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Paraguay ist nicht nur eines der freiesten Länder der Welt, sondern wahrscheinlich auch eines der preisgünstigsten. Die Bevölkerung ist herzlich und deutschfreundlich. Für gefrustete Deutsche, die ans Auswandern denken, ist Paraguay also eine durchaus erwägenswerte Alternative zu den politisch (noch) einwandfreien Ländern Polen und Ungarn. Nur eines müssen Sie bedenken: Paraguay ist kein Sozialstaat. Für Ihre finanzielle Absicherung müssen Sie selbst sorgen. In Paraguay zählt nur Cash! Als wir im März 2017 nach Paraguay auswanderten, ahnten wir noch nichts von den Abenteuern, die uns hier erwarten würden. Das vorliegende Buch informiert Sie nicht nur über die Lebenshaltungskosten, sondern auch über die paraguayischen Besonderheiten, insbesondere die etwas andere Mentalität.
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Seitenzahl: 142
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Vorwort
Unsere letzten Tage in Deutschland
Die ersten drei Monate in Paraguay
Einleben in der neuen Heimat
Umzug nach Villa Elisa
Neue Herausforderungen
Lebenshaltungskosten
Paraguayische Besonderheiten
Seit fast fünf Jahren leben wir nun schon in Paraguay, und wir haben in dieser Zeit noch nicht einen Tag bereut. Schon bei unserer ersten Paraguayreise im November 2016 war uns das lateinamerikanische Land ans Herz gewachsen. Aber nun, im Januar 2022, bekennen wir freimütig: Wir lieben dieses Land! Unsere Entscheidung, nach Paraguay auszuwandern, war im Rückblick goldrichtig.
Wir haben in diesen fünf Jahren unglaublich viel erlebt, zum Teil recht Abenteuerliches, wir haben tolle Menschen kennengelernt und großartige Erfahrungen gemacht. Und innerhalb von fünf Jahren bekommt man auch ein gutes Gefühl für die hiesige Mentalität, die sich deutlich von der deutschen Mentalität unterscheidet. Dieses Buch ist bewusst subjektiv gehalten, weil wir nur unsere persönlichen Erfahrungen und Eindrücke wiedergeben. Diese müssen sich keinesfalls mit den Erfahrungen und Eindrücken anderer Einwanderer decken. Wir haben bis jetzt sehr positive, aber natürlich auch einige weniger positive Erfahrung gemacht. Aber unterm Strich überwiegen die positiven. Deshalb empfehlen wir jedem an einer Auswanderung interessierten Leser dieses Land ausdrücklich. Das einzige, was man braucht, ist Geld.
Ein wichtiger Punkt sind die Lebenshaltungskosten. Wir haben diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet.
Darüber hinaus gibt es einige Besonderheiten, die man kennen sollte, bevor man sich auf dieses Land einlässt. Auch darauf gehen wir ein. Subjektiv natürlich.
Unsere ersten achtzehn Monate in Paraguay (März 2017 bis September 2018) schildere ich in der Art eines Tagebuchs, weil ich mir damals viele Notizen mit genauem Datum gemacht hatte. Danach notierte ich mir keine präzisen Daten mehr, sondern schildere ich unsere Erlebnisse einfach aus der Erinnerung.
Am 24. März 2017 sollte es für immer nach Paraguay gehen. Es waren keine drei Wochen mehr bis zu unserem Abflug, und organisatorisch kam es jetzt praktisch auf jede einzelne Stunde an. Das Packen überließ ich Maria – Frauen haben diesbezüglich mehr gesunden Menschenverstand als Männer –, aber ausruhen konnte ich mich natürlich nicht. Ich musste unser fünftes Buch »Paraguay – ein Paradies für Auswanderer« Korrektur lesen und freigeben, damit der Verlag alles Weitere veranlassen konnte – idealerweise noch vor unserem Abflug.
