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Ein einzigartiger Einblick in das Leben vor rund 150 Jahren: Drei eigene und viele fremde Kaiser, Cholera-Epidemien, Überschwemmungen und Feuersnöte, der Einzug der Eisenbahn und der Straßenbeleuchtung haben die Innsbrucker bewegt - ein buntes Panoptikum für jeden, der am Leben, Lieben und Leiden unserer Vorfahren teilhaben will.
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Seitenzahl: 281
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HAYMONverlag
Lukas Morscher
© 2014
HAYMON verlag
Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
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ISBN 978-3-7099-3572-9
Umschlag- und Buchgestaltung, Satz:
hœretzeder grafische gestaltung, Scheffau/Tirol
Grafische Nachbearbeitung der Abbildungen: Benno Monz
Abbildungen: Alle Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, außer S. 23, 33, 45, 50, 56, 69, 72, 77, 97, 102, 104, 113, 126, 140, 151, 158, 162, 163, 167, 172, 190, 207, 233, 239 Sammlung Kurt Klieber
Bildnachweis: Trotz intensiver Bemühungen konnten nicht alle InhaberInnen von Bildrechten ausfindig gemacht werden. Für entsprechende Hinweise ist der Autor dankbar.
Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.haymonverlag.at.
VORWORT
Eine letzte „Gebrauchsanleitung“
Eine Zeit des Umbruchs auf allen Ebenen Tirol und Österreich 1830–1880
1830
1831
1832
1833
1834
1835
1836
1837
1838
1839
1840
1841
1842
1843
1844
1845
1846
1847
1848
1849
1850
1851
1852
1853
1854
1855
1856
1857
1858
1859
1860
1861
1862
1863
1864
1865
1866
1867
1868
1869
1870
1871
1872
1873
1874
1875
1876
1877
1878
1879
1880
Anhang
Straßen- und Gassennamen in Innsbruck im 19. Jahrhundert mit ihren heutigen Entsprechungen
Begriffserklärungen
Christine Oppitz-Plörer
Bürgermeisterin und Kulturreferentin der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck
Bereits zum dritten Mal beweist Lukas Morscher, dass er weder Schraubenzieher, Hammer noch Nägel braucht, um eine Zeitmaschine zu bauen. Ihm genügen einige Blätter Papier, etwas Druckerschwärze und die historischen Schätze des Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck. Mit seinem dritten Werk aus der Reihe „Innsbrucker Alltagsleben“ lädt er alle Interessierten auf eine Reise in das „vergangene“ Innsbruck ein und präsentiert Interessantes, Skurriles, Bewegendes, Lustiges, Tragisches, Amüsantes, Schönes und vieles mehr aus den Jahren 1830 bis 1880.
Schlägt man heute die Zeitung auf, findet man darin Nachrichten aus der ganzen Welt. Angesichts dieser werden die lokalen Geschehnisse oftmals nur gestreift. In dem umfangreichen Rückblick „Innsbrucker Alltagsleben 1830–1880“ liegt der Fokus auf ebendiesen lokalen Ereignissen. Dabei ist die Bandbreite der präsentierten Geschichten erstaunlich: Egal ob die Taten Kleinkrimineller, der Besuch des Kronprinzen Rudolf, Werbeanzeigen oder Berichte über den ersten „Sprechtelegraphen“ sowie den Beginn der Gasbeleuchtung – das Werk enthält all jene Geschichten, welche die Innsbruckerinnen und Innsbrucker einst beschäftigt haben. In den Artikeln der damaligen Zeitungen zeigt sich nicht nur die rasante Weiterentwicklung in kürzester Zeit, in ihnen spiegelt sich auch jene Vielfalt wider, die unsere alpin-urbane Landeshauptstadt – damals wie heute – prägt und einzigartig macht. Ein weiteres Mal wird deutlich, dass Innsbruck eine bunte Stadt ist, die sich durch einen unglaublichen Facettenreichtum in den unterschiedlichsten Bereichen wie Sport, Kultur, Bildung, Architektur und Gesellschaft auszeichnet.
Ich danke Lukas Morscher – dem Experten für die Geschichte unserer Stadt – dafür, dass er allen Leserinnen und Lesern mit dieser faszinierenden Alltagschronik die Möglichkeit gibt, einen Streifzug durch fünf Jahrzehnte Leben in und rund um Innsbruck zu unternehmen. Mit etwa 200 Bildern, Drucken und Fotografien, von denen viele zum ersten Mal veröffentlicht werden, wird die längst vergangene Stadtgeschichte wieder lebendig und greifbar.
Innsbruck, August 2013
Lukas Morscher
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Sie halten den dritten und letzten Band des „Innsbrucker Alltagsleben“ in Händen. Warum erscheint der zeitlich erste Band als letzter dieser kleinen Reihe?
Die im vorliegenden Buch beschriebene Epoche ist diejenige, die uns allen weitgehend fremd ist. Nur einzelne Stichworte, etwa das Revolutionsjahr 1848, sind uns vielleicht noch aus dem Geschichtsunterricht in Erinnerung. Ansonsten ist dieser Zeitraum – wenn auch zu Unrecht! – ein unbekanntes Terrain.
Die sehr positiven Rückmeldungen zu den anderen beiden Bänden haben mich darin bestärkt, die von Anfang an geplante Trilogie auch abzuschließen.
