In der Gewalt des Ritters - Rebecca Michéle - E-Book
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In der Gewalt des Ritters E-Book

Rebecca Michéle

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Beschreibung

Er erobert ihr Land – aber auch ihr Herz? Der Historische Liebesroman »In der Gewalt des Ritters« von Rebecca Michéle als eBook bei dotbooks. England, 1066. Die junge Hayla, Mündel von König Harold, fürchtet um ihr Leben, als Penderroc Castle von den Normannen eingenommen wird. Um einem Schicksal als Geisel zu entgehen, gibt sie sich als einfache Magd aus. Ihre Schönheit zieht jedoch schon bald die bewundernden Blicke des neuen Burgherrn Sir Bosgard de Briscaut auf sich – wird er sie enttarnen? Doch zu ihrem großen Erstaunen stellt Hayla fest, dass Sir Bosgard nicht der grausame Eroberer ist, den sie erwartet hat: Erst raubt er ihr einen Kuss, dann entfacht er mit seiner Ritterlichkeit ein Feuer der Leidenschaft in Hayla. Aber darf sie sich wirklich dem Feind ihres Volkes hingeben? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Historical-Romance-Roman »In der Gewalt des Ritters« von Rebecca Michéle. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 511

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Über dieses Buch:

England, 1066. Die junge Hayla, Mündel von König Harold, fürchtet um ihr Leben, als Penderroc Castle von den Normannen eingenommen wird. Um einem Schicksal als Geisel zu entgehen, gibt sie sich als einfache Magd aus. Ihre Schönheit zieht jedoch schon bald die bewundernden Blicke des neuen Burgherrn Sir Bosgard de Briscaut auf sich – wird er sie enttarnen? Doch zu ihrem großen Erstaunen stellt Hayla fest, dass Sir Bosgard nicht der grausame Eroberer ist, den sie erwartet hat: Erst raubt er ihr einen Kuss, dann entfacht er mit seiner Ritterlichkeit ein Feuer der Leidenschaft in Hayla. Aber darf sie sich wirklich dem Feind ihres Volkes hingeben?

Über die Autorin:

Rebecca Michéle, 1963 in Rottweil in Baden-Württemberg geboren, erobert mit ihren historischen Liebesromanen eine große Leserschaft. In ihrer Freizeit trainiert die leidenschaftliche Turniertänzerin selbst Tänzer.

Bei dotbooks erschienen bereits Rebecca Michéles Romane:

»Die zweite Königin«

»Die Melodie der Insel«

»Irrwege ins Glück«

»Heiße Küsse im kalten Schnee«

»Rhythmus der Leidenschaft«

»Der Ruf des Schicksals«

Außerdem erschienen von Rebecca Michéle folgende historische Liebesromane bei dotbooks:

»In den Armen des Fürsten«

»In den Fesseln des Freibeuters«

Die Website der Autorin: www.rebecca-michele.de

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eBook-Neuausgabe Juli 2020

Dieses Buch erschien bereits 2010 unter dem Titel »Geliebter Normanne« bei Knaur.

Copyright © der Originalausgabe 2010 by Knaur Taschenbuch. Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt, Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2020 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Covergestaltung: Wildes Blut – Atelier für Gestaltung Stephanie Weischer unter Verwendung mehrerer Bildmotive von © Period Images © shutterstock / Targn Pleiades / Helen Houston / Digiselector

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (tw)

ISBN 978-3-96655-317-9

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Rebecca Michéle

In der Gewalt des Ritters

Roman

dotbooks.

Prolog

Im Südosten Englands, 14. Oktober 1066

Heftiger Wind zerrte an den geschlossenen hölzernen Fensterläden. Der Luftzug, der durch die mit Lappen nur notdürftig verstopften Ritzen drang, ließ die Flammen der Talglichter unruhig flackern. Trotz der offenen Feuerstelle war es in der Kammer eisig kalt. Hayla zog fröstelnd ihren wollenen, bestickten Umhang enger um die Schultern. Sie fror erbärmlich, und die Zehen in ihren ledernen Schuhen fühlten sich wie Eiszapfen an. Die Kälte kroch aber nicht nur aus der dunklen Nacht, die sich bedrohlich über das Land gelegt hatte, sondern auch aus ihrem Inneren. Seit dem vergangenen Tag saßen Hayla und die adligen Bewohner von Fendenwic Castle in Lady Elfgivas Kammer beisammen und dachten an nichts anderes als an das Grauenvolle, was nur wenige Meilen westlich von ihnen geschah. Lady Elfgiva hatte nach dem Tod ihres Mannes vor drei Jahren die Burg geerbt, und all die Getreuen, die nicht zusammen mit König Harold den Feinden entgegenziehen konnten, hatten sich hier versammelt. Fendenwic Castle war zwar ein Festungsbau, der gut zu verteidigen war, aber es fehlte an den dafür nötigen Männern und an Waffen. Im Morgengrauen hatte Hayla das letzte Mal etwas gegessen, und obwohl ihr Magen immer wieder knurrte, verspürte sie keinen Hunger. Allein bei dem Gedanken an Essen wurde ihr übel. Lediglich an dem warmen, mit Wasser verdünnten Bier nippte sie hin und wieder, doch das Getränk hinterließ einen bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Als auf der Treppe hastige Schritte zu hören waren und kurz darauf die Tür aufgerissen wurde, zuckte Hayla angstvoll zusammen. Alle starrten wie gebannt auf den Ankömmling und hofften, endlich eine Nachricht vom Schlachtfeld zu erhalten ‒ aber es war nur eine Magd, die einen Krug frisches Bier brachte.

»Diese Warterei ist unerträglich!« Lady Elfgiva, eine ältere, großgewachsene und schlanke Dame, die in ihrer Jugend sehr schön gewesen sein musste, trommelte mit den Fingern nervös auf die Lehne des hölzernen Stuhls. »Wenn wir doch nur wüssten, was dort draußen vor sich geht …«

»Wir müssen auf König Harold vertrauen.« Scharf wie ein Schwert schnitt die Stimme eines alten, graubärtigen Mannes Elfgivas Worte ab. »Hinter dem König steht ein großes Heer, und jeder aufrichtige Angelsachse wird nicht zulassen, dass dieser … dieser … normannische Bastard auch nur einen Fuß auf unser Land setzt.«

»Bei allem Respekt, Sir Alfred, aber der Bastard ist bereits mit Tausenden bis an die Zähne bewaffneten Männern an unserer Küste gelandet.« Ein zweiter, älterer Mann, dem der rechte Arm fehlte und der deswegen nicht in den Kampf hatte ziehen können, stand schwerfällig auf. »Des Königs Heer ist wegen der vorangegangenen Schlachten gegen die Norweger im Norden des Landes stark dezimiert und geschwächt, während die Normannen ausgeruht und frisch sind.«

Sir Alfred erhob sich ebenfalls und starrte sein Gegenüber finster an.

»Auf welcher Seite steht Ihr eigentlich, Sir Leofric? So wie Ihr sprecht, könnte man glauben, Ihr wünscht dem König eine Niederlage. Wer weiß, vielleicht steht Ihr sogar heimlich mit dem normannischen Hurensohn in Kontakt und unterstützt ihn?«

Mit einer für sein Alter ungewöhnlich raschen Bewegung zog Leofric mit der linken Hand ein Messer aus seinem Gürtel, trat vor Sir Alfred und hielt ihm die Klinge an die Kehle.

»Für diese Bemerkung sollte ich Euch auf der Stelle töten!«

»Hört auf damit!« Lady Elfgiva klatschte laut in die Hände. »Da draußen stehen Tausende von tapferen und aufrechten Angelsachsen in einem Kampf auf Leben und Tod einander gegenüber, und ihr beide habt nichts Besseres zu tun, als euch zu streiten.«

Betroffen blickten die beiden Männer zu Elfgiva, und Leofric steckte seufzend das Messer zurück in die lederne Scheide.

»Ihr habt recht, Mylady, aber ich verlange eine Entschuldigung.« Auffordernd sah er Alfred an, der daraufhin lapidar mit den Schultern zuckte und undeutlich murmelte: »Ich wollte Euch keinen Verrat gegen den eigenen Vetter unterstellen, Sir Leofric. Wenn Ihr diesen Eindruck gewonnen habt, so tut es mir leid.«

Hayla hatte den Disput stumm verfolgt. Auch für sie war die Behauptung, ihr Onkel Leofric könnte sich gegen den König, seinen Vetter zweiten Grades, stellen, absurd. Sir Alfreds Unterstellung entsprang sicherlich der Anspannung, unter der sie litten, seit vor einigen Tagen alle kampffähigen Männer die Burg verlassen hatten, um sich der riesigen Streitmacht der Normannen entgegenzustellen. William, Herzog der Normandie ‒ so lautete der Name des Anführers der Feinde. Aufgrund einer eher zweifelhaften Abstammung beanspruchte dieser die Krone Englands. Sein eigenes Herzogtum jenseits des Kanals genügte ihm offenbar nicht mehr. Hayla waren Gerüchte zu Ohren gekommen, dass der frühere angelsächsische König Edward, der Bekenner, seinem normannischen Verwandten einst versprochen hatte, ihn zu seinem Nachfolger zu bestimmen. Ein Versprechen, von dem der jetzt auf dem Thron sitzende König Harold II. natürlich nichts mehr wissen wollte. Selbstverständlich glaubte und vertraute Hayla dem König, nicht nur, weil er ihr Vormund und sie sein Mündel war, sondern weil sie den König als ehrlichen und tapferen Mann kennengelernt hatte, der sich um seine Untertanen sorgte. Ihre Mutter war kurz nach ihrer Geburt gestorben, und sie war erst sechs Jahre alt gewesen, als ihr Vater in einem Kampf tödlich verwundet wurde. Da ihre Familie schon lange Harolds Familie in Freundschaft verbunden war, erklärte sich Harold ‒ damals noch Herzog von Wessex und Kent ‒ sofort bereit, sich um das Kind zu kümmern und es in seine Obhut zu nehmen.

