Isabel McCaler und die Feuerblume - Holly J. Black - E-Book

Isabel McCaler und die Feuerblume E-Book

Holly J. Black

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Beschreibung

Nach dem Tod von ihrem Mann kam Isabels Mutter nicht mehr zurecht und irgendwann war sie auf einmal verschwunden und Isabel war allein zu Haus. Da es auch die Nachbarin mitbekommen hatte, versuchte sie, Isabel ins Kinderheim zustecken. Doch Isabel ergriff die Flucht zu ihrer Tante und ihrem Onkel auf dem Land, doch dort war es auch nicht mehr wie früher. Es war ein fremdes Kind dort, ein Findelkind, das alle ihn seinen Bann hatte, außer Gabriel und Isabel. Irgendwann stand auf einmal ein fliegender Esel vor ihr, er sie abholen und in das Reich ihrer Freunde bringen sollte, doch da Gabriel nicht zurückbleiben wollte, nahmen sie ihn mit. Dort angekommen sollten sie und andere Kinder von der Hexe Ziekeier im Zaubern unterrichtet werden. Doch es sollte nicht lange dauern und das ganze Dorf stand unter dem Bann, von den Findelkindern. Und so beschloss Toma, dass man die Saat von der Feuerblume holen sollte, damit er ein Mittel herstellen konnte gegen diese Findelkinder, die jetzt schon im ganzen Dorf waren und nicht nur dort. Doch da fast alle besessen waren, machte sich schließlich Isabel mit ein paar Freunde auf der Suche nach dieser Blume und sie mussten einige Abenteuer bestehen.

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Veröffentlichungsjahr: 2021

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Holly J. Black

Isabel McCaler und die Feuerblume

Ich widme dieses Buch meine Enkelkinder, sowie meiner verstorbenen FrauBookRix GmbH & Co. KG81371 München

Auf dem Weg zur Tante

 

 

 

 

 

  Nun war Isabel schon eine ganze Zeit wieder zu Haus, bei ihrer Mutter, die sich nach dem Tod ihres Mannes grämte und Isabel kam auch nicht mehr an sie heran. Die kleine Isabel, hatte es nicht immer leicht mit ihrer Mutter und sie sorgte sich sehr um sie. Aber sie konnte ja nicht ihren Vater zurückholen, der ihr ja auch fehlte. Isabel ging auch schon gar nicht mehr zur Schule, denn sie kümmerte sich jeden Tag um ihre Mutter, das sie etwas zu essen zu sich nahm und das sie hin und wieder mal nach draußen kam. Isabel ging auch jeden Tag, zum Kaufmann und damit die Wohnung immer sauber war, machte sie auch die Hausarbeit. Denn das Leben ging ja weiter, obwohl sie nun beide allein waren.

Bis zu diesen einen Tag, es war an einen frühen Sonntagmorgen, als Isabel aufgestanden war und zu ihrer Mutter in ihren Zimmer ging, um sie zu wecken, aber das Bett war leer, denn ihre Mutter war schon längst aufgestanden und hatte das Haus verlassen, doch Isabel hatte davon aber auch nichts mitbekommen. Die kleine Isabel, schaute überall nach und rief nach ihrer Mutter, es kam aber auch keine Antwort von ihr. Obwohl sie überall zwei Mal hinein geschaut hatte, hatte Isabel ihre Mutter nicht gefunden. Isabel, die immer noch in ihrem Nachthemd war, zog sich schnell um, denn sie wollte ihre Mutter draußen suchen gehen. Sie dachte, dass ihre Mutter sich wohl ein wenig in die Morgensonne gesetzt hatte. Und das ihre Mutter, wohl nur noch draußen wäre, um sie zu überraschen, damit Isabel es sehen würde, dass es ihr besser ging. Doch als Isabel die Treppe runter lief, bemerkte sie, dass sie überhaupt gar keine Schuhe an hatte und so lief sie noch einmal zurück nach oben. Als sie nun endlich fertig war, lief sie, so schnell sie nur konnte, die Treppe wieder runter, denn sie wollte ja nach draußen zu ihrer Mutter. Auf der Treppe kamen ihr die Nachbarin Frau Ross sowie die Frau Hunter entgegen.

  „Guten Morgen Isabel!“, sagte Frau Ross. „Hast du gut geschlafen?“, fragte sie Isabel.

  „Es geht so!“, antwortete Isabel darauf. „Es war heute Nacht ein wenig zu warm, ich konnte gar nicht richtig schlafen und habe mich immer nur im Bett gedreht“, erzählte Isabel den beiden Frauen.

  „Auch noch einen schönen guten Morgen von mir“, sagte Frau Hunter. „Ich hätte das schon beinahe vergessen“, sagte sie. „Denn wenn man älter wird, dann vergisst man auch schon manches Mal was, was man wollte“, sagte sie. 

  Sie hatte die ganze Zeit, eine dicke Zigarre in ihren Mund, ab und zu, spuckte sie ein Stück von der Zigarre aus, das sich gelöst hatte zwischen ihren Lippen und es fiel jetzt immer auf die Treppe.

  „Na, die Zigarren sind auch nicht mehr das, was sie früher einmal waren?“, fragte Frau Ross.

  „Nein!“, meinte Frau Hunter nur und kaute auf ihre Zigarre herum.

  „Früher konnte man doch auf die herum beißen, wie man wollte, aber heute fallen sie schon beim ersten Mal lutschen auseinander“, sagte Frau Hunter und lachte laut.

  Isabel die immer noch dort, auf der Treppe bei den beiden Frauen stand, wollte ja nicht unhöflich sein und mochte zuerst überhaupt nicht, in ihr Gespräch sich einmischen. Doch da sie festgestellt hatte, dass sie zwei verschiedene Schuhe an hatte, wo sie in der Eile nicht drauf geachtet hatte, musste sie doch die beiden Damen stören, damit sie sich die zusammen gehörigen Schuhe anziehen konnte.

  „Entschuldigung, ich möchte ja nicht stören, aber könnte ich noch einmal vorbei gehen, denn ich habe zwei verschiedene Schuhe angezogen“, sagte Isabel.

  „Aber selbstverständlich, kannst du mal vorbei kleines Fräulein“, sagten beide Frauen auf einmal, es kam zeitgleich von beiden aus ihren Mund.

  Das fanden sie auch wieder so lustig, dass sie darüber wieder lachten. Isabel bedankte sich bei den beiden und machte sich schnell auf, um sich die richtigen Schuhe anzuziehen. Anschließend machte sie sich wieder auf, auf dem Weg ins Treppenhaus, sie lief die alte braun gestrichene Treppe runter, vorbei an den zwei Frauen, die immer noch dort standen und sich unterhielten.

  „Entschuldigen Sie bitte noch mal, ich möchte nicht unhöflich klingen, aber dürfte ich noch einmal hier durch?“, fragte Isabel.

  „Aber ja meine kleine, sicher darfst du hier bei uns vorbei“, sagte Frau Hunter und ging ein Stück zur Seite.

  „Wo willst du denn so früh schon hin?“, fragte Frau Ross neugierig.

  „Ich suche meine Mutter, haben Sie vielleicht sie gesehen?“, fragte Isabel den beiden Frauen.

  „Nein mein kleines Fräulein, habe ich nicht!“, antwortete Frau Ross. „Oder haben Sie Isabels Mutter gesehen?“, fragte sie darauf Frau Hunter.

  „Ja!“, sagte die andere. „Wenn ich mich so das überlege, habe ich sie heute Morgen schon gesehen, doch da war es noch dunkel“, erzählte sie.

  „Wissen Sie vielleicht, wo sie hingegangen ist?“, fragte Isabel.

  „Nein, es tut mir leid, aber das weiß ich nicht“, antwortete Frau Ross.

  „Na schön! Dann werde ich sie mal suchen gehen“, sagte Isabel.

  Isabel lief an den beiden Frauen vorbei und ging zur draußen Tür, sie öffnete sie und lief die breite Straße entlang. Immer wieder rief sie ihre Mutter, aber sie fand sie nicht und sie bekam auch keine Antwort. Isabel suchte sie den halben Tag lang, obwohl sie sich so anstrengte, fand sie ihre Mutter nicht, es war fast so, als ob ihre Mutter von Erdboden verschlungen war. Als Frau Hunter und Frau Ross sich auf der Straße wieder mal begegneten, war es schon Nachmittag um zwei Uhr.

  „Hallo Frau Hunter, auch schon wieder unterwegs?“, fragte Frau Ross.

  „Ja!“, antwortete sie und sagte. „Sie wissen doch, das ich jeden Tag in der Apotheke sauber mache, da bin ich doch schon viele Jahre“, erzählte sie Frau Hunter.

