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"Jenseits Nirwana" ist die Autobiografie eines hellsichtigen Energieheilers. Es beschreibt sein Leben zwischen der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Er erlebt neun Körperaustritte, kann feinstoffliche Energien sehen, Krankheiten mit Energie heilen und erkennt im feinstofflichen Aufbau des Menschen den evolutionären Bauplan für unsere Zukunft. Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens erwirbt der Autor ungewöhnliche geistige Kräfte. Mit 22 Jahren tritt er erstmals aus seinem Körper aus, beschäftigt sich mit Philosophie, Mystik, Naturwissenschaften, antiken Kulturen und Religionen. Er beginnt zu meditieren und erlernt eine psychische Technik, um Kontakte zu früheren Leben herzustellen. Er beginnt mit der Ausbildung zum Geistigen Heiler, erlernt Aurasehen und sensitive Feinfühligkeit. Dabei stellt er fest, dass die Beschreibung vom feinstofflichen Aufbau des Menschen in den alten indisch-tibetischen Lehren real ist. Bedingt durch eine schwere Krankheit fährt er 1980 auf die Philippinen, um sich von den dortigen Geistoperateuren behandeln zu lassen. Er wird geheilt, erlebt den Durchbruch seiner eigenen Heilkraft und erwirbt die Fähigkeit, Energien sehen zu können. Zurück in Deutschland arbeitet er 25 Jahre lang als energetisch-hellsichtiger Heiler, hält Vorträge und Seminare. Bei seinem achten Körperaustritt erlebt er den Zustand, der im Buddhismus als Nirwana beschrieben wird, geht durch ihn hindurch und erfährt einen Bereich, den er als die die Potenzialität des Werdens begreift. Drei Jahre nach der ersten Reise, fährt er ein zweites Mal auf die Philippinen. Die Beschäftigung mit der unsterblichen Seele wird für ihn essentiell. Diese sieht er als Lichtwesen bei Kindern und Erwachsenen und bei Gestorbenen. Sie ist die Basis für die Evolution der Menschheit. 1999 kommt er in Berührung mit früheren Inkarnationen. In einer visionären Schau erfährt er sich als der russische Dichter Turgenjew. Er fährt nach Russland, besucht die Orte, in denen dieser gelebt hat und erkennt Dinge wieder. In einer anderen Vision wird er von einer geheimnisvollen Unbekannten auf die Krim geschickt. Dabei bringt ihn das Schicksal mit einer Frau zusammen, die er aus einem früheren Leben als Römer kennt, und in die er sich damals unsterblich verliebt hatte. Auf seiner dritten Krimreise findet er endlich die Frau, die er in der ersten Vision gesehen und die ihn auf die Krim geschickt hatte. Mit ihr hat er ein faszinierendes Liebeserlebnis, durch das er die wahre Funktion der Liebe in unserem Leben erkennt. Es offenbart sich ihm der nächste Schritt für die Entwicklung der Menschheit. Um die Jahrtausendwende fährt er für dreieinhalb Monate nach Indien. Er sucht mehrere Palmblattbibliotheken auf, in denen das Schicksal der Besucher auf Palmblättern aufgeschrieben sein soll. Er besucht Auroville und den Tempel von Madurai, wo er mit einem faszinierenden spirituellen Liebeserlebnis konfrontiert wird, verbringt einige Wochen in Kovalam an der Südwestküste und besucht den Vivekananda-Ashram in Kanyakumari. Nach fast drei Monaten beginnt er die Rückreise, die ihn nach Varkala in den Narayana-Ashram führt. In Puttaparthi, im Ashram von Sai Baba, erlebt er ein körperliches und energetisches Desaster. Zum Abschluss der Reise begibt er sich auf eine Pilgerfahrt zu verschiedenen Tempeln. Fast zwei Jahre später folgt die zweite Indienreise nach Poona in den Ashram von Osho und nach Goa. 42 Jahre nach dem ersten Körperaustritt geschieht der neunte. Dabei erhält der Autor endlich eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, die er sich mit 19 Jahren zum ersten Mal gestellt hatte und dem innewohnenden Ziel der Schöpfung.
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Seitenzahl: 1361
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Horst Neumohr
Jenseits Nirwana
Der Weg in die Zukunft des Menschen
Herausgegeben von Heinz-Uwe Hobohm
© 2023 Horst Neumohr
Herausgegeben von: Prof. Dr. Heinz-Uwe Hobohm
ISBN Softcover: 978-3-347-62838-0
ISBN Hardcover: 978-3-347-62839-7
ISBN E-Book: 978-3-347-62837-3
ISBN Großschrift: 978-3-347-62840-3
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Vorwort des Autors
Vorwort des Herausgebers
Die Anfänge
Im Türrahmen
Albert Camus
Der erste Körperaustritt
Ich und Sein
Das transpsychologische Modell
Der zweite Körperaustritt
Der dritte Körperaustritt
Hilfe von Dichtern und Philosophen
Meine Kirche
Meditation
Ein merkwürdiges Erlebnis
Telepathie
Entfaltung der außersinnlichen Kräfte
Reise auf der Erde durchs Weltall
Außersinnliche Fähigkeiten nehmen zu
Energie- und Meditationsprobleme
Physik und Transzendenz
Pendelversuche und Kartenraten
Déjà-vu und Warzen abbeten
Gedankenkraft
Griechenlandurlaub
Bewusst im Schlaf
Energiebehandlung von Robby
Heilerseminar Schloss Schöneck
Ein bemerkenswerter Traum
Chakren
ICH, Ich, ich
Erste Fernheilung
Das Ende meiner TM
Kartenlegen
Fernwahrnehmung eines Hundes
Die Voraussagen treten ein
Elektrostatische Aufladung
Poltergeist
Der Heiler Bruno Gröning
Wiedergeburt?
Dannys Geist in Brunos Keller
Rückführung
Erste Heilung an Hanni
Philosoph in Griechenland?
