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Sulzbach: Die junge Isabella wird über Wochen von ihrem Freund und dessen drei Freunden auf schrecklichste Weise vergewaltigt und gefoltert, bis sie schließlich einen grauenhaften Tod erleidet. 20 Jahre später begeht einer der Täter einen mysteriösen Selbstmord, der den Kommissaren Sturz und Schäfer Rätsel aufgibt. Die Kinder der Täter haben plötzlich eine imaginäre Freundin, die der damaligen Isabella sehr ähnelt. Das Blatt wendet sich und aus den Tätern von damals werden die Opfer von heute. Sascha Ruppenthal überschreitet die Grenzen des Vorstellbaren und nimmt Sie mit auf eine Reise, die Sie fesseln wird. Eine Reise in seine Heimatstadt Sulzbach und zeigt Ihnen auf, wozu Menschen fähig sind. Sein nun drittes Werk ist nichts für schwache Nerven.
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Seitenzahl: 291
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Sascha Ruppenthal
Isabella
Text: Sascha Ruppenthal
Cover: Sascha Ruppenthal
Sophia Ruppenthal
Leon Elias Ruppenthal
Sebastian Göhre
Lektorat: Dietmar Seidler
Vorwort
Sehr geehrter Leser und sehr geehrte Leserin, hiermit möchte ich mich bedanken, dass Sie sich für meinen neuen Roman entschieden haben. Sicherlich haben Sie auch meine anderen Romane gelesen und erwarten nun etwas Ähnliches. Jedoch unterscheidet sich Isabella sehr von den anderen Romanen, bei denen es mehr um das Mystische ging. Auch hier wird das Thema paranormale Phänomene aufgegriffen, jedoch werden Sie sehr schnell bemerken, dass ich mich bei Isabella auch viel um andere Themen gekümmert habe, die mir persönlich sehr am Herzen lagen.
Die Idee zu Isabella entstand schon sehr früh und greift auf einen Fall aus Japan zurück, der sich Ende der 1980er zugetragen hat.
Ich möchte Sie auch vorwarnen, dass es hier einige Kapitel gibt, die auf manche Leser sehr verstörend wirken werden und vielleicht werden Sie das Buch dann zur Seite legen. Es wird sehr viel Gewalt beschrieben, sexuelle Gewalt und Folterungen. Ich bin beim Schreiben diesbezüglich sehr ins Detail gegangen. Dennoch hoffe ich, dass mein dritter Roman sie genauso in Ihren Bann ziehen wird wie meine beiden Erstlingswerke. Ich wünsche „Mordsspaß“ und Unterhaltung beim Lesen.
In Erinnerung an
Junko Furuta
*18. Januar 1971
†4. Januar 1989
1. Der Leichenfund
Kommissar Sturz betritt die Wohnung, ein unangenehmer Leichenduft dringt ihm in die Nase. Er befindet sich in einem langen Gang, rechts und links befindet sich eine Küche und zwei Zimmer, deren Türen weit geöffnet sind. Sturz geht durch diesen Gang, am Ende befindet sich ein großes Zimmer, das Wohnzimmer indem sich bereits mehrere Polizisten befinden. Während er durch den Gang, in Richtung Wohnzimmer geht, hascht er hier und da einen Blick in die anderen Zimmerräume, die sehr unordentlich sind, dabei hält er sich ein weißes Taschentuch vor die Nase. Nie wird er sich an diesen Leichengeruch gewöhnen können.
Sturz arbeitet seit zwölf Jahren bei der Polizei in Sulzbach, seit drei Jahren ist er Kommissar und bisher hat er jeden Fall gelöst. Er ist ein langer, dünner Mann, etwa 1,90m groß, hat dunkle Augen und schwarzes Haar, dass er meistens nach hinten kämmt. Es besteht eine Ähnlichkeit mit seinem Idol Falco, dessen Kleidungsstil er versucht nachzuahmen. Immer dunkel gekleidet, mit einer schwarzen Lederjacke, die ihm eigentlich eine Nummer zu klein ist. Je näher er nun dem Wohnzimmer kommt, umso stärker und unerträglicher wird der Leichengeruch.
„Ah, der Kommissar ist da“, so die Bemerkung von Kommissar Schäfer, dem Kollegen von Sturz, der sich immer wieder darüber lustig macht, dass sein Partner aussieht wie Falco.
„Lass die Scherze, die Situation ist zu Ernst. Was haben wir hier?“ Schäfer schaut auf den Boden, auf der sich eine Leiche befindet, danach blickt er in den Raum zu drei anderen Polizisten, die sich Notizen machen. „Wir haben hier eine Leiche“, gibt er Sturz als Antwort.