Die letzten elf Jahre war Hayla sorglos und unbeschwert im Kreise gebildeter und vornehmer Menschen aufgewachsen. Die meiste Zeit lebte sie in Fendenwic in der Grafschaft Kent und hatte bisher weder Kummer oder gar Angst gekannt. Zwar hatte es, solange Hayla denken konnte, immer wieder kriegerische Angriffe vonseiten der Dänen gegeben, aber die Kämpfe waren weit entfernt gewesen, und der König hatte immer die Oberhand behalten. Zudem verfügte die Burg über einen steinernen, massiven Fried, in dem sich mehrere Wohnräume befanden, und war von einer hohen hölzernen Palisade umgeben. Harold hatte dafür gesorgt, dass Hayla von Gelehrten gut unterrichtet wurde. So konnte sie nicht nur Englisch lesen und schreiben, sondern war auch der französischen Sprache mächtig, und ein junger Mönch hatte sie sogar in die Grundkenntnisse des Lateinischen eingeführt. Hayla wusste, dass von ihr erwartet wurde, eine standesgemäße Ehe einzugehen. Vor allem jetzt, da ihr Vormund König von England war. Vor drei Wochen war Hayla siebzehn Jahre alt geworden, und wären nicht die immer wiederkehrenden Angriffe der Norweger auf den Norden Englands gewesen, wäre sie heute bereits verheiratet. Sie war Mandric, dem Mann, den der König für sie ausgewählt hatte, erst drei- oder viermal begegnet. Er war noch jung, nur wenige Jahre älter als Hayla, und mit seinen dunklen Haaren und Augen sah er recht gut aus. Vor allem aber stammte Mandric aus einer alten und tadellosen englischen Familie, so dass Hayla über die vom König bestimmte Verbindung angetan war. Über so was wie Liebe oder Leidenschaft machte sie sich keine Gedanken ‒ das waren Gefühle, mit denen sich die Bauernmädchen und Mägde beschäftigten. Folglich galt ihre Sorge nicht nur ihrem Vormund, sondern auch Mandric, der an der Seite des Königs dem Feind entgegengezogen war, und sie hatte am gestrigen Abend für beide Männer ein langes Gebet gesprochen.

Nachdem die beiden älteren Männer ihren Streit beigelegt hatten, legte sich erneut eine angespannte Stille über die Kammer, in der alle auf eine Nachricht vom Schlachtfeld warteten. Keinen Moment zweifelte sie daran, dass der König die feindlichen Eindringlinge schlagen und wieder aus England vertreiben würde, dennoch ließ die Unruhe sie nicht los, denn niemand wusste über die Größe und Stärke des normannischen Heeres Bescheid.

Als gegen Morgengrauen ‒ keiner der Burgbewohner hatte in dieser Nacht auch nur ein Auge zugetan ‒ Hufgetrappel zu hören war und zwei schmutzige und erschöpfte Reiter in den Burghof galoppierten, atmete nicht nur Hayla erleichtert auf. Nichts war schlimmer als die Ungewissheit. Unverzüglich wurden die beiden Boten zu Sir Leofric und Sir Alfred in die Kammer geführt, doch als Hayla einen Blick in ihre Gesichter warf, ahnte sie, welche Nachricht die Männer brachten.

»Wir sind geschlagen!« Der Bote keuchte, griff dankbar nach dem gefüllten Bierbecher, den Hayla ihm reichte, und leerte ihn in einem Zug. »Der König ist tot …«

»Nein!«, rief Lady Elfgiva und erbleichte. »König Harold darf nicht tot sein! Das ist unmöglich.«

»Es tut uns leid, Euch solch furchtbare Nachrichten überbringen zu müssen, aber ich habe selbst gesehen, wie sein Körper von einem normannischen Schwert durchbohrt wurde. Er ist tot, ebenso seine Brüder und beinahe alle Männer des Hochadels, die an des Königs Seite kämpften.«

»Nur wenigen gelang die Flucht«, ergänzte der zweite Bote, der sich zwischenzeitlich ebenfalls erfrischt hatte, den Bericht. »Das Heer des Normannen war dem unseren um ein Vielfaches überlegen, und jetzt zieht William mordend und brandschatzend durch das Land in Richtung London. Es ist zu befürchten, dass er gegen Abend Fendenwic erreicht.«

Ängstlich presste Hayla beide Hände auf ihr pochendes Herz. König Harold tot, und die Normannen waren auf dem Weg hierher! Auch Lady Elfgiva erkannte den Ernst der Lage und trat zu Hayla.

»Du musst fort, Mädchen. Auf der Stelle.«

»Fort? Aber wohin denn? Nein, ich lass Euch nicht allein, Tante, ich …«

»Halt den Mund«, unterbrach Lady Elfgiva ungewöhnlich harsch. »Wir haben dem König versprochen, dich in Sicherheit zu bringen, sollte ihm etwas geschehen. Es ist alles vorbereitet.« Ihr Blick ging zu den Männern. »Sir Leofric, Sir Alfred … Ihr wisst, was zu tun ist.«

Hayla schüttelte verwundert den Kopf.

»Aber Ihr flieht mit mir, nicht wahr, liebe Tante? Ihr lasst mich nicht allein.«

Für einen Moment schloss Elfgiva die Augen und seufzte, dann schüttelte sie den Kopf.

»Nein, mein Kind, wir müssen alles tun, die Aufmerksamkeit Williams von dir abzulenken.«

»Das verstehe ich nicht«, beharrte Hayla. »Dieser Normanne kennt mich doch gar nicht, und der König hat noch mehrere Mündel …«

»Schluss jetzt!« Sir Leofric trat zu Hayla und ergriff ihren Arm. »Du wirst tun, was wir dir sagen. Es ist alles vorbereitet, ganz so, wie der König es gewünscht hat.« Ein gequältes Lächeln verzerrte Leofrics Gesicht. »Offenbar hatte er doch mit einer Niederlage gerechnet. Rasch, Mädchen, beeil dich, wir haben keine Zeit zu verlieren.«

Der Morgennebel legte sich wie ein Leichentuch über das Land, als Sir Alfred, Sir Leofric und zwei Knappen in vollem Galopp das Tor von Fendenwic passierten und die Pferde unnachgiebig in Richtung Westen antrieben. Man hatte Hayla nicht gestattet, mehr als ein zweites Gewand mitzunehmen, denn sie konnten sich nicht mit Gepäck belasten.

Hayla war seit ihrer Kindheit an Pferde gewöhnt und eine gute Reiterin. Sie konnte mit den Männern mühelos mithalten, doch sie hatte keine Ahnung, wohin der Ritt gehen sollte. In ihr war alles in Aufruhr, aber die Eile des Morgens verdrängte die Trauer um König Harold, den Hayla wie einen Vater geschätzt und geachtet hatte. Instinktiv wusste sie, dass sich ihr Leben dramatisch verändern würde.

Kapitel 1

Cornwall, England, November 1067

Hayla erwachte vom Klappern ihrer Zähne, die in der Kälte aufeinanderschlugen. Der Herbst war kalt und stürmisch in den Westen des Landes gezogen, und es regnete seit zwei Wochen beinahe ohne Unterlass. Die einzige Fensteröffnung in Haylas Kammer war zwar mit einer feingeschabten Tierhaut bespannt, aber es gab in dem kleinen Turmzimmer keine Feuerstelle. Seufzend erhob sich Hayla von ihrem Lager, auf dem sie in ihren Kleidern geschlafen hatte, um es wenigstens ein wenig warm zu haben. Schnell schlüpfte sie in die Holzpantinen, wusch sich Hände und Gesicht mit dem eiskalten Wasser, das sie am Abend vorher aus dem Brunnen geholt hatte. Die Geräusche von draußen sagten ihr, dass die Menschen der Burg bereits wach waren und ihrer Arbeit nachgingen, darum beeilte sie sich, ebenfalls ihren Pflichten nachzukommen.

Die große Halle war neben der Küche der einzige Raum der Burg, in dem es eine Feuerstelle gab. Hier herrschte bereits reger Betrieb. Rund zwei Dutzend Männer und Frauen, die in der Halle genächtigt hatten, begannen ihr Tagwerk. Hayla trat an das Feuer und hielt ihre Hände über die Flammen. Die Wärme tat gut, und langsam verblasste die bläuliche Verfärbung ihrer Haut. Eine alte Frau mit schlohweißem Haar, das in dünnen Strähnen um ihren Kopf hing, und gebeugtem Rücken trat aus dem niedrigen Durchgang zur Küche und reichte Hayla einem Becher warme Milch. Das Mädchen nahm das Getränk dankbar entgegen und trank hastig.