Zweites Seminar bei Leslie Harvey
Erstes Aurasehen
Telepathie mit Hund
Magnete
Hypnose
Biomagnetische Felder
Reinkarnationsrückführung durch Hans
Ergebnisse von Vorhersagen
Weitere Besuche bei Kartenlegerinnen
Magnetanwendung
Magnetische Striche
Im Freilichtmuseum Hjerl-Héde
Heilerlehrgang in Augsburg
Eine erfolgreiche Fernheilung
Körperintelligenz
Die Nacht der Geister
Heilungswissen
Seltsame Phänomene in meiner Familie
Kosmische Erfahrung
Die Rückführungen mit Roland
Der vierte Körperaustritt
Philippinen und danach
Erste Philippinenreise
Die Erlangung der Heilkraft
Die Fähigkeit, Krankheiten zu sehen
Die Berufung
In der parapsychologischen Abteilung der Uni
Nachmittag bei Bruder George
Die Filipinos
Kniegesundung
Energie sehen
Erste Schritte zum Heilen in Deutschland
Hellwissen
Gesetz
Die Wünschelrute
Reinkarnationsrückführung durch Wulf Ahlsen
Psychische Krise
Weitung des Energiefeldes
Letty in Deutschland
Letty, die philippinische Heilerin
Selbstbehandlung mit Energie
Ein Wesen erschaffen
Ereignisse in Darmstadt
Die Kundalini kommt
Heilen in Trance
Schwingungserfahrungen
Gespräch mit einer Fantasiegestalt
Gedankenspiele mit Roland
Führer aus der Geistwelt
Gedankenpenetration
Kerzenflammen
Das klingende Glas von Ottobrunn
Energie über Kerze ableiten
Im Samadhi-Tank – der fünfte Körperaustritt
Zweite Samadhi-Tank-Sitzung
Automatisches Schreiben
Der Helfer
Der sechste Körperaustritt
Letty und ihr Geistführer
Utas Kreuzbein
Energetische Umstrukturierung des Körpers
Drei unterschiedliche Energiefrequenzen
Riss in der Ich-Schale
Zweite große Fastenkur
Heilpraxis und spirituelles Zentrum
Zweite Philippinenreise
Die Seele meines toten Vaters
Spirituelle Arbeit
Das Problem mit dem Nicht-Denken
Der tanzende Ton
Schweigeseminar
Radioaktiv
Naturfasern und Kunststoffe
Magnetfühligkeit
Magnetfeldröhren
Hochspannungsleitung
Orgonbox
UV-Strahlung
Das Medium
Der siebte Körperaustritt
Jenseits Nirwana
Mutter Meera
Kontakt nach Tibet
Fernheilung am Theologieprofessor
Der 72er-Rhythmus
Lichtspur
Zukunftssehen
Das Ego und das Mantra ANU
Das Erleben der Ichlosigkeit
Der achte Körperaustritt
Jenseits des Nirwana
Einheit und Liebe
Zwischen Nichts-Etwas und Nirwana
Das arme Ego und die Seele
Die Charakteristik des Ego
Das TAO und das Nichts-Etwas
Inkarnationen
Nafteta
Turgenjew
Ein Buch von Turgenjew
Zweite Krimreise
Dritte Krimreise
Sieben Bewusstseinsebenen
Energie, Bewusstsein, Heilung
Geistige Entwicklung und Nirwana
Die Evolution von Liebe und Wille
Die sechste Energieebene
Logoisches Bewusstsein
Der achtgliedrige Pfad des Yoga
Reisen nach Indien
Erste Indienreise
Palmblattbibliothek
Bußwallfahrten
Was auf den Palmblättern steht
Auroville
Unerwartete Hilfe
Im Tempel von Madurai
Kovalam in Kerala
Der Vivekananda-Ashram in Kanyakumari
Die Zeit steht still
In der Kirche Unserer Lieben Frau vom Lösegeld
Im Tempel des Affengottes
Der Wille ist weg
Behandlung von Katja
Verzögerte Abreise
Die Seele ist weg
Wir erschaffen Gott
Meine Seele versteht meine Sprache nicht
Der Narayana Ashram in Varkala
Energetische Hinterlassenschaften
Die Warnung
Der Sai Baba Ashram
Sai Babas Problem
Eine schwierige Nacht
Sai Babas Darshans
Sai Babas Energie
Mein Zustand verschlechtert sich
Schwierige Tage
Schauen und Sehen
Der Willensaspekt der Seele
Zweite Indienreise
Poona
Osho, der merkwürdige Meister
Im Ashram von Oshos Sannyasin
Goa
Betrachtungen
Hat der Mensch eine Seele?
Erste bewusste Begegnung mit einer Seele
Zwei Kinderseelen
Seelen von Erwachsenen
Anns Seele
Die Seele schaut in die Welt
Das Denken der Tiere
Im Bewusstsein einer Wespe
Ein Hund als Genießer
Bewusstsein von Kühen und Wildschweinen
Sinn des Lebens
Das Schicksalsnetz
Gedanken sind nicht frei
Drei Entwicklungskrisen
Vergeistigung
Gott von unten
Der erdachte Gott
Die Gegenwart
Energie nach unten
Stimmenhören
Ortsenergie
Energiefelder
Die harte slowenische Atmosphäre
Italienische Leichtigkeit
Bedrückende polnische Energie
Ein Volk trauert
Patientenberichte
Der Schwarzmagier
Vivekananda
Der neunte Körperaustritt: die Nullination
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Vorwort des Autors
Der neunte Körperaustritt: die Nullination
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Vorwort des Autors
Nach mehr als 25 Jahren Arbeit mit Energie habe ich mich aus meiner aktiven Tätigkeit als Heiler und Seminarleiter bereits seit längerer Zeit weitgehend zurückgezogen.
Neben der Tätigkeit als Energieheiler habe ich über viele Jahre Seminare zu spirituellen Themen gehalten, von denen die wichtigsten auf Audiokassetten aufgezeichnet sind. Eine langjährige Teilnehmerin, Angelika B., hat diese Texte abgeschrieben.
Dass das Buch möglich wurde, verdanke ich einem besonderen Schicksal, meinen Tagebuchaufzeichnungen, dieser Seminarteilnehmerin sowie dem Herausgeber, der vorbereitende Arbeiten durchführte und mich immer wieder ermunterte.
Eine Reihe von Erlebnissen und Erkenntnissen aus den Jahren 2019 und 2020, über die ich in den Seminaren nicht gesprochen habe, vervollständigen meinen Bericht.
Vorwort des Herausgebers
Ich lernte Horst Neumohr im Sommer 2015 kennen. Eine Mitpatientin, Sylvia, hatte ihn mir empfohlen.
Vorausgegangen war eine schlimme Depression, die allerdings in jeder Hinsicht untypisch war. Es begann im Herbst 2013 mit einer ausgeprägten körperlichen Schwäche. Ich konnte meinen geliebten Sport nicht mehr ausüben. Panikattacken folgten.
In Lehrbüchern steht, man könne Panikattacken mit etwas Willen aussitzen. Man wartet zähneklappernd eine halbe Stunde, eine Stunde maximal, dann laufen sie aus. Man ist dann zwar körperlich durch den Stress geschlaucht, aber die Angst geht vorbei.
Meine Panikattacken waren anders. Sie hörten nicht auf. Ich versuchte Aussitzen, Qi Gong, Hyperventilation, Spazierengehen, alles mögliche. Stundenlang. Vergeblich.
Das Jahr 2013 schildere ich in meinen Tagebüchern bis dahin als eines der frohesten Jahre meines Lebens. Meine drei Jungs von um die zwanzig entwickelten sich prächtig, mein Beruf als Hochschullehrer machte mir Freude, ich war fit, machte viel Sport und habe eine wunderbare Ehefrau. Lediglich lang anhaltende Schluckbeschwerden warfen einen dunklen Schatten.
Ich kam in eine Klinik. Ich erinnere noch, wie der Psychiater beim Eingangsgespräch dreimal ungläubig nachfragte, ob ich bereits früher unter Depressionen gelitten hätte, und ich das verneinte.
Im Laufe der nächsten Wochen und Monate wurde eine Reihe von Medikamenten ausprobiert, nacheinander und nebeneinander, die allesamt nicht halfen. Im Gegenteil, es wurde schlimmer. Es entwickelte sich eine grauenvolle Agonie, ein schwarzes Loch aus Angst und Verzweiflung, ewiges gnadenloses Fallen. Ich hatte kein Fundament mehr, jenes Fundament, das stets selbstverständlich da ist, selbst dann, wenn man einen lieben Menschen verliert.
Anders als viele andere Depressive hatte ich kein Bedürfnis, mich von den Menschen zurückzuziehen. Im Gegenteil, nur in Gesprächen mit Bekannten und Verwandten fand ich eine Spur Erleichterung. Ich mochte die Dunkelheit nicht, im Gegenteil zog es mich ins Sonnenlicht. Mein Schlaf war gut.
Keine Erleichterung fand ich in Spaziergängen an der frischen Luft, die mir die Ärzte immer wieder ans Herz legten, ohne mir zuzuhören. Ohnehin war ich körperlich sehr schwach. Ähnlich ging es mit Achtsamkeitstraining, Musiktherapie, Craniosakraltherapie, Yoga, Eurythmie, progressiver Muskelentspannung. Keinerlei positive Effekte auf die Stimmung, null.
Als jemand, der über eine Dekade fast täglich meditiert hatte, konnte ich in der Meditation keinen Ankerpunkt mehr finden. Im Gegenteil, das Kreischen und Fallen in die Schwärze war während der Meditation schlimmer. Ich musste mit dem Meditieren aufhören. Ich war gehetzt, hatte das Gefühl "ich muss hier weg", egal wo ich mich befand.
Im Frühjahr 2014 wurde es erbarmungslos. Ich hatte nun keinen Appetit mehr, hatte 15 kg verloren und kam kaum noch die Treppen der Klinik hoch. Mein letzter Haltepunkt, mein guter Schlaf, wurde brüchig. Es ging nicht mehr.
