In ihrem Bann - Eine Liebesgeschichte (Erotik, BDSM, FemDom) - Clara Hallstedt - E-Book

In ihrem Bann - Eine Liebesgeschichte (Erotik, BDSM, FemDom) E-Book

Clara Hallstedt

0,0

Beschreibung

Sie beugte sich in aller Ruhe nach vorn, ohne den Blickkontakt abzubrechen, und befahl ihm, die Augen zu schließen. David gehorchte. Er wusste nicht, wo sie war. Er war eins mit seiner Umgebung und konnte seine Eindrücke kaum auseinanderhalten. Er kniete in gerader Haltung auf dem Boden, Hände auf dem Rücken, den Kopf in den Nacken gelegt. Er spürte ihre spitzen Nägel sanft an seinem Hals entlangfahren. Dann ein Hauch an seinem linken Ohr. Die Gänsehaut überzog seinen Körper. Er war ganz im Hier und Jetzt, es gab keine Vergangenheit und keine Zukunft. Nur Evie. Wörter: 46.500, ca. 161 S. Inhalt: Erotik, BDSM, FemDom, Fußfetisch, Dominanz, Sklave, Halsband, Tease & Denial, Romantik, Liebe, erotische Literatur, D/S, 24/7, Gehorsam, Nylon

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 234

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

„In ihrem Bann – Eine Liebesgeschichte“ von Clara Hallstedt

herausgegeben von: Club der Sinne®, Hinstorffstr. 110, 19412 Brüel, Juli 2022

zitiert: Hallstedt, Clara: In ihrem Bann – Eine Liebesgeschichte, 1. Auflage

© 2022

Club der Sinne®

Inh. Katrin Graßmann

Hinstorffstr. 110

19412 Brüel

www.Club-der-Sinne.de

[email protected]

Stand: 01. Juli 2022

Gestaltung und Satz: Club der Sinne®, 19412 Brüel

Coverfoto: © sakkmesterke/Shutterstock.com

Covergestaltung: Club der Sinne®

Das vorliegende eBook ist urheberrechtlich geschützt.

Weitere erotische Literatur zum Sofortdownload finden Sie unter

www.Club-der-Sinne.de

Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden und volljährig.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Clara Hallstedt

In ihrem Bann

Danke, Diana & Julia

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Zwei Jahre früher

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

Epilog

Weitere erotische Literatur zum Sofortdownload

Prolog

„Guten Morgen, ich hoffe, du hast gut geschlafen”, fragte David, als er mit dem Frühstückstablett am Bett stand.

Evie blinzelte verschlafen und rieb sich die Augen. Sie lächelte, als sie ihn vor dem Bett stehen sah. Er trug luftige, graue Jogginghosen mit einer Kordel am Bund, die seinen V-Muskel hervorhoben und den Blick automatisch auf seinen schlanken, durchtrainierten Oberkörper lenkten. Sein Blick war auf den Boden gerichtet und er wartete auf ihr Zeichen.

Sie streckte sich und wäre am liebsten wieder eingeschlafen. Das große Kissen war so kuschelig und das Bett angenehm warm. Durch das Fenster konnte sie in den Garten schauen. Es war ein grauer, regnerischer Tag und der Baum vor dem Haus bog sich im Herbstwind. Es fröstelte sie bei dem Gedanken, sich auf den Weg zur Arbeit machen zu müssen.

„Stell das Tablett auf den Nachttisch”, sagte sie, „und setz dich.”

David stellte das Tablett ab und ließ sich langsam auf die Knie sinken. Er kniete auf dem Teppich am Kopfende des Bettes und richtete seinen Blick auf den Fußboden.

„Schau mich an”, sagte Evie sanft und nickte ihm aufmunternd zu.

Wärme durchströmte ihn, als er sie anschaute. Ihr lockiges, dunkles Haar war von der Nacht zerzaust und ihre klaren, grünen Augen schauten verschlafen durch die dichten schwarzen Wimpern, während sich um ihren schönen Mund ein kleines Lächeln andeutete. Er konnte sein Glück kaum fassen. Er gehörte ihr. Seit zwei Jahren waren die beiden ein Paar und er hätte nicht glücklicher sein können. Er tat alles für sie und wollte nie mehr ein anderes Leben führen. Er hob seine Hand und strich ihr eine Strähne ihres weichen Haares aus dem Gesicht. Ihr Lächeln wurde breiter und er verstand ihre Einladung, ihr zärtlich den Kopf zu streicheln.