Von unserer Auswanderungsabsicht hatten wir nur ganz wenigen Menschen erzählt. Maria war schon immer der Überzeugung, dass Verschwiegenheit Gold wert ist. Die Verschwiegenheit ging bei ihr so weit, dass sie ihre härtesten Schauungen selbst vor mir verheimlichte. Das sagte sie mir auch ganz offen. Sie erklärte mir auch, weshalb es besser wäre, niemandem von unserer Auswanderungsabsicht zu erzählen: »Der Neid anderer Menschen kann den persönlichen Erfolg stark behindern. Er kann ihn sogar verhindern.« Folglich zogen wir nur jene Menschen ins Vertrauen, von denen wir wussten, dass sie garantiert nicht neidisch auf uns waren. Dazu zählten u.a. Hagay, Nurit und Meira. Nurit gab sich anfangs allerdings geschockt: »Paraguay? Da leben doch nur Nazis!« Das war natürlich völliger Quatsch, aber dieses Bild war fest in ihrem Kopf verankert. Ich musste sie ernsthaft beruhigen und ihr verständlich machen, dass wir nicht mehr in den Fünfzigerjahren lebten.
Meira aus Tel Aviv gab sich da schon deutlich entspannter. Sie liebte unsere Tochter über alles und fragte, wann sie sie sehen könnte. Ich schrieb ihr, dass wir uns in Paraguay ja erst mal einleben müssten, aber vielleicht könnten wir uns ja später in Brasilien treffen, da gäbe es schließlich wunderschöne Strände. Oder wir träfen uns im Dezember in den USA. Wir hatten gehört, dass die Vorweihnachtszeit in New York City wunderschön sein soll. Tante Meira schrieb mir zurück, dass sie New York für die eindeutig bessere Alternative hielt.
Dienstag, 7. März 2017: Wir schauten abends die Tagesschau und staunten nicht schlecht über Erdogans Auslassungen über Europa und über einzelne europäische Politiker. Maria, die wie immer weit in der Zukunft war, sagte dann so ganz nebenbei: »Erdogan flieht wahrscheinlich nach Katar.« Ich erinnerte mich, dass sie mir schon Anfang 2016 auf meine Frage, wie sich der Sturz Erdogans denn konkret ausnehmen werde, geantwortet hatte: »Entweder wird er ermordet, oder er flieht in ein islamisches Land.« Ehrlich gesagt, verschwendete ich keinen Gedanken mehr an Erdogans Schicksal. Unabhängig von der tatsächlichen Reihenfolge der bald eintretenden Ereignisse wusste ich ja, dass der ganze Nahe Osten umgekrempelt und letztendlich ein unabhängiges Kurdistan entstehen würde.
Freitag, 10. März 2017: Am Vormittag erhielt ich einen überraschenden Anruf eines israelischen Sicherheitsexperten. Details unseres Telefonats werde ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht preisgeben, auch nicht seinen Namen, aber ein Punkt erscheint mir doch erwähnenswert. Als er mit mir über einen Termin im Mai 2017 sprechen wollte, sagte ich: »Da bin ich schon nicht mehr in Deutschland. Ich wandere mit meiner Familie noch im März nach Paraguay aus. Wie Sie viel besser wissen als ich, ist Deutschland nicht mehr sicher.« Er sagte: »Sie wissen, dass es auf der Welt nur ein einziges Land gibt, in dem man als Jude wirklich sicher lebt.« »Ja, Israel«, sagte ich. »Genau. Wir bekämpfen das Übel nämlich schon, bevor es sich entfalten kann.« »Das weiß ich«, erwiderte ich. »Aber in Deutschland wird’s halt anders gehandhabt.« In Wirklichkeit war es natürlich noch viel schlimmer: In Deutschland wurde das Übel nämlich nicht nur nicht ausreichend bekämpft – nein, sobald das Übel zugeschlagen hatte, wurde seitens der Politik und der Medien auch noch massiv vertuscht. »In Paraguay wird es in zehn Jahren aber auch nicht mehr sicher sein«, meinte er. Diese Aussage überraschte mich. »Wie kommen Sie darauf?