»Danke, Waline, die Milch tut gut.« Hayla warf einen Blick in die Runde. »Ich weiß, du möchtest, dass ich oben in der kalten Kammer schlafe, aber in der Halle brennt Tag und Nacht ein wärmendes Feuer. Lass mich doch bitte bei den anderen unten schlafen. Hier ist es viel wärmer, und der Winter kommt erst noch …«

Das Gesicht der alten Magd war zwar von Falten durchfurcht, aber ihre braunen Augen waren wach und aufmerksam, und sie sah Hayla streng an.

»Ich habe es dir bereits im letzten Jahr erklärt, Mädchen. Das Gesindel ist kein Umgang für dich.« Sie trat näher zu Hayla und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Niemand ‒ und ich sage ausdrücklich: niemand! ‒ darf erfahren, wer dein Vormund war.«

»Gerade deshalb ist es auffällig, wenn ich in einer eigenen Kammer schlafe«, wandte Hayla ein. »Ich verstehe ja, warum meine Abstammung nicht bekannt werden darf, aber mache ich mich durch diese Absonderung nicht erst recht verdächtig? Manche der Leute tuscheln, warum du mich wie eine Glucke bemutterst.« Als Hayla sah, wie ein Schatten über Walines Gesicht fiel, fugte sie rasch hinzu: »Versteh mich nicht falsch, du bist wirklich wie eine Mutter zu mir, und ich bin froh und dankbar, dass es dich gibt, aber wie lange sollen wir dieses Spiel noch treiben?«

Waline presste kurz die Lippen zusammen, dann zischte sie: »Der gute Sir Leofric, Gott sei seiner armen Seele gnädig, hat mich bei meinem Blute schwören lassen, dass ich mich um dich kümmere und dich beschütze ‒ wenn nötig mit meinem Leben. Lass die Leute reden, sie hören auch wieder auf. Sie werden denken, dass ich dich nur behüten möchte. Mädchen, du hast ja keine Ahnung, was das Pack, das in der Halle nächtigt, so alles macht. Allein der Gedanke daran treibt mir die Schamröte in die Wangen. Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass du dich unter sie mischst.«

Nur zu gerne wollte Hayla erfahren, was nachts in der Halle vor sich ging, von dem sie die alte Magd fernhielt. Deswegen war sie des Nachts schon öfter heimlich aus ihrer Kammer heruntergeschlichen, aber außer schnarchenden und grunzenden Lauten hatte sie in der Dunkelheit nichts bemerkt. Zudem musste sie höllisch aufpassen, nicht von Waline entdeckt zu werden. Diese behandelte sie zwar wie eine einfache Magd und übertrug ihr vielfältige und schwere Arbeiten, hielt sie aber ansonsten von den anderen Burgbewohnern ab.

Als Hayla, Sir Leofric, Sir Alfred und ihre Begleiter vor über einem Jahr nach einem tagelangen, wilden Ritt in den äußersten Westen Englands endlich Penderroc Castle, das den Namen Burg kaum verdiente, erreicht hatten, war sie Waline anvertraut worden. Sir Leofric hatte lange mit der alten Frau gesprochen, aber Hayla hatte über den Inhalt des Gespräches nichts erfahren. Sie hatte nur mitbekommen, dass Penderroc Castle der Stammsitz von Sir Leofrics Familie war. Sir Alfred und die beiden Knechte waren gleich wieder zurückgeritten, Sir Leofric hatte sich jedoch nicht wohl gefühlt. Er bekam hohes Fieber und starb nur drei Wochen nach ihrer Ankunft. Waline hatte Hayla eingeschärft, niemanden wissen zu lassen, woher sie kam und in welcher Beziehung sie zu dem gefallenen König Harold stand. Damals hatte Hayla sich ohne Widerrede in alles gefügt, denn die Normannen zogen plündernd und mordend durch das Land. König Harold war tot, und die Männer von jenseits des Kanals waren nun die neuen Herrscher der Insel. Damals war Hayla in einer Art völliger Ungläubigkeit, dass England nicht mehr den Engländern gehörte, gefangen, doch seitdem war über ein Jahr vergangen …

»Waline, ich glaube nicht, dass die Normannen nach Cornwall kommen«, sprach Hayla ihre Gedanken aus. »Von Reisenden hören wir, dass sie sich vor allem im Süden und Osten ausbreiten. Hierher in den Westen ist bisher kein Normanne vorgedrungen. William, der sich zum König von England krönen ließ, hat London zu seinem Wohnsitz bestimmt und zeigt wenig Interesse an der westlichen Gegend. Müssen wir uns also immer noch fürchten? Wir leben hier doch ruhig und friedlich und … Aua! Lass mich los, du tust mir weh!«

Blitzschnell hatten sich Walines Finger um Haylas Handgelenk geschlossen, und sie zog das Mädchen dicht an sich heran.

»Die Gefahr ist noch lange nicht vorbei«, zischte die Magd ihr ins Ohr. »Sie werden kommen, da kannst du sicher sein. Bisher haben wir hier wie früher leben können, aber die Normannen werden ihre Herrschaft ausdehnen. Offenbar fürchten sie im Westen keinen Aufstand, da William noch niemand nach Cornwall geschickt hat, aber sie werden kommen. Und dann gnade uns Gott!«

Seit Sir Leofrics Tod hatten die Knechte und Mägde das Haus und das Land weiter bewirtschaftet wie zuvor. Da Sir Leofric ohne Angehörige gestorben war, hatte bisher niemand Anspruch auf Penderroc Castle angemeldet. Natürlich war Hayla nicht so naiv zu glauben, dass die Normannen nicht früher oder später auch in Cornwall alles in Besitz nehmen würden. Zu allem Unglück war der letzte Sommer und Herbst kühl und nass gewesen, und es hatte eine schlechte Ernte gegeben. Hayla hatte zum ersten Mal in ihrem Leben Hunger gelitten und gelernt, was es heißt, ein Kleid zum vierten oder fünften Mal zu stopfen, anstatt sich ein neues zu nähen. Aber sie beklagte sich nicht. Da es in Penderroc weder Bücher, Musikinstrumente noch sonstige Möglichkeiten der Zerstreuung gab, war sie dankbar über die viele Arbeit, von der sie am Abend erschöpft auf ihre Bettstatt sank und stets tief und traumlos schlief.

Aus Fendenwic hatte Hayla keine Nachricht mehr erhalten. Sie wusste nicht, was aus Sir Alfred und Lady Elfgiva geworden war, ebenso wenig hatte sie von ihrem Verlobten Mandric gehört. Die Vermutung, er sei wie so viele andere bei Hastings gefallen, lag nahe. Selbst wenn er die Schlacht überlebt haben sollte ‒ es war allgemein bekannt, dass König William den Anhängern Harolds gegenüber keine Gnade kannte und sie hinrichten ließ. Auch wenn Hayla Mandric nicht geliebt hatte, so trauerte sie dennoch um ihn, denn er war viel zu jung gestorben. Manchmal kamen Flüchtlinge aus dem Osten des Landes nach Penderroc Castle, und sie erzählten Schreckliches. Der neue König ließ im Südosten des Landes einen Befestigungsring bauen und errichtete in der Stadt London eine mächtige Festungsburg. Im ganzen Land wurde enteignet, gebrandschatzt und gemordet ‒ offenbar sollten alle Angelsachsen ausgerottet werden. Manchmal fragte sich Hayla, ob die Berichte nicht doch übertrieben waren, denn so grausam konnte kein Mensch sein. William, den man inzwischen auch den Eroberer nannte, hatte recht leicht Englands Krone erlangt und schlug die immer wieder aufkommenden kleinen Aufstände mühelos nieder. Hayla war keinesfalls bereit, ihre Herkunft zu vergessen, aber England hatte nun einen neuen König, und was sollte sie, eine junge, schwache Frau, gegen ihn ausrichten können? Sie war nicht feige, erkannte jedoch, wann es sinnlos war zu kämpfen. Ihr blieb keine andere Wahl, als sich in ihr Schicksal zu fügen.

»Gleichgültig, was das Schicksal für uns bereithält ‒ du darfst niemals vergessen, wer und was du bist. Eine aufrechte Angelsächsin, die es ihrem Volk schuldig ist, sich nicht einfach der Knechtschaft der Normannen zu beugen. Und die stets das Andenken an den guten König Harold in ihrem Herzen bewahrt.«

Rasch trat Hayla zu Waline und legte zärtlich eine Hand auf ihren Unterarm. Die alte Magd war die Einzige, die freundlich zu ihr war, und Hayla wollte sie nicht verletzen.