Schäfer ist bekannt für seinen Humor, er bringt alle auf der Dienststelle zum Lachen, egal wie ernst die Lage ist, er hat immer einen Witz auf Lager. Vielleicht liegt es auch daran, dass er eher witzig aussieht. Er ist klein, hat leichtes Übergewicht, eine Glatze und trägt eine Brille deren Gläser seine Augen stark vergrößern. Sein Kleidungsstil ist der, dass er keinen hat. Er trägt unterschiedliche Kleidung, die oft nicht zusammenpassen. Wie heute, eine blaue Jeans und ein buntes gestreiftes Hemd mit einem grünen Schlips, dazu eine blaue Jeansjacke, fast wie ein Clown. Doch seine Begabung, zur Lösung der Kriminalfälle beizutragen, ist legendär, er erkennt Dinge, Zusammenhänge, die vielen seiner Kollegen durch die Lappen gehen würden. Und mit Sturz arbeitet er sehr gerne zusammen, sie sind seit drei Jahren ein Team, es reichen manchmal nur Blicke umeinander zu verstehen, die primitive linguistische Kommunikation ist da nicht nötig.
Bevor Sturz antworten kann, fährt Schäfer fort:
„Der Tote liegt ungefähr seit zehn Tage hier, die Nachbarn beschwerten sich über den Gestank. Der Hausmeister öffnete die Tür, die von innen abgesperrt gewesen ist und fand schließlich das hier vor. Er hat sich mit einem Messer selbst die Kehle aufgeschnitten, von einem Ohr zum nächsten Ohr. Das jedenfalls müsste die Todesursache sein. Merkwürdig ist nur, er nahm vorher noch ein Mahl“.
„Ein Mahl?“ so Sturz, der darüber etwas überrascht ist. Schäfer lächelt und zeigt mit seinem rechten Zeigefinger auf einen Tisch in der Mitte des Raumes, darauf befindet sich ein weißer Teller mit Überresten von Fleisch, die bereits von mehreren Mücken belagert werden. Schäfer überlegt kurz, seine rechte Hand an seinem Kinn und antwortet: „Ja, das Opfer hat sich vorher am linken Arm den unteren Muskel abgeschnitten, diesen in der Küche gebraten und anschließend verspeist und mit einem Glas Rotwein runtergespült. Und dabei war Fleisch diese Woche bei Lidl im Angebot.“ Sturz kann über diesen Satz nicht lachen, blickt seinen Kollegen mit ernster Miene an und erwidert: „Meinst du nicht, dass ist etwas unangebracht? Hier liegt ein Mensch, er ist tot, bitte etwas mehr Achtung vor dem Toten.“ Schäfer senkt seinen Kopf, petzt seine Lippen zusammen und antwortet: „Wir müssen auf die Autopsie warten, der Doc ist schon auf dem Weg, am besten sehen wir uns noch etwas hier um, vielleicht gibt es ja irgendwo einen Abschiedsbrief.“ Sturz beugt sich zur Leiche hinunter, fasst sich dabei ans Kinn und überlegt, warum sich wohl jemand so umbringt?
„Er wohnt im achten Stock, warum geht er nicht auf den Balkon und springt einfach runter? Warum diese Schmerzen ertragen? Das ergibt keinen Sinn. Es gibt so viele Methoden sich das Leben zu nehmen, doch kein Selbstmörder hat vorher probiert, wie er schmeckt.“
„Der Tote ist kein Unbekannter, sein Name ist Tobias Maurer, er ist bereits polizeilich aufgefallen. Einbrüche, Diebstähle und sogar versuchte Vergewaltigung. Vielleicht konnte er mit seiner Schuld nicht mehr leben?“ Sturz überlegt kurz, steht wieder auf und geht auf den geöffneten Balkon. „War der Balkon schon offen?“ fragt er die Polizisten, die dies bejahen. Schäfer folgt ihm und Beide lehnen sich nach vorne zum Geländer. „Sieh mal, man kann dort hinten den Schwarzenberg-Turm erkennen, was eine Aussicht“ Sturz erwidert: „Ja, richtig schön hier und hinter dem Haus der schöne Wald mit dem Fischweiher. Mein Vater angelte hier früher, ich bin hier groß geworden.“ Schäfer schaut ihn verdutzt an und antwortet: „Echt, hier auf der Goldenen Au? Wusste gar nicht, dass du gebürtiger Sulzbacher bist.“ Sturz lacht leicht und mit seiner Gestik bestätigt er, dass er in Sulzbach aufgewachsen ist. „Der Doc ist da“, so eine Stimme aus dem Wohnzimmer. Sturz und Schäfer gehen daraufhin wieder zurück in das Wohnzimmer, die frische Luft tat gut, denkt sich Sturz, bevor der Leichengeruch wieder in seiner Nase die Oberhand gewinnt. „Ach Harry, grüß dich“, so Sturz zu dem Arzt, der sich gerade die Leiche anschaut und erwidert: „Martin, du hast den Fall? Na Glückwunsch, da bist du schnell fertig damit. Da die Tür von innen verschlossen gewesen ist, wir hier im achten Stock sind, denke ich, dass es Selbstmord gewesen ist. Dieser Mann muss irgendwelche Drogen genommen haben, genaueres kann ich erst nach der Autopsie sagen.