Ist das Gott oder bin das ich? - Christiane Sautter - E-Book

Ist das Gott oder bin das ich? E-Book

Christiane Sautter

0,0

Beschreibung

»Warum gelingt es mir nicht, Gottes Willen für mein Leben zu erkennen?« Diese Frage treibt viele Christinnen und Christen um. Bei genauerer Betrachtung wird häufig klar: Bestimmte Prägungen, Denkmuster und Verletzungen lassen in jedem von uns unbewusste Glaubenssätze entstehen. Seelsorgerlich zeigt Christiane Sautter auf, wie wir diese von klein auf angelernten Denkmuster aktiv in unser Bewusstsein bringen und lernen, selbstverantwortlich mit ihnen umzugehen. So können wir sie - frei und freiwillig - der liebevollen Führung Gottes und seinem Willen für unser Leben anvertrauen und unser inneres Kind von Gott heilen lassen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 282

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



CHRISTIANE SAUTTER (Jg. 1956) ist Familientherapeutin, Supervisorin (DGSF) und Kindertherapeutin. Sie ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und führt zusammen mit ihrem Mann eine Gemeinschaftspraxis für systemische Therapie. Seit 2002 leitet sie das Institut für systemische Weiterbildung und sie ist Autorin zahlreicher Fachbücher und Belletristik. Sie engagiert sich in ihrer Gemeinde, der evangelisch-lutherischen Stadtkirche in Ravensburg.

Was Gott will, was ich will und wie alles zusammenhängt

»Warum ist es so schwer, Gottes Willen für mein Leben zu erkennen?« Diese Frage treibt viele Christinnen und Christen um. Bei genauerer Betrachtung wird häufig klar: Bestimmte Verletzungen lassen in jedem von uns unbewusste Glaubenssätze entstehen. Sie können unseren Blick auf Gottes Wirken im eigenen Leben verzerren. Seelsorgerlich zeigt Christiane Sautter auf, wie wir diese von klein auf gelernten Denkmuster aktiv in unser Bewusstsein bringen und lernen, selbstverantwortlich mit ihnen umzugehen. So können wir sie – frei und freiwillig – der liebevollen Führung Gottes für unser Leben anvertrauen. Sich selbst besser zu erkennen bringt uns weiter – auch in der Frage nach dem Willen Gottes und danach, wie das innere Kind heilen kann.

»Anregend, erfahrungsreich und wichtig für alle, die in Gottes Willen leben möchten.«

DR. DANIELA KNAUZ, Referentin und Sprecherin der Mitgliederversammlung der EAD

»Christiane Sautter macht Mut, traumatisch verursachte Denkmuster zu überwinden, sich auf den Weg zu machen und Gottes Auftrag für mein Leben zu entdecken.«

DEKAN DR. MARTIN HAUFF, Ravensburg

»Möge das Lesen dieses Buches Sie in die innere und äußere Freiheit führen, die wir mit Jesus Christus haben.«

ARMANDO SIEWERT, Prophet und Lehrer

CHRISTIANE SAUTTER

Ist das Gott oder bin das ich?

Meine unbewussten Denkmuster erkennen und Gottes Willen näherkommen

SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.

ISBN 978-3-7751-7599-9 (E-Book)

ISBN 978-3-7751-6192-3 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck

© 2023 SCM Hänssler in der Verlagsgruppe GmbH

Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen

Internet: www.scm-haenssler.de; E-Mail: [email protected]

Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:

Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen

Weiter wurden verwendet:

Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (LUT)

BasisBibel. Das Neue Testament und die Psalmen, © 2012 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. www.basisbibel.de (BB)

Das Buch. Neues Testament – übersetzt von Roland Werner, © 2009 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Holzgerlingen. (DBU)

Lektorat: Julia Perrot

Mitautorin: Elke Werner

Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de

Titelbild: shutterstock: 1215910471, 1974320672

Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach

Inhalt

Über die Autorin

Über das Buch

Stimmen zum Buch

Vorwort

Teil I Warum wir oft daran scheitern, Gottes Willen zu erkennen

1. Was uns unbewusst antreibt

Eigentlich müsste Gott doch …

Unser Umgang mit Krisen und Krankheiten

Gott, der Antwortgeber Elke Werner

Gottes Wirken oder Zufall?

2. Wie ist Veränderung möglich?

Seelsorge oder Psychotherapie?

Alte Methoden versus neue Therapieformen

Der Selbsterlösungsweg der Esoterik

Was tun, wenn wir psychotherapeutische Hilfe brauchen?

Teil II Den Seelenacker bearbeiten, um Gottes Willen näherzukommen

1. Familie – der Geburtsort von Bindung(sstörungen)

Bedingungslose Liebe der Eltern – ein Geburtsrecht der Kinder?

Warum Bindung so wichtig ist

Der Einfluss der Geschwister auf die Bindungserfahrung

Die Lernerfahrungen von Schwangerschaft, Geburt und Kleinkindalter

Wie entstehen Bindungsstörungen – auch wenn Eltern ihr Bestes geben?

2. Wie kindliche Glaubenssätze unser Erwachsenenleben beeinflussen

Die Entstehung von Glaubenssätzen

Wie wir aus Glaubenssätzen Verhaltensmuster bilden

Das unbewusste Lebensskript

Woran wir erkennen, dass die alten Muster die Regie übernehmen

3. Die emotionalen Auswirkungen traumatischer Erlebnisse

Was verstehen wir unter dem Begriff »Trauma«?

