre die Antwort: „So etwas ist unmöglich.“ Daraufhin könnte man die Leugner des Schöpfers auf die fehlende innere Logik ihrer Überzeugung aufmerksam machen: „Sie denken also, dass ein Arzneimittel, das letztlich nur eine Mischung weniger Bestandteile ist, nicht ohne menschliches Zutun entstehen kann. Gleichzeitig behaupten Sie, es sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Ordnung im Universum und insbesondere die zwei Millionen Arten von Lebewesen und die Milliarden von Menschen ohne einen Schöpfer rein zufällig aufgrund materieller Ursachen ins Dasein gekommen sind. Wenn der Zufall derart komplexe Dinge ins Dasein bringen kann, dann doch wohl erst recht so vergleichsweise einfache Dinge wie ein Arzneimittel, oder?“ Es kann sein, dass es den Leugnern der Schöpfung trotzdem schwerfällt, ihre Fehler einzugestehen.

Gibt es noch andere Gründe für diesen Irrglauben?

Ein weiterer Grund sind vorgefasste Meinungen. Leugner des Schöpfers glauben, dass Materie schon seit jeher existiere. Ihre Forschungen gründen auf der Annahme, dass materielle Ursachen und die Gesetze der Materie der „Schöpfer“ der Welt und aller kunstvollen Lebewesen seien. Aber das ist unmöglich. Ein Beispiel: Stellen wir uns ein herrliches Schloss vor, das mit allem Notwendigen ausgestattet in einer wüsten Einöde steht. Ein Reisender, der dieses einsame Schloss sieht, und der keine Ahnung hat, wie es erbaut wurde, nähert sich dem Schloss und fragt sich, wie es wohl entstanden ist. Er ist der Meinung, es habe sich aus sich selbst heraus entwickelt. Er beginnt es zu untersuchen, kommt aber zu keinem vernünftigen Ergebnis. Er sagt sich: „Eine Tür, ein Fenster, eine Wand usw. können selbst doch kein Schloss erbauen. Könnte es etwa sein, dass der Wind, der durch die Gemäuer weht, die Steine, den Mörtel, die Fenster und die Balken zufällig so zusammengefügt hat, dass dieses Gebäude entstanden ist? Haben die Bestandteile des Schlosses einen Verstand, ein Bewusstsein und Wissen, um sich selbst ins Dasein zu bringen? Oder ist es die Natur der Gegenstände im Schloss, die dies verursacht hat?“ Aber diese Überlegungen bringen ihn nicht weiter. Er versucht über seine Zweifel hinwegzukommen, indem er sich sagt: „In Zukunft wird die Wissenschaft schon eine Erklärung dafür finden.“ Allerdings wird kein wissenschaftlicher Fortschritt je solche vorgefassten Meinungen beweisen.

Warum nicht?

Der Planer und Erbauer eines Schlosses ist selbst kein Schloss. Er muss ein Mensch sein, der Bauerfahrung hat, sich mit Architektur auskennt, Bewusstsein und Verstand besitzt.

Worauf wollen Sie hinaus?

Leugner des Schöpfers behaupten, dass der gesamte Kosmos aus seinesgleichen entstanden ist, irgendwelche materiellen Ursachen seien für die Schöpfung verantwortlich. Da sie Gott als Schöpfer ablehnen, also als jemanden, der selbst kein Teil des Kosmos ist, der nicht Materie ist und der keiner Gattung von Lebewesen angehört, suchen sie für ihrer areligiösen Ansichten eine Basis, da sie ja eine Erklärung für die Ordnung und die Harmonie im Universum und das Geheimnis hinter dem Dasein der großartig erschaffenen Lebewesen finden müssen. Deshalb erliegen sie diesem Irrtum. Sie können nicht hinter die Maskerade ihrer Ansichten schauen. Würden sie nur ein wenig achtgeben, würden sie bemerken, dass ihre Erklärungsversuche einen gesunden Menschenverstand nicht befriedigen können.

Vier Grundüberzeugungen

Welche Überzeugungen bezüglich der Entstehung des Lebens gibt es? Können Sie sie in ihren Grundzügen skizzieren?