Sie räkelte sich, drehte sich auf die Seite und sah ihn an.

„Guten Morgen, mein Schöner”, flüsterte sie und strich ihm sanft über die Wange. Sie ließ ihre Finger unter sein Kinn gleiten und deutete eine kleine Bewegung an, der er folgte, sich nach vorne lehnte und die Augen schloss. Sie schaute in sein vertrautes Gesicht mit den großen Augen und den feinen Zügen und küsste seine weichen Lippen vorsichtig.

Er lächelte glücklich und schaute sie an: „Ich liebe dich.”

Evie lächelte, strich ihm liebevoll durch die dichten Haare und richtete sich auf.

Er stellte das Tablett auf das kleine Bänkchen, das er eigens für das Frühstück gezimmert hatte, und setzte sich wieder auf den Boden.

„Nein, komm zu mir”, sagte Evie und bot ihm den Platz neben sich im Bett an.

David kroch unter die warme Decke und genoss die Nähe zu ihr. Er fühlte die glatte Haut ihrer Beine an seinen und die weiche Seide ihres Nachthemdes an seinem Oberkörper. Er roch an ihren Haaren und verlor sich in ihrem Duft, als sie sich an ihn schmiegte.

Seit einer Stunde war er bereits wach und hatte alles vorbereitet: Zwei ofenfrische Croissants, Obstsalat und frischer Kaffee für beide standen auf dem Tablett neben einer kleinen Vase mit einer weißen Lilie, ihrer Lieblingsblume. Er nahm ein Croissant und zupfte ein Stück ab, das er ihr vorsichtig in den Mund schob.

Sie strich mit ihrer linken Hand über seinen Oberkörper, vom Schlüsselbein über die Brust bis zum Bauchnabel. Er bekam Gänsehaut, als er ihre warme Handfläche und ihre langen Nägel auf seiner Hand spürte und stöhnte leicht auf.

„War letzte Nacht so anstrengend?”, fragte Evie mit einem schelmischen Blitzen in den Augen und setzte sich langsam.

„Ja, Evie”, sagte er und errötete. „Letzte Nacht war wunderbar. Danke, dass du mir meine Grenzen zeigst und mir Disziplin beibringst.”

Evie lächelte: „Jetzt frühstücken wir erst mal.”

Nach dem Frühstück ging David in die Küche und bereitete ihr Mittagessen vor, das sie zur Arbeit mitnehmen würde. Die Küche musste blitzsauber sein, wenn sie das Haus verließ, und er sorgte mit schnellen, geübten Handgriffen dafür, dass alles zu ihrer Zufriedenheit war. Er hatte sich eine Schürze umgebunden, um sich nicht zu verbrennen, als er ihr Mittagessen vorbereitete. Nie hätte er gedacht, eine Frau wie Evie zu finden. Seit er denken konnte, war der Gedanke, einer Frau zu dienen, die einzige Alternative für ein gemeinsames Leben mit einem anderen Menschen gewesen. Er hatte lange versucht, gegen den Wunsch anzukämpfen und in traditionellen Beziehungen sein Glück zu finden. Leider war sein Naturell ausgenutzt und als Schwäche missverstanden worden; die Frauen vorher hatten oft keinen Respekt vor ihm gehabt. Sein Äußeres ließ sein Inneres nicht erahnen. Er war fast zwei Meter groß, trug seine dichten Haare kurz und war immer gut frisiert. Er sah sehr akkurat aus, legte viel Wert auf seinen Körper und seine Kleidung. Er wäre fast unscheinbar gewesen, hätte er nicht die Haltung eines Aristokraten gehabt. Die meisten Menschen hätten sein Auftreten als konservativ beschrieben. Er war eher ruhig und bedächtig, was ihm etwas sehr Angenehmes verlieh und sein wahres Ich undenkbar erschienen ließ. Er arbeitete als Leiter der Finanzabteilung in einem Museum, das sich auf moderne Kunst spezialisiert hatte und hatte den Ruf, kompetent und konsequent zu sein. Heute aber hatte er sich frei genommen, es war ein großer Tag.

