Ich war es nicht - Christian Gläsmann - E-Book

Ich war es nicht E-Book

Christian Gläsmann

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Beschreibung

Julia Becker will sich nach der Kündigung erholen und fährt nach Wittingen. Dort will sie sich coachen lassen, um ein neues Leben zu beginnen. Während des Coachings findet sie ihren Coach auf einmal tot im Hinterhof! Julia wird daraufhin des Mordes verdächtigt, obwohl sie es nicht war. Doch die Indizien und weitere Spuren lassen sie immer mehr als Täterin erscheinen. Kann sie ihre Unschuld beweisen?

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Seitenzahl: 73

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Ich war es nicht

Und wieder war der Chef, Herr Hammer, am meckern. Julia hatte alles so satt. Ihren Job, ihre Freunde, ihr Leben, einfach Alles. Doch was sollte sie machen? Sie hatte ja alles so gewählt, oder nicht?

Normalerweise hätte sie alles ertragen und ihren Frust am Abend in irgendeiner Kneipe herunter gespült. Aber diesmal war es anders. Irgendetwas in ihr sagte: Jetzt ist Schluss! Sie hatte genug von diesem beschissenen Leben.

Julia war eine 27-jährige Großstadtfrau, Single, hatte, wie sie dachte, viele Freunde. Doch alle Beziehungen und Freundschaften waren oberflächlich. Sie hatte ihr ganzes Leben in der Großstadt gewohnt, in Frankfurt am Main. Es muss doch auch noch etwas anderes geben. Irgendwie kotzte sie im Moment alles an. Es war zwar nicht das erste Mal, dass sie solche Gefühle hatte, aber jetzt schien das Fass überzulaufen. Warum sie? Warum jetzt?

Wieder kam der Chef in ihr Büro. Julia war Sachbearbeiterin bei einem großen Konzern in Frankfurt. Einfach ausbrechen, einfach raus, das wäre doch was! Nun gut, sie hatte etwas Geld gespart, so 8000 Euro, aber einfach Alles hinschmeißen? Was würde dann passieren? Könnte sie dann überhaupt überleben? Sie war noch nie arbeitslos, aber ihr Frust wurde stärker und stärker.

„Frau Becker, wie oft muss ich es Ihnen noch sagen? Sie haben die Sachen nach Kundennummern und innerhalb der Kundennummer nach Alphabet zu sortieren. Außerdem, ich nehme an, Sie machen heute nochmal Überstunden. Ist ja auch kein Problem Sie haben ja sonst nichts zu tun und eine Familie wartet auch nicht auf Sie.“, sagte er.

Julia war nun nicht mehr zu halten und ließ den Dampf aus dem Kessel!

„Was fällt Ihnen eigentlich ein! Sind Sie Sadist? Reden Sie mit ihrer Frau und ihren Kinder zu Hause auch so? Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Graf Koks? Sie gehen mir dermaßen auf den Keks! Ich habe keinen Bock mehr mich von Ihnen so behandeln zu lassen. Entweder Sie entschuldigen sich und ich mache heute früher Feierabend, oder Sie können sich jemand anderes suchen. Und für meine Überstunden, die ich unbezahlt geleistet habe, erwarte ich im nächsten Monat eine Sonderzahlung von 3000 Euro. Wenn Sie das nicht wollen, können Sie sich halt jemand Neues suchen! Sie Arschloch!“, schrie sie zurück.

Sie hatte es wirklich getan. Sie hatte ihrem Chef alles das an den Kopf geworfen, was gerade in ihrem Oberstübchen vorging. Ihr Vorgesetzter war starr vor Schreck! Er hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht mit einem solchen Wutausbruch. Das war er nicht gewohnt. Ihm hatte niemand zu widersprechen, weder in der Familie Hammer, noch im Freundeskreis, noch auf der Arbeit! Eine halbe Ewigkeit später, hatte er sich wieder gefangen.