“ Sturz und Schäfer nicken leicht und notieren sich die Einzelheiten auf einen kleinen Schreibblock, den sie immer bei sich haben. Auf einmal fängt Schäfer leicht an zu lachen und dies führt zur Verwunderung der anderen Personen im Raum. „Warum lachst du?“ so die Frage von Sturz. Schäfer holt Luft und antwortet: „Na zum Glück war es Selbstmord, dachte schon, dass es sich um einen Geist handelt und wir Hafner aus Saarbrücken herbeirufen müssen.“ Sturz schüttelt den Kopf, der Doc hakt nach: „Wer ist Hafner?“ Bevor Schäfer mit seiner Art darauf antworten kann, fällt ihm Sturz schon ins Wort: „Das ist ein Kommissar aus Saarbrücken, sein letzter Fall handelte von irgendwelchen Geistern, steht jedenfalls in seinem Bericht. Dieser Typ wird kaum noch ernst genommen, nicht wichtig“ während dieses Satzes winkt Sturz mit seiner rechten Hand ab und schüttelt den Kopf. Der Doc überlegt kurz und gibt zur Antwort: „Ach so, ich dachte schon gerade an diesen Fing aus Merzig, der fand irgendwelche Leichenteile in einem verlassenen Tunnel, dem Tor zur Hölle…bei ihm war es ein Geisterzug.“ Nun lachen selbst die anderen Polizisten im Raum und fast hätte Sturz diesen penetranten Leichengeruch vergessen, aber nur fast.
2. Familie Schott
Die Nacht nach dem Leichenfund
Es ist finstere Nacht, der Vollmond strahlt am Himmel und es weht ein leichter Wind. Es ist mitten in der Nacht und nur sehr wenige Automobile fahren auf den Straßen. Hier und da hört man eines, dann ein Güterzug in der Ferne. Im Schlafzimmer der Familie Schott öffnet sich leicht die Schlafzimmertür, Markus und Manja schlafen fest und bemerken dies nicht. Plötzlich kommt eine kleine Gestalt auf das Bett gerannt, Markus und Manja werden langsam wach. „Ich kann nicht schlafen Mama, ich habe Angst,“ so Lea zu ihren Eltern. Markus reibt sich die Augen, schaut auf den Wecker und meckert leicht: „Es ist drei Uhr, ich muss in zwei Stunden aufstehen“ und bevor er weiterreden kann, fällt ihm bereits seine Frau Manja ins Wort: „Komm Lea, leg dich in die Mitte und versuche zu schlafen, wir sind bei dir.“ Markus schüttelt den Kopf und denkt sich dabei, dass Lea schon zwölf Jahre alt ist und das es langsam nervt, dass sie Nacht für Nacht ins Schlafzimmer stürmt. Ohne Kommentar legt er sich zur Seite und schläft wieder ein, wie auch Lea und Manja.
Als um fünf Uhr plötzlich der Wecker geht, ist Markus alles andere als ausgeschlafen. Am liebsten würde er heute von der Arbeit zu Hause bleiben, aber er hatte erst einen Krankenschein und deshalb überwindet er sich, aufzustehen. Damit seine Tochter und seine Frau nicht wach werden, macht er sehr leise, denn das kann er am frühen Morgen nicht gebrauchen. Morgens benötigt er seine Ruhe und hat keine große Lust auf irgendwelche Diskussionen. Er nimmt sein Smartphone, das sich am Ladegerät an der Seite des Bettes befindet, schaut kurz mit verschlafenen Augen darauf. Drei Nachrichten, die er sich auf der Toilette ansehen möchte. Zuerst geht er an seine Senseo-Kaffeemaschine und macht sich einen Kaffee, er trinkt ihn schwarz mit drei Zucker. Mit seinem Kaffee und dem Smartphone in der Hand geht er leicht bekleidet auf die Toilette. Er nutzt die wenige Zeit morgens sinnvoll, daher hat er kein Problem damit, während seines Stuhlganges auch den Kaffee zu trinken. Während der Verrichtung seines Geschäftes schaut er sich nun die Nachrichten auf dem Smartphone an, eine von seiner Mutter, eine von seinem Arbeitskollegen Roland und eine von einem alten, sehr guten Freund, namens Norman. Als er diese liest, fällt ihm fast das Smartphone auf den Boden. „Ruf mich dringend an, ist wichtig,“ so die Nachricht. Norman hat sich schon seit Monaten nicht mehr gemeldet, es muss was Wichtiges sein, denkt sich Markus. Die Nachricht wurde vor zwei Stunden verschickt, daher entschließt sich Markus direkt zu antworten. Weiterhin trinkt er seinen Kaffee und surft noch etwas im Internet, immer mit einem kurzen Blick auf die Uhr, denn es bleibt ihm nicht mehr viel Zeit, rasieren, duschen, anziehen und los geht es.