  „Stimmt, das habe ich ja fast vergessen“, sagte Frau Ross. „Sie hatten es mir ja schon einmal erzählt, wissen Sie noch?“

  Als die beiden sich noch so unterhielten, hörten sie, wie Isabel ihre Mutter rief, und so sagte Frau Ross zu ihrer Nachbarin.

  „Man sollte doch die Polizei holen und die könnte das Kind beim Suchen ja helfen.“

  „Denn es könnte doch nicht sein, dass die Mutter einfach verschwindet und ihre Tochter hier allein lässt“, meinte Frau Hunter.

  „Da haben Sie recht“, sagte die Nachbarin und sie fügte hinzu. „Wenn sich kein anderer um die Sache kümmert, dann sollten zumindest wir es tun“, meinte sie.

  Zu zweit machten sie sich auf dem Weg zur Polizei, als sie nun dort auf dem Revier warten mussten, bis sie dran waren, wussten sie aber gar nicht mehr, was sie überhaupt dort wollten und so verließen sie auch gleich wieder die Wache.

  „Na gut!“, sagte Frau Hunter. „Wenn die kleine morgen früh immer noch allein ist, dann müssen wir versuchen, dass die Dame vom Kinderheim sie abholen tut. Es kann ja nicht sein, dass so ein Kind, allein in so eine schöne Wohnung wohnt, oder was sagen Sie dazu?“, fragte Frau Hunter.

  „Da haben Sie ganz recht! Es ist dann schon besser, wenn sie in ein Kinderheim kommt, was soll sie auch mit so eine Wohnung, wo doch mein kleiner Philip auch eine Wohnung braucht“, meinte Frau Ross.

  „Wieso ihr Sohn?“, fragte Frau Hunter. „Meine Claudia und ihren Max sie brauchen die Wohnung auch.“

  „Ach, lassen Sie uns doch nicht, wegen der Wohnung streiten, wir werden uns schon einig“, machte Frau Ross den Vorschlag.

  „Das meine ich aber auch!“, stimmte Frau Hunter dazu und zündete sich wieder mal eine Zigarre an.

Als die zwei Damen sich noch so ihre Gedanken über Isabels Wohnung machten, kam auch Isabel wieder bei ihnen vorbeigelaufen.

  „Na, hast du deine Mutter schon wieder gefunden?“, fragte eine von den beiden ihr.

„Nein, ich habe sie noch nicht gefunden und ich weiß auch nicht, wo ich noch suchen soll“, antwortete Isabel.

  „Du musst sie überall suchen, wer weiß, wo sie hin ist“, sagte die andere. „Dann wirst du sie auch finden. Mache dir man keine Sorgen“, gab sie Isabel den Ratschlag.

  „Aber vielleicht ist sie schon längst, wieder zu euch nach Haus“, sagte Frau Ross und du suchst sie hier draußen vergeblich.

  „Da haben sie vielleicht sogar Recht“, meinte Frau Hunter. „Das wird wohl so sein, wie Sie es gesagt haben.“

  „Meinen Sie wirklich?“, fragte Isabel den beiden Frauen.

  „Ganz bestimmt!“, sagten noch einmal beide Damen.

  Isabel lief schnell wieder nach zu Haus, in der Hoffnung, dass ihre Mutter wieder daheim war. Als sie das Treppenhaus wieder hochlief, rief sie schon von unten an.

  „Mutter-Mutter bist du wieder zu Haus?“

  Isabel öffnete ganz hastig ihre Wohnungstür und stürmte in ihre Wohnung und rief abermals, doch von ihrer Mutter, bekam sie keine Antwort. Isabel schaute auch in jedes Zimmer noch einmal nach, doch nirgendwo war ihre Mutter. Isabel wurde immer trauriger, denn sie wusste nicht, wo sie noch suchen sollte, und so setzte sie sich an ihren Stubenfenster und schaute nach draußen.

  „Liebe Mama, warum bist du fortgegangen und hast mich hier allein gelassen, ohne ein Wort zu sagen“, rief sie und bekam ganz feuchte Augen.

  Isabel tat so, als könnte ihre Mutter sie hören und hoffte auch eine Antwort zubekommen, aber da konnte sie lange drauf warten.

  „Soll ich dich mal was sagen, morgen früh werde ich dich noch mal suchen gehen, wenn du nicht hier bist. Ich hoffe, dass ich dich dann finden werde“, sagte sie und tat so als könnte ihre Mutter es hören und schaute dabei weiter aus dem Fenster.

  Isabel versuchte so weit, wie es ging, von dort oben hinaus zuschauen und sie hoffte, dass sie ihre Mutter so vielleicht sehen konnte. Isabel hatte gar nicht bemerkt und mitbekommen, dass es schon wieder Abend war. Sie hatte ja schon den ganzen Tag gesucht und so hatte sie auch nicht mitbekommen, wie schnell die Zeit verstrichen war. Frau Hunter und Frau Ross hatten sich aber schon überlegt, dass sie lieber heute noch zum Kinderheim gehen sollten. Denn es könnte doch nicht sein, dass so ein kleines Kind allein in der Wohnung zurückgelassen wird, so etwas konnte man doch nicht dulden. Da sie sowieso nichts vor hatten, liefen die beiden auch gleich zum Kinderheim. Nach einer halben Stunde saßen sie im Kinderheim im Wartezimmer und warteten, auf das sie endlich drangenommen wurden, von der Frau von Kinderheim. Nach einer Weile kam auch eine ältere Dame herein und sprach die Frauen an.

  „Entschuldigung, sind Sie die Damen, die mich Sprechen wollten?“, fragte sie.

  „Ja, wenn Sie die Dame vom Kinderheim sind?“, sagte Frau Ross.

  „Was gibt es denn, was kann ich für Sie tun?“, wollte sie wissen.

  „Also, es ist bei uns im Haus eine große Wohnung“, fing Frau Ross an zu erzählen.

  Doch da fuhr ihr Frau Hunter dazwischen, da ihr es zu lange, dauerte.

  „Ach wir sind hier wegen eines Kindes, die von ihrer Mutter allein zurückgelassen wurde und nun allein in eine zu großen Wohnung ist und das kann doch wohl nicht sein!“

  „Oh ich meine, dass sie ohne Aufsicht dort lebt“, verbesserte sich Frau Hunter noch schnell.

  „Hm!“, sagte die Frau aus dem Kinderheim und sagte. „Wissen Sie was? Ich werde mich darum kümmern, denn wir haben hier sowieso noch Platz. Ich komme morgen früh mal vorbei und schaue nach den Rechten, denn heute ist es schon zu spät“, sagte sie zu den beiden Frauen. 

  „Das ist fein“, sagte darauf Frau Ross. „Dann wissen wir ja, dass sich jemand um das arme Mädchen kümmert!“

  „Da können Sie sich drauf verlassen, ich bin ganz früh bei Ihnen“, sagte die Frau vom Kinderheim noch mal.

  „Na dann! Dann wollen wir Sie auch nicht weiter stören und aufhalten“, meinte Frau Hunter und sagte. „Und bitte nichts für ungut!“

  „Da machen sie sich man keine Gedanken“, sagte die Frau vom Kinderheim. „Wenn es bloß mehr solche Menschen geben würde, wie sie beide.“

  „Siehst du, es war doch richtig, hier her zu gehen“, sagte Frau Ross zu Frau Hunter.

  „Das habe ich doch gleich gesagt“, meinte Frau Hunter.

  „Dann lassen sie uns, man wieder nach Haus gehen“, sagte Frau Ross und zupfte Frau Hunter an ihren Arm.

  „Was zupfen sie, immer da an mir herum?“, fragte sie.

  „Ich zupfe doch gar nicht“, sagte Frau Ross. „Wir müssen doch nun endlich gehen“, sagte sie und zupfte schon wieder.

  „Sie haben schon wieder gezupft“, sagte Frau Hunter.

  „Nun reicht es mir aber“, sagte Frau Ross.

  Sie riss Frau Hunter mit sich, als sie bei der Eingangstür waren, öffnete Frau Ross sie und gab ihre Nachbarin, einen schubst, sodass sie aus der Tür stolperte.

  „Jetzt reicht es mir mit Ihnen, das war das letzte Mal, das ich mit Ihnen gegangen bin“, sagte Frau Hunter.

  „Frau Hunter, was sollen wir noch lange im Kinderheim?, wir müssen uns doch nun überlegen, wer die Wohnung bekommt, wenn die Kleine fort ist“, meinte Frau Ross.

  „Das ist eine gute Idee“, sagte Frau Hunter.