„Frau Becker, was fällt Ihnen ein, so mit mir zu sprechen? Haben Sie den Verstand verloren? Was fällt Ihnen ein, mich so zu beleidigen und auch noch Forderungen zu stellen? Sie möchten wohl arbeitslos werden, was? Das können Sie gerne haben! Ich werde personelle Konsequenzen gegen Sie einleiten. Ihre Kollegen hier im Büro sind meine Zeugen, dass Sie mich beleidigt haben. Sie können natürlich auch gerne um eine direkte Vertragsauflösung bitten, dann können wir zusammen zur Personalabteilung gehen. Die sind ja nur drei Stockwerke über uns, hier im Haus!“, sagte er.

„Ja, das können wir gerne machen, Sie Ekel von einem Mann! Ich möchte so wenig Zeit wie möglich mit einem Spinner wie Ihnen verbringen! Ich habe Ihre Sperenzien und Ihre Visage sowas von satt! Ich packe jetzt meine Tasche und dann gehen wir zur Personalabteilung. Ich mache gerne die direkte Vertragsauflösung. Ich habe einen Zirkus wie hier nicht nötig!“, sagte sie.

Jetzt äußerten sich auch die Kollegen. Sie baten darum, dass Beide Vernunft annehmen sollten. Julia arbeitete mit den Kollegen professionell zusammen, aber Freundschaft war es nicht. Und das obwohl sie seit Jahren mit ihnen zusammen arbeitete. Außerhalb des Jobs hatte sie mit ihnen keinen Kontakt. Julia packte ihre Sachen zusammen und ging an ihrem Chef vorbei, Richtung Tür.

„Nun kommen Sie endlich! Oder haben Sie keinen Arsch in der Hose? Auf geht's zur Personalabteilung!“, sagte sie.

„Aber, Frau Becker, so war das doch nicht gemeint. Wenn Sie nicht anders wollen, können wir natürlich zur Personalabteilung gehen, aber denken Sie noch mal drüber nach.“, sagte er.

Julia war nicht mehr zu halten. Sie war schon fast an den Fahrstühlen, als ihr Chef angerannt kam.

„Sie wollen das wirklich durchziehen? Sie können Anfragen an eine andere Abteilung stellen, um zu wechseln. Ich will Sie nicht mehr haben, nachdem Sie mich so beleidigt haben. Sie können sich natürlich entschuldigen! Dann bekommen Sie eventuell eine gute Beurteilung.“, sagte er.

Julia schwieg. Im Insgeheimen war ihr die Beurteilung vollkommen egal. Schweigend gingen sie hintereinander ins Personalbüro.

„Guten Morgen, Frau Schneider. Ich möchte mich gerne von diesem Arschloch trennen! Ich kündige. Ich möchte meinen Vertrag sofort auflösen. Ich habe diesen Spinner satt.“, sagte sie.

„Und ich arbeite mit dieser Furie nicht mehr gerne zusammen! Tun Sie, was nötig ist, ich bin mit allem einverstanden. Ich stimme der Vertragsauflösung sofort zu. Sie kann gerne noch eine Abfindung von 2000 Euro bekommen. Hauptsache sie ist weg!“, sagte er.

Nach einigem Papierkram war alles eingetütet. Julia war frei. Sie gab ihren Dienstausweis ab und ging.

Julia fuhr nach Hause. Langsam dämmerte ihr, was sie gerade getan hatte. Sie begann, ihr Leben auf den Kopf zu stellen. Alles, was sie sich im Beruf mit Händen aufgebaut hatte, hatte sie nun mit einem Mal, mit dem Hintern, wieder eingerissen. Jetzt hieß es nachdenken, nach vorne schauen und nicht zurück. Sie fühlte sich innerlich leer, aber befreit.

Bevor sie nach Hause zurückkehrte, ging sie in ein Fast Food-Restaurant und schlug sich den Bauch voll, bis sie nicht mehr konnte. Vollgefressen legte sie sich erstmal hin. Sie ließ ihren Gedanken freien Lauf, genauso wie ihren Gefühlen. War es Verzweiflung? War es Glück? War es Trauer? Die Tränen liefen und liefen über ihr Gesicht. Was hatte sie nur getan?