Evie ließ das warme Wasser über ihren Körper laufen und atmete den Duft ihres Shampoos ein. Sie legte viel Wert darauf, ein gepflegtes Äußeres zu haben und gönnte sich hochwertige Produkte für die Körperpflege. Sie hatte in den letzten Jahren hart für ihren Erfolg gearbeitet und ging es jetzt etwas langsamer an. Bereits während ihres Modedesignstudiums hatte sie ein eigenes Label gegründet. In den vergangenen zehn Jahren hatte sie Tag und Nacht gearbeitet und kaum ein Privatleben gehabt. Außer regelmäßigen Kurztrips mit ihren Freundinnen war nicht viel anderes in ihrem Leben passiert als Arbeit. Als ihr ein großes Modehaus vor drei Jahren ein Angebot für ihr Label unterbreitete, hatte sie ohne Zögern gewinnbringend verkauft und arbeitete seitdem als Beraterin für das Unternehmen.

Sie drehte das Wasser ab und wrang ihre dunklen Locken aus. Als sie die Tür der Dusche öffnete, stand David schon mit einem großen, warmen Handtuch vor ihr und schaute zu Boden. Er erwärmte die Handtücher immer für sie und hatte noch nie den Moment verpasst, in dem sie aus der Dusche kam. Sie spürte, wie die Schmetterlinge in ihrem Bauch wieder intensiver wurden, als sie sich von ihm in das Handtuch einwickeln ließ und er zärtlich ihren Hals küsste. Was hatte sie für ein Glück gehabt, einen Mann wie ihn zu finden …

Jetzt musste sie sich aber schnell zurechtmachen. Heute war ein großer Tag.

Zwei Jahre früher

1.

Der große Saal war geschmackvoll eingerichtet. In der Mitte der runden Tische mit den weißen Decken standen Blumen, die in dezenten Pastelltönen wunderbar zu dem Silberbesteck und den Kristallgläsern passten. Es war ein jährliches Dinner zugunsten einer Umweltorganisation für Menschen, die lieber Kunst ersteigerten, als ihre Lebensgewohnheiten zu verändern.

David hasste diese Veranstaltungen, musste aber als Mitarbeiter des Museums regelmäßig an Events dieser Art teilnehmen. Er stand mit Maria Jacob, der reichen Witwe eines Kunstsammlers und Organisatorin der Auktion, seinem Kollegen Martin Jung und dem unerträglich versnobten Kunstkritiker Wolfgang Lanke an der eigens für den Abend errichteten Bar und betrieb den üblichen Small Talk.

Wolfgang Lanke schaute über den Rand seiner Brille mit den winzigen, runden Gläsern auf das Glas Weißwein in seiner Hand und lamentierte über den Abgang des Weins. Maria Jacob, hörte interessiert zu und versuchte, so höflich wie möglich zu sein, da Wolfgang Lankes Urteil über das Event die letzten Jahre durchweg positiv ausgefallen war und die jährliche Auktion auch dadurch an Erfolg gewonnen hatte. Auch David und Martin hatten beruflich viel mit ihm zu tun und bemühten sich um eine freundliche Distanz.

„Man sagt ja, dass der Chardonnay aus der Champagne einen besonders eleganten Duft hat, in dem sich dezenten Vanillenoten wiederfinden lassen und …”

Er schwenkte sein Glas andächtig und setzte gerade an, um weiterzusprechen, als Davids Blick auf eine junge Frau am Eingang fiel, die er vorher noch nie gesehen hatte. Er konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Das war eigentlich gar nicht seine Art, aber als er sie dort stehen sah, in einem einfachen grauen Kleid, das mit subtilem Schimmer ihre schlanken Beine umspielte, konnte er dem Gespräch nicht mehr folgen. Ihre Erscheinung war elegant und grazil, aber sie strahlte etwas aus, das ihm sofort das Blut ins Gesicht trieb. Sie hatte dunkle, lange Locken, die weich auf ihren Schultern lagen. Ihre funkelnden, hellen Augen umrahmte dezentes Make-up und in ihrer rechten Hand mit eleganten, langen Nägeln hielt sie eine kleine schwarze Tasche.

„Ah, Herr Freimann”, lächelte Maria Jacob, David an, als sie seinem Blick folgte. „Ich sehe, Sie haben meine Nichte bereits entdeckt. Darf ich Ihnen Ihre Tischdame für heute Abend vorstellen?” Damit führte sie ihn auf die junge Frau zu.

„Evie, meine Liebe!”, sagte Maria Jacob, erfreut.

Ihre Nichte, deren Gesicht erstrahlte, als sie ihre Tante umarmte, begrüßte sie. „Tante Maria, ich freue mich so, dich zu sehen!”, sagte sie mit überraschend weicher Stimme.

