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"Ich schaff das alles nicht mehr! Irgendwas muss anders werden!" – Mit diesem Stoßseufzer kommen Frauen und Männer in die Seminare von Helen Heinemann. Komplexe Arbeitswelten, idealisierte Rollenbilder, private Doppelbelastungen und hohe Ansprüche an sich selbst bringen auch gut organisierte Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Mit zahlreichen O-Tönen, fachlichem Hintergrund und einfachen Aufgaben zum Selbermachen weist dieses Buch Schritt für Schritt den Weg aus der Burnoutfalle hin zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude.
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Seitenzahl: 242
Helen Heinemann mit Katharina Gerhardt
Irgendwas muss anders werden!
Neue Wege aus der Erschöpfung
«Ich schaff das alles nicht mehr! Irgendwas muss anders werden!» – Mit diesem Stoßseufzer kommen Frauen und Männer in die Seminare von Helen Heinemann. Komplexe Arbeitswelten, idealisierte Rollenbilder, private Doppelbelastungen und hohe Ansprüche an sich selbst bringen auch gut organisierte Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Mit zahlreichen O-Tönen, fachlichem Hintergrund und einfachen Aufgaben zum Selbermachen weist dieses Buch Schritt für Schritt den Weg aus der Burnoutfalle hin zu mehr Gelassenheit und Lebensfreude.
Helen Heinemann hat Sozialpädagogik mit dem Schwerpunkt Sozialpsychiatrie studiert und anschließend eine psychotherapeutische Ausbildung absolviert. Seitdem arbeitet sie im Bereich Krisenintervention und Gesundheitsförderung, u.a. in Kooperation mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und den großen deutschen Krankenkassen. 2005 gründete sie das «Institut für Burnout-Prävention» in Hamburg. 2016 folgte die Gründung der «Heinemann Akademie» zur Qualifizierung von Menschen in Führung, Beratung und Kursleitung für ein multimodales Stressmanagement. Helen Heinemann lebt mit ihrer Familie in Hamburg.
Katharina Gerhardt hat Germanistik, Romanistik und Philosophie studiert und als Verlagslektorin gearbeitet. Heute ist sie als Co-Autorin, freie Lektorin und Hochschuldozentin tätig. Sie lebt in Hamburg.
Dieses Buch verdanke ich vielen wunderbaren, feinfühligen, engagierten und pflichtbewussten Menschen. Als studierte Sozialpädagogin mit Schwerpunkt Sozialpsychiatrie und einer Ausbildung in Psychotherapie gebe ich Seminare zur Burnout-Prävention. Ursprünglich entstanden sind diese Seminare aus einem Kurs für erschöpfte berufstätige Mütter, den ich vor über 20 Jahren konzipiert habe.
Als ich selbst in den 1980er Jahren Mutter von vier Kindern wurde, entwickelte ich zunächst – als Ausbilderin in der Gesellschaft für Geburtsvorbereitung, Familienbildung und Frauengesundheit – Kurse für eine ganzheitliche Familienbegleitung. Mit im Boot waren die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie die EU in Gestalt eines Programms für Osteuropa, das eine zweijährige Schulung zur Frauengesundheit in St. Petersburg ermöglichte. Im Rahmen dieser speziellen Gesundheitsförderung rückte das Thema Stress immer stärker in meinen beruflichen Fokus.
Im Jahr 2005 bat mich eine große Krankenkasse um ein Konzept zur Burnout-Prävention für berufstätige Mütter. Daran hatte auch der Europäische Sozialfonds großes Interesse, sodass Zeit und Gelder für Entwicklung und eine kleine Forschung vorhanden waren. In diesem Zusammenhang habe ich das «Institut für Burnout-Prävention» in Hamburg gegründet und seitdem zahlreiche Menschen mit einer tiefgreifenden psychosomatischen Erschöpfung in fünftägigen Intensivseminaren begleitet.
Bei der Konzeption des ursprünglichen Kurses für erschöpfte berufstätige Mütter fragte ich mich, was ihnen am besten helfen könnte. Gestresste Mütter kannte ich reichlich. Sie waren müde, nervös und irgendwie auch hoffnungslos. Viele von ihnen waren so gereizt, dass sie sich selbst kaum wiedererkannten und, vor allem, sich selbst nicht mehr mochten. Sie zweifelten an ihren Fähigkeiten und an ihrer Lebenssituation generell. Diese negativen Gedanken setzten sich fest. Die Frauen schliefen schlecht und grübelten nachts, wenn sie wach lagen, über die vermeintliche Ausweglosigkeit ihrer Situation. Die Freude am Kind, an sich selbst, am Familienleben wurde immer weniger; ebenso das Gefühl, selbst etwas gestalten zu können. Die empfundene Hilflosigkeit, oftmals gepaart mit Einsamkeit, führte zunehmend in einen Teufelskreis: Grübeln – Rückzug – Selbstzweifel – Grübeln – Rückzug … Die Mütter litten unter dem nächtlichen Gedankenkarussell, hatten das Gefühl, «nichts ändern zu können» und immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen zu sein. Ihre Fähigkeit, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, ließ nach, sie fühlten sich schwer und wertlos, was oft durch eine Krankschreibung noch verstärkt wurde. Die Frauen waren am Boden, bedrückt und niedergeschlagen.