Unterwegs auf dem Heimweg unterhielten sie sich darüber und so dauerte es eine ganze Weile, bis sie zu Haus angekommen waren. Isabel aber ahnte nichts, von den Machenschaften ihre Nachbarin, da sie ja immer so freundlich waren zu ihr. Mittlerweile war es auch schon dunkel geworden und es war normalerweise auch für Isabel Zeit ins Bett zugehen, aber sie konnte nicht, denn sie machte sich Sorgen, was ihre Mutter machte und wo sie wo sei. Aber irgendwann am späten Abend war sie doch eingeschlafen und so schlief sie mit ihren Kopf auf der Fensterbank. Am anderen Morgen lag sie immer noch so da, wie sie am Vorabend eingeschlafen war. Isabel wurde vom Lärm eines Lkw wach gemacht, es waren die Leute von der Müllabfuhr, sie kam immer so früh und so wurde sie geweckt, von dem Lärm, den sie machten mit Ihren Mülltonnen. Isabel schaute zuerst nur durch kleine Sehschlitze, denn sie bekam ihre Augen noch nicht ganz auf, es dauerte eine ganze Weile, sie reckte und streckte sie und kratzte sich den Kopf. Es war eine sehr anstrengende Nacht, die sie hinter sich hatte, denn wenn man nur in Sitzen geschlafen hat, dann ist man natürlich auch nicht ausgeschlafen. Aber trotzdem machte sie sich als erstes auf und schaute in der ganzen Wohnung nach, ob ihre Mutter vielleicht in der Nacht gekommen war, aber leider war sie immer noch nicht wieder zurück. Isabel ging zum Küchenschrank und füllte sie ein wenig Milch in ein Glas und setzte sich am Küchentisch. Sie stellte das Glasmilch dort ab, stützte ihren Kopf mit ihren Händen ab und überlegte, was sie nur machen sollte. Als sie so dort saß, fiel sie ein, dass sie ja ihre Tante Karla ein Telegramm schicken könnte, denn das hatte sie ja gesagt, als sie bei der Beerdigung von Isabels Vater war. Sie wollte dann sofort zu ihr kommen, wenn sie Hilfe braucht, so hatte sie es auf jeden Fall damals gesagt und darum schrieb Isabel auch gleich einen Brief, den sie als Telegramm zur Ihrer Tante schicken wollte. Es dauerte aber ein wenig, bis Isabel fertig damit war, denn sie wollte auch die richtigen Worte darauf schreiben, denn das Telegramm durfte ja auch nicht zu lang werden, sie hatte ja auch nicht mehr so viel Geld. Als sie es endlich geschafft hatte, machte sie sich auch gleich auf den Weg, um ihm loszuschicken. Isabel zog sich wieder ihre Schuhe an, kämmte ihn Haar und zog sich noch schnell eine Jacke über, danach verließ sie die Wohnung. Isabel lief die Treppe herunter, öffnete die Eingangstür und rannte, ohne zu gucken, gleich weiter auf dem Gehweg. Dabei übersah sie Frau Ross und stieß mit ihr zusammen, sie wartete dort unten auf dem Gehweg auf die Frau vom Kinderheim. Denn diese wollte ja heute kommen, aber da sie nicht gesagt hatte, um welche Uhrzeit sie kommen wollte, stand Frau Ross seit den frühen Morgenstunden auf dem Gehweg und wartete auf sie. Nachdem zusammen Stoß, saß Frau Ross auf den Boden und fauchte Isabel an, obwohl Isabel es ja nicht mit Absicht getan hatte.

  „Kannst du nicht aufpassen du freches Kind?“, schrie sie Isabel an.

  „Entschuldigung Frau Ross, das wollte ich nicht, ich habe sie überhaupt nicht gesehen“, entschuldigte Isabel sich.

  „Für deine Entschuldigung, kann ich mir auch nichts kaufen“, brüllte sie noch einmal Isabel an.

  „Ich weiß, es tut mir ja auch leid!“, meinte Isabel und reichte ihr ihre Hand, denn sie wollte Frau Ross wieder beim Aufstehen helfen.

  „Du kannst doch nicht so blind sein, das du mich über siehst und überhaupt, was machst du hier unten, musst du nicht zu Haus bleiben?“

  „Nein warum denn? Da ist doch sowieso niemand und außerdem, komme ich ja gleich wieder!“

  „Wo willst du denn hin?“, fragte Frau Ross neugierig.

  „Ich bringe nur diesen Brief zur Post“, erzählte Isabel ihr und zeigte ihr den Brief, den sie in ihrer Hand hielt.

  Isabel hatte ihn aber so gefaltet, dass Frau Ross ihn nicht lesen konnte.

  „Dann mache aber schnell!“, sagte Frau Ross zu Isabel.

  „Wieso?“, wollte Isabel von ihr wissen.

  „Wir haben noch eine Überraschung für dich, doch du musst gleich wieder kommen“, erzählte ihr Frau Ross.

  „Oh, eine Überraschung für mich? Das finde ich toll!“, sagte sie und freute sich.

  Isabel drehte sich um und lief auch gleich weiter.

  „Eine Überraschung, das finde ich gut!“, sagte sie noch einmal zu sich selbst. 

  Als sie aber um der Ecke war, fiel ihr ein, dass sie Frau Ross fragen musste, wo sie denn hinkommen solle, ob sie vielleicht zu ihr kommen sollte. Also lief sie wieder zurück, denn sie wollte Frau Ross fragen. Als Isabel gerade um die Ecke biegen wollte, fiel ihr auf, dass ihr Schuh auf war, und so bückte sie sich und schnürte ihn wieder zu, damit sie nicht hinfiel.

In der Zwischenzeit war auch Frau Hunter auf den Gehweg bei Frau Ross und unterhielten sich.

  „Wissen sie was, das dumme Ding war auch schon hier unten, die hat mich um gelaufen, mir tun noch die ganzen Knochen weh“, erzählte die Frau Ross ihre Nachbarin, denn sie hoffte so ein wenig Mitleid zubekommen.

  „Und wo ist die Göre denn jetzt?“, fragte Frau Hunter.

  „Sie wollte nur zur Post und dann kommt sie gleich wieder her“, antwortete Frau Ross auf die Frage.

  „Woher wollen Sie das denn Wissen?“

  „Ich habe ihr erzählt, das ich noch eine Überraschung für sie habe, und deshalb wollte sie gleich wiederkommen“, erzählte Frau Ross ihr.

  „Das stimmt ja auch irgendwie“, meinte Frau Hunter. „Die Frau vom Kinderheim ist ja auch irgendwie eine Überraschung!“, hatte sie noch hinzu geführt.

  „Stimmt, Sie haben recht!“, erwiderte Frau Ross und kicherte dabei.

  „So werden wir es wohl schaffen, das Kind in ein Heim zubringen, oder was sagen Sie dazu?“

  „Ich bin ganz ihrer Meinung, es kann ja wohl nicht sein, das so ein Kind, das jetzt ohne Mutter da lebt, so eine große Wohnung bewohnt und wir nicht“, sagte Frau Ross. 

  Aber keine von den Damen hatte Isabel gesehen und das sie alles mitbekommen hatte, von was sie gesprochen hatten, denn sie stand ja nicht weit ab von ihnen.

  „Die alten dicken Frauen, das darf doch wohl nicht wahr sein, zu mir sind sie immer so freundlich und hinter mir so, I geht“, sagte Isabel leise.

  Isabel stand auf, drehte sich um und lief weiter zur Post, denn sie wollte doch noch ihr Telegramm aufgeben und unterwegs dachte sie nach, wie sie die zwei Frauen linken könnte, und ihr fiel auch etwas ein, so beeilte sie sich auch, dass sie wieder nach Haus kam. Auf den Rückweg musste sie wieder bei den beiden Frauen vorbei, Isabel ließ sich aber auch nichts anmerken, dass sie alles mit angehört hatte, worüber sie gesprochen haben. Als sie wieder bei ihnen war, wurde sie auch gleich herzlich von Frau Hunter begrüßt.

  „Einen schönen guten Morgen, kleines Fräulein! Hast du gut geschlafen?“, fragte Frau Hunter sie.

  „Ja habe ich!“, erwiderte Isabel und sagte weiter. „Ich habe überhaupt keine Zeit, denn ich muss doch wieder nach oben in der Wohnung. Wenn Sie wollen, können Sie mir ja Ihre Überraschung nachher hochbringen“, meinte Isabel noch und lief wieder zurück ins Haus.

  „Das klappt ja ausgezeichnet“, sagte Frau Ross. „Nun fehlt nur noch die Frau, vom Kinderheim und die Wohnung ist bald unsere“, fügte sie noch hinzu.

  Wie die Frauen noch so dort standen und sich unterhielten, kam auch die Frau vom Kinderheim. Man konnte sie auch gleich erkennen an ihren ockerfarbigen Trenchcoat Mantel und ihrer dicken Hornbrille, außerdem trug sie auch noch eine uralte braune Ledertasche unter ihren rechten Arm. Ihre Haare, hatte sie hochgesteckt zum großen Dutt, ihr Gang war so, als wäre sie beim Militär gewesen.