»Es tut mir leid, Waline. Niemals werde ich vergessen, dass ich Angelsächsin bin, und ich werde es immer bleiben. Nie werde ich den normannischen Bastard, der sich jetzt König nennt, anerkennen und einem Normannen auch nur ein freundliches Wort oder gar ein Lächeln schenken. Allerdings verstehe ich nicht, warum du weiterhin ein solches Geheimnis um meine Abstammung machst und ich mich weiterhin als einfaches Bauernmädchen ausgeben muss? Gut, ich mag das Mündel des toten Königs gewesen sein, aber das ist nach so vielen Monaten doch ohne Bedeutung. Was hätte der Normanne William davon, wenn er mich einsperrt oder mir gar etwas antut? Alle, die mit König Harold sympathisiert haben, sind entweder tot, oder sie haben sich auf die Seite der neuen Herrscher geschlagen. Zudem bin ich nur eine schwache Frau, die sicher keinen Aufstand gegen den Normannen auf Englands Thron anzetteln wird.«

Waline wusste, worauf Hayla anspielte. Nach der Schlacht bei dem Dorf Hastings, die auch »Die Schlacht am grauen Apfelbaum« genannt wurde, war die gesamte Blüte des angelsächsischen Adels vernichtet worden. Lediglich vier Personen gab es noch, die William gefährlich werden konnten: der exkommunizierte Erzbischof von Canterbury, zwei einst mächtige Earls aus dem Norden und ein halbwüchsiger Junge, von dem niemand genau wusste, wer er war und wie er hieß, der aber einen ebenfalls weitläufigen Anspruch auf die Krone Englands hatte. Die vier hatten zusammen mit einer Handvoll Bauern und Arbeitern versucht, William, den Eroberer, anzugreifen, aber dieser zog um London, wo sich die Aufständischen verschanzt hatten, einen Belagerungsring und schnitt die Stadt somit von jedem Nachschub an Lebensmitteln ab. Die kleine Gruppe, die zahlenmäßig sowieso nichts gegen die normannische Streitmacht hätte ausrichten können, musste bald aufgeben, und ihre Anführer wurden hingerichtet. Die Übrigen waren seitdem ergebene Untertanen des neuen Herrschers.

»Für ein Mädchen bist du viel zu gescheit«, murmelte Waline.

Hayla lachte. »Weil ich lesen und schreiben kann?«

»Nicht nur deswegen, sondern weil du einen wacheren und klareren Verstand als so mancher Mann hast. Du begreifst Zusammenhänge schneller als andere, denen man sie mehrmals erklären muss.«

Hayla schenkte der Magd einen liebevollen Blick und sagte leise: »Du sprichst aber auch nicht so, wie man es von einer Magd erwartet. Waline, du hast nie etwas über deine Vergangenheit verlauten lassen. Ich vermute, dass du nicht immer eine einfache Magd warst, sondern auch mal bessere Zeiten erlebt hast.«

Für einen kurzen Moment flog ein Schatten über Walines Gesicht, dann sagte sie betont forsch: »Genug jetzt, Mädchen, und geh an die Arbeit. Es gibt viel zu tun, bevor der Winter kommt.«

Waline blickte Hayla lange nach, als diese leichtfüßig die Halle verließ, um an ihre Arbeit zu gehen. Sie war ein schönes Mädchen ‒ mittelgroß, mit einem wohlproportionierten Körper. Das Schönste an Hayla aber war ihr schwarzes Haar, das sich, wenn sie es offen trug, in üppigen Wellen bis auf ihre Hüften ergoss. In Kontrast zu der dunklen Lockenpracht fielen Haylas heller Teint und ihre veilchenblauen Augen, in denen stets ein wissender Ausdruck lag, jedem sofort ins Auge, der sie betrachtete. Waline seufzte und griff nach einem Kessel, um ihn über das Feuer zu hängen, aber ihre Gedanken waren nicht bei der Arbeit. Es stimmte, was sie zu dem Mädchen über ihren wachen Verstand gesagt hatte. Hayla dachte zu viel nach, stellte zu viele Fragen und zog Schlüsse aus Dingen, die sie eines Tages vielleicht auf die richtige Spur brachten. Das durfte niemals geschehen! Nie durfte Hayla die Wahrheit erfahren! Waline hatte Sir Leofric auf dessen Totenbett versprochen, sich bis zu ihrem letzten Atemzug um Hayla zu kümmern, das Mädchen zu beschützen und niemals auch nur eine Silbe über das Geheimnis, das Leofric ihr anvertraut hatte, verlauten zu lassen. Sollte sie das tun, würde ihr, Waline, die Zunge im Mund zu einem schwarzen Klumpen verfaulen. Haylas Leben wäre nichts mehr wert, wenn die Normannen Kenntnis von ihrer Existenz erhielten. Zweifelsohne würde man sie töten. Waline seufzte laut und wandte sich ihrer Arbeit zu. Es war an der Zeit zu kochen, und so warf sie kleingeschnittenes Wurzelgemüse in den Kessel mit dem kochenden Wasser. Sie verstand, dass das Mädchen in der Abgeschiedenheit Cornwalls unglücklich war und sich nach Unterhaltung sehnte, aber hier war sie wenigstens sicher. Jedenfalls im Moment noch, denn Waline hatte keinen Zweifel daran, dass die Normannen früher oder später auch nach Cornwall Vordringen und hier ebenso grausam und brutal wüten würden wie im restlichen Land. Und wie sollte dann sie, eine alte und von der Arbeit gebückte Magd, das Mädchen beschützen?

Die Wolken rissen hier und da auf, aber die Sonne wärmte um diese Jahreszeit nicht mehr. Es blies ein scharfer, kalter Wind, und Hayla zog den groben Umhang enger um ihren Körper. Mit schnellen Schritten ging sie über das abgeerntete Feld in Richtung Osten auf den nahen Wald zu, um Holz zu sammeln. Als sie die ersten Bäume erreicht hatte, ließ ein Geräusch, das wie das Niesen eines Menschen klang, sie erstarren. Von Walines eindringlicher Warnung aufgeschreckt, blickte sie sich in der Erwartung, gleich von einer Horde Normannen überfallen zu werden, hastig um. Schimmerte da hinten in dem Gebüsch nicht ein Stück Stoff durch die Äste? Hayla nahm ihren ganzen Mut zusammen und rief: »Wer ist da? Zeigt Euch!«

Als Antwort hörte sie ein leises Weinen, dann eine flüsternde und jung klingende Stimme.

»Sei still, bitte sei still!«

Entschlossen ging Hayla auf das Gebüsch zu. Sie wähnte sich nicht mehr in Gefahr, sondern glaubte eher, dass jemand Hilfe brauchte. Als sie die Äste auseinanderschob, blickte sie in das Gesicht eines Jungen, kaum älter als dreizehn oder vierzehn Jahre. Neben ihm kauerte ein kleines, blondes Mädchen, das am ganzen Körper zitterte und dem die Tränen unaufhaltsam über die Wangen liefen.

»Eric … Hilda …«, rief Hayla erschrocken. Sie erkannte die Kinder sofort. Sie gehörten zu einem Bauernhof ungefähr vier Meilen in östlicher Richtung und hatten bei der letzten Ernte auf Penderroc mitgeholfen.

»Du bist es … Gott sei Dank …« Die Erleichterung, Hayla zu sehen, stand dem Jungen ins Gesicht geschrieben. »Ich fürchtete, es wären die Normannen.« Er war ebenso wie seine kleine Schwester Hilda schmutzig und voller Schürfwunden.

»Normannen? Hier in Cornwall?«, rief Hayla erschrocken, dann bemerkte sie, dass der Ärmel seiner Tunika am linken Unterarm blutgetränkt war.

»Du bist verletzt!«

Er nickte und schlang den unverletzten Arm um seine am ganzen Körper bebende Schwester.

»Die Normannen … sie sind da …«, stieß er voller Angst aus. »Vater … er ist tot …«

Hayla nahm den zitternden Jungen in die Arme und versuchte, ihn zu beruhigen, obwohl sie selbst vor Angst erstarrt war. Aber sie konnte ihm nicht zeigen, wie sehr sie sich fürchtete, und wollte ihn und seine Schwester schnell nach Penderroc bringen. Nun war es also wahr ‒ die Feinde kamen näher, und es gab keine Möglichkeit zur Flucht.

»Kommt mit nach Penderroc, wir müssen deine Wunde versorgen«, sagte sie leise. »Ist deine Schwester auch verletzt?«

»Ich … nein … ich glaube nicht … jedenfalls nicht sehr.« Als Hayla Eric stützen wollte, schüttelte er den Kopf. »Es geht schon, aber Hilda ist furchtbar erschöpft.«

Hayla nahm das zitternde Kind auf die Arme, und so schnell sie konnten, eilten sie in die sichere Burg zurück.

Tapfer biss Eric die Zähne zusammen, und kein Laut kam über seine Lippen, als Waline die Wunde mit warmem Kamillensud auswusch, aber die Schweißperlen auf seiner Stirn und die fahle Blässe seiner Wangen bewiesen, welch starke Schmerzen er haben musste. Die kleine Hilda war auf dem Strohlager neben der Feuerstelle eingeschlafen, als Hayla ihr ein paar Schlucke warmes Bier eingeflößt hatte. Nachdem Waline Erics tiefe Schnittwunde mit sauberen Leinenstreifen verbunden hatte, griff auch er zu dem Becher und trank durstig.