Grundlegendes zur Funktionsweise des Gehirns

Die Symptome eines Traumas

Wie Traumafolgen verarbeitet werden können

4. Müssen wir vergeben, und wenn ja, wie geht das?

Spricht unser Gewissen mit Gottes Stimme?

Uns selbst vergeben

Gott vergeben

Dem und der Nächsten vergeben

Teil III Befreit, Gottes Willen zu tun

1. Wie Gott unsere Gaben nutzt

2. Woran wir erkennen, dass wir Gottes Willen erfüllen

Interview mit Elke Werner

Gottes Führung in meinem Leben Elke Werner

Dank

Anmerkungen

Vorwort

Sie interessieren sich für dieses Buch?

Dann sind Sie kein Mensch, der den Glauben als nette Tradition betrachtet, als moralische Legitimation für die Weihnachtsdeko und für festliche Familientreffen. Für Sie ist Gott kein Konzept, das Unerklärliches erklärt, nach dem Motto: Irgendwer muss ja dafür verantwortlich sein, dass wir existieren. Jesus ist für Sie kein Weltverbesserer, kein Mensch wie du und ich, der letztlich, wie so viele Hippies, an der Realität scheiterte. Und die Bibel ist für Sie kein altes Buch, längst überholt und nicht relevant für unsere heutige moderne Zeit.

Stattdessen ist Gott in Ihrem Leben ein Faktor, mit dem Sie täglich rechnen wollen. Der Glaube ist die Grundlage Ihrer Lebensplanung und die Bibel verstehen Sie als Gottes Wort, das seine Aktualität täglich beweist. Jesus erleben Sie gleichzeitig als Mensch und als Gott. Sein Leben, sein Tod und seine Auferstehung garantieren Ihr Leben aus Gnade. Gebete sind für Sie keine formelhaften Wiederholungen altbekannter Sprüche, sondern Gespräch, Austausch, Gemeinschaft mit Gott.

Da Sie dementsprechend die Bergpredigt ernst nehmen, erfahren Sie jedoch täglich, dass Sie Ihren eigenen Ansprüchen an einen christlichen Lebenswandel nicht gerecht werden. Sie sind enttäuscht von sich und Ihrem Verhalten, das sich trotz größter Anstrengungen Ihrerseits nicht so verändert, wie Sie es von sich erwarten. Auch wenn Sie wissen, dass es uns Menschen nie möglich sein wird, ohne Sünde zu sein, können Sie Ihren Ärger, Ihre Lieblosigkeit, Ihre Depressivität und Ihre emotionalen Ausbrüche nicht akzeptieren. Sie erleben ja täglich, dass diese Emotionen Ihre Nähe zu Gott beeinflussen, dass Sie ihn dadurch nicht oder schlechter wahrnehmen und dass sich Ihre Gebete weniger innig anfühlen. Dabei wünschen Sie sich nichts mehr, als Gott die Navigation zu überlassen, seinen Willen zu tun und ihm ähnlicher zu werden.

Als Seelentherapeutin und Seelsorgerin kenne ich dieses Anliegen von unzähligen Klientinnen und Klienten. Oft höre ich, dass die erlebten Defizite pauschal »dem Fleisch« zugeschrieben werden. Obwohl das stimmt, verändert diese Zuschreibung erst einmal nichts an den beklagten Zuständen. Das ist frustrierend und enttäuschend, doch es gibt eine gute Nachricht: Die Psychotherapie kennt Wege, um nicht gewünschtes Verhalten dauerhaft zu verändern. In Kombination mit Seelsorge und Gebet kann sich die bloße Veränderung in Heilung und Segen verwandeln. Und je tiefer wir uns selbst lieben und heil werden, umso mehr wächst unsere Liebe zu Gott und zu unseren Mitmenschen. Darum geht es in diesem Buch.

Wir werden miteinander Themen behandeln, die uns davon abhalten, Gott nahe zu sein. Dabei geht es einerseits um Bereiche, die uns bewusst sind – wie wir beispielsweise versuchen, Gott an die Leine zu nehmen oder um Vergebung –, und andererseits um unsere Kindheitsprägungen, die wir längst vergessen haben, obwohl wir täglich nach den damals erlernten Regeln handeln. Darunter fallen auch die schwerwiegenden Folgen traumatischer Erlebnisse, die die Seele verletzt und verwirrt und den Stoffwechsel durcheinandergebracht haben. In all diesen Bereichen sind wir aufgerufen, an uns zu arbeiten, und bewirkt die Kombination von Psychotherapie und Seelsorge Heilung und Frieden und damit eine größere Nähe zu Gott.

Ich lade Sie deshalb ein, sich mit mir auf diese spannende Reise zu begeben! Sie erhalten keine Patentlösungen, keine allgemeingültigen Rezepte, und das vorliegende Buch ersetzt auch keine Psychotherapie. Doch wenn Sie dieses Buch nicht nur lesen, sondern die Themen auch für sich erarbeiten, erweitern Sie Ihr Verständnis für den Menschen, der Sie wirklich sind. Es wird Ihnen immer besser gelingen, das geliebte Kind Gottes, das Sie in Wahrheit sind, von den Prägungen der Welt zu unterscheiden. Je mehr Sie sich so verstehen, umso größer ist die Chance für eine wirkliche Veränderung. Dazu wünsche ich Ihnen von Herzen Gottes reichen Segen!

