Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg - Friedrich Gerstäcker - E-Book

Im Busch / Kriegsbilder aus dem dt.-franz. Krieg E-Book

Friedrich Gerstäcker

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Beschreibung

Der vorliegende Roman "Im Busch" führt den Leser erneut in die australischen Goldminen und verbindet eine spannende Geschichte um einen Kutschenüberfall mit einer Familiengeschichte. Die Verbrecherjagd fördert Schicksale zutage, die sich schließlich alle auf besondere Weise miteinander verbinden. Im zweiten Teil findet der Leser die Berichte Friedrich Gerstäckers, die er als Kriegsberichterstatter im deutsch-französischen Krieg für die populäre Zeitschrift "Die Gartenlaube" direkt vor Ort verfasste.

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Gesammelte Schriften

von

Friedrich Gerstäcker.

Zweite Serie.

Elfter Band.

Volks- und Familien-Ausgabe.

Im Busch. - Kriegsbilder

Jena,

Hermann Costenoble.

Ausgabe letzter Hand, ungekürzt, mit den Seitenzahlen der Vorlage

Gefördert durch die Richard-Borek-Stiftung und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz

Friedrich-Gerstäcker-Gesellschaft e.V. und Edition Corsar, Braunschweig, 2021

Herausgegeben von Thomas Ostwald nach der von Friedrich Gerstäcker

eingerichteten Textausgabe für H. Costenoble

Geschäftsstelle: Am Uhlenbusch 17, 38108 Braunschweig

Alle Rechte vorbehalten! © 2016 / © 2021

1.

Der Ueberfall.

Die Sonne verschwand eben hinter den wildzerrissenen Höhenzügen der blue mountains in New-South-Wales, und gab dem sonst so monotonen australischen Urwald, für kurze Zeit wenigstens, eine ganz eigenthümliche, selbst malerische Färbung und Schattirung. Rund umher freilich wahrte sich der Wald seinen grauen Charakter, der all' jenen endlosen Gumbäumen ein so trauriges, todtes Aussehen giebt, und wurde nur an wenigen Stellen durch einen frischgrünen kleinen Wattel mit seinen goldgelben duftenden Blüthen unterbrochen. Schon die zweite Bergschicht aber zeigte in den Dünsten des rasch erbleichenden Lichtes einen fast dunkelgrünen Mittelgrund, während noch weiter dahinter die entfernteren Gebirgsrücken ein nicht ganz so dunkles Blau annahmen, das bei dem allerletzten in ein lichtes, fast verschwimmendes Himmelblau überging.

Das Firmament deckten leichte Wolkenschleier, und im Westen wurden die Nebelstreifen schon von den rosigen Abendtinten übergössen, als vier Männer den hier höchsten Gebirgszug, den sogenannten razorback, erreichten und wenige Secunden dort oben hielten.

Ihr Anzug wäre im Innern Australiens schwerlich aufgefallen, denn Reisende im Busch machen auf keine große Toilette Anspruch, und bundlemen und stock-keeper1 tragen /4/ gewöhnlich eine so verwilderte und mitgenommene Außenseite, daß sie jeder Maler ohne die geringste Uebertreibung zu irgend einer Gruppe von Banditen oder Wegelagerern benutzen könnte.

Bundlemen und Stockkeeper führen aber nur in Ausnahmefällen Waffen, während sich diese vier Burschen, trotz ihrem Bergmarsch, ordentlich damit beladen hatten, und um sie noch verdächtiger zu machen, betraten sie den über den Razorback laufenden Fahrweg erst oben auf der Wasserscheide und mitten aus dem Busch kommend. Es hätte ihrer Galgenphysiognomien kaum noch bedurft, der kleinen, sehr schweigsamen Gesellschaft eben nichts Gutes zuzutrauen, und nur der Eine von ihnen schien nicht recht in dieselbe zu passen.

Er trug allerdings keine andere Kleidung wie die Uebrigen auch, und zwar Rock und Beinkleider von sogenanntem englischen Leder, einen „californischen" Hut und grobe Buschschuhe, aber sein Hemd war sauber, seine ganze Gestalt sah besser gehalten und sorgfältiger behandelt aus. In anderer Gesellschaft hätte er sogar recht gut für einen der run-Besttzer oder Stations-Eigenthümer gehalten werden können, die bei ihrem wilden Buschleben auch keine besondere Sorgfalt auf ihre Kleidung verwenden können, aber trotzdem nie unsauber oder nachlässig darin betroffen werden. Außerdem schien er noch jung - er konnte kaum mehr als achtundzwanzig oder dreißig Jahre zählen, und der leicht gekrauste, lichtbraune Bart, das lockige Haar mit den leicht gerötheten vollen Wangen würde seinem Gesicht selbst etwas Freundliches gegeben haben, hätte dies nicht, wenigstens in diesem Moment, der scheue und unstete Blick wieder zerstört, den der junge Mann - besonders als sie den offenen Weg erreichten - nach rechts und links hinüber warf.

Aber es war Niemand auf der Straße zu sehen, deren Abfall man gerade dort nach beiden Richtungen hin überblicken konnte. Der Wald lag todtenstill; nur in weiter Ferne strich ein Schwarm kreischender Kakadus seinem gewöhnlichen Standort für die Nacht zu, und drei oder vier jener wunderlichen elsterartigen Vögel, die der Australier „den lachenden Esel" nennt, stießen, als ihnen die Menschen zu nahe kamen, lautlos ab von einem Baum und, über den nächsten Wipfeln hin, scharf in das weite gähnende Thal hinein. /5/

Der Aelteste des kleinen Trupps, unverkennbar ein Sohn der „grünen Insel", mit auffallend starken Pockennarben und jenem, den Irländern eigenen drolligen Zug um die dünnen Lippen, bog sich, so wie sie aus dem Busch traten, zu dem Weg nieder, untersuchte dort sorgfältig die letzt eingedrückten Spuren und sagte dann:

„Wir kommen noch recht. Sie ist noch nicht vorüber."

„Dazu hätten wir Deine Weisheit nicht gebraucht, Jim," lachte sein anderer Gefährte. „Nach der Zeit, wo sie von Golbourne fortfährt, kann sie noch nicht hier sein, und kommt auch vor der nächsten Stunde nicht, 's wäre aber doch besser, wir gingen an die Arbeit. Wenn nur der Schatz von einem Trompeter erst da wäre, der uns hier oben um diese Zeit treffen wollte. Zehn gegen eins, der Holzkopf hat sich verlaufen."

„Wir haben noch übrig Zeit, Bob," sagte jetzt der junge Mann ruhig. „Die ganze Arbeit machen wir in fünf Minuten ab; und außerdem ist's noch ein wenig zu hell. Wenn uns etwa gar ein oder der andere späte Reiter in die Quere käme, könnte er uns den ganzen Spaß verderben."

„Bah," sagte der mit Bob Angeredete verächtlich. - „Das wäre nachher unsere Sorge, mit dem ebenfalls fertig zu werden. Aber meinetwegen; lange haben wir freilich nicht zu thun, und außerdem ist ja der Trompeter noch nicht einmal da. Wenn er's nur nicht dumm angefangen hat."

„Hab' keine Angst," lachte der junge Mann, „der bringt eine Spitzhacke, und wenn er sie einem der Schäfer unter dem Kopfkissen wegstehlen sollte. Das Einzige wäre -"

Ein eigenthümlicher glockenähnlicher Laut schallte in diesem Augenblick durch den Wald. Ein Ton, wie ihn der kleine, sich nur am Wasser aufhaltende Glockenvogel von sich giebt, der dadurch auch gar nicht selten den halbverschmachteten Wanderer auf die Nähe des rettenden Labsals aufmerksam macht.

„Da kommt der Trompeter," sagte Jim, der nur die Wiederholung des Tons erwartet hatte.- „nun wissen wir gleich, woran wir sind," und die Hände an den Mund legend, ahmte er täuschend den Schrei des schwarzen Kakadus nach. Gleich daraus hörten sie schwere Schritte und das Brechen /6/ der Büsche, und nicht lange, so kletterte der erwartete Kamerad an dem Hang herauf.

Er war genau so gekleidet wie die Uebrigen, trug ebenfalls ein großes, mit einem Holzgriff versehenes Messer an der Seite und eine lange Muskete auf der Schulter, in der Hand aber noch außerdem eine schwere Spitzhacke, die er jetzt mit einem gotteslästerlichen Fluch auf den Boden warf, und schwur, er wolle verdammt sein, wenn er in seinem ganzen Leben wieder ein so schweres unbehülfliches Instrument sieben Meilen weit und zuletzt noch Razorback hinauf schleppe. Trompeter hieß er übrigens nur bei den Kameraden, weil er früher einmal als solcher in einem Regiment gedient und jetzt noch immer gern davon erzählte. - Aber Zeit war nun auch nicht mehr zu versäumen, der Himmel hatte schon die der Nacht vorhergehende bleigraue Färbung angenommen; höchstens noch eine Viertelstunde blieb ihnen Tageslicht, und da ihr Plan schon vorher genau verabredet worden, bedurfte es weiter nichts mehr, als ihn eben auszuführen.