«, wollte ich wissen. »Ich bin halt Historiker«, sagte er. Eine nähere Begründung für seine These lieferte er mir allerdings nicht. Deshalb erzählte ich ihm auch nicht, was ich von Maria über das weitere Schicksal Israels und Paraguays erfahren hatte: Israel würde von den Moslems, insbesondere vom Iran angegriffen und dabei größtenteils zerstört werden. Und in einer anderen Eskalationsstufe des großen Weltgewitters würden auch sehr viele Brasilianer und Argentinier nach Paraguay flüchten – gerade weil Paraguay so sicher war. Eine präzise Zeitangabe für den Eintritt dieser Schauungen habe ich von Maria allerdings nicht erhalten. Sie sagte damals nur: »Das dauert noch einige Jahre.« Das einzige Mal, wo sie sich im Zusammenhang mit Paraguay auch zeitlich sicher war, betraf die große Einwanderungswelle von Deutschen nach Paraguay: »So ungefähr ab dem Jahr 2019 beginnt die ganz große Auswanderungswelle von Deutschen nach Paraguay. Die nehmen hier dann jede Bruchbude. Hauptsache, sie kommen lebend aus Deutschland raus.«
An diesem Freitagabend kamen wir wieder einmal auf unsere Verwandten zu sprechen, die alle hätten auswandern können, als dies noch mit Leichtigkeit möglich war. Die offensichtliche Blindheit unserer Verwandten hatte für mich etwas Faszinierendes. Praktisch alle kannten die Fakten aus den alternativen Medien, trotzdem wurden diese Fakten durch irgendeinen geheimnisvollen Mechanismus in ihrem Kopf verdrängt. Was hielt sie wirklich von einer Auswanderung in ein sicheres Land ab? Maria hatte wie so oft eine interessante Antwort: »Die haben nicht genug Gutes getan, so dass Gott ihnen nicht rechtzeitig die Augen geöffnet hat.«
Montag, 13. März 2017: Der fünfte Ruben-Stein-Band, »Paraguay – ein Paradies für Auswanderer«, ist erschienen. Interessanterweise am 72. Tag des Jahres. Sie erinnern sich vielleicht an das, was ich Ihnen in jenem Buch über die Zahl 72 erzählt habe. Dass das Buch ausgerechnet am 72. Tag des Jahres erschien, war Zufall. Jedenfalls habe ich diesen Veröffentlichungstermin nicht bewusst geplant.
Mittwoch, 15. März 2017: Heute wurde unser Hausrat verpackt.
Donnerstag, 16. März 2017: Maria war ganz aufgelöst: In dem ganzen Umzugswirrwar war einer ihrer Lieblingsohrringe abhandengekommen. Sie hatte alles abgesucht – nichts! Der Ohrring blieb verschwunden. »Bist du katholisch oder was?«, fragte ich sie. »Wieso?«, fragte sie zurück. »Weil Katholiken für jedes Anliegen einen Heiligen im Himmel haben«, sagte ich. »Wenn ein Katholik etwas verloren hat, dann sucht er nicht selbst, sondern lässt den Heiligen Antonius suchen.« Maria richtete ihren Blick umgehend zum Himmel: »Heiliger Antonius, bitte, bitte, bring mir meinen Ohrring zurück!« Keine zwei Minuten später hatte sie ihren Ohrring wiedergefunden.
Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass es natürlich auch Fälle gibt, in denen der verlorene Gegenstand nicht sofort wiederauftaucht. In einem solchen Fall wird man deshalb etwas lauter: »Heiliger Antonius, blamier dich nicht!« Spätestens jetzt wird der Heilige reagieren. Dass dies die Wahrheit ist, kann ich Ihnen bezeugen: Ich habe noch niemals einen verschwundenen Gegenstand nicht innerhalb kürzester Zeit wiederbekommen.
