Ich nehm' schon zu, wenn andere essen - Nicole Staudinger - E-Book
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Ich nehm' schon zu, wenn andere essen E-Book

Nicole Staudinger

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Beschreibung

Der lustige und inspirierende Abnehm-Erfahrungsbericht von einer, die es geschafft hat. Diäten liegen schwer im Magen: Kalorienzählen, Genussverzicht und am Ende der Jo-Jo-Effekt, kaum eine Frau kennt nicht die Krux mit dem Abnehmen. Die Schlagfertigkeits-Queen Nicole Staudinger erzählt mit viel Witz und Selbstironie, wie ihr nach jahrzehntelangen Diät-Niederlagen endlich das Abnehmen gelang. Nicole Staudinger hat Jahre missglückter Diät-Versuche hinter sich. Kaum einen neuen Abnehm-Trend ließ sie unversucht - ohne Erfolg. Die Kilos, die sie verlor, brachte der Jo-Jo-Effekt zurück. Erst als sie erkannte, dass ihr Essverhalten das Problem war – eine Leckerei als Belohnung, als Trost oder einfach zwischendurch – gelang ihr das Abnehmen. Indem sie es sich nicht zum Ziel machte, ihr Gewicht zu reduzieren, sondern sich bewusst und ausgewogen zu ernähren, begannen die Pfunde auf einmal zu purzeln. Der Jo-Jo-Effekt blieb diesmal aus. Und nicht nur das: Ganz nebenbei fand sie zu mehr Energie, Wohlbefinden und Körperbewusstsein. In diesem Buch macht sie anderen Frauen auf gewohnt leichte und humorvolle Art Lust, den Genuss-Verzicht zu beenden und mit Humor und Selbstbewusstsein ein neues Körpergefühl zu entwickeln.

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Seitenzahl: 219

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Nicole Staudinger

Ich nehm schon zu, wenn andere essen!

Wie ich trotz 7 Millionen Ausreden 30 Kilo verlor Mit der Schlagfertigkeitsqueen durch dick und dünn

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Über dieses Buch

Wohl kaum eine Frau hat in ihrem Leben nicht mindestens einen Diätversuch unternommen. Und so kennen beinahe alle das lästige Auf und Ab der Pfunde, die Freude über purzelnde Kilos, die nur kurz darauf vom Ärger über den Jo-Jo-Effekt getrübt wird. Es gibt unzählige Diät-Trends und -Versprechen, von Low Carb über Vegan bis hin zu Trennkost und Weight Watchers.

Auch Bestsellerautorin Nicole Staudinger kennt die Tücken des Ab- und Zunehmens. Von Jugend an hat sie verschiedene Methoden ausprobiert, um Kilos zu verlieren, um am Ende noch ein paar Pfunde zuzulegen. Erst als sie sich frei machte vom Druck, einem Ideal zu entsprechen, vom Verzicht auf gutes Essen und überambitionierten Plänen, die schon am selben Abend über den Haufen geworfen werden, fand sie einen gelassenen, unbeschwerten Zugang zum eigenen Körper, zu ihrem Gewicht und zu ihrer Einstellung zum Essen. Mit viel Selbstironie und einer großen Portion Humor schildert sie ihre Achterbahnfahrt durch den Diätendschungel und berichtet vom Ankommen bei sich selbst.

Inhaltsübersicht

Heute fang ich an!

Klappe, die erste

Frau Satt vs. Frau Hunger

Hunger? Nö …

Applaus für die Dünnen!

Vegan – oder: Ich mag alles

Kleiderschrank: Best Friend oder Staatsfeind Nr. 1

Siebzehn Jahre und eine Zahnspange

Schallgrenzen oder Schlüsselerlebnisse

Der Detlef …

Shake it, Baby!

»30 Kilo in 10 Tagen!«

Die wundersame Lösung

Tag X

Wenn der kleine Hunger kommt

Frust

Belohnung

Freude

Ausnahme: Angst

Wenn Hunger nicht das Problem ist, dann ist Essen nicht die Lösung

Innere Zufriedenheit

Wir wissen, wie es geht!

Meine Geheimtipps

»Morgen fange ich an!«

Tag 1

Tag 2

Tag 3

Das Image als Jo-Jo-Mädchen

Der Abflex

»Du bist jetzt keine Katze mehr, du bist ein Krapfen!«

Todeszone Mittagsschlaf

»Ein Anfang wäre gemacht«

Warum eigentlich?