  „Guten Morgen, meine Damen, haben sie gut geruht?“, fragte sie beide.

  Die beiden Frauen wussten zuerst überhaupt nicht, was sie antworten sollten, und standen wie angewurzelt dort. Frau Hunter stieß Frau Ross an und fragte sie mit leiser Stimme.

  „Ist das immer noch die gleiche Frau, von Kinderheim, wie von Vortag?“, fragte Frau Hunter.

  „Warum sollte sie es denn nicht sein?“, meinte Frau Ross nur.

  „Nur so, sie hat sich so verändert“, meinte Frau Hunter.

  „Das ist doch egal wie und wer, sie soll doch nur das Mädchen mitnehmen und der Rest ist mir egal“, antwortete Frau Ross.

  „Wo ist denn jetzt, die allein lebende Person, könnten Sie es mir mal zeigen“, fragte die Frau von Kinderheim.

  „Aber ja doch“, riefen beide gleichzeitig.

  Frau Hunter und Frau Ross nahmen sie mit in das Haus, sie brachten sie die lange Treppe bis vor der Wohnungstür von Isabel. Als sie vor der Tür standen, klopfte die Frau vom Kinderheim an der Tür an und rief.

  „Hallo du da drinnen, würdest du mal aufmachen, hier ist eine liebe Tante.“

  Isabel rührte sich aber zuerst überhaupt nicht und so klopfte sie ein weiteres Mal an und rief den Namen von Isabel, den sie von Frau Ross bekommen hatte.

  „Isabel mache doch einmal der lieben Tante auf!“, rief sie mit leiser Stimme und lauschte mit einem Ohr an der Tür, sie versuchte, ob sie etwas hören konnte.

  „Ich habe nur eine Tante und eine andere liebe Tante kenne ich nicht“, rief Isabel zurück.

  „Hör doch mal Isabel, du kannst nicht allein in dieser Wohnung wohnen, du musst mit mir kommen, sei doch so gut und mache mir doch mal die Tür auf.“

  „Das darf ich nicht!“, rief Isabel und schaute von dort, wo sie stand zur Tür.

  „Warum darfst du nicht die Tür aufmachen?“, fragte die Frau vom Kinderheim.

  „Nein, das darf ich nicht! Wenn meine Mutter in der Badewanne sitzt! Wenn ich dann irgendjemanden die Tür öffne, dann bekomme ich Ärger“, rief Isabel weiter.

  „Wieso ist denn deine Mutter zu Haus?“, fragte die Dame von Kinderheim Isabel.

  „Ja warum nicht, sie war nur mal etwas länger außer Haus gewesen, aber jetzt ist sie wieder zurück. Wenn Sie darauf bestehen, dann lasse ich Sie natürlich in die Wohnung und Sie können sich selbst überzeugen, ob meine Mutter in der Wanne ist. Doch Sie müssen dann aber auch, den Ärger übernehmen, den ich sonst bekomme!“, meinte Isabel.

 „Nein-nein! Du kannst die Tür geschlossen lassen, ich glaube es dir auch so und außerdem muss ich jetzt auch weiter“, entschuldigte sich die Frau bei Isabel.

  Sie verabschiedete sich höflich von Isabel, sie sollte ihre Mutter noch schön grüßen, wenn sie wieder aus der Wanne gekommen war, und zu den anderen beiden Damen sagte sie.

  „Kommen Sie mal mit mir nach unten! Frau Hunter und Frau Ross wir müssen reden, wir haben etwas zu besprechen“, sagte sie mit einem grimmigen Gesichtsausdruck.

  Beide Frauen, folgten sie bis nach unten, vor der Eingangstür.

  „So etwas ist mir noch nie passiert, dass ich mich so blamieren musste, und das wird für Sie beiden noch ein Nachspiel haben, was haben sie sich dabei gedacht, mit solchen Lügen vorzugehen, schämen Sie sich“, sagte sie und ging wutentbrannt wieder zurück in Ihr Kinderheim.

  Isabel aber schaute von oben zu und freute sich, dass sie es geschafft hatte, und musste nicht mit ins Kinderheim. Sie hoffte ja auch, dass sie bald Nachricht von ihrer Tante Karla bekommen würde.   Wieder einmal musste sich der Briefträger Herr Johannsen, mit seinem alten Fahrrad auf dem Weg machen, zur Familie McCaler, denn er musste sofort losfahren, wenn der Brief ein Telegramm war. Herr Johannsen setzte sich auf das Fahrrad und trappelte los in Richtung Calerhof. Aber so wie es aus schaute, brauchte er wohl nicht so weit fahren, denn er traf den Gabriel im Dorf.

  „Hallo kleiner McCaler warte mal“, rief er sofort, als er ihn erblickte.

  Gabriel drehte sich auch gleich zu ihm um, denn er wollte wissen, wer ihn da gerufen hatte. Denn normaler weise, riefen sie ihn alle bei seinen Vornamen und nicht kleiner McCaler.

  „Herr Johannsen haben Sie mich gerufen?“, rief Gabriel fragend zurück.

  „Ja ich war es!“, antwortete er.

  „Was wollen Sie denn von mir und warum nennen Sie mich nicht bei meinen Namen? Wie all die anderen es auch machen“, fragte Gabriel ihn.

  „Ich wollte dich nicht kränken“, sagte Herr Johannsen. „Ich weiß ja das du Gabriel heißt, ich habe aber gedacht, das sich es aber auch nett anhört, wenn ich kleiner McCaler rufe. Aber nun was anderes! Ich habe hier ein Telegramm, das an deiner Mutter gerichtet ist, könntest du es mitnehmen zu euch nach Haus?“ 

  „Ja, das kann ich machen“, antwortete Gabriel.

  „Das ist fein, dann brauche ich nicht so weit zufahren“, sagte darauf Herr Johannsen.

  „Ich komme aber erst, morgen früh wieder nach Haus, denn ich schlafe heute Nacht bei mein Freund Jack.“

  „Oh, dann hat es auch keinen Sinn, dann werde ich mich wohl doch auf den Weg machen müssen“, erwiderte er und stieg auf sein Fahrrad und fuhr wieder los.

  „Herr Johannsen es tut mir leid, wenn ich nicht, woanders geschlafen hätte, dann hätte ich das Telegramm mit nach Haus genommen“, rief Gabriel, ihn noch hinterher.

  „Es ist schon in Ordnung!“, rief Herr Johannsen wieder zurück und fuhr weiter.

  Bei den McCalers waren sie auch alle auf den Hof, Vater und Mutter McCaler saßen in ihren Stühlen und schauten den Kindern Kim und Tom und ihren Hund Qualm beim Spielen zu. Denn es war ja ein schöner warmer Morgen und da der Vater nicht zur Arbeit musste, wollten sie es auch ganz ruhig angehen lassen. Außerdem kam es ja auch nicht oft vor, dass der Vater zu Haus bei ihnen war, und so frühstückten sie dort draußen. Sie wollten den ganzen Tag nichts machen, außer ihre Tiere versorgen und vielleicht am Nachmittag zum Schwimmen gehen. Mutter McCaler hatte für sich und ihre Familie, einen ganz schönen Tisch gedeckt und so saßen und tranken sie Kaffee.

  „Schau mal wer da kommt“, sagte Herr McCaler zu seiner Frau die gerade mit Kim und Tom beschäftigt war.

  Nachdem seine Frau es gehört hatte, drehte sie sich zur Hofeinfahrt hin und da sah sie auch, den Briefträger Herr Johannsen der dort auf sein altes Fahrrad kam.

  „Was will der Herr Johannsen, denn schon so früh hier?“, fragte sie ihren Mann und schaute ihn dabei an.

  „Ich weiß es nicht, aber du kannst ihn gleich selbst fragen!“, sagte ihr Mann.

  „Einen schönen guten Morgen, ich hoffe, dass ich Sie nicht störe“, begrüßte Herr Johannsen die beiden und stieg von sein altes Fahrrad.

  „Wie können Sie denn stören“, sagte Herr McCaler.

  „Wenn Sie kommen, dann bringen Sie auch was Neues mit, aus dem Dorf und so bleiben wir zu mindestens auf den neusten Stand, was so alles Geschehen ist“, sagte Frau McCaler.

  „Da ist was dran“, sagte Herr Johannsen und lachte.

  „Was bringen Sie uns denn schon so früh?“, fragte Frau McCaler.

  „Was soll ich denn schon bringen, wenn ich so früh hierher komme? Ich habe mal wieder ein Telegramm für Sie und das musste ich ja gleich herbringen, obwohl ich es erst ihren Sohn Gabriel mit geben wollte.“

  „Der kommt aber erst Morgen wieder hier her“, sagte Gabriel seine Mutter.