An diesem Donnerstag besuchten wir am späten Nachmittag unsere Freunde Gerd und Juliane. Da unser Hausrat inzwischen von der Spedition abgeholt worden war, mussten wir ja die verbleibenden Tage bis zum Abflug irgendwo wohnen. Gerd und Juliane hatten uns großzügig ihr Haus angeboten. Ab morgen, Freitag, würden wir bei ihnen für eine Woche übernachten. Als wir im Wohnzimmer saßen, sagte Juliane: »Eigentlich hatte ich ja mit euch nach Ungarn ausreisen wollen.« Daraufhin sagte Maria: »Auch Polen und Ungarn werden sich nicht dauerhaft abschotten können. Ganz Europa wird schwarz.« Und mit »schwarz« meinte sie offensichtlich nicht katholisch. »Meine Schwester lebt in Norwegen«, meinte Juliane. »Vielleicht kann ich bei ihr wohnen.« Maria sagte ihr daraufhin das, was sie auch mir schon mehrmals gesagt hatte: »Norwegen ist auf jeden Fall sicher.«
Freitag, 17. März 2017: Wir zogen mit drei großen Koffern bei Gerd und Juliane ein. Um neunzehn Uhr gab es im kleinen Salon ein Gebetstreffen mit rund zehn Personen. Juliane stellte uns ihren Gästen vor und erwähnte dabei, dass wir in einer Woche nach Paraguay auswandern würden. Daraufhin sagte eine ältere Dame: »Paraguay? Da sind Sie aber mutig!« Ich nickte lächelnd, war aber stark versucht zu sagen: Irrtum! Diejenigen, die in Deutschland bleiben wollen, sind die wahrhaft Mutigen.
Montag, 20. März 2017: Beim Frühstück erzählte uns Juliane, dass sie wegen einer schnellen Flucht nach Norwegen mit ihrer Schwester telefoniert hätte. Da sei es zwar dunkel, aber immerhin sicher. Maria sagte daraufhin, dass Norwegen eine sehr gute Wahl und die Dunkelheit das geringste Übel sei. Abstriche müsse man bei seiner Flucht fast überall machen. Und dann setzte sie hinzu: »Lieber knabbere ich in Paraguay am Maiskolben, als dass ich mir das Irrenhaus Deutschland weiterhin antue.«
Beim Frühstück kamen wir auch auf den Papst zu sprechen. Als Katholik folgt man zwar automatisch dem jeweiligen Heiligen Vater, aber bei Papst Franziskus konnte ich ein gewisses Störgefühl einfach nicht ablegen. Dieses Gefühl hatte ich bereits in dem Moment, als ich zum ersten Mal den Namen Bergoglio hörte. Und wie ich später erfuhr, ging es vielen anderen Katholiken genauso. In den alternativen Medien hielt sich nach wie vor das Gerücht, dass der damalige US-Vizepräsident Joe Biden im Juni 2011 nur deshalb im Vatikan bei Papst Benedikt XVI. zu Besuch war, um den Papst zum Rücktritt aufzufordern. Das Gerücht besagte auch, dass Biden dem Papst relativ schnell klargemacht habe, dass im Falle der Nichtbefolgung die Vatikanbank auch weiterhin vom internationalen Geldkreislauf abgekoppelt bleiben würde. Im Klartext hieß das, dass die Obama-Administration den konservativen Benedikt durch den »linken« Franziskus ersetzt haben wollte.
Dienstag, 21. März 2017: In den deutschen Medien gab es mal wieder Kritik an Ivanka Trump. Nichts als Neid auf eine sehr schöne und hochintelligente Frau. Nur zur Erinnerung: Ivanka Trump hat Wirtschaftswissenschaften studiert und ihr Studium mit summa cum laude abgeschlossen – im Gegensatz zu den meisten deutschen Politikern.