1. Schlaf

2. Atmung

3. Abgeschlagen

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, oder doch?

Perspektivenwechsel

Halten

Die goldene Mitte

Die Suche nach dem Heiligen Gral – endet manchmal in Kuvertüre

Sport ist …

Das Jahr 2000

Winter 2007

Heute

Laufen

Krafttraining

Trampolin

Pilates

»Was stinkt hier so?«

Lasagne

Männer

Die Entdeckung des Knies

Auf und Ab

Darf ich vorstellen: Frau Motivation

Warum ich glaube, es dieses Mal geschafft zu haben

Urlaub in Italien – all-inclusive

Bauch-weg-Höschen

Die anderen

Feind erkannt?!

Wofür der ganze Kram?

Merci

Quellen

Leseprobe »Bin fast fertig, muss nur noch anfangen«

Heute fang ich an!

Liebe Damen,

och nee, nicht noch ein Diät-Buch, werden Sie jetzt vielleicht denken. Und ich muss Ihnen zumindest insoweit recht geben, als ich dieses Buch noch weniger auf dem Schirm hatte als die drei anderen davor. Es kam einfach zu mir.

Und zwar, als ich so gute zwanzig Kilo abgenommen hatte. Obwohl es nicht das erste und auch nicht das zweite Mal in meinem Leben war, dass ich Gewicht verlor und es mich auf wundersame Art und Weise wiedergefunden hatte, verspürte ich den Drang: Schreib doch mal was über deine Diät-Erfahrungen auf. Und glauben Sie mir, ich habe mich schon kurzgefasst.

Herausgekommen ist kein Diät-Buch mit Rezepten. Sollten Sie so etwas suchen, gehen Sie ein Regal weiter, falls Sie gerade in einer Buchhandlung stehen und dieses Vorwort lesen. Es ist der Erfahrungsbericht einer Frau, die ihr Leben lang abnehmen wollte und dafür alles – fast alles – ausprobiert hat.

Tatsächlich ist es eine Reise für mich gewesen. Eine Reise, bei der ich schlussendlich dreißig Kilo verloren habe, und an diesem Selbsterfahrungstrip möchte ich Sie teilhaben lassen.

Aber Achtung, ich warne Sie jetzt schon vor! Rein theoretisch kann es nämlich passieren, dass Sie, nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, zu Ihrem Mann, Ihrer Freundin oder Ihrer Kollegin sagen: »Ach, weißt du was, eigentlich bin ich doch naturgeil! Lass uns was Leckeres essen gehen!«

Denn den Selbstoptimierungswahn, liebe Damen, den mache ich persönlich immer noch nicht mit, dafür ist das Leben zu kurz.

Also, ich bin gespannt, auf welche Reise Sie das Buch mitnimmt.

In diesem Sinne guten Appetit – äääh, sorry – viel Spaß beim Lesen,

Ihre Nicole Staudinger

Klappe, die erste

Die erste Diät habe ich ganz bewusst mit dreizehn gemacht. Und das lag eindeutig an der Bravo. Die las ich zu jener Zeit – natürlich verbotenerweise. Eilig blätterte ich bis zu den ersten Nackedeis vor. Damals gab es eine Bilderserie, in der sich Jugendliche mit Selbstauslöser völlig nackt abgelichtet haben. Und wenn Sie mich fragen, nahm das Übel genau da seinen Lauf.

Denn mit dreizehn fing ich an, mich mit anderen jungen Frauen zu vergleichen. Davor war ich mir meiner moppeligen Figur eigentlich gar nicht bewusst gewesen. Aus heutiger Sicht weiß ich auch, warum. Weil ich nämlich gar kein Moppel war. Ich hatte eine völlig normale Figur. Ich war bestimmt nicht das schlankste Mädchen, aber ganz sicher war ich nicht fett. Ich möchte sogar so weit gehen und behaupten, dass mich bis zu diesem Tag meine eigene Figur nicht im Geringsten interessierte.

Ich weiß nicht einmal, ob ich Begriffe wie »Figur«, geschweige denn »Diät« überhaupt schon einmal in den Mund genommen hatte.

In den Neunzigerjahren gab es allerdings weder YouTube noch Instagram. Wir hatten den großen Luxus, frei davon aufzuwachsen. Stattdessen hatten wir Gameboys, Magic Diaries, Take That und Kratzeis!