Im zweiten Kurs, noch in der Pilotphase, kamen Frauen ohne Kinder in die Gruppe, und ich stellte fest, dass es im Hinblick auf deren Erschöpfung überhaupt keine Unterschiede zu den gestressten Müttern gab, lediglich die Baustellen waren andere: Ob sie sich um ihre pflegebedürftigen Eltern kümmerten, sich beruflich oder sozial intensiv engagierten – alle Frauen vernachlässigten sich selber. Wir öffneten den Kurs in der nächsten Runde für alle und nannten ihn «Work-Life-Balancing für Frauen». Bald darauf gab es das Angebot auch für Männer. Beide Seminare wurden erfolgreich evaluiert, das Frauenseminar 2008 vom Fachbereich Gesundheitswissenschaften der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, das Männerseminar 2010 vom Fachbereich Psychologie der Universität Hamburg und 2013 beide noch einmal zur Überprüfung der Nachhaltigkeit vom Fachbereich Wirtschaft & Medien, Studiengang Business Psychology der Hochschule Fresenius Hamburg. Danach dachte ich mit meinem Team über gemischte Gruppen nach. Doch das wurde nicht nur von den Frauen abgelehnt, sondern – zu unserer großen Überraschung – noch viel vehementer von den Männern: Sie wollen unter sich bleiben. In diesem Buch liegt der Fokus auf der Burnoutprävention bei Frauen. Denn sie sind es, die ich selbst überwiegend in meinen Kursen erlebe. Vieles von dem, was hier verhandelt wird, gilt natürlich für beide Geschlechter. Wenn an bestimmten Stellen die Erfahrung der männlichen Kursteilnehmer eine dezidiert andere ist als die der Frauen, wird das gesondert beschrieben.
Bei der Kurskonzeption tauchte dann vor allem die Frage auf: Wie sollten die Frauen aus der Stresssituation herauskommen, wenn die diversen objektiven Belastungen doch so auf der Hand lagen und im Prinzip kaum verändert werden konnten? Die Verhältnisse, in denen sie lebten, konnten die Teilnehmerinnen ja nicht von heute auf morgen ändern. Reine Entspannungsverfahren halfen aber auch nicht. Die tun ohne Frage gut, ändern aber nichts an den Stressauslösern. Wir mussten also die persönlichen Einstellungen und den individuellen Umgang mit Belastungen in den Fokus nehmen.
Warum war ich selbst zwar sehr oft erschöpft, hatte aber trotz unserer vier Kinder und knapper finanzieller Mittel nie das Gefühl auszubrennen? Worin lag der Unterschied?
Es waren schließlich meine Kinder, die mich darauf brachten: Sie diskutierten in ihren Rollenspielen oft darüber, wer die Bestimmerin oder der Bestimmer sei. Nach einer Weile wechselten die Rollen. Als ich ihnen eines Tages eine notwendige Ansage machte, ärgerten sie sich und maulten: «Immer willst du die Bestimmerin sein!» Meine Antwort lautete: «Klar bin ich die Bestimmerin, ich bin ja auch die Mutter.» «Ach so», sagten meine Kinder und trollten sich.
Meine spontane Reaktion hat mir etwas klargemacht: Nicht nur als Mutter, ganz grundsätzlich fühle ich mich als die Bestimmerin meines Lebens. Und meine Kinder zeigten mir täglich: Letztlich ist alles ein großes, wundervolles Spiel.
Diese Leichtigkeit, verbunden mit der Gewissheit, es immer irgendwie hinzubekommen – nicht unbedingt perfekt und gerne auch mit Hilfe –, diese Leichtigkeit schützt mich vor einer tiefgreifenden Erschöpfung.
Ich entwickelte also ein erstes Konzept, das im Wechselspiel mit unseren Teilnehmenden immer weiter verbessert und verfeinert wurde und zu dem Seminarkonzept geführt hat, das diesem Buch zugrunde liegt.
Ziel meiner Burnoutprävention ist es, aus den Grübelschleifen heraus zu einer spielerischen Leichtigkeit und Gestaltungsfreude zu gelangen: vom Homo sapiens über den Homo ludens zum Homo formans, also zum gestaltenden Menschen. Eine nachhaltige aktive Stressbewältigung ist nur möglich mit einem guten Selbstwertgefühl und der Gewissheit: «Ich bin es wert. Ich bekomme das hin.»