Als Markus sich gerade seine Kleidung anzieht, schaut er noch einmal auf sein Smartphone, keine Nachrichten. Er hofft einfach, dass sich Norman im Laufe des Tages meldet. Es ist einfach schon Jahre her, dass sie miteinander Kontakt hatten, früher waren sie oft unterwegs, eine typische Männerbande. Norman, Tobias, Carsten und eben Markus. Doch nicht nur ihre Freundschaft verbindet diese Personen, auch ein Geheimnis über das nie gesprochen wird, auch der Grund für die Trennung.
Markus nimmt seinen Schlüssel aus der Schublade und als er gerade gehen möchte, klingelt sein Smartphone, es ist ein Anruf. Er blickt auf das Display, auf dem der Name Norman angezeigt wird. Markus holt tief Luft und entschließt sich das Telefongespräch anzunehmen.
„Schott hier“ kurze Stille. „Markus, bist du es?“ Wieder kurze Stille, wieder holt Markus tief Luft und antwortet: „Ja ich bin es, es ist lange her. Was willst du?“ Es dauert ein bis zwei Sekunden bevor geantwortet wird. „Ich bin es, Norman, hast du nicht gehört was passiert ist?“ Markus überlegt kurz und verneint dies, er wird sichtlich nervös, denn so kennt er Norman nicht. „Los erzähl, was ist denn passiert?“ Seine Aufforderung an Norman, der daraufhin mit ruhiger Stimme antwortet: „Tobias ist tot, man fand ihn gestern in seiner Wohnung“. Die Pupillen von Markus weiten sich, seine Hand mit dem Smartphone in der Hand zittert leicht und vor seinen Augen läuft ein geistiger Kurzfilm ab. Die Kindheit mit seinen Freunden und eine kurze Sequenz einer dunklen Vergangenheit, die nie ans Licht kommen soll. Markus fragt aufgeregt: „Wie ist er gestorben, was weißt du? Hast du Carsten auch schon informiert?“ Markus wird von Norman unterbrochen. „Mach mal langsam, ja ich habe mit Carsten schon gestern Abend telefoniert, er ist ebenfalls sehr erschüttert. Wir wollen uns am Wochenende in Monis Bistro treffen, unsere frühere Stammkneipe. Kommst du? Dann können wir über alles reden. Wie Tobias gestorben ist, weiß ich leider nicht. Die Polizei sagt nichts, da Ermittlungen noch am Laufen sind.“
Markus stimmt dem Treffen zu, obwohl er schon sehr lange nicht mehr in Sulzbach gewesen ist, aber der Tod seines Freundes verlangt es. Sie reden noch einige Minuten miteinander, bevor Markus das Haus verlässt, in sein Auto steigt und zur Arbeit fährt.
2 Stunden später
Manja wird durch ein Flüstern wach, ein Flüstern, das aus dem Kinderzimmer kommt, welches sich direkt neben dem Schlafzimmer befindet. Verträumt schaut sie sich im Bett um, Lea liegt nicht mehr darin. Draußen ist es immer noch dunkel, schließlich ist es Winterzeit und somit ist es auch in der Wohnung noch stockfinster. Manja wundert sich, dass Lea allein im Dunkeln in einem anderen Zimmer zu sein scheint. „Lea Schatz, ist alles in Ordnung?“ Keine Antwort, immer noch hört sie das Flüstern. Sie steht langsam aus dem Bett auf und schleicht sich in das Kinderzimmer. Sie erkennt in der Dunkelheit ihre kleine Tochter, die auf dem Boden sitzt und mit jemandem spricht, es ist aber keiner sonst im Zimmer. Manja wundert sich, denn Lea führte noch nie Selbstgespräche. „Lea, mit wem redest du da?“ Lea reagiert erschrocken, steht schnell auf und schaut Manja direkt in die Augen. „Mama, ich rede mit Isabella.“ Manja gähnt, lächelt und erwidert: „Wer ist denn Isabella?“ Lea schaut kurz auf den Boden, dann schaut sie hinter sich und flüstert wieder in die Dunkelheit, als ob sie nach Erlaubnis fragen würde. Danach dreht sie sich wieder zu Manja um und antwortet: „Das ist meine Freundin.“ Manja drückt mit ihrer rechten Hand auf einen Lichtschalter an der Wand und das Licht flutet das Kinderzimmer. Außer Lea ist niemand zu erkennen. Danach gibt sie zur Antwort: „Verstehe, deine Freundin. Lea, mach dich bitte fertig, deine Mama hat etwas verschlafen, ich fahre dich zur Schule. Du kannst im ausnahmsweise im Auto dein Brötchen essen.“ Manja schenkt der seltsamen Aussage von Lea keine weitere Aufmerksamkeit. Lea ist gerade einmal zwölf Jahre alt und jetzt scheint sie eine imaginäre Freundin zu haben, Manja macht sich darüber keine weiteren Gedanken. Sie geht in die Küche, macht ihrer Tochter ein Frühstück und geht danach ins Badezimmer, um sich fertig zu machen. Lea sitzt noch eine kurze Zeit in ihrem Zimmer und unterhält sich mit Isabella, aus dem Flüstern ist nun ein hörbares Gespräch geworden, dass Manja sogar unter der Dusche hören kann.
