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Nicole Staudinger

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Beschreibung

Im richtigen Ton können wir alles sagen, im falschen nichts Schlagfertigkeit 2.0: Die beliebte Bestseller-Autorin Nicole Staudinger zeigt, wie wir mit Worten Brücken bauen können. Als Schlagfertigkeitsqueen brachte sie uns bei, jede Situation wortgewandt zu meistern – nun, in "Leicht gesagt!" aber zeigt sie uns, wie wir nicht nur gekonnt parieren, sondern mit guter Kommunikation Konflikte im Alltag, im Job, in der Familie und der Liebe nachhaltig lösen und uns endlich wieder verstehen. Denn: Gute Kommunikation ist der erste Schritt zu guten Beziehungen. Unsere Worte haben die Macht, unsere Welt zu verändern. Wir können damit Liebe ausdrücken, Trost spenden und unsere Liebsten motivieren, über sich hinauszuwachsen. Immer wieder müssen wir aber auch schlechte Nachrichten überbringen oder unangenehme Gespräche führen. In diesem Ratgeber erklärt die Trainern Nicole Staudinger, wie wir: - das erreichen, was wir wirklich wollen - anderen richtig zuhören - Unangenehmes empathisch ansprechen - Vertrauen schaffen Anhand von 7 Wegen zu guter Kommunikation beschreibt Nicole Staudinger in gewohnt unterhaltsamer Weise und anhand anschaulicher Alltagssituationen, worauf es bei der guten Kommunikation ankommt. Und wie viel wir durch sie erreichen können.

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Seitenzahl: 213

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Nicole Staudinger

Leicht gesagt!

Wie wir richtig rüberbringen, was nicht falsch ankommen soll

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Über dieses Buch

Schlagfertigkeit 2.0: Die beliebte Bestsellerautorin Nicole Staudinger zeigt, wie wir mit Worten Brücken bauen können. Als Schlagfertigkeitsqueen brachte sie uns bei, jede Situation wortgewandt zu meistern – nun aber zeigt sie uns, wie wir nicht nur gekonnt parieren, sondern mit guter Kommunikation Konflikte im Alltag, dem Job, der Familie und der Liebe nachhaltig lösen und uns endlich wieder verstehen.

Inhaltsübersicht

Widmung

Einleitung

Wo die Schlagfertigkeit aufhört …

Warum ich?

Hausverbot

Ist es denn wirklich so wichtig?

Was Sie von diesem Buch erwarten können und was nicht

Heilende Worte

Teil 1: Die Grundierung

Basis No. 1: Vertrauen

Basis No. 2: Die richtige Atmosphäre

Augenkontakt

Basis No. 3: Der richtige Tonfall

Basis No. 4: Runter vom hohen Ross

Basis No. 5: Unser Menschenbild

Schlechte Erfahrungen auf Reset

Der Zebrastreifen

Basis No. 6: Zuhören

Basis No. 7: Ziele setzen – Was will ich wirklich?

Ätschi

Fazit Teil 1: Die Grundierung in der Übersicht

Teil 2: Die Techniken

Technik No. 1: Mitnehmen

Technik No. 2: Nichts überstülpen

Führen für jedefrau

Technik No. 3: Feedforward statt Feedback

Technik No. 4: Wenn es um die Wurst geht: Ziel über Gefühl

Gefühlte Wahrheit

Übung 1: Gefühle aus-, Ziel einschalten

Technik No. 5: Zuhören

Richtig zuhören

Ausreden lassen

Wiederholen

Technik No. 6: Applaus!

Technik No. 6.1: Verbindlichkeit

So nicht!

Find ich blöd!

Technik No. 7: »Alles geschieht zu meinem Besten«-Brille auf!

Technik No. 8: »Es tut mir leid«

Sich entschuldigen

Technik No. 9: Respekt

Teil 3: Richtig unbequeme Dinge ansprechen – ein Leitfaden

Schon wieder zu spät

Leitfaden für schwierige Gespräche

Übungen zu »Wirklich unbequeme Dinge ansprechen«

Übung 1: »Du bist dick geworden«

Übung 2: »Du riechst nicht gut«

Geheimtipp 1: Genießen Sie es!

Geheimtipp 2: Besser nicht

Blablablabla? – UNBEDINGT!