Wenn es mit diesem Buch gelingen sollte, ein wenig Licht auf Leben, Glück und Sorgen unserer Vorfahren zu werfen, so ist schon viel erreicht. Gleichzeitig ist der Band natürlich kein Geschichtsbuch mit Anspruch auf Vollständigkeit. Bei der Auswahl der Zeitungsartikel steht für mich auch die Unterhaltung der Leserinnen und Leser im Vordergrund. Und die Maxime lautet: Nicht aus der Sicht des Heute, des angeblich aufgeklärten 21. Jahrhunderts auf die „Alten“ hinabschauen, nicht belehren, nicht deuten, sondern einfach nur Episoden aus deren Alltagsleben zeigen.
Allerdings gibt es in der Erstellung dieses Bandes ein paar Abweichungen gegenüber seinen Vorgängern. Bei der Auswahl des Bildmaterials musste ich wesentlich „großzügiger“ sein: sowohl was die zeitliche als auch die räumliche Dimension angeht. Topographische Fotos tauchen in Innsbruck erst in den 1860er Jahren auf; Bildpostkarten um 1890/95. Da war so mancher Vorgriff erforderlich. Zum Teil sollen die Bilder einfach eine Atmosphäre vermitteln. Und natürlich sind auch wieder ein paar Gustostückerln dabei.
Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass die Seitenzahlen der Zeitungen anfangs das ganze Jahr durchlaufen. Zudem gab es hier häufig Satzfehler, sodass eine spätere Ausgabe unter Umständen eine niedrigere Seitenzahl oder fortlaufende Nummer haben kann. Diese Daten habe ich natürlich so belassen. Manche Korrekturen wurden aber doch vorgenommen, um Verständnisschwierigkeiten zu vermeiden. Zusätzlich finden Sie im Anhang ein kleines Glossar mit einigen Begriffserläuterungen.
Schlussendlich stößt man beim Tiroler Boten vielleicht noch auf einige Verwirrung: Es beginnt mit dem sich mehrfach ändernden Namen, was ich im Anhang zu erklären versucht habe, und geht weiter mit den diversen Beilagen, wie beispielsweise dem sogenannten Intelligenz-Blatt. Doch ein interessanter Name für eine Zeitung.
Ich möchte mich für die zahlreichen Rückmeldungen bedanken, die mich zu den beiden Vorgängerbänden erreicht haben. Es waren interessante, lustige und manchmal auch traurige Episoden, die mir Leserinnen und Leser berichtet haben. Besonders freut mich, dass auch Menschen, die nach eigenen Aussagen sonst Lesemuffel sind, die bisherigen Bände gelesen haben.
Das Zusammenstellen der Texte, die Auswahl der Bilder, die Recherchen und die Arbeit mit dem Verlag haben sehr viel (Frei-)Zeit in Anspruch genommen, und doch war es mir zweifellos ein echtes Vergnügen, an den Büchern arbeiten zu dürfen.
Um den Band mit bislang unveröffentlichten Dokumenten „garnieren“ zu können, hat mir Kurt Klieber einen Einblick in seine schier unglaubliche Sammlung gegeben und mir wunderbare Dokumente völlig unkompliziert zur Verfügung gestellt. Danke Kurt!
Ein solches Buch entsteht über einen längeren Zeitraum. Es bedarf eines strapazierfähigen freundschaftlichen Kontaktes zwischen Autor und Verlag. Hier möchte ich nachdrücklich meiner Lektorin Dorothea Zanon und dem Programmleiter des Haymon Verlags Georg Hasibeder danken, die mich und die Entstehung der Bücher enorm unterstützt haben. Ohne sie wären sie wohl nie erschienen.
Meinem privaten Umfeld und Freundeskreis danke ich zutiefst für Geduld, Nachsicht und Verständnis.
Danke für Ihr Interesse!
Innsbruck, August 2013
Wenn wir heute an den Zeitraum von 1830 bis 1880 denken, dann vor allem an mehrere Einzeldaten: das Revolutionsjahr 1848, die erfolgreichen Feldzüge von Feldmarschall Radetzky und die Schlacht bei Königgrätz 1866. Dass die politische und gesellschaftliche Realität wesentlich facettenreicher war, liegt auf der Hand.
Der Krieg gegen Napoleon hatte das nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation geschaffene Kaisertum Österreich in den wirtschaftlichen Bankrott geführt. Im Jahr 1811 erklärte Kaiser Franz I. den Staatsbankrott. Durch den Wiener Kongress 1815 wurde eine europäische Nachkriegsordnung geschaffen, im Zuge derer Länder und Territorien mehrfach den Regenten wechselten.
Der Verlust der österreichischen Niederlande und der Vorlande, der Zugewinn von Salzburg und des Innviertels waren die wesentlichsten territorialen Veränderungen. Oberitalien wurde bis zum Po unmittelbar beherrscht und Habsburger regierten in den Herzogtümern Parma, Modena und Toskana.
Gleichzeitig übernahm Österreich im 1815 gegründeten Deutschen Bund, der bis 1866 Bestand haben sollte, die führende Rolle. Mit einem knappen Drittel der Bevölkerung war das Kaisertum Österreich die zahlenstärkste Macht im Deutschen Bund. Es folgte in Europa eine militärisch „ruhigere“ Zeit. Dafür begann eine geistige Aufbruchsstimmung, die sich bis 1848 in mehreren Wellen über Europa ausbreitete. Die Stichworte hierfür sind Vormärz und Biedermeier. Das Biedermeier mit seiner „Flucht ins Private“ des Bürgertums bezieht sich vor allem auf die Kunst, die Literatur und die Mode. Der Vormärz hingegen war eine Bewegung des Liberalismus und des Nationalismus in einem Klima von Unterdrückung und Repression, die 1848 in den Revolutionen ihren Höhepunkt und vorübergehenden Abschluss fand.