Bereits im Rahmen des Seminars sollen die Frauen von allem nur das Beste bekommen: Wertschätzung für ihre Lebensleistungen, Leichtigkeit und Selbstbestimmung, dazu fördernde Gemeinschaft. Sie sollen ihren Humor wieder spüren und laut lachen, sich selbst und alles, was sie leisten, anerkennen, den Geist mit Neuem beschäftigen, Gelassenheit erleben und gerade damit zum Ziel kommen. Sie sollen sich wieder stark und leistungsfähig fühlen, sich selbst in den Mittelpunkt stellen und entspannt «Nein» sagen, ohne ein schlechtes Gewissen.
Die Vorstellung von einem Kind, das sich vom Liegen zum Sitzen, vom Stehen zum Gehen und vom Hüpfen zum Tanzen aufrichtet – dieses Bild war leitend für das Konzept.
Ziel ist eine spielerisch kreative Leichtigkeit im Umgang mit den Herausforderungen des Alltags, die bereits im Seminar erlebbar werden soll. Und hier liegt ein großer Unterschied zur klassischen kognitiven Verhaltenstherapie, bei der vorwiegend über das Denken eine Einstellungs- und Verhaltensänderung angestrebt wird.
Mein theoretisch-praktischer Hintergrund basiert neben vielen anderen Erkenntnissen auf dem Gesundheitsansatz der Salutogenese von Antonovsky, dem Konzept zur Selbstwirksamkeitserwartung nach Bandura und den Kommunikationstheorien nach Watzlawick mit ihren ganz besonderen Lösungsansätzen. Das Verständnis der humanistischen Psychologie, die den Wunsch des Menschen, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln, in den Mittelpunkt stellt, ist dabei leitend. Es geht in meinen Seminaren darum zu verstehen, was genau zum individuellen tiefgreifenden psychosomatischen Erschöpfungszustand geführt hat. Dabei wechsele ich immer wieder die Methode, um die Perspektive verändern und den Blick weiten zu können. Auch lässt es sich – das ist neurobiologisch erwiesen – durch einen Methodenwechsel leichter lernen: So fordert theoretisch-analytischer Input den Geist, während psycho-physiologische Entspannungsmethoden die Aufmerksamkeit auf Atem und Körper lenken. Kreatives Gestalten aktiviert wiederum ganz andere Fähigkeiten. Eine wesentliche Voraussetzung, um dem Stress wirksam begegnen zu können, ist, die Haltung dem eigenen Lebensentwurf gegenüber zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern. Eine solche Änderung ist nur sehr schwer zu vollziehen. Manchmal hat man bestimmte Lebensweisheiten so sehr verinnerlicht, dass man in die Tiefe gehen muss, um sie hinterfragen zu können. Das Modell der Transaktionsanalyse mit dem aktiven freien Kind-Ich legt offen, woher die emotionale Kraft dafür kommen kann. Gruppenarbeiten helfen, persönliche Ressourcen zusammenzutragen und wiederzuentdecken. Und neurobiologische Modelle liefern eine Erklärung, warum uns Veränderungen oft so schwerfallen und wie wir unsere Vorsätze umsetzen und durchhalten können.
All diese Erfahrungen und Methoden sind in dieses Buch eingeflossen. Und auch wenn die Leserin nicht real mit uns im Seminarraum sitzen und deshalb nicht unmittelbar von der Gruppenarbeit des Seminars profitieren kann, haben wir hier doch alles Wissenswerte zusammengestellt, um einen Erkenntnis- und Entwicklungsprozess anzustoßen. Wir zeichnen im Folgenden die fünf Seminartage exemplarisch nach und lassen die Leserin direkt daran teilhaben, sodass wir uns auf eine gemeinsame Reise begeben. Dafür muss geklärt werden: Von welchem Punkt startet jede Teilnehmerin, jede Leserin, und wo will sie hin? Was hat sie im Gepäck, was davon ist nützlich, was Ballast? Und vor allem: Wo geht ihre Energie immer wieder verloren, und wo tankt sie auf? Manchmal gibt es Lecks, aber auch Kraftquellen, die kaum wahrgenommen werden. Die wollen wir freilegen. Passgenau für jede Frau.
Burnoutprävention ist wie die allbekannte Suche nach dem verlegten Schlüssel: Meist sucht man ihn mehrfach am selben Ort, schaut wieder und wieder auf das Schlüsselbrett, wo der Schlüssel aber leider gerade nicht hängt. Oder man wühlt verzweifelt in derselben Handtasche, die man doch schon vor zwei Minuten erfolglos durchforstet hat. Bei der Schlüsselsuche ist man wie festgelegt auf immer dieselben Stellen, sucht und sucht, findet nichts und ist frustriert. Bis dann plötzlich jemand kommt und Hinweise gibt, wo er sein könnte: «Eben hast du doch noch die Blumen gegossen, schau doch mal auf dem Fensterbrett nach.» Und da liegt er dann, der Schlüssel – natürlich. Der Blick des anderen, der Blick von außen, ist wichtig.