Bis zum zwölften Lebensjahr legte mir meine Mama die Anziehsachen raus, und dann ging es in der schicken Cordhose mit Schalmütze und hochgekrempelten Ärmeln in die Schule. Und natürlich tauschten wir Mädels uns aus, auch über uns, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Optik dabei so im Fokus stand, wie sie das heute tut.

Ja, so war das damals. Im Paradies der Neunzigerjahre.

Man kann also den Start des Sich-Vergleichens getrost mit Adam und Eva parallel setzen. Nur dass ich keinen Apfel aß, sondern die Bravo las. Und genau wie Eva musste ich danach mein eigenes Paradies verlassen.

Und warum? Weil wir, also wir Frauen, mal wieder mehr wollten. Warum geben wir uns nicht einfach zufrieden mit dem, was wir haben? Adam sah wahrscheinlich gar nicht so schlecht aus, und im Garten Eden gab es doch alles, was die beiden für den täglichen Bedarf brauchten. Hätte Eva sich damit nicht zufriedengeben können? Als Frau strebte sie natürlich nach mehr. Genau wie ich. Und die Schlange, die sich in meinem Fall in Gestalt der Bravo zeigte, brachte dieses Mehr. Erst durch die Schlange wurden sich Adam und Eva ihrer Nacktheit bewusst und verloren das, was ihnen bis dahin als selbstverständlich erschienen war.

Erst durch die Bravo sah ich, dass meine Oberschenkel kräftiger als die von Ariane, 14, aus Bottrop waren.

Mir blieb vor Schreck das Raider im Hals stecken.

»Sag mal, Nicole, wie lange willst du noch im Bad bleiben?«, rief mein Vater mit leicht ungeduldiger Stimme.

Bis ich so aussehe wie Ariane, dachte ich, laut antwortete ich: »Boah, Papa, geh halt ins andere!«

Unmittelbar nach der lebensverändernden Lektüre war ich ins Bad gegangen und hatte mir meine Schenkel mal etwas genauer anschauen müssen. Was ich sah, gefiel mir nicht. Gar nicht. Im Sitzen ging es ja noch, da konnte ich die Außenseiten etwas nach hinten wegdrücken, aber im Stehen? Wie hatte ich jemals mit diesen Beinen vor die Tür gehen können? Bei Tageslicht! Und wie hatte ich nur kurze Kleider tragen können?

Direkt in unserem Neunzigerjahre-Badezimmer schloss ich mit mir einen Pakt: »Du wirst alles tun, damit du Ariane-Oberschenkel kriegst! Du wirst nie wieder Süßigkeiten essen, und vielleicht wirst du auch mal mit Julia zum Sport gehen. Ja, so wird’s gemacht. Ende. Aus. Bikinifigur, ich komme.«

Noch heute spüre ich die Entschlossenheit, die ich damals gefühlt habe.

Allerdings spüre ich auch heute noch das Magengrummeln, das sich nur zwei Stunden später einstellte. Und mit dem Knurren des Magens schwand die Entschlossenheit so schnell, wie sie gekommen war.

Du bist ja noch im Wachstum! Ich glaube nicht, dass es gut ist, wenn man so gar nichts mehr isst. Außerdem hast du den Pakt mitten am Tag geschlossen, viel sinnvoller ist es, du gehst morgen früh frisch ans Werk. Du bist dann besser vorbereitet. Und die Bravo? Mama hat eh nicht erlaubt, dass ich die lese. Und Ariane ist bestimmt ’ne blöde Kuh. Wie die schon guckt.

»Nicole, Abendbrooooooooooot!«, ertönte die Stimme meines Vaters.

Mmmhh, lecker, Leberwurstbrot.

Frau Satt vs. Frau Hunger

An diesem leicht schizophrenen Verhalten hat sich bis zum heutigen Tag nichts geändert. Leider. In mir leben (mindestens) zwei völlig unterschiedliche Frauen.

Gerne möchte ich Sie an dieser Stelle mit beiden bekannt machen.

Sagen Sie »Hallo« zu Frau Satt.

