Pancakes, Samt und Winterglanz - Stina Jensen - E-Book

Pancakes, Samt und Winterglanz E-Book

Stina Jensen

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Beschreibung

Wie eine brennende Pfanne Pancakes einst das ganz große Glück vereitelte …

Der neueste WINTERknistern-Roman von Bestsellerautorin Stina Jensen. Eine herzerwärmende Liebesgeschichte zum Wohlfühlen und Träumen.

Eigentlich hasst Cara Donati nichts mehr als Heimlichkeiten. Dabei ist sie selbst die größte Geheimniskrämerin. Sonst hätte sie ihrem Mann Konstantin wohl schon längst verraten, dass sie von seiner Affäre weiß. Außerdem würde sie ihm von der unverhofften Einladung ihres gemeinsamen Jugendfreundes Milo zu sich ins Tannheimer Tal erzählen. Oder davon, wie vor zwanzig Jahren nur eine brennende Pfanne Pancakes verhindert hat, dass aus ihr und Milo ein Paar wurde. Als ihre Schwester Marina sie zu einem Kurztrip einlädt und Cara sich das Ziel aussuchen darf, erscheint ihr das wie ein Wink des Schicksals. Kann sie in den verschneiten Tiroler Bergen klammheimlich geraderücken, was sie vor so langer Zeit verpatzt hat? Diesmal will sie nichts anbrennen lassen. Erst recht keine Pancakes …

Ein Roman, beglückend wie der Blick in verschneite Berge.

Dies ist der achte Teil der WINTERknistern-Reihe. Alle Romane können unabhängig voneinander gelesen werden. Die WINTERknistern-Reihe: Plätzchen, Tee und Winterwünsche; Misteln, Schnee und Winterwunder; Sterne, Zimt und Winterträume; Muscheln, Gold und Winterglück; Vanille, Punsch und Winterzauber; Mondschein, Flan und Winterherzen; Engel, Blues und Winterfunkeln; Pancakes, Samt und Winterglanz. Lesen Sie auch die Insel- und Gipfelfarben-Reihe von Stina Jensen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2024

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PANCAKES, SAMT UND WINTERGLANZ

STINA JENSEN

SÓTANO

INHALT

Über die Autorin

Wunsch-eBook

Die Winterknistern-Reihe

Das Buch

Vorwort

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

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25

26

27

Bonus-Kapitel

Rezept für 15 Pancakes

Eine persönliche Bitte

Alle Bücher von Stina Jensen

Erstausgabe: November 2024

© Stina Jensen

Robert-Bosch-Straße 48

61184 Karben

[email protected]

www.stina-jensen.de

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Bilder, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Verfasserin urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Es gilt das ausdrückliche Verbot, die Textinhalte dieses Buchs zum Training und zur kommerziellen Nutzung von KI zu verwenden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werkes sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Lektorat: Ricarda Oertel www.lektorat-oertel.de

Korrektorat: Ruth Pöß www.das-kleine-korrektorat.de

Covergestaltung © Traumstoff Buchdesign traumstoff.at

Covermotiv © LightField Studios und PV productions shutterstock.com

Das gesamte Programm von Stina Jensen findest du hier.

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STINA JENSEN schreibt Insel- und Gipfelromane, romantische Komödien und Krimis. Sie liebt das Reisen und saugt neue Umgebungen in sich auf wie ein Schwamm.

Meist kommen dabei wie von selbst die Figuren in ihren Kopf und ringen dort um die Hauptrolle in ihrem nächsten Roman. Wenn sie nicht verreist, lebt die Autorin mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt am Main.

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DIE WINTERKNISTERN-REIHE

Bisher erschienen:

1. Plätzchen, Tee und Winterwünsche

2. Misteln, Schnee und Winterwunder

3. Sterne, Zimt und Winterträume

4. Muscheln, Gold und Winterglück

5. Vanille, Punsch und Winterzauber

6. Mondschein, Flan und Winterherzen

7. Engel, Blues und Winterfunkeln

8. Pancakes, Samt und Winterglanz

Alle Titel sind in sich abgeschlossene Romane und können unabhängig voneinander gelesen werden.

