Isegrims Tagebücher - Lilith of Dandelion - E-Book

Isegrims Tagebücher E-Book

Lilith of Dandelion

5,0

Beschreibung

Band 3 der Serie "de Luxe/BDSM"-- Homsarecs sind schön, wild, schmücken sich, tragen Kleidung, wie wir sie von Naturvölkern kennen. Sie sind wehrhaft, fallen nicht in Ohnmacht, sind heiß, sexy, aber leben nicht lange. Dies ist die Tagebuchsammlung von einem von ihnen, Lelo, dem sein Herr, der Doge, den Namen Isegrim gab. Er ist ein junger Herumtreiber, inzwischen ein Schützling des Dogen, der ihm aber weiter Probleme macht. Nun bekommt er plötzlich einen Auftrag vom Dogen. Mit einem Trupp Amazonen soll er in die Hohe Tatra reisen und dort die letzten Kannibalen der Cultura ausfindig machen und festsetzen, damit sie bekehrt werden können. Denn offenbar gibt es einen Zusammenhang des rätselhaften frühen Sterbens ("Fluch") mit ihren schlechten Gewohnheiten. Aber der Auftrag erweist sich als schwierig. Isegrim fällt in die Hände der Rebellen und fühlt sich darin wohler, als es seinem Auftraggeber recht sein kann. Durch seine Tagebücher werden wir unmittelbar Zeugen seiner Freuden und Leiden in einer wilden und fremden Kultur -- innerhalb unserer gewohnten Umgebung. Und wir erfahren nun, was der Grund für den"Fluch" ist.

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Isegrim,

welcher sich nun

wieder Lelo nennen muß,

büßt seine Fehltritte auf der Insel.

Seine Männlichkeit ist geschwächt.

Doch dann müssen die letzten Kannibalen

in den mährischen Wäldern gefunden

& gerettet werden, & Isegrim

kennt sie & weiß, wo

sie leben.

Hier

erkennt Isegrim,

wie er mit seinen wilden Brüdern

wieder seiner wahren Natur nach leben kann.

Ferien auf einem Ponyhof —

oder ist das der Schlüssel

zu Tod & Leben?

& Sieg über

den Fluch?

MMXVI

INHALTSVERZEICHNIS

Ouvertüre

Lelos Inseltagebuch .......... 9.5.-8.10.191

Isegrims Reisetagebuch .......... 15.10.-22.11.191

Isegrims Stadttagebuch .......... 24.11.-22.2.192

Tanguta im ‚Zustand‘ .......... 2.3.-1.4.192

Leiden im Paradies .......... 7.4.-9.7.192

Botschafter des Langen Lebens .......... 10.7.-23.7.192

Das Geheimnis der Höhle .......... 26.7.-21.8.192

Das Kurban .......... 22.8.-3.10.192

Suche nach Sicherheit .......... 4.10-17.10.192

Kampf um alles .......... 19.10.-9.11.192

Isegrim hat einen Knacks ..........30.10.-30.11.192

Das Heilige Koma

Anhang

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Porträt von Isatai, das Petja/Škorec, Perkeles Sohn, darstellt

Lelo fühlt sich ungerecht behandelt

Doktor Mani

Perkele, der Anführer der Bémishen Brieder

Ein wilder Waldbruder bin ich geworden

Pratizaye, nepalesische Kriegerin

Vanessa Brilon-MacIntyre, ehemalige Kanzlerin und jetzt Dogaressa

Mavini hat ganze Arbeit geleistet

Perkele steht vor Gericht

Mato Sapé, der mitreisende Arzt

Lelo in Trauer

Petja/Škorec als Wächter der Höhle

Mehmet Yardim, Josefs Serf

Kachina, der Lehrmeister der jungen Krieger

Der einstige Feind, nun Berater des Dogen und Häftling in Sukent

Ruradix, die neue Chefin der Amazonen

Isegrim hat sich für die Party aufgebrezelt

Lageplan zu Ereignissen in und um Sukent

Stammbaum des aus Usbekistan kommenden Teils der Familie

1 Porträt von Isatai, das Petja/Škorec, Perkeles Sohn, darstellt

Ouvertüre

Heute hat mir Isegrim seine elf Tagebücher gebracht. Eine Tonne Papier, gebunden in schlichter Form, Kladden, karierte Schulhefte, Agenden mit vorgedruckten Kalendarien, in sie hineingeklebt Massen von Zetteln, teils sind es die Rückseiten von Tankquittungen, Bäckerrechnungen und Einholzetteln, das alles liegt nun auf meinem Schreibtisch.

„Ich weiß, du wirst das ordnen können“, sagt er fröhlich. Der Kasper.

„Ach, und du denkst, ich hätte sonst nichts zu tun?“ frage ich ihn.

Er lacht und setzt sich zu mir an den Schreibtisch. Er schiebt mir einen Teebecher hin und nimmt von seinem eigenen einen Schluck. Er hat auch Kekse gebacken.

Unwiderstehlich.

„Ich weiß, daß du zu tun hast“, sagt er, „darum ist dies ein offizieller Auftrag Seiner Exzellenz des Dogen. Denn er findet, daß diese Aufzeichnungen in die Chronik der Stadt aufgenommen und auch veröffentlicht werden sollen.“

Er kaut mit vollen Backen: „Ich finde manches ja auch ganz schön peinlich. Aber ich habe diese Tagebücher von Anfang an offen geführt. Meine Dienstherren, meine Besitzer haben immer hineingeschaut und auch mal was reingekritzelt und meine Texte durchgestrichen.“ Er lacht.

„Wie lange hast du daran geschrieben?“

„Anderthalb Jahre.“

„Donnerwetter.“ Ich schlage hier und da Seiten auf und versuche, von der Größe der Schrift auf die Gesamtmenge zu schließen, „du warst fleißig.“

„Es hilft“, sagt er, und plötzlich überfliegt ein Schleier von Trauer sein Gesicht. Ich verstehe, daß es nicht nur den frechen, lustigen Lelo gibt, der bei allem möglichen Unsinn die Finger im Spiel hat, sondern auch den ernsthaften Isegrim, der Katastrophen und tiefen Kummer durchgemacht hat.

„Das ist etwas ganz anderes als ein ausschließlich privates Tagebuch, das weiß ich“, fährt er fort, „aber ein serf hat keine Geheimnisse. Ein Strafgefangener hat keine. Ein Kaptif hat keine. Ich war alles das. Und der König glaubt, daß es von Nutzen sein wird, wenn jeder es lesen kann, der will.“

Ich schichte die Kladden grade aufeinander und fühle so viel Drama darin. So viel Lust und Schmerz. „Es wird mir eine Ehre sein, das herauszugeben“, sage ich und küsse ihn. Küsse ihn lange. Und fange an, seine ersten Aufzeichnungen zu lesen. Sie beginnen gleich nach dem Großen Reprend, der Rückeroberung unserer Hauptstadt.

(Isatai von den Kranichen, Herausgeber, Weimar, den 19.12.192)

2 Lelo fühlt sich ungerecht behandelt

Lelos Inseltagebuch

9.5.-8.10.191

9. MAI 191

Tarfur, ich habe dich getötet.

Ich soll ein Verbrechen begangen haben? Ich habe meinen Dogen beschützt. Ich habe mein Leben dafür riskiert, bin dahin gegangen, wo die größte Gefahr lauerte, wo der Feind uns erwartete.

Mein Doge liebt mich nicht mehr. Das ist die eigentliche Katastrophe.

Ich bin außerstande, mich über den Sieg zu freuen.

Jubel in der ganzen Stadt. Wie zum Hohn auf mein Unglück.

Heute bin ich auf Torquato angekommen. Ich bin voller Zorn. Noch jetzt, 48 Stunden nach dem Ende des ‚Großen Reprend‘, der Rückholung von Sukent aus der schleichenden Gewalt des „Fortschritts“, zurück in die Hände der Homsarecs und der Cultura, feiern und tanzen sie, während geknickte Rottenfreunde aus ihren Häusern geholt und zu Befragungen gebracht werden. Und wem verdankt ihr das letztlich? Doch dem, der ihren Anführer getötet hat, denn so lange der noch leben würde, hätten sie die Hoffnung gehabt, ihn befreien und die Stadt von neuem erobern zu können. Und wieder leide ich Schmerzen. Nun, wo Joy de Guerre abgeflaut ist, tut mir der Schnitt in der Hand sehr weh. Monatelang hatte ich mit dem rechten Arm zu tun, jetzt ist es die linke Hand. Das war mein Opfer, das ich unserem Krieg gebracht habe! Dankt mir das keiner?

Tanguta ist wieder im Amt. Und er lebt noch. Aber er sieht mich nicht mehr an.

Er hat mir den Namen genommen, den er mir gegeben hat.

Er hat mir die Ohrringe genommen, die er mir geschenkt hat.

Ein kleines Paar Silberohrringe, das ich schon früher hatte, damit gehe ich nun fort.

Er raunte mir zu, ich hätte alles kaputtgemacht.

Anscheinend kratzt es an seinem Renommé, wenn er einen Geliebten hat, der eines Kriegsverbrechens angeklagt ist. Hat er nicht den Mut, zu mir zu stehen?

Das ist so unglaublich bitter, daß ich Tag für Tag in Tränen bin.

Er hat mir eine Liste der Haftbedingungen mitgegeben, ich mußte den Schrieb an Amadux abliefern.