Jesus, erfülle meinen Geist mit Klarheit. Lass mich finden, was ich finden soll.Gib mir die Weisheit, das Wichtige zu behalten und das Unwichtige zu lassen.Du allein bist es, der mein Licht leuchten lässtund es immer mehr zum Strahlen bringen will.Danke dafür.Amen.

Teil I

Warum wir oft daran scheitern, Gottes Willen zu erkennen

1.

Was uns unbewusst antreibt

Eigentlich wollte ich dieses erste Kapitel überschreiben mit: »Gott von der Leine lassen«. Was natürlich eine merkwürdige Überschrift gewesen wäre! Als ob wir Gott an die Leine nehmen könnten … Aber versuchen wir das nicht täglich? Und könnte das nicht mit ein Grund dafür sein, weshalb es uns so schwerfällt, Gott wirklich nahe zu sein und seinen Willen zu erkennen? Ich erkläre mich:

Als überzeugte Hundemama ist mir das Bild der Leine sehr vertraut. Wenn ich meinen Havaneser Miro an der Leine führe, habe ich die Kontrolle über sein Verhalten. Wenn er frei läuft, hoffe ich darauf, dass er hört, wenn ich ihn rufe. Eine Garantie dafür habe ich jedoch nicht, obwohl er im Normalfall ein sehr folgsamer und lieber Hund ist. Nein, wenn er frei ist, kann er sich dafür entscheiden, am Boden zu schnüffeln oder Kaninchen zu verfolgen. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als dem Hund zu folgen, und häufig reagiere ich genervt oder ärgerlich.

Unsere Beziehung zu Gott gestalten wir oft ähnlich, oder? Wir versuchen, ihn an die Leine unserer Vorstellungen und Wünsche zu binden, und wenn er nicht folgt und uns nicht erhört, schreien wir empört, traurig und verzweifelt auf:

Findet Gott anderes wichtiger als uns?

Haben wir so schlimm gesündigt, dass er uns mit Missachtung straft?

Gibt es ihn überhaupt – wenn er doch nicht tut, was wir erbitten?

Meine These ist: Wenn wir lernen, Gott hier »von der Leine zu lassen«, tun wir schon einen wichtigen Schritt in Richtung Veränderung. Darum soll es in unserem ersten Kapitel gehen.

Eigentlich müsste Gott doch …

Denn seien wir ehrlich: Jede und jeder von uns weiß genau, was Gott tun müsste, damit wir noch besser für ihn wirken, ein noch gläubigeres Leben führen oder ihn noch mehr loben können. Wenn er mich doch nur von dieser grauenhaften Arbeitsstelle befreien, diesen schrecklichen Partner in ein Lamm und meine Kinder in problemfreie Zonen verwandeln könnte – und, wo wir schon dabei sind, Manna vom Himmel wäre auch nicht schlecht.

Wenn wir unsere Gebete vortragen, haben wir in der Regel sehr gute Argumente, denn wir meinen zu wissen, was wir brauchen und wie Gott diese unsere Bedürfnisse erfüllen könnte. Also wiederholen wir unsere Wünsche, angeregt durch das Gleichnis vom ungerechten Richter, der die nervende Witwe schließlich doch erhört (Lukas 18,1-8). Dass Gott sowieso weiß, was wir brauchen (Matthäus 6,34), vergessen wir. Das Gebet, das Jesus uns gelehrt hat, sprechen wir zwar, aber den Satz »Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden« meinen wir nicht wirklich – sonst würden wir uns ja nicht so heftig beschweren, wenn es anders kommt, als wir denken.

Denn es ist nicht leicht, die Kontrolle an Gott abzugeben. Kontrollverlust – darum wird es später noch gehen – erleben Menschen als traumatisch und so tun sie alles, um die Kontrolle zu behalten. Eine Bekannte, der ich von Gott als dem Gestalter meines Lebens erzählte, rief erschrocken aus: »Dann sind Sie ja Gottes Marionette!« Auch wenn ich nichts lieber wäre als das – dann wäre ich zumindest immer sicher, seinen Willen zu tun –, ist es ja gerade der freie Wille, der uns als Geschöpfe auszeichnet. Dennoch wollen die meisten Christen und Christinnen Gottes Willen gerne erfüllen und Sie gehören wahrscheinlich dazu – sonst hätten Sie dieses Buch nicht gekauft.

Wir beten also um Gottes Eingreifen, Hilfe, Unterstützung. Doch wie unterscheiden wir, ob das, was geschieht, die Antwort auf unser Gebet ist, eine Prüfung oder ein schnöder Zufall?

Gerade beim Beten haben wir da unsere Tricks und Kniffe: Wir sprechen nicht nur die Bitte aus, sondern stellen Bedingungen, und wenn diese erfüllt sind, meinen wir sicher zu sein, dass das, was geschieht, wirklich von Gott kommt. Diese Taktik kennen wir aus der Bibel. Denken Sie an Gideon, den Gott beauftragte, gegen die Feinde des Volkes Israel in den Krieg zu ziehen. Ein Engel des Herrn suchte ihn auf und sagte: »Der Herr ist mit dir, du starker Kriegsheld« (Richter 6,12; BB).