Als ich bei Horst Neumohr klingelte, öffnete mir ein freundlicher Herr in seinen Sechzigern. Er bat mich herein, und nach einigem Geplauder begann seine Heilbehandlung. Ich war als Wissenschaftler skeptisch, hatte aber nichts zu verlieren. Herr Neumohr dunkelte den Raum weitgehend ab, und wir saßen uns in etwa einem Meter Abstand gegenüber. Er bat mich, die Augen zu schließen und mich zu entspannen. Für etwa eine dreiviertel Stunde geschah nun nichts, außer dass der Energieheiler eine Weile laute Stöhngeräusche abgab. Als ich einmal durch die Augenlider zu ihm hin spickelte, sah ich ihn merkwürdige Armbewegungen vollführen.
Irgendwann bat er mich, die Augen zu öffnen. Mehr konnte er nicht sagen. Für eine ganze Weile war er zu erschöpft zum Sprechen.
Dann erklärte er lapidar, alles, was ich hätte, sei ein Energiemangel im Basiszentrum, in der Gegend des Beckenbodens, im untersten Chakra. Mein oberstes Chakra sei aufgegangen und würde zu viel Energie von unten abziehen. Das Energieungleichgewicht könne, je nachdem wie ausgeprägt es ist, Angst und Depression hervorrufen. Das erklärte er unbeteiligt, so selbstverständlich, wie man jemandem die Uhrzeit sagt oder dass in die Suppe Salz gehört. Was mich angesichts dessen, was ich durchmachte, fast ein wenig beleidigte.
Auf derlei Zeug konnte ich mir keinen Reim machen. Ich hatte zwar von den sieben oder acht Chakren schon gehört, angeblichen feinstofflichen Energiezentren im Menschen, deren Existenz die Weisen Indiens seit drei Jahrtausenden lehren. Doch ich war Chakren nie begegnet, man kann sie nicht sehen oder fühlen, sie sind in der Wissenschaft unbekannt.
Am folgenden Tag gab es eine weitere Behandlung.
Hinterher fuhr ich an den nahen Wörthsee. Es war ein schöner Sommertag. Ich setzte mich zum Verweilen auf einen Steg. Um mich herum badeten und plantschten frohe Menschen.
Nach etwa einer halben Stunde bemerkte ich, dass ich mich kaum bewegt hatte.
Nachdem ich seit Monaten nur überall hätte wegrennen können, in abgrundtiefer Verzweiflung, spürte ich auf einmal Ruhe. Mehr: In mir war eine vergessene psychische und physische Stärke. Ich hätte Bäume ausreißen können. Es war wie ein Wunder. Ich schöpfte ungläubig Hoffnung.
Dieser Zustand hielt ein paar Tage an. Dann setzten erneut mehrtägige Schübe der Verzweiflung ein. Fortan aber in Wellen, nicht mehr als Daueragonie. Auf einer Skala zwischen null und minus zehn kehrte meine Stimmung immer wieder vorübergehend auf niedrige Minuswerte zurück. Ich konnte zwischendurch ein wenig Hoffnung und Kraft schöpfen. Es war kein Leben, aber es war auszuhalten.
Ich wendete nun täglich zweimal die Meditation an, die mir Horst – inzwischen duzten wir uns – empfohlen hatte, um Energie in das Basiszentrum zu bringen, wie er sagte. Da ich viel Meditationspraxis hatte, konnte ich das gut umsetzen. Es ging darum, sich Licht im Bereich des Beckenbodens vorzustellen, dort eine Lichtkugel zu visualisieren.
Anfang Oktober 2015 war ich zu einem Vortrag bei einer Medizinertagung in Berlin eingeladen. Einen Tag vorher ging es mir erbärmlich, ich war wieder in tiefe Verzweiflung gefallen. Ich fürchtete, ich müsste den Vortrag absagen. Ich rief Horst an. Er kann offenbar aus der Ferne in einen Patienten hineinsehen, jedenfalls sagte er: Deine Energie sieht eigentlich nicht so schlecht aus, machst Du denn die Lichtmeditation in die Beine? Ich antwortete, Horst, davon weiß ich nichts, ich meditiere Licht in den Beckenboden! Ja klar, sagte er, Beckenboden und Beine.
Ich weiß nicht, ob er vergessen hatte, die Beine zu erwähnen, oder ob ich nicht richtig zugehört hatte. Jedenfalls Beckenboden oder Beckenboden und Beine, das konnte keinen großen Unterschied machen. Ich gab meine Hoffnung auf: Der kann mir nicht helfen.
Ich nahm trotzdem den Nachmittagsflieger nach Berlin. Es war schrecklich. Der Flug, die Fahrt mit der S-Bahn durch Industriebrachen, der düstere menschenleere Fußweg zum Hotel: ich hätte die ganze Zeit in Tränen ausbrechen können.
Irgendwann sitze ich in einer dunklen Ecke in der Hotelbar und denke, was soll’s, probierst es halt aus, kann ja nicht schaden. Ich schließe die Augen und bringe Licht in Beckenboden und Beine. PANG!! Spürbare Erleichterung. Ich hielt den Atem an und wollte es nicht glauben.
Das Tief war nicht schlagartig beendet. Es brauchte drei oder vier Tage, um zu verschwinden. Ab da war ich beschwerdefrei. Seitdem ist die Agonie nur noch eine Erinnerung.
Mit einer Ausnahme.
Einmal habe ich in der Meditation aus Jux und Dollerei Licht aus dem Beckenboden die Wirbelsäule hinauf geschickt. Ich hatte von dieser Kundalini-Energie gehört, die ja angeblich durch die Wirbelsäule hochsteigt, und dachte mir, vielleicht kannst du deine Kundalini etwas ankitzeln. Mir wurde unmittelbar blümerant, und ein oder zwei Tage lang war ich wieder am Fallen. Irgendwann erzählte ich Horst davon, und er meinte nur: Uwe, mach das nie wieder.
Ich gehe nach wie vor alle paar Monate zu ihm zur Überprüfung. Mittlerweile kennt er mich und muss sich bei der Behandlung nicht mehr verausgaben. Er erzählt mir dann, was er energetisch sieht und wie er versucht, nachzujustieren, energetisch, was immer das heißt.
Irgendwann habe ich ihn gefragt: Horst, meinst Du, ich wäre von allein wieder gesund geworden? Seine ehrliche Antwort war: Ich weiß es nicht.
Ich habe durch den Absturz zwei Jahre verloren, und ich kann diese Erfahrung niemandem empfehlen. Auf der anderen Seite führte er dazu – wie, weiß ich nicht – dass ich meine lebenslange Angst vor dem Älterwerden und Sterben verloren habe. Ich nehme das Leben in seiner grandiosen Fülle nun dankend als Geschenk entgegen, jeden Tag.
In jedem Falle wurde mir offenkundig, dass westliche Wissenschaft von elementaren Aspekten der menschlichen Psyche keine Ahnung hat.
Horst ist ohne Zweifel ein Mensch mit merkwürdigen übersinnlichen Fähigkeiten. Ich habe diese unmittelbar und mittelbar, über einige Patienten, die ich ihm schickte, festgestellt. An der Authentizität dessen, was er in seinen Erinnerungen beschreibt, habe ich keinen Zweifel. Ich wünschte mir, man würde Menschen wie ihn wissenschaftlich untersuchen und die Heilergebnisse in Form von Fallstudien publizieren. Leider sind Talente wie er vermutlich sehr selten, und leider hat er seit Jahren aufgehört, regelmäßig Energieheilungen durchzuführen, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Sie kosten ihn mittlerweile zu viel Kraft.
Wir haben im Laufe der Zeit viele Gespräche gehabt. Ich habe ihn immer ehrlich und bescheiden erlebt und als jemand, der seine eigenen Erfahrungen grundsätzlich kritisch hinterfragt.
Machen Sie sich Ihr eigenes Bild.
Die Anfänge
Im Türrahmen
Es geschah in einer jener typischen Mannschaftsunterkünfte der Bundeswehr. Ich stand in der offenen Tür, an den Rahmen gelehnt. Im langen Flur zu meiner rechten Seite herrschte Stille. Im Zimmer links von mir hatten sich zwei oder drei Leute an irgendetwas zu schaffen gemacht. Ich wartete.