Noch einmal horchte der kleine Trupp in den Wald hinein, der Richtung zu, von welcher die Postkutsche erwartet wurde, und als sie noch immer nichts davon hören konnten, stiegen sie jetzt schweigend und rasch den Berg nach Osten zu hinunter, bis sie einen Platz erreichten, wo die größte Steile überwunden war. Bis hierher ließ es sich nämlich voraussetzen, daß die Passagiere zu Fuß gehen und ihren Hals nicht im Wagen selber auf der steilen, rauhen Bahn riskiren würden. Von der Stelle an lief der Weg aber wieder in leiser Abdachung schräg zu Thal, und der Kutscher würde von hier an gewiß seine Pferde wacker ausgreifen lassen.

Noch etwa zweihundert Schritt folgten sie trotzdem dem Weg, um ganz sicher zu gehen, und hier endlich brach Bill das Schweigen und sagte:

„Das ist der Platz, Mates; hier wird sich auch die Gesellschaft keinen besondern Schaden thun, wenn wir den alten Kasten umkippen, und bequemer können wir's ihnen auf keinen Fall machen. Jim, nimm Du lieber die Spitzhacke, denn Du weißt mit dem Ding am besten umzugehen, und nachher lösen wir Dich ab." /7/

„Eine verfluchte Idee," lachte der Angeredete vor sich hin, indem er ohne Weiteres seine Waffen neben dem Weg in den Busch legte und das Instrument aufgriff – „komische Wegeverbesserer, die wir jedenfalls sind, und ich weiß gerade nicht, ob uns die Regierung Ihrer Majestät besonders dankbar dafür sein wird."

„Die Regierung Ihrer Majestät soll verdammt sein," brummte sein zuletzt gekommener Kamerad, „was die für uns gethan hat, lohn' ihr der Teufel, und wenn ich's einmal quitt machen könnte, sollt' es „mir zur Ehre gereichen", wie der alte Friedensrichter in Osborne immer sagte."

„Ein wenig tiefer in den Weg hinein müssen wir doch gehen," sagte jetzt Bill, der junge Mann, der indessen auf das Gespräch nicht geachtet und nur den Beginn der Arbeit beobachtet hatte. „Die Pferde weichen sonst am Ende rechtzeitig aus, und wir haben den ganzen Spaß umsonst gehabt."

„Der Weg ist so verdammt hart," brummte Jim, „die Spitze fährt ja kaum einen halben Zoll in den Boden."

„Das wird besser, wenn wir nur ein klein wenig tiefer kommen," tröstete ihn Bill - „so - bis dahin, das wird's vollkommen thun. Das eine Rad muß hier die Rinne fassen."

Jim arbeitete mit der Hacke ruhig weiter, während alle Uebrigen ebenfalls ihre Waffen abgelegt, ja sogar ihre Röcke ausgezogen hatten, und das losgehauene Erdreich, in Ermangelung von Schaufeln, mit ihren Händen beseitigten. Ueber die Absicht ihrer Arbeit konnte auch nicht länger ein Zweifel sein, denn Jim hieb ganz direct das eine Fahrgleis der von Bathurst nach Sidney führenden, vortrefflich angelegten, aber sehr schlecht unterhaltenen Chaussee auf, wodurch die jetzt von Golbourne kommende Postkutsche, so wie sie diese Stelle berührte, rettungslos umgeworfen werden mußte - hatte doch außerdem noch der Abhang hier Fall genug, um ein rasches Einhalten vollständig unmöglich zu machen.

Endlich war die Arbeit beendet und das Loch für tief genug erachtet, um den Zweck vollkommen zu erreichen, die Nacht auch indessen vollständig eingebrochen. Nur eine Zeit lang herrschte noch jenes dämmernde Zwitterlicht, bis auch der letzte Schein im Westen verblichen war und die Sterne ihren matten /8/ Strahl durch die zerstreuten Wolken nieder auf die Erde sandten.

Die vier Gesellen hatten jetzt weiter nichts zu thun, als eben ihre Zeit abzuwarten, und ein klein Stück vom Weg ab - von wo aus sie diesen jedoch vollständig übersehen konnten - lagerten sie im Busch unter einem der alten Gumbäume, und sprachen gemeinschaftlich einer großen Flasche Rum zu, die Bill mitgebracht hatte und den Kameraden freigebig überließ; genoß er doch selber sehr wenig von dem starken Getränk.

Die Unterhaltung war dabei freilich nur sehr einsilbig, denn Alle horchten immer dann und wann in die Nacht hinaus, ob sie nicht das jetzt längst erwartete Fuhrwerk hören könnten. Es dauerte aber wohl noch eine volle Stunde, bis Jim plötzlich in die Höhe fuhr und mit leiser, vorsichtig gedämpfter Stimme sagte:

„Sie kommen!"

Niemand antwortete ihm - Alle lauschten schweigend wohl eine Minute lang - Jim hatte aber ganz Recht gehabt - ein dumpfes Knarren und Poltern ließ sich hören, das freilich bis jetzt noch sehr undeutlich zu ihnen herüberdrang. Jetzt konnten sie Stimmen unterscheiden. Einer der Nahenden pfiff ein Lied „the last rose of summer" - näher und näher kamen die Laute - jetzt plötzlich war Alles wiederum todtenstill.

„Sie steigen ein," flüsterte Bill - „der Wagen hält."

Jim nickte nur einfach mit dem Kopf, denn jetzt war nicht mehr viel Zeit zu verlieren. Bill hatte, wie sie nur die Gewißheit der ersten Annäherung bekamen, eine kleine Blendlaterne angezündet und unter seine Jacke versteckt, die vier unheimlichen Gestalten griffen dann ihre Waffen auf und nahmen die schon vorher verabredeten Posten ein, die sich ziemlich genau bestimmen ließen, denn sie wußten ja recht gut, an welcher Stelle der Wagen umschlagen mußte, so wie nur selbst das linke Vorderrad in die eingegrabene Falle gerieth.

Jetzt rollte das Fuhrwerk wieder rasch herbei. Der Kutscher, der hier die schwierigste Passage überwunden wußte und jeden Fußbreit Weges genau kannte, hieb in die Pferde ein, um sie zu schärferem Trab anzutreiben, hatte er doch wenigstens dreiviertel Stunden seiner Zeit nachzuholen. Die /9/ Passagiere, die an der letzten steilen Bergkuppe abgestiegen waren und den Razorback zu Fuß überschritten hatten, brauchten noch einige Zeit, bis sie sich auf ihren Sitzen wieder zurechtrücken konnten, und jetzt erschien der dunkle Schatten des offenen Fuhrwerks auf der matt beleuchteten Straße - näher kam es - immer näher - schon erreichten die Pferde den Platz, auf dem Jim die aufgehauene Erde sorgfältig weggezogen und nach dem Busch hinüber geworfen hatte.

„Woh! wohah!" schrie da der Kutscher plötzlich und suchte die Thiere nach rechts hinüber zu reißen. Sein scharfes Auge hatte selbst bei der nur ungewissen Beleuchtung entdeckt, daß dort im Wege nicht Alles in Richtigkeit wäre, wenn er auch nicht gleich erkennen konnte, ob der Schatten vor ihm ein Loch oder ein hineingeworfener Baumstamm sei - aber es war zu spät. Die Pferde, an diese rauhen Buschpfade gewöhnt, wo sie alle Augenblicke nach rechts oder links ausweichen müssen, gehorchten zwar im Moment, aber das Vorderrad hatte schon das verräterische Gleis erreicht, der schwere Wagen war überhaupt im Rollen, und fast gleichzeitig mit dem Ruf des erschreckten Kutschers sanken beide linke Räder tief bis über die Achsen in das gegrabene Loch, und die royal mail, wie der offene Postkarren etwas übertrieben getauft war, schlug unter dem Zetergeschrei der Passagiere nach der linken Seite über.

Der Kutscher selber ward weit vom Bock hinweggeschleudert, traf wahrscheinlich mit dem Kopf an einen Stein und blieb besinnungslos liegen, und die Pferde, die sich in dem zur Seite gerissenen Geschirr verwickelten, stampften und schlugen und bäumten, bis sich die beiden vorderen Thiere losarbeiteten und dann in voller Flucht die Straße hinabtobten.

Einer der Räuber wollte ihnen vorspringen und sie zurückscheuchen, aber es war nicht mehr möglich; die Thiere, durch das plötzliche Schreien und Toben der Passagiere selbst, wie durch den eigenen Unfall scheu gemacht, ließen sich nicht mehr halten, und wenige Secunden später verhallte der donnernde Schlag ihrer Hufe auf der Straße in weiter, weiter Ferne.

Bill mit seinen Gefährten hatte aber jetzt auch keine Zeit, sich weiter um sie zu bekümmern, denn der Moment nahm ihre ganze Thätigkeit in Anspruch. Vortrefflich wurde der junge /10/ Mann, besonders von Jim und dem Trompeter unterstützt, die Beide nichts weniger als Neulinge in dem „Geschäft" schienen.

Beide nämlich, ohne ihre Flinten von der Schulter zu nehmen, waren - Jeder mit einer gespannten Pistole in der Hand - unter die wild am Boden umhergestreuten Passagiere gesprungen, und ehe sich diese wieder aufraffen konnten, ja ehe sie sich nur so weit von dem nicht unbeträchtlichen Sturz gesammelt hatten, um recht zu begreifen, was eigentlich geschehen sei, sahen sie ein paar dunkle, drohende Gestalten und hörten Jim's tiefe, vollkommen leidenschaftslose Stimme, mit der er laut und deutlich sagte:

„Bleibt ruhig liegen, meine Herzchen; dem Ersten, der Miene macht, aufzustehen, ja der nur den Kopf vom Boden hebt, schick' ich eine Ladung Rehposten durch den Schädel - weiter nichts - wer mich dann nicht verstanden hat, mag sich nachher beklagen."