Nach der Dusche zieht sich Manja schnell an, die Uhr tickt und als sie ins Wohnzimmer geht, ist sie auf einmal überrascht. Lea steht vor ihr, komplett fertig angezogen. Sie wundert sich sehr darüber, denn Lea ist für ihr Alter etwas unbeholfen, daher ist es schon verwunderlich, dass sie nun vor Manja schon fertig ist. „Schatz, wir haben Mathe vergessen. Dein Papa wollte dir doch damit helfen, hast du heute Mathe?“ Lea lächelt und bejaht dies: „Mama, kein Problem. Ich habe eben Mathe mit Isabella fertig gemacht, sieh nur…“ Lea nimmt aus ihrer Schultasche das Matheheft heraus und zeigt es ihrer Mutter, die sich verwundert die Seiten anschaut. Auf den ersten Blick scheinen die Aufgaben alle richtig gelöst zu sein. Lea hat wohl doch keine Probleme mit dem Thema, denkt sich Manja, schlägt das Heft zu, gibt es Lea und geht in den Flur die Jacken holen. „Komm, wir müssen los.“
Während der Autofahrt in die Schule fällt Manja auf, dass ihre Tochter immer neben sich schaut und etwas flüstert, sie versteht allerdings nichts. „Mit wem redest du da?“ Lea bricht ihr Flüstern ab, schaut nach vorne und antwortet: „Mit Isabella.“ Manja schaut in den Rückspiegel, lächelt leicht und antwortet: „Ah, Isabella. Sag mal Schatz, wie alt ist denn Isabella?“ Lea schweigt kurz, als ob sie nicht antworten dürfte, dann schaut sie wieder nach rechts neben sich und dann wieder nach vorne und gibt Manja die Antwort. „Sie ist vierzehn Jahre alt. Mama, ich darf dir aber jetzt nicht mehr sagen, sonst wird Isabella wütend.“ Manja schüttelt leicht den Kopf. „Dann sag deiner neuen Freundin, sie soll dich ja nicht von den Aufgaben abhalten.“
An der Schule angekommen, parkt Manja das Auto und steigt mit ihrer Tochter aus. „Komm Schatzi, ich möchte noch kurz mit deiner Lehrerin sprechen.“ Als sie im Schulgebäude sind, müssen sich die Beiden durch die ganzen Schüler drängeln. Ein Gong ertönt, zweimal. Als sie endlich an der Klasse ankommen, steht auch schon Frau Stang, die Klassenlehrerin von Lea, davor und unterhält sich noch mit einem Kollegen. Lea gibt ihrer Mutter noch einen Kuss auf die rechte Wange und verschwindet in der Klasse. Lautes Kinderlachen hört man. „Seid ihr bald leiser,“ ruft Frau Stang in die Klasse, die danach verstummt. Der Kollege verabschiedet sich, als er Manja bemerkt und verschwindet in der Klasse, die sich direkt daneben befindet. „Guten Morgen Frau Schott. Was verschafft mir die Ehre?“ Manja reicht der Lehrerin die rechte Hand, die angenommen wird. „Guten Morgen Frau Stang, ich würde gerne mit ihnen über Lea sprechen. Haben Sie kurz Zeit?“ Frau Stang blickt in die Klasse, mustert ihre Schüler und widmet sich dann Manja zu. „Selbstverständlich, gibt es ein Problem?“, möchte Frau Stang wissen. „Nein. Nun ja, ich weiß es nicht. Lea hat wohl seit gestern eine imaginäre Freundin.“ Sie wird von Frau Stang unterbrochen. „Ach Sie meinen sicherlich Isabella?“ Manja ist überrascht und bejaht dies. „Nun, Frau Schott, das ist ganz normal für ein Kind. Allerdings muss ich sagen, dass sich die Leistungen von Lea dadurch sehr stark verbessert haben. Isabella ist nun seit ungefähr drei Wochen die Freundin von Lea. Als sich die Leistungen von Lea verbessert hatten, dachte ich schon, dass Sie ihre Aufgaben erledigen.“ Manja ist überrascht. „Ich? Wie kommen Sie den bitte darauf?“ Die Lehrerin schaut noch einmal in die Klasse, dann wieder zu Manja. „Sie oder Ihr Mann. Es liegt an der Schrift. Die Schrift von Lea hat sich stark geändert. Daher haben wir gestern ein Diktat geschrieben, ich wollte das überprüfen. Nun ja, es ist die gleiche Schrift und das ist etwas ungewöhnlich, dass sich innerhalb von so kurzer Zeit die Schrift von einem Kind ändert. In Moment sitzt Lea auch allein, da wohl Isabella nicht möchte, dass sich ein anderes Kind neben sie setzt.“ Manja blickt kurz auf den Boden, ist sichtlich überrascht. „Denken Sie, dass könnte zu Problemen führen?“ möchte Manja wissen. „Nun Frau Schott, in Moment nicht. Wir müssen es weiterhin beobachten inwieweit ihre sozialen Kontakte darunter leiden. In Moment sollten wir nur beobachten.“ Manja gibt sich damit zufrieden, schüttelt noch einmal die Hand von Frau Stang und beide verabschieden sich freundlich.