Die prägende politische Figur dieser Zeit war Fürst Metternich, der mit einem System von Verträgen und Allianzen die europäische Politik weitgehend lenkte und im Inneren energisch gegen die aufkommenden liberalen und nationalen Bewegungen vorging.
Die Vorgänge des Jahres 1848 erfassten beinahe alle europäischen Staaten und nahmen ihren Ausgang – wieder einmal – in Frankreich. In der Habsburgermonarchie waren die Aufstände vor allem von nationalen Gedanken getragen. In Wien wurden die Aufstände mit militärischer Gewalt niedergeschlagen, die tausende Opfer forderte. Der schwache und völlig überforderte Kaiser Ferdinand „der Gütige“ – im Volksmund als „Gütinant der Fertige“ verspottet – floh vor dem Aufstand ins loyale Tirol. Die von der Zensur kontrollierten Tiroler Zeitungen waren voller Begeisterung über den länger währenden hohen Besuch. Kritik oder Infragestellungen waren nicht möglich.
Gleichzeitig wurden mehrere Verfassungsentwürfe ausgearbeitet, die aber schrittweise wieder außer Kraft gesetzt wurden. Der neue Kaiser – Franz Joseph I. – regierte bis ins Jahr 1859 in der Phase des Neoabsolutismus wieder autoritär. Der uns als so freundlich erscheinende ältere Herr mit dem seltsamen Backenbart lenkte als absoluter Herrscher die Länder mit eiserner Hand. Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist auch eine Geschichte des persönlichen Schicksals von Kaiser Franz Joseph I. Mit seinem Lebensende war auch der Untergang der Österreichisch-Ungarischen Monarchie längst besiegelt. Ein Herrscher, der noch in der Pferdekutsche durch sein Riesenreich reiste, den Aufstieg der Eisenbahn erlebte, um schließlich im modernen Automobil durch die Städte seines Reiches zu fahren. In einem solchen wurde später auch sein Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo erschossen.
In Italien, wo das Kaisertum Österreich noch große Territorien und vor allem politische Interessen verteidigte, führte die nationale Einigungsbewegung zu gewaltsamen Aufständen, die von europäischen Mächten unterstützt wurden, die gegen die Habsburger agieren wollten. Nach einigen militärischen Erfolgen, nicht zuletzt durch den legendären Feldmarschall Radetzky, gingen binnen weniger Jahre alle Besitzungen in Italien verloren. Die schreckliche Schlacht bei Solferino 1859, bei der zehntausende Soldaten nach der Schlacht aufgrund des völligen Fehlens einer geeigneten medizinischen Versorgung starben, führte zur Gründung des Roten Kreuzes und der Genfer Konvention.
Brennender als die Abgrenzung nach Süden war die Klärung der sogenannten Deutschen Frage. Preußen und Österreich kämpften um die Vorherrschaft im Deutschen Bund. Die Kleindeutsche Lösung, die von Preußens Ministerpräsident Otto von Bismarck betrieben wurde, sah den Deutschen Bund unter der Führung Preußens unter gleichzeitigem Ausschluss des Kaisertums Österreich vor. Die Großdeutsche Lösung hätte einen Zusammenschluss weitgehend aller deutschsprachiger Staaten unter der Führung Österreichs gebracht. Der Deutsche Krieg 1866 sollte schließlich die Entscheidung für die Kleindeutsche Lösung bringen, die 1871 mit dem Deutschen Reich einen weiteren Nationalstaat entstehen ließ. Die für den Deutschen Krieg entscheidende Schlacht fand am 3. Juli 1866 bei Königgrätz in Böhmen statt. Diese Schlacht endete mit einer vernichtenden Niederlage der Truppen der Österreicher und ihrer Verbündeten. Damit verlor Österreich jeden Einfluss auf die deutsche Politik und schied de facto aus dem deutschen „Staat“ aus.
Dennoch war die entscheidende Veränderung in Österreich der Ausgleich mit Ungarn im Jahr 1867. Damit wurden der ungarischen Reichshälfte weitgehend die gleichen Rechte eingeräumt. Aus dem Kaisertum Österreich wurde die Österreichisch-Ungarische Doppelmonarchie. Die Grenze bildete das Flüsschen Leitha; daher wurden die beiden Reichshälften als Cisleithanien und Transleithanien, also diesseits und jenseits der Leitha, bezeichnet. Der Ausgleich schuf zwar mit den Ungarn ein tragfähiges Staatsgefüge, eröffnete aber mit den slawischen Völkern der Monarchie zugleich eine neue „Front“, von der sich die Monarchie nie mehr erholen sollte.
Im Zuge der 1860er Jahre wurden zahlreiche gesetzliche Regelungen, allen voran die sogenannte Dezemberverfassung von 1867, erlassen, die eine neue und bis heute weitgehend gültige Form der Rechtsstaatlichkeit bedeutete. Von der Gewerbeordnung 1859 über das Recht der persönlichen Freiheit und dem Schutz des Hausrechts 1862 bis zur Niederlassungsfreiheit der Juden wurden beinahe alle Bereiche des menschlichen Lebens auf eine neue Basis gestellt.
Nach diesen ereignisreichen Jahren fanden die Entwicklungen vor allem auf technischer Ebene statt. Seit dem Siegeszug der Eisenbahn, über die Innsbruck 1858 an die „weite Welt“ angeschlossen wurde, sorgten beinahe jährlich technische Innovationen für Veränderung. Das sogenannte Stadtgas, die technisierte Müllentsorgung, Wasserleitungen aus Bleirohren, aber auch die ersten Telefonapparate und dann der elektrische Strom und viele weitere Erfindungen erleichterten den Alltag.
