INSELorange - Stina Jensen - E-Book
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INSELorange E-Book

Stina Jensen

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Beschreibung

Die neueste INSELfarbe von Bestsellerautorin Stina Jensen. Ein Liebesroman zum Lachen, Träumen und Genießen!

Als Enddreißigerin Vicky von ihrer Mutter die Einladung zu einer gemeinsamen Gruppenreise nach Sizilien erhält, zögert sie nur kurz. Trotz aller Differenzen werden sie sich schon nicht die Augen auskratzen. Außerdem winkt das lukrative Angebot des Reiseveranstalters, die Tour auf Social Media ins rechte Sonnenlicht zu rücken.
Doch schon bei der Ankunft in Palermo wird klar, dass die rüstigen Mitreisenden nicht viel für Social Media übrighaben. Genauso wenig wie Jonas, der einzige männliche Mitreisende in Vickys Alter. In einem sind sich Jonas und Vicky jedoch schnell einig: Ihre Mütter verhalten sich seltsam. Was suchen sie auf Sizilien? Um die antiken Sehenswürdigkeiten und die wahnsinnig leckere sizilianische Küche geht es jedenfalls nicht.
Während sie versuchen, das Geheimnis der beiden Damen zu lüften, fühlt Vicky sich in Jonas’ Nähe immer wohler. Bis ihr dämmert, dass sie und ihn mehr verbindet, als ihr lieb ist …

Die Romane der INSELfarben- und GIPFELfarben-Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Die chronologische Reihenfolge der Romane: Inselblau (Svea, Langeoog und Mallorca), Inselgrün (Wiebke, Irland), Inselgelb (Claire, Island), Inselpink (Ida, Mallorca), Inselgold (Amanda, Rügen), Gipfelblau (Annika, Zermatt), Gipfelgold (Mona, Bad Gastein), Gipfelrot (Valerie, Schottland), Inseltürkis (Terry, Sardinien), Inselrot (Sandra, Sylt), Gipfelpink (Susa, Teneriffa), Inselhimmelblau (Svea, Langeoog), Gipfelglühen (Sebastian, Allgäu), Inselorange (Sizilien)

Außerdem: Die Winterknistern-Reihe: Plätzchen, Tee und Winterwünsche; Misteln, Schnee und Winterwunder; Sterne, Zimt und Winterträume; Muscheln, Gold und Winterglück; Vanille, Punsch und Winterzauber; Mondschein, Flan und Winterherzen; Engel, Blues und Winterfunkeln; Pancakes, Samt und Winterglanz

Sommertraum mit Happy End; Stürmisch verliebt

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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INSELORANGE

STINA JENSEN

SÓTANO

INHALT

Impressum

Über die Autorin

Wunsch-eBook

Vorwort

Das Buch

Davor

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

Epilog

Danach

Nachwort

Bonus-Kapitel

Rezept für sizilianische Caponata

Eine persönliche Bitte

Alle Bücher von Stina Jensen

Leseprobe INSELblau

Erstausgabe: Juli 2024

© Stina Jensen

Bahnhofstraße 11

61118 Bad Vilbel

[email protected]

www.stina-jensen.de

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Verfasserin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Lektorat: Ricarda Oertel www.lektorat-oertel.de

Korrektorat: Ruth Pöß www.das-kleine-korrektorat.de

Covergestaltung © Traumstoff Buchdesign by Claudia Toman

Covermotive © fokke baarssen und Svitlana Sokolova shutterstock.com

Das gesamte Programm von Stina Jensen findest du hier.

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STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Komödien und Krimis. Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm.

Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.

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VORWORT

Liebe Leserin und lieber Leser!

In INSELorange lernst du Vicky kennen, die zuletzt in »Engel, Blues und Winterfunkeln« eine Nebenrolle gespielt hat. Außerdem sind auf ihrer Sizilienreise Svea und Wiebke mit von der Partie, an die du dich möglicherweise schon aus INSELblau und INSELgrün erinnerst. Falls nicht – keine Sorge. Als Neueinsteiger:in benötigst du keinerlei Vorkenntnisse; alle Romane sind in sich abgeschlossen.

Ich wünsche viel Freude mit Vicky auf Sizilien!