Man kann von vier Grundüberzeugungen sprechen:

1. Mittelbare Ursachen/Materielle Kausalität als Schöpfer

2. Alles entwickelt sich von selbst

3. Die Natur als Schöpfer

4. Gott als Schöpfer

Wenn sich die ersten drei Überzeugungen als haltlos und unlogisch herausstellen, ergibt sich von allein, dass Gott der Schöpfer allen Seins ist.

Mittelbare Ursachen/Materielle Kausalität

Wie kann man beweisen, dass mittelbare Ursachen/materielle Kausalität als Schöpfer ausscheiden?

Dazu drei Überlegungen. Die erste ist ein Vergleich, den wir eben schon kurz angerissen hatten: Materielle Ursachen sind nicht in der Lage, auch nur eine einfache Mixtur wie ein Arzneimittel zu erzeugen. Wir sagen daher zu all jenen, die behaupten, materielle Ursachen seien für die Erschaffung Tausender von Lebewesen im Universum verantwortlich: In einer Apotheke gibt es eine Menge von Arzneimitteln. Sie bestehen aus verschiedenen Wirkstoffen. Was würde passieren, wenn man die Gläser mit den einzelnen Wirkstoffen in ein Regal stellen, die Fenster öffnen und einen kräftigen Wind durch das Zimmer wehen lassen würde, der die Gläser zu Boden wirft? Würde aus den verschütteten Wirkstoffen ein Arzneimittel entstehen? Wohl kaum. Auch wenn eine Arznei nur eine Mixtur aus einigen wenigen Inhaltsstoffen ist, ist sie alles andere als eine simple Mischung. Eine Arznei wird zu einem bestimmten Zweck hergestellt. Für die Herstellung ist eine vernunftbegabte Person nötig, die sich mit Medizin und Pharmazie auskennt. Zudem testet man ein Medikament aufgrund möglicher Nebenwirkungen nicht sofort am Menschen aus. Erst nach vielen Versuchsreihen und den nötigen Anpassungen wird die Formel freigegeben und die Medizin hergestellt. Der finalen Formel bleibt man aufs Milligramm treu, denn schon der kleinste Fehler könnte zum Tod führen. Die Mixtur einer Arznei ist eine äußerst diffizile Angelegenheit, da wird nichts dem Zufall überlassen.

Wenn materielle Ursachen ohne Bewusstsein und Verstand schon nicht die Entstehung einer Arzneimischung herbeiführen können, wie viel weniger dann das Wunderwerk einer menschlichen Zelle! Der Mensch hat circa 100 Billionen Zellen, jede Zelle besteht aus fast 1 Million Proteinen und jedes Protein besteht aus circa 100 – 500 Aminosäuren, die zu einer Kette verknüpft sind. Jedes Aminosäuremolekül besteht aus mindestens 10 Atomen, sodass einige Proteine aus 80 000 Atomen bestehen können. Dazu ein Vergleich: Wir reihen 100 weiße Kugeln und 100 schwarze Kugeln in zwei Reihen auf – in einer Reihe die weißen, in der anderen die schwarzen. Anschließend werden die Kugeln durchgemischt. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass wieder alle Kugeln nach Weiß und Schwarz getrennt in ihren Reihen liegen? Die Wahrscheinlichkeit ist äußerst gering. Nun vermischen sich in den Hunderten von Millionen Zellen jede Sekunde 10 Quadrillionen Atome. Aber es entsteht kein Durcheinander, sie fügen sich in eine Ordnung und ermöglichen das Leben. Dazu sind unendliches Wissen, unendlicher Wille und unendliche Macht erforderlich. Es ist offensichtlich, dass das nicht das Werk eines Zufalls sein kann. Zudem besteht die Zelle ja nicht nur aus Proteinen. Wenn wir die DNA und die RNA betrachten, haben wir es erneut mit einem großartigen Wunder zu tun. In jeder DNA ist der Inhalt einer Enzyklopädie mit tausend Bänden gespeichert. Welcher blinde Zufall oder welche unbewussten materiellen Ursachen könnten sich dafür verantwortlich zeichnen? Wenn materielle Ursachen und Zufälle keine einzelne Zelle hervorbringen können, wie könnten sie je ein Gewebe erschaffen, das aus Tausenden von Zellen besteht? Wer kein Gewebe erschaffen kann, kann auch kein Organ erschaffen, das aus Tausenden von Geweben besteht – schon gar nicht ein Organ wie die Leber, das über 500 vitale Aufgaben erfüllt! Wenn sie nicht einmal ein Organ erschaffen können, wie dann einen Menschen, der aus Hunderten von Organen besteht? Wie den Verstand des Menschen, sein Bewusstsein, sein Gewissen, sein Herz, seine sensiblen Emotionen? Unmöglich für materielle Ursachen ohne Bewusstsein und Verstand.