Plötzlich war da ein Gefühl. Ein Zustand, wie er meinem Körper bisher fremd gewesen war. Mir war, als ob ich von einem unendlichen Raum umgeben sei. Diesen Raum konnte ich sehen. Zwar reichte mein physischer Blick über die unmittelbare Umgebung nicht hinaus, doch in einer anderen Art von Wahrnehmung hatte sich eine Unbegrenztheit eröffnet, die mich tief aufwühlte. Die Gegenstände um mich, die Menschen in der Nähe, erschienen so wie immer, jedoch eingebettet und umhüllt von einem Zustand intensiver Weite. Diese schien überall zu sein, weit hinaus, wenngleich ich nur einen engen Bereich davon erfassen konnte.
Ein paar Sekunden nur, dann war alles so wie vorher. Oder doch nicht?
Wenige Tage vorher hatte ich etwas getan, was auf Dauer nicht ohne Folgen bleiben konnte. Ich hatte wieder einmal über das Geheimnis des Sinns des Lebens und das Ziel unserer Welt nachgedacht. Dazu hatte ich mich, um so tief wie möglich in diesen Gegenstand meiner Gedanken eindringen zu können, auf mein Bett gelegt. Ich wollte durch nichts abgelenkt werden. Wer wirklich erkennen will, muss sich mit aller Kraft und aller Intensität auf das konzentrieren, womit er sich beschäftigt. Jede Ablenkung wird zum Verhinderer, hält an der Oberfläche fest, entfernt durch ihre Vordergründigkeit vom Ziel.
Als sich meine Konzentration auf eine Frage richtete, ausschließlich nur auf die eine Frage, spürte ich eine Art Sperre, wie eine feste Schale aus Energie um meinen Kopf. Mein Bewusstsein war offensichtlich eingesperrt. Gefangener in einer Kugel. Die Schale – eine Grenze zu etwas anderem dahinter, dem Eigentlichen, dem Wesentlichen?
Ich gab nicht auf. Ich wollte, ich musste in das Gebiet des Unbekannten vordringen! Wenn da ein Zustand jenseits meines bisherigen Denkens und Erkennens war, dann wollte ich Zugang dazu erhalten. Mit dem denkenden Erkennen in jenes vordringen, das diesem hier endlich einen wirklichen Sinn geben konnte.
Druck legte sich um meinen Kopf. Er nahm die Form eines breiten Bandes in Höhe der unteren Stirnpartie an. Von der unteren Stirnmitte ausgehend zog er sich fester und immer fester zusammen. Irgendwo auf der Oberfläche meines Gehirns spürte ich einen stichartigen Schmerz, der schnell zur Kopfmitte vordrang. Dabei dehnte er sich langsam nach allen Seiten aus. Vage Angst überkam mich. War ich mit meiner konzentrierten Zielgerichtetheit zu weit gegangen? Hatte die Suche nach einer Antwort auf mein Problem des Lebens mein Gehirn überlastet?
Wie eine Erlösung spürte ich auf einmal ungewohnte Lebenskraft irgendwo in meinem Körper. Das holte mich in meine körperhafte Wirklichkeit zurück. Mein Körpergefühl, das bisher immer – all die Jahre meines noch jungen Lebens – präsent gewesen war, hatte sich während des Konzentrationsstadiums aus dem Körper zurückgezogen. Sofort schwand der Druck im Gehirn. – Sollte es zu schwierig sein, in tiefere Erkenntnisbereiche vorzustoßen, nur weil meine körperliche Verfassung, mein Gehirn, dafür nicht stabil genug war?
Damit wollte ich mich nicht abfinden. Keine Resignation, nicht schon jetzt, da ich gerade die ersten Schritte unternahm, der möglichen Antwort auf die Frage nach dem Sinn meines Daseins näherzukommen. Nicht schon jetzt! Eine Viertelstunde später versuchte ich es ein zweites Mal. Um mich dem vermuteten Unsichtbaren hinter der Körperlichkeit anzunähern, reduzierte ich durch Entspannung erneut mein Körpergefühl. Nun geriet ich innerlich in wellenartige Schwingungen. Ich konzentrierte meine Wahrnehmung, während ich auf dem Bett ruhte, auf eine Hand, spürte aber, dass sie ruhig dalag. Die wellenartigen Abläufe empfand ich also nur innen, im Körper selbst. Immer deutlicher fluteten Wellen durch meine Physis von unten nach oben. Als meine Konzentration nachließ, traten Umweltgeräusche an meine Ohren und zogen mich allmählich in die äußere Welt zurück. Die Schwingungen ließen nach und verschwanden dann.
Während der folgenden zwei Monate beschäftigte ich mich intensiver mit dem Transpsychologischen Modell. Ich gelangte zu der Überzeugung, dass jedes psychologische Verständnis vom Menschen letztlich unvollständig und damit unrichtig bleiben musste, wenn man nicht von einem unsichtbaren Sein hinter dem Körper und der an ihn gebundenen Psyche ausging. Das Wesentliche musste dabei einfach fehlen. – Ich konnte nicht einfach nur ein Körper sein, mit seinen begrenzten Abläufen! Ich war mehr!
Albert Camus
Diesen etwas ungewöhnlichen Erlebnissen waren einige Monate vorausgegangen, in denen ich mit einer anderen Art von Literatur in Berührung gekommen war als die, die ich bis dahin kannte. In meiner Grundausbildung bei der Luftwaffe hieß es immer wieder: Wache schieben. Wir verbrachten dabei unsere Zeit meist im Wachlokal am Tor. Dabei ergab es sich, dass man viel Zeit zum Lesen hatte. Irgendwann lag das Buch „Der Mythos von Sisyphos“ vor mir. Von Anfang an faszinierte mich, was der in Algerien geborene französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus (1913–1960) in erstaunlicher Tiefsinnigkeit darlegte. Er sprach etwas an, was mich in einer Weise berührte, wie ich es bis dahin, mit meinen 21 Jahren, noch nicht erlebt hatte. Er stieß offensichtlich ein Tor in mir auf mit seiner Art zu denken, die mir die Welt auf neue Weise darbot.
Es sind die Grundfragen unseres Lebens, um die es hier geht. Wie können wir mit dem Tod umgehen? Hat das Leben überhaupt einen Sinn, oder ist alles einfach nur absurd? Wenn es absurd ist, wie können wir uns dann in dieser Absurdität einrichten? Wie können wir dann uns selbst in unserem eigenen Dasein dennoch einen Sinn geben? Ein Leben ohne Sinn ist bereits der Tod. Für mich knüpft Camus an das Denken der alten griechischen Philosophen an, deren Faszination sich mir jedoch erst später offenbarte, als ich zum ersten Mal meinen Körper verlassen hatte.