DAS BUCH

Eigentlich hasst Cara Donati nichts mehr als Heimlichkeiten. Dabei ist sie selbst die größte Geheimniskrämerin. Sonst hätte sie ihrem Mann Konsti wohl schon längst verraten, dass sie von seiner Affäre weiß. Außerdem würde sie ihm von der unverhofften Einladung ihres gemeinsamen Jugendfreundes Milo zu sich ins Tannheimer Tal erzählen. Oder davon, wie vor zwanzig Jahren nur eine brennende Pfanne Pancakes verhindert hat, dass aus ihr und Milo ein Paar wurde. 

Als ihre Schwester Marina sie zu einem Kurztrip einlädt und Cara sich das Ziel aussuchen darf, erscheint ihr das wie ein Wink des Schicksals. Kann sie in den verschneiten Tiroler Bergen klammheimlich geraderücken, was sie vor so langer Zeit verpatzt hat? 

Diesmal will sie nichts anbrennen lassen. Erst recht keine Pancakes …

Liebe Leserinnen und Leser!

Auch wenn ich mir in meinen Romanen die größte Mühe gebe, mich an die örtlichen Gegebenheiten zu halten, so nehme ich mir dennoch gelegentlich die schriftstellerische Freiheit, die Spielorte meinen Bedürfnissen anzupassen. Teilweise sind die Handlungsorte frei erfunden. Sollten Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen bestehen, so wären diese rein zufällig.

Nun wünsche ich euch ganz viel Freude mit der Geschichte!

1

CARA, 17 JAHRE

Liebes Tagebuch,

was soll ich nur machen?

Gestern ist was richtig Doofes passiert. Es war der letzte Schultag vor den Ferien und Milo hat mich zu einem Picknick am Aasee eingeladen. Es war wirklich überfällig, dass wir mal miteinander alleine sind, im Clubhaus sind ja ständig andere um uns herum. Er hatte einen Picknick-Rucksack mit allem Drum und Dran dabei: Teller, Besteck, Becher, Wasser und sogar Sekt, voll süß. Als gäb es was zu feiern. Ich hab uns leckeres Fingerfood vorbereitet, denn ich liebe es ja zu kochen. Aber zuerst wollten wir einen Spaziergang am See unternehmen, das Gras war sowieso noch feucht vom Morgentau, und Hunger hatten wir auch noch keinen. Wir haben uns unterhalten wie noch nie. Ständig kam ein neues Thema auf, über das wir uns ausgetauscht haben, es war so intensiv. So war ich noch nie mit einem Jungen ins Gespräch vertieft. Er kommt ja aus München, hier in Münster geht er nur aufs Internat, und er kann den bayerischen Dialekt so lustig nachmachen. Ich musste dauernd laut lachen! Dabei habe ich ihn die ganze Zeit von der Seite angestarrt, er gefiel mir so gut mit seinen dunklen Haaren und den Grübchen und diesen krass braunen Augen! Er könnte glatt Italiener sein, ist er aber nicht. Auch er hat mich ständig gemustert, das hab ich genau gemerkt. Und irgendwann ist er stehen geblieben und hat gesagt: Du bist so hübsch, Cara. Darf ich mal deine Locken anfassen? Ich hab genickt, meine Kehle war wie zugeschnürt. Er hat mir ins Haar gegriffen und leise Hhmmm gemacht, und ich hab mich auf die Zehenspitzen gestellt und ihn geküsst. Einfach so. Es war wie Magie. Die Welt um uns herum hat aufgehört zu existieren. Er ist ein wahnsinnig guter Küsser! So weiche Lippen! Und ich war total froh, dass wir uns erst mal ohne Zunge geküsst haben, weil ich das total unpassend finde, sich mitten in der Öffentlichkeit einen Zungenkuss zu geben, als wollte man sich gleich die Klamotten vom Leib reißen. Dabei hätte ich ihm am liebsten auch so schon die Klamotten vom Leib gerissen, denn er fühlt sich einfach unendlich gut an. Ich hätte bis zum Rest meines Lebens so mit ihm stehen bleiben und ihn küssen und über seine Arme streicheln können, die vom Rudern mega muskulös sind.