Es ist so erniedrigend. Ich bin wieder der Sklave der Amazonen, allerdings jetzt nicht allen zu Gehorsam verpflichtet, das ist ja schiefgegangen; jetzt hat Amadux, die ich mit „Kommandantin“ und in der höchsten Respektstufe anreden muß, zwei Helferinnen, die mir befehlen dürfen, die eine ist Ruradix, eine noch junge Erynnie, die hat schon bei meiner ersten und öffentlichen Bestrafung mit sadistischer Freude zugesehen und sich auch zu dieser Freude bekannt. Die andere ist erträglich, weil sie keine geborene Frau ist, sondern unter der Tunika ein Kerl. Das ist Purix, und mit der komme ich sehr gut aus, und sie teilt das Schlimmste mit mir. Ich muß nämlich den Tee trinken, der mir 90% meiner Männlichkeit nimmt — zum Glück nur, solange ich den Tee trinke —, und Purix trinkt ihn freiwillig, weil in ihr die Seele einer Frau lebt. Sagt sie. Aber irgendwie sehe ich sie doch als Kerl.

Das hat mein Herr, mein geliebter Doge über mich verfügt, mindestens über die Zeit vor dem Verfahren, also maximal drei Monate, dann sehen wir weiter.

10. MAI

Wir haben so ein wenig meinen Geburtstag nachgeholt. Ich wollte es erst nicht. Ich stecke mitten in einer Katastrophe, was gibt es da zu feiern? Aber dann hatten sie mir den Tisch gedeckt, Kerzen, Blumen, Kuchen, ein ganz klein wenig Papavers, etwas Schokolade und ein Buch über japanische Kleinskulpturen. Das waren genau solche Dinge, wie ich sie früher gestohlen habe. Als ich noch in Häuser einstieg. Und dann stand das da alles, Päonien. Rosarote Päonien. Da habe ich geweint. Purix hatte das alles zusammengestellt, die Transfrau, deren erster Kontakt mit mir eine Backpfeife war, die sie mir gab.

Das war an dem Tag, als ich das Versuchswölfchen für die Amazonen-Schülerinnen war. Das war das erste Mal, wo sich endlich mal Leute um mich geschart haben und mich in den Mittelpunkt gestellt haben, ohne mich ficken zu wollen. Ja, weiß ich nicht, aber das war nicht das Anliegen. Da war diese gescheite, fürsorgliche Frau, die kleine alte Amazone, in deren Hand ich auch jetzt bin, dann alle diese Junghühner um mich herum, und auf einmal fühlte ich die Wärme dieser Gemeinschaft und wünschte mir, ich gehörte dazu. Das hätte ich bekommen können, hätte nicht Bekanntschaft mit Schlangengift machen müssen.

Ich habe damals meine Chance verpaßt. Warum? Stolz, Wut, Mißtrauen.

Ich habe das Büchlein angeschaut und als Kostbarstes in der Hand gehalten, was man mir je gab.

Ja, solche Sachen möchte ich schnitzen, Madame Amadux hat das sicher ausgesucht. Und gleich drauf kam der Wunsch, mein Herr wäre hier.

Es reißt mich kaputt.

12. MAI

Langsam komme ich zur Besinnung. Meine Hand tut noch weh, Mato Sapé kommt regelmäßig einmal die Woche auf die Insel, nimmt sich der verstauchten Knöchel, der Kopf- und Bauchschmerzen der jungen Amazonen an und überprüft die Heilung meiner Hand. Und auch, ob ich langsam wieder vernünftig werde. Ich glaube immer noch, ich war nie vernünftiger als in der Nacht des Großen Reprend, als wir uns unsere Stadt wiedereroberten. Als ich hoch in Joy war, auf dem Platz, wo der Kampf tobte, da wußte ich auf einmal: ‚Es geht um die Stadt des Wassers. Haltet die Stadt des Wassers.‘ Das ist die Bedeutung des Namens „Sukent“. Ich weiß nicht, wer das sagte, war es der König? War der nicht mit anderen Dingen beschäftigt? Es ging mir nicht aus dem Kopf; und es schien mir auch logisch, dass eine Rasse, die im Feuer stirbt, im Wasser ihre Rettung sieht.

20. MAI

Purix versteht mich einfach. Purix hat mich mit ihrer ruhigen Freundlichkeit über die ersten Wochen gebracht, über die Zeit, in der ich so verzweifelt war, daß ich mich vom Campanile hätte stürzen mögen. Ging nicht, weil ich nicht in die Stadt Sukent fahren durfte? Kein Problem. Auch Torquato hat einen Campanile.

Viel arbeiten konnte ich ja nicht, ich tat halt, was ich konnte, und die rechte Hand, die alle die Monate meine unbrauchbare, dann meine schlechte, endlich doch die verkrampfte und ungeschickte Hand war, muß jetzt die meiste Arbeit machen, und eigentlich tut ihr das gut, man muß es halt machen, und das trainiert. Jetzt entwickle ich Schonhaltungen für die linke Hand, das darf auch nicht so bleiben.

Von allen Tätigkeiten, die mit Waschen zu tun haben, bin ich befreit. Und auch die anderen sind schwierig. Mit der Rechten kann ich zwar Gemüse schneiden, aber mit der bandagierten Hand kann ich es nicht halten. Handicap. Ich weiß, was das ist.

Ich mache jetzt ganz andere Dinge, die sonst liegenbleiben. Die Personaldateien und Trainingspläne der Rekrutinnen auf neuen Stand bringen. Wenn Amadux auch im Büro ist, darf ich an den Computer, und sie sieht mir dauernd auf die Finger. Ins Internet darf ich nicht. Sie zieht das Kabel raus, wenn ich da bin.

Früher habe ich das Internet benutzt, um Häuser zu finden, in die ich einsteigen kann. Damals wohnte ich in der Kommune auf Vetraria und war meistens allein, hatte auch nicht so richtig einen Meister. Drei der Kommunarden schliefen im Wechsel mit mir. Und hatten Sex mit mir — ja, liebe Cro-Leser, bei uns ist das was Verschiedenes!

Und ich war den ganzen Tag ohne Aufsicht.

Ich suchte Urlaubsankündigungen im Portal „Itsmi“, dann die Adresse ausbaldovern, alles nicht so schwer. Und ich bin nur einmal dabei geschnappt worden, nämlich bei meiner Tante.

Eigentlich müßte ich das alles wieder gutmachen. Aber wie? Noch einmal überall da einsteigen, wo ich es schon einmal getan habe, und Papavers, Schokolade, Kerzen, Obst und Seife hinlegen? Denn das war es, was ich damals entwendet habe.

5. JUNI

Heute war die Versammlung, ich sah meinen Herrn, er schaute an mir vorbei und über mich hinweg. Ich weiß nicht, wie ich das überlebt habe. Er stellte erniedrigende Fragen über mich, richtete sich nicht an mich. Kein Lächeln war zu sehen. Fast einen Monat nach dem Eine-Nacht-Krieg ist ihm keine Freude anzumerken. Er war fast ein wenig schroff, wenn auch auch tadellos höflich zur Kommandantin und dem Amazonen-Vorstand. Wenn Purix mir nicht beigestanden hätte, als alle weg waren, ich glaube, ich hätte mir was anzutun versucht.

Meine Hand heilt ganz gut. Purix leckt sie manchmal. Glücklicherweise ist alles beweglich geblieben. Und der rechte Arm macht Tag für Tag ein bißchen besser mit. Trotzdem bin ich gehandicapt. Ich bin nicht hundertprozentig bei Kräften, der Tee trägt dazu bei, und meine Geschicklichkeit mit den Händen ist auch noch nicht wieder ganz da. Ich muß mich sehr zusammenreißen. Ich könnte den ganzen Tag heulen. Aber ich darf es nicht. Vielleicht macht mich der Tee auch noch rührselig und selbstmitleidig. Das hätte grade noch gefehlt.

26. JUNI 191

Es ist heiß. Kaum auszuhalten. Wir duschen alle Stunde. Trotzdem leiden wir. Ich schlafe kaum. Das Warten auf den Prozeß ist quälend.

War meine Urteilskraft vermindert?

Wahrscheinlich. Sie haben mir auf der Überfahrt diesen anderen Tee gegeben, den Kriegstee; sie haben mir nicht gesagt, was das war, sie gingen wohl davon aus, ich wüßte es. Sie tranken ihn schweigend. Eine heilige Handlung schien es zu sein, so kam es mir vor. Das hätte mir sagen können, daß es etwas Besonderes war. Aber trinken wir nicht alle und dauernd Tee und halten dabei inne und werden feierlich? Ist das nicht einfach unsere Art?

Fliegenpilz. Woher hätte ich wissen sollen, daß es Fliegenpilz war?

Natürlich wußte ich von dem Vorfall in der Tischbeinstraße, als die männlichen Wachen über die weiblichen hergefallen sind. Denn auch da war ja diese Droge im Spiel. Krasnov-Gurian hat sie auf diese Idee gebracht, und wir haben damals noch nicht erfahren, was er sich dabei gedacht hat. Wir erfuhren es erst später. Er wollte uns wieder zu Beserkern machen, damit wir uns endlich wehren, damit wir wieder Krieger werden, wie wir es einst waren.

Das ist ihm geglückt. Auch bei mir. Ich war noch nie ein Krieger, plötzlich war ich es. Und das soll jetzt auf einmal falsch sein?