Für das Verständnis meiner ungewöhnlichen Erlebnisse auf dem Weg – das heißt auf der Suche nach dem Sein – ist es hilfreich, wenn wir uns hier etwas mit Camus’ Werk beschäftigen. Für mich war es so etwas wie eine Ouvertüre der Reise hinter die Dinge der vordergründigen Welt. So schreibt er im Mythos von Sisyphos:
„Es gibt einen offenkundigen und anscheinend durchaus moralischen Tatbestand: ein Mensch ist immer das Opfer seiner Wahrheiten. Hat er sie einmal erkannt, so kann er sich von ihnen nicht freimachen. Man muss eine Kleinigkeit bezahlen. Ein Mensch, dem das Absurde bewusst geworden ist, bleibt für immer daran gebunden. Ein Mensch, der keine Hoffnung hat und sich dessen bewusst ist, hat keine Zukunft mehr. Das ist in Ordnung. Aber es ist gleichermaßen in Ordnung, dass er sich bemüht, dem von ihm geschaffenen Universum zu entrinnen.“
Er schreibt weiter:
„Ich weiß nicht, ob diese Welt einen Sinn hat, der über mich hinausgeht. Aber ich weiß, dass ich diesen Sinn nicht kenne und dass ich ihn zunächst unmöglich erkennen kann. Was bedeutet mir ein Sinn, der außerhalb meiner Situation liegt? Ich kann nur innerhalb menschlicher Grenzen etwas begreifen. Was ich berühre, was mir Widerstand leistet – das begreife ich. Und ich weiß außerdem: Diese beiden Gewissheiten – mein Verlangen nach Absolutem und nach Einheit und das Unvermögen, diese Welt auf ein rationales, vernunftgemäßes Prinzip zurückzuführen – kann ich nicht miteinander vereinigen. Was für eine andere Wahrheit kann ich erkennen, ohne zu lügen, ohne eine Hoffnung einzuschalten, die ich nicht habe und die innerhalb meiner Situation nichts besagt? Wenn ich Baum unter den Bäumen wäre, Katze unter den Tieren, dann hätte dieses Leben einen Sinn oder vielmehr: Dieses Problem bestünde überhaupt nicht, denn dann wäre ich ein Teil dieser Welt. Ich wäre diese Welt, mit der ich mich jetzt mit meinem ganzen Bewusstsein und mit meinem Anspruch auf Vertrautheit in Gegensatz befinde. Eben diese so höhnische Vernunft setzt mich in Widerspruch zur ganzen Schöpfung. Ich kann sie nicht mit einem Federstrich abtun. Was ich für wahr halte, daran muss ich also festhalten. Was mir so unabweisbar erscheint, darauf muss ich bestehen, wenn es sich gegen mich richtet. Und worauf beruht denn dieser Konflikt, dieser Bruch zwischen der Welt und meinem Geist, wenn nicht auf dem Bewusstsein, das ich von ihm habe? Wenn ich also an ihm festhalten will, dann nur durch ein beständiges, immer neues, stets angespanntes Bewusstsein."
Mich wühlte das auf.
Die andere Seite von Camus sind seine Tagebücher. Ich habe sie geliebt, seine kurzen atmosphärischen Notizen.
„Gewitterhimmel im August. Glühende Winde. Schwarze Wolken. Im Osten jedoch ein durchsichtiges, zartblaues Band. Unmöglich, es anzuschauen. Es ist eine Pein für Augen und Seele. Denn die Schönheit ist unerträglich. Diese Ewigkeit von der Dauer einer Minute, die wir gleichwohl über alle Zeit hin ausdehnen möchten, sie lässt uns verzweifeln.“
„Vor dem Garten jenseits des Fensters sehe ich nur die Mauern. Und das spärliche, von Licht durchflossene Blattwerk. Weiter oben ist wiederum Laub. Und noch weiter oben die Sonne. Und von diesem ganzen Jubilieren der Luft, das man draußen ahnt, von dieser ganzen über die Welt ausgegossenen Freude gewahre ich nur die Schatten der Blätter, die auf den weißen Gardinen spielen. Und fünf Sonnenstrahlen, die gelassen einen blonden Duft nach trockenen Kräutern im Zimmer verströmen. Ein Windhauch und die Schatten auf dem Vorhang werden lebendig. Wenn eine Wolke vor die Sonne tritt und sie wieder freigibt, bricht im Halbdunkel das leuchtende Gelb der Mimosen in ihrer Vase auf. Es genügt: Dank dieser aufblitzenden Helligkeit fühle ich mich unvermittelt von einer verworrenen und betäubenden Freude überwältigt. … Wer bin ich und was kann ich tun – wenn nicht in das Spiel der Blätter und des Lichts eingehen. Dieser Sonnenstrahl sein … diese Lieblichkeit und diese verhaltene Leidenschaft, die in der Luft atmet. Wenn ich versuche, zu mir selbst zu gelangen, vermag ich es nur in der Tiefe dieses Lichts. Und wenn ich versuche, jene zarten Köstlichkeiten zu erfassen und zu genießen, die das Geheimnis der Welt preisgibt, dann finde ich auf dem Grunde des Weltalls mich selbst. Mich selbst, das heißt jenes überwältigende Gefühl, das mich aus meiner Umgebung heraushebt. Bald werden andere Dinge, bald werden die Menschen mich wieder in ihren Bann ziehen. Aber lasst mich diese Minute aus dem Gewebe der Zeit herauslösen, so wie andere eine Blume zwischen die Seiten eines Buches legen. … Das Leben ist kurz, und seine Zeit verlieren ist eine Sünde. Den ganzen Tag hindurch verliere ich meine Zeit, und die anderen sagen von mir, ich sei sehr aktiv.“
„Augenblick anbetungswürdigen Schweigens. Die Menschen sind verstummt. Aber da erhebt sich das Lied der Welt, und ich, der ich gefesselt in der Tiefe der Höhle liege, ich finde Erfüllung, noch ehe ich begehrt habe. Die Ewigkeit ist da und ich erhoffte sie. Jetzt kann ich sprechen. Ich weiß nicht, was ich mir Besseres wünschen könnte als dieses ständige mir selber Gegenwärtigsein. Was ich mir jetzt wünsche, ist nicht, glücklich zu sein, sondern nur, bewusst zu sein. Man vermeint, von der Welt geschieden zu sein, aber es genügt, dass ein Olivenbaum im goldenen Staub aufragt, es genügt, dass ein paar Flecken Strand in der Morgensonne aufblitzen, damit man diesen Widerstand in sich dahinschmelzen fühlt. So ergeht es mir. Ich werde mir der Möglichkeiten bewusst, für die ich verantwortlich bin. Jede Minute des Lebens trägt in sich ihren Wert als Wunder und ihr Gesicht ewiger Jugend.“
„Die Sterne blinken im gleichen Rhythmus, in dem die Grillen zirpen. Sphärenmusik.“
Camus hatte eine Tür in meinem Denken geöffnet. Er beschäftigt sich mit der potenziellen Sinnlosigkeit des Menschen in seiner Welt. Das christliche Erlösungsmodell kam für ihn nicht in Frage, da es den Menschen zum willfährigen Opfer eines im Letzten unfähigen Gottes erniedrigt.
So blieb Camus nur der Weg, das menschliche Sein zwar als eine Art Gefängnis zu betrachten, doch im Annehmen des Unvermeidbaren zu leben, in der Akzeptanz dessen, aus dem man sich nicht so einfach befreien kann. Das ist sein Weg zur individuellen Erlösung. Der Hoffnungslosigkeit, die mit dem Begreifen des geistigen Eingesperrtseins verbunden ist, kann der denkende Mensch entfliehen, wenn er die Seele in der Natur oder in sich selbst entdeckt. Camus’ Sisyphos ist trotz seiner sinnlosen Arbeit ein glücklicher Mensch, weil er das akzeptiert, was er nicht ändern kann. Darin klingt jene Weisheit an, die im Zen gelehrt wird: „Der Weg ist das Ziel.“
Wenn er als der großartige Denker, der er war, nur einmal die Erfahrung eines Körperaustritts oder eine andere spirituelle oder transzendente Erfahrung gemacht hätte, hätte er dann dem Sisyphos eine andere Lösung anbieten können, als ewig seinen Stein hinaufwälzen zu müssen? Camus’ Vorschlag zur Befreiung ist eher Resignation als ein Weg, der dem evolutionären menschlichen Geist entspricht. Dieser hat nämlich das tiefsitzende Bedürfnis, seine eigenen Grenzen zu überschreiten, zumindest dann, wenn sich die Dynamik der schöpferischen Kräfte in ihm bemerkbar macht. Camus hatte die Grenzen seines Intellekts erreicht und schaffte es nicht, sie zu erweitern.
Wenn ich mehr über den Menschen und besonders über mein eigenes Dasein in Erfahrung bringen wollte, brauchte ich ein tragfähiges gedankliches Modell, in das ich meine bisherigen Erkenntnisse einordnen konnte, damit sich ein sinnvolles Ganzes ergab. Ein Konzept.