Und noch eine neue Erscheinung trat auf den Plan: Menschen, die zur Sommerfrische aufs Land reisten, um dort die heißen Monate zu verbringen. Oft brachten sie Ideen und Moden aus der Stadt mit aufs Land. Neben der neuen Einkommensquelle veränderte sich auch die Einstellung der Landbevölkerung zu ihrer Heimat. Eine Art Nationalbewusstsein begann sich zu entwickeln – der Stolz, dass das Land so „wichtig“ ist, dass Fremde eigens kommen, um es zu besuchen.
Für Tirol waren diese Jahrzehnte an allen Ecken und Enden von großer Bedeutung. Die Kriege in Italien sorgten für den Durchzug von Truppen und die Notwendigkeit, Verwundete unterzubringen. Der Anschluss an das Eisenbahnnetz machte Entfernungen „kürzer“, das heißt, sie konnten rasch und günstig überwunden werden. Das galt für Truppen, Waren, aber auch für die erwähnten Sommerfrische-Gäste.
In der Stadt Innsbruck veränderte sich das Bild der Geschäfte nachhaltig. Waren es früher traditionelle Händler, die meist lokale Waren anboten, konnten jetzt Produkte und auch Luxusgüter aus der „ganzen Welt“ gekauft werden. Beachtlich ist nebenbei, wie schnell sich die Sprache und Machart der Inserate änderte, wie im Verlauf dieses Buches schön zu erkennen ist.
In den Zeitungsartikeln deuten überraschend wenige Anzeichen auf das bevorstehende Ende des bestehenden Reiches hin. Die politischen Ränke und Intrigen unterscheiden sich nicht wesentlich von jenen in den vorhergehenden Jahrzehnten.
Es sind größtenteils noch recht unbeschwerte Jahre und Jahrzehnte, die die Menschen in Innsbruck verleben sollten. Die „gute alte Zeit“ neigt sich aber schon deutlich dem Ende zu.
7. JÄNNER
einen ungewöhnlich frühen und strengen Winter. Seit Weihnachten ist die Kälte immer im Steigen begriffen gewesen, das Thermometer wechselte von -14 bis -20 Reaumur. Nahe am Wasser stand es auch schon auf mehr als 21 Grad. Der Inn ist von hier bis Hall mit Ausnahme weniger Stellen ganz zugefroren, ein Ereigniß, welches seit dem Jahre 1788 nicht mehr statt fand. In diesem Jahre hatte aber auch der kälteste Tag -25 Grad, eine Kälte, wie man sie seitdem hier nicht mehr erlebt hat. Bothe von Tirol, Nr. 2, S. 1.
1. FEBRUAR
Mit hoher Bewilligung werden am 9., 10. und 11. Februar d. J. in der v. Anreiterischen Behausung nächst der Kapuziner-Kirche dahier, im zweiten Stock von 9 bis 13 Uhr Vormittags und von 2 bis 5 Uhr Nachmittags, gegen also-gleiche Zahlung, und zwar an den ersten beiden Tagen ein Pianoforte, Spiegel, Steckuhren, Kommode und andere Kästen, Kanapee, Sessel, Spiel- und Speisetische, Bilder, dann ein Service von Steingut, mehrere Arten von Gläser, gemeine Küchen- und Hauseinrichtungsstücke, endlich auch Schießgewehre, mehreres brauch- und unbrauchbare Eisen; am 11. Februar aber ausschließend von 9 bis 11 Uhr verschiedene Bücher, einige Landkarten und Kupferstiche an den Meistbiethenden veräußert. Intelligenz-Blatt, Nr. 9, S. 53.
Ein Bild für Ratefüchse: Es ist der Blick von der Kaiserjäger-straße Richtung Universitätsstraße mit der Kapuzinerkirche links hinten.
Ein Idyll: das ehemalige Kurbad Egerdach mit der Stadt Innsbruck und der Martinswand im Hintergrund.
5. AUGUST
entworfen von Professor F. C. Karpe im Jahre 1828. […] Ampaß bei Innsbruck im Unterinnthale, eine salzig-erdige Quelle, hart an der Haller Innsbruck; ich zweifle nicht, daß es dieses Bad ist, welches man ehemals das Enbricklerbad nannte und einen größeren Ruf als heut zu Tage hatte. […]
Egerdach bei Innsbruck hat eine Quelle, welche schwefelsaure und salzsaure Neutral- und erdige Mittelsalze enthält, und gegen chronische Hautkrankheiten, Störungen des Kreislaufes und den Verrichtungen in den Unterleibs-Organen und gegen Nervenkrankheiten als Bad gebraucht wird. Bothe von Tirol, Nr. 62, Anhang, S. 248.