„Das ist David Freimann, der CFO des Museums, mit dem wir diesen Abend jährlich gemeinsam organisieren. Ich freue mich so, dass du dieses Jahr dabei bist. Herr Freimann, das ist meine Nichte Evie Jacob, eine außerordentlich erfolgreiche und talentierte junge Dame”, säuselte Maria Jacob, und eilte zum nächsten Gast am Eingang.

Evie musterte den Mann vor sich. Er war vielleicht drei Jahre älter als sie, hatte schöne Züge im Gesicht, sah aber eher verhalten aus. Allerdings saß sein Anzug wie angegossen und ihr Blick fiel automatisch auf die glänzende, silberne Gürtelschnalle, die an einem schwarzen Ledergürtel befestigt war. Sie war kein Freund solcher Events und hasste die oberflächlichen Gespräche mit fremden Menschen, die sich gegenseitig in ihrem Erfolg zu übertrumpfen versuchten. Sie hatte dieses Jahr der Bitte ihrer Tante nachgegeben, die Veranstaltung zu besuchen und wollte das Beste aus dem Abend machen. Immerhin würden ihre Cousine Thea und ihre Freundin Karli auch anwesend sein. Irgendetwas hatte dieser David Freimann aber, jedoch war sie sich nicht sicher, ob das nicht doch an den zwei Gläsern Sekt vorhin im Foyer lag.

Sie streckte ihre Hand aus und sagte: „Ich freue mich, Sie kennenzulernen.”

David nahm Evies Hand und war von ihrem festen Händedruck so überrascht, dass er nur ein schüchternes „Gleichfalls.”, hervorbekommen konnte.

Evie winkte einem anderen Gast zu und lächelte David im Gehen entschuldigend an.

Er stand da und schaute ihr hinterher, völlig hingerissen von ihrem zarten Duft, der ihn von innen wärmte.

„Hast du ein Gespenst gesehen?”, hörte David Martins Stimme hinter sich und drehte sich um. Er lachte und reichte ihm ein Glas Champagner.

„Nein, nein. Alles gut. Maria Jacob, hat mir nur gerade meine Tischnachbarin für heute vorgestellt”, sagte David und nickte in Richtung der jungen Frau in dem silbernen Kleid.

„Haha, na das kann ja was werden. Das ist Evie, eine alte Freundin von Karli und soweit ich weiß, ein bisschen abgedreht”, sagte Martin grinsend.

David lachte kurz und sagte: „Immerhin unterhaltsamer als der Lanke.”

„Karli wartet auf uns”, sagte Martin und steuerte einen der großen, runden Tische an, an dem seine Frau bereits Platz genommen hatte.

Karli, Maria Jacob, und Wolfgang Lanke saßen verstreut um den runden Tisch mit Platz für zwölf Personen.

Karli stand auf und drückte David. „Ah David, wir haben uns viel zu lange nicht gesehen, ich freue mich sehr.”

Martin und Karli hatten sich zwei Jahre zuvor genau bei diesem Event kennengelernt, da sie Bildhauerin war und eine Ausstellung im Museum hatte. Karli strahlte eine gewisse kühle Eleganz aus, die so gar nicht ihrem offenen Wesen und ihrem überraschenden Humor entsprach. Anfangs hatte Karli wenig Interesse an Martin gehabt, den sie für einen überheblichen Kunsttheoretiker hielt. Einige Tage später hatte er sie in ihrem Atelier in Freizeitkleidung besucht und ihr einen Zitronenkuchen gebracht, den sie während des Dinners gelobt hatte. Er war der Kurator des Museums und verbarg seine lockere Seite immer sehr gekonnt. Seit er Karli kannte, war er bedeutend entspannter geworden und Karli war zu einem festen Bestandteil auch in Davids Leben geworden. Sie trug ein langes, glänzendes, dunkelgrünes Kleid, das einen geschmackvollen Kontrast zu ihren hellblonden Haaren bildete, die sie streng zurückgesteckt hatte.

„Kommt Thea auch?”, fragte Martin, der sich immer ausgezeichnet mit Thea Jacob, verstand, wenn sie bei ihren zu Besuch war.

„Ja, klar, sie ist irgendwo mit Evie unterwegs und beide sitzen hier bei uns am Tisch.”

David war froh, dass Karli nicht bemerkte, wie sein Lächeln direkt breiter wurde, als sie Evies Namen nannte.