Frau Satt ist wahnsinnig vernünftig. Und ungemein diszipliniert. Sie kann unglaublich umsichtig denken und weiß, wie wichtig gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt sind. Frau Satt ist sich auch bewusst, dass sie noch ein paar Kilo abnehmen sollte. Wofür? Na, für alles! Für die Gesundheit, das Wohlbefinden und dafür, dass sie das, was in ihrem Kleiderschrank hängt, auch wirklich anziehen kann. Und zwar jedes Teil. Verführungen jeglicher Art prallen an Frau Satt ab. Schlank sein ist für sie nur eine Frage der Einstellung. Warum?

 

Weil es für Schlanke viel schönere Klamotten gibt als für nicht so Schlanke.

Weil es eben blöd ist, dick zu sein.

Weil Dicke so wahnsinnig disziplinlos sind.

Weil man mit weniger Pfunden schlicht und ergreifend besser aussieht.

 

Zwischen Frau Satt und Frau Hunger existiert eine Art Zwischenwelt. Es ist der gefährliche Übergang. Auslöser für den Übergang kann zum Beispiel der Geruch einer frischen Steinofenpizza sein oder die dritte Schokoladenwerbung in Folge. An schlechten Tagen reicht auch der Sonnenuntergang. Denn – und die Gründe dafür sind unerforscht – der Abend als solches läutet eigentlich täglich die Übergangsphase ein. Frau Satt hat das Zepter bei Tag, Frau Hunger übernimmt wie in einem Staffellauf zum Abend.

Und Frau Hunger ist böse! Frau Hunger ist unvernünftig, laut und maßlos. Ihr sind all die Vorsätze von Frau Satt piepegal.

Es ist, als ob die zwei sich gar nicht kennen. Wen interessiert denn Schlanksein? Schlank kann ja jeder! Und Frauen, die sich nur über ihre Figur definieren, sind sowieso alles eingebildete Zicken. Und dass Schlanke gesünder sind als Dicke, ist ja nun längst widerlegt! Frau Hunger möchte zwar nicht unbedingt dick sein, aber es ist ihr vollkommen egal, ob sie jetzt, hier und heute, schlank ist oder irgendwann anders. Warum?

 

Weil das Leben zu kurz ist, um sich zu kasteien.

Weil es mittlerweile ganz tolle Klamotten für Kurvige gibt.

Weil es doch auf so viel mehr ankommt als auf die Figur.

Weil man auch dick glücklich sein kann.

 

Und als wäre dieses schizophrene Verhalten nicht schon schlimm genug, wird das Ganze noch durch folgendes Paradoxon verstärkt: Frau Hunger taucht sogar im satten Zustand auf. Besonders gerne im übersatten. Denn dann kommt sie mit der »Jetzt ist ja eh alles wurst«-Ausrede um die Ecke. Frau Satt allerdings kommt niemals, niemals im hungrigen Modus!

Ich übertreibe nicht, wenn ich Ihnen sage, dass diese zwei Damen seit über zwanzig Jahren in mir hausen. Ach, was sag ich: wüten!

Als sich diese beiden Persönlichkeiten in mir einnisteten, bekam Essen auf einmal eine Wertigkeit, die den Anfang vom Ende einläutete.

Hunger? Nö …

Ich glaube, wenn wir immer nur dann essen würden, wenn wir Hunger hätten, und aufhören würden, wenn wir satt wären, gäbe es auf der Welt keinen dicken Menschen. Aber so einfach ist das eben nicht. Durch den Versuch, meine Oberschenkel zu halbieren, wurde von einem Moment auf den anderen alles anders. In meinem Kopf drehte sich plötzlich alles nur noch um ein Thema: Essen.

Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, muss ich zugeben, dass es in den vergangenen Jahren nur wenige Phasen gegeben hat, in denen ich mir keine Gedanken ums Essen gemacht habe. Stattdessen jeden Tag die gleiche Entscheidung: Hopp oder top. Sekt oder Selters. Alles oder nichts.

Falls Sie wissen wollen, mit welcher Methode ich mit dreizehn vorhatte abzunehmen – ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass es nicht signifikant geklappt hat. Gott sei Dank. Denn wie gesagt, einen Grund hätte es auch eigentlich nicht gegeben.

Aber: Seit diesem Lebensjahr kann ich Ihnen bei jedem Foto von mir, bei jeder Filmaufnahme einen lückenlosen Gewichtsreport vorlegen. Zeigen Sie mir ein Bild, auf dem ich dreizehn, sechzehn, vierundzwanzig oder einunddreißig bin, dann weiß ich bis auf die dritte Stelle hinterm Komma exakt, was ich jeweils gewogen habe.