7. OKTOBER
ein zweifacher Festtag, denn an die Feier des allerhöchsten Namens unseres Herrn und Landesvaters knüpfte sich auch noch die Feier der Wiedereröffnung der Ritterakademie. Von der unvergeßlichen Kaiserin Maria Therese im Jahre 1775 als collegium nobilium gegründet, wurde dieses Institut, nachdem es im Laufe der Zeit mehrere Aenderungen, die endlich im Jahre 1813 mit seiner gänzlichen Auflösung endigten, erlitten hatte, durch einen Akt der Großmuth und Gerechtigkeit Sr. Majestät mit allerhöchster Entschließung vom 22. November 1828 der ursprünglichen Stiftung gemäß als Unterrichts- und Erziehungsanstalt wieder hergestellt. Die von Sr. Majestät am 10. August d. J. allergnädigst ernannten achtzehn Stiftlinge, welche bereits in den ersten Tagen dieses Monats in dem Institute eingetroffen waren, verfügten sich vor 9 Uhr Morgens, angeführt von ihrem Vice-Direktor, dem Gymnasiallehrer Dr. Norbert Oberhauser, und von den beiden Inspektoren Dr. Sigmund Gschnaller und Dr. Adalbert Inama, sämmtlich Conventualen des Prämonstratenser-Stiftes Wiltau, dem die Leitung und Aufsicht dieser Anstalt anvertraut ist, in die Wohnung Sr. Excellenz des Herrn Landesgouverneurs Friedrich Grafen v. Wilczek, wo sich auch die Herrn Gubernialräthe versammelten. […] Diese Feierlichkeit nahm um so mehr die allgemeine Theilnahme der sehr zahlreichen und glänzenden Versammlung, in welcher sich die höchsten Civil- und Militär-Beamten, ein großer Theil des hiesigen Adels und die aus allen Landestheilen herbei gekommenen Eltern und Verwandten der Zöglinge befanden, in Anspruch, als die Wiedereröffnung dieser Akademie wirklich ein vom Lande Tirol, insbesondere aber vom Adel dieser Provinz lang entbehrtes Bedürfniß und eben deßhalb eine der größten Regenten-Wohlthaten unseres angebetheten Monarchen ist. […]Bote von Tirol, Nr. 80, S. 317.
13. DEZEMBER
Es wird von Seite der Armenfonds-Vorstehung von Wiltau zur Kenntniß gebracht, daß man bei dem künftigen Jahreswechsel die zur Beseitigung der lästigen Neujahrswünsche und Visiten eingeführten Entschuldigungskarten gegen den üblichen per 24 kr. vom Stücke ausgegeben werden. Dieses wird den großmüthigen Wohlthätern der vielen und bedürftigen hierortigen Armen mit der Bemerkung bekannt gemacht, daß die Entschuldigungskarten entweder in der k. k. Landesgerichtskanzlei, oder beim Gemeindevorsteher Hrn. Peter Paul Posch, Haus Nr. 93, oder im Oberrauchischen Kaffeehause Nr. 72 zu jeder beliebigen Stunde gelöst werden können. Wiltau, den 9. Dez. 1830. Intelligenz-Blatt, Nr. 99, S. 778.
Mit der NeujahrsEntschuldigungskarte „befreite“ man sich von den lästigen Besuchen zu Neujahr und es kam Geld für wohltätige Zwecke zusammen.
Ein Redoutengebäude, wie hier vor dem Stadtsaal, war nichts anderes als ein Ballsaal. Veranstaltungszentrum nennt man das heute.
13. JÄNNER
unter dem Namen eines Grafen v. Stiava aus Italien kommend hier ein, stieg im Gasthof zur goldenen Sonne ab, und setzte Tags darauf die Reise nach München fort. Bothe von Tirol, Nr. 4, S. 13.
20. JÄNNER
gewährte eine Gesammteinnahme von 883 fl. R.W. und über Abzug der Unkosten von 193 fl. 22 kr. R.W. einen reinen Ertrag zum Vortheile der hiesigen Armenversorgung per 689 fl. 38 kr. R.W. Indem die Armenkommission diese großmüthige Unterstützung zur allgemeinen Kenntniß bringt, erstattet sie ihren schuldigen Dank an Alle, welche theils durch Abgabe von Preisen oder deren Ankauf, theils durch Besuch der Redoute, oder Verzichtleistung auf ihre festgesetzte Gebühren zur Förderung einer so reichen Einnahme wohlthätig beitrugen. Bothe von Tirol, Nr. 6, S. 21.
Ein zeitlicher Vorgriff um viele Jahrzehnte: eine wunderbare Jugendstil-Werbung für ein Parfüm.
2. MAI
hat das k. k. Landgericht Hall den dieser Gemeinde neu verliehenen, und auf den 4. Mai fallenden Viehmarkt, bei dem Umstande, daß in der nächst gelegenen Gemeinde Arzl noch immer die Hornviehkrankheit herrschet, für das laufende Jahr aufzuheben befunden. Bothe von Tirol, Nr. 35, S. 137.
14. JULI
d. i. das aromatische Damen-Toilette- und Lavendelwasser, ist von nun an im Kaufgewölbe der Nadelmacher Stockerschen Erben unter den Lauben neben Hrn. Kaufmann Rieß zu haben. Der Preis für eine ganze Flasche vom erstern ist um 36 kr. und vom letztern um 30 kr. R. W. bestimmt, halb Dutzende aber mitsammen genommen zu 3 fl. und 2 fl. 30 kr. in Kästchen gehörig verpackt. Da unser obgenanntes Damen-Toilette-Wasser aus eben denselben edeln Kräutern und Essenzen wie das echte Köllner Wasser von Farina probmäßig zusammen gesetzt ist, so können wir dasselbe auch in und nach dem Bade gebraucht, gehörig wirkend empfehlen. Innsbruck, im Juli 1831. Mar. L. Karg, Nr. 416 am Eingang der Höttingergasse rechter Hand zu ebener Erde. Intelligenz-Blatt, Nr. 56, S. 365.
