Im Trajansforum und 20 andere Kurzgeschichten - Victor Auburtin - E-Book

Im Trajansforum und 20 andere Kurzgeschichten E-Book

Victor Auburtin

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Beschreibung

Victor Auburtins 'Im Trajansforum und 20 andere Kurzgeschichten' präsentiert eine Sammlung von fesselnden Erzählungen, die den Leser auf eine Reise durch verschiedene Welten und Zeiten führen. Mit einer klaren und prägnanten Schreibweise entführt Auburtin seine Leser in die faszinierenden Kulissen historischer Ereignisse und zeitgenössischer Stimmungen. Sein literarischer Stil ist geprägt von einer tiefen Sensibilität für die menschliche Psyche und feinen Beobachtungen der Umgebung. Die Vielfalt der Geschichten spiegelt Auburtins breites Repertoire an Themen wider, die von Romantik über Drama bis hin zu fantastischen Elementen reichen. In der Welt der Kurzgeschichten bietet dieses Buch eine Mischung aus Spannung und Nachdenklichkeit, die den Leser fesseln und zum Nachdenken anregen. Victor Auburtin, selbst ein erfahrener Geschichtenerzähler, bringt seine Liebe zur Literatur und sein Verständnis für die menschliche Natur in diesen Geschichten zum Ausdruck. Als angesehener Autor schafft er es, subtile Emotionen und komplexe Charaktere in kurzen, aber kraftvollen Erzählungen zu präsentieren. Die Leser werden durch seine einfühlsamen Darstellungen und überraschenden Wendungen in den Bann gezogen, und 'Im Trajansforum und 20 andere Kurzgeschichten' wird zu einem unverzichtbaren Begleiter für literarische Entdecker und Liebhaber gut erzählter Geschichten.

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Seitenzahl: 62

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Victor Auburtin

Im Trajansforum und 20 andere Kurzgeschichten

Skizzen

Books

- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1393-1

Inhaltsverzeichnis

Bestien
Das Krokodil und ich
Der Dieb
Der Philosoph oder Über das Wesen der Dinge
Die Brust der Natur
Die Dame mit der gestreiften Katze
Die Flucht der Katze
Die Mostrichkugel
Die Schwalbennester
Diner zu Florenz
Für Hunde
Gedanken in einem Myrtenhof
Im Trajansforum
La doulce France
Paris
Provinz
Sündenfälle
Unterhaltungen
Von Enten und von Helden
Waidmannslust
Wir Ebenbilder Gottes

Bestien

Inhaltsverzeichnis

In einer Bremer Menagerie haben zwei Königstiger Streit angefangen und sich gegenseitig zerrissen. Ein bedauerlicher Vorfall, der aber zum Glück äußerst selten ist.

Brehm erzählt, daß die Königstiger friedliche Geschöpfe sind, die nie untereinander kämpfen und die in der Gefangenschaft sich auch mit anderen Tieren auf das beste vertragen.

Manchmal wollen gewisse Menageriebesitzer zur Belustigung des Publikums einen Kampf zwischen einem Tiger und einem Löwen veranstalten. Dann weigert sich der Tiger zu kämpfen, er möchte seine Ruhe haben, und man muß ihn anstacheln, indem man ihn mit spitzen Messern sticht und mit kochendem Wasser begießt. Und es kann wohl kein Zweifel vorliegen, wer in diesem Falle die Bestie ist: der Tiger, der nicht will, oder der stachelnde Menageriebesitzer neben dem belustigten Publikum.

Durch die Natur geht das Gesetz, daß die zoologischen Objekte im allgemeinen sanft und milde sind, daß sie aber immer wilder werden, je näher sie verwandtschaftlich dem Menschen stehen und je mehr sie mit ihm zu tun haben.

Alle Raubtiere leben friedlich und verträglich unter sich; mit einziger Ausnahme des Haushundes, den wir vermanscht und verdorben haben und der in unseren Kammern den täglichen Hader des Menschen mit ansehen muß.

Die Affen sind, wie die Welt weiß, unsere nächsten Verwandten, und wir haben diese Verwandtschaft verdient; deshalb sind sie ebenso verrückt wie wir, liefern sich untereinander Schlachten und kennen sogar die Errungenschaft der Artillerie, da sie sich mit Steinen und Kokosnüssen bombardieren.

Die Ameisen haben dieselbe politische Organisation wie wir, und ebenso wie bei uns gilt als Basis ihrer Gesellschaft das Prinzip der Arbeit, auf dem seit der Paradiesespforte der Fluch Gottes des Herrn ruht; die Folge ist, daß sie ebenso wie wir nichts vom Leben haben und in unaufhörlichen wirtschaftlichen Kriegen begriffen sind.

Und dann in der tiefsten, achtlosen Tiefe das wimmelnde Gewürm der Menschen, die sich gegenseitig die Bäuche aufschneiden und die Broschüren schreiben, um zu beweisen, daß Jesus Christus dieses Bauchaufschneiden nicht nur gestattet, sondern sogar dringend empfohlen habe.

Das Krokodil und ich

Inhaltsverzeichnis

Am Vormittag ging ich ins Aquarium, um mir die Tiere anzusehen.

Das ist eines der schwersten Übel dieser Zeit, daß wir so wenig Tiere zu sehen bekommen. Die Pferde, Hunde und Katzen werden immer seltener in den Städten, die Natur zieht sich von uns zurück und überläßt uns unseren respektiven Veranstaltungen.