Irgendwann sind wir aber natürlich doch weitergegangen, haben uns angestrahlt wie zwei Verrückte, haben in der Sonne die Picknickdecke ausgebreitet und gegessen und Sekt getrunken und wieder geredet. Er hat mir von seinen Eltern in München erzählt, die schon ziemlich alt sind; er wird bei ihnen die Sommerferien verbringen. Wir haben ja jetzt nur noch ein Jahr bis zum Abi, und ich hab ihm die Frage gestellt, die mir auch öfter gestellt wird und die mich reichlich nervt, wenn sie von Erwachsenen kommt, aber zwischen uns ist das natürlich was anderes. Jedenfalls wollte ich wissen, was er nach dem Abi machen möchte, und er meinte, er würde am liebsten was mit Holz arbeiten, weil er das ein ganz tolles Material findet. Und dass Holzsorten so unterschiedlich wären, wenn man sie bearbeiten würde, das könnte man sich gar nicht vorstellen. Wie denn, hab ich gefragt, und da hat er was aus seiner Tasche gezogen und mir gegeben. Auf einmal sah er ganz schüchtern aus, und seine Pupillen wurden ganz weit. Für dich, Cara, hat er gesagt, das ist aus dem Holz eines Kirschbaums. Es war ein wunderschön geschnitztes Herz, mit einer ganz besonderen Maserung, das genau in die Kuhle meiner Hand gepasst hat. Auf das Herz hat er The key to your heart eingeschnitzt und einen Anhänger für einen Schlüssel daran befestigt. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte, bin andauernd mit den Fingern darübergefahren, so sehr hat mich das berührt. Ich meine, das war doch die reinste Liebeserklärung, oder? Ich hab gemerkt, dass ich voll rot wurde, und hab schnell zu ihm gesagt, dass er unbedingt beruflich was mit Holz machen sollte, da hätte er echt eine Gabe. Aber er meinte, seine Eltern wollen das nicht, sie halten das für brotlose Kunst, dafür wäre das Abi die absolute Verschwendung. Dann wollte er natürlich auch wissen, was ich mal jobmäßig tun will. Ich hab ihm gesagt, dass ich gern Übersetzerin werden würde, weil ich ja durch meinen italienischen Vater zweisprachig aufgewachsen bin. Wir kamen auf unsere Familien zu sprechen, und dass er ein Einzelkind ist. Er findet es toll, wenn man wie ich mit Marina und Nico zwei Geschwister hat, er hätte auch gerne viele Kinder, mindestens vier. Dabei hat er mich angestrahlt, als wäre das sein absoluter Herzenswunsch. BUMM, das stand auf einmal im Raum, als wäre mitten in einer Kirche ein Feuerwerkskracher losgegangen. Ich hab gesagt, das wüsste ich noch gar nicht so genau, hätte lieber das Thema gewechselt, wäre gern auf das wunderschöne Herz zurückgekommen, das in der Zwischenzeit schon ganz warm in meiner Hand geworden war. Alles okay, Cara?, hat er gefragt, und sich zu mir rübergebeugt, wahrscheinlich, um mich wieder zu küssen, als urplötzlich jemand unsere Namen rief. Wir drehten die Köpfe, und da entdeckten wir Konsti, der auf dem Aasee im Kajak vorbeikam. Sein rotblondes Haar wurde von der Sonne angeleuchtet, sodass es aussah wie ein Heiligenschein. Er hat wissen wollen, ob wir etwa ohne ihn picknicken würden, und ob wir noch ein bisschen was übrig hätten, er hätte nämlich einen Riesenkohldampf. Zack, zog er das Kajak ans Ufer, und ich hab schnell das Herz in meiner Tasche verstaut. Was hätten wir machen sollen, er ist ja Milos bester Freund, und außerdem hat es ja auch mal Momente gegeben, in denen ich dachte, ich könnte mich in Konsti verlieben. Ihm hab ich sogar schon mal wegen Nicos Krankheit das Herz ausgeschüttet; mit ihm als zukünftigem Medizinstudenten hab ich da nicht so eine Hemmschwelle. Jedenfalls hat er sich zu uns auf die Decke gequetscht und von seinem anstehenden Ferienpraktikum beim Bestatter erzählt. Darüber will er rausfinden, in welche Richtung er in der Medizin mal gehen will – das will er nämlich studieren. Milo und ich mussten bei der Vorstellung, dass Konsti Leichen das Blut aus den Adern lässt, so lachen, wir haben uns richtig die Bäuche gehalten. Konsti hat mich am Kinn gekitzelt, und ich musste noch mehr kichern, er auch, aber Milo wurde auf einmal ganz still. Ich dachte, shit, das muss ich jetzt irgendwie geradebiegen, aber ich wusste nicht wie. Plötzlich war die ganze Stimmung zwischen Milo und mir wie weggewischt. Aus heiterem Himmel meinte er, er hätte ja noch gar nicht für die Fahrt nach München gepackt, das müsste er jetzt aber mal ganz dringend erledigen. Er hat seinen Picknickkorb zusammengeräumt, als könnte es ihm nicht schnell genug gehen, hat uns schöne Ferien gewünscht und war weg. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht; er hatte mir doch gerade erst das Herz geschenkt. Seine Picknickdecke hat er außerdem vergessen.