Beim Abendessen sagte ich zu Gerd und Juliane: »Es gibt immer noch Leute, die nicht kapieren, was abgeht, oder die meinen, es werde schon nicht so schlimm kommen. Irrtum. Es wird fürchterlich. Vor allem für Deutschland. Das einzige, was dem einen oder anderen jetzt vielleicht noch helfen könnte, sind die Insiderbücher von Ruben Stein. Deshalb meine Bitte: Falls ihr von den Ruben-Stein-Büchern begeistert seid, empfehlt sie unbedingt weiter – Gott vergelt‹s –, denn Jesus will, dass sich möglichst viele Menschen retten können. Aber dafür benötigen diese Menschen die Insider-Informationen von Maria.«
Mittwoch, 22. März 2017: Bei Juliane kam es zu einer überraschenden Einsicht. Plötzlich wollte sie ebenfalls nach Paraguay. Auf diesen Beschluss mussten wir sofort mit einer Flasche Crémant anstoßen. »Jetzt muss ich nur noch den Gerd überzeugen«, sagte sie. Ich stellte für mich fest, dass die Gruppe der Paraguay-Interessierten allmählich wuchs, denn auch unsere Freunde Michaela und Aloys wollten sich für acht bis zehn Wochen Paraguay anschauen. Michaela träumte bereits von einer großen Farm für die Rinderzucht.
Rinderzucht ist natürlich so eine Sache, dachte ich. Da muss man höllisch aufpassen, dass man auch das geeignete Personal einstellt. Wenn man den falschen Oberaufseher engagiert, kann es passieren, dass er die Rinder nachts unter der Hand verkauft. Lügen und Klauen ist in Paraguay nämlich völlig normal, und bei den riesigen Weideflächen hier würde das anfangs sogar noch nicht einmal auffallen.
Donnerstag, 23. März 2017: Schon an den vergangenen Samstagen und Sonntagen hatten wir gute Freunde zum besten Italiener der Stadt eingeladen. Aber Juliane und Gerd hatten auf einen weiteren Abschiedsabend für uns bestanden: Sie hatten Christel, Rimma, Laura und Manuela für neunzehn Uhr eingeladen. Es wurde ein traumhafter Abend. Gegen Ende des Abends schenkte uns Manuela noch ein Gebetbuch, welches einer besonderen Verehrung des kostbaren Blutes Christi gewidmet war. Ich sagte ihr, dass die wichtigsten Mittel in diesen letzten Zeiten das Rosenkranzgebet und die Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens seien. Manuela ergänzte: »Das stimmt, aber die Verehrung des kostbaren Blutes ebenso.« Ich hätte das Büchlein, das sie mir übergab, gern in den nächsten Tagen gelesen, aber ich hatte ein Zeitproblem: Die Verbesserung meiner Spanischkenntnisse war mir momentan wichtiger.
Freitag, 24. März 2017: Unsere Gastgeber hatten seit einigen Tagen einen polnischen Handwerker bei sich beschäftigt. Er hieß Leszek. Wann immer ich vor die Tür zum Rauchen ging, kam Leszek zu mir und erzählte mir in gebrochenem Deutsch, wie wichtig das regelmäßige Studium der Bibel sei. Bei der heutigen Morgenzigarette erzählte er mir von seinem Bein, das vor fünf Jahren um ein Haar hätte amputiert werden müssen. Er hatte sich damals im Krankenhaus an unsren Herrn und Erlöser gewandt: »Jesus, wenn du mein Bein wiederherstellst, dann verspreche ich dir, dass ich nie wieder einen Schluck Alkohol trinken werde.« Das Unglaubliche geschah. Leszeks Bein wurde entgegen jeder Wahrscheinlichkeit wieder gesund, und die Ärzte sprachen von einem Wunder. Seit jenem Tag hätte er nie wieder einen Tropfen Alkohol angerührt, versicherte er mir.