  „Das habe ich auch zu hören bekommen und so habe ich mich gleich weiter auf dem Weg hierher gemacht.“

  „Das finde ich von Ihnen in Ordnung“, sagte Herr McCaler.

  „Auf Sie ist immer Verlass“, sagte er und klopfte Herr Johannsen auf seiner Schulter.

  „Was halten Sie, von einen schönen Schluck Kaffee?“, fragte er ihn.

  „Da sage ich nicht nein, wenn man so früh unterwegs ist, dann kann man auch hin und wieder ein Schluck Kaffee vertragen“, meinte Herr Johannsen. „Doch bevor ich mich, es bei Ihnen gemütlich mache, hier ist das Telegramm.“

  Herr Johannsen griff in seine Umhängetasche und holte das Telegramm heraus und gab es Herr McCaler in seine Hand.

  „So das Offizielle ist erledigt, nun kann es ein Kaffee sein“, sagte Herr Johannsen.

  „Wo kommt das denn her?“, fragte Herr McCaler und lass den Absender.

  „Das Telegramm kommt von unserer Nichte“, sagte er zu seiner Frau, als er den Absender gelesen hatte.

  „Was will sie denn von uns?“, fragte sie ihren Mann.

  „Das weiß ich noch nicht, denn ich habe es ja noch nicht geöffnet.“

  „Auf was wartest du denn noch?“, fragte sie zu ihren Mann und goss den Briefträger Herr Johannsen ein Kaffee in eine Tasse ein.

  „Lassen Sie es sich gut schmecken“, sagte sie und fragte.

  „Möchten Sie noch etwas zu Essen haben? Da ja noch der Tisch gedeckt ist, können Sie ruhig zugreifen.“

   „Nein Danke, ich habe heute früh schon etwas gegessen, aber trotzdem vielen Dank Frau McCaler.“

  „Mein Schatz, das Telegramm ist an dir gerichtet und so wie ich es gelesen habe, will sie was von dir“, sagte ihr Mann, als er die ersten Zeilen gelesen hatte.

  „Dann gebe schon her!“, schimpfte sie ein wenig. „Du hättest ihn aber auch vorlesen können, da du wusstest, das ich beschäftigt war“, sagte sie.

  „Ist ja gut, das nächste Mal werde ich es machen und nun rede nicht so viel, sondern lese ihn uns vor“, meinte ihr Mann.

  „Auch-das-noch!“, erwiderte seine Frau, doch schließlich tat sie es.

  Frau McCaler nahm das Telegramm in ihrer Hand, nahm ihre Lesebrille vom Tisch und setzte sie auf, da ihr Mann aber immer noch redete, sagte sie zu ihm.

  „Ruhe jetzt, sonst kannst du zu den Kindern gehen“, sagte sie.

  „Ist ja gut, ich bin ja schon still, immer diese Frauen“, sagte er noch zu Herrn Johannsen, danach verstummte er.

  Als nun alles still war, fing sie auch gleich an und las das Telegramm vor.

 

  „An Tante Karla und Onkel Mark McCaler. Ich brauche eure Hilfe Stopp, Mutter fort Stopp, bin allein Stopp. Kann ich zu euch kommen Stopp, danke in voraus eure Isabel Stopp. Ich habe noch Geld für die Bahn Stopp, Warte auf Nachricht Stopp.“

 

  Als sie mit dem Telegramm fertig war, fragte ihr Mann.

  „Verstehst du das, was mag dort los sein?“

  „Ich weiß es auch nicht!“, meinte sie darauf.

  Doch da er sah, dass seine Frau es doch so mit nahm und sich Sorgen machte, sagte er, dass sie doch per Telegramm eine Antwort schreiben sollte, das sie kommen wird und das sie nach dem Rechten schauen wird und sie dann mit sich nehmen wird.

  „Meinst du wirklich?“, fragte sie ihren Mann und lächelte ihn an.

  „Glaubst du denn, ich lasse unsere kleine Isabel, allein dort ohne irgendeinen der bei ihr ist, ich glaube, das bin ich meinen Bruder wohl schuldig.“

  „Auch wenn Isabel nicht sein richtiges Kind war, er hat sie immer als sein eigenes angesehen.“ 

  „Wieso war Isabel nicht die Tochter ihres Bruders? Ich habe immer geglaubt, dass sie die richtige Tochter von ihren Bruder war?“, fragte Herr Johannsen jetzt ganz erstaunt.

  „Nein! Mein Bruder und seine Frau, haben Isabel vor ihrer Tür gefunden und haben sie als eigen angenommen und auch Gabriel ist nicht unser eigener Sohn. Denn haben wir zur selben Zeit gefunden und er lag auch vor unsere Tür, es lag ein Brief dabei. Da drinnen stand nur, dass wir uns um ihnen kümmern sollten und das er keine Eltern hat, und so haben wir Gabriel behalten und Isabel kam zu meinen Bruder.“

  „Aber was machen sie, wenn ihre Schwägerin nicht wieder auf taucht, was wird dann aus Isabel?“, fragte Herr Johannsen.

  „Was schon!“, erwiderte Frau McCaler. „Dann bleibt sie bei uns.“

  „Du kannst ja Herr Johannsen einen Brief mitgeben, er kann ihn ja denn als Telegramm abschicken“, sagte ihr Mann.

  „Du hast recht, das ist eine gute Idee, das werde ich gleich machen“, sagte seine Frau. „Vielleicht ist Herr Johannsen ja so lieb und nehmt ihn mit“, fügte sie noch hinzu.

  „Selbstverständlich nehme ich ihn mit, schreiben Sie ihn und wenn er fertig ist, dann mache ich mich auch gleich auf dem Weg.“

  „Das ist fein, ich setze mich gleich hin und fange an zu schreiben.“

  Frau McCaler ging ins Haus und setzte sich an den Küchentisch und fing an zu schreiben. Tom und Kim, kamen zu ihren Vater rüber gelaufen und wollten wissen, was sie über Isabel gesprochen hatten, denn sie hatten etwas mitbekommen beim Spielen.

  „Was ist denn mit Isabel und unsere Tante?“, fragte Tom.

  „Das verstehst du noch nicht“, meinte sein Vater. „Das haben wir noch nicht mal verstanden, was dort los ist.“

  „Warum verstehen wir es nicht?“, fragte Kim. „Auch wenn wir nur Kinder sind, dass heiß aber noch lange nicht, dass wir dumm sind.“

  „Das habe ich auch nicht gemeint, doch wie wollt ihr es verstehen, das die Tante fort ist und hat Isabel allein gelassen, wenn wir Erwachsene es noch nicht mal verstehen“, sagte der Vater, zu seinen beiden Kindern.

  „Vielleicht ist sie aber krank und sie kann da gar nichts für“, sagte Kim.

  „Das kann natürlich auch sein“, stimmte Herr Johannsen ihr zu.

  Nach einer Weile kam auch die Mutter wieder raus und sagte.

  „So das wäre geschafft!“, sagte sie zu sich selbst und ging mit den Brief hinaus und übergab den Brief an Herrn Johannsen.

  „Das ging aber flott“, sagt er und steckte den Brief in seiner Tasche.

  „Wieso auch nicht, ich habe ja nur das Notwendigste geschrieben, da mit sie weiß, dass ich mich morgen auf dem Weg zu ihr mache, um sie zu holen.“

  „Du fährst weg und ich weiß da gar nichts von“, sagte ihr Mann und tat ganz erstaunt.

  „Nun tue man nicht so“, antwortete sie, wobei sie ihn anschaute. „Das hast du doch schon gewusst, bevor ich diesen Brief geschrieben habe“, sagte sie zu ihm und schaute ihn weiter mit ihren großen runden Augen an.

  „Das stimmt! Ich wusste es schon und ich freue mich, dass ich mich nicht in dir geehrt habe. Du bist doch meine Liebste, die nicht sehen kann, wenn jemand traurig ist und die immer zu helfen bereit ist“, sagte ihr Mann und lächelte ihr an.

  „So dann will ich mich mal auf dem Weg machen, damit das Telegramm losgeschickt wird“, sagte Herr Johannsen.

  Er ging wieder hinüber zu der Wand, wo er vorher sein Fahrrad gegen gestellt hatte, nahm dasselbe von der Wand in seiner Hand und schob los. Als er einige Meter geschoben hatte, richtete er noch seine Mütze zurecht und stieg auf sein Fahrrad.

  „Vielen Dank noch mal, für den Kaffee“, rief er noch einmal zurück.

  „Dafür brauchen Sie sich nicht bedanken, wir haben uns bei Ihnen zu bedanken“, rief Frau McCaler, hinter ihn her. „Und fahren Sie vorsichtig!“, rief sie noch, denn sie hatte gesehen, das er ziemlich wackelte, als er losfuhr.