Wir haben ihm ratlos nachgeschaut, dann hat Konsti mit den Schultern gezuckt und mich gefragt, was ich eigentlich in den Sommerferien mache. Ich werde wohl ein bisschen jobben, hab ich gesagt, verreisen kann meine Familie nicht, weil Nico engmaschig überwacht werden muss. Wir haben ausgemacht, dass wir uns ab und zu treffen können. Zusammen schwimmen und Kajak fahren und so. Klingt schön, aber mit Milo wäre es schöner. Ihm hab ich natürlich gleich gesimst und ihm tolle Ferien gewünscht, aber er hat noch nicht mal geantwortet.

2

22 JAHRE SPÄTER IM FRÜHJAHR

Liebe Cara, ich hoffe, ich erreiche dich hier über Facebook. Wir haben ja schon ewig nichts voneinander gehört! Wie geht es dir? Weißt du noch, wie wir damals abgemacht haben, wir treffen uns spätestens mit vierzig wieder? Bei uns beiden ist es doch dieses Jahr soweit, und ich dachte, ich erinnere dich mal daran. Vielleicht hast du Lust, mich im Tannheimer Tal zu besuchen? Es ist sehr schön hier in Tirol.

Dein Milo

Lieber Milo, ja, hier bist du richtig! Ich weiß gar nicht, was ich

Lieber Milo, deine Zeilen erreichen mich gerade in einer Situation, in der ich

Lieber Milo, falls wir uns treffen, sollte das bestmöglichst heimlich

Lieber Milo, vielen Dank für deine lieben Worte, aber ich bin noch immer glücklich mit Konsti verheiratet.

Deine Cara

3

Macht es dir auch wirklich nichts aus?« Marina stellt an diesem trüben Novembernachmittag zwei Kaffeebecher vor uns auf dem Tisch ab und betrachtet mich besorgt. »Du besuchst mich in Frankfurt, so oft du kannst, hörst du?«

Rückversichernd lächle ich meiner Schwester zu. »Du machst dir wirklich zu viele Gedanken. Ich bin schon groß, okay?« Es klingt wie eine Frage, weil ich in Wahrheit kein bisschen weiß, wie ich ohne sie klarkommen soll. Ich war ja noch nie ohne sie. Wir zwei sind schon seit unserer Kindheit unzertrennlich, und die Einzigen, die von unserer Familie noch übrig sind. Wenn sie weg ist, gibt es hier in Münster nur noch Konsti und mich und ein paar wenige Bekannte, die aber nicht zählen.

Meine Schwester ist gleichzeitig meine beste Freundin. Wir können zusammen quasseln ohne Unterlass oder stundenlang schweigen und trotzdem wissen wir, was die andere denkt. Meistens zumindest.

»Cara?« Marina legt fragend den Kopf schräg.

»Wirklich! Alles gut, ich komme klar. Und du genießt bitte ab sofort die Vorfreude auf deinen neuen Job und das Zusammenleben mit Peer. Ihr beiden habt lange genug eine Fernbeziehung geführt.«

In Wahrheit denke ich: Hast du dir das auch gut überlegt? Was, wenn Peer sich als jemand wie Konsti entpuppt? Aber ich schweige natürlich. Sie würde zu Recht sagen, dass ich nach einem Grund suche, ihr den Umzug madigzumachen. Peer ist ein guter Kerl, auch wenn es mir suspekt ist, dass ein erwachsener Mann – ein Banker! – ein komplettes Zimmer nur für seine Legosammlung benötigt. Aber er drängt Marina nun schon seit Jahren, endlich zu ihm zu ziehen. Dafür ist er sogar bereit, das Lego-Gedöns in den Keller zu verbannen. Also hat sie sich im Sommer um die Stelle als Geschäftsführerin einer Frankfurter Marketingagentur beworben und sie ergattert. Damit erfüllt sich für sie auf der ganzen Linie ein Traum. Trotzdem hat sie meinetwegen bei der Zusage gezögert. Ich bin ihr ja genauso wichtig wie sie mir.