Nur ein dumpfes Stöhnen antwortete ihm, denn die Passagiere, wenn sie nicht selber schon einen ähnlichen Unfall erlebt, waren in Bathurst und unterwegs so mit Erzählungen von „bushrangern" und ähnlichen Ueberfallsgeschichten gefüttert, und dabei so unausgesetzt gewarnt worden, sich um Gottes willen in einem solchen Falle nicht zu widersetzen, daß sie, theils von dem Sturz, theils von der neuen Ueberraschung wie gelähmt - jedenfalls vollkommen machtlos - am Boden lagen, und auch nicht den geringsten Versuch zu einem Widerstand machten.

Jim beobachtete sie ein paar Secunden schweigend, und dann zufrieden mit dem Kopf nickend, fuhr er fort:

„So recht, meine Herzblättchen! - sind lauter brave Kinder, wie ich sehe - würde Euch aber auch nicht viel helfen, wenn Ihr unartig sein wolltet, denn wir sind hier unser sechzehn Mann, alle bis an die Zähne bewaffnet und gerade in der Laune, das mit Anstand auszuführen, was wir so allerliebst begonnen haben. - Also, Bill, fangt einmal an, daß wir mit den Herren zu Ende kommen, die Zeit möchte ihnen sonst da unten ein wenig lang werden."

Bill, dem als dem Gewandtesten das Geschäft der Plün/11/derung übertragen worden, hatte sich indessen eine Art von Maske über das Gesicht geworfen, die allerdings aus weiter nichts bestand, wie einem viereckigen Stück schwarzer Gaze mit Löchern für die Augen, was aber doch hinreichte, seine Züge zu verbergen. Er mußte auch schon genau wissen, wo sich das meiste Geld befand, denn nur noch kurz seinen Kameraden Aufmerksamkeit empfehlend, sprang er rasch zu dem umgestürzten Karren, öffnete mit ein paar Schlägen der schweren Spitzhacke das Schloß des Kastens, in dem die Briefbeutel waren, und hatte bald gefunden, was er suchte: ein nicht sehr großes, aber sehr schweres Paket in Leder eingeschnürt, das er mit den Briefbeuteln herausnahm und eine kleine Strecke in den Wald hineintrug. Dann kehrte er rasch zurück, und jetzt begann die Untersuchung der Passagiere selber, die herausgeben mußten, was sie an Geld oder Geldeswerth bei sich führten.

Es geschah das in der gewöhnlichen Weise. Jeder wurde einzeln vorgenommen, mußte sich halb aufrichten und die Arme ausgestreckt von sich halten, und während der Trompeter mit gespanntem Gewehr, den Lauf höchst ungenirt gerade in das Gesicht des Bedrohten haltend, vor ihm stand, visitirte Bill die Taschen des Opfers und seinen Körper nach einem verborgenen Geldgurt oder versteckten Kleinodien, zog auch wohl in einzelnen Fällen dem unglücklichen Individuum die Stiefeln aus, um sich zu überzeugen, daß nichts Weiteres in diesen oder vielleicht in den Strümpfen versteckt war.

Das Ganze ging aber verhältnißmäßig außerordentlich rasch vor sich, und nur ein junger Mann war noch übrig, der jetzt ebenfalls an die Reihe kam. Er war sehr anständig gekleidet und gab willig her, was er hatte: eine Uhr, ein gut gefülltes Taschenbuch und das Geld, welches er lose in der Westentasche trug. Bill hatte ihm aber in das Gesicht geleuchtet, befühlte ihn dann am ganzen Körper, und entdeckte auf seinem Rücken noch ein kleines, sorgfältig eingenähtes Paket, welches außerordentlich schlau versteckt schien.

Ein tiefer Seufzer hob des Passagiers Brust, als er sein Geheimniß verrathen sah, aber er leistete nicht den geringsten Widerstand, der ja auch unter diesen Umständen vollkommen /12/ nutzlos gewesen wäre. Bill machte ebenfalls rasche Arbeit, indem er ein kleines scharfes Messer herausnahm und den Theil des Rocks, der den verborgenen Schatz hielt, einfach herausschnitt.

Dabei hatte sich der Räuber aber etwas bücken müssen, und gerade wie er das erbeutete Paket in seiner eigenen Tasche barg, fiel ihm die Maske vom Gesicht. Unwillkürlich ließ in demselben Augenblick der junge Fremde den Strahl des Lichts voll auf die Züge des Räubers fallen, und mit erschreckter, aber nur halblauter Stimme rief er aus:

„Bill! um Gottes willen, bist Du das?"

Bill biß die Zähne fest zusammen, brachte aber seine heruntergefallene Maske wieder in Ordnung und sagte dann mit völlig ruhiger Stimme:

„Es thut mir leid um Dich, daß Du mich erkannt hast, Kamerad." - Zugleich nahm er seine Pistole aus dem Gürtel, und in dem nächsten Moment dröhnte der Schuß durch den Wald, mit dem der unglückliche Passagier lautlos an der Stelle, an der er kniete, zusammenbrach.

„Alle Teufel!" rief Jim überrascht aus, „das macht Lärm."

„Wir sind fertig," sagte Bill, der die Laterne aufgriff und die abgeschossene Waffe wieder in seinen Gürtel zurückschob - „hier, Bob, trag das, ich bringe allein nicht Alles fort. Habt Ihr von Euren eigenen Sachen nichts zurückgelassen?"

„Die Spitzhacke liegt noch am Wagen."

„Die mögen sie zum Andenken mitnehmen," knurrte der Trompeter - „verdammt, wenn ich die alte Hacke auch nur noch einen Schritt weit schleppe."

„Gut! also fort! Guten Abend, meine Herren. Sie können Ihre Reise jetzt ungestört fortsetzen" - und mit den Worten, ehe die Ueberfallenen auch nur noch recht wagten, den Kopf zu heben, waren die Räuber im Wald verschwunden, die geplünderte Reisegesellschaft sich selber überlassend. /13/

2.

Das Lager im Busch.

Die armen Reisenden blieben in einer wenig beneidenswerthen Lage zurück, denn noch thaten den meisten die Glieder von dem rauhen Sturz weh, und geplündert, mit dem Ermordeten zwischen sich, ihr Wagen umgeworfen, die Pferde in dem zersprengten Geschirr verwickelt, der Kutscher, um den sich keiner der Räuber gekümmert hatte, noch immer bewußtlos auf dem Sand ausgestreckt, standen sie rathlos da und wußten im ersten Augenblick gar nicht, was sie zuerst beginnen sollten.

„Sind sie fort?" frug da plötzlich eine noch immer vorsichtig gedämpfte Stimme, und als sie sich Alle rasch dorthin drehten, sahen sie zu ihrem Erstaunen, daß es der Kutscher selber war, der bis jetzt für gut befunden hatte, den Halbtodten zu spielen. Allerdings mochte er wohl ein wenig unsanft aufgefallen sein; sobald er aber wieder zu sich kam und die ganze Scene überschaute, wußte er recht gut, was hier vorging, und hielt sich demzufolge - das Gescheiteste, was er für seine eigene Person thun konnte - passiv. Die Kutscher selber wurden bei derlei Ueberfällen, nach einem stillschweigenden Uebereinkommen der Räuber, nie belästigt, so lange sie sich nicht, was aber ebenfalls nie geschah, zur Wehr setzten, und da ein solcher persönlich kein weiteres Interesse an der Sache hatte, kümmerte es ihn sehr wenig, was mit seinen Passagieren oder den ihm übergebenen Poststücken geschah; konnte er doch nie dafür verantwortlich gemacht werden.

So wie er übrigens die Bestätigung erhielt, daß die Räuber oder Bushranger im Busch verschwunden seien, hob er sich langsam vom Boden und stand dann, sich verlegen am Kopf kratzend, neben seinem arg zugerichteten Geschirr, das er mit sehr betrübten Blicken betrachtete. Um den Erschossenen, um den sich die übrigen Reisenden jetzt sammelten, kümmerte er sich gar nicht. Das war ja nur ein Passagier.

Der Unglückliche, ein junger, blühender Mann, der Sohn /14/ eines Stationshalters vielleicht - Niemand der Passagiere kannte ihn - lag regungslos in seinem Blut am Boden, und das matte, unsichere Licht des Mondes verrieth nur, daß die mörderische Kugel ihm in die Brust gegangen sei - aber er war noch nicht todt, sein Röcheln kündete noch Leben in dem mißhandelten Körper, und ein alter Herr mit weißen Haaren kniete jetzt neben ihm nieder, hob ihm den Kopf auf sein Knie und begann die Wunde zu untersuchen.

Der Kutscher hatte sich indessen daran gemacht, die Pferde zu entwirren, was ihm endlich gelang, denn hier oben konnten sie doch nicht halten bleiben, und das Nothwendigste blieb jetzt, den umgestürzten Wagen wieder aufzurichten.

Glücklicher Weise war an diesem kein Rad gebrochen, und der Kutscher - jetzt ganz sicher, daß ihn die Bushranger nicht mehr hören konnten - fluchte in einer Weise, wie man sie vielleicht nur in Australien zu hören bekommt, auf die heillosen Halunken, die seinem guten Geschirr in so ausgesucht heimtückischer Weise eine Grube gegraben und gewissermaßen das ganze Nest darin gefangen hatten - denn über die Art, wie sie hier überlistet worden, blieb natürlich kein Zweifel mehr - das tief ausgewühlte Gleis verrieth das deutlich genug.