15. AUGUST
schnell zu einer ungewöhnlichen Höhe anzuwachsen. Da jedoch der Sillfluß, welcher nach der bisherigen Erfahrung in den Fällen bedeutender Ueberschwemmungen wegen der näher gelegenen Wildbäche, die sich in denselben ergießen, nicht anschwoll; so sah man mit Zuversicht dem baldigen Fallen des Inns entgegen. Gegen alle Erwartung stieg jedoch das Wasser bis heute von Stunde zu Stunde, und hatte um 9 Uhr früh die höchste Höhe mit 13½ Schuh über den Stand des Winterwassers erreicht. Die Hälfte des Innrains, so wie die Strecke von der Innbrücke bis zum goldenen Dache war von dem ausgetretenen Wasser überschwemmt, und die zweckmäßig geleitete Kommunikation wurde mir den übrigen Gassen durch Schiffe und Nothbrücken erhalten. Die Eilwägen mußten über Hötting und Mühlau instradirt werden, und nicht ohne Gefahr vermochten die eben dem Laurenzimarkt zuströmenden Marktleute ihren Weg auf der Straße von dem Ober- und Unterinnthale fortzusetzen. Brücken, Hausgeräthschaften, Vieh, Bäume, Holzstämme und eine Menge Getreidegarben drängten sich durch die Brücke, dessen feste Pfeiler die Wasserprobe bestanden, und deren uneingeschränkte Breite die Masse des aus so vielen Haupt- und Nebenthälern zusammengestürzten Wassers ohne Zurückstauung und ohne Gefahr für einzelne Stadtviertel zu fassen vermochte. Seit dem Jahre 1789 hat der Inn nie einen so hohen Wasserstand erreicht, und mit banger Erwartung sehen wir den Nachrichten aus dem Oberinnthale entgegen, wo sich bedeutende Verheerungen und Unglücksfälle ergeben haben dürften. Vorläufig ist nur so viel bekannt, daß die vor wenigen Jahren neu erbaute Innbrücke bei Zams zerstört wurde. Wir behalten uns vor, die detaillierten Schadensbeschreibungen, so wir solche erhalten, unseren Lesern mitzutheilen. Bothe von Tirol, Nr. 65, S. 257.
8. SEPTEMBER
wird an der hiesigen k. k. Leopold-Franzens-Universität das Studienjahr 1831/32 mit einer kirchlichen und akademischen Feier auf die bisher übliche Weise eröffnet werden; am 3. Oktober beginnen die Vorlesungen der verschiedenen Studien-Abtheilungen. Dieses wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Bothe von Tirol, Nr. 72, S. 285.
10. OKTOBER
daß der Herr Spitalarzt Dr. v. Wocher, nachdem er die Unterrichtung der für die Choleraspitäler bestimmten Wärter und Wärterinnen geschlossen hat, auch die Unterweisung der Domestiken unentgeldlich übernommen habe, die sich für ihre Herrschaft und Angehörigen für den Fall des Ausbruches der Cholera zu unterrichten wünschen. Männliche Domestiken haben sich künftigen Dienstag am 11. Okt. d. M. um 10 Uhr Vormittags in der Universität in dem Hörsaale des Hrn. Professors Maurmann, weibliche Dienstbothen aber am kommenden Donnerstage den 13. d. M. zu derselben Stunde in dem obenerwähnten Lokale einzufinden. Innsbruck am 9. Okt. 1831. K. k. Lokal-Sanitätskommission. Bothe von Tirol, Nr. 81, S. 321.
1. DEZEMBER
Die bestandene löbliche Sanitätskommission zu Innsbruck hat dem unterfertigten Kreisamte 500 Exemplare des Unterrichtes zu einer zweckmäßigen Wartung Cholerakranker, verfaßt vom Spitalarzte Hrn. Dr. v. Wocher, und in Druck gelegt auf Kosten eines Wohlthätigkeitsvereines, zur Vertheilung in diesem Kreise übersendet. Indem dieser Unterricht so eben seiner Bestimmung gewidmet wird, hält sich das unterfertigte Kreisamt verpflichtet, der belobten Kommission für das menschenfreundliche Wohlwollen gegen die Bewohner dieses Kreises den wärmsten Dank öffentlich hiemit auszudrücken. Bozen, den 26. Nov. 1831. K. K. Kreisamt an der Etsch. Bothe von Tirol, Nr. 96, S. 381.
Seuchen wie die Cholera waren auf die fehlende Trennung von Trink- und Abwasser zurückzuführen.
Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trat die Seuche immer wieder auch in Innsbruck auf, aber die Behandlungsmöglichkeiten waren schlecht.
29. DEZEMBER
und Aktivitätsvokal Hr. Dr. Felix v. Riccabona hat dem Provinzial-Taubstummen-Institute einen bedeutenden im Bezirke der Gemeinde Hötting gelegenen, und beiläufig 900 Morgen haltenden Wald ohne irgend eine Bedingung zum Geschenke gemacht. Indem die Landestelle wegen der bestmöglichsten Benützung dieses werthvollen Geschenkes das Nöthige einleitet, hält sie sich verpflichtet, hier zugleich die ehrende Anerkennung einer so menschenfreundlichen Handlung öffentlich auszusprechen. Bothe von Tirol, Nr. 104, S. 413.
Die zahlreichen Kriege führten zu einer steten und massiven Präsenz von Truppen im Stadtbild. Dauernd wurde an einer der Grenzen gekämpft.
16. FEBRUAR
hat wieder einen sprechenden Beweis geliefert, wie sehr alle Klassen der Bewohner dieser Provinzial-Hauptstadt in den Gesinnungen unwandelbarer Treue, aufrichtiger Ergebenheit und inniger Verehrung übereinstimmen, und in den herzlichsten Wünschen für dessen lange Erhaltung sich begegnen. Schon am Vorabende des hohen Festes wurden von den Musikbanden der hier garnisonirenden k. k. Truppen, […] vor der k. k. Burg in Gegenwart einer zahlreichen Menschenmenge mehrere gewählte Musikstücke vorgetragen. In der Frühe des festlichen Tages selbst verkündete der Donner des Kanonengeschützes den Bewohnern von Innsbruck und seiner Umgebungen den Anfang der erhabenen Feier, an der jeder gutgesinnte österreichische Unterthan mit freudiger Begeisterung Theil nimmt. […]Bothe von Tirol, Nr. 14. S. 50.