  „Da müssen wir uns auch mal was einfallen lassen, dass der Herr Johannsen, ein neues Fahrrad bekommt. Kannst du ihn nicht eines besorgen?“, fragte sie ihren Mann.

  „Wie stellst du dir es denn vor, wie soll ich denn an ein Fahrrad kommen, bekommt er denn kein von der Gemeinde?“, fragte ihr Mann.

  „Das weiß ich nicht, aber ich habe es doch nur gut gemeint, denn er kommt sofort immer hieraus gefahren, wenn er irgendetwas für uns hat“, sagte sie.

  „Na-gut, mein Liebling! Ich werde mich mal umhören, vielleicht habe ich ja Glück und bekomme irgendwo ein günstiges Fahrrad“, meinte ihr Ehemann. „Wann willst du denn überhaupt losfahren?“, fragte er seine Frau.

  „Ich habe gedacht, das ich morgen früh mit dem ersten Zug fahre.“

  „Weißt du denn, wenn er fährt?“, fragte ihr Mann.

  „Nein das weiß ich nicht!“, antwortete sie ihn.

  „Aha!“, sagte ihr Mann und lief kurz ins Haus, er schnappte seine Jacke und kam wieder aus dem Haus und lief über den Hof, hinüber zum Stall.

  „Wo willst du denn hin?“, fragte sie ganz erstaunt, denn sie sah, dass ihr Mann es auf einmal so eilig hatte.

  „Ich fahre schnell zum Bahnhof und schaue nach, wann der Zug fährt“, sagte er.

   Danach lief er weiter zum Stall rüber, er holte ein altes Fahrrad raus, was dort schon seit Jahren stand, ohne das es mal benutzt wurde.

  „Was ist mit dir bloß los, du fährst mit dem Fahrrad und nicht mit deinem Auto?“, fragte sie.

  „Warum nicht?“, fragte er.

  „Du weiß schon, dass wir ein Auto haben?“, fragte sie ihren Mann. „Und ich fahre mit dem Zug dort hin, obwohl wir zusammen dort hinfahren könnten, um sie zu holen.“

  „Du weiß doch sicherlich, das ich morgen früh, schon ganz früh für die Firma fort muss, oder hast du es schon vergessen?“, fragte er seine Frau.

  „Stimmt!“, erwiderte sie. „Das hätte ich fast vergessen, dass du nach London für ein paar Tage fährst.“

 

  „Dabei haben wir, doch vor nicht allzu langer Zeit, es sind jetzt genau zwei Stunden her darüber gesprochen“, meinte ihr Mann. „Es ist jetzt auch egal, ich fahre erst mal zum Bahnhof, bis gleich mein Schatz“, sagte er noch.

  Er gab seine Frau noch einen Kuss auf ihrer Wange und fuhr los, da er aber nicht so oft mit dem Fahrrad fuhr, war es für ihn eine wackelige Angelegenheit und er hatte große Mühe sich auf das Rad zuhalten. Seine Frau, die dort auf den Hof stand und ihn zuschaute, musste doch schmunzeln, als sie die Fahrversuche ihres Mannes sah.

  „Nun falle du man noch um und brichst dir alle Knochen“, rief sie ihn hinterher.

  Doch er ließ sich nicht stören und fuhr so weiter und nach einer kurzen Zeit konnte er es auch wieder.

  „Das wäre doch gelacht“, sagte er zu sich selbst, „Wenn ich das verlernt hätte, schließlich habe ich als Kind, so manches Fahrradrennen gewonnen und außerdem verlernt man es auch nicht wieder.“

  Und er gab noch einmal so richtig Gas, denn er wollte sich es auch noch mal selbst beweisen, was für ein toller Kerl er ist. Seine Frau packte in der Zwischenzeit, ihre Reisetasche, für den anderen Tag, damit sie es nicht erst am anderen Morgen musste.

 

  Isabel hoffte, dass sie bald was von ihrer Tante hören würde und so ging sie auch nicht mehr aus der Wohnung. Denn sie musste ja auf den Telegramm-Boten warten und damit sie ihn nicht verpasste, schaute sie immer aus dem Fenster. Sobald etwas auf dem Flur zu hören war, lief sie auch gleich zur Tür, öffnete sie und schaute raus. Es war immer jemand anderes und nicht der Postbote, auf den sie wartete, sie war ganz schön enttäuscht, umso länger sie warten musste. Doch schließlich kam ein junger Mann, mit seinem Rad angefahren und hielt vor ihrem Haus, er stieg ab und stellte sein Rad gehend einer Straßenlaterne. Da Isabel immer noch am Fenster saß, konnte sie genau sehen, wie er in seiner Tasche griff und holte ein Brief heraus. Da wusste sie sofort, dass dieser Brief für sie war, sie lief auch gleich zur Wohnungstür, öffnete sie und lief ihn entgegen.

  „Entschuldigung, haben sie vielleicht einen Brief für mich?“, fragte sie höflich.

  „Das weiß ich nicht“, antwortete er und sagte. „Du musst mir erst mal sagen, wie du heißt kleines Fräulein.“

  „Ich heiße Isabel McCaler“, antwortete sie ihn.

  „Moment, da werde ich noch mal nachschauen“, machte er es spannend.

  „Sie können mir es glauben, das ist bestimmt für mich“, sagte Isabel.

  Der junge Mann, nahm seine Brille heraus und setzte sie sich auf seiner Nase und las noch mal den Namen, der dort drauf stand.

  „Ja du hast recht!“, meinte er nun und sagte. „Das Telegramm ist für dich, du kannst es sofort habe. Kannst du es überhaupt lesen, oder soll ich dich dabei helfen?“, fragte er.

  „Nein danke, das kann ich schon allein, für was gehe ich denn zur Schule, wenn ich das noch nicht mal könnte“, sagte sie zu ihm.

  „Na gut“, sagte er. „Dann will ich dich auch man nicht länger stören und wünsche dir einen guten Tag“, sagte er und verabschiedete sich von Isabel und verließ das Haus.

  Isabel wartete nicht, mit dem Öffnen des Telegramms, bis sie in der Wohnung war, sondern sie machte es gleich auf der Treppe auf und las, was dort drinnen stand. 

 

  „Liebe Isabel Stopp, komme morgen im Laufe des Tages Stopp, hole dich ab Stopp, in liebe deine Tante Karla Stopp.“

 

  Als Isabel das gelesen hatte, war sie überglücklich und lief ganz schnell in ihre Wohnung, sie suchte nach dem Koffer von ihren Eltern, die sie schon beim letzten Besuch ihre Tante hatte. Doch sie konnte sie nicht gleich finden, so suchte sie auch im Schlafzimmer ihrer Mutter und fand diese auch unter dem Bett. Isabel war übereifrig beim Packen von ihren Sachen, sie wusste gar nicht, was sie zuerst mitnehmen sollte und was nicht. Als sie so beim Packen war, lernte sie auch die Schublade von ihren kleinen Schrank und fand in ihr auch den kleinen Brief, denn sie von der Taube bekommen hatte. Isabel hängte sich ihn gleich um ihren Hals und sie musste sofort an Sieta und all die anderen Freunde denken und ob sie die noch einmal wieder sehen würde. Die Chance stand jetzt dafür gut, wo sie, doch wieder zurückkehrte zum Calerhof. Die ganze Zeit, hatte sie nicht mehr an sie gedacht, aber wo sie jetzt den kleinen Brief wieder um ihren Hals trug, war das Heimweh nach dahin riesengroß und sie konnte die Zeit nicht mehr abwarten. Natürlich dachte sie auch an ihre Cousine und Cousin und Onkel und Tante, doch am meisten freute sie sich, dass sie vielleicht ihre kleine Freundin Sieta wieder sehen würde. Und so sagte sie, ganz in Gedanken immer wieder ihren Namen. Als sie so beim Packen war, viel ihr auf, das sie gar nicht mehr an ihre Mutter gedacht hatte und sie schämte sich dafür, dass sie ihre Mutter schon fast vergessen hatte. Doch was sollte sie noch machen, sie hatte sie ja überall gesucht und nicht gefunden. Isabel war fast fertig, da klopfte es wieder an ihrer Wohnungstür und Isabel lief zum Flur, sie legte ihren Kopf an der Tür und fragte wer dort sein, es meldete sie die Frau Ross.

  „Hallo meine kleine! Könnte ich mal deine Mutter sprechen? Ich muss sie mal drängend etwas fragen“, sagte die Frau Ross, aber sie wollte Isabel nur reinlegen.

  „Das tut mir aber leid“, antwortete Isabel. „Sie hat sich gerade hingelegt, ihr ging es nicht gut und ich soll sie nicht stören, liebe Frau Ross, meine Mutter hat zu mir gesagt, dass ich sie nicht vor morgen früh wecken solle.“

  „Kannst du sie nicht doch für mich wecken?“, fragte Frau Ross.