Die übrigen Passagiere - der Alte beschäftigte sich noch immer mit dem Verwundeten - leisteten jetzt die nöthige Hülfe, um den umgestürzten Karren wieder aufzurichten, übrigens kein leichtes Stück Arbeit - und nach einer guten Stunde hatten sie wenigstens die Genugthuung, ihr Fuhrwerk wieder so weit in Stand gesetzt zu sehen, um ihre Reise fortsetzen zu können. Von hier aus waren auch die zurückgebliebenen zwei Pferde im Stande, die königliche Post fortzubringen, denn der Weg ging fast ausschließlich bergab, und nur, was mit dem vom Schuß Getroffenen werden sollte, blieb noch die Frage.

Der alte Herr verlangte allerdings, daß ihrer Vier den Unglücklichen, der jedenfalls noch lebte, bis zum nächsten Haus hinab tragen sollten, da ihm das Rütteln des Fuhrwerks vielleicht den Tod bringen konnte. Dagegen aber protestirten die Uebrigen, die geradezu erklärten: sie hätten heut Abend der Unbill genug gelitten, um jetzt auch noch mit den überdies /15( durch den Sturz schmerzenden Gliedern eine Leiche Stunden weit zu schleppen. Die Wunde in der Brust sei jedenfalls tödtlich, und das Einfachste, den armen Teufel hier unter einen Baum zu legen und dann vom nächsten Haus Leute abzuschicken, die ihn begraben oder sonst mit ihm machen konnten, was sie wollten. Was kümmerte sie überhaupt der fremde Mensch!

Dem widersprach der alte Herr auf das Entschiedenste. Den Verwundeten hier ohne Hülfe zurück zu lassen, wäre kaum weniger ein Verbrechen gewesen, wie der Mord selber, und wenn sich auch ein paar der Rohesten noch dagegen sträubten, setzte er doch endlich die Mitnahme durch. So gut das eben die Umstände erlaubten, wurde dem Unglücklichen ein bequemer Platz hergerichtet; der alte Herr nahm ihn dann selber in seine Arme, und mit der Mahnung an den Kutscher, bis zu der nächsten menschlichen Wohnung nur langsam zu fahren, setzte sich der geplünderte Postwagen endlich wieder in Bewegung.

Indessen hatten sich die Bushranger in den Wald und zu einer ihnen wohl bekannten Stelle an einer Schroffe zurückgezogen, wo sie ganz sicher waren, heute Nacht nicht allein nicht belästigt zu werden, sondern auch, ohne die geringste Furcht, entdeckt und gesehen zu werden, ein Lagerfeuer anzünden konnten. Lebensmittel mit den nöthigen Getränken waren ebenfalls schon über Tag hierher geschafft worden, und mit dem behaglichen Gefühl eines vollständig geglückten Unternehmens suchte die verbrecherische Schaar diesen Zufluchtsort, um sich vor allen Dingen mit Speise und Trank zu stärken und dann das Weitere, ihre eigene Sicherheit betreffend, zu überlegen und zu besprechen.

Dort waren diese, an ein Buschleben überhaupt gewöhnten und abgehärteten Menschen auch bald behaglich eingerichtet, und ihre fetten Hammelrippen auf den Kohlen bratend und eine Flasche Rum im Kreise herumsendend, gaben sie sich einem Gefühle vollständiger Sicherheit hin, das auch in der That nur durch einen Umstand getrübt wurde - den ausgeführten Mord. Die Beraubung der königlichen Postkutsche wie ihrer Passagiere hätte ihnen sonst wenig Sorge genug gemacht.

„Sagt mir, Bill," begann auch hier Jim endlich, „was /16/ Euch auf einmal in den Kopf stieg, den jungen Swell2 so ohne Weiteres über den Haufen zu schießen. Die ganze Geschichte ging so geschwind und eigentlich so ruhig ab, daß ich nicht einmal recht klug daraus geworden bin, wenn ich auch dicht daneben stand."

„Er hatte mich erkannt und - mußte sterben," erwiderte der junge Bursche, und schien sich Mühe zu geben, gleichgültig bei den Worten zu bleiben. Aber so verworfen hatte ihn das Laster doch noch nicht gemacht, selbst von einem Mord theilnahmlos zu sprechen, wenn er es auch die schon mehr abgehärteten Kameraden wollte glauben machen. Sein Gesicht selber sah wenigstens todtenbleich dabei aus, und seine Hand zitterte, als er die Flasche ergriff, um mit dem starken Trank die aufsteigenden Gedanken zu betäuben.

„Hm - 's bleibt immer eine verfluchte Geschichte," brummte der Trompeter vor sich in den Bart - „Blut ist Blut, und je weniger mau damit zu thun hat, desto besser. Wird jetzt ein heilloses Geschrei in der Colonie geben, und die ganze Polizei Monate lang auf den Beinen halten."

„Und was thut's?" lachte der junge Verbrecher höhnisch zurück. „Wir Alle wissen, wohin wir uns zu wenden haben, um dem Lärm aus dem Wege zu gehen, bis er vorüber geblasen ist. So wie wir getheilt haben, brechen wir auf, und mit dem Bösen selber müßte es zugehen, wenn sie uns auf die Spur kommen wollten. Ich wenigstens fürchte die ganze Polizeibande nicht."

„Blut ist Blut," knurrte aber auch Bob, der nichtsdestoweniger dabei an einer erst halbgaren Hammelrippe kaute, daß ihm das Fett an beiden Mundwinkeln herunter lief, „und es bleibt immer ein nichtswürdiges Gefühl, wenn man das hinter sich weiß - den Strick nämlich."

„Und sollt' ich ihn laufen lassen, daß er nachher in Sidney Lärm schlug und wir Alle wie ein Dingo im Walde herum und zu Tode gehetzt wurden?"

„Wäre auch eine verdammte Geschichte, das ist wahr," bestätigte Jim. - „Daß Ihr den schwarzen Lappen auch vom /17/ Gesicht verlieren mußtet. Es geht doch bei solchen Gelegenheiten nichts über das Anmalen, und man hat nie die geringste Unbequemlichkeit davon."

„Und jetzt ist's geschehen und nicht mehr zu ändern," sagte Bill trotzig - „keinesfalls verräth der etwas mehr."

„Und seid Ihr sicher, daß er todt ist?" frug Jenkins, der sich bisher nicht um das Gespräch gekümmert und nur mit der Behandlung des Fleisches auf den Kohlen beschäftigt hatte. Bill sah ihn rasch an.

„Gewiß," sagte er - „die Ladung muß ihm ja den Rock verbrannt haben, so nahe war ich, und den Schuß kann er um keine Minute überlebt haben."

„Dann ist's auch nicht der Mühe werth, nachher noch ein großes Geschrei zu machen," philosophirte der Bushrangcr - „Blut ist Blut, das ist richtig, aber ein Strick ist auch ein Strick, und sicher bleibt sicher. Bill hat wie ein Mann gehandelt, ich hätt's selber nicht besser machen können" - und als ob das das größte Lob sei, das er im Stande wäre zu spenden, stach er mit seinem Messer in ein paar der jetzt durchgebratenen Rippenstücke und begann seine eigene Mahlzeit.

Der Gegenstand der Unterhaltung war überhaupt nicht angenehm genug, auch die Uebrigen lange zu fesseln, noch dazu, da jetzt ja die Theilung der gemachten Beute bevorstand, die sich bald reicher auswies, als sie Alle erwartet haben mochten. „Bill", wie er von den Gefährten kurzweg genannt wurde, da diese nicht einmal seinen ordentlichen Namen kannten, hatte das Unternehmen auch in der That eingeleitet, da er gerade in Erfahrung gebracht, daß an diesem Tag eine nicht unbedeutende Summe in baarem Gelde nach Sidney geschickt werden sollte. Diese befand sich jetzt mit dem ebenfalls nicht unbeträchtlichen, den Passagieren abgenommenen Raub in ihren Händen, und die arbeitharten und rauhen Fäuste wühlten mit innigem Behagen in den vor ihnen auf eine wollene Decke ausgeschütteten Goldstücken - hatte doch Keiner von ihnen in seinem ganzen Leben schon so viel baares Geld auf einem Fleck zusammen gesehen - das Bewußtsein gar nicht gerechnet, daß er selber der Eigenthümer des vierten Theiles sei.

„Jungens, Jungens," sagte Jim, vergnügt vor sich hin /18/ lachend, indem er seine ausgestreckte Hand in den Haufen von Goldstücken hineinschob und di« einzelnen Münzen durch die Finger zurückgleiten ließ, „das ist, straf' mich Gott, die schönste Musik, die ich in meinem ganzen Leben gehört habe - die beste Fiedel der Welt nicht ausgenommen. Hol's der Teufel, das kann selbst der Gouverneur nicht" - und mit den Worten warf er sich voll tollen Uebermuths auf den ausgebreiteten Schatz, um sich im wahren Sinne des Wortes in Gold zu wälzen.

„Hallo - Du, Jim," rief aber der Trompeter, „nimm Dich in Acht, mein Herzchen, daß Dir nicht aus Versehen ein halb Dutzend Stücke in die Rocktasche oder den Kragen fallen. Ehrlich Spiel! Vorher wollen wir theilen, und nachher kannst Du mit Deinem Part machen, was Dich eben freut."