Diesen Blick von außen will ich liefern. Ich gebe erschöpften Menschen allerdings keine Ratschläge, Rezepte, Zaubertricks oder Tipps gegen Burnout. Einfache Lösungen habe ich weder in meinen Seminaren noch in diesem Buch zu bieten. Was sich hier findet, sind professionelle Analyseinstrumente, ein gut komponierter Methodenmix, Übungen zum Selbermachen und die Essenz langjähriger Erfahrung.
Aus seelischen Gründen nicht mehr leistungsfähig zu sein, gilt in unserer Gesellschaft nach wie vor als Schwäche. Mit diesem Buch möchte ich dazu beitragen, das Tabu zu durchbrechen, und gleichzeitig neue Wege aus der Erschöpfung aufzeigen und ermutigen, sie zu gehen.
Ich bin gespannt. Nun gebe ich diese Intensivseminare schon so lange, und doch ist es immer wieder ganz neu, ganz anders. Welche Frauen werden heute wohl dabei sein, welche persönlichen Themen auf den Tisch kommen? Was wird das zentrale Thema dieser Gruppe sein? Wird es Teilnehmerinnen geben, denen es schwerfällt, vor so vielen neuen Menschen über die eigenen Nöte zu sprechen? Und wie kann ich ihnen Mut machen, sich endlich einmal zu entlasten? Wird jemand gerne führen und das Gruppenklima bestimmen wollen? Was mache ich dann? Wie kann ich weiter bedingungslos wertschätzend für alle bleiben? Worauf werde ich diesmal ganz besonders achten müssen?
Die ersten Frauen finden sich ein. Ein wenig unsicher, aber auch erleichtert, diesen Ort gefunden zu haben, angekommen zu sein. So wirken sie auf mich in diesem Moment. Ich reiche jeder von ihnen die Hand und heiße sie willkommen.
Der Tagungsort, an dem wir – zehn Frauen und ich – uns treffen, ist einer meiner liebsten: ein weitläufiges, großzügig angelegtes grünes Gelände. Um ziegelrote Jahrhundertwendehäuser mit Veranda gruppieren sich moderne Zweckbauten. Gewundene Kieswege führen zu riesigen alten Kastanien, die gerade rot blühen. In der Mitte liegt ein kleiner Teich, den die Teilnehmerinnen später See nennen werden. Es ist Frühsommer, leicht bewölkt, warm. Die Vögel zwitschern. Wir tagen in einer reetgedeckten zweistöckigen, modern ausgebauten Kate. Die Ruhe hier ist ideal für das Seminar.
Endlich sind alle versammelt. Ganz unterschiedliche Frauen zwischen Mitte zwanzig und Ende fünfzig sitzen mit einem Kaffeebecher in der Hand im Kreis auf bequemen Stühlen und schauen mich erwartungsvoll an. Ich habe das Gefühl, ihre Gedanken und Fragen lesen zu können: Was wird hier wohl geschehen? Muss ich Dinge von mir preisgeben, die ich lieber verborgen halten möchte? Werde ich vielleicht zu etwas gedrängt, das ich eigentlich nicht will? Kann ich Vertrauen haben?
Zum Auftakt erläutere ich den äußeren und inneren Rahmen des Seminars: Wir beginnen jeden der fünf Tage morgens um neun und enden nachmittags um vier. Wir haben das Tagungshäuschen für uns, können uns ausbreiten, Teeküche und Kühlschrank nutzen, uns für die einstündige Mittagspause Essen mitbringen oder essen gehen. Ich habe den Schlüssel zum Haus und zeige den Teilnehmerinnen, wie sie den Türschnapper einstellen müssen, um das Haus autonom betreten und verlassen zu können. Es gibt einen Vormittags- und einen Nachmittagsblock.
Ich werde kleine Arbeitsaufträge vergeben, die die Teilnehmerinnen in Gruppen zu zweit oder zu dritt bearbeiten werden. Der Nachmittag beginnt jeweils mit einer halbstündigen Entspannungseinheit. «Sorgt gut für euch», sage ich. Denn damit haben die Frauen, insbesondere die Mütter unter ihnen, oft Probleme. Sie, die sonst so selbstverständlich für andere sorgen, vergessen häufig die Selbstfürsorge.