Welchen zweiten Beweis gibt es, dass mittelbare Ursachen/materielle Kausalität nicht für die Schöpfung verantwortlich sein können?

Folgenden Gegensatz gilt es herauszuschälen: Ist die Ursache materieller Art, dann müsste sie sich – um überhaupt wirksam sein zu können – in oder bei dem zu Erschaffenen befinden. Ein Beispiel: Ein Haus wird von Bauleuten errichtet, die sich am oder im Haus befinden. Wer behauptet, dass materielle Ursachen Leben erschaffen haben, sollte sich bewusst sein, dass in einer einzigen Zelle eines einzelnen Menschen jede Sekunde mindestens 12 chemische Verbindungen gebildet werden. Das bedeutet, dass im menschlichen Körper jede Sekunde mindestens 100 Billionen mal 12, das sind 1200 Billionen Verbindungen entstehen. Und diese Verbindungen sind allesamt nützlich, sonst wäre kein Leben möglich. Zudem besteht jede Verbindung aus mindestens zwei Elementen. Damit diese Verbindungen geknüpft werden können, muss das Umfeld stimmen, eine bestimmte Temperatur und ein bestimmter Druck sind vonnöten. Diese Bedingungen sind bei jeder Verbindung anders, zuweilen sogar konträr. Selbst innerhalb einer einzigen Zelle müssen Tausende unterschiedlicher Bedingungen an Temperatur und Druck erfüllt werden, obwohl die Temperatur und der Druck bei Lebewesen eigentlich konstant sind. Könnten unbewusste und vernunftlose materielle Ursachen eine solche Harmonie erzeugen?

Ein Schöpfer ist in der Lage, alldem gerecht zu werden, da er zu jeder Zeit allumfängliches Wissen besitzt, eine Sache vielseitig einzusetzen weiß, einer kleinen Sache tausendfache Weisheit anheften kann und sie hundertfach wirksam werden lassen kann. Ein Schöpfer hat das Wissen, die Weisheit und die nötige Macht dazu. Akzeptiert man die Existenz Gottes, wird alles einfach. In jedem Atemzug beispielsweise steckt eine Menge Weisheit: Unser Blut wird gereinigt und unsere Körpertemperatur wird ausgeglichen. Beim Ausatmen werden unsere Stimmbänder bewegt und wir können sprechen. Außerdem gelangen 20 % des Sauerstoffs, der vom Blut transportiert wird, ins Gehirn. Ohne Sauerstoff würden die Gehirnzellen irreparablen Schaden nehmen und absterben.

Und was wäre der dritte Grund, weshalb mittelbare Ursachen/materielle Kausalität ausscheiden?