„Hast Du Angst, Schatz, daß ich mir mein „Taschengeld" vorausnehme?" lachte der Irländer- „hab' keine Sorge, es bleibt noch genug für Dich übrig, um Dir die Tage zu versüßen, bis Du gehangen wirst."

„Nicht vor Dir hoffentlich," knurrte der Trompeter, über die Anspielung sichtlich nichts weniger als erfreut, „damit ich bei Deinem Leichenbegängniß auch noch eine Citrone in der Hand und eine Flasche voll Rum in der Tasche tragen kann - Leichenpunsch nennen sie's bei uns."

„Gebt Frieden," sagte Bill, der sich bis jetzt mit seinen eigenen düsteren Gedanken beschäftigt hatte - „und malt den Teufel nicht an die Wand. Und nun kommt, daß wir das Gold zählen; je eher wir das beendet haben, desto besser, damit nachher ein Jeder über seinen eigenen Antheil wachen kann."

Der Aufforderung wurde rasch Folge geleistet, und Bill, der übrigens schon verschiedene kleine Pakete für sich selber in Sicherheit gebracht hatte, warf jetzt Alles auf die Decke, wo es Jim und der Trompeter aufzählen mußten, während er selber bei dem Schein des Feuers und seiner Laterne die Briefbeutel zerschnitt und die darin enthaltenen Papiere durchsah.

Die Briefe wurden geöffnet und, wenn leer befunden, in die Flammen geworfen; hier und da fanden sich aber auch einzelne reich mit Banknoten beschwert, und diese, da Bob kein Auge von den Fingern des jungen Kameraden verwandte, /19/ kamen mit in die Masse. - Ein paar vorgefundene Wechsel wurden, als zu gefährlich, um sich mit ihnen zu befassen, ebenfalls verbrannt.

Die Theilung selber nahm nicht lange Zeit in Anspruch, und als Jeder sein ihm zugewiesenes Part in sein Sacktuch fest eingebunden und geborgen hatte, suchten die Verbrecher ihr Lager, um noch vor Tag den Körper für die nächsten Anstrengungen durch ein paar Stunden Schlaf zu stärken. Nur „Bill" legte sich nicht. Als die Uebrigen schon lange, in ihre Decken eingewickelt, im Schutz eines vorspringenden Felsens laut und ruhig schnarchten, saß er noch immer, den Blick stier in die verglimmenden Kohlen geheftet, und raffte sich erst aus seinem düstern Brüten empor, als die über die Höhen streichende kalte Luft ihn daran mahnte, das fast schon niedergebrannte Feuer wieder aufzuschüren.

Er warf ein paar frische Brände darauf, denn niedergebrochenes Gumholz gab es dort im Ueberfluß, und streckte sich dann erst selber dicht am Feuer aus, um noch ebenfalls kurze Zeit - weniger zu rasten, als der unruhigen Gedanken ledig zu werden. Aber auch jetzt schlief er nicht, und manchmal hob er den Kopf vorsichtig in die Höh' und horchte nach den Kameraden hinüber, bis er die Gewißheit erhielt, daß sie alle fest und sicher schliefen. Dann stand er auf, nahm das ihm gehörende Geldpaket unter den Arm, hing seine Waffen um, warf noch einen scheuen Blick über die Gruppe der Schlafenden und stieg leicht und geräuschlos, ohne Abschied von den Kameraden, den Hang hinunter, mitten in den Wald hinein.

3.

Das erste Gold.

Die königliche Mail setzte indessen ihren Weg, den Berg hinunter fort, und der Maildriver oder Kutscher schien nicht übel Lust zu haben, das, wie gewöhnlich, in einem scharfen /20/ Trab zu thun, um von der überdies versäumten Zeit soviel wie möglich wieder einzuholen. Was kümmerte er sich um den verwundeten Passagier! Der alte Herr aber schien nicht gesonnen, das einmal begonnene Liebeswerk halb zu thun, und die Schulter des Kutschers mit der einen Hand fassend, während er im andern Arm den Verwundeten hielt, schwor er, daß er ihn in Sidney augenblicklich wegen absichtlicher Tödtung verklagen werde, wenn er nicht Schritt - und zwar langsamen Schritt bis zum nächsten Haus führe. „Der Geschossene," setzte er hinzu, „habe jedenfalls einen der Räuber erkannt - hier sei noch die Möglichkeit, der Bande auf die Spur zu kommen, wenn er am Leben erhalten würde - bei diesem tollen Fahren sei das aber nicht möglich, und er, der Kutscher, mache sich des Einverständnisses mit den Mördern verdächtig,

wenn er nicht augenblicklich dem Befehl Folge leiste."

Das half. Der Bursche fluchte zwar ingrimmig in den Bart hinein, aber er wagte doch nicht, dem angedrohten Gerichtshof gegenüber dem Befehl zu trotzen, und nach anderthalb Stunden etwa erreichten sie die erste menschliche Wohnung - ein kleines Haus dicht am untern Berghang, wo der Verwundete vom Wagen genommen werden mußte, denn einen

weiteren Transport hätte er nicht ertragen.

Selbst hier freilich würde er nur schlechte und ungenügende Pflege erhalten haben, denn der Platz war weiter nichts wie einer der zahlreich am Wege zerstreuten Grogshops oder Trinkhäuser, eine Art von Wirthschaft, wo aber die Reisenden nichts als geistige Getränke der schlechtesten Art bekommen konnten, und heute noch dazu mit einer Gesellschaft halbtrunkener Irländer gefüllt, die nach Bathurst hinauf wollten, um Arbeit zu suchen. Nicht weit davon lag aber die Station eines sehr wohlhabenden Heerdenbesitzers in einem kleinen freundlichen Thal, und der Stockkeeper war eben herübergekommen, um mit der Post von Bathurst erwartete Briefe des Eigenthümers in Empfang zu nehmen, so wie andere nach Sidney aufzugeben. Er stand mit den aus der Trinkstube herausgeströmten Iren am Wagen, als der Kutscher einen mehr aus Flüchen als Worten bestehenden kurzen Abriß des Ueberfalls gab, und erfuhr kaum, daß einer der Passagiere schwer verwundet, aber /21/ noch am Leben sei, als er auch augenblicklich Anstalt traf, ihn auf die Station schaffen zu lassen. Vier der Leute fanden sich auch bereit, den armen Teufel - gegen ein gutes Trinkgeld natürlich - hinüber zu tragen - einen Andern schickte der Stockkeeper gleich voraus, die Ankunft des Verwundeten zu melden, der alte Herr versprach ebenso, von Pendrith aus direct einen Wundarzt herüber zu schicken, und es war somit für den Augenblick Alles gethan, was nur geschehen konnte, um den Funken von Leben, der noch in dem Unglücklichen lag, zu erhalten und wieder zu wecken.

Hier hatte man auch die beiden Pferde aufgefangen, die sich oben am Berg losgerissen, und gleich schon etwas Aehnliches vermuthet. Derlei Ueberfälle kamen aber häufig vor, und da sie nur höchst selten blutig abliefen, hatte man sich nicht so ernst darum gekümmert. Kutscher und Passagiere wußten sich bei solchen Gelegenheiten schon immer selber zu helfen, und den Räubern oder Bushrangern im Walde nachzusetzen, wäre eine sehr undankbare, und jedenfalls vollkommen nutzlose Arbeit und Anstrengung gewesen - von der Gefahr ganz abgesehen, der sie sich thörichter Weise dabei aussetzten.

Die Post rasselte, eine halbe Stunde später etwa, jetzt durch nichts mehr behindert, in wilder Eile zu Thal, die Passagiere darin auf das Unbarmherzigste zusammenschüttelnd, und auf einer rasch hergerichteten Bahre trugen indeß vier Männer den schwer Verwundeten durch die Nacht nach der Station hinüber, wo indessen sorgende Frauenhände schon arbeiteten, ihm ein bequemes und weiches Lager herzurichten.

Der von dem Stockkeeper abgesandte Bote hatte nämlich schon seine Meldung gemacht, und wohl in keinem Lande der Welt herrschte - besonders noch vor der Entdeckung des Goldes, die freilich alle Verhältnisse umstürzte - eine größere und unbeschränktere Gastfreundschaft, als in Australien.

Jeder Reisende, der nicht gerade mit der Post fuhr, und dann natürlich auf die Gasthäuser angewiesen blieb, an denen die Pferde gewechselt wurden, ward freundlich, ja selbst herzlich aufgenommen, und gehörte er nicht den besseren Ständen an, daß ihm ein Zimmer im Herrenhause zugewiesen werden konnte, so durfte er wenigstens fest darauf rechnen, in der /22/

Küche oder bei dem Stock- oder Hutkeeper sein Nachtquartier und so viel an Thee, Hammelrippen und dem australischen Brod (damper) zugetheilt zu bekommen, wie er eben verzehren konnte.

Die Sutton'sche Familie auf dieser Station machte denn auch keine Ausnahme von der Regel. Kaum hörten die Mitglieder derselben, die eben in der untern Stube bei ihrem Thee saßen, von dem geschehenen Unglücksfall und dem Gast, den ihnen ihr Stockkeeper, ohne weitere Anfrage vorher, als etwas von selbst Verständliches, herüber schaffen ließ, als auch augenblicklich eins der kleinen Fremdenstübchen für ihn hergerichtet wurde, und eine Stunde später lag der noch immer Bewußtlose mit einem allerdings jetzt nur noch nothdürftigen Verband, wie ihn Mr. Sutton selber hatte anlegen können, auf seinem Lager ausgestreckt, und von jeder Bequemlichkeit und Sorgfalt umgeben, welche die Umstände hier nur irgend verstatteten.