Als Enddreißigerin Vicky von ihrer Mutter die Einladung zu einer gemeinsamen Gruppenreise nach Sizilien erhält, zögert sie nur kurz. Trotz aller Differenzen werden sie sich schon nicht die Augen auskratzen. Außerdem winkt das lukrative Angebot des Reiseveranstalters, die Tour auf Social Media ins rechte Sonnenlicht zu rücken.

Doch schon bei der Ankunft in Palermo wird klar, dass die rüstigen Mitreisenden nicht viel für Social Media übrighaben. Genauso wenig wie Jonas, der einzige männliche Mitreisende in Vickys Alter. In einem sind sich Jonas und Vicky jedoch schnell einig: Ihre Mütter verhalten sich seltsam. Was suchen sie auf Sizilien? Um die antiken Sehenswürdigkeiten geht es jedenfalls nicht.

Während sie versuchen, das Geheimnis der beiden Damen zu lüften, fühlt Vicky sich in Jonas’ Nähe immer wohler. Bis ihr dämmert, dass sie und ihn mehr verbindet, als ihr lieb ist …

Ein Roman, mitreißend wie ein Markttag in Palermo.

DAVOR

Ihr Lieben,

jetzt mal Real Talk: Die letzten Monate meines Lebens waren eine echte Achterbahnfahrt. Erst die Trennung von meinem Mann »Mr. Oldschool», der nicht akzeptieren konnte, dass mich die Jobbeschreibung »Familienmanagerin« auf Dauer nicht ausfüllt. Dafür hat er jetzt eine neue Freundin, die für ihr Leben gern Waffeln backt, und meine Kinder lieben sie einfach – super!

Und dann ist da mein Aushilfsjob in einer gewissen »Boutique für Damenmoden«, der mich mehr langweilt als ein Häkelkrimi– auch wenn ich in meinen Postings immer so tue, als gäbe es nichts Schöneres, meinen Kundinnen einzureden, eine bestimmte Farbe mache sie schlank. Ihr Lieben, keine Farbe macht schlank! Wenn eine Verkäuferin so etwas sagt, muss sie ihre Ware loswerden!

Genauso wie ich die abscheulich gemusterten Leggings loswerden musste, für die ich hier schon Werbung gemacht habe. Gerade liegt hier ein goldener Bikini für euch bereit, den man weder am Strand noch im Wasser tragen kann. Aber hey, bitte kaufen, weil er ist so schöööööön!

Ach, und nebenbei hat sich nach 25 Jahren Funkstille mein verschollener Bruder gemeldet und mir die Wahrheit über unsere Eltern verraten. Also falls jemand denkt, sein Familienleben sei kompliziert, ihr habt keine Ahnung!

Und als ob das alles nicht genug wäre, habe ich auch noch einen Ausschlag im Gesicht!!!

Jetzt muss ich sehen, wie ich das alles auf die Reihe bekomme. Dass ich hier dauernd so tue, als wäre mein Leben ein Ponyhof, geht so nicht weiter.

Also, es ist Schluss mit dem ganzen Social-Media-Lala-Zirkus. Ab sofort konzentriere ich mich aufs echte Leben. Wer weiß, vielleicht lege ich mir ein neues Hobby zu? Chamäleons züchten womöglich. Irgendwas, das mich wieder runterbringt.

Lebt wohl!

Eure Vicky

#vickyausmuenster #byebyesocialmedia #reallifecalling

Seufzend starrte ich auf mein Smartphone und löschte Zeile für Zeile. Wie gern würde ich wirklich einen solchen Schlussstrich ziehen.

Doch so einfach war das leider nicht.

1

Ganz ehrlich, Vicky«, Melli betrachtete sorgenvoll mein Gesicht und legte das Wattepad beiseite, »ich bin mit meinem Latein am Ende. Vielleicht solltest du doch mal zu einer Spezialistin.« Wir saßen auf ihrer überdachten Terrasse im schicken Münsteraner Stadtteil Angelmodde. Meine beste Freundin hatte mit einer Tinktur die roten Stellen um meine Augen sorgsam gereinigt und trug nun die beruhigende Creme aus ihrer Naturkosmetikserie auf.

Angefangen hatte alles mit einer kleinen Irritation auf dem rechten Augenlid. Inzwischen hatte sich das Ganze aber so weit ausgebreitet, dass ich aussah wie ein Panda. Die Pusteln breiteten sich sogar auf meinen Ohrmuscheln aus. Das war nicht besonders förderlich, wenn man einen Teil seines Geldes damit verdiente, auf Instagram in die Kamera zu strahlen.