Klare Signale

Kleine Techniken

Was für ein Gefühl?

Kommunikation auslagern

Lächeln

Reden ist Silber, Schweigen ist …

Der Notfallknopf: Wenn nichts mehr geht …

Ruhig mal emotional werden

SOS-Strategie: Panik vermeiden

Eine Bombe – oder »Lasst uns eine Polonaise machen!«

Arzt und Patientin

Die Kraft der Symbolik

Fazit Teil 2 und 3: Die Techniken in der Übersicht

Teil 4: Aus der Praxis und einige wichtige Abschweifungen (ich kann einfach nicht anders!)

Wunderwaffen

Kommunikation mit Jugendlichen

Vom Notwendigen und dem kommunikativen Weg dorthin

Ätschi ist teuer

Sie dürfen gehen

Einladung zum Traurigsein

Trösten

Akuthilfe für »Die schlimmste Woche meines Lebens«

Epilog

Wenn Sie die Welt ein Stück besser machen wollen

Und natürlich …

Anhang

Mögliche Lösungen für unsere Übungen »Ziel über Gefühl«

Auf einen Blick

Die Grundierung

Die Techniken

Für alle, die fest daran glauben, dass wir die Welt mit Worten ein Stück besser machen können.

Einleitung

Wo die Schlagfertigkeit aufhört …

… fängt die gute Kommunikation an.

Nicht dass Schlagfertigkeit kein Bestandteil von guter Kommunikation wäre; aber wir sind uns doch einig, dass Sie mit der Zwei-Silben-Antwort »Potzblitz« vielleicht die Lacher auf Ihrer Seite haben, aber keinen Pulitzerpreis gewinnen.

Schlagfertigkeit ist unerlässlich, wenn es um Ihre Souveränität geht. Wenn Sie sich ad hoc aus einer schwierigen Situation retten, für sich einstehen müssen, dann ist es ungemein wichtig, die passende Antwort am Start zu haben. Und zwar in drei Sekunden.

Aber wir müssen doch situativ entscheiden: Richtet sich Ihre Antwort an den unfreundlichen älteren Herrn, der Ihnen auf dem Supermarktparkplatz ein »Fräulein, das mit dem Einparken üben wir noch mal, oder?« entgegenwirft, oder ist es die doch eigentlich gute Freundin, die uns mal wieder mit einem rausgehauenen Satz à la »Du sahst aber auch schon mal besser aus« das Lächeln aus dem Gesicht zaubert, ohne nachzuhaken, ob es wirklich etwas gibt, was uns auf der Seele liegt? Oder geht es gar um einen jahrelangen Konflikt in der Familie, den Sie sich endlich trauen an- und auszusprechen? Den Zeitpunkt, an dem Sie mit Ihrem Gegenüber dazu zusammenkommen, können Sie nämlich planen.

Dem älteren Herrn können Sie beruhigt »Bei Gelegenheit, Männlein!« antworten, sich umdrehen, gehen und die Situation vergessen.

Aber was machen Sie mit der Freundin, die ja Teil Ihres Lebens ist? Natürlich können Sie (mal wieder) mit Humor antworten: »Ach, jetzt geht’s schon wieder. Du hättest mich mal heute Morgen sehen müssen!« Trotzdem bleibt vielleicht eine Art Bauchgrummeln zurück. Ein Fragezeichen, das die Beziehung belasten kann. Denn so ganz einordnen können Sie den Kommentar nicht.

Und was machen Sie mit dem Familienmitglied, dessen Eintreffen Ihnen die Feiertage vermiest, weil Unausgesprochenes seit Jahren unter der Oberfläche gärt?

Das Ansprechen eines Konfliktes ist nie leicht. Und an dieser Stelle sollte uns klar sein: Schlagfertigkeit rettet die Situation, aber löst nicht den Konflikt!

Und Konflikte lösen, das ist so ein Ding, bei dem die wenigsten »Hurraaa« schreien.