Ob die Wunde tödtlich sei, mußte jedenfalls erst eine ärztliche Untersuchung bestimmen. So viel ließ sich jetzt nur feststellen, daß die Kugel in die rechte Brust gedrungen und schräg unter dem rechten Schulterblatt wieder hinausgefahren sei. Hatte sie dabei edle Theile stark verletzt, so war der Tod freilich unvermeidlich.

Weiter und weiter rasselte indessen die Post bis zur nächsten Station, wo die Pferde gewechselt wurden und der alte Herr, der sich schon unterwegs des Kranken so theilnehmend angenommen, einen Wundarzt absenden konnte, um ihm die jetzt allernöthigste Hülfe zu leisten - weiter und weiter der Haupt- und Residenzstadt Sidney zu, die sie am nächsten Tage erreichte, und nicht blos die Nachricht des Ueberfalls dorthin brachte. - Ein solches ,,Abenteuer" wäre ziemlich spurlos an den Bewohnern von Sidney vorübergegangen, denn so oft auch etwas Derartiges in Wirklichkeit vorfiel, so viel erdichtete Geschichten über derlei Anfälle circulirten fortwährend, und eine solche Thatsache gab dann allen übrigen Bestätigung. Nein, die Reisenden von Bathurst brachten ganz andere, viel wichtigere Kunde mit, und zwar die Bestätigung eines andern Gerüchts, das schon einige Tage in der Stadt gewissermaßen gespukt hatte, und nun plötzlich mit voller Kraft zum Ausbruch kam, /23/ ohne die Tragweite noch übersehen zu lassen, die es für diese wie für alle übrigen Colonien Australiens haben mußte: die Entdeckung des Goldes.

„Gold! - oben in den Bergen liegt Gold - Minen liegen dort, viel reicher, als sie je in Californien gefunden wurden - Schätze, von denen das Land in seinen kühnsten Träumen keine Ahnung gehabt - Gold! Reisende von oben haben schon ganze Klumpen heruntergebracht, und oben in den Bergen liegt's; man braucht nur eben hinzugehen und es aufzuheben."

An jedem Gerücht ist gewöhnlich wenigstens etwas Wahres, wenn es die Phantasie der Weiterträger auch nach eigenem Gefallen ausschmückt und entstellt. Einer der Reisenden mit der Bathurst-Mail hatte allerdings Proben körnigen Goldes, die dort oben gefunden waren, mit heruntergebracht und den gierigen Blicken der Bushranger zu entziehen gewußt, und das war in der That die Bestätigung der Meldung, die dem Gouverneur schon vor einiger Zeit von anderer Seite gemacht worden.

Die königliche Mail war in den blauen Bergen von Bushrangern angefallen, ihrer Briefe beraubt, und ein oder ein halb Dutzend Passagiere waren dabei getödtet worden - wen kümmerte das jetzt? - wer dachte noch daran? - Oben in den Bergen lag Gold, und als ob ein Telegraphendraht die sämmtlichen Wohnungen Sidneys verbunden hätte, so sprach an dem nämlichen Abend kein Mensch in der ganzen Stadt von etwas Anderem als Gold, Gold, Gold!

Und wie sah -Sidney am andern Morgen aus?

In sonstiger stiller Zeit begann das Geschäftsleben des immer ziemlich rührigen und thätigen Platzes gewöhnlich um acht oder halb neun Uhr Morgens, und beschränkte sich dann noch immer auf den Detailverkauf der kleinen Läden, da größere Geschäfte selten vor zehn oder elf Uhr gemacht oder auch nur begonnen wurden. - Heute dämmerte kaum das Licht des jungen Tages, als sich schon hier und da Hausthüren öffneten und Leute, völlig zur Reise gerüstet, heraustraten, um ihre bestellten Fuhrwerke oder Pferde aufzusuchen. Güterkarren, sogenannte drays, mit Provisionen und Handwerkszeug be/24/laden, was jedenfalls in der Nacht geschehen sein mußte, rasselten schon einzeln über das Pflaster der Stadt, von den neidischen Blicken der Nachschauenden so lange als nur irgend möglich verfolgt. Einzelne Arbeiter waren zu irgend einer häuslichen Beschäftigung schon gar nicht mehr zu bekommen, denn wer wollte jetzt noch für zwei oder drei Shilling den Tag arbeiten, wo er da oben in den Bergen vielleicht in einer Stunde eben so viele Pfund Sterling auflesen konnte? Eine Menge kleiner Läden selbst blieben geschlossen, da sich deren Eigenthümer entweder schon zum Abmarsch in die Minen rüsteten, oder doch wenigstens eifrig beschäftigt waren zu überlegen, ob sie gehen sollten oder nicht. -

Aber selbst das schien nur die nutzlose Verzögerung eines doch nicht mehr zu vermeidenden Schrittes, denn wer überhaupt schon s o weit war, daß er mit sich zu Rathe ging, blieb auch, in fast allen Fällen, für ein ruhiges Alltagsleben von dem Augenblick an verloren, und wenn er seinen Marsch in die Minen noch aufschob, marschiren mußte er; darauf konnte er sich verlassen.

Gold! was für ein eigener, wunderbarer Zauber in dem einem Worte liegt, und wie leicht die kleine Silbe selbst die innigsten Familienbande zu trennen vermochte, als ob es leichter Zunder gewesen wäre. Gold! wie das durch alle Schichten der Gesellschaft zuckte, vom reichen Schiffsrheder hinunter bis zu dem halb ausgestoßenen ticket of leave man hinab; wie das im Nu Pläne baute und Luftschlösser hoch in die Wolken hinein, und für einen Augenblick fast jeden Rangunterschied aufzuheben schien - Gold! Hatte doch auch Jeder jetzt gleiche Anrechte an den Schätzen, die der australische Boden barg, und gleicher Anspruch war Allen gegönnt, die goldene Beute zu gewinnen, wer nur eben verstand seine Zeit zu benutzen und die kostbare nicht hier in leerem Nichtsthun versäumte.

Die meisten Menschen kamen aber an diesem ersten Tage noch nicht recht zur Besinnung, denn zu rasch war die betäubende Kunde über sie hereingebrochen, als daß sie sich gleich zu einem entscheidenden Schritt entschließen konnten. Die weniger Zaghaften aber, die jede Stunde fast mit Sack und Pack, selbst unter ihren Augen fort, den Bergen zuströmten, /25/ nur um dort die Ersten zu sein, die das Gold sammelten - denn an wirkliches Arbeiten dachten noch Wenige - ließen sie nicht zu Ruhe kommen und trieben sie selbst zuletzt zu dem verzweifelten Schritt. Jeder Trupp ja, der jetzt die Straßen von Sidney auf seinem Weg in die Berge passirte, nahm ihnen einen „Platz" da oben weg, und konnte gleich von vornherein die am reichsten geträumten Stellen entdecken. Jeder Wanderer trug in seiner Spitzhacke und Schaufel die Schlüssel zu ungezählten, märchenhaften Schätzen, und es blieb zuletzt nichts weiter übrig, als ihnen nur so rasch als möglich nachzuziehen, denn zurückbleiben konnte man doch einmal nicht.

Die natürliche Folge blieb nicht aus. Mehl, wie alle übrigen Arten von leicht verführbaren Lebensmitteln stiegen im Preis - nicht von Tag zu Tag, nein von Stunde zu Stunde bis zu einer kaum geahnten, kaum zu erschwingenden Höhe. Drays oder andere Fuhrwerke waren kaum mehr zu bekommen, wenigstens nur noch für einen Preis, der in ruhigeren Zeiten gleich Karren und Pferde bezahlt hätte. Wo sich sonst Jemand einen Spazierstock oder Regenschirm gekauft haben würde, handelte er jetzt in einer Eisenwaarenhandlung auf das Ernsthafteste um eine Spitzhacke und Schaufel; große unbehülfliche Blechpfannen schienen ein rasender Modeartikel geworden zu sein, und Glanzstiefel wurden verächtlich in die Ecke geschleudert, um ganz gewöhnlichen, aber derbgearbeiieten Buschschuhen ehrfurchtsvoll Raum zu geben.

Selbst die Mode- und Ausschnittwaarenhandlungen veränderten in kaum zweimal vierundzwanzig Stunden ihren ganzen Charakter. Wer kaufte jetzt noch Barége- oder Mullkleider, wer jetzt noch seidene Franzen oder leichten Damenputz? - Kein Mensch mehr - rothe wollene Hemden und chocoladenfarbige Minerhüte waren auf einmal Mode geworden, lange Wasserstiefel und wasserdichte Mäntel, und wo sonst Spiegelglasscheiben zarte rosafarbene Bänder und künstliche Blumen und Zierrathen geflattert hatten, hingen jetzt Tabaksbeutel von rother und blauer Wolle, kurze Holz- und Thonpfeifen, kleine Ledersäcke, um die gewonnenen Schätze sicher aufzubewahren, und drohende Revolver und Buschmesser, das wirklich Gewonnene damit zu vertheidigen. /26/

Kein Mensch bot dem andern mehr auf der Straße einen gemüthlichen guten Morgen. „Noch hier?" oder „wann geht's fort?" schienen die einzigen gangbaren Anreden geworden zu sein, und unbestimmte Gerüchte durchliefen dabei die Stadt und reizten die Bevölkerung zu den ungemessensten Ausdrücken über die Regierung: daß das Gouvernement nämlich die Absicht habe, sämmtliches Staatsland als Eigenthum der Krone zu erklären und ein Graben nach edlen Metallen darauf nicht allein zu verbieten, sondern sogar in Uebertretnngsfällen als Diebstahl zu behandeln.