Er war rechts von Maria Jacob, platziert worden, deren linker Platz noch frei war. Da würde bestimmt Patrick Black sitzen, dessen Werke heute unter anderem versteigert wurden. Er galt als großes Talent, war aber leider etwas schwierig. Er kam ursprünglich aus einem kleinen Dorf, woran er nicht gern erinnert wurde. Daher trat er oft übertrieben urban auf. Patrick Black legte sehr viel Wert auf seine Kleidung und sein Image.

Martin war zwei Plätze weiter links von dem Künstler platziert worden. Er wollte sich gerade setzen, als die Direktorin des Museums, Nina Moll, mit ihrem Mann an den Tisch kam, um ihre Plätze einzunehmen.

Sie schaute sich lächelnd um und sagte: „Schön, Sie alle zu sehen, ganz besonders natürlich Sie, Frau Jacob, und Herr Lanke. Darf ich Ihnen meinen Mann, Friedrich Moll, vorstellen?“

Nachdem sich alle begrüßt und Höflichkeiten ausgetauscht hatten, füllten sich allmählich die Stühle um den Tisch.

Ilse Rolov, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Hauses zuständig war, nahm links neben Martin Platz und wurde sofort von Wolfgang Lanke in ein Gespräch verwickelt, bevor er Nina begrüßen konnte. Ihr Mann Richard war neben Karli platziert worden, die sichtlich erleichtert war, neben jemandem ohne direkten Bezug zum Museum zu sitzen. Richard Rolov war ein gemütlicher Mann, der gerade in Rente gegangen war und munter mit Karli über die Ereignisse des letzten Jahres plauderte. David konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als Richard Rolov mit beiden Händen die Größe eines Fisches, den er gefangen hatte, zu illustrieren begann und Karli beeindruckt nickte.

David entdeckte Thea in der Menge. Wie immer war sie ein bisschen zu leger für diesen Anlass gekleidet und hatte auch sonst wenig mit dem Großteil der Gäste gemeinsam.

Thea galt als neugierig, unkonventionell und wollte nicht so richtig den Wünschen ihrer Mutter gerecht werden, die mit ihren Reisen und schnell wechselnden Partnern nicht ganz zufrieden war.

David winkte ihr zu und sie grinste ihn an, als plötzlich Evie neben ihr auftauchte. Er erhob sich schnell, um ihr den Stuhl herauszuziehen.

Thea war aber schneller und begrüßte David mit einem Ellenbogen. Sie zwinkerte: „Na, ein Glück, dass Evie bei dir sitzen darf.” Sie ging zu ihrem Platz neben Martin.

Evie lächelte David höflich an und setzte sich. „Danke”, sagte sie freundlich und wandte sich direkt Karli zu.

David war perplex, dass Evie sich sofort abgewandt hatte.

Patrick Black setzte sich auf den Stuhl neben sie, obwohl das Kärtchen Friedrich Moll besagte. Er trug, seinem Namen entsprechend, schwarze Kleidung, die über und über mit Ketten behängt war und zu den vielen Piercings in seinem Gesicht passte.

David kannte diesen Typus Künstler zu gut und hatte wenig Interesse, sich in das Gespräch einzubringen.

Es wurde langsam etwas ruhiger im Saal und die ersten Teller mit den Vorspeisen wurden serviert.

Nachdem alle am Tisch ihre Vorspeise bekommen hatten, erhob sich Nina Moll und schlug an ihr Glas.

„Herzlich willkommen zu unserer diesjährigen stillen Auktion.”

David schaute in Nina Molls Richtung, aber sein Blick blieb an Evies Hals hängen. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht und hörte der Museumsdirektorin zu. David konnte wieder diesen wärmenden Duft wahrnehmen und fragte sich sofort, ob ihre Haut genau so weich war, wie sie an ihrem Hals aussah. Eine dunkle Locke wippte auf und ab und er konnte seinen Blick einfach nicht von ihr lassen.

„Wir freuen uns auf das Ergebnis. Zum Wohl”, sagte Nina Moll und hob ihr Glas.

David hatte nichts von der Begrüßungsrede gehört, hob aber wie alle anderen sein Glas und widmete sich seinem Teller.

„Evie, schön dass du kommen konntest”, sagte Maria Jacob, in Evies Richtung.

Diese lächelte breit.„Ja, ich freue mich total, ich finde die Ausstellung im großen Saal wirklich toll. Im Grunde hatte ich so oder so vor, sie zu besuchen.”