Alle unterschreiben, dass sie persönliche und berufliche Informationen der anderen Teilnehmerinnen vertraulich behandeln werden.[*]
Ich schlage vor, dass wir uns duzen, und alle sind einverstanden. Eine Rolle Tesakrepp für die Vornamen macht die Runde. Ab jetzt sind wir füreinander Olga, Silke, Tanja, Susanne, Dagmar, Birte – und Helen. Außerdem notieren die Frauen ihren Namen oben auf einem der für sie vorbereiteten großen roten Zeichenkartons, die gut sichtbar im Seminarraum hängen. Im Laufe der kommenden Tage wird sich diese persönliche Pinnwand mit wichtigen Ergebnissen füllen.
Sorgt gut für euch! – das ist Ziel und Inhalt unserer gemeinsamen Zeit. Jede teilt nur das mit, was sie möchte, macht ihre Pause, wann immer sie eine zusätzliche für sich braucht. Jede steht, sitzt, liegt, isst, trinkt, wie immer es komfortabel für sie ist, kommt entspannt, auch mal zu spät, wie es ihr passt. Fünf Tage Übungszeit, um sich wieder selbst zu fühlen, um sich gut zu fühlen – im doppelten Wortsinn. Dazu gehört auch, sich abends möglichst wenig vorzunehmen, damit das Erlebte noch ein wenig nachwirken kann.
Auch wer dieses Buch liest, wird vielleicht mit Erkenntnissen konfrontiert werden oder Gefühlen ausgesetzt sein, die überraschend sein können, die Zeit und Raum brauchen, um nachklingen zu können. Möglicherweise möchte man während der Lektüre immer mal wieder innehalten und nachdenken. Vielleicht fällt einem eine Übung ganz leicht, und zu einer anderen findet man nicht gleich Zugang. Das ist in Ordnung und bei jeder und jedem ein wenig verschieden. Eines aber empfehle ich: Die Kapitel in der hier präsentierten Reihenfolge zu lesen. Denn sie bauen aufeinander auf, begleiten einen bewährten Prozess, der neue Wege aus der Erschöpfung aufzeigt.
Den Seminarteilnehmerinnen sage ich, dass Partner und Partnerinnen oder auch Freundinnen und Freunde bisweilen eher verhalten, vielleicht sogar abwehrend auf die bewegten Berichte aus dem Seminar reagieren. Das ist normal. Sie sind besorgt und wollen auf jeden Fall, dass es den Frauen besser geht. Sie sind aber auch besorgt um sich selbst und wollen keine Veränderung. Das ist ebenfalls normal. Ich würde auch nicht wollen, dass mein Mann ein Seminar besucht und hinterher alles auf den Kopf stellt. Wenn die Frauen also Desinteresse oder sogar Widerstand spüren, so sollen sie das einfach hinnehmen und es gut sein lassen. Am Ende des Seminars werden sie meiner Erfahrung nach mit ihren Erzählungen auf offene Ohren und aufmerksame Zuhörer stoßen, das kann ich ihnen versprechen. Sie werden nämlich nicht alles hingeschmissen haben, sondern erst einmal einfach nur besser drauf sein. Und die kleinen Stellschrauben, an denen dann gedreht wird, können eine enorme Hebelwirkung entfalten und werden zum Wohle aller sein.
Ich sehe in skeptische Gesichter: Fünf Tage sollen reichen, um bei hochgradig gestressten Menschen ein Burnout zu verhindern? Kann das überhaupt funktionieren? Und wie?
Ja, das geht, denn das Ziel ist ganz einfach: Es geht darum, wieder bei sich selbst anzukommen und von dort die Kraft zu schöpfen. Die Frauen haben sich verausgabt, immer mehr, ohne dass sie es merkten, und nun sind sie einfach nicht mehr bei sich. Den ersten kleinen – und wichtigsten – Schritt haben sie schon getan, denn sie haben ihre Erschöpfung wahrgenommen und sind hier in dieses Seminar gekommen. Nun haben sie fünf Tage nur für sich. Sie müssen auf nichts anderes aufpassen als auf sich selbst. Alles andere ist mein Job. Dieses Gut-auf-sich-selbst-Aufpassen ist bereits der zweite Schritt. Und so wird es weitergehen.
Wir beginnen mit der Vorstellungsrunde. Nach dem Popcorn-Prinzip – wer reif ist, springt – stellen sich die Frauen vor und erzählen, was sie in dieses Seminar geführt hat.
Da ist die rothaarige Birte, die als Sonderpädagogin mit mehrfach behinderten Kindern arbeitet. Birte wirkt kontrolliert, spricht schnell und präzise:
«Mein Job ist stressig, ich habe viel Verantwortung und selbst auch noch drei Kinder im Alter von drei, fünf und acht. Ich arbeite 30 Stunden die Woche und bin Teamleiterin. Eigentlich läuft alles gut, aber zu Hause geht der Stress eben weiter.» Birte gibt einen Stoßseufzer von sich: «Was ich alles organisieren musste, um hierherzukommen, was ich an Vorlauf hatte, bis ich mal denke, das wird schon, bis ich loslassen …» Sie schluckt und lässt den Satz unvollendet. Erst auf meine Nachfrage hin erzählt sie, dass zu ihrem Leben auch ein Mann gehört, ein gut verdienender Jurist, der beruflich viel unterwegs ist.