  „Nein das kann ich nicht, ich will doch nicht, nur weil sie es wollen, Ärger mit meiner Mutter bekommen“, rief Isabel etwas lauter.

  Da draußen auf dem Flur, wurde die Frau Ross, immer giftiger auf Isabel und pöbelte dort herum, das es im ganzen Treppenflur zuhören war.

  „Ich weiß ganz genau, das du allein bist und das deine Mutter gar nicht bei dir ist, du belügst uns doch nur, aber ich werde es schon herausbekommen“, rief sie.

  „Na und! Was ist denn, wenn sie nicht hier ist?“, fragte Isabel. „Ich bin doch schon groß genug, das ich mal allein bleiben kann.“

  „Nein das kannst du nicht, du gehörst ins Kinderheim, du dummes Ding“, schimpfte die Frau Ross. „Nun mache endlich die Tür auf.“

  „Das mache ich nicht und regen sie sich nicht so auf, sonst kommen sie noch ins Altersheim, weil sie so schnell gealtert sind, durch den Ärger, den sie sich machen. Außerdem kommt morgen meine Tante, sie war mal englische Meisterin in Damen-Catchen“, log Isabel jetzt und sagte. „Und wenn ich sie das erzähle, was sie hier für ein Zirkus veranstaltet haben, dann will sie bestimmt mit Ihnen ein paar Runden Damen-Catchen machen. Da kennt sie nichts, ich werde es wohl ziemlich schwer haben, sie davon abzuhalten“, meinte Isabel.

  Isabel musste sich ihren Mund zu halten, sonst hätte sie vielleicht noch laut gelacht.

  „Glaubst du wirklich, ist das so eine Tante?“, fragte Frau Ross, mit ängstlicher Stimme.

  „Das kam man wohl sagen, ich habe mal gesehen, wie Tantchen eine Kuh an den Hörnern gepackt hatte und sie umgeworfen hatte, nur weil die Kuh sich nicht melken lassen wollte.“

  „O nein!“, sagte Frau Ross. „Weiß du was kleines Fräulein, du vergisst, das ich überhaupt hier gewesen bin und auch alles andere.“

  „Wie soll ich das denn vergessen, es ist doch in meinem Kopf drinnen“, meinte Isabel.

  „Du wirst es schon machen“, sagte Frau Ross und verschwand, sie hatte es auf einmal ganz eilig.

  Auf dem Weg lief Frau Ross, die Frau Hunter über den Weg und sie wollte auch gleich wissen, ob sie nun bei Isabel in der Wohnung war.

  „Lieber nicht, denn sie hat eine starke Tante und es ist wohl besser, wenn wir die Kleine in Ruhe lassen“, sagte Frau Ross, denn sie hatte ein wenig Angst bekommen, sie wollte nicht unbedingt, mit der Tante von Isabel was zu tun haben.

  „Wieso denn das? Ich wollte doch zu gerne diese Wohnung haben“, sagte Frau Hunter und stampfte mit ein von ihren Füssen auf.

  „Kommen Sie mit, ich gebe Ihnen ein Kaffee aus und dann vergessen wir, das mit der Wohnung, es war sowieso keine gute Idee“, meinte Frau Ross vor Angst jetzt.

  „Sie müssen aber Angst haben? So kenne ich Sie ja überhaupt nicht!“, meinte Frau Hunter.

  Denn sie hatte ihre Nachbarin noch nie so erlebt, dass sie so schnell aufgab.

  „Ich habe doch keine Angst“, sagte darauf Frau Ross, „Ich will die Tante nur nicht wehtun. Früher habe ich mal, nur weil eine Kuh mir keine Milch geben wollte, sie um geworfen und ich muss mich deshalb immer so beherrschen“, übertrieb sie.

  „A-ha-so-so!“, sagte die andere nur und schaute sie mit großen Augen an und schluckte trocken, sie hätte nie gedacht das ihre Freundin so stark war.

  Bevor Isabel loslief, schaute noch einmal aus dem Fenster und überzeugte sich, ob sie tatsächlich fort waren, und packte weiter ihre Sachen.

 

Mittlerweile war es ein wenig still auf dem Calerhof geworden, denn sie waren beim Abendessen und so war auch keiner mehr draußen. Als sie so beim Essen waren, hörte die Mutter ein leises Klopfen, an ihrer Eingangstür.

  „Hört mal, ist da nicht jemand draußen?“, fragte sie.

  „Ich kann nichts hören“, antwortete ihr Mann und lauschte zur Eingangstür.

  „Ich auch nicht“, meinte auch Kim.

  „Komisch mir war so, als ob dort jemand wäre“, sagte seine Frau und zuckte mit ihren Schultern. „Dann muss ich mich wohl verhört haben“, meinte sie noch und aß weiter.

  „Tom, kannst du mir mal, das Brot geben, ihr habt es jetzt hinter euch gestellt und so lange Arme habe ich noch nicht“, sagte Sie.

  Tom drehte sich um, nahm das Brot in seiner Hand und gab es seine Mutter, die wollte gerade eine Scheibe abschneiden, da klopfte es erneut an der Eingangstür.

  „Da ist es wieder, es ist doch jemand an unsere Tür“, sagte Sie, „Ich spinne doch noch nicht“, fügte sie hinzu.

  Nach einer Weile klopfte es abermals, da sich noch keiner von ihnen zu Tür begeben hatte.

  „Hört, da ist es schon wieder“, sagte sie.

  „Es ist ja gut!“, antwortete ihr Mann. „Ich habe es jetzt auch gehört“, meinte er und stand vom Tisch auf.

  Bevor er aber die Tür aufmachte, machte er erst einmal Licht auf den Flur an und lief zur Eingangstür. Als er die Tür auf gemacht hatte, sah er zuerst niemanden und er wollte gerade die Tür wieder schließen, als sein Blick zum Boden ging. Was er dort sah, erschrak ihn doch zuerst.

  „Karla kommst du schnell mal her“, rief er seiner Frau zu.

  „Was gibt es denn so Wichtiges?“, rief sie zurück.

  „Komm her und sehe selbst“, rief er erneut. „Doch falle nicht um!“, fügte er noch hinzu.

  „Warum sollte ich denn umfallen?“, fragte sie und stand vom Tisch auf und lief zu ihren Mann an der Tür.

  Als sie sah, was da lag, hielt sie sich die Hände vor ihren Mund und es dauerte eine ganze Weile, bis sie wieder ein Wort herausbekam.

  „Wer hat denn das hierher gelegt?“, fragte sie ihren Mann und war ganz erstaunt.

  „Das weiß ich auch nicht, es lag hier schon, als ich die Tür geöffnet habe“, erwiderte er und schaute weiter zum Boden.

  Da sich Kim und Tom wunderten, dass ihre Eltern nicht wieder rein kamen, standen sie auch vom Tisch auf und liefen zu ihnen hin.

  „Oh-ein-Baby?“, rief Kim freudestrahlend, als sie es auf den Boden stehen sah und freute sich.

  „Wie ist das denn hierhergekommen?“, wollte Tom von seinen Eltern wessen.

  Doch sie konnten ihn keine Antwort geben, sie waren ja selbst sprachlos.

  „Was ist, wollt ihr das kleine Würmchen nicht hinein bringen?“, fragte Kim ihre Eltern.

  „Doch sofort!“, antwortete darauf die Mutter. „Das hatte ich fast vergessen, weil ich noch immer sprachlos bin. Ich möchte zu gerne wissen, wer das vor unsere Tür abgelegt hat?“, sagte die Mutter fragend.

  Sie schaute sich noch einmal dort draußen um, ob sie doch noch jemanden sehen konnte.

Anschließend nahm sie es auf und ging zusammen mit ihren Mann und ihren beiden Kinder in die Küche, dort stellte sie das Baby auf den Tisch und unter suchte den Korb, wo drin das Baby lag, ob sich da vielleicht noch ein Brief befand, doch sie fanden keinen Brief.

  „Das ist ja fast so wie bei Gabriel, als wir ihn gefunden haben“, meinte ihr Mann.

  „Was ihr hab ihn auch gefunden?“, fragte Kim.

  „Ja das haben wir“, meinte die Mutter. „Das ist aber schon etwas länger her!“

  „Und wir sagen Bruder zu so einen, der hier gar nicht her gehört“, kam es nun von Tom.

  „Du hast recht“, sagte der Vater zu Tom. „Der kommt hier nicht mehr hinein.“

  „Der soll sehen, das er verschwindet“, sagte jetzt auch die Mutter. „Wir haben ja jetzt ein neues Kind.“

  „Das ist auch viel lieber“, sagte Kim.