Wenn uns das passieren würde, lägen wir vor Ehrfurcht auf dem Boden und würden bereitwillig alles tun, was der Engel uns aufträgt, oder? Nicht so Gideon. Er fängt an, mit dem Engel zu diskutieren, beschwert sich über Gott – er lässt uns im Stich! – und verlangt ein Zeichen dafür, dass dieser wirklich ein Engel des Herrn ist. Gott ist gnädig und gewährt ihm das Zeichen, doch Gideon ist immer noch nicht zufrieden. Er wird spitzfindig: Wenn die Wolle, die auf dem Dreschplatz liegt, am nächsten Morgen trocken bleibt, obwohl der Boden der Tenne vom Tau nass ist, würde er in die Schlacht ziehen. Genau das geschieht. Doch um wirklich sicherzugehen, bittet Gideon Gott, dass am nächsten Morgen die Tenne trocken und die Wolle nass sein soll. Gott erfüllt auch diesen Wunsch – gepriesen sei seine Geduld – und Gideon zieht in die Schlacht und besiegt die Midianiter.

Oft tun wir Ähnliches und ich bin da keine Ausnahme. Vor gar nicht langer Zeit glaubte ich, von Gott die Weisung erhalten zu haben, in eine andere Stadt zu ziehen, um dort mit einem christlichen Ausbildungsinstitut zu fusionieren, für das ich schon einige Jahre als Trainerin gearbeitet hatte. Um dort zu leben, brauchten wir natürlich eine Wohnung. Wie fast überall gab es auch in dieser Stadt kaum bezahlbare Angebote. Um sicherzugehen, dass ich Gottes Willen richtig erkannt hatte, formulierte ich folgende Bedingung: Wir würden zu den infrage kommenden Immobilien fahren. Wenn wir dort auch ohne Besichtigungstermin jemanden im Garten antreffen würden, der uns einlud, die angebotene Wohnung anzuschauen, wäre das die von Gott für uns ausgesuchte Immobilie.

Und genau das passierte! Nach mehreren menschenleeren Gärten trafen wir vor einem Mehrfamilienhaus mit fast fünfzig Einheiten eine Frau im Garten an. Sie war befreundet mit der Hausmeisterin, die den Schlüssel für die angebotene Wohnung hatte und uns gerne herumführte. Die Wohnung war gut geschnitten, aber renovierungsbedürftig. Wir kauften sie zu einem vernünftigen Preis und fanden sogar Handwerker, obwohl auch das als sehr schwierig galt. Nachdem alles fertig war, beabsichtigten wir, die Wohnung bis zu unserem Umzug zwei Jahre lang zu vermieten. Dann kam Corona. Das Ausbildungsinstitut überlebte die Pandemie leider nicht, sodass die Grundlage für eine Zusammenarbeit und damit für unseren Umzug nicht mehr gegeben war.

Hatte sich Gott vertan und Corona nicht berücksichtigt? Oder war es nur mein eigener Wunsch gewesen, in einem Institut zu arbeiten, um einen Teil meiner unternehmerischen Verantwortung abzugeben? Gott wollte offensichtlich nicht, dass wir umziehen und unsere bisherige Praxis in Ravensburg aufgeben. Er verhalf uns jedoch zu einer guten Kapitalanlage, mit der wir nun unsere Altersvorsorge aufbessern können. Gott hatte anderes im Sinn.

Häufig interpretieren wir das, was sich zeitnah zu unseren Wunschgebeten ereignet, als Gottes Antwort. Es geht dann wie folgt: »Ich bitte Gott um einen Partner oder eine Partnerin. Ich lerne diesen Mann oder jene Frau kennen. Ergo: Das muss die Person sein, die Gott für mich bestimmt hat.«

Selbst wenn dieser Mensch nicht gut zu einem passt, halten viele trotzdem daran fest, weil sie davon überzeugt sind, dass Gott die Wahl für sie getroffen hat. Auch Ehen werden auf dieser Grundlage geschlossen! Ich kenne heute noch Frauen, denen die Ältesten ihrer Gemeinde den Mann aussuchen wollten, weil sie dies im Gebet gehört zu haben glaubten.

Gott hat uns einen Verstand gegeben und auch wenn wir uns nach Sprüche 3,5 nicht allein auf diesen verlassen sollen, steht nirgendwo geschrieben, dass wir ihn nicht gebrauchen sollen. Im Gegenteil: »Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt, und dem Menschen, der Einsicht gewinnt!« (Sprüche 3,13).

Zurück zum Thema des Kapitels: Ich bin heute überzeugt, wenn wir die Bedingungen festlegen, an denen wir erkennen wollen, dass es sich bei dem, was wir hören, gesagt bekommen oder erleben, um Gottes Willen handelt, dann legen wir ihn damit an die Leine. Die Gnade Gottes, so wie ich sie verstehe, besteht aber darin, dass wir ihn von der Leine lassen! Und zwar, indem wir die Kontrolle abgeben und darauf vertrauen, dass er weiß, was wir brauchen, dass er uns vor falschen Wegen warnt und so zu uns spricht, dass wir ihn auch verstehen können. Wir wenden uns ja nicht an irgendwen, sondern an Gott!

Das Einzige, was wir dafür tun müssen, ist, an seine Gnade zu glauben und uns immer wieder an sie zu erinnern – gerade dann, wenn es mal nicht so läuft, wie wir uns das wünschen.

Hören wir also auf, Bedingungen zu erfinden, an denen wir eine Gebetserhörung zu erkennen glauben. Die wirklich wichtigen Entscheidungen trifft Gott für uns. Darauf können wir uns absolut verlassen, auch wenn wir nicht explizit darum bitten.