Seit ich angefangen hatte, mich mit den damals allgemein verbreiteten psychologischen Anschauungen zu befassen, war mir klar, dass sie nur einen schmalen Teil des menschlichen Bewusstseins abdecken. Vor allem bei Sigmund Freud fiel mir ein Mangel auf, den schon sein Schüler C. G. Jung kritisiert hatte: Da gab es nicht den geringsten Ansatz für ein transzendentes Verständnis des Seins. Der Mensch und seine Welt wurden im Wesentlichen auf Störungen reduziert, die es zu beheben galt. Da war kein Platz für außersinnliche Erfahrungen und schon gar nicht für eine transzendente Suche nach dem Sinn unseres Daseins – also das, was aus meiner Sicht der wesentlichste Aspekt einer wirklichen Psychologie sein musste. Ich stellte also als erstes innerhalb meines bis dahin gewonnenen Lebensverständnisses die Aspekte zusammen, welche die Grundlage für weitere Betrachtungen bilden sollten.
Es gibt offenbar Körper und Geist. Der Körper ist von unseren Genen abhängig, unserer Umwelt, in die wir hineingeboren wurden, den Vorfahren und der Ethnie, zu der man gehört. Der Geist unterteilt sich in das Unbewusste, das Unterbewusste, das Bewusste. Gut. Was ist mit der unsterblichen Seele?
Bis dahin war ich mehrfach mit übersinnlichen Fähigkeiten und Phänomenen in Berührung gekommen, zum Beispiel mit ungewöhnlichen Ahnungen bei anderen Menschen, die sich erfüllt hatten, mit Wahrträumen, Telepathie, Vorauswissen, ungewöhnlichen Fähigkeiten vor allem von Religionsstiftern und Menschen, die als Heilige galten. Dazu die höchst erstaunlichen Fähigkeiten mancher Yogis, die bei anderen Menschen in ungewöhnlichen Lebenssituationen auftreten konnten. Es musste mehr geben als Körper und Geist.
Der erste Körperaustritt
Es war der 19.6.1972. Der Sommeranfang stand bevor. Es war früher Nachmittag. Warmes, mildes Wetter. Ich zog die Vorhänge zu, schloss die Tür ab. Es war ruhig in meinem Zimmer. Entspannt legte ich mich aufs Bett. Unter Einsatz starker Willensanstrengung suggerierte ich mir einen vorher formulierten Wunsch. In diesem Fall war es der Wunsch nach Unterbrechung des sexuellen Bedürfnisses für die nächste Zukunft. Doch wie vor zwei Monaten, als ich mich mit den Sinnfragen des Lebens beschäftigt hatte, stieß ich zunächst auf mentalen Widerstand. Da lag wieder jene Energiehülle wie eine harte Kugelschale um meinen Kopf!
Aus einer Eingebung heraus legte ich Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger der rechten Hand zu einem Dreieck zusammengefügt auf den Hinterkopf. Die Hand wurde dabei tief ins Kissen gedrückt. Der Übergang zwischen Wirbelsäule und Schädel schien mir der richtige Punkt zu sein, auf den ich mich hierbei konzentrieren müsse. Ich verstärkte den Druck der Finger, während ich voll auf meinen gedanklichen Wunsch eingestellt war. Tatsächlich löste sich nun langsam die Mentalsperre.
Ich drückte die entsprechenden drei Finger der linken Hand auf gleiche Weise auf einen Punkt auf der Stirn über der Nasenwurzel. Mir drängte sich dabei die Vorstellung auf, dass sich durch die gegenüberliegende Stellung der Fingerspitzen am Kopf, in der Mitte des Gehirns, dort wo Hypophyse und Zirbeldrüse liegen mussten, ein starker Energiebrennpunkt ergeben würde. Irgendwann hatte ich den Eindruck, mein Ziel erreicht zu haben, und wollte mich aus der tiefen Entspannung in die Tagesrealität zurückversetzen. Zu diesem Zweck legte ich die Arme neben den Oberkörper und die Hände auf den Bauch über der Gürtelschnalle aufeinander.
Ich war hellwach. Doch als ich die Augen öffnen wollte, verhinderte etwas in mir, das zu tun. Etwas verständnislos für die Kraft, die mich davon abhielt, ließ ich einfach los, und mein Bewusstsein trieb oder besser fiel nach innen, in meinen Kopf hinein. Mein Wille schien dabei in die Mitte des Kopfes zu gleiten. Und dann setzte dieser mein Wille völlig aus. Was nun folgte, geschah ohne mein geringstes Zutun, ohne Willen, ohne Denken, ohne Absicht. Ich hatte nur eins getan: nach der vollkommenen Konzentration losgelassen. Da geschah es.
Ich hatte meinen Körper verlassen.
Ich erlebte mich nunmehr, alles Körperliche vergessend, in einem Raum ohne physischen Körper, ohne Gegenstände, ohne Wände. Mein Ich breitete kugelförmig eine Bewusstseins-Existenz aus. Ich erlebte mich zum ersten Mal in meinem Leben als ICH, ohne Körper. Vollkommen befreit von allem, womit ich mich bis dahin identifiziert hatte. ICH war nur noch ICH, nichts mehr sonst.
Da war eine Bewusstseinskugel mit einem Durchmesser von etwa einem halben Meter. Die Existenz, in der ich mich nun als Ich-Punkt innerhalb dieser Kugel aufhielt, schwebte in einem undefinierbaren Etwas, das sich um mich herum vorfand und das anscheinend unendlich war. Es war, wie wenn ein Wassertropfen („Ich“) sich seiner selbst bewusst im Meer („Sein“) schweben würde. Der ebenfalls kugelförmige persönliche Seinsraum hatte einen Durchmesser von ein bis drei Metern.
Dieser Raum befand sich wiederum in einem möglicherweise unendlichen, irgendwie verdünnten Etwas aus Nicht-Ich-Bewusstsein.
Ich als Bewusstseinsbrennpunkt in meiner mich umgebenden Bewusstseins-Ich-Kugel konnte diese als Ganzes erfassen, mich durch sie hindurchbewegen und sie in ihrem Inhalt ergründen. Sie war voll von irgend etwas. Obgleich sie nicht Ich war, gehörte sie anscheinend substanziell doch zu mir. Ich als Ich-Punkt befand mich darin wie eine kleine Machtballung. Obwohl ich als Ich begrenzt war, bemerkte ich dennoch keine Grenze zu diesem existenziellen Ich-Raum um mich herum. Ich als Ich-Punkt befand mich örtlich fixiert in der mich umgebenden Ich-Kugel, und dennoch existierte ich in ihr überall gleichzeitig.
Das Sein um mich war Farbe und Nichtfarbe zugleich. So etwas hatte ich mit offenen Augen noch nie gesehen. Es beinhaltete gewissermaßen alle möglichen Farben, war aber selbst farblos. Es war hell und zugleich dunkel. Es schien grau zu sein, doch genauso – und erstaunlicherweise jeweils exakt an der gleichen Stelle – blau, gelb, rot grün, schwarz, weiß oder jede andere Farbe. An jeweils der gleichen Stelle! Eigentlich eine physikalische Unmöglichkeit. Vielleicht hatte dieser Seinszustand nichts mehr mit den bekannten physikalischen Definitionen des Daseins zu tun. Es schien lichtähnlich zu sein, da ich es sehend wahrnehmen konnte. Doch es war kein Licht. Es schien dickflüssig zu sein, war aber leichter als Gas. Es war einfach ein Etwas, meine bewusste Existenz, meine Ich-Kugel. Ich fühlte, dass ich mit meinem mich umgebenden SEIN unmittelbar zu einer GESAMTEXISTENZ um mich gehörte, als persönlicher Teil in einer unendlichen Unpersönlichkeit.
Aus einer Eingebung heraus versuchte ich mir meine Umgebung, die noch da sein musste, bewusst zu machen: das Zimmer mit den Gegenständen darin und meinem Körper auf dem Bett. Doch alles war verschwunden. Nur ich – als Bewusstsein, Raum und Energiefeld – war noch vorhanden in diesem Beinahe-Nichts um mich. Es gab mich als Ich, als Punkt und als Energiekugel in einem Zimmer, dachte ich mir. Dort, wo ich mich als mein Körper hingelegt hatte, das musste noch da sein! Doch der starke Wunsch, etwas zu sehen, führte zu keinem Erfolg.