Niemand überlegte sich, daß eine solche Maßregel, wenn man wirklich einmal daran gedacht hatte, nie ausführbar gewesen wäre. Jeder hielt sich schon in seinem Recht gekränkt, Gold aufzunehmen, wo es ihm eben im Wege läge, und drohende Aeußerungen, daß man Gewalt mit Gewalt begegnen würde, mischten sich wild mit neuen, meist erfundenen oder doch wenigstens übertriebenen Berichten frisch entdeckter goldhaltiger Stellen.

Die Bewohner Sidneys hatte mit einem Wort ein halber Wahnsinn, ein toller Rausch gepackt, der eben nur auf eine einzige Art bei jedem Einzelnen geheilt werden konnte - durch einen langen, mühseligen Marsch in die Berge und Wochen lange und in wie vielen Fällen nutzlose Arbeit in dem harten Boden - Ueberredung oder vernünftige Vorstellungen richteten gerade so viel bei dem Goldfieber-Kranken aus, als ob man den untergehenden Mond hätte durch eine interessante Vorlesung bewegen wollen, seine gegebene Zeit zu versäumen.

Selbst die reichsten Leute der Stadt hatte der Taumel gepackt; alte, würdige Herren waren dabei, die nie im Leben daran denken konnten, noch eine Schaufel oder sonst irgend eine andere derartige Waffe des Proletariats in die Hand zu nehmen, aber ihre Hand wollten sie in dem Auffinden des Goldes haben. Wo sie deshalb nicht selber gehen konnten, begannen sie Leute um schweres Geld zu miethen und kleine Gesellschaften mit Tonnen Mehles und Speck, mit Werkzeugen, Quecksilbermaschinen, Zelten und anderen Buschutensilien auszurüsten, immer dabei in dem guten Glauben, daß diese „Goldgräber" auch noch weiter für sie arbeiten würden, wenn sie /27/ wirklich nutzbare Gruben dort oben entdeckten, und dann doch jedenfalls viel vortheilhafter für sich sorgen konnten, sobald sie die Arbeit auf eigene Hand betrieben.

Aber wer von Allen dachte jetzt auf Wochen oder Monate hinaus, wo es ja galt das Glück im Augenblick beim Schopf zu fassen. Wie Viele griffen freilich in die Luft, aber sie ahnten das wenigstens jetzt noch nicht, und der Taumel, der Alle gepackt hatte, riß auch sie mit fort.

Am allerschlimmsten traf dies Lockern aller Bande des gesellschaftlichen und geschäftlichen Verkehrs die gerade zufällig mit ihren Schiffen in der Bai ankernden Capitaine, noch dazu, wenn sie schon im Begriff waren, wieder auszulaufen. Zu den Matrosen drang ja das Gerücht der reichen Minen eben so rasch wie zu allen übrigen Menschenkindern, und wenn sie den geringen Monatslohn gegen das, was sie da oben finden konnten, in die Wage warfen, schnellte ihre Schale freilich hoch empor. Natürlich liefen sie fort, und ob List oder Gewalt angewandt wurde, sie an Bord zu halten, mit List oder Gewalt brachen sie durch, und es dauerte nicht drei Tage, daß kein einziges Schiff mehr mit vollzähliger oder selbst nur genügender Mannschaft in der Bai lag, seine Reise nach irgend einer Richtung hin fortsetzen zu können oder nur in See zu gehen.

Und was für bunte Züge bildeten sich jetzt: junge Kaufleute und Beamte, Tagelöhner, weggelaufene Matrosen, Handwerker, Künstler, Alles mischte sich bunt durcheinander - die rothen Hemden, Wasserstiefeln und chocoladenfarbige Hüte machten Alles gleich, und eine gewisse Verbrüderung, eine Art von Communismus schien den ganzen Staatskörper wie in einem Taumel erfaßt zu haben.

Selbst das Theater mußte später in Sidney ganz geschlossen werden, weil die Schauspieler keine Lust mehr hatten, ihre schöne und kostbare Zeit hier mit Komödienspielen, und noch dazu vor leeren Bänken - zu vergeuden. Wer dachte denn in diesem Augenblick daran, ein Theater zu besuchen, wo man alle Hände voll zu thun hatte, um sich für den nächsten Marsch zu rüsten.

Nie im Leben hatte die Polizei mehr zu thun gehabt, /28/ oder war wenigstens mehr in Anspruch genommen worden, besonders contractbrüchige Arbeiter wieder aufzuspüren, wie flüchtige Seeleute zurück zu bringen, und wie geringen Erfolg erzielte sie mit all' ihrem Eifer. Draußen im Lande war es ohnedies schon entsetzlich schwer, ein irgend näher bezeichnetes Individuum unter all' den gleichmäßigen rothen Hemden aufzufinden, und die in die Minen strömende Schaar nahm überdies noch Partei für jede solche, irgendwie von der Polizei bedrängte Persönlichkeit. Was hatten diese jetzt verfolgten armen Teufel anders gethan als Andere: nämlich Alles abgeschüttelt, was sie hielt, um nur so rasch als irgend möglich hinauf in die goldgespickten Berge zu kommen? Das aber war kein Verbrechen, und wo sie deshalb einem Solchen durchhelfen konnten, thaten sie es mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln.

Noch waren keine acht Tage vergangen, da sah man schon nicht mehr einzelne Trupps hinein in das innere Land ziehen, sondern die Züge der Goldgräber bildeten eine feste, kaum mehr durch Lücken unterbrochene Kette, und die Polizei bekam jetzt eine ganz andere Arbeit: nicht etwa nach einzelnen weggelaufenen Matrosen hatte sie mehr zu suchen, sondern oben in den Minen die Arbeiten zu überwachen, damit der Krone ihr beanspruchtes und, wie sich auswies, außerordentlich einträgliches Recht gewahrt wurde. Und dies Recht bestand in nichts Geringerem, als von jedem Arbeiter eine monatliche Prämie von dreißig Shillingen einzukassiren, für welchen Preis einem Jeden, Fremden wie Einheimischen, gestattet sein sollte, in den Bergen nach edlen Metallen zu graben und das Gefundene als rechtmäßiges, wohlerworbenes Eigenthum zu behalten.

Daß sie den Schaaren das Gold suchen nicht mehr gewaltsam verbieten konnte, hatte die Regierung bald herausgefühlt. Eine Revolution, die Alles über den Haufen geworfen hätte, wäre das alleinige Resultat einer solchen Maßregel gewesen, denn die Gier nach Gold ließ sich nicht mehr dämmen. /29/

4.

Die Familie Pitt.

Oben in Georgestreet in Sidney stand ein aus dem trefflichen Sandstein jener Gegend massiv und selbst reich ausgeführtes Wohnhaus, das weder Schild noch Firma trug, und einem Privatmann zu gehören schien, hätte nicht dem wieder das geschäftige Leben widersprochen, das in der Form von Mehlsäcken, Kisten, Ballen und Tonnen durch das schmale Hofthor geführt wurde und den Herrn des Hauses, Mr. Pitt, zeigte, wie er eben eine ziemlich bedeutende Waarensendung persönlich beförderte, die hinauf in die Minen gehen sollte.

Charley Pitt, wie er von seinen Freunden vertraulich genannt wurde, war in der That das Urbild eines ächt australischen Geschäftsmannes und Familienvaters seiner Zeit, und indem wir uns seine innere Häuslicheit betrachten, thun wir einen vollen und fast erschöpfenden Blick in Hunderte von anderen, eben so betriebenen und gehaltenen Häusern.

Charley Pitt's Vater war als Convict (Sträfling) auf Lebenszeit nach Australien gesandt worden - ein sogenannter lifer, der daheim irgend ein schweres Verbrechen begangen hatte, und es nun hier in einer neuen Welt zu seinem, wie dem Nutzen des beleidigten Staates abbüßen sollte. Da er sich aber gut und fleißig betrug und seinen Aufsehern keinerlei Ursache zur Klage gab, bekam er mit der Zeit sein ticket of leave, d. h. einen Erlaubnißschein oder Paß, mit dem er sich in der Kolonie selbstständig vermieden konnte, und nur eine gewisse Summe abzugeben hatte und stets unter polizeilicher Aufsicht stand.

Auch hierbei betrug er sich musterhaft, und da er einst in dem Hause, in dem er arbeitete, mit eigener Lebensgefahr den Ueberfall einer Bande verwegener, vielleicht zur Verzweiflung getriebener Bushranger zurückschlagen half, wurde er im Laufe der Zeit begnadigt und ein „freier Colonist".

Das änderte aber wenig in seinem Leben. Er hatte sich /30/ schon ein paar Jahre vorher mit einem ebenfalls deportirten Mädchen verheirathet, die ihm einen Sohn gebar und dann starb. Pitt oder, wie er allgemein in der Colonie mit seinem Sträflingsspitznamen hieß, Pumpkin arbeitete ruhig weiter, erzog seinen Sohn so gut, wie es die Umstände nur erlaubten, lebte mäßig und wurde ein reicher Mann, der seinen Knaben endlich sogar nach England schicken konnte, um dessen Erziehung dort zu beenden.