Markus kommissioniert gerade in der Kühlhalle. Er arbeitet als Lagerist in einem Lebensmittelunternehmen in Saarbrücken. Er ist seit drei Jahren Vorarbeiter und ihm unterstehen drei weitere Kollegen. Zwei weitere, die ebenfalls die bestellten Waren kommissionieren und der dritte Mitarbeiter, Herr Irsch, kümmert sich um den Wareneingang. Dieser ist jeden Morgen genervt, denn er fängt bereits um kurz nach Mitternacht mit seiner Schicht an. Nachts werden bereits Waren geliefert, die einen Tag vorher gefehlt haben, diese muss dann Herr Irsch auf die Rollbehälter dazu kommissionieren, bevor die Fahrer kommen und diese verladen. Danach bleibt ebenfalls wenig Ruhe. Jeden Morgen muss er verschiedene Waren kontrollieren und deren Menge auf eine Liste schreiben, die er einen Tag vorher von der Einkaufsabteilung bekommt. Die Kommissionierer kommen meistens zwischen sechs und sieben Uhr, da ist für Peter Irsch schon fast die halbe Schicht gelaufen. „Da kommt schon wieder ein LKW mit Ware, ich werde heute nicht mehr fertig“ ruft Peter genervt und fasst sich dabei an den Kopf, der mit einer blauen Mütze bedeckt ist. Markus und die anderen Kommissionierer beachten ihn nicht, denn es ist tagtäglich das gleiche Spiel. Peter steht ständig unter Strom, Markus hat jedoch Verständnis, denn es ist wirklich ein sehr anstrengender Job. Markus nimmt gerade einen 10- Kilo Eimer Champignons, um diesen auf den blauen Rollbehälter zu stellen, als von hinten jemand ruft: „Markus, hoch zum Chef.“ Es ist der Lagerleiter, Fritz Lob, der in die Kühlhalle kommt und nach Markus ruft. „Ich komme,“ ruft Markus zurück. Wenn er zum Chef gerufen wird, kann es sich entweder um etwas Gutes handeln oder es gibt Probleme. Chef ist der Logistikleiter Herr Altmeyer, der seine Mitarbeiter sehr streng führt. Markus geht aus der Kühlhalle in eine große Halle in der andere Mitarbeiter ebenfalls kommissionieren. Er geht eine Metalltreppe hinauf zum Logistikleiter, klopft an der Tür und geht in das Büro. Herr Altmeyer sitzt an seinem Schreibtisch und hält einen grünen Kommissionier- Beleg in den Händen. Markus erkennt diesen als seinen, den er einen Tag vorher kommissionierte hatte. „Ja, Herr Altmeyer, was gibt es?“ möchte Markus wissen. Herr Altmeyer blickt ihn mit seinen dunklen Augen an und erwidert: „Herr Schott, Sie wissen doch wie wichtig uns die Kunden sind? Gerade die Kliniken, die täglich bei uns bestellen, von denen leben wir und Sie als Vorarbeiter sollten für die anderen Kollegen ein Vorbild sein.“ Markus schweigt kurz, überlegt und antwortet: „Ja verstehe. Daher mache nur ich die Kliniken der Knappschaft. War denn etwas falsch?“ Herr Altmeyer petzt seine Lippen zusammen, schaut auf den Beleg und dann wieder zu Markus. „Sie haben keinen Diätjoghurt kommissioniert, sondern normalen Joghurt. Um genau zu sagen, einhundert Platten mit jeweils zwanzig Bechern sind falsch kommissioniert. Der Küchenchef des Klinikums Sulzbach ist außer sich. Er möchte heute noch den richtigen Joghurt. Herr Schott, das geht so nicht. Jetzt muss ich extra einen Fahrer organisieren. Sehen Sie, hier auf Ihren Beleg von gestern, Sie haben die Position mit dem Joghurt noch abgehakt. Warum haben Sie den falschen kommissioniert?“ Markus ist überrascht, schaut sich genau den Beleg an und erinnert sich genau daran. Er ist sich sicher, den richtigen Joghurt auf den Rollbehälter getan zu haben. „Ich warte auf eine Antwort,“ so Herr Altmeyer. Markus blickt ihn peinlich berührt an und erwidert: „Ich kann mir das nicht erklären. Es tut mir leid, ich werde in Zukunft besser darauf achten.“ Herr Altmeyer schüttelt den Kopf, ist sichtlich genervt von dieser Angelegenheit. „Gehen Sie wieder in Ihr Kühlhaus und passen Sie besser auf. Wenn das noch einmal vorkommt…nun ja, im Tiefkühlhaus werden auch immer Leute gebraucht. Verstehen Sie?“ Markus bejaht dies, bekommt ein rotes Gesicht vor Scham und geht schnellen Schrittes aus dem Büro.