Einheit und Harmonie entstehen nicht rein zufällig. Wir können für all diese schönen Lebewesen und ihre harmonischen und planvoll gestalteten Körper nicht vernunftlose, unbewusste und voneinander unabhängige materielle Ursachen oder blinde Zufälle verantwortlich machen. Würde man diese kunstvollen Wunder materiellen Ursachen oder dem Zufall zuschreiben, würde man sie zu einem unnützen Klumpen degradieren, zu einem ungeordneten Haufen, schief und krumm. Würde man beispielsweise in unserem Sonnensystem für die Sonne, für die Erde und für den Mond jeweils andere materielle Ursachen verantwortlich machen, würde man die Ordnung und die Harmonie völlig zerstören. Gleichermaßen würde man die Organe des Körpers gewissermaßen unnütz und hässlich machen, würde man auch sie, die im Körper eines Lebewesens eine vollkommene Einheit bilden, jeweils anderen materiellen Ursachen zuschreiben. Von Geburt an entwickeln sich die Organe völlig harmonisch und im richtigen Verhältnis zueinander. Außerdem stellen wir fest, dass jedes Lebewesen mit eigenen, perfekt angepassten Empfindungen ausgestattet ist. Vergleicht man beispielsweise den Menschen, die „Schöpfung in bester und schönster Wertung“ (aḥsen-i taqwīm), ausgestattet mit voll entwickelten und äußerst sensiblen Emotionen, mit einer vergleichsweise ziemlich zurückgebliebenen Ratte, wird man nicht umhinkommen, dahinter einen weisen Künstler zu erkennen, der genau wusste, was er tat. Wäre hier jedoch blinder Zufall am Werk gewesen, vernunftlose materielle Ursachen, dann hätte der Mensch vielleicht die Empfindungen einer Ratte bekommen und würde sich am Dreck der Kloake laben – wie schrecklich! Angesichts dieser Willkür wäre keine fundamentale Wissenschaft möglich, keine Zoologie und keine Botanik, denn Wissenschaften haben nichts mit Willkür zu tun.

Führt man alle diese Wunder der Kunst auf materielle Ursachen zurück, dann müsste das, was am stärksten mit den materiellen Ursachen in Kontakt kommt, besonders wertvoll sein. Betrachtet man aber kunstvoll gestaltete Kleinstlebewesen, die weniger Kontakt mit materiellen Ursachen leben, dann versteht man besser, dass materielle Ursachen als Schöpfer nicht infrage kommen. Wenn schon die Sinnesorgane von Kleinstlebewesen wie Bakterien Kunstwerke materieller Ursachen wären, müssten die Sinnesorgane von Elefanten und Nashörnern – Lebewesen, die mit materiellen Ursachen weit stärker in Kontakt kommen konnten – noch viel herausragendere Kunstwerke sein. Würde man eine Relation herstellen zwischen Körpergröße und Funktion der Sinnesorgane, müsste ein Elefant, der millionenfach größer ist als eine Bakterie, viel weiter sehen und viel besser hören können. Ein Elefant müsste sich flinker als ein Floh bewegen können, besser und weiter sehen und Details besser erkennen können als ein Adler, besser riechen können als ein Hund, intelligenter und begabter sein als ein Mensch, kurz: absolut großartig und herausragend sein, denn materielle Ursachen würden viel mehr Möglichkeiten haben, mit dem massigen Körper eines Elefanten in Kontakt zu kommen, als dies bei Bakterien je der Fall sein könnte. Mangelnde Fähigkeiten kann man auch nicht mit der mangelnden Größe des Gehirns erklären, denn es gibt viele sehr intelligente Tiere, die nur ein kleines Gehirn haben.

Eigentlich ist es so: Je kleiner und feiner die Materie ist, desto ausgeprägter sind lebenswichtige Funktionen.

Eine weitere Überlegung: Materielle Ursachen kommen leicht in Kontakt mit der Außenhaut von Lebewesen. Aber innere Organe wie Gehirn oder Herz, die also kaum mit materiellen Ursachen in Kontakt kommen können, sind weitaus großartiger. Ihre Schönheit und Vollkommenheit kann man also nicht mit mittelbaren, materiellen Ursachen erklären.

Entwicklung aus sich selbst heraus

Kommen wir nun zur Ansicht derer, die behaupten, das Leben um uns herum sei aus sich selbst heraus entstanden. Ist so etwas denn möglich?

Auch hier können wir drei Punkte anführen, um zu zeigen, dass das unmöglich ist.