Mir hat noch niiiiiie eine Freundin oder Seminarteilnehmerin berichtet: »Hach, was freu ich mich über das klärende Gespräch heute mit Onkel Herbert! Der hat sich letztens wieder frauenfeindlich geäußert, und nun haben wir uns endlich zum Kaffee verabredet, damit wir das ein für alle Mal aus der Welt schaffen.«

Habe ich noch nie gehört. Sehr wohl habe ich mich aber selbst schon dabei erwischt, wie ich bei einem unangenehmen Gespräch am Telefon kurz davor war, zu rufen: »Hallooooo?!? Ich fahre durch einen Tuuuuunnnel.« Und den dringenden Wunsch verspürte, einfach aufzulegen. So als Kurzschlussreaktion.

 

Zurück zu den Konflikten.

Sie gibt es (leider überall).

Unter Freunden.

Kolleginnen.

In der Familie.

Die ausgesprochenen gehen ja noch.

Die unausgesprochenen sind meist schlimmer.

Sie klauen uns aber wertvolle Lebenszeit, drücken uns in der Stimmung oder belasten doch eigentlich schöne Feste wie Weihnachten oder den Betriebsausflug.

 

Warum haben wir Angst davor, sie anzusprechen?

Vielleicht, weil uns das »Wie« fehlt!?

Wissen wir, wie man schwierige Gespräche führt?

Wird uns das während Schule, Ausbildung oder Studium beigebracht?

Also, wenn ja, dann habe ich das verpasst.

Nicht nur, dass es nicht Bestandteil der Schulbildung ist, es fehlt, wenn Sie mich fragen, auch an guten Vorbildern.

 

Während des Schreibprozesses überlegte ich, ob ich meinen Jungs immer ein so gutes Vorbild bin.

Vielleicht manchmal.

Fast sicher bin ich aber, dass ich sie bis heute noch nicht zu mir gerufen und gesagt habe: »So Jungs, heute reden wir mal darüber, wie man Konflikte löst.« Das passiert doch meist im Tun.

Das Problem von »im Tun« ist, dass die Emotionen dann schon ordentlich mitmischen können.

 

Aber kann man sich womöglich auf schwierige Gespräche vorbereiten?

Oder grundsätzlich »gute Kommunikation« lernen?

Warum ist das überhaupt so wichtig?

 

Und damit kommen wir zur Frage: Wie gehen wir dazu vor?

Wir beginnen im ersten Teil des Buches mit der Grundierung. Leserinnen der Schlagfertigkeitsqueen werden sich vielleicht noch an diesen Begriff erinnern. Stimmt, er lässt einen möglicherweise eher an ein YouTube-Schminktutorial (nichts gegen YouTube-Schminktutorials, die haben mich in der Coronakrise gerettet!) als an ein professionelles Kommunikationsbuch denken. Dennoch wähle ich diesen Begriff, weil Sie hier eben die Grundlagen finden, die es für jede gute Kommunikation braucht. Ob Sie mit Ihrer Kollegin über den immer wiederkehrenden Konflikt im Büro sprechen wollen, oder mit der Schwiegermutter über einen unausgesprochenen Zwist, mit Ihrer Chefin das dringend fällige Gespräch darüber führen wollen, was Sie so dringend erwarten, oder mit Ihrem Sohn, der mit großen Schritten in der Pubertät stolziert – für alle diese Gespräche gilt aus meiner Sicht als Trainerin, Speakerin, Freundin und Mama, mehr oder weniger, dieselbe Grundierung, weil sie sich nicht wirklich voneinander unterscheiden.

Um in der Schminktutorial-Sprache zu bleiben: Make-up brauchen Sie immer, aber wie stark es sein soll, eher schlicht, eher glitzernd, das bestimmen Sie.

Je nach Situation.

Nach der Grundierung sehen wir uns im zweiten Teil des Buches verschiedene Beispiele an, die exakt so passiert sind. Und wie wir sie mit guter Kommunikation bewältigt haben oder vielleicht besser hätten bewältigen können. Wir entwickeln aus diesen Situationen heraus Techniken, um gute Kommunikation herbeizuführen. Und sogar einen Leitfaden, mit dessen Hilfe Sie, liebe Damen, auch die ganz, ganz schlimmen Konflikte ansprechen und hoffentlich lösen werden können.

Ziel des Buches ist es, dass Sie in Zukunft keine Angst mehr vor scheinbar schwierigen Gesprächen haben. Dass Sie unbelastet durchs Leben laufen und nicht die getrübte Wahrnehmung von gestern in ein schönes Heute mitnehmen.