Eigentlich war ich hier, um in Mellis Garten mit Schwimmteich den Bikini mit Goldpailletten, den mir mein neuer Auftraggeber zugesendet hatte, für Social Media in Szene zu setzen, da die Loggia meiner Wohnung in der Innenstadt das nicht hergab. Nun musste ich es irgendwie hinbekommen, dass mein Gesicht nicht zu deutlich zu sehen war. Immerhin mein Körper war »in shape«, wie man in Fitnesskreisen sagte – dreimal die Woche mühte ich mich im Studio an den Geräten ab.

»Aber du bist doch Hautspezialistin«, warf ich ein. »Wenn du nicht helfen kannst, wer dann?«

Melli wiegte den Kopf. »Ich bin nun mal keine Dermatologin. Außerdem könnte dieser Ausschlag ja auch …«, sie knabberte auf ihrer Unterlippe, »… psychische Ursachen haben.«

Ich schnaubte empört, obwohl sie wahrscheinlich sogar recht hatte. Seit mein Bruder Lukas sich nach einem Vierteljahrhundert Funkstille aus heiterem Himmel bei mir gemeldet hatte, war ich in den Grundfesten erschüttert. Dabei war es mir nach meiner Scheidung endlich wieder gut gegangen. Auch wenn es mich fuchste, dass die Kids sich so gut mit Pauls Neuer verstanden. Sie wollten sogar alle zusammen in den Urlaub!

Das Babyfon neben uns knarzte.

Augenblicklich schob Melli den Stuhl zurück. »Bin gleich wieder da. Ich muss sie nur kurz noch wickeln und –«

»Lass dir ruhig Zeit.«

Das leise Knattern des Babyfons verwandelte sich in ein zartes Schreien der kleinen Alice. Melli stob davon.

Ich lehnte mich im weich gepolsterten Liegestuhl zurück und ließ den Blick über den traumhaft schönen Garten meiner Freundin schweifen. Ein Gärtner kümmerte sich um die blühende Pracht. Das Haus gehörte eigentlich Gabriel, mit dem Melli seit sechs Monaten verheiratet war, aber dank eines Erbes kannte auch sie keine finanziellen Sorgen.

Aus diesem Grund hatte sie ihren Beautysalon mit Beginn der Mutterschutzfrist aufgegeben, um sich für die nächsten drei Jahre voll ihrer Kleinen widmen zu können. Das war auch in Gabriels Sinne, der eine Frauenarztpraxis betrieb. Sein neunzehnjähriger Sohn wohnte ebenfalls hier im Haus, er war noch in Ausbildung und verstand sich prächtig mit Melli. Ob seine Ex-Frau wohl genauso damit zu kämpfen hatte, wie gut sich alle verstanden?

Missmutig schob ich den Gedanken beiseite. Diese eifersüchtige Seite an mir mochte ich überhaupt nicht. Sie war ja schon allein deshalb überflüssig, weil ich Paul gar nicht zurückwollte. Aber meinen Zusatzverdienst in Mellis Beautysalon hätte ich schon gerne zurückgehabt. Ich hatte dort Fotoshootings für ihre Kundinnen angeboten. Stattdessen plagte ich mich nun mit diesem verhassten Job in der Boutique herum, um mir damit ein zusätzliches Taschengeld zu den Einnahmen für die Produktwerbung auf meinem Instagram-Kanal zu verdienen. Mellis Kosmetiksalon zu übernehmen hatte ich mir jedenfalls nicht zugetraut – von diesem Business hatte ich keine Ahnung. Wenn überhaupt, wäre ein eigener Klamottenladen mein Ding gewesen, ich hatte im Einzelhandel gelernt und lange davon geträumt. Aber alleine eine Boutique in Mellis Räumlichkeiten zu betreiben, wäre eine enorme finanzielle Investition. Also musste ich wohl so weitermachen wie bisher. Bei Paul zu Grabe kriechen und ihn um Geld bitten, schied jedenfalls aus. Von ihm wollte ich außer dem Unterhalt für die Kinder nichts annehmen. Verdammt, ich war eine unabhängige Frau! Theoretisch zumindest. Praktisch klappte es nicht ganz so gut.