Erstens: Untersuchen wir die Sache aus dem Blickwinkel der einzelnen Bestandteile, die ein Ganzes ausmachen. Wir sagen: Damit ein Ganzes von allein ins Dasein kommen kann, müssen die einzelnen Bestandteile das, was sie ins Dasein bringen, in allen Einzelheiten kennen (seinen Bauplan, Gesetze, die seinen Daseinszweck bestimmen, sein Verhältnis zu anderen Lebewesen usw.). Sie müssen wissen, welche Funktionen sie selbst zu erfüllen haben, und sie müssen gut miteinander kommunizieren, um das Wachstum des Ganzen zu gewährleisten. Wenn wir uns beispielsweise den menschlichen Körper im Ganzen betrachten, dann erinnert er uns an einen herrlichen Palast mit Tausenden von Kuppeln, an dem unentwegt gebaut und der stets erneuert wird. Die kleinsten Elemente im menschlichen Körper, die Atome, arbeiten ständig. Der Körper des Menschen steht in enger Beziehung zur Schwerkraft, zum Luftdruck, zu Wärme und Kälte, zu Gesetzen in der Natur, zum Kosmos und allem, was sich darin befindet. Er steht in Beziehung zum Sonnenlicht und ist abhängig von Nahrungsaufnahme und Verdauung. Außerdem ist der Mensch mit seiner aufrechten Haltung auf zwei Beinen eine Ausnahmeerscheinung unter Millionen von Arten von Lebewesen. Er ist nicht nur im Aussehen anders, auch die Zahl der Chromosomenfäden seiner Gene ist unterschiedlich. Und schließlich sind auch alle Vertreter der menschlichen Art unterschiedlich, man denke an den Fingerabdruck, die Stimme oder genetisch bedingte Charaktereigenschaften, die von einer Generation zur nächsten weitergegeben werden.

Alle Atome in solch einem Organismus müssen sich fein aufeinander abgestimmt bewegen, um diese Beziehungen nicht zu zerstören. Sie müssen gewissermaßen den Kosmos im Blick haben, die Beziehung des Menschen im Kosmos richtig einschätzen, um im Menschen ihren Platz richtig einnehmen zu können, denn der Mensch ist innerlich wie äußerlich abhängig von der korrekten Positionierung der Atome. Würde man die Atome im menschlichen Organismus nicht als Beamte betrachten, die durch Gottes unendliche Weisheit und Macht bemächtigt wurden, dann müsste man annehmen, dass diese winzigen Atome allesamt Augen haben, die alles im Körper überblicken und intelligenter als hundert Genies sind, die die Vergangenheit und die Zukunft, Ursprung und Ziel kennen.

Menschen verfügen trotz aller technischen Geräte und trotz wissenschaftlichen Fortschritts nicht über solches Wissen – wie dann erst ein winziges Atom? Wenn schon der Mensch das nur ansatzweise versteht und immer noch viele Details im Dunklen liegen, wie kann dann ein vernunftloses winziges Atom, das ohne Bewusstsein ist, diese Feinheiten begreifen? Wenn wir das schon nicht können, wie dann die Kleinstteile, aus denen wir bestehen? Sie können das nicht wissen, aber Gott der Erhabene weiß es; Er, der alles weiß und den Atomen ihre Aufgaben zuweist, der große Namen und Attribute sowie außergewöhnliche Kunstfertigkeit und handwerkliches Geschick besitzt.