«Ich bin verheiratet alleinerziehend, sage ich immer. Also, wenn mein Mann um neun Uhr abends oder später nach Hause kommt, ist der Tag mit den Kindern eigentlich gelaufen. Ich hetze den ganzen Tag von Termin zu Termin: Teambesprechungen, Telefonkonferenzen, Elterngespräche, später dann Kita-Abholung, Fußballtraining, Einkäufe. Ich komme überhaupt nicht hinterher. Oft gehe ich zur selben Zeit ins Bett wie die Kinder. Und am nächsten Tag beginnt alles von vorn.» Birte beendet ihre Vorstellung mit den Worten: «Ich habe mich für das Seminar entschieden, weil ich vor kurzem am U-Bahn-Gleis stand und dachte, Hilfe, gleich kippst du um. Gleich fällst du auf die Gleise. Ganz plötzlich hat es vor meinen Augen geflimmert, mein Herz hat gerast wie verrückt.»
Bei diesen Worten rutscht Tanja, eine Frau mittleren Alters in Jeans mit zeitloser Brille, unruhig nach vorn auf die Stuhlkante. Tanja ist gelernte Verkäuferin, erzählt sie. Seit über 17 Jahren arbeitet sie im Elektronikfachhandel. Immer Vollzeit. Ihr Arbeitsumfeld hat sich stark gewandelt: Zunächst hat sie in einem kleinen Fachgeschäft, dann in einem Baumarkt gearbeitet, und jetzt ist Tanja in einem riesigen Elektronikmarkt angestellt.
«Früher hatten die Kunden einfach mehr Zeit, wollten beim Kauf einer Waschmaschine so richtig beraten werden. Das Verkaufen hat mir echt Spaß gemacht. Heute werde ich angeschnauzt, wenn ich nicht sofort die gewünschte Toner-Kartusche aus dem Regal ziehe. Die Leute werden immer unfreundlicher. Das Schlimmste ist aber der Arbeitsplatzabbau. Ich habe schon so viele Kolleginnen und Kollegen gehen sehen. Oft bin ich auf unserer riesigen Etage ganz allein. Da hilft es mir auch nichts, dass ich mich Verkaufsleitung nennen kann. Die Kunden stehen regelmäßig Schlange. Wenn sie dann an die Reihe kommen, pampen sie mich an, dass unsere Fernseher zu teuer sind, im Internet gebe es die zum halben Preis. Und dann bestellen die ja eh alles im Netz. Aber vorher kommen sie zu mir und fragen mich aus. Meine Filiale bringt nach wie vor die besten Umsätze der Region. Aber ich habe noch nicht mal Zeit, um zur Toilette zu gehen. Dazu das ständige Gedudel und Geblinke – ich kann einfach nicht mehr! Immer wieder habe ich meinen Chefs gesagt, ich brauche Unterstützung. Und dann geben die mir einen Lehrling – wie soll ich denn bitte noch jemanden ausbilden, wenn ich schon die Arbeit für drei mache? Vor zwei Monaten bin ich dann einfach zusammengeklappt. Ich habe das Gefühl, meine Hülle ist noch da, aber mein Innerstes ist weg.»
Seit zwei Monaten ist Tanja krankgeschrieben, sie hat eine Kur beantragt, aber ob diese bewilligt wird, ist noch unklar.
Als Nächstes meldet sich Silke zu Wort, eine Frau Anfang fünfzig mit müden Augen. Sie wirkt erschöpft. Silke arbeitet seit 20 Jahren als Krankenschwester in einer Kinderklinik: «Ich habe mit der Anmeldung zum Seminar die Reißleine gezogen. Ich bin alleinerziehend, habe eine Tochter, 12, und einen Sohn, der ist 15. Und seit ein paar Monaten hab ich wieder einen Freund.»
Silke fängt an zu weinen, es beutelt sie richtig, sie schluchzt und schluchzt, es versagt ihr die Stimme. Ihre Erschöpfung bricht sich Bahn und braucht Raum. Weinen baut Stresshormone ab. Es herrscht respektvolle Stille. Silkes Sitznachbarin reicht ihr ein Taschentuch. Wir alle müssen Silkes Weinen aushalten. Wir warten. Nach einer Weile fängt sie sich wieder und erzählt weiter.