»Was ist geschehen?«, fragte Hayla und sah den Jungen mit vor Angst geweiteten Augen an. Es gelang ihr nicht, das Zittern ihrer Hände zu verbergen, auch ihre Stimme schwankte, als sie fortfuhr: »Auch wenn es dir schwerfallt, darüber zu sprechen, wir müssen wissen, was passiert ist.«

Erics Blick verdunkelte sich, und seine Stimme stockte, als er leise sagte: »Sie waren auf einmal da. Normannen … bis an die Zähne bewaffnet … Hunderte …«

Hayla dachte, dass es wohl nicht so viele sein konnten, da Eric weder lesen, schreiben noch rechnen konnte, so musste ihm eine größere Anzahl von Männern wie hundert oder mehr erscheinen. Daher schwieg sie und sah ihn auffordernd an weiterzusprechen.

»Vater verriegelte die Tür, aber die Männer brachen sie einfach auf. Sie brüllten uns zornig an, doch wir verstanden ihre Sprache nicht. Dann trat ein kräftiger, böse aussehender Mann in den Raum und befahl uns in schlechtem Englisch, den Hof sofort zu verlassen, weil er jetzt ihm gehört. Als Vater mit einem Knüppel die Eindringlinge aus unserem Haus treiben wollte, zog der Mann sein Schwert und …« Erics Stimme brach, und zwei Tränen kullerten über seine Wangen. »Er war sofort tot, und dann stürzte sich mein Bruder mit einem Schrei auf den Mörder, aber auch dieses Mal war das Schwert schneller. Hilda und mich hatten die Männer noch nicht bemerkt, denn wir kauerten in einer Ecke. Als die Männer dann meinen toten Vater … untersuchten, packte ich Hilda an der Hand, und wir rannten, so schnell wir konnten, davon. Zwei Männer verfolgten uns …«

Erics Stimme brach, und erneut kullerten Tränen über seine Wangen. Verlegen wischte er sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Hayla legte eine Hand auf seinen gesunden Arm.

»Es braucht dir nicht peinlich zu sein, Angst zu haben. Wir fürchten uns ebenso.«

»Aber ich hätte etwas tun sollen!«, rief Eric. »Irgendetwas … stattdessen bin ich einfach nur davongelaufen.« Als weder Hayla noch Waline antworteten, fuhr er mit gesenktem Blick fort: »Ich stolperte und fiel, spürte die Klinge eines Schwertes an meinem Arm. Ich erwartete den Tod, dachte, Hilda und ich würden nun auch sterben, aber dann rief der eine, offenbar der Anführer, irgendetwas, und die beiden Normannen ließen uns einfach liegen.«

»Ihr habt großes Glück gehabt«, murmelte Hayla. »Wahrscheinlich hat er euch entkommen lassen, weil ihr noch Kinder seid.«

»Kinder!« Eric schoss hoch, und seine Augen funkelten wild. »Ich bin ein Mann und werde jeden Einzelnen der Männer eigenhändig töten! Es war feige zu fliehen, ich schäme mich dafür. Ich hätte …«

»Dich und deine Schwester ebenfalls töten lassen sollen?«, unterbrach Hayla scharf und schüttelte den Kopf. »Es ist nicht feige zu fliehen, wenn man nicht siegen kann.« Hayla bemerkte, dass sie Erics Stolz verletzt hatte, und fugte rasch hinzu: »Außerdem trägst du für Hilda Verantwortung. Du hast ihr Leben gerettet. Darauf kannst du stolz sein.«

Eric schien nicht überzeugt und senkte den Blick.

»Es ist nur gut, dass Mutter das nicht mehr erleben musste.«

Waline trat hinter den Jungen und legte beruhigend eine Hand auf seine Schulter. Erics Mutter war vor rund fünf Monaten zusammen mit ihrem ungeborenen Kind gestorben. Waline hatte damals vergebens versucht, ihr Leben zu retten.

»Hast du verstehen können, ob der Normanne noch etwas gesagt hat?«, fragte Hayla.

Eric nickte, und Angst stand in seinen Augen.

»Er meinte, ab jetzt gehöre ihm das ganze Land hier. Und als Nächstes würde er sich Penderroc Castle vornehmen.« Er richtete verzweifelt seinen Blick auf Hayla. »Sie kommen hierher … vielleicht schon heute … Ihr müsst fliehen … Der Mann, der meinen Vater und Bruder erschlagen hat, ist der neue Herr von Penderroc. Er sieht wild und hässlich aus, und er ist grausam. Als er Vater tötete, hat er laut gelacht und sich daran erfreut, wie das Blut aus dem Leib meines Vaters strömte. Hayla … Waline … er wird uns alle töten!«

Kapitel 2

London, zur selben Zeit

»Hört auf, andauernd auf und ab zu laufen, und setzt Euch endlich hin, Sir Bosgard!«

Es war kein Wunsch, sondern ein Befehl des Königs, und Bosgard de Briscaut ließ sich seufzend auf den nächstbesten Stuhl fallen.

»Verzeiht, mein König, aber die Untätigkeit und dazu dieser andauernde Regen machen mich ruhelos.«

König William, von allen inzwischen der Eroberer genannt, lächelte verständnisvoll und deutete mit einer Handbewegung auf den Tisch.

»Trinkt noch einen Becher mit heißem Würzwein, Sir Bosgard. Er wärmt den Körper von innen und beruhigt die Gedanken. Hoffentlich lässt das Wetter zu, dass die Schiffe mit neuen Weinlieferungen aus Frankreich noch vor Weihnachten die Küste anlaufen können, denn das hier gebraute Bier schmeckt mir zu fade. Ich werde sehen, ob sich in England Wein anbauen lässt, um die Kosten des Transportes zu sparen. Das ist auch so ein Punkt, in dem diese Angelsachsen dermaßen rückständig sind und wir ihnen Fortschritt beibringen müssen. Wie in so vielen anderen Dingen auch.«

Bosgard grinste.

»Unsere Barbiere haben hier jedenfalls eine Menge Arbeit.«

Der König zögerte nur kurz, dann lachte er schallend und hieb sich auf den Schenkel.

»Es war mir ja bekannt, dass diese Angelsachsen Barbaren sind, aber mit ihren langen Haaren und den wilden Bärten sehen sie wirklich furchterregend aus.«

»Aber Ihr, mein König, habt sie gelehrt, wer hier zum Fürchten ist.«

König William kratzte sich an seinem bartfreien Kinn und bemerkte dann ernst: »Ein anständiger Haarschnitt und eine gute Rasur machen noch keinen Herrscher aus, Bosgard. Dazu gehört viel mehr, und es wird eine Arbeit von Jahren, wenn nicht Jahrzehnten sein, dieses Land zu kultivieren. Ihr seht also, mein Freund, es gibt viel zu tun, und dafür benötige ich Eure Hilfe.«

Bosgard de Briscaut leerte seinen Becher, wischte sich die Tropfen mit dem Ärmel von den Lippen und sagte: »Mein König, ich danke Euch für das großzügige Geschenk, für den Landbesitz im Westen, aber ich meine, ich sollte dort selbst nach dem Rechten sehen, anstatt einen meiner Ritter zu entsenden.«

König William kratzte sich erneut an seinem glattrasierten Kinn und blickte Bosgard skeptisch an.

»Was wollt Ihr im äußersten Westen des Landes, Sir Bosgard? Ich gab Euch das Land, damit Ihr ein gesichertes Einkommen habt, das Euch einen gewissen Lebensstandard am Hof erlaubt. Ich bin sicher, Ritter Ralph wird sich um Euren Besitz kümmern und dafür sorgen, dass Ihr bald die ersten Einkünfte erhaltet. Ihr könnt Ralph Clemency doch vertrauen, ist er nicht ein Verwandter von Euch? Ein Cousin, nicht wahr?«

Bosgard schüttelte den Kopf und seufzte.

»Ritter Ralph ist mein Schwager, der Mann meiner verstorbenen Schwester. Allerdings ist unsere Beziehung zueinander … eher schwierig. Ich will offen sein, mein König, ich war mit der Wahl meiner Schwester nicht einverstanden.«

Der König nickte verstehend.

»Ich kenne den Mann kaum, weiß jedoch, dass er aus niedrigem Adel stammt und damit Eurer Familie nicht ebenbürtig ist. Allerdings habe ich erfahren, dass er bei Hastings tapfer gekämpft hat, daher habe ich ihn mit der Aufgabe, Eure westlichen Besitzungen unter Kontrolle zu bringen, beauftragt. Ein eigenes Stück Land kann ich ihm nicht geben, dafür ist er von zu geringer Herkunft.«

Ja, Ralph Clemency hatte sich bei der Eroberung Englands wacker geschlagen, und Dutzende waren durch sein Schwert gestorben, aber er war dabei äußerst grausam vorgegangen. Diese Gedanken behielt Bosgard für sich.

»Ihr werdet, wenn Ihr London verlasst, ein paar gebrochene Herzen zurücklassen, Bosgard.« Der König schmunzelte. »Besonders Lady Constance wird sich die Augen ausweinen.«

»Ich habe mich der Lady gegenüber immer angemessen verhalten, Sire, und nie etwas gesagt oder getan, woraus sie falsche Schlüsse ziehen könnte …«

»Lady Constance wäre jedoch eine passende Braut für Euch«, unterbrach König William. »Sie ist die Tochter eines von mir geschätzten Gefolgsmannes, zudem reich und ‒ soweit ich es beurteilen kann ‒ auch außergewöhnlich schön. Ihr braucht auf Eurem Gut eine Herrin.«

Bosgard hob seufzend die Hände und schüttelte den Kopf.