Die Atome wirken nicht nur in einem einzigen Lebewesen, sondern in allen Organismen. Allerdings haben die Lebewesen sehr unterschiedliche körperliche Strukturen und weichen im Aufbau voneinander ab. Wenn beispielsweise ein Feigenbaum in seinem Aufbau und seiner Arbeitsweise einer Textilfabrik ähnelt, dann gleicht ein Granatapfelbaum einer Zuckerfabrik. Wenn uns nicht in den Kopf geht, dass jedes Atom ein Beauftragter Gottes ist, der Seine Befehle und Anweisungen ausführt, und wir behaupten, alle Tätigkeiten der einzelnen Atome, die sie im menschlichen Körper ausüben, die Schönheit, die sich in den Analysen und Synthesen zeigt, sei das Werk dieser Atome selbst, dann müssten wir annehmen, dass jedes Atom über absolutes Wissen, grenzenlose Macht, unbegrenzten Blick und unbeschränkte Befehlskraft verfügt. Schließlich bestehen alle Pflanzen- und Tierarten dieser Welt aus Atomen, und diese Atome erledigen ihre Aufgaben mit größter Sorgfalt und in bester Ordnung. Ordentlich und harmonisch zu arbeiten setzt voraus, dass man gewissermaßen die Örtlichkeit kennt, die Arbeitsweise und die Arbeitsregeln. Das heißt, die Atome müssten über ein enormes Wissen auf Gebieten wie Botanik, Zoologie und Anatomie verfügen. Ohne Wissen kann man nicht arbeiten. Und wenn doch, dann zumindest nicht fehlerfrei. Aber die Atome arbeiten fehlerfrei. Selbst wenn wir annehmen würden, die Atome wüssten alles, könnten sie doch immer noch nicht für Ordnung sorgen. Warum sollte ein Atom, das eine erhabene Rolle als Teil des Auges oder des Gehirns spielen kann, sich damit zufriedengeben, ein erniedrigter Teil der Fußsohle oder der Zehen zu sein, verdammt dazu, die ganze Last des Körpers zu schleppen … In dem im Vergleich zum menschlichen Körper einfachen organisatorischen Gefüge des Militärs gibt es eine Kommandoebene, die den Soldaten Anweisungen erteilt. Selbst wenn man den intelligenten Soldaten sämtliches militärische Wissen vermitteln würde, könnten sie selbst – ohne Vorgesetzte, deren Anweisungen befolgt werden – keine so großartige, auf Gehorsam basierende militärische Ordnung aufbauen. Anhand dieser Beispiele kann man erkennen, dass sich in jedem Atom die Namen und Attribute Gottes widerspiegeln und Gott zu jeder Zeit alles im Griff hat.

Was können Sie im Hinblick auf den Aufbau des Körpers und die Spiritualität des Menschen sagen? Kann das aus sich selbst heraus entstanden sein?

Wie gesagt, gleicht unser Körper einem Palast mit tausend Kuppeln. Eigentlich ist er noch prächtiger. Paläste bleiben in ihren Grundfesten über Jahre unerschütterlich und unveränderlich bestehen. Aber eine lebendige Struktur wie unser Körper verändert und erneuert sich beginnend mit dem Tag der Geburt unablässig in völliger Harmonie und Ordnung. Jedes Organ unseres Körpers ist für sich schon ein Gebäude mit Kuppeln, ganz abgesehen von unseren Gefühlen und immateriellen Schätzen wie Geist, Verstand und Herz. Die Atome sind wie Steine, die sich gegenseitig stützend eine Kuppel bilden, vollkommen in Maß und Balance, ein großartiges Werk, ein wunderbares Kunstwerk wie Auge und Zunge, ein Wunder der Macht. Wären diese Atome nicht Beamte, die unter dem Befehl Gottes, des Künstlers und Schöpfers der Welten stehen, hätte man ein Kompetenzproblem: Wer ist Befehlshaber? Und wer ist Untergebener? Oder sind alle gleichrangig? Nach welchem Rang und Status würden sie ihre Arbeit im Körper ausüben? Selbst wenn Phosphor- und Kalziumatome um ihre Position in Gehirn, Auge und Knochen wüssten, wie würden sie den anderen Atomen klarmachen, dass dies ihr Platz ist? Und würden sie selbst um der allgemeinen Ordnung und der Harmonie willen wie Untergebene auf andere Atome hören und in aller Bescheidenheit ihren Platz einnehmen? Wären sie bereit, ihre Positionen als Befehlshaber bzw. Untergebene aufzugeben, um auf Augenhöhe in Einheit zusammenzuarbeiten? Wie könnte angesichts dieser offenen Kompetenzfragen ein ordentliches, harmonisches Wachstum sichergestellt werden? Schließlich bewahren die Organe ein Leben lang absolute Ordnung und Harmonie.

Allerdings stoppt der Wachstumsprozess der Zellen an einem bestimmten Punkt – als ob ein Wächter sie davon abhält, die Grenze zu überschreiten und die Harmonie und die Symmetrie zu zerstören. Während Haare und Nägel weiterwachsen, bleiben Zähne und Wimpern ohne größeres Wachstum so, wie sie sind. Das ist jedoch keine Genieleistung der Atome selbst. Sie tragen eine Art Wächterfunktion in sich, die von göttlichem Wissen und göttlicher Macht implementiert wurde.