Irgendwann schlief sie ein. Mitten am Tag. Es war bereits 18 Uhr, als sie aufwachte. Jetzt war guter Rat teuer. Sie hatte keine Lust, zum Arbeitsamt zu gehen. Jetzt musste sie erstmal ihren Kopf frei bekommen und sich erholen. Vielleicht war es sinnvoll, einfach mal irgendwohin zu verreisen, wo sie noch nicht war. Irgendwo außerhalb von Großstädten.

Sie ging an ihren Computer, und ins Internet. Mit einer Suchmaschine suchte sie nach einem Postleitzahlen-Zufallsgenerator. Ein Programm, welches auf Tastendruck Postleitzahlen ausspuckte.

Diese Postleitzahl sollte der Ort haben, wo sie die nächsten zwei Wochen verbringen würde. Sollte der Ort nicht den Anforderungen, die Sie festgelegt hatte, entsprechen, also mindestens 200 km weg sein, keine Großstadt in der unmittelbaren Nähe, und ein 3 Sterne Hotel für den Aufenthalt, dann würde sie nochmals auf den Knopf drücken, damit eine neue Postleitzahl gezogen wird. Ein weiteres Kriterium, war ein ordentlicher öffentlicher Nahverkehr. Schließlich hatte sie weder Auto noch Führerschein. Das hatte sie hier in Frankfurt noch nie gebraucht.

Leider funktionierte das Ganze nicht so wie gedacht. Julia änderte ihre Taktik. Sie wählte kein bestimmtes Ziel. Sie würde morgen früh gegen neun Uhr am Hauptbahnhof Frankfurt am Main sein und dann den nächsten Zug nehmen, den sie bekommen kann, der mindestens drei Stunden in eine Richtung fährt. Dann würde sie umsteigen, in einen regionalen Zug, der mindestens eine Stunde fährt und irgendwo an einem kleineren Bahnhof aussteigen. Dort würde sie sich ein Zimmer für 14 Tage suchen.

Julia gefiel der Plan. Jetzt musste sie nur noch packen. Da sie in Ruhe gelassen werden und endlich mal alles hinter sich lassen wollte, packte sie nur ihre bequemen Lieblingsklamotten ein. Sie musste aber für warm und kalt gerüstet sein. Es war Anfang November, das Wetter spielte seit Wochen verrückt und schwankte sehr stark. Schlabberlook war Trumpf. Ihre ganze Kosmetik ließ sie zuhause. Zwei Wochen ungeschminkt Neuland betreten. Kein Puder, kein Rouge, kein Lippenstift, nur Deo, keine Kosmetik. Sachen wie Zahnbürste Zahnpasta und Co. würde sie sich vor Ort kaufen. Daher passte das, was sie mitnahm, in eine kleine Reisetasche. Neben den Schuhen, die sie anzog, packte sie noch ein Paar bequeme Ersatzschuhe ein. Julia schlief früh ein und so tief und fest, wie selten in den letzten Jahren.

Als ihr Wecker um sieben Uhr klingelte, war sie sofort frisch und munter. Nach dem Duschen fasste sie noch einen Beschluss. Das Smartphone und anderer technischer Schnick-Schnack blieben zuhause. Julia hatte noch ein altes Klapphandy, ohne Vertrag, SIM-Karte und SIM-Lock, das noch funktionierte. Das packte sie ein und würde sich am Zielort eine Pre-Paid-Karte kaufen, um es zu betreiben. Dann konnte sie im Notfall telefonieren, aber es kannte niemand ihre Nummer und sie hatte ihre Ruhe.

Außer der Reisetasche nahm sie noch einen Rucksack mit, in dem Reisekleinigkeiten, also Getränke und Süßigkeiten für unterwegs untergebracht waren. Sie schloss die Tür zu und ließ für zwei Wochen ihr Leben hinter sich.