Eben trat Melli mit Alice auf dem Arm aus dem Haus. Die Kleine saugte verzweifelt an der Schulter ihrer Mami. Meine Freundin ließ sich auf dem Hochlehner neben mir nieder, knöpfte die Bluse auf und legte die Lütte an die Brust. Schmatzend schnappte das Baby zu und sog gierig die Milch in sich ein. Melli lächelte selig vor sich hin. Ihr Anblick hatte etwas von einer Heiligen.

In Alice’ Windel tat sich was. Die Kleine zog die Beinchen an, Geblubber brach los.

»Ich kann mich noch so gut an diese Zeiten erinnern«, sagte ich grinsend, »aber ich bin wirklich froh, dass sie vorbei sind.«

Ich war so happy, dass Lina und Malte mit ihren neun und elf Jahren halbwegs selbstständig waren und ich nicht mehr um ihr Leben fürchten musste, sobald ich sie für einen Moment aus den Augen ließ.

»Und sonst?«, fragte Melli. »Irgendwelche Neuigkeiten?«

»Meine Mutter hat mir auf die Mailbox gesprochen«, antwortete ich. »Sie hat mich gefragt, ob ich nicht mal vorbeikommen könnte, sie hätte etwas mit mir zu besprechen.«

»Denkst du, dass Lukas sich jetzt doch auch bei ihr gemeldet hat?«

»Kann ich mir nicht vorstellen, wo er es mir doch verboten hat, ihnen etwas von unserem Kontakt zu erzählen. Falls er sie angerufen hätte, hätte er mir das gesagt. Es muss um etwas anderes gehen. Vielleicht will sie mir nur wieder ihr bekümmertes Gesicht zeigen, weil ich mich von ihrem geliebten Schwiegersohn getrennt habe.«

»Dann hätte sie wohl nicht gesagt, sie hätte etwas zu besprechen.«

»Stimmt.« Ich zupfte an einem losen Faden an meinem Shirt. »Was auch immer es ist – seitdem Lukas mich kontaktiert hat, muss ich jedes Mal achtgeben, dass ich nicht vollkommen ausflippe, wenn ich sie sehe.«

Bis vor drei Monaten war mein Bruder für mich die Persona non grata gewesen, die unsere Familie einfach verlassen hatte, als ich dreizehn Jahre alt war. Aber jetzt sah die Sache anders aus. Er hatte mir erzählt, weshalb er gegangen war. Seither fühlte ich mich in der Nähe meiner Eltern wie ein Vulkan kurz vorm Ausbruch.

»Vielleicht könntest du ihn mal in Berlin besuchen, wenn die Kinder mit Paul und Vanessa im Urlaub sind«, schlug Melli vor. »Dann könntet ihr beiden in Ruhe alles aufarbeiten. Ich finde wirklich, dass er mit euren Eltern reden sollte.« Melli tätschelte sanft Alice‘ Rücken. »So etwas kann man doch nicht sein Leben lang in sich hineinfressen. Das sollte er als Psychologe doch am besten wissen.«

»Also erstens«, antwortete ich, »habe ich noch gar nicht meine Zustimmung zu Pauls Urlaubsplänen gegeben, weil mir der Gedanke missfällt, vierzehn Tage lang rein gar nichts von ihnen zu hören.« Pauls Freundin Vanessa besaß ein Ferienhaus im schwedischen Småland, inmitten einer Seenlandschaft mit eigener Sauna, Stand-up-Paddles und null WLan. »Und zweitens will ich Lukas zu nichts drängen. Das zarte Band, das sich zwischen uns gesponnen hat, möchte ich auf keinen Fall gefährden. Aber du hast recht, ein Besuch bei ihm in Berlin wäre eine Idee.«

»Und solange willst du bei deinen Eltern weiter auf Abstand gehen? Der Bitte deiner Mutter willst du auch nicht nachkommen?«

Seufzend riss ich den losen Faden an meinem Top ab. Seit Paul und ich uns getrennt hatten, schenkte Mam mir ständig einen sorgenvollen Blick. Wer mochte das schon?