Und noch ein Paradoxon (es wird nicht das letzte sein): Ich weiß noch, dass ich mich, als jedes dieser Fotos oder Filmaufnahmen gemacht wurde, zu dick gefühlt habe. Und das, obwohl ich es zu keinem dieser Zeitpunkte war. Von den Zeiten, in denen ich wirklich kräftig war, existieren nämlich kaum Fotos. Da war ich diejenige, die fotografiert hat. (Die letzten Jahre und die weniger schmeichelnden Pressebilder mal ausgenommen.)

Heute ärgere ich mich streckenweise über mich selbst. Dass ich damals nicht dankbarer war und ein so verzerrtes Selbstbild hatte … Ich gehe aber mal davon aus, dass nicht nur ich unter diesem verzerrten Selbstbild litt. Ich war nicht allein damit, aber es fühlte sich so an. Dabei hatten wir damals nur die Bravo und Co., die die Ideale vorgaben, heute sind die Bilder von jungen und dünnen Frauen allgegenwärtig, und vor allem stärker bearbeitet.

Liebe Jugendliche, lasst euch an dieser Stelle gesagt sein: Ihr seid schöner, als ihr glaubt!

Applaus für die Dünnen!

Ganz ehrlich, wäre ich eine Dünne, ich wäre ja beleidigt. »Wir«, die wir von Zeit zu Zeit etwas zu viel mit uns herumtragen, werden weit über das gesunde Maß hinaus beklatscht, wenn wir (mal wieder) abnehmen. »Respekt!« – »Was für eine Leistung!« – »Toll, diese Disziplin!« Tatsächlich sind das Sätze, die ich (zurzeit) häufig höre.

Aber ganz ehrlich: Keiner beklatscht die immer Schlanken, die über Jahre hinweg ihre Figur halten. Also, wenn ich zu diesen Frauen gehören würde, wäre ich latent beleidigt. Ich kenne sie nicht persönlich, aber nehmen wir beispielsweise mal Ulrike von der Groeben. Für mich eine der schönsten Frauen im deutschen Fernsehen. Sie macht auf mich keinen verkniffenen oder unzufriedenen Eindruck, daher würde ich vermuten, dass sie dem Genuss offen gegenübersteht. Ulrike von der Groeben moderiert bei RTL Sport und Nachrichten, und das schon ein paar Jahre, und seitdem ist sie schlank. Dabei hat auch sie zwei Babys im Bauch gehabt. Und trotzdem: schlank!

Liebe Frau von der Groeben, und liebe alle anderen, ewig schlanken (und genussvollen) Frauen – von mir bekommt ihr Applaus! Denn die Tatsache, dass ich abgenommen habe, bedeutet ja gleichzeitig, dass ich vorher wieder zugenommen, sprich: keine Disziplin an den Tag gelegt hatte. Ihr kommt aber gar nicht erst in die Verlegenheit, zwanzig Kilo abnehmen zu müssen. Ich finde, das verdient viel größeren Respekt.

Ganz bewusst spreche ich von genussvollen Frauen, da ich auch viele Frauen erlebt habe, denen man den ewigen Genussverlust ansieht. Mein Geschmack ist das nicht. Aber jeder Jeck ist ja anders. Persönlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich mit diesen immer disziplinierten, immer hungrigen Frauen auf keinen grünen Zweig komme. Wir gehen einfach nicht konform mit unseren Ansichten übers Dasein und über das Essen. Manchmal kommt es mir so vor, als würden sie über ihre schlanke Figur eine gewisse Überlegenheit zum Ausdruck bringen wollen. Mir als eher rundere Frau hat das das eine oder andere Mal das Leben schwer gemacht.

Aus beruflichen Gründen musste ich schon viele Geschäftsessen über mich ergehen lassen. Wobei Geschäftsessen vielleicht das falsche Wort ist. Denn außer mir hat meist keiner gegessen, sondern nur gestochert. Und während dieses Geschäftsstocherns meine ich aus den Augenwinkeln oft mitleidige oder leicht grinsende Gesichter gesehen zu haben. Wenigstens vermutete ich das. Und oft hatte ich das Gefühl, dass der unausgesprochene Satz: »Kein Wunder, dass die so aussieht«, im Raum schwang.