Als er wieder im Kühlhaus ankommt, ist sein Gesicht immer noch errötet, dass Peter direkt auffällt, der gerade mehrere Paletten mit neuer Ware annimmt. Markus wendet sich kurz zu ihm und fragt: „Peter, ist dir heute Morgen etwas aufgefallen bei der Lieferung für das Klinikum Sulzbach?“ Peter überlegt kurz, ist jedoch abgelenkt durch den Fahrer, der die Ware anliefert. „Nein Markus, mir ist nichts aufgefallen. Heute Morgen kamen schon über dreißig Paletten mit Ware, ich habe keine Zeit, um noch euch zu kontrollieren,“ gibt er nur zur Antwort und wendet sich wieder dem Fahrer zu. Markus schüttelt den Kopf und geht weiter ins Kühlhaus, an den Stellplatz für den Diätjoghurt. Verwundert stellt er fest, dass die Palette noch über die Hälfte bestückt ist. Er kann sich auch nicht daran erinnern, welchen Joghurt er jetzt kommissionierte. Verärgert geht er an ein Pult, auf dem ein Telefon steht und ein dicker Stapel mit Belegen, weit über hundert. Es sind die Aufträge, die noch heute kommissioniert werden müssen. Und in ein paar Stunden kommen noch weitere Aufträge dazu.
3. Der Schwur
20 Jahre zuvor
Markus geht mit seinen Freunden Tobias, Norman und Carsten durch einen dunkeln Wald, es ist eine stockfinstere Nacht. Norman und Carsten tragen ein kleines Holzboot, dass immer noch nass tropft. „Hoffentlich hat uns niemand gesehen,“ sagt Tobias zu Markus, die an ganz vorne gehen. Markus schüttelt den Kopf und antwortet: „Um diese Zeit ist niemand mehr hier im Wald, in der Nähe des Fischweihers.“ Tobias ist sichtlich nervös. „Und was ist, wenn da noch geangelt wird?“ Markus bleibt plötzlich stehen, blickt zu Tobias, dessen Augen Besorgnis ausstrahlen und erwidert: „Niemand angelt mehr hier und niemand hat uns gesehen, sei jetzt ruhig.“
„Das scheiß Boot ist nicht aus Papier, beeilt euch da vorne mal, oder ihr könnt es mal selber tragen,“ ruft von hinten Norman, der mit Carsten immer noch das nasse Holzboot über ihren Köpfen trägt. Tobias blickt auf den Waldboden und sagt mit zittriger Stimme: „Was haben wir nur getan?“ Bevor er den Satz vollenden kann, spürt er plötzlich einen heftigen Schlag in seinem Gesicht. Einen Schlag, der so heftig ist, dass er nach hinten auf den Waldboden fällt. Seine Lippe blutet. Über ihm steht nun Markus mit ernstem Blick, beugt sich zu ihm hinunter und greift Tobias am Kragen. „Nichts haben wir getan, verstanden? Garnichts. Und ihr beide hört sofort auf zu jammern, noch ein paar Meter, dann sind wir am Auto. Dann könnt ihr das Boot auf dem Anhänger verstauen und wir verschwinden hier.“ Plötzlich hören sie ein Geräusch, dass von der Straße zu kommen scheint. Es ist Musik, die aus einem Autoradio kommt. „Na großartig, da parkt jemand, genau neben unserem Auto,“ sagt Tobias, der dabei mit einem weißen Taschentuch über seine blutige Lippe wischt. Norman und Carsten stellen das Boot neben sich auf den Boden und alle Vier gehen in die Hocke, verstecken sich in der Dunkelheit. Markus erkennt ein Fahrzeug, das direkt neben ihrem Fahrzeug parkt. Im Innern befinden sich zwei Personen, der Fahrer ist ein junger Mann und neben ihm sitzt eine hübsche Frau. „Das ist Nathalie, die wohnt hier in Bau Acht,“ flüstert Markus leise zu den anderen Jungs. Norman kommt etwas nach vorne, direkt neben Markus und schaut ebenfalls zum Fahrzeug. „Du kennst sie?“ Markus bejaht dies. „Sie wohnt schon ewig hier, ich war mal mit ihr zusammen, für eine Woche, dann trennte diese Schlampe sich von mir.“
Die Beiden im Fahrzeug geben sich noch einen leidenschaftlichen Kuss und verabschieden sich voneinander. Nathalie steigt aus, winkt ihrem Freund noch zu und geht in Richtung des Tulpenweges Nummer Acht. Der Freund winkt noch kurz zurück und startet anschließend den Motor. Danach fährt er langsam die Straße hinauf zur Goldenen Au und verschwindet in der Dunkelheit. Nathalie verschwindet ebenfalls im Haus. Nach kurzer Zeit geht in der obersten Wohnung ein Licht in einem Zimmer an. Markus und der Rest warten noch, bis das Licht wieder gelöscht ist. Danach bleiben sie noch weitere Minuten in der Hocke. „Wir müssen noch warten, nicht dass diese Schlampe ans Fenster geht und uns sieht,“ ordnet Markus an. Nach ungefähr zwanzig Minuten erheben sie sich langsam wieder. Carsten und Tobias nehmen das Boot. Langsam gehen sie den Waldweg entlang, der direkt oben auf die Straße führt. „Seid leise. Macht das Boot fest und mach dabei bloß keinen Lärm,“ sagt Markus in einem Befehlston. Nach ein paar Minuten ist das Boot auf dem Anhänger verstaut, Carsten legt noch eine weiße Plane darüber, so das man nicht erkennen kann, was sich darunter befindet. Danach steigen alle in das Fahrzeug, Markus am Steuer. Sie fahren ohne Licht die Straße hinauf auf die Goldene Au Straße. Erst als sie oben auf der Hauptstraße ankommen, macht Markus das Licht an. Im Auto ist es still, nicht einmal das Radio ist an. Keiner sagt etwas über diese Nacht, die nicht zu Ende gehen will.