Meine Hoffnung ist, daß meine Tat bis zum Prozeß in spätestens 6 Wochen anders bewertet wird. Daß sie gesehen wird als meinen Versuch, uns von diesem Feind zu befreien.

Ich habe das Messer bei der Schneide gepackt. Er hielt es mir an den Hals, aber das kann man mit Unsereinem nicht machen. Ich wußte, daß ich damit einen großen Schmerz riskiere, aber so konnte ich in Joy de Guerre kommen, das war mir klar. Und dann war es nicht so schlimm, wie ich gedacht hatte. Es war nicht so schlimm wie die Schmerzen, die ich im Arm hatte, als mir der neue Nerv wuchs. Das war nach dem Schwarzen Pfeil, der mich von der Kletterpartie holte, ihr habt es gelesen.

Wir brauchen den Schmerz, um in den Rausch des Kriegers zu kommen. Mein Herr und sein Freund Isatai haben Kriegerküsse getauscht, um das zu erreichen, ich sah meinen Herrn Tanguta, ihm klebte Blut auf Brust und Schultern, das von seinem Ohrläppchen geflossen war, das war Isatais Kuß, und der wiederum hatte einen Biß in der Wange, das erfuhr ich später. Es war mir, als würde ein feiner dünner Pfeil in meinen Bauch treffen, als ich das sah, ein Schmerz und eine Geilheit — verrückterweise. Und ich wollte bei ihm sein, als ich das sah, mit ihm, für ihn, um ihn herum, und ich wußte, das ist die Gemeinschaft der Krieger, in die man nur mit Blut eintreten kann. Darum griff ich nach dem Messer.

Mir geschieht Unrecht, wenn man mich dafür verurteilt und bestraft! Sie sagen, es ist widerlich, das zu verherrlichen, wie ich es tue, Amadux hat mich dafür zusammengeschissen, sie sagt, ich hätte die Pflicht, um den einzigen Toten dieses Krieges zu trauern, anstatt zu triumphieren. Die spinnt doch.

Ich muß dieses Tagebuch führen. Mein Herr hat es mir auferlegt, und die Kommandantin darf es lesen. Der Tee, den mein Herr angeordnet hat, wird von Purix für mich aufge brüht, damit ich nicht schummeln kann, und sie oder Ruradix oder Amadux beaufsichtigen mich beim Trinken. Es ist so demütigend! Als wäre dieser Dämpfer nicht schon demütigend genug.

Einmal im Monat darf ich ihn drei Tage lang weglassen. Sie werden ein „Spezialtraining“ mit mir machen. Es wird dazu dienen, daß ich lerne, mit Schmerz umzugehen, mehr noch: Amadux — Pardon, die Madame Kommandantin — hat mir erklärt, daß ich in Joy de Pain kommen soll und dann die Kontrolle behalten, die mir in Joy de Guerre entglitten ist. Diese beiden Geisteszustände seien wie Schwestern, eine kleine und eine große, hat Purix gesagt, und ich solle keine Angst haben — habe ich aber trotzdem —, ich würde ein ganz neues Gefühl erleben.

Ich kann mir nicht vorstellen, wie Schmerz ein neues Gefühl hervorbringen soll.

Von Schmerzen habe ich wirklich die Nase voll, seit ich die Sache mit dem Pfeil im Arm hatte. Keine Pause, keinen Schlaf, kein Schmerzmittel hat funktioniert. Es war der reine Horror. Ich habe wohl noch ein Trauma nachbehalten.

Wenn ich in der Lage wäre, in Joy de Pain zu kommen, dann wäre mir das damals bei der Bestrafung durch Salix schon gelungen. Ich hatte Stunden Zeit, und Zeit ist es ja wohl, was man braucht. Oder ist es die Intensität des Schmerzes? Dann müßte es ja schlimmer sein als der Schnitt in die Hand, als ich das Messer von meinem Hals wegzog. Na, besten Dank, das muß ich nicht noch mal haben.

28. JUNI 191

Gottseidank, es regnet und ist ein wenig abgekühlt. Ein mächtiges Gewitter zog über uns hinweg, und es hat zweimal in den Campanile eingeschlagen. Nun hat der ja einen Blitzableiter. Aber es hat geknallt! Und von meinem Fenster aus konnte ich sehen, wie die strahlende Schlange am Turm entlangfuhr, mir schien, sie stiege auf, eher, als daß sie von den Wolken herabkäme. Als es vorbei war, brachte mich Purix zur Fähre, denn ich hatte einen Termin bei dem Ehrenwerten Chefarzt Kunkamanito.

Auf der Fahrt dachte ich daran, wie er mich untersucht hatte, nachdem ich Hopi als Geisel genommen hatte. Sie wollten wissen, ob ich verrückt sei. So deutlich sage nur ich es. Aber sie dachten das. Es ging aus dem hervor, was der Doktor nachher verneinte. Was war denn mit mir losgewesen, als ich Hopi in Geiselhaft nahm? Hätte ich ihn wirklich verschleppt, um mir freien Abzug zu verschaffen?

Und dann? In die Hohe Tatra zu den Bémishen Briedern? Das ist so eine kleine Geheimsekte, die machen die Banketts im Alten Stil noch immer. Das hätte geheißen, nie mehr nach Sukent zurückzukehren. Meine große Liebe nie mehr zu sehen. Und noch vielleicht 18 Jahre zu leben. Was für ein Blödsinn. Wie konnte ich nur?

Noch immer hadere ich mit der Art, wie mich mein Doge ignoriert. Ein freundliches Wort würde mich glücklich machen, ein Wort der Anerkennung…

Aber ich hatte inzwischen verstanden, daß er das nicht tun konnte. Er stand in einer riesigen Verantwortung. Ich hörte, er hätte nie so hart gearbeitet wie in den Wochen nach dem Großen Reprend. Er soll sein Büro jeden Tag um sieben betreten und um sieben — also um neunzehn Uhr — wieder verlassen haben, sieben Tage die Woche. Und Vanessa, die Dogaressa? Sie hat ihm geholfen, wo sie konnte, ist ja mit Regierungsarbeit vertraut, mußte sich natürlich auf die andersartigen Gesetze der Cultura umstellen.

Direkter Kontakt mit mir, dem Kriegsverbrecher in U-Haft, würde ihm Schaden zufügen, das hatte ich nun begriffen. Man konnte ihm vorwerfen, wenn er sich mit mir im geringsten gemein machte. Ich war kein Umgang für ihn.

Ich verstand.

Ich schwieg.

Ich diente.

Ich senkte meinen Blick.

Wenn er etwas verlangte — ein Glas Wasser, einen Sonnenschutz vor dem Fenster, mehr Schreibpapier —, stand ich bereit, um ihm diese Wünsche zu erfüllen.

Er verzog keine Miene. Behandelte mich wie ein Serf, das er nie zuvor gesehen hätte. Aber seine Stimme war sanft, fast zärtlich.

„Ein Glas Wasser!“

Ich reichte es ihm kniend, den Kopf gesenkt. Einen kurzen Moment streifte sein Finger meine Hand. Einen kurzen Moment fühlte ich seine Elektrizität. Ich flüchtete in die Küche und brach wieder zusammen. Aber es war nicht so schlimm wie beim ersten Mal. Ich faßte mich und spülte mein Gesicht und kehrte in den Speisesaal zurück, um keine Sekunde seiner Anwesenheit zu verpassen.

An diesem Abend schrieb ich meinem Herrn ein Fax und bat ihn, mich weiter untersuchen zu lassen, was mit mir los sei. Jetzt sah ich auch, daß ich mich unkontrolliert und blödsinnig verhalten hatte. Fünf Wochen Ruhe und Regelmäßigkeit, fünf Wochen täglicher Rationen des Tees haben etwas verändert. Die Trennung wurde mir leichter, meine Rebellion schwächer, meine Einsicht nahm zu.

Mein Herr antwortete sehr sachlich. Er befürworte weitere Untersuchungen, habe eine Reihe von Gesprächen mit dem Chefarzt erwirkt, und der Sekretär teile mir unten die sechs Termine mit. Und unter diesen Zeilen sah ich Khorasans Handschrift. Die ersten vier Tests würden im Juli, also vor dem Gerichtstermin, stattfinden, sodaß ich mit einem Gutachten vor dem Gericht erscheinen konnte. Und den Anfang macht dieser erste Termin heute.

SPÄTER

Viel hat sich noch nicht ergeben. Ich mußte ein paar Proben abgeben, Blut, Urin; ich habe einen Fragebogen ausgefüllt und wurde nur von den Assistentinnen versorgt. Den Doktor habe ich heute gar nicht zu sehen bekommen. Ein Gespräch — auf das ich irgendwie auch hoffe — soll es beim nächsten Mal geben.

2. JULI 191

In den frühen Morgenstunden vor diesem Termin führte mich Ruradix in Handschellen zur Fähre und schiffte sich mit mir ein. Sie brachte mich zum Hospital und lieferte mich bei Kunkamanitos Assistentin ab, die mich in einem gesonderten Wartezimmer einschloß. Das war leider Vorschrift. Meine Hoffnung auf ein wenig Abwechslung und Bekanntschaft mit anderen Leuten als dem Inselvolk zerschlug sich somit. Noch einmal nahmen sie mir Proben ab. Ich mußte nicht mehr lange warten, dann wurde ich zum Doktor hereingeholt, der mich musterte und mich auf den Stuhl vor sich bat. Er fragte mich: „Wie geht es dir jetzt?“ Die Frage verwirrte mich ein wenig, ich wollte wissen, in welcher Hinsicht, er ließ mich aber einfach erzählen. Prioritäten solle ich selber setzen.