Immer schlank zu sein hat einen hohen Preis. Eine Schauspielerin sagte einmal: »Ich bin dreißig Jahre lang hungrig vom Tisch aufgestanden.« Hui, das ist schon heftig, oder? Auch dann hat Essen eine Wertigkeit bekommen, die es eigentlich gar nicht haben sollte.

Die Aussage: »Ich kann essen, was ich will, ich nehme nicht zu« – ich glaube, sie trifft nur auf die allerwenigsten Frauen zu. Bei den meisten stimmt sie nicht. Eine meiner liebsten Freundinnen, Geri, gehört aber wirklich zu den Menschen, die alles futtern können, ohne dass es ansetzt. Wenn ich sie nicht so lieben würde, würde ich sie dafür hassen. Es gab Tage, an denen sie sich – ich war Zeuge dieser Aktion – Sahne in den Mund gesprüht hat, um nicht abzunehmen. Doch kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes veränderte sich ihr Stoffwechsel. Sie wurde vom Essen auf einmal dick.

»Sei mir nicht böse, aber es tut mir so gut, dass du endlich mal einen dicken Hintern hast«, sagte ich ganz ehrlich zu ihr. Wenn man so gut befreundet ist, darf man das.

»Ganz ehrlich, Nicole, es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich diese Erfahrung mache, und es ist keine schöne.«

»Tja, wem sagst du das …«

»Würde ich das essen, was du vertilgst, ginge ich durch keine Tür mehr!«

Diese kurzfristige Stoffwechselverirrung währte allerdings nur ein paar Wochen. Plötzlich, wie aus dem Nichts, war meine Freundin wieder so rank und schlank wie eh und je. Und hatte Sprühsahne im Mund. Befreundet sind wir trotzdem noch. Man muss auch gönnen können.

Ich bin mir sicher, dass nur wenige Frauen zu diesen schlechten Futterverwertern gehören. Männer dieser Art habe ich allerdings schon öfter gesehen. Mit einem von ihnen lebe ich sogar zusammen. Es ist nicht leicht, glauben Sie mir.

In den meisten Fällen ist Schlanksein mit Arbeit verbunden. Und je älter wir werden, desto mehr Arbeit ist nötig.

Vegan – oder: Ich mag alles

Ich habe leider keinerlei Unverträglichkeiten. Leider deswegen, weil ich mir hin und wieder wünsche, dass zumindest ein Lebensmittel auf dem Index stehen würde. Dazu kommt: Ich mag auch noch alles. Alles, was ich einmal probiert habe. Früher konnte ich wenigstens Meeresfrüchte, Ingwer und Fenchel ausschließen. Inzwischen hat sich das geändert. Haben Sie mal in Butter geschwenkten Fenchel gegessen? Ein Gedicht, sag ich Ihnen.

Auch mag ich Süßes ebenso wie Herzhaftes. Am liebsten im Wechsel. Also erst das Leberwurstbrot, dann die Sachertorte. Oder erst die Tafel Schokolade und anschließend den Nudelauflauf. Übrigens: Es ist kein Zufall, dass in »Nudelauflauf« zweimal das Wort »laufen« vorkommt …

Was ich jedoch tatsächlich nicht mag, ist Fast Food. Oder Fertiggerichte. Oder Dosenfutter. Ich koche immer frisch, immer gesund – schon der Kinder wegen –, und das mal mehr, mal weniger kalorisch. In den letzten Monaten nun mit weniger Butter, dafür mit Gemüsebrühe.

Es ist das Must-have aller Abnehmwütigen: Gemüsebrühe.

Da ich eben alles mag und alles vertrage, muss ich bei einer Diät eben auch auf alles verzichten – das dachte ich zumindest. Es gibt ja Frauen, die können sagen: »Wenn ich das Süße weglasse, sind meine überflüssigen Pfunde bald weg.« Andere wissen genau: »Das Glas Wein am Abend, das würde es schon bringen.« Andere fallen in Ohnmacht, wenn sie erfahren, dass auch das wirklich gute Olivenöl eine Kalorienbombe ist. Das war es bei mir persönlich alles nicht. Zumindest nicht im Einzelnen, sondern in der Kombination.