Charles Pitt kehrte nach vier Jahren in die Colonie zurück und brachte nicht allein vortreffliche Zeugnisse, sondern auch sehr vernünftiger Weise gleich eine Frau mit. Dann errichtete er in Sidney, von seinem Vater dabei auf das Liberalste unterstützt, ein Export- und Importgeschäft, und gehörte bald zu den wohlhabendsten und geachtetsten Bürgern der Stadt.

Der alte Pitt aber hatte sich draußen vor der Stadt, in der Nähe des Leuchtthurms ein kleines, wohnliches Haus gebaut und eine alte Wirthschafterin gemiethet, die ihm dasselbe mit seiner Wirthschaft in Ordnung hielt. Sein Sohn wünschte allerdings, daß er zu ihm zöge und seine letzten Tage nicht so allein da draußen verbrüte, aber der alte Mann, wenn er auch aus den untersten Schichten der Bevölkerung stammte und in seinem ganzen Leben nicht einmal Lesen oder Schreiben gelernt hatte, fühlte heraus, daß er in die herangewachsene Generation nicht passe und jetzt, bei einer Unzahl neuer und freier Einwanderer, der bürgerlichen Stellung seines Sohnes, den er über Alles liebte, schaden könne. Er war deshalb durch nichts zu bewegen, sich persönlich in der Stadt bei ihm sehen zu lassen, und nur Sonntags mußten ihn seine Enkel, selbst als sie schon herangewachsen waren, besuchen, und feierten dann jedesmal in dem Garten an der wundervollen Bai ein kleines Fest.

Charles Pitt hatte drei Kinder - einen Sohn von jetzt etwa achtundzwanzig Jahren, eine Tochter Pauline von achtzehn und das jüngste Töchterchen von sechs Jahren - zwei Kinder waren ihm gestorben - und lebte in seinen häuslichen und bürgerlichen Verhältnissen so glücklich, wie nur ein Mann mit einem braven Weib, Kindern, die ihm Freude machen, und keinen Sorgen weiter als solchen, die das Geschäft eben /31/ - und nur auch wieder als Würze der ganzen Existenz - mit sich brachten, leben kann.

Er stand vollkommen unabhängig da, und wenn er in dieser erregten Zeit auch selber nicht von der Alle erfassenden Leidenschaft frei blieb, die durch die plötzliche Entdeckung des Goldes über sie gebracht worden, so trug er ihr doch nur in vernünftiger Weise Rechnung, und zwar in ganz sicherer, ruhiger Speculation, die nicht das Gold in Klumpen in's Haus bringen wollte und es in nur zu vielen Fällen statt dessen gemünzt zur Thür hinaustrug. Er sandte Waaren, wie sie für den augenblicklichen Bedarf der Tausende nöthig waren, die jetzt in den unwirthbaren Busch hinauf strömten, nach Bathurst, wo er schon seit mehreren Jahren ein besonderes Geschäft und vor kurzer Zeit auch seinen Sohn hinauf geschickt hatte, um Manches dort zu ordnen und verschiedene ausstehende kleine Schulden einzukassiren.

Jetzt war auch die richtige Zeit, das zu thun, denn noch waren die Straßen passirbar; sobald aber die gewöhnlichen in dieser Jahreszeit stets fallenden Regen einsetzten, ließ es sich voraussehen, daß sie von den zahllosen Karren und Fuhrwerken zu einer wahren Schlammbahn verwandelt werden mußten, und der Transport wurde dann, wenn auch nicht unmöglich, doch für Fuhrwerk wie Zugvieh gleich zerstörend.

Die nothwendigsten Geschäfte waren heute besorgt, das Frachtgut hatte der damit betraute Diener übernommen und abgeführt, und die kleine Familie saß eben beim Luncheon, einer Art zweitem Frühstück, als rasche Schritte laut wurden und gleich darauf ein junger Mann in einem brennend rothen Minerhemde, über dem er eine offene Jacke von englischem Leder trug, ein Paar mächtige Wasserstiefeln an, einen sogenannten californischen Hut in der Hand, die Thür aufriß und in's Zimmer schaute -

„Nun?" rief er aus, „seh' ich aus wie ein Miner und kann ich jetzt mit Anstand in die Berge rücken?"

„Mr. Holleck! wahrhaftig!" rief, von ihrem Stuhl aufspringend, Pauline, „ich habe ihn im ersten Augenblick gar nicht erkannt."

„William in der That," sagte auch der Vater und /32/ schüttelte erstaunt den Kopf, und seine Frau, eine noch wirklich schöne Brünette, wenn auch die Jahre ihr schon ihre Furchen in Wangen und Stirn gegraben, schlug die Hände zusammen. Die kleine Therese aber kletterte von ihrem Stuhl herunter, lief auf den Besuch zu und rief, vor Freuden die kleinen Händchen zusammenklappend:

„Ach, Onkel William geht in den Wald und holt Gold, und dann bringt er mir auch eine Menge große Stücke zum Spielen mit, nicht wahr?"

Der junge Mann hob die Kleine vom Boden empor und sich auf den Arm, und dem jungen Mädchen die Hand entgegen streckend, frug er mit etwas herausforderndem Lachen:

„Nun, gefall' ich Euch so?"

„Nein," sagte Pauline nach einer kleinen Pause, in der sie den Ankömmling vom Kopf bis zu den Füßen betrachtet hatte und dabei leicht erröthete, „ganz und gar nicht. Sie sehen viel besser in Ihren gewöhnlichen Kleidern aus - viel vernünftiger, denn ich kann mir einmal nicht helfen, es kommt mir immer so vor, als ob die ganze Welt wie wahnsinnig geworden wäre und - eine dem entsprechende Tracht angelegt hätte."

„Pauline hat ganz Recht," bemerkte auch der Vater. „Wenn die Arbeiter und Tagelöhner hinauflaufen und das da oben mit Spitzhacke und Schaufel fortsetzen wollen, was sie hier unten mit Spitzhacke und Schaufel angefangen haben, so läßt sich nichts dagegen einwenden. Wer aber sein Brod noch auf andere Weise verdienen kann, der - sollte sich zweimal bedenken, ehe er den tollen Streich machte, in ein Leben hinein zu springen, dem er - eben nicht gewachsen ist, und das er deshalb nur zu bald wieder satt bekommen muß."

„Aber Mr. Holleck wird doch auch da oben nicht selber graben und waschen wollen," sagte die Mutter lächelnd, „er denkt gewiß gar nicht daran."

„Und die Mutter ist jetzt die einzige Vernünftige von der ganzen Gesellschaft," lachte der junge Miner in seiner dreisten Art. „Aber, Papa Pitt, Sie glauben, ich hätte so weit den Kopf verloren, um mich da oben in die Berge zu setzen und angenehme Löcher in den Erdboden zu hacken - und Miß Pitt ebenfalls? - Das ist aber stark." /33/

„Nun, mein junger Freund," sagte der Vater mit ernster Miene, „ich dächte, der ähnlichen Beispiele hätten wir in diesen Tagen gerade genug, um einen solchen Verdacht bei den geringsten Anzeichen mehr als wahrscheinlich zu machen, und für solche, und zwar sehr starke Anzeichen rechne ich nun einmal ein rothwollen Hemd und Wasserstiefeln ganz bestimmt. Wenn Sie aber nicht in die Berge wollen, wozu dann die Maskerade?"

„In die Berge will ich allerdings," sagte der junge Mann, indem er jetzt die Kleine wieder auf die Füße stellte und sich ohne Weiteres mit zum Tisch setzte, aus den zur Luncheons Zeit immer ein paar übrige Gedecke gelegt wurden - er war ja überhaupt ein steter und, wie er überzeugt war, gerngesehener Gast im Hause, - „aber nur um mir das Leben da oben einmal mit anzusehen - wahrlich nicht um zu arbeiten, zu hacken und zu graben."

„Und läßt Sie Ihr jetziger Principal so lange fort?" frug Mr. Pitt. „Ich dächte, gerade in jetziger Zeit wäre so viel Arbeit daheim, daß man seine Leute am allerwenigsten entbehren könnte. Ich möchte wenigstens gerade jetzt keinem meiner Clerks einen achttägigen Urlaub geben."

„Ich bin längst aus dem Geschäft getreten," sagte der junge Holleck gleichgültig, indem er sich selber aus der Zinnbüchse zu Sardinen verhalf.

„In der That?" fragte Mr. Pitt erstaunt und sah zu ihm auf.

„Jetzt ist die Zeit," fuhr Holleck fort, „hier in Australien etwas Selbstständiges zu beginnen. Mit dem Seeleben, das ich zuerst versucht hatte, ging es nicht; meine Existenz als schlecht bezahlter Commis hinzuschleppen, war eben so langweilig, und da endlich, gerade im entscheidenden Moment, meine schon lange erwarteten Wechsel von daheim eingetroffen sind, so hab' ich mich denn rasch entschlossen, meinem Brummbär von Principal den Stuhl für immer vor die Thür zu setzen, und bin jetzt mein eigener Herr. Das, glaube ich, ist das Gescheidteste, was ich thun kann, daß ich mir die Verhältnisse oben in den Minen, von denen wir hier unten doch keinen richtigen Begriff haben, einmal selber ansehe. Nachher kann ich mich dann entscheiden, ob ich meine neue Thätigkeit /34/ dort an der Quelle beginne. - Aber wo ist denn Charley? Noch immer oben in Bathurst?"