Traurigkeit. Ja, das ist meine Priorität. Ich leide so sehr unter der Trennung, daß ich Kissen umarme. Es ist mir vor mir selber peinlich.

„Sexuelle Wünsche?“

Ach, da wir grade bei ‚peinlich‘ sind…

„Kaum“, entgegnete ich.

„Es ist also vor allem die Sehnsucht nach Liebe?“

„Nein, die Sehnsucht nach Tanguta und Vanessa“, meine Stimme wurde schon wieder brüchig.

Er lächelte und machte sich Notizen.

„Du trinkst den Tee? Wie ist es mit der Sexualfunktion? Gibt es da Aktivität? — Erlaubst du?“

Er zog mir die Tunika hoch und stimulierte mich ein wenig. Es wirkte nicht.

Ich fühlte mich erniedrigt.

Und dann fragte er mich auch noch, ob sich da überhaupt was tut.

Himmelherrgott! Doktor!

„Nein“, sagte ich, und es kostete mich Überwindung.

„Fehlt es dir?“

„Nicht so sehr, wie ich dachte.“

„Du warst vorhin auch zum Wiegen…“

„Ja, ich habe ein Kilo zugenommen. Das geht so nicht weiter.“

Er lachte.

„Blut und Urin hat das Labor schon bekommen?“

„Ja, Herr.“

„Im Wartezimmer steht ein Frühstück für dich bereit, hinterher machen wir weiter.“

Nach dieser Pause kamen ein paar Fragebögen, die ich ausfüllen mußte, die kannte ich schon zum Teil und fragte die Assistentin, warum ich die gleichen noch einmal machen mußte. Sie sagte, damit man die Aussagen von damals mit den heutigen vergleichen kann.

„Aber wenn ich schummele?“

„Das wäre schön dumm, schließlich geht es um deine Beurteilung, und wenn die nicht ehrlich ist, kann man dir nicht helfen.“

Schon wieder ‚dumm‘.

Muß mich damit wohl abfinden, daß sie es so sehen. Aber mit meiner Dummheit darf ich mich nicht abfinden, sondern muß dazulernen.

Es ist nun auch schon wieder Wochen her, daß ich meinen Herrn gesehen habe. Ich erzähle Doktor Mani, wie sie Kunkamanito hier nennen, von dem Wiedersehen und wie ich es empfunden hatte. Das erste Mal, wenige Tage nach der Katastrophe, oder, wie die anderen sagen, nach dem Sieg, richtete Seine Exzellenz weder das Wort an mich, noch sah er mich an. Er befragte meine Betreuer über mich, ob ich brav sei, er sprach im Neutrum von mir, „das serf“, sagte er, und was für viele von uns eine liebevolle Erniedrigung war, das traf mich wie ein Stein am Kopf, weil er es distanziert meinte und sich distanziert verhielt. Ich stand nur zwei Meter entfernt von ihm, als er aß, und durfte ihm das Essen nicht selber reichen. Er winkte mir, ich solle mich hinknien, und sah mich dabei nicht an und sprach nicht mit mir. Es tat so weh, so weh! Er fragte Amadux: „Trinkt es seinen Tee?“ Es brach mir das Herz! Ich weinte tagelang danach. Nur Purix fing mich auf.

Und während ich es dem Doc erzählte, liefen mir die Tränen runter, und ich konnte kaum sprechen. Er gab mir ein Tuch und ein Getränk, es war kühler Ingwertee mit Honig, ließ mich mein Gesicht kalt abwaschen, dann nahm er mich in den Arm, lehnte meinen Kopf an seinen und forderte mich auf, von dem zweiten Treffen zu sprechen. Das war ein wenig leichter, weil er mich unterstützte. Auch beim zweiten Treffen, so erzählte ich, sprach mich mein Herr nicht an und schenkte mir keinen Blick.

„Aber er ist immer noch dein Herr!“ gab mir der Doktor zu bedenken, „er hat dein Serfdom nicht aufgekündigt! Jeder andere in seiner Lage hätte das getan. Er wird von der Novosti auch schon jeden Tag angegriffen. Bislang nur in den Glossen, aber…“

Er stockte und sagte, er müsse sich nun anderen Patienten widmen.

Bevor ich ging, nahm er mich in die Arme, küßte mich auf die Wange und strich mir übers Haar. Wie einem Kind! Ich bin der Sklave eines guten Freundes von ihm, bin ich damit sowas wie ein Kind? Es war mir egal, es tat gut.

9. JULI

Die heutige Sitzung begann damit, daß wir über die Auswertung meiner Fragebögen sprachen. Hier hätte sich viel getan, sagte er. Meine passiv-aggressive Ablehnung der Autoritäten hätte sich ein gutes Stück weit aufgelöst. Aha?! Das heißt? Damals hätte ich alle Vertreter der Stadt Sukent außer Seiner Exzellenz als feindliche Kräfte betrachtet, die zwischen mir und meiner Freiheit, meinem Glück, meinem Genuß ständen. Ja, so schrieb er es, ich konnte es mir merken, weil ich einen Brief an Amadux mitbekommen habe, den ich auf der Überfahrt lesen konnte, was ich nicht sollte, aber meine Bewacherin ist anscheinend in den Fährkapitän verliebt und hat beim Zwischenhalt auf Giardino mit ihm geflirtet, ich hätte bequem entkommen können, das sagte ich ihr unter vier Augen, sie erschrak und versprach Besserung, und für mein Schweigen mußte sie mir Einblick in das Schriftstück gewähren.

Passiv-aggressiv. Und jetzt? Ich sei glücklicherweise zu den Wertmaßstäben der Gesellschaft zurückgekehrt und bereit, für meine Wiedereingliederung zu kooperieren.

Autsch. Peinlich. Eine Unterwerfung, zu der ich noch vor kurzer Zeit nicht bereit gewesen wäre.

Außerdem haben wir in der heutigen Sitzung einen Muskelspannungstest gemacht und er hat die Funktion meiner Augen überprüft inklusive Test auf Grünen Star und erneut Blutdruckmessungen.

Anscheinend bin ich aber nicht ernsthaft gestört. Ich lese Mani. Aber da ist etwas, das läßt er mich nicht lesen. Wir sprachen noch einmal über die Nacht des Reprend und die Rolle, die ich darin gespielt hatte. Was hatte mich veranlaßt, ins Messer zu greifen, als der Austausch doch schon im Gange war? Ich wurde zwar bedroht, aber der Mann, der mich festhielt, stand auch im Visier unserer Bogenschützinnen. Stattdessen verletzte ich mich bewußt.

„Um in Joy de Guerre zu kommen?“ fragte mich der Doktor. Ich nickte. Wir trennten uns mit dem Vorsatz, mein Verhalten noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Und wieder umarmte er mich, bevor ich ging.

10. JULI

Nachtrag zu gestern. Die Amazone, die mich gestern begleitet hat, ist aufgeflogen, weil meine Kommandantin im Tagebuch gelesen hat, ich hatte vergessen, daß sie das ja gelegentlich tut. Nun hat Bifrax einen Einlauf kassiert, das wird sie mir wahrscheinlich heimzahlen.

17. JULI

Heute hat mir Doktor Mani eine Seite aus einer Mail gezeigt, die ihm mein Herr geschickt hat.

„…Auch nach der Tat war er nicht zu bändigen. Ich versuchte, ihn zur Ruhe zu bringen, indem ich ihn in die Arme nahm. Ich wollte ihn daran hindern, noch mehr anzurichten. Er riß sich los und rannte noch ein paarmal um den Hof, indem er sich mit den blutigen Händen auf die Brust klatschte. Er tat den Kriegsschrei, obwohl nun alles vorbei war, dann fiel er zu Boden und leckte seine Hand. Meiner Einschätzung nach war er hoch in einem unkontrollierten Joy de Guerre…“

Ich ließ das Fax mit zitternder Hand sinken. Meine rechte Hand war noch immer ein wenig fragil, wenn sie mir auch meistens gehorchte.

„Hast du Erinnerungen an diese Momente?“

„Ja. Ziemlich deutlich.“

„Was das deine erste Erfahrung mit Joy de Guerre?“

„Ja, Herr.“

„Und wußtest du selber, daß du in Joy de Guerre warst?“

„Ja, das wußte ich, und ich wollte es auch. Ich habe es bewußt herbeigeführt, damit ich kämpfen konnte wie die anderen.“

„Warum?“

Ich mußte ein bißchen lachen über diese Frage.

Aber dann fand ich sie ganz berechtigt.

„Ich wollte meinen Herrn den Dogen beschützen.“

„War dir klar, daß du Tarfur tötetest, während du es tatest?“

„Ja.“

„Wolltest du es tun? Oder war es, als würde ein anderer handeln?“

„Nein, ich war es schon. Und ja, das wollte ich, aber jetzt würde ich das nicht mehr tun.“

Er schien mit der Antwort zufrieden zu sein. Ich sah ihn genau an. War da etwas wie Erleichterung in seinem Ausdruck?

„Sie haben angenommen, ich könnte verrückt sein, nicht wahr?“ sagte ich ihm auf den Kopf zu.

„Definiere ‚verrückt‘!“ war seine kurze Antwort.

„Wenn ich keine Kontrolle über mein Tun hätte. Oder wenn ich jetzt noch glauben würde, ich hätte richtig gehandelt.“

Er schaute mich stumm an, ich wurde schon unsicher.