Maria Jacob,warf einen Blick auf David und sagte: „Herr Freimann ist auch ein großer Freund des Künstlers und hat zusammen mit Martin”, sie wies in Martins Richtung, „die Ausstellung auf die Beine gestellt.”

David lächelte bescheiden und entgegnete: „Ich habe ja nichts mit der Kunst an sich zu tun, Frau Jacob, aber vielen Dank für Ihre freundlichen Worte.”

„Ach, Maria, bitte. Wir kennen uns ja nun schon ein paar Jahre, David”, sagte Maria Jacob.

„Gut, danke für deine freundlichen Worte”, antwortete er und freute sich, dass sie ihn genug schätzte, um ihm das Du anzubieten.

„Ich bin immer sehr gern hier”, lächelte Maria mit Blick auf David: „Auch, weil du und Martin so angenehm und gastfreundlich seid. Wir kennen uns jetzt so lange. Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?”

„Wir haben während des Studiums zusammen in einer WG gewohnt und ich glaube, keiner von uns hätte gedacht, dass wir eines Tages zusammenarbeiten würden. Ich schätze ihn sehr als Menschen.”

„Ja, ich auch und sowohl Thea als auch Evie haben nur Gutes über Karli zu sagen, was mich außerordentlich für ihn freut. Ich kenne Karli nur von früher, als sie mit Thea und Evie in unserem Garten herumgerannt ist.“

„David”, mischte sich Patrick Black in das Gespräch ein.

David schaute ihn höflich und interessiert an.

„Wenn meine Bilder heute versteigert werden, können wir ja sicher von dem Erlös eine größere Ausstellung diskutieren, oder?”

„Das kann ich leider nicht entscheiden, Herr Black. Am besten besprechen Sie das mit Frau Moll oder unserem Kurator Martin Jung. Ich kümmere mich nur um die Finanzen des Museums und der Stiftung, habe aber nichts mit der Auswahl der Kunst zu tun.“

„Ja, aber Sie können doch sicher ein gutes Wort für mich einlegen, oder?”, sagte Patrick Black übertrieben entspannt und David hatte Mühe, sein höfliches Lächeln zu behalten.

„Patrick, ist doch okay, wenn ich du sage, oder?”, klinkte sich Evie zu seiner Erleichterung in das Gespräch.

„Klar.”

„Ich mag deine Kunst sehr”, lächelte Evie und Patrick richtete seine Aufmerksamkeit auf sie.

„Ja, ich auch.” Er lachte ein wenig zu laut und Evie grinste höflich.

Während des Hauptgangs wurden professionelle Neuigkeiten ausgetauscht und der Saal bewundert.

Schließlich wurde das Dessert serviert und Maria wandte sich David zu.

„David, ich habe heute Vormittag den Karger vom letzten Jahr an einen Sammler in Spanien verkauft. Ich muss dir noch einmal danken, dass du meine Idee mit der Auktion hier im Museum seit Jahren so unterstützt. Meine ganze Familie freut sich regelmäßig auf das Event. Ich bin so froh, dass dieses Jahr auch meine Nichte mitgekommen ist, weil ich so oft vom Museum gesprochen habe und sie endlich neugierig genug machen konnte”, sagte sie gedämpft. „Sie hat in den letzten Jahren so viel gearbeitet, dass ich mir dachte, sie muss mehr unter Menschen kommen. Thea spricht immer so herzlich über dich, da dachte ich mir, dass du sicher ein guter Gesprächspartner für sie wärst, auch wenn das so nicht ganz geklappt hat”, sagte sie mit einem dezenten Blick auf Patrick, der seit der Vorspeise auf Evie einredete.

„Es immer schön, neue Gesichter bei diesen Events zu sehen und vor allem, wenn sie sich mit unseren Künstlern beschäftigen. Dieses Jahr hast du dich selbst übertroffen, die Dekorationen sind sehr geschmackvoll und das Publikum wirklich etwas Besonderes”, antwortete David.

„Entschuldige mich bitte, ich habe ein paar Bekannte zu begrüßen!” Maria erhob sich, nachdem die Kellner abgeräumt hatten. David bemerkte erst jetzt, dass sich alle außer ihm, Karli und Evie bereits vom Tisch entfernt hatten. Karli hatte sich jetzt neben ihre Freundin gesetzt und die beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein.

„Herr Freimann, würden Sie mir bitte die Milch reichen?”, fragte Evie und schaute David an.