Jede von Ihnen hat bestimmt schon mal erlebt, dass Sie etwas Unangenehmes aus der Welt geschafft hat und sich danach so viel besser fühlte. Und dieses »Was bin ich froh, dass wir das geklärt haben!«-Gefühl, das möchte ich bei Ihnen mit diesem Buch erreichen.

Mit ein bisschen Vorbereitung und im richtigen Ton können Sie alles sagen.

Ich verrate es Ihnen schon jetzt: Sie haben es in der Hand!

Warum ich?

Warum glaube ich, ein Buch über Kommunikation schreiben zu können?

In erster Linie, weil Schreiben mein Beruf ist. Also einer von vielen.

Wenn ich nicht schreibe, dann übe ich einen selbst erfundenen Beruf aus, nämlich: Schlagfertigkeitstrainerin. Das ist wiederum der Tatsache geschuldet, dass ich sonst nichts kann. Also trainiere ich seit acht Jahren Frauen darin, schlagfertiger zu werden. Mein Ansatz ist wahrscheinlich anders, als Sie sich das jetzt vorstellen, denn es ist ein sanfter. Meine Definition »Schlagfertigkeit ist, wem ich es zugestehe, mir wertvolle Lebenszeit durch Ärger zu klauen« entstand während meiner Krebstherapie.

Da ich in den letzten Jahren nun weit über eine halbe Million Frauen trainiert habe, von Schülerinnen und Studentinnen über Politikerinnen und Soldatinnen bis hin zu Astronautinnen, ich ganze Behörden, Weltkonzerne und etliche kleinere Firmen als Trainerin und Coach betreue, bin ich nach wie vor davon überzeugt, dass Schlagfertigkeit essenziell wichtig ist – aber manchmal nicht ausreicht.

Wenn ich nicht schreibe oder trainiere, stehe ich ab und an vor der Kamera für das ein oder andere TV-Format.

Und bevor ich all dies tue, darf ich Mama von den zwei besten Jungs der Welt sein.

Ich hoffe also, genügend Kompetenz mitzubringen, um Ihnen, liebe Leserinnen, noch ein bisschen was Neues zum Thema »Kommunikation« mit auf den Weg zu geben.

 

Viel Spaß beim Ausprobieren,

Ihre Nicole

Hausverbot

Bevor wir starten, meine Damen, noch schnell eine Anekdote, die eigentlich die Überschrift: »Wie es nicht geht!« verdient.

Wir schreiben das Jahr 2020, und die Welt erkrankte frisch am Coronavirus.

Ich für meinen Teil wurde Mitte März von meiner Tournee nach Hause beordert. Die täglich eintreffenden Stornomails ließen schon latent darauf schließen, dass diese Krise eine tiefe, existenzielle sein würde.

Insbesondere für die Künstlerinnen.

Alleinerziehenden Künstlerinnen.

Vorerkrankten, alleinerziehenden Künstlerinnen.

Genau in dieser Zeit, also mitten im Lockdown, während des Homeschoolings, meiner Scheidung und dem Absagen-Entgegennehmen, stoße ich auf meinen Lieblingspostboten.

»Wenn da was vom Finanzamt dabei ist, können Sie es direkt wieder mitnehmen«, lächle ich ihn ein bisschen gequält an, während er mir entschuldigend lächelnd ein paar Umschläge in die Hand drücken will mit den Worten: »Oh, dann gehe ich besser.«

»Nicht Ihr Ernst? Da ist nicht wirklich was vom Finanzamt dabei!«

»Leider doch.«

Es ist genau die Jahreszeit, in der Selbstständige und Freiberuflerinnen ihren Bescheid bekommen. Aber da ich die letzten TV-Abende von Herrn Altmaier ständig gehört hatte: »Wir ziehen alle an einem Strang und lassen niemanden allein … die Finanzämter kommen allen Betroffenen mit Stundungen entgegen …«, hatte ich naiverweise wirklich angenommen, dass die Bescheide ein paar Wochen hinausgezögert werden würden.

Wurden sie nicht.

Zumindest nicht meiner.

Dieser Bescheid umfasste nicht nur die Steuernachzahlung, sondern auch gleich eine Vorauszahlung – Sie kennen das.

Nur dass diese Vorauszahlungskalkulation kein Coronavirus inkludierte. Das passte in meinem Hirn nicht zusammen:

»Wir schaffen das und lassen niemanden im Regen stehen« verstand ich irgendwie anders.