»Verzeiht, Sire, aber ich verspüre nicht den Wunsch zu heiraten.« Jedenfalls nicht Lady Constance, fügte er in Gedanken hinzu, denn die junge Frau verfolgte ihn seit Monaten mit schmachtenden Blicken, obwohl er nie mehr als ein paar höfliche Worte mit ihr gewechselt hatte. Bosgard wäre froh, aus ihrer Reichweite zu entkommen.

»Ihr solltet es Euch gut überlegen, Bosgard. Ich würde eine Vermählung von Lady Constance und Euch sehr befürworten.«

Bosgard wurde einer Antwort enthoben, da ein Ritter zum König trat und ihm eine Nachricht überbrachte, die William aufmerksam studierte. Bosgards Gedanken schweiften zu seinem Schwager. Ralph Clemency stammte aus einer einfachen und unvermögenden normannischen Familie, aber Bosgards Schwester Joan hatte sich Hals über Kopf in den wagemutigen und starken Krieger verliebt. Ihre Eltern hatten der blonden und zarten Schönheit noch nie einen Wunsch abschlagen können und somit der Heirat zugestimmt. Leider starb Joan nur zwei Monate nach der Hochzeit an einem Fieber. Die Familie de Briscaut war seit Jahren mit dem Herzog der Normandie verbunden und über mehrere Ecken sogar mit ihm verwandt, so war es keine Frage, dass sich Bosgard wie auch Ralph William anschlossen, als dieser ein Heer zusammenzog und nach England aufbrach, um sich die ihm zustehende Krone Englands aufs Haupt zu setzen. Da Bosgard der Zweitälteste Sohn war und sein Bruder den väterlichen Besitz in der Normandie erben würde, blieb für ihn ohnehin nur die Laufbahn eines Ritters, denn für den Klerus und damit für eine kirchliche Laufbahn hatte er nicht viel übrig. Seit Bosgard und Ralph jedoch in England waren, hatte Bosgard seinen Schwager von einer Seite kennengelernt, die ihm nicht gefiel. Ralph gab sich nicht damit zufrieden, Menschen zu besiegen und ‒ wenn es nötig war ‒ zu töten, sondern er liebte es, sie zu quälen und sich an ihrem Elend zu weiden. Seinen Knappen schlug er regelmäßig wegen der kleinsten Kleinigkeit, sein Pferd behandelte er besser als die Menschen, die ihm dienten. So war Bosgard einerseits erleichtert gewesen, als der König Ralph gen Westen und damit fort vom Hof sandte, andererseits befürchtete Bosgard, Ralph würde auf seinem neuen Besitz Angst und Schrecken verbreiten, anstatt das Gut profitabel zu bewirtschaften. Er hatte Ralph zwar eindeutige Befehle erteilt, aber dieses Cornwall war weit von London entfernt, und Bosgard hatte seine Zweifel, dass Ralph sich ihm gegenüber loyal verhalten würde.

Als der König das Schreiben zu Ende gelesen hatte und sich erhob, stand Bosgard ebenfalls auf.

»Wenn Ihr erlaubt, würde ich mich gerne zurückziehen.«

William nickte und trat vor Bosgard. Beide Männer waren etwa gleich groß, aber Bosgards Schultern waren breiter und muskulöser und seine Hüften schmaler. Sein blondes Haar trug er der Mode entsprechend im Nacken und Hinterkopf ausrasiert, allerdings fiel es ihm in einer Tolle in die Stirn. Die Frisur brachte Bosgards eckiges, markantes Kinn gut zur Geltung.

»Mein Freund, ich sehe, wie es Euch von den Annehmlichkeiten, die mein Hof Euch zu bieten hat, fortzieht.« Der König lächelte mit einem Anflug von Spott. »Ihr scheint mir weder an üppigen Festgelagen noch an den heißen Blicken, die so manche Dame Euch zuwirft, interessiert zu sein. Ich mache Euch einen Vorschlag: Die nächsten Wochen brauche ich Eure Hilfe im Nordosten des Landes, dort kam es zu einem Aufstand gegen unsere Männer. Wenn Ihr das für mich regelt, gestatte ich Euch, nach dem Jahreswechsel den Hof zu verlassen und nach Cornwall zu reiten.«

Bosgards steingraue Augen strahlten. Spontan griff er nach der Hand des Königs und drückte sie. Er war einer der wenigen Männer, die sich eine solche Vertraulichkeit erlauben durften, denn William betrachtete ihn mehr als Freund denn als Untertan.

»Ich danke Euch, mein König. Noch heute breche ich nach Norden auf. Ihr wisst, dass mich das Hofleben nicht befriedigt, zudem würde ich gerne mehr von England und seinen Bewohnern kennenlernen.«

William nickte wohlwollend und gab Bosgard mit einer Handbewegung zu verstehen, dass er sich entfernen durfte.

Zur selben Zeit in Cornwall

Hayla hatte in dieser Nacht keinen Schlaf gefunden, sondern in banger Erwartung ausgeharrt. Seit dem Auffinden Erics und seiner Schwester waren alle in der Burg in hektische Betriebsamkeit verfallen. Einige waren nach Westen geflohen, in der Hoffnung, die Normannen würden nicht weiter vorstoßen. Aber jetzt im Winter bot der Wald zu wenig Nahrung, um überleben zu können. Die Verbliebenen versuchten, das Anwesen, das den Namen Burg kaum verdiente, mit den wenigen Materialien und Hilfsmitteln, die ihnen zur Verfügung standen, zu befestigen. Die hölzerne Palisade, die sich um alle Gebäude zog, wurde notdürftig geflickt und verstärkt, und alle verfügbaren Messer, Sicheln und Schwerter wurden geschliffen. Hayla beobachtete das Treiben mit Skepsis. Auf Penderroc lebten nur fünf Männer im kampffähigen Alter, alle anderen waren entweder Kinder, Greise, Krüppel oder Frauen. Die Normannen besaßen weitaus bessere Waffen, sie kamen zu Pferde und trugen Rüstungen. Hayla fand es wesentlich vernünftiger, den Besitz widerstandslos zu übergeben, als sich auf einen Kampf einzulassen, der nur Tote und Verletzte fordern würde.

»Hast du vergessen, dass Erics Vater einfach niedergemetzelt wurde?«, mahnte Waline, als Hayla ihr dies unterbreitete. »Wenn die Normannen kommen, dann werden sie uns so oder so töten. Wir müssen zumindest versuchen, unsere Ehre zu verteidigen, auch auf die Gefahr hin zu sterben. Lieber tot als Sklave eines verhassten Herrn.«

Hayla teilte die Meinung der Magd nicht, denn trotz allem hing sie an ihrem Leben. Waline hatte sie zu überreden versucht, mit den anderen weiter nach Westen zu fliehen, aber Hayla hatte dies abgelehnt. Auch wenn es auf Penderroc nur wenig gab, so hatte sie hier doch eine neue Heimat gefunden und wollte sich nicht erneut auf die Flucht begeben müssen.

Sie kamen an einem klaren, kalten Tag. Hayla sah den Tross vom Söller aus und erstarrte. Sie faltete die Hände vor der Brust und murmelte ein Stoßgebet, dass der neue Herr sie nicht gleich umbringen möge. Hayla zählte rund drei Dutzend bewaffnete Männer zu Pferde und in Rüstungen. Es waren zwar nicht so viele wie von Eric geschätzt, aber genügend, um zu erkennen, dass Penderroc dieser Übermacht nicht standhalten konnte. Ein paar mutige Männer wagten es, sich den Feinden entgegenzustellen, aber mit ihren unzureichenden Waffen, die aus Dreschflegeln und Holzstöcken bestanden, wurden sie einer nach dem anderen niedergeschlagen. Zwei Männer starben, und als die Normannen begannen, das Tor einzureißen, wurde dieses für den neuen Herrn geöffnet, damit nicht noch mehr Blut floss. Am Vortag hatte sie mit Waline vereinbart, sich im Hintergrund zu halten. Sie musste verhindern, dass die Normannen erfuhren, dass hier ein Mündel des einstigen Königs lebte. Als der Trupp in den Hof einritt, betrachtete Hayla den Mann mit der prächtigsten Rüstung genauer. Wegen des Helmes konnte sie nur seine gebogene Nase, seine Mundpartie und ein spitzes Kinn erkennen. Unwillkürlich dachte Hayla, dass der Mann einen brutalen Zug um den Mund hatte, was nicht verwunderlich war, dachte man an die Morde an Erics Vater und Bruder. Als er absaß und den Helm abnahm, erkannte Hayla, dass er mittelgroß und dunkelhaarig war. Sie war verwundert, denn sie hatte sich die normannischen Eroberer bisher immer als große, kräftige, blonde Hünen vorgestellt. Der Mann blickte in die Runde. Ängstlich zusammengedrängt standen die Leute im Hof, die Frauen hielten sich an den Händen, und die Kinder versteckten sich hinter ihnen.

»Wer hatte bisher hier das Sagen?«, brüllte er in einem von starkem Akzent geprägten Englisch.