Es klang nicht wie eine Frage, sondern wie ein subtiler Befehl in seinen Ohren. Davids Herz schlug plötzlich schneller, als ihm klar wurde, dass Evie ihn intensiv anschaute.

„Ja, natürlich”, sagte er und gab ihr das Kännchen.

„Vielen Dank”, antwortete sie kühl, während sie sich wieder ihrem Gespräch mit Karli zuwandte.

David war wie versteinert. Ihm war plötzlich sehr warm und seine Hände wurden feucht. Er konnte nicht aufhören, sie anzuschauen.

Evie spürte seinen Blick und konnte sich ein Schmunzeln in Davids Richtung nicht verkneifen. Sie war aufgeregt und wusste nicht, woher dieses Gefühl kam.

„Evie, ich muss mal kurz weg”, sagte Karli und war schon verschwunden.

Evie und David saßen nun alleine am Tisch. Sie wandte sich David zu und war erstaunt über die großen Augen, die sie anblickten.

„Herr Freimann …”, setzte sie an.

„David, bitte”, sagte er schnell und errötete.

„Okay, David. Du arbeitest also mit Martin zusammen? Karli und ich kennen uns schon seit der Schulzeit und haben immer Kontakt gehalten. Ich finde es toll, Martin endlich näher kennenzulernen, ich habe ihn immer nur kurz gesehen, weil ich in den letzten Jahren immer viel unterwegs war. Sie scheint wirklich Glück gehabt zu haben.“

David konnte sich kaum konzentrieren. „Ja. Er ist ein großartiger Kollege und guter Freund. Karli und er sind ein tolles Team. Er ist richtig aufgeblüht, seit er sie kennt ...”

David musste sich sehr anstrengen, Evie nicht anzustarren, als sie ihn auffällig musterte.

„Ja … Das wünschen wir uns alle, nicht wahr?”, sagte sie nachdenklich und lächelte ihn an.

Er wurde so verlegen, dass er einen Schluck seines Kaffees nahm und erleichtert war, als er sah, dass Patrick Black und Thea sich gerade wieder setzten.

„Ach Evie, diese Bilder sind so schön! Wir waren gerade im Zimmer nebenan und haben uns die modernen Meister angeschaut, wirklich eine tolle Sammlung!”, sagte Thea und Patrick wandte sich an David.

„Herr Freimann, sind Sie für die Verträge mit den Künstlern verantwortlich?”

David war sehr froh über die Frage und antwortete ihm: „Ja, aber nur, was die Ausformung der Verträge angeht. Mein Kollege …“ Ihm stockte der Atem. Er spürte eine kleine Hand auf seinem rechten Knie und wie sich lange Nägel sanft ihren Weg über den Stoff seiner Hose bahnten. Irgendwie beendete er seinen Satz, aber konnte sich nicht mehr auf das Gespräch mit Patrick Black konzentrieren, der ihn mit Folgefragen überschüttete.

Er schaute Evie an, die ihn ignorierte und mit Thea plauderte, während sich ihre Hand langsam den Weg zur Innenseite seines Oberschenkels bahnte. Er fühlte, wie sein Herz laut schlug und der Stoff seiner Hose im Schritt zu spannen begann. Er zuckte unmerklich zusammen und sah, wie sich ihre Lippen zu einem amüsierten Lächeln verzogen und sie ihre Nägel leicht in sein Bein grub. Sie nahm ihre Hand weg, doch sein Herz schlug nur noch schneller.

Er entschuldigte sich und ging zur Herrentoilette, um sich ein bisschen zu beruhigen. Hoffentlich konnte man seine Aufregung nicht sehen. Als er an Evie vorbeiging, spürte er ihren Blick auf seinem Schritt und errötete, da sie ihm nun frech in die Augen blickte. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Er konnte ihrem Blick nicht standhalten und wandte seinen Kopf ab, auch um sein Gesicht zu verbergen.

David stand vor dem Spiegel und spritzte sich Wasser ins Gesicht, als Martin durch die Tür kam.

„Na, auch so warm?”, grinste dieser und wusch seine Hände.

„Ja, es ist fast nicht auszuhalten”, antwortete David murmelnd.

„Bin ja gespannt, ob die Band wenigstens ein bisschen Stimmung bringt”, sagte Martin und sah gelangweilt aus. „Du scheinst ja auch mit dem Abend zu kämpfen.”