Wenn ich genieße, dann so richtig. Da gehört am Morgen ein Brötchen mit Butter genauso dazu wie das Stück (oder die Tafel) Schokolade zum Kaffee am Mittag und gerne auch die leckeren Oliven mit frischem Ciabatta am Abend. Nicht zu vergessen das Glas Wein. Daher lag es für mich nahe, einmal eine komplett neue Ernährungsvariante auszuprobieren. Weg von der alten Alles-Fresserei, hin zu einem ganz bewussten, ganz neuen Leben.

»Was liest du denn da?«, fragte mich mein Mann eines Abends beim Essen und zeigte auf das Buch, das neben mir auf dem Küchentisch lag.

»Das ist ein Buch über unseren zukünftigen Way of Life!«, antwortete ich fest entschlossen.

»Aha. Wohin führt uns dieser Weg denn dieses Mal?«, erwiderte er, mit einer Spur von Desinteresse. Er lachte mich zwar nicht aus, aber er gehört zu den Menschen, die nicht so kurzeuphorisch veranlagt sind wie ich. Meinen spontanen, weltbewegenden Ideen steht er doch eher mit einer ziemlichen Ruhe gegenüber.

»Nach Karneval werden wir vegan leben!«

Da blieb ihm doch glatt sein Frikadellchen im Hals stecken.

»Werden wir das?«

»Ja, Hase. Ich finde, wir sollten das mal versuchen.«

»Warum?«

»Aus mehreren Gründen. Zum einen, weil wir doch total tierlieb sind und ich nicht länger möchte, dass wegen uns Tiere umgebracht werden. Zum anderen, weil alle in diesem Buch hier berichten, wie gut es ihnen tut. Und nicht zuletzt deswegen, weil wir damit auch abnehmen werden. Also ich. Und dir könnten ein paar Pfund weniger auch nicht schaden.«

»Aber erst nach Karneval, oder?«, vergewisserte er sich, bevor er noch mal einen großen Bissen zu sich nahm.

»Genau. Das wird unser Fastenprojekt.«

Ich liebe Fastenprojekte. Irgendwie ist in der Fastenzeit die ganze Republik aufs Abnehmen und Verzichten getrimmt. So wie in der Weihnachtszeit gegessen wird, so wird in der Fastenzeit gefastet. Sozusagen als zweite Chance, um die vergessenen Neujahrsvorsätze doch noch umzusetzen. Letztes Jahr hatte ich für uns beschlossen, dass wir vierzig Tage lang keine Süßigkeiten essen, und das Jahr davor hatte ich für uns beschlossen, dass wir (also die Erwachsenen) nach 18 Uhr gar nichts mehr essen. Was mir jedes Mal in die Quere kam, war die Tatsache, dass die Fastenzeit vierzig Tage und nicht vierzig Stunden dauert. Bei vierzig Stunden hätte ich eine reale Chance gehabt, meine mir selbst auferlegten Ziele zu erreichen. Doch so sah die Realität so aus, dass aus 18 Uhr unterhalb der Woche 19 Uhr 30 wurde und am Wochenende 22 Uhr. Und die Süßigkeiten waren nur an den Tagen verboten, die mit einem »F« anfangen. Nach 23 Uhr.

Aber dieses Mal, da war ich mir sicher, würde alles anders werden. Denn dieses Mal wollte ich mit genügend Vorbereitung an die Sache gehen. Der Vegan-Papst schlechthin, Attila Hildmann, zog quasi bei uns ein, und ich las, sah und hörte alles, was mir von ihm in die Finger kam. Attila und ich waren auf einer Wellenlänge. Ich nickte stumm vor mich hin, wenn ich seine Zeilen in mich aufnahm, weil alles so logisch klang: Tierisches Essen macht uns krank. Und langsam und träge. Ja! Attila, wie recht du hast! Eigentlich war ich schon immer vegan. So tief in mir drin. Ich wusste es anscheinend nur noch nicht. Und mein Gott, wie lecker die Rezepte aussahen. Matcha-Tee! Köstlich! So schön grün.

Anscheinend war ich auch nicht allein auf dem veganen Trip, denn der Herr Attila rief zu einer Vierzig-Tage-Challenge auf. Wenn das nicht perfekt in die Fastenzeit passte.

Auf Facebook postete ich meine komplett neue Ausstattung, die ich mir damals zugelegt hatte. Dazu gehörten: diverse Sojaprodukte, Hirse, Vollkornmehl, Agavendicksaft, gefühlte 400 Kilo Zucchini, Tofu in allen erdenklichen Variationen, Amaranth, gepufftes Irgendwas und einen Spiralschneider: das Must-have der Veganer.