Corona. Stornos. Absagen – so weit das Auge reichte.

Umsatzeinbrüche von nahezu hundert Prozent.

Scheidung.

Homeschooling.

Und jetzt noch der Steuerbescheid.

Das Fass, mein Fass, war voll!

Und wenn bei einer Kurzeuphorikerin das Fass überläuft, dann klingt das im Ungefähren so:

»Mama, wen rufst du an?«

»Die netten Herrschaften vom Finanzamt. Sei so gut, mein Schatz, und schließe die Tür«, das muss der nahezu jugendliche Sohn nun wirklich nicht mitbekommen.

Es tutet in der Leitung:

»Finanzamt XY, Susanne Müller«, meldet sich meine Sachbearbeiterin am Telefon.

»Hallo, Frau Müller, mein Name ist Nicole Staudinger«, Frau Müller und ich »kennen« uns, soll heißen, ich weiß, dass sie jeden meiner Auftritte vor Ort gesehen hat.

»Ach, hallo. Geht’s Ihnen gut?«, entgegnet sie mir freudig-freundlich, was in meinen Ohren schon wie Hohn klingt.

»Um ehrlich zu sein: Es geht so. Frau Müller, ich habe nur eine ganz kurze Frage«, mein Ton ist schon so eklig von oben herab.

»Ja, gern«, während sie noch immer freundlich ist.

»Schauen Sie eigentlich Nachrichten?«

Kurze Pause.

»Bitte?«

»Ob Sie Nachrichten schauen? Oder lesen? Von mir aus auch hören?«

»Ähm, ja, für gewöhnlich schon«, antwortet sie ganz zaghaft.

»Ach, das ist erstaunlich. Dann muss ich also davon ausgehen, dass Sie die missliche Lage der Welt im Allgemeinen und die äußerst missliche Lage von Künstlerinnen im Besonderen mitbekommen haben. Um mir anschließend die Frage stellen, ob Ihr gesunder Menschenverstand Sie zu dem Bescheid bewegt hat.«

Das sind leider, leider meine Worte. Und der Tonfall! Kinders …

»Ähm, also, ich mache die nicht persönlich, die werden ja vom Computer verschickt …«, versucht sie es, aber ich lasse ihr keine Chance.

Hier füge ich hinzu: Das für mich so schockierende Schreiben hatte mich in einem Umschlag mit handgeschriebener Adresse erreicht. Das hätte eigentlich nicht passieren dürfen, denn meine Steuerberaterin ist vor mir als Empfängerin zwischengeschaltet. Wohlweislich, damit ich so was gar nicht ungefiltert mitbekomme. Spätestens jetzt wissen Sie auch, wieso. Aus Gründen, die an dieser Stelle zu weit führen würden (und die mein Ausflippen leider auch nicht rechtfertigen), war dieser adressenhandgeschriebene Umschlag aber direkt in meine Hände geflattert.

»Ach, kommen Sie, das ist Ihre Handschrift«, spekuliere ich. »Sie hatten den Bescheid in der Hand. Ist es da nicht möglich, noch mal kurz zu überlegen? Ich meine, wenn selbst der Minister sagt ›Wir lassen keinen im Regen stehen‹, wie fair ist es da, einen solchen Bescheid zu verschicken? Frau Müller, Sie können sich da nicht reinversetzen, denn Sie bekommen jeden Monat Ihr Geld. Corona hin, Corona her. Aber lassen Sie uns gemeinsam noch mal kurz in uns gehen: Wer bezahlt noch mal SIE und Ihre ganze Institution? Ach ja, der Steuerzahler. Sprich: ich!«

Ich erspare Ihnen, liebe Leserinnen, an dieser Stelle den Rest und erzähle Ihnen nur, wie die Story ausging: Ich bekam von ganz oben das Verbot ausgesprochen, jemals wieder persönlich mit dem Finanzamt Kontakt aufzunehmen.

Frau Müller ließ sich zwei Wochen krankschreiben wegen Weinkrämpfen. Und meine liebste Steuerberaterin sagte nur: »Vielleicht lässt du mich das nächste Mal die Kommunikation übernehmen.«

Jaaa, so geht es eben nicht.

Gar nicht.

Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen: Ich habe mich entschuldigt. Wochen später rief mich der Chef von Frau Müller an, und wir redeten sehr lange. In einem anständigen Ton. In diesem Gespräch hatten beide Seiten die Möglichkeit, ihren Standpunkt klarzumachen. Die Steuern musste ich trotzdem zahlen, und Frau Müller erfreut sich wieder bester psychischer Gesundheit.

 

Später schauen wir uns an, was hier genau passiert ist, wie wir – oder, besser, ich – es hätten anders machen können und wie wir – ich – es in Zukunft besser machen werden.

Ich erzähle diese Geschichte ganz bewusst vorab, weil ich mich Ihnen nicht als unangetastete Kommunikationsexpertin verkaufen möchte. Ich gehe sogar so weit, dass ich behaupte, dass es eine solche gar nicht gibt. Oder, falsch, vielleicht in der Theorie. Aber in der Praxis passieren (hoffe ich) jedem Dinge, die so nicht hätten passieren dürfen. Das gilt nicht nur für die Kommunikation, sondern für alle Themen, mit denen ich mich in den letzten Jahren beschäftigen durfte.

In der Theorie sind wir alle Expertinnen, klar, aber bei der Umsetzung, da hapert es oft.

Auch bei mir.

Vor allem bei mir.

Die Kunst besteht dann aber darin, seine eigenen Fehler zu erkennen, zurückzurudern, sich zu entschuldigen und es das nächste Mal besser zu machen.

Ist es denn wirklich so wichtig?

Und genau aus diesem Grund widme ich mich diesem Thema, wir können es »Kommunikation« oder »Gute Gespräche führen«, gern auch »Mit Menschen umgehen« nennen. Weil ich glaube, dass auf unserer gesamten Welt genau das der Dreh- und Angelpunkt ist: Die Fakten, beispielsweise eine schwere Diagnose, verletzte Gefühle oder eine Kündigung, bekommen wir nicht geändert, aber wie ich meinem Gegenüber etwas vermittele, das habe ich in der Hand.

Und was die richtigen Wörter alles können! Wir können Menschen mit Worten dazu motivieren, über sich hinauszuwachsen, wir können Frieden und Freundschaften schließen, unsere Kinder beflügeln und unsere Liebe bekunden. Wir können trösten, Menschen zum Lachen bringen und letztlich die Welt verändern.

Nur: All das funktioniert leider auch andersrum.

Wir können mit Worten ganze (Gefühls-)Welten zerstören, Kriege anzetteln und Menschen manipulieren. Es gibt dafür leider ausreichend Beispiele in der Geschichte. Dafür braucht es nicht mal Handlungen, es reichen Wörter, von denen sich Menschen – in welcher Weise auch immer – abgeholt fühlen.

Wir können allein durch die Kraft des Wortes Geschichte verändern und Meilensteine setzen.

Denken Sie nur an all die schönen, wichtigen und bewegenden Zitate, die über Jahre hinweg noch Bedeutung haben. Denken Sie an Kennedy und »Ich bin ein Berliner« oder an Martin Luther King mit »I have a dream«. Oder an Armstrongs »Es ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit«.

Oder an das jüngste Zitat von Kamala Harris, die als erste Frau das Amt der Vizepräsidentin der USA mit den Worten »Aber auch wenn ich die erste Frau in diesem Amt bin – ich werde nicht die letzte sein« antrat.

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und denken Sie über all die schönen Sätze nach, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind. Seien es die Worte einer Berühmtheit, einer Freundin, Ihres Mannes oder Ihrer Mama: Welche Worte haben Sie nachhaltig beeindruckt, getröstet oder vorangebracht?

Was hat die Situation, in der sie gesprochen wurden, ausgemacht? Gibt es etwas, was wir uns aus unseren Erinnerungen rausziehen und als Überschrift für »gute Kommunikation« nutzen können?

Aber natürlich können wir uns auch die Kehrseite anschauen: Welche schlimmen Worte werden Sie nicht mehr vergessen, haben Sie in einer bestimmten Situation vielleicht nachhaltig »beschädigt«? Was empfanden Sie daran als so schlimm? Wo genau hat es Sie verletzt, und warum beschäftigt Sie das noch heute?