Um 13.30 Uhr fuhr uns Juliane zum Bahnhof. Von dort ging es mit dem ICE zum Frankfurter Flughafen.
Gegen 19.30 Uhr startete unsere Boeing 737 in Frankfurt. Wir landeten um 21.40 Uhr in Madrid. Um 0.20 Uhr ging es mit dem Airbus 330 weiter nach Asunción.
Das Freiheitsgefühl bei unserer Landung in Asunción war unbeschreiblich. So ähnlich müssen sich die Menschen in der ehemaligen Ostzone gefühlt haben, als am 9. November 1989 die Mauer fiel. Unsere Maschine setzte am Samstag, den 25. März 2017 um 7.45 Uhr Ortszeit auf paraguayischem Boden auf. Die Kirche feierte das Fest »Verkündigung des Herrn«.
Die erste Woche verbrachten wir im Hotel Guaraní. Und das erste Telefonat galt natürlich Bettina Müller, unserer Einwanderungshelferin. »Eure Daueraufenthaltsgenehmigungen habe ich bereits«, sagte sie, »und eure cédulas erwarte ich in den nächsten Tagen.« Wow! Die cédula war der paraguayische Personalausweis – ein sehr wichtiges Dokument, das man u.a. für die Eröffnung eines paraguayischen Bankkontos benötigt.
Die ersten Tage taten wir praktisch nichts. Wir genossen einfach nur das herrliche Wetter, dass Essen, das Bier und die freundlichen Menschen. Nach all dem Stress der vergangenen Wochen wollten wir einfach nur abschalten.
Wenn wir am frühen Morgen auf unserer Terrasse im 12. Stock des Hotels Guaraní standen und in Richtung Norden und Westen durch die Hochhäuser hindurch bis zum Horizont blickten, bekamen wir Glücksgefühle. Die Luft war kristallklar. Das Land war weit und saftig grün. Wir spürten hier die gleiche unendliche Freiheit und den gleichen Segen und Schutz, die wir auch im Mai 2015 anlässlich unseres Urlaubs in Oberbayern gespürt hatten. Die Muttergottes von Caacupé breitete ihren Schutzmantel über Paraguay aus.
Wir konnten jetzt natürlich nicht wochenlang im Hotel Guaraní leben, schließlich waren wir jetzt keine Touristen mehr, sondern Einwanderer. Eine Woche im Hotel war ja okay, aber danach musste was Preiswerteres her. Wir hatten das Hotel nur für die Zeit vom 25. März bis zum 1. April gebucht. Es wurde also Zeit, unserer Einwanderungshelferin eine Mail zu schreiben und sie nach einer für uns geeigneten Pension zu fragen.
Mittwoch, 29. März 2017: Bettina schrieb umgehend zurück und nannte uns die Kontaktdaten einer Pension ein paar Kilometer östlich vom Hotel Guaraní. Der Name der Pension lautete Don Gerardo Apartamentos. Ich ging auf deren Website und wusste sofort, dass das der geeignete Platz für uns war. Der Preis stimmte, und Garten und Pool waren ebenfalls vorhanden. Dort würden wir solange wohnen bleiben, bis wir ein geeignetes Häuschen oder eine geeignete Wohnung gefunden hätten – vorausgesetzt, in der Pension war noch etwas frei. Wir schnappten uns ein Taxi, fuhren einfach vorbei und klingelten. Die Dame des Hauses, Señora Graciela, öffnete uns mit einem strahlenden Lächeln und erkundigte sich nach unseren Wünschen. Wir hatten Glück. Ich erklärte ihr, dass unser Container voraussichtlich erst am 21. Mai in Asunción eintreffen würde. Kein Problem. Sie sagte, dass wir uns ein Apartment aussuchen und solange bleiben könnten, wie wir wollten.