„Ja, ein bisschen Musik tut sicher gut”, antwortete David und nahm sich ein paar Papiertücher.

„Karli ist überglücklich, dass Evie auch da ist. Ist sogar der Grund, warum sie überhaupt mitgekommen ist. Sie ist wirklich abgedreht, haha, du ahnst nicht, was ich für Storys gehört hab. Ich hab sie nie länger getroffen, aber kann mir alles lebhaft vorstellen”, lachte Martin.

David war neugierig, wollte aber sein Interesse nicht zeigen, weil er seine Aufregung nicht zuordnen konnte und entschuldigte sich.

Vor der Tür stand Evie und strahlte ihn an.

„Habe ich dich verscheucht?”

„Nein, im Gegenteil … Ich wollte … Ich musste …” David versuchte, die richtigen Worte zu finden.

Evie hob eine Augenbraue und grinste amüsiert. „Ja?”

Ihr Interesse war geweckt. Sie wollte sehen, ob sie ihn richtig eingeschätzt hatte. Er war sehr niedlich mit seinen roten Wangen und seiner Verlegenheit, die er nicht überspielen konnte.

David schaute nach unten, sein Blick aber blieb an ihrem Wasserfallausschnitt hängen. Er schnappte nach Luft und sie lachte leise auf.

„Komm David, die Band spielt gleich”, sagte sie.

Er fing sich wieder und bot ihr seinen Arm an, den sie annahm. Erneut spürte er ihre Nägel am Ende ihrer zarten Berührung. Sie gab sanfte Impulse mit der Hand und führte ihn in Richtung Bühne. Er entspannte sich langsam und fühlte sich sicher in ihrer Gegenwart, dabei kannte er sie nicht einmal. Er wusste nicht, was in ihm vorging, aber er genoss jede Sekunde an ihrer Seite. Manchmal schaute sie zu ihm hoch, als ob sie sehen wollte, wie es ihm ging. Ihm war, als könne sie in ihn reinschauen. Er konnte es kaum glauben. Sie war so zart, klein und zierlich und hatte eine Stärke in ihrem Blick, der er nicht gewachsen war. Gleichzeitig war ihr Lächeln entwaffnend offen und liebevoll, sodass sein Herz immer schneller schlug, wenn er es sah. Bildete er sich diese Dynamik nur ein? Konnte diese Frau wirklich das sein, wonach er sich schon immer gesehnt hatte?

Evie hielt sich an Davids Arm fest. Ihr war ein wenig schwindelig, wenn sie ihn anschaute. Sie hatte ihn am Anfang des Abends sofort wahrgenommen und direkt eine gewisse Sympathie empfunden, aber als er ihr vorgestellt wurde, hatte er keinen vernünftigen Satz herausgebracht. Sie meinte, Interesse in seinem Blick gesehen zu haben, und hatte ein undefiniertes Gefühl, dass er das in sich haben könnte, was sie so liebte. Sie hatte sich sehr auf das gemeinsame Essen gefreut und ihr guter Eindruck wurde nur noch verstärkt. Er strahlte eine attraktive Sicherheit aus, wenn er sprach und sein Lächeln war einnehmend. Am meisten gefiel ihr allerdings, wie höflich und respektvoll er mit seinen Mitmenschen umging, obwohl er ihr nicht einmal in die Augen schauen konnte. Sie hatte seine Blicke während des Essens mehrfach gespürt und mochte seine Verlegenheit, wenn sie ihn anschaute. Sie hatte sofort den Verdacht gehabt, dass er es genoss, wenn sie ihm mit einem festen Blick begegnete. Sie hatte einfach testen müssen, wie weit sie gehen konnte. Als sich die Gelegenheit ergab, hatte sie ihre Hand auf sein Knie gelegt und ihm jede Möglichkeit gegeben, sie dezent wegzuschieben, was er aber nicht getan hatte. Sie hatte gemerkt, wie er um Fassung gerungen hatte und sie konnte es sich nicht verkneifen, ein wenig weiter zu gehen. Als er sich entschuldigte, um in Richtung Toilette zu verschwinden, hatte sie demonstrativ ihren Blick auf seine Hose gerichtet, um zu sehen, ob sie die richtige Ahnung gehabt hatte. Und das hatte sie.

Nun standen sie in einer Menschenmenge, warteten auf die Rede ihrer Tante und dann auf die darauffolgende Musik. Sie spürte, wie er langsam ruhiger wurde und ihrem Blick standhalten konnte.