Es lassen sich bestimmt eine Vielzahl an Beispielen finden, denn Kommunikation passiert immer und überall. Achtung: auch unausgesprochen.

Aus meiner Erfahrung als Trainerin, als die ich sehr häufig in Firmen sein darf, kann ich Ihnen eines ganz felsenfest versichern: Wenn in einer Firma Konflikte auftauchen, dann ist das nie aufgrund von Excel.

Es dreht sich nie um eine Sache.

Es geht nie um einen reinen Arbeitsprozess.

Es sind immer die »Zwischenmenschlichkeiten«, die uns im Wege stehen: Sei es, dass Ziele über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg bestimmt werden, dass jemand sich übervorteilt fühlt und sich nicht traut, es anzusprechen, oder dass man sich von den Kollegen mit einem Satz wie »Ach, hast du schon wieder Feierabend?« nicht akzeptiert fühlt, weil man »nur« eine Teilzeitkraft ist.

Der Hase liegt diesmal aber nicht im Pfeffer, sondern in der Kommunikation.

Jemand (oder viele) ist (oder sind) mit etwas nicht zufrieden, fühlt (fühlen) sich ungerecht behandelt, ausgeschlossen, verletzt, verunsichert … Doch es fehlen die richtigen, guten Wörter, um das anzusprechen und damit das Problem vermutlich aus dem Weg zu räumen. Stattdessen wird gemault, gemunkelt, getuschelt oder womöglich gar nicht gesprochen, sich zurückgezogen und getrauert. Kurzum: Es findet keine oder zumindest keine gute Kommunikation statt.

 

In den letzten Jahren beschäftigte ich mich nicht nur mit Schlagfertigkeit, sondern auch mit Resilienz und vor allem mit Glück. Beide letzteren Themen haben eines gemeinsam, einen gemeinsamen Nenner: gute Beziehungen und Liebe. Sie können im Leben weder widerstandsfähig noch glücklich sein, wenn Sie keine guten Beziehungen pflegen und wenn Sie nicht lieben können.

Aber was braucht es denn, um gute Freundschaften und Beziehungen zu pflegen und Liebe zu bekunden? Das sage ich Ihnen: Dafür braucht es gute Kommunikation.

Und nicht nur dafür, sondern auch für ein erfolgreiches Leben.

Was Sie von diesem Buch erwarten können und was nicht

Ich möchte Ihre Erwartungen natürlich nicht dämpfen, meine Damen! Sollten Sie sich das Buch jetzt gerade selbst geschenkt haben oder es geschenkt bekommen haben, ist die Vorfreude (hoffentlich!) groß, und das soll sie auch bleiben.

Dennoch will und muss ich ehrlich mit Ihnen sein.

Ja, Sie werden vielleicht das Thema »Kommunikation« ganz neu für sich entdecken, und Sie werden möglicherweise sogar neuen Mut aufbringen, um sich endlich an vermeintlich schwierige Gespräche zu wagen. Vielleicht finden Sie auch eine neue Herangehensweise für Ihre Freundin, die so dringend Trost braucht. Oder für Ihr pubertierendes Kind, das sich abschottet. Das alles kann und wird hoffentlich mithilfe dieses Buches geschehen.

Sie werden aber nicht zur promovierten Verhandlungsexpertin, die zur Lösung des Nahostkonfliktes angerufen wird. Ebenso wenig wird man Sie bei einer komplizierten Geiselnahme kontaktieren, vermutlich. Sollten Sie also eine neue berufliche Laufbahn für eine ebensolche Tätigkeit einschlagen wollen, dann ist dieses Buch nicht die optimale Lektüre für Sie.

Denjenigen aber, die an guten Beziehungen, viel weniger Unausgesprochenem und dadurch letztlich an einem leichteren Leben interessiert sind, denen sage ich: Auf geht’s!

Heilende Worte

Ich durfte schon mehrfach am eigenen Leib erfahren, wie sehr Kommunikation den Lauf der Dinge beeinflussen kann.

Als ich 2014 die Worte »Ach ja, da ist ein Tumor. In Ihrer Haut möchte ich jetzt aber nicht stecken« eines mir bis dahin fremden Vertretungsarztes hörte, waren die in diesem ersten Moment vermutlich schmerzhafter als die Diagnose selbst. Ich war damals, zwei Tage nachdem ich einen Knoten in meiner Brust entdeckt hatte, zu ebenjenem Arzt gegangen, weil meine Gynäkologin im Urlaub war.