„Das glaubst du jetzt nicht mehr?“

Ich senkte den Kopf.

„Ich hätte meinem Herrn vertrauen müssen.“

„Du wolltest ihn schützen.“

„Ja.“

„Du glaubtest, du kannst das.“

„Ich wollte das Wenige tun, das ich vielleicht tun konnte. Wie wenig auch immer. Aber wie kann es sein, daß ich jetzt so anders denke als damals?“

„Das kommt von den chemischen Veränderungen, die sich jetzt auf dein Gehirn auswirken, das ist ein Entgiftungsprozeß.“

„Ich war also vergiftet? Das ist ja gruselig.“

„Wie hast du die Welt gesehen, als du in dieser Nacht unterwegs warst? Und weißt du inzwischen, was du eingenommen hattest?“

„Ja, Fliegenpilz, aber es war noch mehr dabei, ich weiß, ich habe früher schon Fliegenpilz genommen, er hat mir aber nicht solche Momente geschenkt.“

Mani schmunzelte etwas über meine Ausdrucksweise.

„Wie ich die Welt sah… Sehr dunkel, und die ganze Zeit flossen rote, grüne und violette Wolken durch mein Sehfeld.“

„Kannst du dir das erklären?“

„Nein, Herr.“

„Das ist ein Anzeichen für Fieber. Du hattest offenbar eine gefährlich hohe Temperatur. Sie war immer noch arg hoch, als deine Hand operiert wurde.“

„Also eine Art ‚Zustand‘.“

Ich sprach es scheinbar gefaßt aus, aber innerlich zitterte ich.

„Ja, du warst von Prionen überschwemmt, die von Joy losgetreten worden waren. Und vom Fliegenpilz. Es war gefährlich für dich selber, was du da gemacht hast, nicht nur für andere.“

„Prionen?“

„Giftige Eiweiße.“

„Aber woher…?“

„Baby, woher?“ Er kam mir nah und schaute mich mit leicht schiefgelegtem Kopf an, „von deinem jüngsten Bankett, woher sonst?“

Ich erschrak. „Aber das ist Monate her!“

„Diese Substanzen lagern sich ein und warten auf ihre Stunde.“

„Und was kann man tun, damit das nicht wieder…“ fragte ich stockend, „reicht es nicht, mich stark abzukühlen?“

„Abkühlen, ja — aber vorsichtig. Der ganze Organismus ist auf die Hitze eingestellt, das dürfen wir nicht aus dem Gleichgewicht bringen“, sagte er, „die Calor Sauvage hat ja auch ihren Nutzen. Das ist auch die Erklärung, warum wir diese Hitze haben, unser System reagiert auf die gefährlichen Prionen aus menschlichem Gehirn, das wir früher aßen, und wenn wir es nicht schaffen, den Prozeß zu bremsen, dann wird die Hitze tödlich. Und eine nicht ganz erforschte Rolle in diesem gefährlichen Prozeß spielen Testosteron und andere männliche Hormone.“

„Was kann man also tun?“ fragte ich, schon halb in Panik.

Seine tiefliegenden Feenaugen fixierten mich.

„Dich neutern“, sagte er und richtete sich wieder auf.

Verdammt! Also verdanke ich dieser Kur auch etwas Gutes?

„Sex oder Leben?“ brachte ich es auf den Punkt, und meine Stimme versagte, „sterbe ich bald?“

Er nahm meine Hände in seine und zog mich wieder etwas näher zu sich.

„Unsinn. Wir haben dich aus der Gefahrenzone geholt. Es war die Idee deines Herrn, und ich finde, er hat damit großartige Instinkte bewiesen.“

Er stand auf und schaute einen Moment aus dem Fenster hinunter zum geschäftigen Kanal. Dann drehte er sich wieder zu mir.

„Unser aller Feind, unser gefährlichster Feind ist die Angst“, sagte er, „du sollst keine Angst haben. Ich habe wirklich größere Kannibalen als dich unter meinen Patienten. Wir erkennen jetzt die Zusammenhänge, und wir haben Mittel. Vertraue, verhalte dich diszipliniert, lebe ein regelmäßiges Leben, schlaf so viel du kannst, trink viel Wasser, iß tüchtig und zu festen Zeiten. Und mach dir keine Sorgen. Versprichst du mir das?“

Er zog mich wieder zu sich und legte mir den einen Arm um die Schulter, mit der anderen fand er meine Hand und hob sie, als sollte ich schwören. Ich lachte und versprach es.

24. JULI

In der Woche danach dachte ich viel nach über das, was wir gesprochen hatten. Ich dachte auch darüber nach, ob mein Herr lange leben würde, denn er war ja schon weit über Vierzig, früher wäre das eine Sensation gewesen. Danach fragte ich meinen Doktor in der nächsten Sitzung. Er sagte, Seine Exzellenz sei nur ein sehr kleiner Kannibale gewesen, mehr als ein Ausrutscher war da nicht, und mehr als eine Linie wäre nicht dabei herausgekommen, wie ich ja wüßte.

Ja, ich kannte diese kleinen, feinen Striche, die man bei ihm auf den ersten Blick gar nicht sah.

3 Doktor Mani

Und er wolle, nun, da der Krieg gewonnen und die kostbaren Forschungsergebnisse gesichert seien, noch mehr Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten in Sukent zusammenbringen und ein internationales Forschungszentrum für die Erkenntnisse über unseren Fluch gründen.

Und wie lange es dauern werde, bis ich entgiftet sei, wollte ich wissen.

„Du mußt Geduld haben. Wenn wir nicht noch ein NuRiCa machen, wenn du aber regelmäßig deinen Tee trinkst, wird es so zwei Jahre dauern, bis wir keine dieser schädlichen Prionen nachweisen können.“

„Zwei Jahre…“

Nun aber nahm er mich noch mal mit in ein Untersuchungszimmer in einem anderen Teil des Hospitals und machte noch ein Röntgenbild von der verletzten Hand. Der Heilungsprozeß war abgeschlossen, aber ich würde noch Krankengymnastik brauchen. Und da sollten beide Arme, beide Hände in Harmonie gebracht werden. Und dazu schickte er mich zu… richtig geraten, zu seiner Mama, zu Madame Heathea, die in Teilzeit in der orthopädischen Abteilung arbeitet. Er zeigte mir auch die Ergebnisse der Blutuntersuchung, die Konzentration der Prionen war laufend gesunken, und ebenso war es mit dem Urin, die Eiweiß-Spuren wurden weniger. Und der Tee schlug an wie gewünscht.

Er gab mir ein Paket davon mit vielsagendem Blick. Vorräte, nicht nur für mich. Aber dieses Mal nahm ich den Karton nicht mit Widerwillen und Verachtung an wie früher, sondern mit einem vagen Gefühl von Dankbarkeit.

Jetzt bereitet mich Tante Nox auf den Prozeß vor. Sie kommt jeden Tag nach Torquato, wir setzen uns in den Seminarraum, sie befragt mich und schreibt alles auf, und ich muß in der Zeit nicht arbeiten. Ein komisches Gefühl ist das, wenn ich aus der Küche das Klappern von Geschirr höre und muß nicht aufspringen und hinlaufen und es einräumen. Aber jetzt ist Goldi da und entlastet mich. Goldi hat mir damals schlafen helfen, als ich vor Schmerzen nicht zur Ruhe kam. Jetzt zeige ich ihm alles, die Obstbäume im Garten, die Vorräte von Eingemachtem im Keller. Die Kirschen haben wir fertig, jetzt sind die Zwetschgen dran. Zusammen mit Sarasvati koche ich Zwetschgenmus ein. Vor allem die Amazonen aus nördlichen Ländern lieben das.

Goldi ist auch einer, der sich weiblich fühlt. Wahrscheinlich hat Josef ihn deshalb hierher geschickt. Hier kann er die männlichen Tugenden der Damen Amazonen bewundern. Kann sich mit Purix darüber unterhalten, wie man im ‚falschen‘ Körper lebt. Und wie man damit lebt, wenn es nicht möglich ist, sich operieren zu lassen.

Und er kann sich mit eigenen Augen ansehen, wie albern und nervig die Frauen meistens sind. Finde ich.

4. AUGUST 191

Das Verfahren ist vorbei. Ich bin wieder auf Torquato. Drei Tage lang habe ich unter der Aufsicht von Amazonen bei Tante Nox gewohnt. Sie hat mich vor Gericht vertreten. Sie war großartig. Wenn sie sich von Anfang an, also seit meiner Kindheit oder wenigstens seit Papas Tod, um mich gekümmert hätte, was wäre dann aus mir geworden? Hätte ich auf der Anklagebank sitzen müssen oder hätte ich ein Verteidiger werden können, der Beschuldigte raushaut, so wie sie es mit mir gemacht hat? Nein, ich glaube nicht, daß ich so klug bin wie sie. Ich hätte nicht Anwalt werden können. Ich habe schon so viel Dummes gemacht in meinem Leben, es ist wohl wahr, was Amadux gesagt hat: „Du bist nicht schlau genug, um selber zu entscheiden, sondern wenn du ein Krieger sein willst, mußt du Befehlen gehorchen.“

Aber dumm bin ich nicht.

Höchstens ein bißchen.