Marina öffnet den Browser ihres Handys und hält mir die Abbildung eines Sofas vor die Nase. »Guck mal, Cord! In Petrol!« Ihre Augen blitzen. »Ich liebe diesen Retro-Style, das wird alles so gut aussehen auf dem hellen Parkett, vor der senfgelben Wand. Schau, wie hier.« Sie verkleinert den Ausschnitt, sodass das Werbewohnzimmer in seiner ganzen Pracht zu sehen ist.

Zwar hege ich leise Zweifel, ob Peer diese Farbenpracht begeistern wird. Seine Junggesellenwohnung ist – bis auf den Holzfußboden – ein Mix aus Weiß, Schwarz und Grau. Das Bunteste ist das Legozimmer. Aber als ich kürzlich meine Bedenken äußerte, wischte Marina sie beiseite. Peer sei da »leidenschaftslos« und gebe ihr freie Hand. Ich hoffe inständig, dass er das nicht nur so dahingesagt hat. Männer sagen einige Dinge nur so dahin. Zum Beispiel, dass sie niemals fremdgehen würden. Auch wenn Konstis »Auszeit« schon dreieinhalb Jahre her ist, nagt sein Seitensprung manchmal noch immer an mir.

Marina ruft einen weiteren Onlineshop auf, hält mir diesmal ein Arrangement von perfekt aufeinander abgestimmten gerahmten Wandbildern vors Gesicht. Bei Marina muss stets alles schnell gehen, und wenn sie so eine Bilderwand mit ein paar Klicks bestellen kann, macht sie das. Vor dem Jobwechsel Ende des Monats hat sie eh noch genug zu tun, sie muss ja noch ihr gesamtes Portfolio an ihre Nachfolgerin übergeben. Immerhin den Dezember hat sie frei, da will sie für den Umzug zwischen den Jahren alles vorbereiten, und in der ersten Dezemberhälfte würde sie mich gern noch für eine Woche in ein Wellnesshotel einladen. Als Abschiedsreise sozusagen. Das Ziel darf ich aussuchen.

»Hast du dir inzwischen eigentlich überlegt, wo wir hinwollen?«, fragt sie prompt.

Ins Tannheimer Tal in Tirol, denke ich wehmütig.

Aber das ist natürlich ausgeschlossen.

Nachdem ich mich von Marina verabschiedet und ihr hoch und heilig versprochen habe, endlich über ein Reiseziel nachzudenken, stehe ich unschlüssig auf dem Gehweg vor ihrer Wohnung herum. Der Wind treibt mir den feinen Nieselregen ins Gesicht. Am liebsten würde ich nach Hause gehen und mich in eine mollige Decke auf dem Sofa einkuscheln, aber ich muss noch die Wochenendeinkäufe erledigen. Konsti hat heute Notdienst in seiner sportmedizinischen Praxis, da freut er sich, wenn es abends was Warmes gibt. Ich schließe den Reißverschluss meiner Jacke bis unters Kinn, stopfe das Haar in den Kragen und begebe mich auf den Weg. Eigentlich führt die Strecke zum Domplatz durch die Ludgeristraße, doch heute nehme ich einen Umweg über die Parallelstraße auf mich. Aus der Zeitung habe ich erfahren, dass Konstis ehemalige Affäre dort ein Wäschegeschäft eröffnet hat. Sie betreibt es mit ihrem neuen Lebensgefährten, der offenbar für die Beratung der Herren zuständig ist, während sie sich um die weiblichen Kundinnen kümmert.

