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Yana flieht vor einer arrangierten Ehe und findet mit Hilfe ihres Freundes Timmy Trost in Sofias Zufluchtsort, der Wiege der Weißen Löwin. In einem Umfeld, das von der Not ungewollter Kinder geprägt ist, überwindet sie mit Sofias Unterstützung ihre Ängste. Sie übernimmt die Mutterrolle für einen kleinen Jungen namens Erster und findet innere Erfüllung. Während Yana zu einer jungen Frau heranwächst, wird ihre Gemeinde von einer Reihe mysteriöser Todesfälle unter Hunden erschüttert. Entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, verbündet sich Yana mit dem charmanten Kommissar Jack Renna. Gemeinsam decken sie nicht nur die Wahrheit hinter den Hundetötungen auf, sondern auch den Mord an einem Mann, der Jahrzehnte zurückliegt.
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Seitenzahl: 77
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ICH, YANA
BEA ESCHEN
Copyright © 2020 Bea Eschen
Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form oder mit elektronischen oder mechanischen Mitteln, einschließlich Informationsspeicher und Abrufsystemen, reproduziert werden, außer durch die Verwendung von kurzen Zitaten in einer Buchbesprechung.
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
VORWORT
YANA
EIN JAHRZEHNT SPÄTER
DANKSAGUNG
BÜCHER VON BEA ESCHEN
KURZGESCHICHTEN VON BEA ESCHEN
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Titelblatt
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VORWORT
KURZGESCHICHTEN VON BEA ESCHEN
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VORWORT
Es handelt sich hierbei um ein fiktives Werk. Namen, Charaktere, Orte, Ereignisse und Vorfälle sind entweder das Ergebnis der Phantasie der Autorin oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Personen, lebendig oder tot, oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig.
YANA
Ich betrachte das große Wandbild einer weißen Löwin. Ihr Fell glänzt in der Sonne, die durch das gegenüberliegende Fenster auf das Bild scheint. Das mächtige Tier schaut mir direkt in die Augen und gibt mir Mut. Ich möchte genau so sein wie die Löwenmutter. Kraftvoll und fürsorglich. Stolz und würdevoll.
Mein Name ist Yana. Ich bin fünfzehn Jahre alt und lebe in der Wiege der Weißen Löwin — ein Heim für elternlose und ungewollte Kinder. Innerhalb dieser Wände finde ich Schutz und Geborgenheit.
Die Wiege der Weißen Löwin
Meine Erinnerungen an die ersten Tage sind verschwommen. Ich war sehr hungrig, erschöpft und schmutzig. Mein farbenfrohes Kleid hing verblasst und zerfetzt an meinem Körper. Ich hatte es getragen, als ich vor meinem viel älteren Cousin weggelaufen war. In einer unbewachten Minute hatte ich mich aus seinem Haus geschlichen. Ohne etwas mitzunehmen außer dem, was ich am Leibe trug.
Meine Eltern hatten mich als kleines Kind mit ihm verheiratet. Er plante, mich gegen meinen Willen in ein fremdes Land zu verschleppen. Aber da wollte und will ich nicht hin.
Sofia, die Leiterin des Heimes und meine beste Freundin, hilft mir, mich vor ihm zu verstecken. Selbst in der Vergangenheit heimatlos gewesen, liest sie uns heute aus ihren selbst geschriebenen Büchern vor. Eine Buchserie unter dem Titel Die Wiege der WeißenLöwin — eine Kindergeschichte. Danach ist auch unser Heim benannt.
MIT DEN MEISTEN Kindern und Helfern komme ich gut aus, aber meine große Liebe gilt Erster. Er ist ein Teil von mir geworden und wenn ich über mich spreche, dann meine ich auch ihn. Sofia fand ihn als Säugling in einem Körbchen vor der Tür liegen. Er war das erste Kind in der Wiege gewesen. Deshalb nannten sie ihn Erster.
Ich habe mich gleich von Anfang an um ihn gekümmert. Er ist ein süßer Junge. Ich versuche ihm das zu geben, was mir verwehrt wurde — ein Gefühl der Verbundenheit und Liebe. Mein Mutterinstinkt hat sich, trotz meiner Vergangenheit, gesund entwickelt. Vielleicht, weil Sofia immer sehr fürsorglich war und mir zeigte, wie man liebt. Vielleicht, weil ich es selbst in meinen ersten Lebensjahren sehr vermisst habe, geliebt zu werden.
Ersters Faszination gilt dem Krieg spielen. Hierfür gibt es eine riesengroße Spielbühne mit Hügeln, Höhlen, Wald, Schlupflöchern und zwei Armeen. Jeden Tag verbringt er Stunden im Spielzimmer und hinterlässt danach eine große Unordnung.
„Können wir jetzt aufräumen?“, frage ich ihn am Abend.
„Wie denn?“, fragt er zurück.
„Die Soldaten aufheben und wieder aufstellen.“
Er schüttelt den Kopf.