Nun tastete ich mich gedanklich durch meine Seinskugel, nachdem im Ich-Feld nichts in Erscheinung getreten war. Es schien da durchaus einen gewissen Widerstand von etwas zu geben, doch es ließ sich nicht wirklich etwas erfühlen. Obwohl ich überzeugt war, dass Materie vorhanden sein musste, schien sie völlig gegenstandslos zu sein. Meine Gedanken bewegten sich durch das mich Umgebende und durchdrangen jede Energieverdichtung, auf die sie trafen. Alles um mich war und war doch nicht. Verdichtungen schienen da zu sein, aber ohne jede sanfte oder gar feste Begrenzung nach außen. Vorhanden ohne Hindernis, existent ohne jegliche existenzielle Bedeutung.
Nach diesem ersten gedanklichen Tappen in einer gegenstandslosen Leere dachte ich an meinen Körper, der immer noch auf dem Bett liegen musste. Ich wusste irgendwie, dass eine Hand auf der Gürtelschnalle lag. In die so mehr gedachte als gefühlte Hand versuchte ich irgendwie hinein zu spüren. Nichts. Mein Tastbewusstsein war nicht in der Lage, Gegenstände in mir in Erscheinung treten zu lassen. Nichts. Mein Ich, mein SEIN wusste, dass ich die Hand auf dem Gürtel hatte, war sich der Form der Hand und der Finger bewusst und konnte sich dennoch nicht das Geringste darunter vorstellen. Alles aus der sinnlichen Weltwahrnehmung schien da zu sein, war aber in keiner Weise real vorhanden.
Ich wusste, dass ich bin. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich wirklich ICH. Nicht mehr der Körper als Ich, sondern ich als Ich. Existenz, bestehend aus SEIN. Ich selbst bin das Eigentliche. Ich weiß, dass Materie nur sekundär existent ist. Ich weiß, dass der Körper nur in einer Übergangsphase auf der Bahn unserer Existenz aus der Vergangenheit in die Zukunft eine Rolle spielt. Wir alle befinden uns innerhalb einer zusammenhängenden Gesamt-Existenz, von der wir unmittelbarer Teil sind.
Es gab in diesem Zustand kein Empfinden von Zeit, obwohl ich die Eindrücke als aneinandergereiht empfand, und damit wohl doch ein der Zeit vergleichbarer Ablauf stattfand. Ich musste aus dem Körper ausgetreten sein, folgerte ich; aus dem Kopf hinausgeschossen, gefallen oder geschwebt. Denn alle meine Beobachtungen erlebte ich als existenzielles Ich, aus der Mitte des Zimmers heraus. Ich konnte keine Wände wahrnehmen, obwohl da so etwas wie Gewissheit war, im Zentrum dieses mit Mauern umgrenzten Raumes zu schweben, mitten in der Luft positioniert zu sein.
Als ich neugierig über das anzunehmende Vorhandensein von Gegenständen im Raum um mich nachsann, fiel mir ein, dass am Fußende des Bettes, auf dem mein Körper lag, ein quadratischer Tisch mit einem Stuhl davor stehen musste. In dem Augenblick, als ich an diese Gegenstände dachte, traten sie in deutlichen Konturen in meine Wahrnehmung, durch die ich zunehmend in der Lage war, ohne Augen materielle Formen zu erkennen. Ich musste nur an die Formen aus meiner Erinnerung denken, dann erschienen sie mir irgendwie.
Ich streckte als eine unsichtbare Projektion in meiner Vorstellung eine gedachte Hand aus, um die Gegenstände zu berühren. Doch die Hand ging durch sie hindurch! Sie waren da, offensichtlich da, weil ich sie irgendwie ohne körperliche Augen sah, aber sie waren nicht fest! Kein Widerstand, keine feste Hülle. Ich konnte also durch Gegenstände hindurchgehen … seltsam.
Ich war weiterhin Ich, ein zusammenhängendes geschlossenes Energiefeld, vibrierend, aus einer lichtartigen, mild durchscheinenden Substanz in erlebender Existenz. Nun, da materielle Gegenstände in meine Wahrnehmung eintraten und ich durch sie hindurchgehen konnte, konnte ich erkennen, dass sie nur wie Schatten waren. Gegenstände in einer dreidimensionalen Schattenexistenz. Atome, aus denen die Materie bestand, konnten essentiell nur Schatten sein. Materie entpuppte sich damit als leicht verdichtete Energie ohne wirkliche Substanz.
Nun zog ich meine Aufmerksamkeit aus der Gegenständlichkeit des Tisches und des Stuhls zurück und fand mich wieder in der Mitte des Raumes, in dem ich als Bewusstsein ohne Körper existierte. Der Zustand der Körperlosigkeit war mit tiefem Glück erfüllt. Keine Spur von Angst oder Sorge; nur tiefe, glückliche Zufriedenheit. Doch allmählich begann es mir langweilig zu werden, denn nichts aus der bekannten Welt reagierte auf mich.
Als ich nicht mehr wusste, was ich weiter in dem körperfreien Zustand hätte tun wollen, zog es mich zu meinem Körper hin, der da auf dem Bett lag, und ich fiel in seinen Kopf hinein. Die Augen öffneten sich und ich war hellwach zurück in der Welt des Scheins, die ich bis dahin für meine Realität gehalten hatte.
Ich war also wieder da. Äußerlich der gleiche, doch innerlich hatte sich ein Tor geöffnet in einen neuen Bereich der Existenz. Ich hatte zwei Schlüssel verwendet, um dahin zu gelangen, unwissend, dass es Schlüssel waren. Der eine war mein tiefer, drängender Wunsch, eine Wirklichkeit hinter der sichtbaren Welt zu erkennen, der andere die unwissentlich aktivierte Dynamik sexueller Energie in meinem Körper. Wie ich viele Jahre später las, musste das die Kundalini gewesen sein, wie sie in jahrtausendealter Literatur im Osten beschrieben wird. Die Kundalini, die, wenn sie aus dem untersten Teil des Unterleibs in der Wirbelsäule hochsteigt, zu ungewöhnlichen existenziellen Erlebnissen führen kann.
Ich und Sein
In der Folge machte ich mir Gedanken über das Erlebnis. In meiner Erinnerung war zusätzlich zurückgeblieben, dass während der Körperlosigkeit ein Zustand von nahezu allumfassendem Wissen da zu sein schien. Ich hätte nur die richtigen Fragen stellen müssen.
Werden Menschen durch eine bewusste Überlappung ihres SEINS mit dem anderer eines Tages eine ursprüngliche Verständigungsform des Bewusstseins herbeiführen können? Kann Bewusstsein des einen zum Bewusstsein eines anderen werden, wenn sich zwei geistig – oder besser: seelisch – vereinen? Ist das Endziel der GESAMTEXISTENZ eine vollständige Integration der Seinsbereiche der Einzelnen zu einem SEIN? Ein SEIN, in dem die einzelnen ICH-Einheiten als Nebeneinander und Miteinander ein alles umfassendes Gesamt-ICH bilden?
Ich hatte erlebt, dass ich ohne Körper existieren konnte. Ich hatte erlebt, wie ich ohne physisches Gehirn denken konnte; ich hatte erlebt, wie ich in der Lage war, mich in gedachten Worten und Empfindungen durch den Raum zu bewegen. Wie konnte das sein? Eine Antwort darauf ließ viele Jahre auf sich warten.