»Doch, meinetwegen«, gab ich Mellis Drängen nach. »Ich kann nachher ja noch mal kurz bei ihnen vorbeifahren, die Kids sind ja noch bei Paul.«

»Und du überlegst wirklich, ob du ihm verbieten möchtest, die Kinder mit nach Schweden zu nehmen?«

»Es ist doch nur, weil sie dort kein WLan haben! Ich würde gar nichts mehr von ihnen hören!«

Melli legte mitfühlend den Kopf schräg. »Von mir wirst du übrigens auch nicht viel hören. Ich glaube, im Allgäu ist das Netz allgemein eher schlecht, und das WLan in unserer Ferienwohnung ist laut der Gästebewertungen eine Katastrophe.«

In gespielter Verzweiflung warf ich die Arme in die Luft. »Verlasst mich nur alle!«

Wenigstens würde ich Zeit haben, mir über meine berufliche Zukunft Gedanken zu machen. Vielleicht konnte es mir ja wirklich irgendwie gelingen, mit Social Media abzuschließen. Auch für mich wäre es mal das Beste, kein WLan zu haben. Und den Job in der Damenboutique würde ich auch lieber heute als morgen an den Nagel hängen.

Ich griff zum Schminkspiegel auf dem Terrassentisch und warf einen Blick auf meine Augen. »Meinst du, ich könnte jetzt das Make-up auftragen, ehe die Sonne untergeht?« Mit dem Kinn deutete ich zum Schwimmteich, der gerade im perfekten Licht der Nachmittagssonne lag.

Melli warf einen forschenden Blick auf meine Haut. Ich sah ihr an, wie wenig sie davon hielt, die gereizten Stellen zu überpinseln. »Meinetwegen, jetzt kannst du es wagen.«

Ich atmete auf.

2

Auf der Strecke über die Landstraße zu meinen Eltern nistete sich der vertraute Knoten in meinem Bauch ein, den ich oft verspürte, wenn ich sie besuchte. Ich hatte früh gelernt, die perfekte Strahletochter zu mimen, weil es schon in meiner Kindheit ständig Knatsch zwischen meinem Vater und Lukas und auch zwischen meinen Eltern gegeben hatte. Im Hause Horvath war demnach ich für die gute Laune zuständig gewesen – was dazu geführt hatte, dass ich all meine Sorgen oder negativen Gefühle für mich behielt oder im Notfall das Blaue vom Himmel fabulierte. Mal schauen, wie mir das heute gelingen würde. Die Sache mit Lukas für mich zu behalten, brachte mich jedenfalls an meine Grenzen.

Nachdem mir auf mein Klingeln hin niemand öffnete, umrundete ich mein Elternhaus und fand Mam im Garten auf einer Liege in der Sonne. Meine Mutter gehörte noch zu der Generation, in der »eine gesunde Bräune« für Wohlstand sprach. Sie hielt eine aufgeschlagene Broschüre in Händen, starrte mit offenem Mund auf die Seiten. Als sie mich bemerkte, zuckte sie zusammen.

Mam umgab der Duft nach Kokosöl. Sie schlug den Prospekt zu und schirmte die Augen gegen die Sonne ab. »Na nu, warum hast du denn nicht angerufen?«

»Ich war gerade in der Gegend.«

»Ach so? Wo sind die Kinder?«

»Bei Paul.«

»Sehr gut, Papa ist auch nicht hier, dann sind wir unter uns.« Sie deutete auf den Fuß der Liege. »Setz dich doch.«

Ich nahm Platz und spähte auf die Broschüre. Der Aufmachung nach das Werbeheftchen eines Reiseunternehmens. »Wo ist Paps?«

»Auf dem Fußballplatz, wo er immer ist.«

Schon als ich klein war, hatte mein Vater nebenberuflich Kinder- und Jugendfußballmannschaften trainiert – heute brüllte er nur noch als Zuschauer vom Spielfeldrand Kommandos. Mein Bruder war einer der besten Spieler des Vereins gewesen. Bisher hatte ich immer gedacht, er hätte die Mannschaft eines Tages im Stich gelassen. Dabei hatte mein Vater ihn aus der Elf geworfen.

Ich verdrängte die unangenehmen Gedanken. Nur nichts anmerken lassen. »Habt ihr Streit, Paps und du, oder warum willst du mit mir alleine sprechen?«

Mams Blick schwebte über den Garten hinweg, der sich nicht deutlicher von Mellis grüner Oase hätte unterscheiden können. Auf dem Grundstück meiner Eltern wuchs kein Halm zu viel, es gab weder Löwenzahn noch Gänseblümchen, kein Schilf oder Bambus waren hier heimisch. Stattdessen umgab eine kerzengerade gestutzte Thujahecke die kurzgetrimmte Wiese. Lediglich ein paar Geranien wucherten üppig in Blumenkübeln.