Allein mit den ganzen Sachen im Haus fühlte ich mich wie ein schlanker Vollblut-Veganer. Merklich schlanker war aber nur mein Geldbeutel geworden. Denn der ganze Kram hatte mich mehrere Hundert Euro gekostet. Madame kaufte ja im Bio-Reformhaus, und natürlich mussten es die großen Portionen sein. Sie sollten ja vierzig Tage, womöglich sogar sechs Wochen halten. Dazu hatte ich mir im Internet einen teuren Spezial-Matcha bestellt, der genauso aussah, wie er hieß. Und schmeckte.

Ich kürze die Sache mal ab.

Exakt 47,5 Stunden später versteigerte ich das nahezu unangerührte Starter-Set bei eBay.

Die Zucchini-Nudeln mit Räuchertofu, die man mir als Spaghetti Carbonara verkaufen wollte, hatten mir den Rest gegeben. Ich kenne Spaghetti Carbonara. Und das waren keine!

Nee, das ist nix für die Mutti.

Drei Monate später bekam ich die Diagnose Brustkrebs. Ich möchte nicht der Diät daran die Schuld geben, ich möchte es nur mal erwähnt haben.

Kleiderschrank: Best Friend oder Staatsfeind Nr. 1

Wenn alle Stricke reißen, wenn von heute auf morgen keiner mehr meine Bücher lesen will, wenn von Schlagfertigkeit, Resilienz und Abnehmen alle die Nase voll haben, wissen Sie, was ich dann machen könnte: Ich könnte eine Boutique aufmachen. Ad hoc könnte ich ein wunderschönes Damenbekleidungsgeschäft eröffnen:

Nicoles Modestübchen. Wir führen alles zwischen 38 und 48.

Ja, diese Größen finden Sie in meinem Kleiderschrank. In schlechten Phasen, also gewichtstechnisch schlechten Phasen, hatte ich einen Kleiderschrank, der aus allen Nähten platzte, wobei ich aber höchstens in eine Hose und in drei Oberteile hineinpasste. Die anderen Kleidungsstücke waren wie folgt sortiert:

 

Passt bald wieder.

Passt demnächst wieder.

Passt vermutlich nie wieder.

Passt ganz sicher nie wieder, aber ich kann es unmöglich wegtun.

 

Ehrlich, das war für mich immer das Frustrierendste. Diese eingeschränkte Kleiderauswahl, die man als Dickerchen so hat. Ich weigerte mich nämlich (meist), Klamotten jenseits von Größe 46 zu kaufen, weil ich fest davon überzeugt war, bald wieder eine 42 tragen zu können.

In meinem Kleiderschrank hängen (aktuell: hingen, denn das ist ja zurzeit nicht der Fall) eine Menge Teile, an denen noch das Etikett baumelte. Aus dem einfachen Grund, weil ich die Sachen nie anhatte.

Wissen Sie, warum?

Diese Teile hatte ich in der Stadt gesehen, da war ich gerade entweder am Trennen, Schlürfen oder Kalorienzählen, und da passten sie »fast«.

»Das kannst du ruhig mitnehmen, da passt du bald rein.« So sprach ich zu mir selbst, als ich in der Umkleidekabine stand und mich im Spiegel betrachtete. Tja, schade, da hatte ich mich wohl geirrt. Denn ab da musste das Gewicht wieder in die andere Richtung ausgeschlagen sein. Und das neu erstandene Teil rückte in weite Ferne (oder in die No-go-Area in meinem Kleiderschrank).

Erfahrungsgemäß brauchen Modetrends ungefähr drei, vier Jahre, bis sie bei mir ankommen. Und ist ein Trend bei mir angekommen, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass er längst wieder vorbei ist. Ich wollte (oder konnte) noch nie mit den neuesten Modetrends gehen, denn meist habe ich sie nicht verstanden. Ich bin nicht uninteressiert, was das betrifft, aber ich kann mich an kein einziges Bild von irgendeiner Modenschau erinnern, an kein einziges Model mit einem Kleid, bei dem ich dachte: Wow! Das möchte ich auch mal anziehen.

Im Gegenteil. Ich frage mich eigentlich immer: Wer zieht so was bitte wann an?