«Mein Klinikalltag ist total stressig, ich habe immer weniger Zeit für die Kinder auf Station. Und die sind zum Teil schwerkrank. Wir haben einen riesigen Personalmangel. Mir sitzt die Angst im Nacken, bei all der Hektik einem Kind ein falsches Medikament zu geben. Und dann der Schichtdienst. Ich bin so was von erschöpft. Wenn ich mich abends hinsetze, überkommt mich eine totale Müdigkeit. So bleiern. Neulich konnte ich nicht mehr vom Sofa aufstehen. Es ging einfach nicht. Das war wirklich beängstigend. Außerdem hatte ich im letzten Jahr eine schwere Gürtelrose, mein Immunsystem ist komplett runtergefahren. Zu Hause …» Wieder kommen ihr die Tränen.
«Zu Hause ist es mit den beiden Teenagern auch nicht leicht. Ich denke, ich hab’s eigentlich im Griff mit Familie und Beruf, es funktioniert alles. Aber der Große hat echt Schwierigkeiten in der Schule. Der hängt nur noch am Handy. Ich denke oft, ich bin zu wenig für meine eigenen Kinder da. Der Kindsvater glänzt durch Abwesenheit. Ich muss halt ganz viel allein machen – und meinem Freund will ich ja auch nicht dauernd nur von meinen Sorgen erzählen. Es gibt Tage, da bin ich einfach zu kaputt zum Erziehen. Vielleicht habe ich zu lange die Zähne zusammengebissen. Ich komme aus einer Sportlerfamilie. Da wurde nicht gejammert.»
Susanne, eine schlanke junge Frau mit kurzen braunen Haaren, berichtet von Sehstörungen, die wie aus dem Nichts auftauchten: «Beim Autofahren habe ich plötzlich alles verschwommen gesehen, nur ein kleiner innerer Kranz war scharf, ich habe es gerade noch geschafft, rechts ranzufahren. Das hat mir wahnsinnige Angst gemacht. Organisch ließ sich nichts finden. Ich habe Herzrasen, bin extrem nervös in letzter Zeit. Ich mache mir für alles und jedes Listen, weil ich es sonst vergesse. Mir ist alles zu viel. Außerdem liege ich nachts wach und grüble, auch über so große Fragen: Wie sollen wir den Klimawandel in den Griff bekommen? Wie kann man die Flüchtlinge bei uns in der Stadt besser integrieren?
Ich arbeite als Werkstoffprüferin, Fachrichtung Metalltechnik bei einem großen Automobilzulieferer. Ich muss sehr genau sein bei meiner Arbeit. Mein Chef schätzt meine Zuverlässigkeit. Ich arbeite Teilzeit, muss aber ständig Überstunden machen. Das stresst mich total. Dann komme ich abgehetzt und zu spät in die Kita. Unsere kleine Tochter kriegt dann meinen Stress ab. Mein Mann hat seit zwei Jahren einen Job in einer anderen Stadt – wir führen eine Wochenendbeziehung. Ehrlich gesagt leide ich ziemlich darunter. Ich schaff das alles nicht allein. Arbeitszeit reduzieren kommt aber nicht in Frage. Wir haben uns gerade ein kleines Reihenhaus gekauft. Wir brauchen das Geld. Nebenbei kümmere ich mich noch um meine ältere Nachbarin. Die ist frisch verwitwet, lebt allein, und ich merke, sie braucht einfach Ansprache. Ich hab eine Kur beantragt, aber die wurde von der Krankenkasse nicht bewilligt.»
Dagmar ist Lehrerin und Abteilungsleiterin an einer weiterführenden Schule, einer Brennpunktschule. Sie wirkt selbstbewusst, hat eine kräftige Stimme und eine offene Art. Sie lacht viel. «Ich habe auf dem zweiten Bildungsweg Abitur gemacht und mir mein Studium ziemlich erkämpfen müssen. Eigentlich arbeite ich jetzt in meinem Traumberuf. Ich liebe die pädagogische Herausforderung. Wenn ein Schüler besonders schwierig ist, dann bemühe ich mich auch ganz besonders um ihn. Trotzdem ist meine Arbeit anstrengend; wir müssen sehr viel Erziehungsarbeit in der Schule leisten, die im Elternhaus schlicht nicht stattfindet. Und Integrationsarbeit. Im vergangenen Jahr habe ich ein großes schulinternes Projekt geleitet. Ziel war es, der Schule ein neues Leitbild zu geben: Die Lehrmethoden sollten freier und stärker projektorientiert gestaltet werden. Das erforderte enorm viel Überzeugungsarbeit im Kollegium – alles neben meiner Leitungsfunktion und meinem Unterrichtspensum in der Mittelstufe. Am Ende hat unsere Schule beim Deutschen Schulpreis den zweiten Platz gemacht. Der Schulleiter war überglücklich. Und ich war total erschöpft. Es war einfach zu viel. Ich hab Pfeiffersches Drüsenfieber bekommen, das hat