»Nein, nein, es ist alles wie immer«, antwortete sie.

Das konnte alles und nichts heißen. Besonders liebevoll hatte ich meine Eltern nie miteinander erlebt. Eher wie eine Zweckgemeinschaft. Dass Mam oft mit Magenproblemen zu kämpfen hatte, könnte vielleicht an ihrem schlechten Gewissen gelegen haben, wie unfassbar sie meinen Bruder im Stich ließ.

Mit dem Kinn zeigte ich auf den Prospekt. »Wollt ihr verreisen?«

Mam schob den Anhänger ihrer Halskette hin und her. »Nicht wir. Ich überlege, ob ich mal alleine wegfahre.«

»Alleine? Wohin?«

Sie schlug das Heft wieder auf. »Es gibt noch Restplätze bei einer Gruppenreise nach Sizilien.« Ein mädchenhaftes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Stell dir vor, auf dem Programm steht auch der Besuch einer Orangenplantage. Mit Bio-Orangen.«

»Seit wann interessierst du dich denn für biologischen Anbau?«

Mam winkte ab. »Darum geht es gar nicht.« Abermals blickte sie auf die Seiten, auf denen neben Fotos von Kathedralen und antiken Tempeln die Abbildung eines Orangenhains mit einer Gruppe fröhlicher Landarbeiter zu sehen war, deren sonnengegerbte Haut von einem Leben im Freien sprach. Eine andere Aufnahme zeigte eine Wandergruppe in grauer Mondlandschaft auf einem Berg, wahrscheinlich dem Ätna. Zwischen ihnen ein Typ mit rotem Reiseleiter-Fähnchen. Mam hielt das Heft eine Armeslänge von sich weg, studierte eingehend die Bilder und nickte geheimnisvoll.

»Was denn?«, fragte ich.

Als hätte sie mich gar nicht gehört, murmelte sie vor sich hin. »Nächste Woche Samstag würde es schon losgehen. Für zehn Tage. Die könnte Papa auch mal alleine bleiben.«

Ich hob eine Augenbraue. »Paps kann nicht mal Spiegeleier braten.«

»Ich weiß.« Sie legte den Kopf schräg. »Deswegen wollte ich dich auch sprechen. Die Kinder sind doch mit Paul in Schweden, nicht wahr? Da hättest du doch Zeit. Wie wäre es, wenn du jeden Tag für ein Stündchen vorbeikommst und ihn bekochst?«

Ihr Vorschlag machte mich sprachlos. Aber nur für eine Sekunde. »Weder ein Stündchen noch ein Sekündchen, Mam. Für so was gibt es Lieferdienste. Aber warum soll er nicht einfach mitkommen?«

»Mit Papa nach Sizilien?« Sie lachte. »Das wäre absurd.«

»Hast du ihn gar nicht gefragt? Sonst fahrt ihr doch auch immer zusammen.«

Mam sah sich in alle Richtungen um, als erwartete sie, dass einer der Nachbarn uns belauschte. »Ja, aber das ist ja kein Gesetz. Und wenn du es genau wissen willst: Ich will ihn nicht dabeihaben. Deshalb brauche ich deine Unterstützung, Mausi. Ich habe dich noch nie um etwas gebeten.«

Ich ignorierte die Verwendung meines Kosenamens. »Dass ich Papa versorge, ist keine gute Idee, Mama.«

»Aber warum denn nicht? Du bist doch sein Lieblingsmädchen.«

Ja, ich war sein Liebling. Inzwischen wusste ich wieso. »Sag du mir doch erst mal, weshalb er nicht mitsoll.«

Sie betrachtete ihre Hände. »Es wird Zeit, dass ich auch mal an mich denke. Hast du doch auch gemacht.«

Mir rutschte ein entgeistertes Lachen heraus. Meinte sie meine Trennung von Paul?