Unser Umgang mit Krisen und Krankheiten

Solange es uns gut geht und wir gesund sind, fühlen wir uns in unserem Glauben bestätigt. Doch wenn wir in einer Krise stecken oder ernsthaft krank werden, wird dieser Glaube zuweilen auf eine harte Probe gestellt.

Die Überzeugung, dass wir Gottes Liebe daran erkennen, dass wir gesund sind, glücklich und gut versorgt, ist allzu menschlich. In der alttestamentlichen Geschichte von Hiob setzte der Teufel genau da an. Er bekommt von Gott die Erlaubnis, Hiob alles außer seinem Leben zu nehmen. Dieser leidet sehr unter seinen Verlusten und wir können uns in seinen Gedankengängen gut wiederfinden. Er hält Gott für den Angreifer (Hiob 6,4-9) – »Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir« – und wünscht sich den Tod. Dann fleht er Gott an, ihm seine Schuld zu vergeben, bettelt um Gnade, und kurze Zeit später beschwert er sich darüber, dass Gott ihn ungerecht behandelt, weil er sich eigentlich keiner Schuld bewusst ist. Er beklagt, dass Gott ihn nicht zu hören scheint, und verzweifelt, weil er erkennt, dass er Gottes Handeln durch nichts beeinflussen kann.

Hiob wendet sich sowohl mit seinem Ärger als auch mit seiner Verzweiflung immer direkt an Gott. Wunderbar ist die Stelle, an der er zu Gott sagt: »O Erde! Decke mein Blut nicht zu! Meine Unschuld schreit doch zum Himmel. Schon jetzt, das müsst ihr wissen, habe ich einen Zeugen im Himmel. Dort oben habe ich einen, der für mich bürgt. Er ist mein Fürsprecher, mein Freund« (Hiob 16,18-20). Die Überzeugung, dass Gott für ihn einstehen wird, überwiegt alle Zweifel.

Die Klagepsalmen Davids klingen ähnlich. Zuerst beschwert er sich darüber, dass Gott ihn verlassen hat und ihm nicht antwortet. Dann erinnert er sich selbst daran, dass das Volk Israel und auch er sich immer auf die Hilfe des Herrn verlassen konnten, und ruft schließlich dazu auf, den Herrn zu loben (Psalm 22). Trotz aller Unzulänglichkeiten gilt David daher als Mann nach dem Herzen Gottes, weil er sich sowohl in seiner Freude als auch in seinem Ärger und Leid immer direkt an Gott wandte und es ihm überließ, ihn zu richten oder freizusprechen.

Auch Jesus sprach selbst in seiner dunkelsten Stunde mit Gott. Vor seinem Kreuzestod benutzt er die Worte des gerade erwähnten Psalms: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Matthäus 27,46). Im Lukasevangelium lesen wir: »Vater, ich lege meinen Geist in deine Hände« (Lukas 23,46). Jesus erlebte mit der Trennung von Gott das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann. Dennoch behielt er in der Gottverlassenheit die Orientierung und war deshalb in der Lage, seinen Geist in Gottes Hände zu befehlen.

Die Bibel ist voll von Menschen, die leiden. Auch Paulus und die anderen Apostel weisen uns nicht nur einmal darauf hin, dass Nachfolger und Nachfolgerinnen Jesu von Leid und gesellschaftlichen Umbrüchen nicht ausgenommen sind. Sie gehen nicht spurlos an uns vorüber. Nicht umsonst sagte Jesus deshalb, dass die letzte Zeit verkürzt wird, damit seine Kinder sie überstehen.

Wie gehen wir mit Krisen und Krankheiten um?

Hiobs Freunde waren fest davon überzeugt, dass dieser sich gegen Gott versündigt haben müsse, wenn ihm so viel Unglück widerfährt. Nicht nur Hiob gingen sie damit auf die Nerven: Auch Gott wies sie zurecht, indem er zum Beispiel zu Elifas sagte: »Ich bin zornig auf dich und deine beiden Freunde. Denn ihr habt nichts Wahres über mich gesagt, so wie es mein Knecht Hiob getan hat« (Hiob 42,7).

Auch wir neigen dazu, nach Gründen zu suchen, warum ein Mensch krank wird oder Gott die Bitte um Heilung nicht erfüllt. Doch Hiob fordert seine Freunde auf, keinen Rechtsstreit im Namen Gottes zu führen (Hiob 13,8). Damit nimmt er die Worte Jesu vorweg, der uns ebenfalls auffordert, nicht zu richten. Und Paulus schreibt an die Korinther: »Nur der Herr kann über mich urteilen. Urteilt aber nicht schon jetzt« (1. Korinther 4,4-5). Daran können wir uns ein Beispiel nehmen und – auch wenn wir nicht verstehen, warum wir leiden – unsere Gefühle vor Gott bringen und ihm unser Schicksal und Leben überlassen.

Natürlich ist Heilung ein wichtiges Thema in der Bibel. Die meisten Wunder, die Jesus tat, waren Heilungswunder. Dabei betonte er oft, dass es der Glaube ist, der die Heilung ermöglichte. Deshalb beten wir im Glauben um Heilung für uns, für unsere Lieben und für die Völker der Erde. Trotzdem erkranken auch gläubige Menschen an Krebs und Corona, haben Unfälle und geraten in schwere Krisen. Das betrifft nicht nur den Neunzigjährigen, der auf ein reiches Leben zurückblickt, sondern auch die junge Mutter, die kleine Kinder zurücklassen muss.