Diese Worte, sein gleichgültiger Tonfall dabei – das klingt bis heute in mir nach.

Er war – gottlob – der einzige Arzt, dem ich von der Diagnose über die Behandlung bis zum Ende derselben begegnet bin, bei dem ich mich so unwohl gefühlt habe, daher sei mir der direkte Vergleich an dieser Stelle erlaubt.

Ich frage mich: Hätte es nicht einen anderen Weg gegeben, mir zu vermitteln, dass ich mit nur 32 Jahren an Krebs erkrankt war? Einen etwas zaghafteren vielleicht?

Die Diagnose an sich war, wie sie war, die hätte kein Arzt und keine Ärztin der Welt verändern können. Spielt die Art der Vermittlung denn überhaupt eine Rolle, oder überwiegt nicht doch so sehr der (schreckliche) Fakt, dass es gar keine beschönigenden Worte geben kann?

 

Ein paar Stunden später begegnete ich während der anschließenden Mammografie einer Ärztin, die sich wesentlich mehr Mühe gab als Dr. Grobi zuvor: »Frau Staudinger«, sagte sie, während sie meine Hand fest drückte, »ich rede jetzt nicht lange drum herum: Sie haben Krebs. Und noch dazu einen hochaggressiven. Wenn Sie das überleben wollen, dann müssen wir jetzt handeln.« Diese Ärztin war empathisch und trotzdem direkt.

Ihre nachfolgenden, aufmunternden Worte, die etwas mit »gute Chancen« und »ausgereifte Therapien« zu tun hatten, bekomme ich allerdings nur noch mit Mühe nachkonstruiert, denn, wenn ich ehrlich bin, war ich bei »Sie haben Krebs« raus. Ich sah mich gedanklich schon in einem Hospiz.

Zu meinem großen Glück war meine Mutter in diesem Moment jedoch an meiner Seite und hat mir die aufmunternden Worte, die ich in meinem tiefen schwarzen Loch nicht mehr hören konnte, später wiedergegeben.

Erst nach 24 Stunden konnte mein Hirn überhaupt wieder irgendetwas aufnehmen. Davor jedoch lag eine Nacht des Grauens.

 

Also, vermutlich gibt es einfach auch diese Situationen, in denen nichts mehr an einen herankommt. In denen auch verbale Empathie und Kompetenz ihre Wirkung nicht voll entfalten können. Vielleicht müssen hier auch »gute« Wörter durch Taten wie Festhalten, Umarmen oder eben Die-Hand-Drücken ersetzt werden. Zumindest begleitet.

Und trotzdem: Ich finde, wir sollten die Kraft der Wörter als Mittel immer nutzen. Kosten sie doch nix. Und sprechen müssen wir ohnehin. Dann aber eben gern so, dass es beim Gegenüber gut an- und rüberkommt.

Und darum – ja, für mich ist die Frage so relevant wie eh und je: Kann man eine Nachricht nicht anders rüberbringen?

Vielleicht haben wir am Ende des Buches eine Antwort darauf …

 

Ich will Ihnen fürs Erste erzählen, wie es bei mir damals noch weitergegangen ist nach dem Zusammentreffen mit der einfühlsamen Ärztin: Wenn man mit 32 eine gesicherte Brustkrebsdiagnose erhält, dann geht alles recht schnell. Gott sei Dank! Denn wir leben in einem Land, in dem sich dann die Tore öffnen für Frauen wie mich und ca. 75000 weitere Betroffene jedes Jahr. In einem zertifizierten Brustzentrum traf ich auf den Mann, den ich in meinem ersten Buch als »mein Held« bezeichne, und er sprach die Worte, die für mich das Licht in den dunklen Tunnel brachten: »Frau Staudinger, das ist große Kacke, aber kalkulierbare Kacke. Ich habe das schon mal gesehen, und Sie werden daran nicht sterben.«

Diese Worte waren wie ein Netz, ein Auffangen und Trostbringen zugleich. Überleben war also eine ernst zu nehmende Option und, mit Verlaub, für mich auch die einzige. Ab diesem Moment beschloss ich: Gestorben wird nicht. Zumindest jetzt noch nicht.