Madame Amadux, wenn Sie dies lesen, lachen Sie mich bitte nicht aus: Die jungen Damen haben schon die lange Polsterrolle vermißt, die zum Sofa im Wohnzimmer gehört. Purix hat es herausgefunden, aber nichts gesagt. Ja, ich habe das Ding verschleppt. Ich brauche es. Ich kann nicht einschlafen, wenn ich nicht etwas im Arm habe, von dem ich denke, daß es mein Doge ist. Oder seine liebe Frau, die ich auch so furchtbar vermisse. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben, einmal im Monat kommt er auf die Insel, und ich darf ihn nicht mehr anfassen und ihm nicht in die Augen sehen. Oh, Gott, es schnürt mir so die Kehle zu, wenn ich daran denke, daß ich fast ersticke.

Tante Nox hat es großartig gemacht. Isatai hat ja drüber geschrieben in seinem Buch. Sie konnte sehr viel über den kriegerischen Rausch aussagen, denn sie war viele Male in Joy, teils durch schwere Verletzungen, und sie hat eine Menge Papavers im Haus, über die ich Idiot damals hergefallen bin, damals war ich gerade 18 Jahre alt geworden und bin durchs Fenster in ihr Haus gestiegen, habe meine Kumpels reingelassen und mit ihnen Party gemacht. Und am Ende waren einige von den Antiquitäten meiner Tante zu Bruch gegangen, ich lag zugeraucht herum, und sie ließ mir von Salix eine öffentliche Auspeitschung verschaffen, das war vom Feinsten.

Und so bin ich Seiner Exzellenz zum ersten Mal begegnet. Ist schon verrückt. Ohne diese Bestrafung wäre er nie auf mich aufmerksam geworden, und ich würde ihn immer noch von weitem sehen können. Wenn überhaupt.

Meine Reue, meine Einsicht wurde mir vom Nebenkläger nicht abgenommen.

Natürlich ein Cro, ein guter Freund von Tarfur.

Er war perplex, als der Richter mir meine Ehrlichkeit so ohne weiteres glaubte. Und wieso man mich da nicht schärfer ins Verhör nähme, um meine Absichten und meine Einstellung zu überprüfen?

„Wir lesen es“, war die Antwort des Richters, nachdem er mit meiner Tante und den Beisitzern Blicke getauscht hatte.

„Und wo kann ich das nachlesen, bitteschön? Warum wird diese Akte uns nicht zur Verfügung gestellt?“ beharrte der Nebenkläger. Und hatte keine Ahnung, warum wir so lachten. Nox beschäftigte heute Hemyarik als Gerichtsdiener. Er trug Akten hin und her und versorgte Tante Nox mit Trinkwasser und kauerte die übrige Zeit vor ihrem Tisch.

Ich hatte prominente Fürsprecher. Seine Exzellenz und der Chefarzt Kunkamanito erschienen als Zeugen und sagten zu meinen Gunsten aus.

Dann kam da noch diese fürchterliche Magierin, die von wunderbaren, wilden, schwarzen, nackten Amazonen mit Knochenschmuck gebändigt wurde. Die kamen aus Nepal, und ich liebte sie. Die Vernehmung der Magierin, der Schwester des Toten, brachte gar nichts für die Anklage, sie war ja auch Zeugin des Nebenklägers, aber sie führte sich so verrückt auf, beschimpfte mich und schrie und weinte, daß auch ihre Aussage es für mich zumindest nicht schlimmer machte, sondern höchstens die Glaubwürdigkeit des Nebenklägers ein Stück weit erschütterte. Sie rastete einmal richtig aus und schrie, ihrem Bruder müsse Gerechtigkeit widerfahren, und sie hörte nicht auf die Ermahnungen des Richters, sie möge sich zusammenreißen und sachlich aussagen und nur Fragen beantworten. Wie zu urteilen sei, das werde das Gericht bestimmen, nicht die Zeugen.

Sie sprang plötzlich auf mich zu und wollte mich schlagen. Dabei schrie sie fortwährend: „Mörder!“ Ich fühlte so etwas wie einen elektrischen Schlag, ohne daß sie mich mit ihrer Faust erreichte. Hemyarik war schneller bei ihr, packte sie von hinten und hielt ihr den Mund zu, dann sprangen schon die Kshatrinis hinzu, und die anderen Gerichtsdiener versuchten, sie zu beschwichtigen, aber sie sah sie alle böse an und murmelte Unverständliches.

Mir war, als ob sie sie verfluchte.

Ja, und dann kam zur Sprache, was in mir vorging, als ich Tarfur erstach.

Das war einfach. Ich hatte panische Angst um meinen Herrn.

Und der Richter hat mir dann noch so Fragen gestellt, die meine Gesinnung prüfen sollten. Ob mir der König befohlen hätte, Tarfur zu töten.

„Das kann er doch gar nicht“, sagte ich, „denn im Moment, wo er befehlen will, zu schaden oder gar zu töten, bricht sein Feld zusammen, und ein anderer wird König.“

Meine Tante hat mich gespannt beobachtet, und sie war erleichtert über meine Antwort. Vielleicht hätte ein anderer versucht, sich billig zu entlasten.

Ich war nicht schuldlos. Ich war nicht unzurechnungsfähig gewesen. Ich hatte eine Tötungsabsicht gehabt. Das sagte ich.

Und dann fragte mich der Richter, was ich meinte, was für eine Strafe ich verdient hätte.

Das verlangte eine ehrliche Antwort.

Ja, da fielen mir wieder die zwei Jahre ein, über die ich mit Mani gesprochen hatte. Oh, Pardon, mit dem Ehrenwerten Chefarzt Kunkamanito.

„Zwei Jahre“, sagte ich und war mir da ziemlich sicher.

Dann kam der Protest des Nebenklägers. Das sei ja wohl ein Witz. Zehn Jahre würden bei Mord die entsprechende Strafe sein.

Aber die Antwort des Richters war sehr cool.

„Das Rachekonzept Ihrer Kultur werden Sie bei uns nicht durchsetzen“, sagte er. Und er erklärte ihm, worauf es den Richtern in der Cultura ankommt, auf Resozialisierung und Kooperation.

Der Nebenkläger warf noch was ein, ich würde ja wohl ein angenehmes Leben auf der Insel haben, aber der Richter warf einen kurzen Blick in meine Akte und bemerkte: „Siebzig Wochenstunden Hausarbeit mit einer Teilbehinderung, das ist keine Kleinigkeit.“

„Und was macht Sie so sicher, daß er es tun wird? Verzeihung, Euer Ehren?“

„Weil er es schon seit drei Monaten tut, seit Beginn der Untersuchungshaft. — Ein arbeitsfreier Tag pro Woche, der aber keinen Freigang bedeutet, ist ab jetzt zu gewähren. Er darf Sport treiben, Tagebuch führen und sich handwerklich nach eigener Wahl betätigen. Ort der Haft ist weiterhin das Amazonenhaus auf Torquato. Die Untersuchungshaft lasse ich hiermit auf die Haft anrechnen, Verzeihung, Madame Nox, ich vergaß, das zu erwähnen, ich wurde unterbrochen.“

„Alles gut“, gab meine Tante zurück, „ich habe Ihre Absicht schon bemerkt. Danke sehr, Herr Vorsitzender.“

Wieder gab es Protest vom Nebenkläger, aber der Richter Kalanag haute mit seinem Hämmerchen auf Holz und verkündete, das Urteil sei gefallen, Seine Exzellenz der Doge könne noch Gnadengesuche beantworten oder werde das Urteil bestätigen. Der Klägerseite stünde aber noch Revision frei, die vor der einzigen noch höheren Instanz vorgebracht werden könne, und das sei der König. „Erfahrungsgemäß revidiert dieser meine Urteile nur selten“, schloß Kalanag, und der Nebenkläger war wütend. Er fühlte sich verhöhnt.

Ein Bote lief mit dem Urteil zum Dogen in den anderen Gebäudeflügel.

„Tragen Sie es gleich vor“, schlug Tante Nox dem Nebenkläger vor, der sich noch bei der Chance einer Revision aufhielt.

„Wie…“

„Fragen Sie den Staatsanwalt, er wird Ihnen behilflich sein.“

Der Staatsanwalt, auch einer der Unsrigen, instruierte den Nebenkläger darüber, wie eine Frage an den König durchgeführt wurde. Der verstand gar nichts. Also zogen sie es durch.

„O König, o König, o König“, sprachen einige der Anwesenden im Chor, und der Richter fuhr allein fort: „welches Urteil ergeht gegen Isegrim von den Wölfen im Prozeß wegen Tötung Tarfurs?“

Alle lauschten. Der Nebenkläger wollte lospoltern, jedoch der Staatsanwalt machte ihm Zeichen zu schweigen.

„Zwei Jahre auf Torquato minus drei Monate abwarten und Tee trinken“, kam es aus der Basilosphäre.

„Haben Sie es gehört?“ fragte Nox.

„Was gehört?“

„Die Urteilsbestätigung vom König“, antwortete der Richter.

Der Nebenkläger: „Neiiin! Was sollte ich hören?“

Er fragte den Staatsanwalt. Der hatte es gehört.

Der Bote kam mit dem vom Dogen unterzeichneten Urteil zurück. Der Staatsanwalt setzte sein Siegel drunter. Der Richter zeichnete gegen.

Der Nebenkläger sah verkniffen zu.

Der Richter erhob sich.

„Und nun geht mit Gott, ich muß zu einem anderen Termin. Das Urteil ist rechtskräftig. Sarva Mangalam. Zum Wohl aller! Olsun!“

„Olsun! Olsun!“ echoten die übrigen Anwesenden bis auf einen.