Viele stützen sich mit ihrem Glauben an Heilung auf Psalm 91,5-7: »[H]abe keine Angst vor den Gefahren des Tages, vor der Pest, die im Dunkeln lauert, vor der Seuche, die dich am hellen Tag trifft. Wenn neben dir auch Tausende sterben, wenn um dich herum Zehntausende fallen, kann dir doch nichts geschehen.« Eine zweite wichtige Stelle ist für viele Jesaja 53,5: »Durch seine Wunden sind wir geheilt.«

Haben wir damit nicht die Zusage Gottes, von körperlichen Leiden geheilt zu werden?

Ist es dann unsere Schuld, wenn der Körper nicht geheilt wird? Ist unser Glaube nicht stark und unser Vertrauen nicht tief genug?

Und macht uns diese Überzeugung nicht durch die Hintertür wieder selbst verantwortlich dafür, dass Gott das tut, was wir uns wünschen?

Die unterschiedlichen Überzeugungen in Bezug auf Krankheit und Heilung haben während der Corona-Pandemie für große Spannungen in den Gemeinden gesorgt: Brüder und Schwestern, die sich impfen ließen, galten als schlechtere Christen und Christinnen, weil sie nicht genug auf Gott vertrauten. Die, die sich nicht impfen ließen, wurden vom Gottesdienst ausgeschlossen, wenn sie keinen aktuellen Test vorlegen konnten. Hauskreise zerbrachen und Freundschaften wurden beendet. Jesu Gebot der Liebe füreinander und die Ermahnung des Paulus, einander nicht zu verurteilen und nicht zum Stolperstein füreinander zu werden (Römer 14,13), wurden oft genug nicht umgesetzt.

Doch selbst unter denen, die fest an Heilung glauben, sterben viele an ihren Krankheiten. Manchen ist sicherlich die Geschichte von Philipp Mickenbecker, einem bekannten YouTuber, in Erinnerung. Mit seinem Zwillingsbruder betrieb er das Format Real Life Guys, in dem er zeigte, wie viel Spaß die Abenteuer in der wirklichen Welt bringen können. Der junge Mann hatte den Krebs schon einmal überwunden. 2020 erkrankte er wieder. Er meinte, im Gebet gehört zu haben, dass Gott ihn heilen würde. Weil es ihm immer schlechter ging, bat er bei einem sommerlichen Islandurlaub um ein Zeichen, an dem er erkennen könnte, dass er geheilt würde. Er bat um Polarlichter, Aurea Borealis, die man im Sommer nicht sehen kann, weil es so weit im Norden fast die ganze Nacht hell ist. Das Unmögliche geschah: Nicht nur er sah die Polarlichter – sie wurden sogar gefilmt. Trotz aller Zeichen starb er im Juni 2021 mit nur 23 Jahren. Er hatte seinen Frieden gefunden und war glücklich, zu Jesus heimzukehren.

Warum ist er gestorben? Hatte er Gott falsch verstanden? War sein Glaube nicht groß genug? Und warum verlor seine gläubige Familie mit Philipp schon das zweite Kind? Seine Schwester kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Antworten gibt es auf diese Fragen nicht. Doch wenn wir glauben, dass es an uns liegt, ob Gott uns heilt, dann versuchen wir wieder, ihn anzuleinen, damit er genau das tut, was wir für richtig halten. Wir wenden das uns so vertraute kausale Prinzip – auf Ursache folgt Wirkung – auf Gottes Handeln an.

Dabei vergessen wir, dass es nicht Gott allein ist, der über die Welt herrscht. In Lukas 4,6 werden wir über die Machtverhältnisse aufgeklärt, als der Teufel Jesus versucht und ihm anbietet: »Ich will dir die Macht geben über alle diese Reiche in ihrer ganzen Herrlichkeit. Denn Gott hat sie mir übertragen, und ich gebe sie, wem ich will« (BB). Ein schwer zu verstehender Vers, aber sicher ist: Das Böse existiert! Nur so ist verständlich, warum Menschen einander heute noch so viel Schlimmes antun. Die Waffenrüstung Gottes, die Paulus uns ans Herz legt (Epheser 6,10-18), soll nicht vor menschlicher Grausamkeit, sondern vor den Mächten der Finsternis schützen. Das menschliche Handeln und seine Folgen, die sich so unheilvoll auf unseren Planeten auswirken, kommen noch dazu.

Tut Gott heute also keine Wunder mehr? Einige Christen und Christinnen glauben das und konzentrieren sich auf das Leben nach dem Tod. Aber auch damit wird Gott an die Leine gelegt, denn er heilt eben doch heute noch. Wunder geschehen. Fast jede und jeder kennt Erzählungen von Schwestern und Brüdern, deren körperliche und psychische Leiden oder Suchterkrankungen nach Gebeten plötzlich verschwunden waren. Viele kennen zum Beispiel die gut dokumentierte Geschichte von Frank Breido, der im Krankenhaus an multiplem Organversagen verstarb und vollkommen gesund erwachte. Er berichtete von seiner Begegnung mit Jesus, der ihn wieder zurückgeschickt habe, um Zeugnis von seinen Erfahrungen nach seinem körperlichen Tod zu geben. Und das Besondere an dieser Geschichte ist nicht nur, dass sie überhaupt passiert ist, sondern dass es auch noch faktische Beweise dafür gibt.1

Wir können Gott offensichtlich nicht darauf festlegen, ob, wie und wodurch er heilt. Ich erlebe jedoch oft, dass er uns hilft, Krankheiten und Krisen zu tragen. Philipp Mickenbecker brauchte fast keine Schmerzmittel, was nach medizinischen Erkenntnissen unmöglich war. Meine Co-Autorin erkrankte an Krebs, unterzog sich der üblichen schulmedizinischen Behandlung und wurde geheilt. In einem persönlichen Gespräch erzählte sie mir, dass sie sich in dieser schweren Zeit nie allein gefühlt habe. Die medizinischen Fachkräfte hätten sich oft suchend in ihrem Zimmer umgeschaut, weil die Präsenz Jesu auch für sie spürbar war.