»Mit deinem Schritt, dich zu trennen, hast du mir imponiert, Kind«, sprach Mam weiter, »ehe es zu spät war, hast du den Absprung geschafft.«

Hatte ich ihre traurigen Blicke nach meiner Scheidung so falsch interpretiert? »Was meinst du denn mit ›zu spät‹?«, hakte ich nach. »Du willst dich doch nicht etwa von Paps trennen?«

Sie blickte wieder in den Prospekt. »Zunächst will ich nur mal alleine weg. Dann sehen wir weiter.«

Fast hätte ich ihr an die Stirn gefasst, um zu überprüfen, ob sie fieberte. Beschäftigte sie sich ernsthaft mit Trennungsgedanken? Mit Sechsundsechzig? »Was willst du ihm denn sagen, weshalb du ihn nicht dabeihaben möchtest?«

»Tja, das ist die Frage …« Mit einem Mal strahlte sie. »Oder warte mal. Was hältst du davon, wenn du einfach mitkommst? Wenn die Kinder weg sind, hast du doch wie gesagt Zeit. Das wäre doch was! Nur wir beide. In Sizilien.« Sie fasste mich am Handgelenk. »Und dann sagen wir zu Papa, es wäre dein Vorschlag.«

»Mein Vorschlag?«

»Ja! Dann kommt er gar nicht erst auf dumme Gedanken!«

Grübelnd sah ich sie an. Vielleicht sollte ich wirklich mitfahren. Die Vorstellung von einem Urlaub im Süden war verlockend. Aber mit meiner Mutter zehn Tage verbringen? Wie sollte es mir in dieser langen Zeit gelingen, die Erkenntnisse um Lukas für mich zu behalten? Und fuhren bei Gruppenreisen nicht hauptsächlich Rentner mit?

»Ach, ich weiß nicht«, machte ich meiner Ratlosigkeit Luft, »was kostet der Spaß überhaupt?«

Mam wusste von meiner Entschlossenheit, außer dem Unterhalt für die Kinder kein Geld von Paul anzunehmen, auch wenn sie es nicht verstand.

»Ich lade dich natürlich ein.« Wieder griff sie nach meinem Handgelenk. »Außerdem hab ich doch diese Leggings von dir. Die nehmen wir mit, ich kann darin posieren. Dann bekommst du wieder ein paar Provisionen.«

Ehe ich etwas Taktvolles entgegnen konnte, schallte Paps’ Stimme von der Terrasse zu uns hinüber, und ich wandte den Kopf. Mein Vater war im Fußballdress. Der Stoff seines Trikots spannte sich über seinen gewaltigen Bauch. Sein Atem rasselte leicht, als wir einander wie üblich in die Arme schlossen. »Na, was machen die Geschäfte?«, fragte er kurzatmig. »Hast du inzwischen noch andere Kunden als deine Mutter?«

Es war nur ein Scherz, aber seine Anspielung schmerzte, kam sie doch der Wahrheit ziemlich nah. Dennoch zwang ich mich zu meinem gewohnten Vicky-Strahlen. »Die Leute reißen mir die Sachen aus der Hand, das weißt du doch.« Dass ich aus diesem Business aussteigen wollte, konnte ich meinen Eltern ja noch sagen, wenn es soweit war.

Mam griff nach dem Reiseprospekt und wedelte damit in der Luft. »Gregor. Unser Lieblingsreiseveranstalter hat noch ein paar Plätze bei einer Reise frei, und Viktoria bräuchte mal eine Auszeit nach dem ganzen Stress der letzten Monate. Da hat sie vorgeschlagen, dass wir einfach mal spontan für zehn Tage zusammen wegfahren. Eine Mutter-Tochter-Reise haben wir noch nie unternommen.«

Verblüfft sperrte ich den Mund auf. Ich hatte es schließlich weder vorgeschlagen noch zugesagt.

Paps schaute zwischen ihr und mir hin und her. »Und was mache ich in der Zeit?«

»Du kommst schon zurecht, stell dich nicht an. Vicky hat gesagt, es gibt Lieferdienste, und da hat sie vollkommen recht.«

»Du meinst Pizza und so?« Er tippte sich an die Stirn. »Wo wollt ihr denn überhaupt hin?«

Mam fegte ein paar herumfliegende Pollen von der Liege. »Wir dachten an Sizilien.«

Mein Vater hob eine Augenbraue. »Ausgerechnet Sizilien?«

»Ja, es gibt da eben gerade dieses Angebot.« Sie stieß mich an. »Das ist so eine schöne Idee, Mausi, nur wir beide. Ich freue mich jetzt schon.«

»Kannst du einfach so freimachen bei deiner Boutique?«, fragte Papa mich stirnrunzelnd.