Die Sitzung war geschlossen.

In Handschellen wurde ich zurück nach Torquato gebracht. Auf der Fahrt wurden sie mir abgenommen und auf dem Fußweg wieder angelegt. Ein Spießrutenlauf zwischen den Touristengruppen begann.

Meine Amazone beantwortete die Frage einer solchen Gruppe, wo man mich hinbrächte, wahrheitsgemäß, ich würde hier auf der Insel meine Strafe verbüßen, und da gäbe es auch andere — sie wies auf zwei andere Serfs hin, die Pakete aus einer Barke ausluden, die in dem winzigen Hafen der Insel angelegt hatte.

Die Fremdenführerin der Gruppe holte hastig ihre Schäflein zusammen und steigerte das Tempo des Abmarsches.

Ich war froh, als ich wieder im Amazonenhaus ankam. Nun wollten sie alle hören, wie es gelaufen sei. „Bitte, ich muß mich ausruhen, ich habe drei Nächte kaum geschlafen“, flehte ich, „ich erzähle später, okay?“

Purix nahm mich in den Arm und geleitete mich nach oben. Und stellte keine Fragen, brachte mich nur ins Bad, dann ins Bett, und schloß ab.

5. AUGUST

Ich wurde zu früh wach und lag noch ein bißchen im Bett. So, nun werde ich also pro Woche einen freien Tag haben, den ich aber auf dem Gelände der Amazonen verbringen muß. Gut, besser als 10/7. Und ich darf ein bißchen auf ihrer Bahn laufen, das wird mir guttun. Ich kann in die Ferne schauen, kann die Boote über die Lagune ziehen sehen. Von hier sehe ich wenig Verkehr nach Sukent, denn der Hauptanleger ist ja auf der Südwestseite der Insel. Auch kann ich mich im Garten aufhalten, kann mich ins Gras unter die Bäume legen, wenn ich frei habe, dort ist es kühl.

Im Sommer zu kochen ist die reine Qual, vor allem für die Unsrigen. Alle Fenster stehen offen, und immer noch ist es die Hölle. Amadux hat für die heiße Zeit besondere Maßnahmen angeordnet, gebacken wird ja eh in der Nacht, und nun wird am späten Abend vorgekocht für den nächsten Tag und dann gewärmt oder kalt gegessen. Die Damen schätzen das ebenso wie wir in der Küche. Dafür darf ich eine lange Siesta machen. Ich bin sehr dankbar dafür.

Trainiert wird wie immer, denn „wenn ihr einen Verbrecher jagt“, so sagt Amadux, „dann fragt auch keiner, ob es zu heiß war, um ihn zu kriegen.“

Was werde ich mit dem freien Tag anfangen, den ich ja doch auf der Insel verbringen muß? Amadux hat mich heute zu sich gerufen, um das mit mir zu besprechen. Sie freut sich für mich, daß das Urteil vergleichsweise milde ausgefallen ist, sie hatte mit mehr gerechnet. Ich bin es gewöhnt, in meiner knappen Freizeit auf dem Bett zu liegen und zu lesen oder auf der Insel umherzustreifen. Mein Lieblingsplatz ist immer noch der bei der zusammengebrochenen Hütte hinter dem Campanile. Ich höre dem Rascheln des Schilfs zu, an irgendwas erinnert es mich. Amadux schlägt vor, daß ich auch die eine oder andere Amazone zu Besorgungen begleiten darf. Leider darf ich mich dann im Stadtgebiet nur in Fesseln bewegen. Fluchtgefahr. Nein, danke, dann lieber Insel. Aber ich bekomme jetzt unbegrenzten Zugang zur Bibliothek. Bis auf die von Pentedattilo für den S!O!S! reservierten Bücher — das sind die mit den Schreckensvisionen, die uns allen so sehr Angst machen, daß sie in den Zustand kommen könnten, wenn es ganz schlecht läuft —, darf ich alles lesen. Und ich dürfe unter Aufsicht in der Werkstatt arbeiten. Ich könne aus dem, was ich in den Restekisten finde — Holz, Kupfer und Leder — etwas machen, dürfe auch die Werkzeuge benutzen und mich also in diesen Räumen aufhalten, wenn gerade kein Kurs ist oder wenn nur wenige Amazonen arbeiten, damit genug Werkzeug da ist.

„Und was kann ich da machen?“ fragte ich.

„Das wirst du selber sehen. Schau dir das Material an, das wir nicht mehr brauchen, das wird dich auf Ideen bringen. Und Ruradix hat sich bereit erklärt, dir zu helfen und dir handwerkliche Fertigkeiten zu zeigen. — Wir hatten dir etwas versprochen“, kommt sie auf ein anderes Thema.

Ich erinnere mich. Spezialtraining.

Aber dabei fiel mir das jüngste Gepräch mit meinem Arzt wieder ein.

„Ich glaube, ich hätte Angst davor, den Tee wegzulassen.“

Sie lächelte. „Doch, das sollst du sogar einmal im Monat, um Neumond herum.“

„Damit ich meine Tage kriege.“

„Du wirst kein Mädchen von dem Tee, mach dir keine vergeblichen Hoffnungen. Im Gegenteil, dein Arzt will, daß du einmal im Monat Sex hast.“

Also lasse ich jetzt den Tee weg und bin sehr gespannt darauf, was sie mit mir machen werden.

8. AUGUST 191

Alles ist anders gewesen als ich dachte. Ich konnte mir das gar nicht vorstellen. Purix ist großartig. Ich habe es vorher nie geschafft, aber ich kann ‚fliegen‘ — so nennen wir den erhabenen Zustand, wenn wir Schmerz in Lust verwandeln.

Ja, seit der vorigen Nacht darf ich auch ‚wir‘ sagen. Ich gehöre dazu.

Es war wunderbar. Es war unglaublich. Ich hätte es nie gedacht.

Warum konnte ich das nicht eher erleben?

Ein wenig Bitterkeit kommt in mir auf. Die anderen sind achtzehn oder jünger, wenn sie das erleben, ich bin 22. Bisher hat mich niemand in seine Obhut genommen, hat niemand mich zu seinem Pais gemacht, bis es Seine Exzellenz der Doge tat. Denn ich hätte, um Schmerzlust zu erfahren, mit Geduld herangeführt werden müssen, so wie ich es in der letzten Nacht erlebt habe, als Purix und die beiden Frauen mich das gelehrt haben. Spaß hatten viele mit mir, aber Verantwortung für mich übernehmen, das war ihnen wohl zuviel. Ich habe früher nicht darüber nachgedacht.

Es wäre zu bitter gewesen, wenn ich mir klargemacht hätte, daß sie mich alle wollten und mich keiner liebte. Tatsächlich war Seine Exzellenz der erste Mensch, der Verantwortung für mich übernahm, und dann teilte er sie mit Vanessa.

Und gestern Nacht ist das Wunder geschehen. Ich hatte auf dem Höhepunkt des Spiels mit meinen Betreuern einen Hyperkonnex mit meinem Herrn. Ich wollte es gar nicht sagen, aber Amadux hat es auch gehört, wie er mit mir sprach.

Und mein Herr nannte mich ‚Isegrim‘. Er hat mich bei dem Namen genannt, den er mir gegeben hat, den Namen des Wolfes aus dem deutschen Märchen. Und den er mir weggenommen hat, bis ich ihn wieder verdienen würde.

Ich fragte Amadux, wann ich meinen Namen wiederbekommen würde. Vorsichtshalber erwähnte ich nicht, was ich gehört hatte.

„Er faxt es uns, wenn es so weit ist“, sagte sie.

So blieb das unser Geheimnis.

Meine Sehnsucht nach ihm und Vanessa war so heftig, so würgend und brennend, daß ich mich nachts tief ins Kissen drückte, damit ich nicht schrie. Möglich, daß Purix meine erstickten Schluchzer bemerkte. Sie kam ein-, zweimal zu mir, als es sehr schlimm war, sie muß etwas gehört haben, schläft ja im Zimmer direkt unter mir. Jetzt ist auch Goldi dort untergebracht. Purix kommt in solchen Momenten zu mir und nimmt mich in die Arme.

Ich habe darüber nachgedacht, ob Purix mich liebt, und wenn ja, was sie sich erhoffen mag. Sie definiert sich weiblich, ist aber körperlich noch ein Mann. Ich bin ein Mann und fühle mich als solcher, muß aber ein Neutrum sein.

Was gibt das, wenn man es zusammenwirft? Freundschaft und Trost.

Seit der letzten Nacht sehe ich Purix noch wieder anders, als die ausführende und lehrende Hand meines Herrn. Natürlich hatten auch die beiden anderen ihren Anteil. Aber was Purix tat, traf mich direkt ins Herz.

Jetzt bringt sie mir wieder meinen Tee. Und hat einen Becher für sich selber in der anderen Hand. Sie setzt sich zu mir aufs Bett, lächelt mich an, stößt mit dem Becher mit mir an und trinkt.

13. AUGUST

Heute hatte ich wieder einen Termin bei Doktor Mani. Er hat die Tests und Proben ausgewertet. Wie es mir heute ginge?

Ich erzählte ihm von der Nacht meines ersten Spiels.

„Wirklich? Dein erstes?“ Er riß seine großen Augen noch weiter auf.