Nach ungefähr zwei Kilometern kommen sie am Ziel an, das Zuhause von Carsten. Markus schaltet den Motor aus, Tobias wundert sich. „Ich dachte, du fährst uns alle nach Hause, warum machst du den Motor aus?“ möchte Tobias wissen. Markus schaut in den Rückspiegel und antwortet: „Wir trinken noch was bei Carsten und müssen noch etwas klarstellen. Los steigt aus.“ Ohne Widerrede steigen Norman, Tobias und Carsten aus dem Wagen. Carsten geht voran und öffnet die Haustür. Alle vier verschwinden in der Wohnung und hinter ihnen fällt die schwere Tür in das Schloss.
Sie gehen ins Wohnzimmer, das sehr unordentlich aussieht. Überall liegen leere Bierdosen herum und eine aufgerissene Tüte Chips liegt auf der Couch. Überall Chips Reste. Carsten verschwindet kurz und kommt mit vier Schnapsgläsern und einer Flasche Kräuterschnaps zurück. „Schnaps? Markus, du musst uns bitte noch nach Hause fahren,“ wendet sich Norman zu Markus. „Einen Jägermeister. Das geht schon klar,“ gibt Markus als Antwort und niemand mehr kritisiert dies. Carsten schüttet jedem einen Jägermeister ein. Markus steht auf, mit seinem Glas in der rechten Hand. Norman, Tobias und Carsten stehen ebenfalls auf, sie stehen nun in einem Kreis, in der Mitte ein kleiner Holztisch, auf dem eine Pizzaschachtel vom Lieferdienst liegt. Markus erhebt sein Glas und spricht: „Leute, wir dürfen nie über das sprechen, was wir in den letzten Wochen getan haben und vor allem nie über diese Nacht. All das hat nie stattgefunden, sondern nur in unserer Fantasie. Habt ihr Knalltüten das verstanden?“ Norman, Tobias und Carsten blicken sich an, dann zu Markus, der auf eine Antwort wartet. Alle nicken ihm zu, sie erheben die Gläser und trinken den Kräuterschnaps. Danach stellen sie ihre Gläser auf den Tisch und Markus öffnet die Pizzaschachtel. Darin liegt noch ein Stück Salamipizza. Er erkennt keinen Schimmel, nimmt das Stück in die rechte Hand, riecht daran und ohne zu fragen fängt er an das Stück Pizza zu verzehren. Danach verabschieden sich alle von Carsten und verlassen wieder die Wohnung.
Carsten geht an das Fenster und beobachtet, wie seine Freunde in den Wagen steigen und in der Dunkelheit verschwinden.
Er geht ins Badezimmer, zieht seine Kleider aus und stellt sich unter die Dusche. Er möchte nicht nur den Schmutz von seinem Körper entfernen, sondern auch sein Gewissen reinigen. Nie darf er darüber sprechen was sie getan haben, niemand darf es je erfahren. Während das lauwarme Wasser auf seinen Körper niedergeht, denkt er immer an die letzten Wochen. Bilder erscheinen vor seinem geistigen Auge, Bilder des Schreckens. Nie wird er diese Bilder vergessen können. Er setzt sich nun in die Badewanne, das Wasser über ihm. Er nimmt seine Hände, hält sie vor sein Gesicht und fängt an bitterlich zu weinen, wie ein kleines Kind sitzt er in der Badewanne und heult.
4. Monis Bistro
Gegenwart
Markus sitzt am Frühstückstisch, seine Augen überfliegen den Sportteil der Saarbrücker Zeitung. Manja steht hinter ihm und nimmt den Kaffee, der gerade frisch gekocht wurde. Der Tisch ist für drei Personen gedeckt, aber Lea ist immer noch in ihrem Zimmer.