Jesus selbst heilte auf unterschiedliche Weise, durch Worte, Handauflegen sowie durch Substanzen. Er spuckte auf die Erde und strich dem Blindgeborenen diese Mischung auf die Augen (Johannes 9,6), obwohl Körperflüssigkeiten wie Speichel im Judentum als unrein galten. Wollte er uns damit zeigen, dass es in Ordnung ist, uns durch Substanzen unterschiedlicher Art heilen zu lassen? Ich bin jedenfalls der Überzeugung, dass Gott unter anderem durch Ärzte und Ärztinnen sowie Medikamente heilt und mittels Impfungen schwere Erkrankungen verhindert.

Der Apostel Jakobus, Jesu Bruder, empfiehlt in seinem Brief, dass bei Krankheit die Ältesten gerufen werden sollen, um über dem Kranken zu beten und ihn mit Öl zu salben. Er schreibt nicht, dass der Kranke durch Jesu Wunden bereits geheilt sei und nur fest daran geglaubt werden müsse, sondern er verspricht, der Kranke werde durch das Gebet aus seiner Not herausgeholt, der Herr werde ihn aufrichten und seine Sünden werden vergeben. Es wird seelische Heilung versprochen, nicht körperliche (Jakobus 5,14-15).

Wenn wir hingegen versuchen, Gott auf die Art der Heilung festzulegen, die wir für richtig halten, werden wir scheitern. Auch dazu gibt es ein Beispiel aus der Bibel: Der Aramäer Naaman war schwer an Aussatz erkrankt und reiste nach Israel, weil ihm eine junge israelitische Sklavin von dem Propheten Elischa berichtet hatte, der ihn heilen könne. Als Elischa Naaman durch einen Boten ausrichten ließ, er solle sich sieben Mal im Jordan waschen, wurde Naaman zornig: »Ich hatte angenommen, dass er persönlich zu mir kommt (…), dass er die Hand über die aussätzige Haut ausstrecken, den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und mich heilen würde« (2. Könige 5,11). Er beschließt, sofort abzureisen. Nur der Klugheit und Beharrlichkeit seiner Diener ist es zu verdanken, dass Naaman sich schließlich doch auf die Waschungen einlässt und tatsächlich geheilt wird. Warum steht diese Geschichte in der Bibel – wenn nicht, um unsere Vorstellungen vom Handeln Gottes zu erschüttern?

Als bei meinem Mann vor einigen Jahren völlig überraschend Lungenkrebs im Endstadium festgestellt wurde – er ist ein Nichtraucher mit gesundem Lebenswandel –, schrien wir zu Gott. Die Krankheit verschwand nicht einfach und trotzdem geschahen viele Wunder. Dass er zu den zehn Prozent der Lungenkrebskranken gehörte, für die es spezielle Medikamente gibt, könnte man als Glück bezeichnen. Dass diese bei ihm so gut anschlugen, dass alle Metastasen nicht nur aus der Lunge, sondern auch aus dem Gehirn und den Knochen verschwanden und die Lunge wieder vernünftig arbeitete, lag auch noch innerhalb der medizinischen Wahrscheinlichkeit. Dass er keine Angst hatte und bei jeder Untersuchung vom Heiligen Geist getröstet wurde, stand jedoch nicht auf dem Beipackzettel.

Anfänglich hatte sein Medikament eine unangenehme Nebenwirkung. Die massiven Wassereinlagerungen in den Beinen waren schmerzhaft und erschwerten das Laufen. Zwei Personen beteten für ihn und danach verschwanden die Wassereinlagerungen quasi über Nacht. An diese Heilung musste man nicht glauben: Man konnte sie sehen! Seine Leberwerte normalisierten sich durch das regelmäßige Trinken einer Kräuterteemischung. Nach einer Operation brauchte er keine Schmerzmittel. Bei der letzten Untersuchung hatte sich die Lunge sogar verbessert, was nach medizinischen Erkenntnissen eigentlich unmöglich ist. Der Arzt fragte intensiver nach und mein Mann erzählte von Jesus.

Ich kenne aber auch Fälle von gläubigen Menschen, die keine Erleichterung erhalten und schlimmsten Schmerzen ausgesetzt sind, ohne dass sie Hilfe bekommen. Warum das so ist, weiß ich nicht. Ich glaube nicht mehr, dass es auf solche Fragen einfache Antworten gibt, die unsere menschliche Logik zufriedenstellen. Aber ich vertraue darauf, dass ich die Antwort irgendwann bekommen werde.

Ich glaube jedoch fest an die Macht des Gebets. Wenn wir wirklich meinen, was wir sagen – dein Wille geschehe –, dann werden wir offen für Gottes Weg mit uns. Ob wir weiterleben und unseren Dienst hier leisten oder ob wir uns von ihm nach Hause holen lassen, ist eine Entscheidung, die wir getrost ihm überlassen können (Philipper 1,21-23).