„Die anderen Kinder wollen den Spieltisch genauso vorfinden, wie du ihn vorgefunden hast.“
Er nickt und stellt die Soldaten in Reihen auf. Dann kommt er zurück zu mir, um sich seine Belohnung abzuholen. Ich küsse ihn auf seine speckigen Bäckchen und drücke ihn dabei fest an mich. Schon rennt er wieder weg. Diesmal ist Sofia dran. Sie hebt ihn liebevoll auf ihren Schoß und beginnt, ihm aus ihrem Buch vorzulesen. Er will die Seiten schneller umblättern, als Sofia sie lesen kann. „Willst du nicht wissen, was die weiße Löwin mit ihrem Baby macht?“
„Ja!“, ruft Erster und springt auf den Boden. Er holt die Spielzeug-Löwin und ein Kleines und klettert wieder auf Sofias Schoß. Seine Händchen umfassen die beiden Holztiere, mit denen er die Szenen aus der Geschichte nachspielt.
NACH DER LESESTUNDE gehen Erster und ich in den Innenhof, um frische Luft zu schnappen. Er ist mit tropischen Pflanzen bewachsen und oft finden wir bunte Vögel auf den Zweigen sitzen. Ein kleiner Fischteich sorgt für Abwechslung. Wir beobachten die Fische und hören dabei dem Vogelgezwitscher und dem Plätschern des kleinen Springbrunnens zu. Erster zeigt auf jeden Fisch, der an der Oberfläche erscheint.
Der Innenhof ist auch Eleonors Zuhause, das ist ein Dalmatiner. Der brave Hund legt sich gemächlich vor unsere Füße.
„Eins, zwei, drei, fünf, sechs, acht …“, beginnt Erster mit dem Zählen.
„Halt“, rufe ich dazwischen, „lass es uns noch einmal gemeinsam versuchen.“
Diesmal klappt es. „Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun, zehn.“
„Ich kann nur bis zehn zählen“, sagt Erster und springt auf, um einem Vogel hinterherzujagen.
Yana und Erster im Innenhof mit Eleonor
DER INNENHOF VERBINDET unser Kinderhaus mit einer weiteren Unterkunft für Obdachlose. Es ist ein neues Gebäude und sieht, verglichen mit unserem alten, Villa-ähnlichen Heim, sehr modern aus. Sofia nimmt mich manchmal mit dorthin. Die Unterkunft hat viele kleine Zimmer mit gemütlichen Betten, die frei zur Verfügung stehen. Dafür müssen sich die Ankommenden erst in Sofias Büro anmelden — ein kleines Häuschen im Vorgarten der Wiege.
Wenn ich in Sofias Dachwohnung bin, beobachte ich, wie die alten kranken Menschen durch das Tor kommen. Teilweise sehen sie wirklich schrecklich aus. Viele husten, humpeln oder können nur mit kleinen Schritten laufen. Sie sind mit übergroßen, dicken Mänteln bekleidet und tragen ihr Hab und Gut in einem Bündel oder einer alten Plastiktüte mit sich.
Eine von ihnen ist Gabriela, Eleonors Halterin. Bei Sonnenuntergang kommt sie mit Eleonor und zieht morgens wieder ab. In dem Heim für Obdachlose hat sie ein gemütliches Zimmer im Erdgeschoss. Heute treffen wir sie, als sie Eleonor ihr Fressen bringt.
„Du, Kleiner“, richtet sie sich mit erhobener Stimme an Erster, „du machst Eleonor mit deiner Hetzjagd ganz nervös!“
Eingeschüchtert hält er inne und senkt seinen Blick.
Ich lache auf. „Tut mir leid, aber er bewegt sich nur im Laufschritt.“ Mein Versuch, ihre Wut zu beschwichtigen, ist erfolglos.
„Dann geh doch mit ihm auf den Spielplatz. Der Hof ist kein Platz für Kinder.“
„Doch, das ist er“, werfe ich ein. „Schließlich ist er ein Teil der Wiege.“
Gabriela zuckt mit den Schultern und verschwindet. Ich fand sie schon immer sonderbar und schüttele den Vorfall lässig von mir ab.
IN UNSEREM HEIM gibt es viel zu tun. Jedes Kind hat Aufgaben, die es erledigen muss. Mir macht das nicht viel aus, weil ich schon als Kleinkind Arbeiten verrichten musste. Als ich noch zu Hause lebte, half ich meiner Mutter beim Kochen und beim Abwasch und reichte ihr beim Wäscheaufhängen die Teile. Hier putze ich täglich das Gemüse, beziehe Betten und wische die Böden.
Den Kindern, die nie ein Zuhause hatten, fällt die Routine schwer. Ich kann das verstehen, weil ich Jahre mit ihnen auf der Straße gelebt habe. Auf der Straße gab es keine Routine. Wir taten das, was wir gerade wollten. Kein Erwachsener, der sagte, was zu tun sei. Jedoch haben das Leben auf der Straße und das in der Wiege etwas gemeinsam. Wir unterstützen uns so gut es geht. In der Wiege helfen die Großen den Kleinen beim Waschen, Anziehen und Essen. Sie beaufsichtigen sie, wenn sie draußen spielen und greifen ihnen beim Klettern und Springen unter die Arme. Die Großen bringen den Kleinen Lebensweisheiten bei, die sie auf der Straße gelernt haben. Einen ihrer Ratschläge werde ich nie vergessen. Es läuft mir immer noch kalt den Rücken herunter, wenn ich daran denke. Traue keinem fremden Erwachsenen, der dir Süßigkeiten anbietet. Das sind in fast allen Fällen diejenigen, die etwas anderes von dir wollen.