5. APRIL
zeigt anmit ergebenst an, daß sie zur Bequemlichkeit des Publikums im Hause Nr. 213½ in der Neustadt, dem Servitenkloster gegenüber, zu ebener Erde, eine Niederlage von soliden und eleganten Tischler-Arbeiten von allen Gattungen zu billigen Preisen errichtet, und zum Verkaufe ausgestellt hat. Es werden dort auch Bestellungen von Tischler-Arbeiten aller Art angenommen und auf’s Beste besorgt werden. Es wird sich zu geneigtem Zuspruch bestens empfohlen. Intelligenz-Blatt, Nr. 28, S. 187.
Ein fast zeitgenössischer Blick in die südliche Maria-Theresien-Straße, als diese noch als Neustadt bezeichnet wurde.
2. JULI
dieser Hauptstadt und ihrer Umgebung eine frohe glückliche Stunde. Ihre Majestäten trafen von der letzten Nachtstation Landeck hier ein, herbeigesehnt seit dem ersten Momente, der dieses Glück ankündete, von vielen tausend Herzen. Von den Pöllerschüssen und Glockentönen der benachbarten Dörfer angemeldet, wurden Allerhöchstdieselben an dem Triumphbogen, der die Gränze des Landgerichts Wiltau und der Gemeinde Hötting bezeichnete, von geistlicher und weltlicher Gerichts- und Gemeinde-Vorstehung, an dem die Gränzmarke der Stadt bezeichnenden Bogen von dem Magistrate und der Geistlichkeit ehrerbiethigst empfangen, und beantworteten die Anrede des Bürgermeisters mit angestammter Huld. Durch die Vorstadt Mariahilf, durch die Stadt bis an die Thore der kaiserl. Burg waren die Schützen-Kompagnien von Wiltau, von den Gerichten Sonnenburg und Axams, von Amras und dann die bürgerliche Standesschützen-Kompagnie mit ihren Musikbanden und Fahnen aufgestellt, und hochaufjuchzendes Volk drängt den Wagen nach. An der Treppe der kaiserl. Burg empfingen Se. Excellenz der Herr Landes-Gouverneur und der Herr Militär-Kommandant General-Major Freiherr v. Berger, alle Civil- und Militär-Authoritäten, die eben zum großen Kongresse versammelten Stände, die Herrn Fürstbischöfe von Brixen und Trient, und der Hr. General-Vikar von Vorarlberg das geliebte Herrscherpaar, das bald darauf an den Fenstern der Burg erscheinend, den Freudenruf einer unermeßlichen Volksmenge freundlich grüßend empfing, und die Landesschützen, diese sich immer wieder erneuerten lebenden Denkmale von Fürstentreue, in bedeutungsvoller Parade an sich vorbeiziehen ließ. Am Abend spielte die Kapelle des Inf.-Reg. Großherzog Baden vor den Fenstern der kaiserl. Burg, und als sie mit dem österreichischen Volkslied endete, das an einfacher Würde und tiefer Innigkeit noch von Keinem übertroffen war, brach das versammelte Volk in lautem, oft erneuertem Jubel aus. Wir begnügen uns diesen Festzug anzuzeigen, allein wir beschreiben ihn nicht! Glockengeläute und Pöllerschüsse, Triumphbogen, Blumengewinde, Inschriften, Gedichte, Freudenmusik und selbst der Zuruf der Menge – All’ das ist doch nur ein dürftiges Alphabet, das wahrhaft tiefe Gefühle und einen Willkommen, dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eine höhere Weihe geben – nur kümmerlich ausdrücken kann. Wer in den österreichischen Kaiserstaaten, wer in Tirol versteht und empfindet nicht ohne Worte, was wir meinen? Wer überschaut nicht die Ereignisse der 10 Jahre, die seit ähnlichem frohen Wiedersehen verflossen sind? Und wenn Er’s überschaut und überdenkt, wer hebt dann nicht Herz und Auge vom geliebten Kaiserpaar, das wir gesund wieder sehen, zum Himmel? Diesen Sinn hat uns der heutige Festtag, und in solcher Gesinnung wollen wir die Freudentage des theueren Besuches genießen. Bothe von Tirol, Nr 53, S. 209.
Die Anwesenheit von Erzherzögen oder gar des Kaisers wurde mit Aufmärschen von Schützen und „Musikbanden“ begeistert gefeiert.
Ein Briefkopf des spendablen Geschäftsmannes.
20. AUGUST
bürgerlicher Handelsmann dahier, hat dem bürgerlichen Stadtspitale von Innsbruck eine Aerarial-Obligation von 190 fl., und die verstorbene Elisabeth Heinrich, geborne Attlmayr, 200 fl. R. W. als Schenkung übergeben, für welche wohlthätige Gaben hiemit der öffentliche Dank gezollet wird. Bothe von Tirol, Nr. 67, S. 265.
5. NOVEMBER
der hier und in der nächsten Umgebung befindlichen k. k. Truppen zu den jährlichen Waffenübungen war von vorzüglichem Interesse durch die größere Anzahl der Truppen von verschiedener Waffengattung, die daran Theil nahmen. […]Bothe von Tirol, Nr. 89, S. 353.