„Mein erstes, das Erfolg hatte — oder wie können wir es nennen, wenn ich zum ersten Mal diese Gefühle hatte — solche Erfahrungen gemacht habe…“

„Du warst wirklich ein vernachlässigtes Kind“, bescheinigt er mir mit leisem Kopfschütteln. „Seine Exzellenz war tatsächlich dein erster Meister? Wie konnte das passieren?“

„Mein Onkel Muria starb, bevor er für mich sorgen konnte, und meine Mutter wollte nichts von mir wissen. Wer mein Vater war, weiß ich nicht. Er hatte mich eine Zeitlang, als ich noch klein war. Ich erinnere mich nicht.“

„Und Tante Nox? Sie hat dich doch so gut vertreten.“

„Es gab da eine Familienfehde. Ich bin Sohn ihrer Halbschwester, und die stammte aus einem Seitensprung ihres Vaters.“

„Und wer hat dir die Ohrringe gegeben, die du hattest, bevor du Pais unseres Herrn wurdest?“

Ich muß wohl knallrot geworden sein. Und ich gestand ihm, daß ich sie mir selber gestochen hatte, weil ich es nicht ertrug, niemandes Pais zu sein.

Ich war in dieser Wohngemeinschaft, sie alle waren scharf auf mich, aber keiner wollte, daß ich ihm ganz angehören sollte. Ich war fünfzehn, hatte gerade meinen Onkel Muria verloren, der keine Zeit mehr hatte, mich in „Hände zu geben“, und war somit Freiwild.

Eigentlich ist das nicht vorgesehen, jemand muß auf so einen kleinen Pais oder eine Kore aufpassen. Aber sowas passiert schon mal, wenn jemand sich nicht auf sein Ende vorbereitet. Ich wußte auch nicht, wer sonst auf mich hätte aufpassen sollen.

Also schnorrte ich ein paar kleine Ohrringe von einem Gast, dem ich erzählte, ich hätte meine verloren und wollte es meinem Meister nicht sagen. Er ließ sich erweichen und gab mir welche. Ich verbarg meine Ohren im Haar, er sah nicht, daß ich keine Löcher hatte. Und in der Nacht danach stach ich mir die Löcher selber. Ich war zugeraucht mit Papavers, darum tat es nicht so weh, und fummelte mir die Ohrringe rein, die ich vorher abgekocht hatte. Jetzt konnte mich nicht mehr jeder einfach ficken, sondern ich konnte mir meine Liebhaber aussuchen. Die fragten mich natürlich, wer mein Meister sei, aber ich sagte, er ließe mir freie Hand, das gab es hier und da, man glaubte mir.

Als ich das erzählte, sah ich ein paar Tränen in Kunkamanitos Augen. Wieder hielt er meine Hände. Er schaute mich stumm an.

„Ich muß Sie noch was fragen, Doktor. Ist es richtig, daß ich einmal im Monat Sex haben darf?“

„Ja.“

„Und spielen wie gestern — gilt das als Sex oder außerdem?“

Er grinste breit.

„Mit wem wäre das denn?“

„Entschuldigung…?“ Ja, ich erinnerte mich, daß ich nicht Herr über meinen Körper war. Er hatte das Recht, mich sowas zu fragen.

„Ich habe es allein getan, nachdem wir gespielt haben.“

„Nicht so gut.“

„Ich weiß.“

„Was ist mit Ruradix?“

„Weiß nicht.“

„Sie mag dich.“

„Ich sie nicht genug.“

„Wie kommt’s?“

„Sie weidet sich dran, wenn ich leide.“

„Ich dachte, du hast es genossen?“

„Damals nicht, als sie das zum ersten Mal tat.“

„Du vergißt nichts.“

„Richtig. Und es gibt noch einen Grund. Ich liebe Vanessa auch. Nicht nur meinen Herrn. Sie ist die Frau, mit der ich gern Sex habe. Mit anderen nicht.“

Er schwieg und schaute mich an. Ich wußte, daß es nicht gehen würde, aber keiner von uns sagte es.

Endlich ließ er meine Hände los und erinnerte sich wohl, daß er auch noch andere Termine hatte. „Zu deinen Tests“, wechselte er das Thema, „dein Blutdruck ist immer noch ein wenig zu hoch, aber das wird der Tee in Ordnung bringen. Die Prionenwerte sind deutlich verringert. Deine heutige Werte waren auch sehr viel besser als vor dem Gerichtstermin, vor allem die Nieren. Die Angst ist weg, kann das sein?“

Ich nickte.

„…aber die Leberwerte gefallen mir immer noch nicht. Hast du inzwischen Alkohol getrunken?“

Ich verneinte wahrheitsgemäß.

„Und andere Drogen? Noch mal Fliegenpilz?“

Ich lachte und verneinte.

„Eigentlich hätten sich da die Altlasten weiter abbauen müssen. Dann gibt es nur einen möglichen Grund: Du fühlst dich einsam.“

Ich fühlte, wie mir Tränen hochstiegen, und kämpfte sie nieder.

„Du solltest auch versuchen, das Weinen zu bekämpfen. Ich weiß, viele sagen, es entlastet, laß es raus, unterdrück es nicht aber ich bin da anderer Meinung. Ich glaube, daß es die Leber schwächt und somit eher schädlich ist.“ Er schaute aus dem Fenster, wohl um mir die Situation zu erleichtern.

„Lenk dich ab. Pflege die Freundschaften, die du im Amazonenhaus entwickeln kannst. Hast du eine Beschäftigung für die Freizeit?“

„Laufen, wenn ich am Tag frei habe. Damit habe ich schon angefangen.“

„Sehr gut. Wo machst du das? Die Insel ist doch so klein, die durchquert man mit hundert großen Schritten…

„Auf dem Übungsplatz der Amazonen.“

Er zog eine Braue hoch.

„Während sie Pfeile abschießen?“

Ich mußte lachen. „Nein. Wenn sie nicht da sind. Und am Abend, wenn kein Training mehr ist.“

„Sehr gut. Und sonst?“

„Madame Amadux hat vorgeschlagen, daß ich in der Werkstatt was aus Resten machen kann.“

„Was? Fünf Zentimeter lange Bögen? Pfeile aus Streichhölzern?“

„Doktor, ich verstehe Ihre Methode der Heilung durch Heiterkeit.“

„Gut. Wirkt das?“

„Ein Stück weit…“

„Bring mir nächstes Mal etwas mit, was du mit deinen Händen geschaffen hast“, trug er mir auf, und ich war entlassen.

20. AUGUST

Holz, Leder, Kupfer. Drei Restekisten. Ich darf mich bedienen. Ich nehme Stücke in die Hand. Mir gefällt das Holz. Es spricht mich an. Ich lege das Stück auf den Tisch und nehme einen Bleistift. Ich zeichne etwas. Zweige mit zackigen Blättern. Mitten drin ein Tier. Es ist einem Hund ähnlich — oder — ja, ich weiß, ich zeichne einen Wolf. Er schreitet steifbeinig durch das Dickicht. Ich nehme ein kurzes Messer mit einer leicht gekrümmten Schneide, schärfe es auf einem hellen Stein und beginne zu schnitzen.

23. AUGUST

Immer, wenn ich frei habe, arbeite ich weiter an diesem Stück. Ich denke dabei drüber nach, was es werden soll. Ich habe eine Idee. Ein Schmuckstück. Ich werde das Stück Holz in sechs Abschnitte zersägen und so anschärfen, daß sie zum Armband zusammenpassen. Dann bohre ich die Abschnitte an zwei Stellen der Länge nach und ziehe Gummibänder durch. Dann passen die Abschnitte zusammen und schließen sich kreisförmig um ein Handgelenk, gehalten von den Gummibändern. Und nun schnitze ich die Segmente. Das gesträubte Fell am Hals des Wolfs… Ich habe ein winziges Astloch zu seinem Auge gemacht. Die belaubten Zweige hinter und über ihm…

Der Wolf verteilt sich auf zwei Abschnitte, aber sie passen perfekt zusammen. Zwei, drei Abende brauche ich, um das Laubwerk fertigzustellen. Der Wolf legt den Kopf in den Nacken und heult. Nicht zu fein ausarbeiten. Es soll ein wenig roh bleiben, ein wenig primitiv. Darf ich noch etwas Lack schnorren?

Ich montiere es mit Gummibändern, als der Lack trocken ist. Es sitzt ein wenig eng an meinem Arm, es würde perfekt auf einen weiblichen Arm passen. Wo es noch drückt und piekt, da schleife ich es ab. Morgen kommt Tante Nox. Ich glaube, ich möchte es ihr geben. Und ich habe eine Menge bei ihr abzubitten.

24. AUGUST

Ich habe Tante Nox Tee und Gebäck im Garten serviert. Es ist heiß. Sie trägt ein leichtes Kleid und sitzt auf einer Decke im Schatten der Obstbäume. Hier im Garten ist es angenehmer als im Haus, eine leichte Brise weht von der Lagune her. Ich schenke ihr Pfefferminztee ein. Ich lege das Armband vor ihr auf den Tisch. Sie nimmt es auf, legt es wieder hin und setzt ihre Brille auf. „Woher hast du das?“

„Ich hab’s gemacht, Tante Nox.“

„Was? Machst du das denn schon länger?“

„Das ist mein erstes Stück.“

„Was? Aber das ist großartig!“

„Finden Sie?“

„Ja. Das hast du wunderbar gemacht. Hier“ — sie wollte es mir zurückreichen.

„Das ist ein Geschenk für Sie, Tante.“