Zögernd hinkte ein glatzköpfiger Greis aus der Gruppe nach vorn und neigte sein Haupt. Es handelte sich um Alderic, früher ein tapferer Ritter, der seit einem Kampf ein Bein nachzog, und der älteste Bewohner von Penderroc.

»Mein Herr, auf diesem Anwesen gibt es niemanden mehr, der uns Befehle gibt. Unser Herr ist tot …«

»Dann ist es ja gut, dass ich da bin.« Der Normanne grinste selbstzufrieden. Hayla erschrak über die Kälte in seiner Stimme. »Nur Alte, Frauen und Kinder … was für ein feiner Haufen. Wo ist eure Schatzkammer? Wo habt ihr euer Geld versteckt?«

Alderic hob hilflos die Hände. »Wir besitzen längst keine Münzen oder anderen Wertgegenstände mehr. Seit Monaten haben wir kaum genügend zu essen, die letzte Ernte war schlecht …«

»Ihr seid ein faules Pack!«, unterbrach der Normanne den Alten zornig. »Los, worauf wartet ihr noch? Wir sind hungrig und durstig. Ich bin sicher, in eurer Küche und euren Lagerhäusern wird sich genügend finden, um mich und meine Männer satt zu machen. Und ihr« ‒ er wandte sich an seine Begleiter ‒ »durchsucht die Burg und die Hütten und bringt alles von Wert her, lasst ja keinen Winkel aus.«

Mutig trat Waline einen Schritt vor.

»Wir werden uns Euren Befehlen beugen, Herr, aber sagt: Wie ist Euer Name? Wie sollen wir Euch ansprechen?«

Der Normanne musterte Waline verächtlich von oben bis unten.

»Herr als Anrede reicht völlig aus, aber wenn ihr wissen wollt, wen ihr vor euch habt ‒ mein Name ist Sir Ralph Clemency, ich und meine Männer werden diesen Haufen hier auf Vordermann bringen.«

Erschrocken trat Hayla von ihrem Lauschposten auf dem Söller zurück, obwohl sie sicher war, dass Sir Ralph sie nicht bemerkt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis seine Männer, die nun ausschwärmten, die Burg zu durchkämmen, sie entdecken würden. Rasch bückte sie sich, nahm etwas Schmutz vom Boden auf und beschmierte damit ihr Gesicht und ihr Haar, dann scheuerte sie mit ihrem Kleid an der Wand entlang. Sie wollte den Anschein erwecken, eine einfache Magd zu sein. Plötzlich hörte sie, wie Sir Ralph auf Französisch den Befehl gab, jeden Bewohner zu töten, der es wagen sollte, Widerstand zu leisten. Hayla wusste, sie war die Einzige auf Penderroc, die der Sprache der Normannen mächtig war, aber das durfte Ralph Clemency keinesfalls erfahren. Hayla holte tief Luft, straffte die Schultern, dann ging sie den Männern, deren schwere Schritte bereits auf der Treppe zum Söller zu hören waren, entgegen. Ein Entrinnen gab es ohnehin nicht, also wollte sie es rasch hinter sich bringen. Zwei der Männer grinsten bei ihrem Anblick, ein dritter betrachtete lüstern ihren Körper, aber man ließ sie vorerst unbehelligt und schleppte sie nach unten zu den anderen, die von den Männern in die Halle gebracht worden waren und sich zitternd gegen die Südwand drückten. Von drei Normannen bewacht, die ihre blanken Schwerter vor ihren Nasen tanzen ließen, musste Hayla mit ansehen, wie die Männer in wilder Wut alles durchwühlten. Auf der Suche nach Wertsachen stürmten sie durch die Räume, rissen Truhen und Kästen auf, und als Sir Ralph weder Geld noch sonstige Dinge, die irgendeinen Wert besaßen, fand, hieb er voller Zorn die Möbelstücke mit seinem Schwert kurz und klein, und im Nu war die Halle verwüstet. Eine dicke, blaue Ader schwoll auf Sir Ralphs Stirn.

»Räumt hier auf und bringt etwas zu essen und Bier. Viel Bier!«, befahl er, ohne jemanden direkt anzusehen. »Ich nehme nicht an, dass es hier irgendwo Wein gibt?«

»Nein, Herr, nur Bier«, beeilte Waline sich zu versichern und huschte in die Küche. Da sie niemand daran hinderte, folgte Hayla der Magd, die am ganzen Körper zitterte und die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.

»Wenigstens leben wir noch.« Hayla seufzte und griff nach einem Tontopf. Sie wusste, es war nur ein schwacher Trost, denn bereits die kurze Zeit, die Ralph Clemency auf Penderroc weilte, hatte gezeigt, wie hart und grausam er war. Hayla wusste, er konnte sie nicht alle töten, denn seine Männer waren Ritter und Kämpfer und keine Bauern. Sie verstanden nichts von Ackerbau, Viehzucht oder wie man aus nur wenigen Zutaten ein schmackhaftes Mahl zubereitete. Hayla fürchtete im Moment nicht um ihr Leben, und Zorn auf die grausamen Fremden begann ihre Angst zu verdrängen. Sie ballte die Hände zu Fäusten. Waline, die sah, wie aufgewühlt Hayla war, legte beruhigend eine Hand auf ihre Schulter.

»Denk daran, was wir besprochen haben.« Obwohl sie allein in der Küche waren, senkte Waline ihre Stimme zu einem Flüstern. Man konnte nie wissen ‒ vielleicht hatten die Wände Ohren. »Du bist eine einfache Magd, kannst weder lesen noch schreiben, und bemüh dich, einen etwas … dummen und einfältigen Eindruck zu machen.«

»Ich werde es versuchen«, entgegnete Hayla, Zweifel im Blick. »Allerdings wird es mir schwerfallen, mich nicht zu verraten, wenn die Männer Französisch sprechen.«

»Auf keinen Fall darf Sir Ralph merken, dass du ihre Sprache verstehst!« Waline war ernsthaft erschrocken. »Das könnte deinen sofortigen Tod bedeuten!«

»Das heißt, ich werde bis zu meinem Tod mein wahres Wesen verleugnen müssen.« Traurig senkte Hayla den Blick.

»Wer weiß schon, was die Zukunft bringt, Hayla.« Waline versuchte, ihren Schützling ein wenig aufzuheitern. »Es gibt noch genügend aufrichtige Angelsachsen, die sich die Eroberung nicht gefallen lassen werden und …«

»Ach, das glaubst du doch selbst nicht.« Scharf und lauter als beabsichtigt unterbrach Hayla die Magd. »Wir Angelsachsen sind für alle Zeiten erledigt, unser England wird niemals wieder so sein, wie wir es kannten und liebten. Und jetzt lass uns an die Arbeit gehen, ich möchte nicht Ralph Clemencys Zorn auf mich ziehen.«

Die normannischen Ritter hatten schnell erkannt, dass sie sich mit ihrer wilden Zerstörungswut selbst nichts Gutes angetan hatten, denn nun mussten sie in der Halle die Möbel wieder aufstellen und beschädigte Stellen ausbessern, wollten sie einen Platz zum Essen haben. Ralph Clemency stand mit grimmigem Gesicht, die Hände in die Hüften gestützt, an der Stirnseite und betrachtete den größten Raum von Penderroc Castle. Castle ‒ schon diese Bezeichnung war ein Witz! Die sogenannte Burg war nichts weiter als eine Ansammlung windschiefer, mit Schilf gedeckter Hütten, lediglich das Haupthaus bestand aus einem dreistöckigen steinernen Söller und einem zweistöckigen Langhaus, dessen Erdgeschoss die Halle einnahm. Der Fußboden aus festgetretenem Lehm war mit Binsen bestreut, kein Wandbehang zierte die kalten Mauern, und mitten im Raum befand sich die Feuerstelle, für die es allerdings keinen Abzug gab. So war die Halle von stickigem Rauch erfüllt und die Balkendecke schwarz wie Pech.

Ralph Clemency seufzte, als er an seine komfortable Behausung in Frankreich mit Kaminen an den Seitenwänden und mit Steinböden dachte. Dass er in einer wesentlich schlechteren und schmutzigeren Umgebung geboren und aufgewachsen war, schob Ralph in diesem Moment beiseite. Durch die Heirat mit der Schwester von Bosgard de Briscaut war er in die adlige Gesellschaft aufgestiegen. Zu dumm nur, dass seine Frau so bald nach der Hochzeit gestorben war! Mit großen Ambitionen war er dem Herzog der Normandie nach England gefolgt und hatte gehofft, in dem kalten und regnerischen Land jenseits des Kanals zu Macht und Reichtum zu gelangen, aber wie sah es wirklich aus? Seine einfache Herkunft ließ sich nicht verleugnen, und obwohl er inzwischen den Titel eines Ritters trug, war er nicht mehr als ein Laufbursche Bosgards und musste dessen Befehle ausführen. Auch wenn Penderroc Castle recht armselig war, so gehörte es ausschließlich Bosgard de Briscaut, während er nur als Verwalter fungierte. Über alles, was er hier tun würde, musste er Bosgard berichten und jeden Penny nach London abliefern, während Bosgard es sich am Hof des Königs gutgehen ließ. Ha! Ralph knirschte mit den Zähnen. London und damit Bosgard waren weit, er würde die Anweisungen missachten und nach seinem eigenen Gutdünken verfahren. Diese ungebildeten Angelsachsen hatten es nicht verdient, gut behandelt zu werden, wie es Bosgard ihm aufgetragen hatte. Sie waren nicht mehr als Vieh, und er, Ralph, würde schon dafür sorgen, dass Penderroc in naher Zukunft Profit abwarf. Dann würde der König nicht umhinkönnen, auch ihm ein eigenes Landgut zu schenken. Und mit Bosgard würde er leicht fertig werden.