Ehe ich antworten konnte, tat Mam es schon an meiner Stelle. »Die werden sich um eine andere Aushilfe bemühen. Sie ist ja nicht fest angestellt.«

Ungläubig lauschte ich dem Schlagabtausch der beiden über meinen Kopf hinweg. Ich öffnete den Mund zu einem Protest und schloss ihn wieder. Eines war allzu deutlich: Mam wollte weg von Paps. Vielleicht tat den zweien so eine Pause ja wirklich ganz gut. Sie würde ihn vermissen und zu Sinnen kommen. Zweifelnd musterte ich sie. Wenn ich wahrhaftig mitkam, würden die Kinder mit Paul und Vanessa nach Schweden fahren. Ich würde kein Geld in der Boutique verdienen. Und nach Berlin zu Lukas konnte ich auch nicht.

Andererseits: Vielleicht war so ein gemeinsamer Urlaub ja eine Chance, einander anzunähern. Ich musste Mam ja gar nichts von Lukas’ Kontaktaufnahme oder seinen Heiratsplänen im Oktober offenbaren. Sondern konnte versuchen, dahinter zu kommen, weshalb sie ihn damals so furchtbar verraten hatte.

Paps deutete mit dem Kinn auf den Prospekt. »Die haben doch immer mehrere Angebote. Wieso muss es Sizilien sein, Doris?«

»Was hast du denn nur gegen Sizilien?«, fragte ich. Die Insel hatte mich auch schon immer gereizt, ich wollte gar nicht unbedingt woanders hin.

Paps fixierte uns aus zusammengekniffenen Augen. Ihm lag etwas auf der Zunge, das war ihm anzusehen, doch er schwieg.

Meine Mutter rückte näher an mich heran und drückte mir einen Kuss auf die Wange. »Das wird schön, Mausi. Ich rufe noch heute dort an.«

3

Mein Zuhause lag über der Beautyqueen, Mellis Kosmetiksalon, der momentan leer stand, weil auch ihre Mitarbeiterinnen ihn nicht hatten pachten wollen. Die Maisonette, in der ich mit den Kindern wohnte, gehörte ebenfalls meiner Freundin. Sie hatte sie zu einem Preis an mich vermietet, der ihre monatlichen Kreditraten deckelte. Dazu kamen für mich nur noch die Umlagen. Dass sie keinen Profit mit der Miete machen wollte, war mehr als fair.

In der Küche goss ich mir ein Glas Wein ein. Aufatmend machte ich es mir auf der Loggia bequem, von der ich so gerne den Blick über die Münsteraner Innenstadt genoss. Hier auf meinem Balkon blühte alles in den buntesten Farben. Vom Wochenmarkt hatte ich mir Pflanzen für Blumenkästen und -töpfe mitgebracht, hatte alles hübsch angeordnet. Dieses Setting hatte mir auch schon oft für Instagram-Beiträge gedient. Eines der Gewächse duftete besonders gut, ich steckte die Nase in die blauen Blüten und sog den Geruch in mich ein, ehe ich mich setzte. Dann zog ich das Handy aus der Hosentasche, um Melli von den neuesten Entwicklungen zu berichten. In diesem Moment klingelte mein Smartphone.

Es war Mam. »Ja?«, fragte ich.

»Stell dir vor, es war gleich jemand erreichbar!«, rief sie. »Es gab noch genau ein freies Doppelzimmer, und das gehört uns.«

»Aber Mam, ich wollte doch erst mal –«, hob ich zu einem Protest an. Bei der Verabschiedung hatte ich ihr gesagt, ich würde noch mal eine Nacht drüber schlafen.

»Zu spät, es ist schon alles in trockenen Tüchern. Übrigens habe ich dir an der Nasenspitze angesehen, dass du befürchtest, du wärest da das Nesthäkchen«, fuhr sie gutgelaunt fort. »Bist du aber nicht. Es sind noch ein junger Mann und zwei junge Frauen in deinem Alter dabei.«

»Hast du die Leute im Reiseunternehmen etwa danach gefragt?«

»Na ja, sie mussten ja nur nach den Geburtsdaten schauen, deines musste ich auch angeben.«

»Verstehe.

---ENDE DER LESEPROBE---