10. DEZEMBER
unter dem Namen eines Grafen von Kellheim, in Begleitung Sr. königl. Hoheit des Kronprinzen von Baiern, unter dem Namen eines Grafen von Werdenfels, hier ein, nahmen ihr Absteigquartier im Gasthof zum goldenen Adler, und setzten vorgestern Mittags um 1 Uhr die Reise nach Italien fort. An diesem Tage kamen auch die Deputirten Griechenlands auf der Rückreise von München hier an, und reisten zum Theil nach einem kurzen Aufenthalt, zum Theil gestern früh wieder von hier ab. Bothe von Tirol, Nr. 99, S. 393.
31. DEZEMBER
die in Innsbruck am linken Innufer erledigte Stadtphysikatsstelle dem Dr. Joseph Unterberger verliehen. Bothe von Tirol, Nr. 105, S. 417.
In den ersten Jahren waren die Entschuldigungskarten meist mit Symbolen oder biblischen Szenen illustriert. Topographische Ansichten kamen erst später.
7. JÄNNER
beträgt für das neue Jahr 1833 die bedeutende Summe von 680 fl. 41½ kr. N. W. Indem die Direktion in Armensachen dieß erfreuliche Resultat zur öffentlichen Kenntniß bringt, sagt sie zugleich allen Wohlthätern den herzlichsten Dank für ihre dießmal wie immer bewiesene Güte. Bothe von Tirol, Nr. 2, S. 5.
11. MÄRZ
In Folge des Neubaues der hiesigen Innbrücke, welcher am 11. d. M. begonnen, und dann ununterbrochen fortgesetzt werden wird, muß für längere Zeit eine Unterbrechung der Benützung dieser Brücke mit Wägen und Karren jeder Art, so wie mit Reitpferden und Zug- oder Triebvieh jeder Gattung, eintreten, so daß zu dieser Benützung einstweilen ausschließend nur die Brücke nächst Mühlau zu dienen haben wird. Den Fußgehern bleibt jedoch das im vorigen Jahre neu hergestellte Trottoir der Rohrbrücke fortan zur Benützung offen. Dieß wird mit dem Bedeuten zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die k. k. Polizei-Wachmannschaft beauftragt ist, Jedermann das Fahren, Reiten, oder den Viehtrieb über die ausschließend nur den Fußgehern vorbehaltene Rohrbrücke zu verwehren. Innsbruck, den 1. März 1833. Vom k. k. Landes-Gubernium für Tirol und Vorarlberg. Friedrich Graf v. Wilczek, Gouverneur. Robert Ritter v. Benz, k. k. wirkl. Hofrath. Freiherr v. Buol, k. k. Gub.-Rath. Intelligenz-Blatt, Nr. 20, S. 100.
30. MAI
ist nun so weit vorgeschritten, daß derselbe binnen wenigen Tagen seine Vollendung erreichen, und die Brücke bis 9. k. M. Juni für das Fuhrwerk jeder Gattung und Schwere wieder eröffnet werden wird. Bothe von Tirol, Nr. 43, S. 169.
3. JUNI
unter dem Namen eines Grafen von Augsburg hier ein, nahmen Ihr Absteigquartier im Gasthof zum goldenen Adler, und setzten gestern früh die Reise nach Italien fort. Bothe von Tirol, Nr. 44, S. 173.
Die namensgebende Innbrücke hat im Laufe der Jahrhunderte immer wieder ihr Aussehen geändert. Ihre Bedeutung ist aber gleich geblieben. Bis heute.
9. SEPTEMBER
zum Besten der hiesigen Armen gewidmet, wobei 204 fl. 28 kr. R. W. eingingen. Indem man dieses Resultat hiemit zur Kenntniß des Publikums bringt, verbindet man damit zugleich den öffentlichen Dank für Hrn. Nappos edelmüthige Handlung. Man würde nur das längst Gesagte und allgemein Anerkannte wiederholen müssen, wenn man die Kunstfertigkeit und seltene Vollendung schildern wollte, welche Hr. Nappo auch bei dieser Vorstellung an den Tag legte. Am Schlusse derselben wurde ihm von einem seiner Verehrer ein Lorbeerkranz zugeworfen; die schönste Krone hat Hr. Nappo indeß seinen Vorstellungen gewiß selbst durch diese edle Widmung aufgesetzt. Bothe von Tirol, Nr. 72, S. 285.
17. OKTOBER
hat uns abermals, wie im vorigen Jahre, gestattet, Zeugen und Theilnehmer mehrerer interessanter und durch die innige Harmonie zwischen allen Ständen dieser Hauptstadt ausgezeichneten militärischen Feste zu seyn. Es waren dieses: ein Feldmanöver, ein Revuemanöver und eine Regimentsmusterung, die kurz nach einander am 8., 12. d. M. und gestern hier statt fanden. Das Feldmanöver am 8. d. M., zu dem alle hier und in der nächsten Umgebung kantonirenden k. k. Truppen, nämlich […] und acht Kanonen mitwirkten, begann bei der Weyerburg und an der unteren Innbrücke, und gab eine interessante Darstellung von dem Zurückdrängen eines schon bis zu jenen Punkten vorgerückten Feindes von Hügel zu Hügel, Dorf zu Dorf, über Hall hinaus bis an die Anhöhe bei Mils, wo die mit größter Präzision, und doch mit der zartesten Schonung aller einzelnen Saatfelder, auf diesem Terrain durchgeführten Evolutionen der verschiedenen Truppengattungen mit einem allgemeinen Bataillefeuer endeten, und die Truppen auf dem ordentlich abgesteckten Lagerplatze abkochten […]Bothe von Tirol, Nr. 83, S. 329.
7. NOVEMBER