sich als extrem langwierig entpuppt. Seitdem habe ich einen Tinnitus, Migräne und Schlafstörungen. Und ich gerate in Panik, wenn viele Aufgaben auf einmal auf mich zukommen. Der Schulleiter hat mich ermuntert, mich auf Leitungsfunktionen an Schulen oder in der Behörde zu bewerben. Aber ich habe erst mal Stunden reduziert. Ich frage mich auch, warum ich meinem Kollegium Dinge zumute, die ich ihm eigentlich nicht zumuten will. Ich weiß, wie es gehen könnte, doch die Realitäten sehen halt ganz anders aus; allein die ständig neuen Anforderungen von der Schulbehörde – das schafft kein Mensch! Oft kreisen meine Gedanken nachts um die Probleme in der Schule, ich kann nicht abschalten. So einen harten Winter wie den letzten mit zahlreichen Krankheitsfällen im Kollegium mache ich nicht noch mal mit. Da habe ich mich gefühlt wie ein Tanzbär, der durch die Manege geführt wird. Dass ich mich für längere Zeit krankmelde, wäre für mich keine Lösung. Mir fällt es schwer, mich um mich selbst zu kümmern. Ich frage mich, wie ich gesund durch das nächste Jahr kommen soll. Eigentlich bin ich ein kommunikativer Mensch, aber im Augenblick strengt mich Kommunikation total an. Was auch ein Problem ist: Ich lebe allein, habe keine Kinder, das heißt, ich habe zu Hause kein Gegengewicht zu dem Stress in der Schule.»
Olga spricht schnell. Die kräftige Mittvierzigerin mit der akkuraten Hochsteckfrisur hatte schon zum Seminarbeginn ebenso eloquent wie höflich Konversation mit den anderen Frauen gemacht. Olga ist eine Überfliegerin. Ihre Eltern stammen aus St. Petersburg und haben ihr stets nahegelegt, alle ihre Chancen zu nutzen. Das hat sie getan und eine Bilderbuchkarriere als Naturwissenschaftlerin hingelegt: Abitur mit 1,0, Studienstiftlerin, Physikstudium in Rekordzeit, Promotion summa cum laude, zwei Jahre bei einem Forschungsprojekt in den USA, dann Rückkehr nach Deutschland, Professur, Preise, jüngstes Vorstandsmitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Aktuell baut Olga ein international besetztes Forschungs-Cluster auf, für das sie federführend erhebliche Drittmittel aus der Industrie eingeworben hat.
«Die Schule ist mir leichtgefallen, Schulsprecherin war ich auch. Durchs Studium bin ich sehr gut durchgekommen. Ich habe immer gern viel gearbeitet und konnte mich auf meine robuste Konstitution verlassen. In der Zeit der Promotion und in den USA hatte ich jahrelang kein Wochenende, aber das war in meiner Forschungsgruppe einfach so. Wir waren da alle so drauf. Das war selbstverständlich. Mir ging es gut damit. Wenn die entscheidende Messung ansteht, geht halt keiner abends früh aus dem Labor nach Hause. Und ich bin mit meinem sehr motivierten Team ja für die Forschungsergebnisse verantwortlich. Wir stehen im internationalen Wettbewerb. Dazu kommt der reguläre Lehrbetrieb, die Gremienarbeit an der Hochschule. Ich werde zu zahlreichen internationalen Konferenzen eingeladen, was super ist. Aber seit einem halben Jahr habe ich einen Tinnitus, damit kann ich nicht mehr so gut fliegen. Der stört auch beim Bratschenspiel. Mein Arzt hat gesagt, es bestehe Hörsturzgefahr. Außerdem leide ich unter Schlafstörungen, das Gedankenkarussell lässt mich nicht zur Ruhe kommen. Ich habe meiner wissenschaftlichen Karriere vieles untergeordnet. Als ich in dem Alter für eine Familiengründung war, hatte ich gerade keinen Partner. Mein jetziger Freund sieht Arbeit als Mittel zum Broterwerb an, nichts weiter. Mir ist dieser Gedanke eher fremd, aber er macht mich auch ein bisschen nachdenklich. Wegen meines Berufs bin ich sehr oft umgezogen.
Was mir auch Sorgen macht, ist die Gesundheit meiner Mutter. Meine Eltern waren immer fit und selbständig. Aber in letzter Zeit ist meine Mutter sehr vergesslich geworden. Ihr Kurzzeitgedächtnis ist nicht mehr gut. Sie fragt mich immer dasselbe. Eventuell geht es in Richtung Demenz. Ich muss mich da dringend mehr kümmern. Mein Bruder lebt im Ausland – der ist zu weit weg.»
Die Belastung aller hängt spürbar im Raum. Wieder einmal bin ich schwer beeindruckt von dem, was diese Frauen alles stemmen: Was für komplexe Lebenssituationen, was