Deshalb also ging ich in das Aquarium, wo es, wie immer, außerordentlich voll war. Um den Schwanzmolch drängten sich Hunderte von Zuschauern, und vor den Schlangen hatten sich Schlangen gebildet. Den Haupterfolg aber konnte das große Krokodil verzeichnen, das mit dem Bauch im Wasser lag.

Das große Krokodil lag mit dem Bauch im Wasser und beschäftigte sich damit, auf sein Mittagessen zu warten. In dieser Tätigkeit ließ es sich weder durch die Neckereien noch durch die Zurufe der Beschauer stören; es hatte die Augen halb geschlossen, und um seinen für gewöhnlich so ironischen Mund spielte ein Zug von Melancholie. Lebenskünstler haben oft dicht vor dem Essen einen solchen melancholischen Zug um die Lippen.

Am Nachmittag ging ich in das Fischgeschäft, um einen Karpfen für das Fest zu kaufen.

Das Geschäft, in dem ich meine Fische kaufe, unterscheidet sich von anderen Geschäften dieser Art dadurch, daß in ihm ein Haussegen aufgehängt ist. Dieser Haussegen enthält die Worte: Wo Glaube, da Liebe; wo Liebe, da Hoffnung; wo Hoffnung, da Gott; wo Gott, da keine Not, und ist über der Bank angebracht, auf der die Fische zubereitet werden.

»Soll ich ihn gleich totmachen?« fragte mich das Fräulein und lächelte verführerisch.

Ich wäre am liebsten wieder fortgelaufen. »Wenn ich bitten darf«, sagte ich mit heiserer Stimme.

Das Fräulein trug den Karpfen auf die Bank unter dem Haussegen, wickelte ihn in ein Tuch und hieb ihm den Kopf ein. Dann drehte sie sich um und lachte uns alle an und war stolz, daß sie das so fein gemacht hatte.

Das Krokodil wird heute auch Fische zu seinem Mittagessen bekommen haben. Aber selbstverständlich besitzt dieses Krokodil keinen Haussegen mit Glaube, Liebe, Hoffnung, weil es ja zur Rasse der Reptilien gehört und deshalb keine Seele hat.

Der Dieb

Inhaltsverzeichnis

Wenn ich umziehe – was durchschnittlich alle halben Jahre einmal stattfindet –, wenn ich umziehe, wird mein Mobiliar und die ganze Zimmerflucht auf einen Handkarren geladen. Also unter anderem das Tintenfaß, die Zigarrenkiste, die Bibliothek, die aus einigen Reclambänden besteht, und der Käfig mit den weißen Mäusen. Den Karren schiebt dann mein Freund, der Wachtmeister, in die neue Wohnung. Bei schlechtem Wetter und wenn es bergauf geht, helfe ich selber ein wenig schieben.

»Man sollte«, so sagte ich vor der neuen Wohnung zu dem Wachtmeister, »man sollte den Karren hier nicht so allein stehenlassen, es könnte einer etwas stehlen.«

»Ach was, von den Sachen stiehlt Ihnen niemand etwas«, erwiderte der Wachtmeister und lachte; und wir beide gingen in das Haus und ließen den Wagen unbeaufsichtigt stehen.

Da kam der Dieb und nahm zwei Kartons von dem Karren weg. Er nahm einen schweren Karton und sagte sich: Darin hat er seine Silbersachen. Und er nahm einen leichten Karton und sagte sich: Darin hat er die Effekten. Und verschwand mit den beiden Kartons um die Ecke der Prachtstraße.

Der schwere Karton enthielt meine Steinsammlung. Das heißt alle die kleinen Stücke Schiefer, Sandstein und Kalk, die ich auf der Reise in den Gebirgen abgebrochen habe und die für mich von bedeutendem Werte waren.

In dem leichten Karton befand sich eine Kollektion von Familienphotographien: die Tante mit der Kaffeekanne, der kleine Bubi im Kinderwagen und zwölf Liebhaberaufnahmen unserer Hauskatze, die schon vor vielen Jahren gestorben ist.

Das Gesicht, das der Dieb machte, als er den Karton öffnete und die zwölf Photographien der Hauskatze erblickte, dieses Gesicht möchte ich gesehen haben. Und ebenso möchte ich wissen, was er mit allen diesen Sachen anfangen wird.

Die Bilder der Katze kann er sich ja mit Reißnägeln an der Wand befestigen; und wenn er nur ein wenig Gemüt besitzt, wird er seine Freude daran haben, weil sie ein sanftes und gutes Tier gewesen ist. Aber die Steine sind sehr unbequem; wohin man sie auch legt, sie machen Staub und Schmutzerei.

Hoffentlich kommt er nicht auf den Einfall, die Steine wegzuwerfen; denn es ist polizeilich verboten, Steine wegzuwerfen, und ich möchte nicht, daß er Unannehmlichkeiten hat.

Der Philosoph oder Über das Wesen der Dinge

Inhaltsverzeichnis

Der Philosoph saß in seinem Studierzimmer und wollte über das Wesen der Dinge nachsinnen. Aber sein weißes Kätzchen sprang auf den Tisch, schmiegte sich an den Philosophen und störte ihn in jeder Weise. Da warf er dem Kätzchen einen Champagnerpfropfen auf die Erde hin; das Kätzchen stürzte sich darauf und begann, den Champagnerpfropfen vor sich her zu jagen.

Und ungestört konnte der Philosoph nun folgendes denken: Es ist etwas. Aber was ist? Und was heißt sein? Was ist, kann nicht nichtsein, und alle Dinge sind, die nicht nichtsind.