  „Hör zu, ich kümmere mich nun um unser neues Kind und du mein Alter machst mir aber sofort heißes Wasser, hast du mich verstanden“, fing seine Frau ihn anzuschreien.

  „Ich weiß gar nicht, was du von mir willst, du kannst dich dein Wasser allein holen, du dumme Kuh“, schrie er zurück.

  „Du hast doch wohl gehört, was Mutter gesagt hat“, schimpfte Tom sein Vater aus.

  „Ich weiß gar nicht, was ihr eigentlich wollt, schmeiß doch das Blagen nach draußen“, sagte Kim. „Das hat ja schon gelangt, das wir Gabriel hier die ganzen Jahre hatten.“

„Da stimme ich zu, der ist ja denn ja auch kein McCaler“, sagte Tom und fing mit Kim an zu streiten.

  „Warum habt ihr ihn eigentlich aufgenommen?“, brüllte Tom seine Mutter an.

  „Das möchte ich, jetzt auch mal wissen“, fragte jetzt auch ihr Mann.

  Sie gab ihn aber keine Antwort, denn sie war viel zu beschäftigt mit dem neuen Baby. Draußen auf dem Scheunendach, stand die ganze Zeit ein schwarzer Storch und hatte aufgepasst, das sie das Kind auch mit rein nahmen, in ihrer Wohnung. Denn er sollte nicht vorher von dort verschwinden, bis das Kind in der Wohnung war. Jetzt wo sie drinnen waren, hob der schwarze Storch wieder von der Scheune ab und flog mit kraftvollen Flügelschlägen davon, denn er hatte seinen Auftrag ausgeführt und das Kind abgeliefert. Doch irgendetwas stimmte nicht mit dem Kind, denn seit das dort in der Familie war, wurden sie immer gehässiger zueinander und es kam kein freundliches Wort mehr über ihre Lippen. Seit sie das Kind bei sich hatten, veränderten sie sich immer mehr und es war auch nicht mehr, die nette Familie, die sie mal waren.

 

  Isabel dagegen, ahnte nichts davon und sie hoffte, dass ihre Tante an frühen Vormittag mit dem Zug kommen würde. Da sie aber noch Zeit hatte und sie noch nicht müde war, wollte sie ja noch mal zur Polizei gehen, um zu fragen, ob sie vielleicht eine Frau gefunden hatten, oder ob in Hospital eine eingeliefert wurde. Also zog Isabel sich eine Jacke über und lief zur Polizeistation, denn ließ sie nicht in Ruhe, wenn sie nicht die Gewissheit hatte, dass sie auch überall war, und hatte nach ihrer Mutter gesucht. Als sie bei der Polizei angekommen war, fragte sie auch gleich, den ersten Polizisten, aber sie bekam von ihnen nur ein nein zuhören.

  „Ich glaube nicht, das sie eine Frau gefunden wurde, dann würde ich ja davon wissen“, meinte der Polizist nur und ließ Isabel allein dort auf den Flur zurück.

  Da Isabel keine richtige Antwort bekam, verließ sie auch gleich wieder die Station und machte sich wieder auf dem Weg nach Haus.

  „Hallo kleines Fräulein warte mal“, rief ein anderer Polizist hinter ihr her. „Warte mal“, rief er noch einmal, als Isabel nicht gleich stehen blieb.

  „Was gibt es denn?“, fragte Isabel den Polizisten.

  „Du hast dich doch, eben nach einer Frau erkundigt, handelt es sich vielleicht um deine Mutter?“

  „Na und!“, sagte Isabel.

  „Bist du denn allein zu Haus?“, fragte er sie anschließend.

  „Nein wieso, mein Vater ist da und er wartet auch schon auf mich, des halb muss ich auch weiter“, belog Isabel den Polizisten.

  „Und warum ist dein Vater nicht selbst gekommen?“

  „Ach er hat einen schlimmen Fuß, er kann nicht so richtig laufen und so bin ich hierher gegangen“, log Isabel weiter.

  Normaler Weiße durfte sie ja nicht lügen, so haben ihre Eltern sie es ja gelernt, aber sie ahnte schon, warum der Polizist gefragt hatte, der wollte ja nur die Frau vom Kinderheim vorbei schicken.

  „Na wenn das so ist, dann brauch ja die Dame vom Kinderheim nicht vorbeikommen.“

„Nein, das braucht sie nicht“, meinte auch Isabel.

  „Dann laufe man wieder nach Haus und lass dein Vater nicht so lange warten, mein Fräulein“, sagte der Polizist.

  „Nein mache ich nicht!“, sagte Isabel und lief sofort weiter.

  Sie drehte sich noch ab und zu um, denn sie wollte sehen, ob der Polizist hinter ihr herkam.

Er kam ihr nicht hinterher, dafür liefen Isabel, Frau Hunter und Frau Ross über den Weg.

  „Man kann doch nicht, einen Schritt machen, ohne dass du uns über den Weg läuft“, meinte Frau Hunter zu Isabel, als sie neben ihr stand.

  „Da haben Sie recht“, sagte Isabel. „Ich habe mir auch schon das Gleiche gefragt, ich habe auch schon gedacht, ob Sie vielleicht mich verfolgen.“

  „Nun werde nicht frech!“, schimpfte darauf Frau Hunter.

  „Ach Frau Hunter, sein Sie nicht so streng mit der Kleinen, sie ist doch eine ganz nettes und freundliches Geschöpf“, sagte die Frau Ross.

  „Was ist denn mit Ihnen los, Sie brauchen doch keine Rücksicht nehmen, nur wegen der Tante, die hauen Sie um und dann haben wir Ruhe“, sagte Frau Hunter. „Du musst wissen, dass Frau Ross sogar mal eine Kuh umgeworfen hat“, erzählt sie Isabel.

  „So-so!“, meinte darauf Isabel. „Dann will ich mal meine Tante warnen und das es besser ist, wenn sie gleich wieder verschwindet.“

  „Ja, das mach man und wir beide gehen zu mir nach Haus und ich gebe Ihnen noch einen Kaffee aus und Sie erzählen mir, das mit der Kuh noch mal genauer“, sagte Frau Hunter und nahm Frau Ross am Arm und zog sie mit sich.

  Isabel musste doch kichern, als sie es mit angehört hatte, denn es waren ja ihre Worte das mit der Kuh, sie hatte das ja nur erfunden, damit sie Ruhe hatte vor den beiden. Doch Isabel war es egal, was die zwei Frauen wollten, denn morgen würde sie ja sowieso fort sein, dachte sie und so lief sie wieder heim. Zu Haus angekommen, ging sie sich waschen, putzte ihre Zähne und kämmte sich noch einmal ihr Haar, denn sie wollte ganz sauber sein, wenn ihre Tante kam. Als sie fertig für das Bett war, legte sie sich auf ihr Bett, das dort an der Wand stand und träumte mit offenen Augen, von den Calerhof und von Sieta und all die anderen. Am anderen Morgen lief Isabel gleich zum Bahnhof, denn sie wollte ihre Tante abholen und sie am Bahnhof begrüßen. Aber sie wusste ja nicht, wann sie kommen würde, und so setzte sie sich dort auf eine Bank und wartete auf sie. Isabel saß dort denn ganzen Tag, bis zum späten Abend, bis ein Zug kam, ein Zug fuhr ab, so ging es den ganzen Tag. Isabel hatte es auch in der Zwischenzeit aufgegeben, die Züge zu zählen, die den Bahnhof durch fuhren. Da die Tante bis zum späten Abend, immer noch nicht gekommen war, ging Isabel enttäuscht wieder nach Haus. Als sie so dort saß, machte sie sich aber Gedanken, warum ihre Tante nicht gekommen war, sie hatte es doch angekündigt, dass sie kommt. Isabel, die dort am Tisch saß, war ganz schön traurig, denn sie hatte sich schon gefreut, dass sie bald nicht mehr allein war. Aber nun musste sie sich, was ein fallen lassen und da fiel ihr wieder ein, dass sie im Telegramm ja geschrieben hatte, das sie noch genügend Geld hatte und das sie zu ihnen fahren könnte. Isabel schaute zur Uhr, denn sie wollte wissen, wie spät es war, denn sie wollte nicht so spät zu Bett gehen, sie musste ja ganz früh aufstehen, wenn sie nicht ihren Zug verpassen wollte. Sie stellte ihren Wecker, den sie sich aus dem Schlafzimmer ihrer Mutter geholt hatte, und stellte ihn eben sich hin und sagte.

  „So mein Guter, nun drehe deine Runden und wecke mich morgen früh, hast du mich verstanden.“

  Isabel schaute den Wecker noch einmal an, als wenn sie auf einer Antwort wartete, als sie nichts vom Wecker hörte, legte sie sich auch hin und schlief auch gleich ein.