Gott, der Antwortgeber – Elke Werner

Ich hatte gerade das Kapitel über unseren Umgang mit Krisen und Krankheiten geschrieben, da besuchte ich am 7. August 2022 den Gottesdienst im Christus-Treff Marburg. Elke Werner, Theologin, Referentin und Mitbegründerin der Gemeinde, hielt die Predigt. Diese berührte mich tief, denn gerade bei der Bewältigung von Krisen ist Elke Expertin – als Seelsorgerin im Dienste an ihren Nächsten und als Betroffene.

Als wir danach im Sonnenschein auf der Terrasse des Christhauses Kaffee tranken, fasste ich mir ein Herz und fragte: »Elke, diese Predigt würde wunderbar in mein Buch passen. Könntest du dir vorstellen, mir ihren Text zur Verfügung zu stellen?« Sie musste nicht lange überlegen. »Wenn du meinst, dass ich dein Buch mit meiner Predigt bereichern kann, bin ich einverstanden«, antwortete sie. »Wunderbar«, ich war begeistert, »und ich kann dir von einem Erlebnis erzählen, das genau zu deinem Thema passt.« Nachdem sie sich dieses angehört hatte, entschied sie: »Deine Geschichte nehme ich in meine Predigt mit auf.« Hier also ihre Predigt …

In Israel habe ich mal ein T-Shirt gesehen, auf dem stand: »Ich brauche kein Google, ich frage meine Frau.« Natürlich ist das ein Spaß. Doch wen fragen wir, wenn wir Antworten brauchen? Den Partner oder die Partnerin, Google oder Wikipedia? Wir können ja heute nahezu alles, was wir wissen wollen, im Internet finden. Aber finden wir dort auch Antworten auf die wirklich wichtigen Fragen, die wir Menschen haben?

Ich spreche zum Beispiel von den Notsituationen, in die wir geraten. Wer gibt mir Antwort, wenn ich an meine Grenzen stoße, weil ich die Situation nicht mehr beherrsche? Wer weiß Rat, wenn eine Krankheit in mein Leben tritt?

Natürlich kann ich bei Wikipedia nachlesen, welche Chancen ich habe, diese Krankheit zu überleben. Es ist jedoch fraglich, ob das immer klug ist, denn dort werde ich möglicherweise lesen, dass nur ein Prozent der Erkrankten überlebt. Woher weiß ich dann, ob ich zu dem einen Prozent der Betroffenen gehöre, das überlebt, oder zu den 99 Prozent, die sterben werden?

Die Älteren unter uns kennen vielleicht noch den Schlager von Graham Bonney, der 1969 erschien: »Wähle 3-3-3 auf dem Telefon, wähle 3-3-3 und du hast mich schon. Wähle 3-3-3 und dann glaube mir, ich bin 1-2-3 schon bei dir.« Vielleicht haben Sie mal gehört, dass dies auch die Telefonnummer Gottes ist. In Jeremia 33,3 lesen wir nämlich: »Rufe mich an und ich will dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt« (LUT).

Gott, der Antwortgeber?! Der Film Bruce Allmächtig verdeutlicht das Thema der Gebetserhörungen auf humorvolle Weise. Darin bekommt der Journalist Bruce, der mit Gott unzufrieden ist, die Möglichkeit, mit diesem zu tauschen. Bruce ist ab sofort allmächtig, während Gott sich für einen gewissen Zeitraum scheinbar zurückzieht. Zuerst ist Bruce begeistert, denn alles, was er sich wünscht, geht umgehend in Erfüllung: eine schöne Wohnung, ein schickes Auto, eine Beförderung im Job. Doch plötzlich hört er Stimmen und ist verwirrt, weil er seine Wahrnehmungen nicht einordnen kann. Bis er merkt: Das sind die Gebete der Menschen auf der ganzen Welt, die ihre Anliegen vor Gott bringen. Weil Bruce in der Kakofonie der vielen Stimmen nichts versteht, befiehlt er, dass die Gebete als E-Mails auf seinem Computer erscheinen, um sie dort zu bearbeiten. Tausende erscheinen in seinem Postfach, viel zu viele, um jemals damit fertig zu werden. Ohne zu überlegen, wünscht er sich die Gebete einzeln auf Klebezetteln, die schließlich zu Tausenden nicht nur seine Wohnung, sondern auch ihn selbst bedecken.

Da kommt Bruce eine scheinbar geniale Idee: Er beantwortet alle Gebete positiv. Sofort bricht Chaos aus. Wenn beide Mannschaften, die gegeneinander antreten, für den Sieg gebetet haben, gewinnen beide. Alle betenden Lottospieler und -spielerinnen haben sechs Richtige mit Zusatzzahl, doch leider gewinnt jede und jeder Einzelne nur wenige Cent, weil so viele gewonnen haben. Schließlich gehen die Leute wütend aufeinander los. Bruce verzweifelt und tut das einzig Richtige: Er sucht Rat bei Gott! Und Gott ist keine strahlende Lichtgestalt auf einem gewaltigen Himmelsthron, sondern ein Hausmeister, der auf einem Dachboden für Sauberkeit und Ordnung sorgt. »Hast du die Lektion verstanden?«, fragt Gott lächelnd und drückt Bruce einen Besen in die Hand. Zusammen sorgen sie dafür, dass der Dachboden sauber wird.