Konsti hat keinen Schimmer davon, dass ich von seinem Seitensprung vor dreieinhalb Jahren weiß. Er glaubt noch immer, ich hätte ihm seine damalige Ausrede abgenommen, er bräuchte eine Auszeit, um ein paar Dinge mit seiner Herkunftsfamilie zu klären, und müsse daher für drei Monate aus unserer gemeinsamen Wohnung ausziehen. Stattdessen war ich von Anfang an argwöhnisch. Dieses Misstrauen wurde bestätigt, als ich eines Tages vor seinem möblierten Zimmer darauf wartete, dass er herauskam – und ihm folgte. Sein seliger Gesichtsausdruck war voller Vorfreude. Auf der Promenade traf er sich mit dieser Blondine. Die Art, wie sie sich umarmten und wie er seine Hand an ihren unteren Rücken legte, ließ keinen Zweifel zu. Noch heute schäme ich mich dafür, wie ich mich ins Gebüsch geschlagen und mit dem Handy ein Foto von den beiden aufgenommen habe; danach ging ich mit wackligen Knien zu Marina. Wir luden das Foto auf ihrem Computer hoch und fanden durch die Bilderkennung heraus, dass es sich bei der Frau um eine gewisse @vickyausmuenster handelte – eine Münsteranerin mit einer beachtlichen Followerzahl auf Instagram. Dort breitete Viktoria Klemm ihr Leben aus. Vor allem ihr Dasein als Mutter von zwei Kids. Das setzte mir am meisten zu: dass Konstis Affäre Mama war. Wo er doch wegen seiner verkorksten Kindheit niemals Kinder hat haben wollen. Allein schon deswegen hat er doch damals viel besser zu mir gepasst als Milo, dessen Wunsch ich ihm niemals hätte erfüllen können.

Ich versuche, die unangenehmen Gedanken abzuschütteln und mich aufs Hier und Jetzt zu besinnen, trotte weiter durch die Straßen. Die historische Altstadt ist schon seit Mitte November festlich geschmückt. Girlanden aus leuchtenden Sternen spannen sich über die Gassen. Einige Weihnachtsmärkte haben bereits geöffnet. Der Wochenmarkteingang steht ganz im Zeichen des bevorstehenden Advents. Die Kränze aus Tannennadeln oder farbigen Zweigen liegen in verschiedenen Größen aufeinandergestapelt, daneben Paletten gefüllt mit Kerzen in allen Farben. Es riecht nach Glühwein und heißen Maronen. Spontan genehmige ich mir eine Tüte und schaue eine Weile kauend dem Treiben auf dem Domplatz zu. Beobachte Paare und Familien, die sich an diesem Samstag Zeit füreinander nehmen und miteinander lachen oder streiten. Konsti und ich waren schon ewig nicht mehr zusammen hier.

Dass ich ihn vor dreieinhalb Jahren nicht mit meinem Wissen um seinen Seitensprung konfrontiert habe, lag einerseits an meiner Hoffnung, diese Sache werde wieder vorbeigehen. Ich wollte dem einfach nicht zu viel Gewicht geben, sprach mir zu, er werde schon wieder zu mir zurückkehren. Und so war es ja auch. Wenn ich aber ganz ehrlich sein soll, hätte bei einer Konfrontation wohl auch auf den Tisch kommen müssen, dass dieses abgegriffene geschnitzte Herz an meinem Schlüsselbund von Milo stammt. Und dass ich seit zweiundzwanzig Jahren noch immer jeden Tag an ihn denke. So hielt ich meinen Mund und schluckte die Demütigung hinunter. Nach dieser Auszeit erlebten wir sogar so etwas wie einen zweiten Frühling. Konsti schien nicht mehr dauernd gedanklich abwesend, sondern schenkte mir Aufmerksamkeit, so wie ich ihm, wir unternahmen wieder mehr zusammen. Gingen miteinander ins Theater oder Kino. Allzu lange hielt die Euphorie jedoch nicht an, und der Alltagstrott fand erneut Einzug in unsere Beziehung.

Nur eines schätzt Konsti noch immer sehr an mir: dass ich gerne und gut koche. Er liebt frische Nudeln, genauso wie ich. Tortellini oder Ravioli stelle ich sogar selbst her – es kommen nur Mehl und Eier in den Teig und frische Zutaten in die Füllung – doch heute entscheide ich mich am Stand meines Lieblingsitalieners für frische hausgemachte Tagliatelle, die ich mit einem feinen Trüffelöl und einer Trüffelknolle für uns zubereiten werde.

---ENDE DER LESEPROBE---