Ein Knappe, der einen Stuhl an ihm vorbeitrug, stolperte, und ein Stuhlbein schlug hart gegen Ralphs Hüfte. Reflexartig holte er aus und ohrfeigte den jungen Mann.

»Kannst du nicht aufpassen, du Tölpel!«

Der Knappe lief feuerrot an und stammelte rasch eine Entschuldigung. Die Züchtigung des Jungen hatte Ralph ein Gefühl von Überlegenheit gegeben. Er wusste, dass er bei seinen Männern nicht beliebt war, aber durch Sympathie hatte noch nie ein Mann Macht errungen. Und Macht war das Wichtigste, nach dem Ralph Clemency strebte ‒ noch mehr als nach Geld.

Seine Aufmerksamkeit wurde nun von einer jungen, dunkelhaarigen Frau erregt, die mit einem Krug, der so groß war, dass sie ihn mit beiden Händen tragen musste, die Halle betrat. Obwohl sie in einen unförmigen grauen Kittel gekleidet war, erkannte Ralph ihre grazile Gestalt, und sein Blick blieb an ihren vollen Brüsten hängen. Wegen der Kälte zeichneten sich unter dem groben Stoff die harten Brustwarzen ab, und Ralph spürte, wie sich seine Männlichkeit regte. Seit ungefähr zwei Monaten hatte er keine Frau mehr besessen, und diese Magd hier kam ihm mehr als gelegen. Er durchquerte die Halle und sprach die junge Frau anscheinend besorgt an.

»Gib mir den Krug, er ist viel zu schwer für eine zarte Person wie dich.«

Ralph hatte in gebrochenem Englisch gesprochen, aber Hayla tat, als hätte sie ihn nicht verstanden. Sie starrte Ralph aus ihren veilchenblauen Augen an und presste den Krug fester an ihre Brust.

»Warmes Bier …«

Ralph nickte und leckte sich gierig die Lippen. Es war aber weniger die Aussicht auf einen Becher Bier, die seinen Appetit anregte, sondern vielmehr ihre weiße, zarte Haut, die in einem schimmernden Kontrast zu ihren schwarzen Locken stand.

»Wie heißt du?«

»Hayla.« Sie konnte nicht länger so tun, als würde sie ihn nicht verstehen. »Ich bin Magd.«

Ralph nickte wohlgefällig. Bevor Hayla den Kopf abwenden konnte, hatte er mit den Fingern einer Hand ihr Kinn umschlossen und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.

»Ich wusste gleich, dass in dieser armseligen Burg irgendwo ein Schatz verborgen ist.«

Hayla zuckte zusammen, denn Ralphs gieriger Blick sagte eindeutig, was für einen Schatz er meinte. Mit einer schnellen Bewegung befreite sie ihren Kopf aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück.

»Bitte, lasst mich meine Arbeit tun, Sir. Eure Männer sind durstig und hungrig, das Essen ist gleich fertig …«

»Erst gibst du mir einen Kuss!«

Hayla keuchte und versuchte, an Ralph vorbeizukommen, aber er war schneller. Fest umschlossen seine Arme ihre Schultern, und vor lauter Schreck ließ Hayla den Krug fallen. Er zersprang in tausend Scherben, und das Bier ergoss sich in die Binsen. Ralph kümmerte es nicht, denn sein Glied presste sich prall und heiß gegen den Stoff seiner dünnen Beinkleider. Er musste dieses Weib haben! Auf der Stelle ‒ hier und jetzt! Hayla war in seinem Griff gefangen, doch bevor sich seine Lippen auf ihren Mund pressen konnten, zuckte er plötzlich zusammen und ließ sie los.

»Finger weg von dem Mädchen!« Wie ein Racheengel war Waline herangestürmt, in der Hand den dicken hölzernen Stößel aus dem Butterfass. Mit diesem hatte sie Ralph auf den Rücken geschlagen, und seine Hand fuhr unwillkürlich zu der schmerzenden Stelle zwischen seinen Schulterblättern.

»Wie kannst du es wagen!« Ralph hatte den ersten Schrecken überwunden, und blitzschnell verabreichte er Waline eine so heftige Ohrfeige, dass die alte Magd einige Schritte nach hinten taumelte. Ihre linke Wange wurde feuerrot, deutlich zeichneten sich vier Finger von Ralphs Hand ab. Durch den Schmerz klang seine Erregung ebenso schnell ab, wie sie gekommen war, und machte grenzenloser Wut Platz. Er trat einen Schritt auf Hayla zu und hätte sie wohl ebenfalls geschlagen, wenn diese nicht blitzschnell abgetaucht und aus der Halle gerannt wäre. »Na, warte, Weib! Dich bekomme ich noch, und dann gnade dir Gott!«, schrie Ralph und schleuderte einen Zinnbecher der flüchtenden Hayla nach.

Die Szene hatte die Aufmerksamkeit der anderen Männer erregt, die sich in einem Kreis um Hayla, Waline und Ralph scharten. In den Augen einiger stand gespannte Erwartung, aber die meisten schüttelten missbilligend den Kopf. Sie alle hatten von Bosgard de Briscaut, ihrem Herrn, bei dem sie ihn Lohn und Brot standen, den Befehl erhalten, die eroberte Bevölkerung anständig zu behandeln. Plünderungen oder gar Vergewaltigungen waren ihnen untersagt worden, doch schon auf dem Weg von London hierher in den Westen hatten die Männer festgestellt, dass sich Ralph Clemency einen Dreck um die Anweisungen Bosgards scherte. Aber ebenso wie Ralph wussten die Männer, dass es Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern konnte, bis Sir Bosgard etwas von den Geschehnissen erfahren würde. Sie aber hatten den Zorn Ralphs auszuhalten, darum wagte niemand, sich offen einzumischen.

»Worauf wartest du noch?«, herrschte Ralph Waline an, die sich langsam wieder aufrappelte und Ralph voller Abscheu, aber auch furchtsam anstarrte. »Wenn nicht sofort das Essen auf den Tischen steht, werdet ihr zu spüren bekommen, was es heißt, eurem Herrn zu widersprechen.«

Hayla erwartete Waline in der Küche. Ihr Herz klopfte ebenso heftig, wie ihre Gliedmaßen zitterten, und Angst schnürte ihr die Kehle zusammen. Sie hatte die grenzenlose Gier, gemischt mit Wut, in Ralphs Augen gesehen und wusste, auf Dauer würde sie ihm nicht entkommen können.

»Gott, hilf mir!«, betete sie laut und dachte daran, noch heute Nacht zu fliehen. Irgendwohin, gleichgültig, ob sie Hunger und Not würde leiden müssen oder im Wald von Wölfen zerfetzt oder erfrieren würde. Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass sie ‒ sollte man sie wieder einfangen ‒ ein weitaus schlimmeres Schicksal erwarten würde. Sie würde um die Jahreszeit nicht weit kommen. Hayla war zwar nicht feige, aber trotz allem hing sie an ihrem jungen Leben, zudem wusste sie, dass Waline die Wut von Ralph zu spüren bekommen würde, sollte sie verschwinden. Die Magd war alt, sie würde nicht viel ertragen können, und Hayla wollte ihr weitere Qualen ersparen. So musste Hayla wohl oder übel versuchen, sich mit dem neuen Herrn zu arrangieren.

Kapitel 3

Cornwall Januar 1068

»Du meine Güte, Bruder Pierre, was ist denn jetzt schon wieder los?«

Unwillig drehte sich Bosgard de Briscaut im Sattel herum und blickte zurück auf den Mönch, der verzweifelt am Halfter des Esels zog, aber das Grautier schien nicht bereit zu sein, auch nur einen Huf zu bewegen.

»Es tut mir leid, Sir, aber Jesaja hat heute einen schlechten Tag.« Bedauernd hob der Mönch die Hände und sah Bosgard entschuldigend an.

»Euer Esel hat, seit wir aus London aufgebrochen sind, nur schlechte Tage«, brummte Bosgard verärgert. »Vielleicht liegt es daran, dass Ihr Euren Esel nach einem Propheten benannt habt. Es reicht mir, Bruder Pierre! Im nächsten Dorf, das wir erreichen, werden wir den Esel gegen ein anständiges Reitpferd eintauschen.«

In die Augen des Mönchs trat ein feuchter Schimmer, und er fiel vor Bosgard auf die Knie.

»Sir, ich bitte Euch, trennt mich nicht von Jesaja. Ich habe ihn mit eigener Hand aufgezogen, da seine Mutter kurz nach der Geburt gestorben ist, und er ist mir treu ergeben. Man muss nur ein wenig Geduld mit ihm haben, manchmal ist er etwas … empfindlich.«