Wer sieht eigentlich in uns? Die Augen, die Sehnerven, die Sehrinde im Gehirn? Oder sind das nur biologische Reaktions-, Weiterleitungs- und Verknüpfungseinrichtungen, über die das innewohnende Bewusstsein – im Normalfall auf die Weiterleitungsfähigkeit der nervlichen Impulsfrequenzen reduziert – sich zwar ein Bild von der Außenwelt machen kann, doch ohne die Welt da draußen in ihrem eigentlichen unmittelbaren Seinszustand wirklich zu erkennen? Sehen wir nun mit den Augen oder mit dem Bewusstsein? Was wäre, wenn unser Bewusstsein, sollte es nicht materiell bedingt sein, sondern vielleicht so etwas wie ein immaterielles höhergeistiges Energiefeld, die Dinge in der physischen Welt über einen anderen Weg erfassen können, als ausschließlich über die nervlichen Reizleitungen des Körpers? Stünden dann nicht andere Wahrnehmungsmöglichkeiten zur Verfügung, solche, die man als außersinnlich oder übersinnlich bezeichnen könnte? Ist die physisch sichtbare Welt die einzige, in der wir leben?
Das transpsychologische Modell
Meinem ersten Körperaustritt waren Überlegungen zu einem umfassenderen Verständnis von Physik und Psychologie vorausgegangen. Die von den meisten Wissenschaftlern propagierte Sichtweise auf unser Leben schien bei Weitem nicht ausreichend zu sein, die tieferen Aspekte der Welt verständlich zu erklären, die im Allgemeinen als mysteriös und übersinnlich abgetan werden, für die es aber dennoch eine sinnvolle Erklärung geben muss – außer man leugnet sie weg. So schlug ich einen eigenen Weg im Denken ein, um jene Dinge in unser Weltbild zu integrieren, die hinter den fünf Sinnen verborgen sind.
Ich begann eine geistige Matrize des Seins zu konstruieren, die mir helfen sollte, in das nicht Sichtbare hinter dem Vordergründigen einzudringen. Ich schuf das „Transpsychologische Modell“. Dabei sah ich den Menschen in einer doppelten Dimension. Die äußere Erscheinungsform wird geschaffen und ständig beeinflusst von einem Etwas dahinter, das normalerweise nie in Erscheinung tritt. Es war jedoch nach meinem Eindruck immer da, musste unzerstörbar sein und war vielleicht ewig. Das Leben des Einzelnen läuft dabei mehr in jenem unsichtbaren Bereich seiner Existenz ab als im sichtbaren. Der unsichtbare Wesensanteil des Menschen besteht zum einen aus verschiedenen Bereichen seines Unterbewusstseins und zum anderen aus einer Art Überbewusstsein oder vielleicht Hintergrundbewusstsein, das den Kontakt zu höheren Zuständen unserer Existenz in dieser Welt ermöglicht. Da alles Energie ist, wie es in der Physik heißt, muss jenes Unsichtbare aus Energie bestehen, so war meine Vermutung. Da es aber nicht mit den bloßen Sinnen zu erfassen ist, gab ich dem Existenzzustand dahinter den Namen „Transenergie“.
Ich fing an, mir Gedanken über verschiedene Ebenen der Existenz zu machen. Die Transenergie war für mich nicht etwas Nebulöses, Unreales, sondern ein Zustand unseres Daseins auf einer Art höherer Frequenzebene, genau genommen nur eine höhere Form von physikalischer Energie. Oder besser: Die physikalische Energie ist nur eine in Erscheinung tretende Qualität der Transenergie, aus der sie kommt.
Diese füllt den gesamten Kosmos aus und schöpft aus sich heraus, was in Erscheinung tritt. Doch – existiert die Transenergie überhaupt? Ich wusste es nicht.
Der Mensch ist ein duales Wesen. Sein Anteil im Physischen, mit dem er sich im Allgemeinen identifiziert, besteht aus Körper, Empfindungen, Gefühlen und Emotionen, aus Denken, Verstand, Vernunft und all den anderen üblicherweise seiner Psyche zugeschriebenen Aspekten – Unterbewusstsein, Unbewusstsein und Überbewusstsein. Dazu der Wille, durch den sich das Ich, als zentraler Teil jedes Menschen, als geistiger und emotionaler Konzentrationspunkt Ausdruck verleiht. Daneben gestehen Religionen und Philosophien dem Menschen noch einen immateriellen Teil zu. Das sind in den Religionen eine meist als unsterblich angenommene Seele und in verschiedenen Richtungen der Philosophie der Geist, der aber fast immer mit dem Verstand und dem intellektuellen Denken gleichgesetzt wird. Alle diese Aspekte, die dem Bewusstsein und vor allem der Psyche zugeschrieben werden, existieren nach üblicher Vorstellung ausschließlich innerhalb einer physikalisch definierten Welt, eines Raums aus Materie und Energie.
Das Transpsychologische Modell geht weiter und nimmt einen Raum und einen existenziellen Zustand hinter unserem physikalischen Sein an, das aus mehreren Arten von Energie besteht, die sich der physikalischen Definition entziehen. Während unsere mit den fünf Sinnen erlebte Welt die der Materie ist, besteht das, was dieser zugrunde liegt, aus immaterieller Transenergie. Die teilt sich auf in einen übersinnlich erfahrbaren Aspekt, die IN-TRANSENERGIE, und einen, der Welt und dem Sein zugrundeliegenden Schöpfungsraum, der EX-TRANSENERGIE. Sowohl Energie/Materie als In-Transenergie kommen aus ihr. Die unsterbliche Seele und die darüber hinausgehenden geistigen Teile unseres Seins bestehen aus In-Transenergie.
Wenn es die Transenergie gibt, lassen sich damit all jene Dinge erklären, die sich dem üblichen physikalischen und psychologischen Verständnis entziehen. Einen Nachweis für die Existenz der Transenergie zu erbringen, dürfte einen großen Schritt in der Entwicklung unseres Bewusstseins bedeuten. Es würde sich ein völlig neues Verständnis unseres Daseins daraus ergeben. Die durchaus nachweisbaren übersinnlichen Fähigkeiten und Phänomene wie ungewöhnliche Ahnungen, Wahrträume, Telepathie, Empathie und Vorauswissen wären auf einmal vernünftig erklärbar, und vieles andere mehr. Zudem könnten wir in der Existenz der Welt und in unserem Sein einen tieferen Sinn begreifen lernen, der sich uns bisher verschlossen hat. Wir könnten auf einmal sehen, dass der Evolution ein zielgerichteter Zweck zugrunde liegt, der weit über unser bisheriges Verständnis vom Leben hinausweist. Der Sinn unseres Daseins erhielte einen neuen, spirituellen Inhalt, jenseits unserer materiellen oder religiösen Vorstellungen. Sollte es die Transenergie geben, würde sich uns eine neue Zukunft eröffnen.
Der zweite Körperaustritt
Mein Leben hatte sich verändert. Ich hatte einen Zustand erfahren wie nie zuvor: glückliche Zufriedenheit, die so, wie sie sich anfühlte, durch nichts zu überbieten war. Dort wollte ich wieder hin. Doch mehrere Versuche mit Entspannung und Konzentration führten nicht zum erhofften Ergebnis.
Der Weg des Verstandes stand mir weiterhin offen. So dachte ich, so oft mir dazu Zeit blieb, über den Sinn des Lebens nach, über die nicht sichtbare Konstitution des Menschen. Was war das Ich, als das ich mich ohne Körper erlebt hatte? Als Energie konnte man offensichtlich die physische Daseinsform verlassen. Als Bewusstsein außerhalb des Körpers war es möglich, diese Energie unmittelbar zu sehen. War Ich die Seele gewesen? Ein unsterbliches Wesen, das außerhalb des Körpers weiterexistieren konnte? Warum wusste ich nichts davon, wenn ich mich im Körper befand?
Das erste Austrittserlebnis hatte andere, anfangs kaum bemerkte Folgen mit sich gebracht. Ich hatte jede Angst vor dem Tod verloren und fing an, meine aus der Schule und dem sozialen Umfeld jener frühen Jahre eingeübte Vorstellung von Gott zu hinterfragen. Gott, so wie er mir gelehrt worden war, schien mir auf einmal nichts als eine Konstruktion im menschlichen Denken zu sein.
Wenige Wochen später kam es zu einem zweiten Körperaustritt. Diesmal ohne mein Zutun. Ich war wie üblich abends zu Bett gegangen. Mitten in der Nacht wurde ich wach, oder besser gesagt: Ich wurde bewusst. Ohne besonderen Grund löste ich mich von meinem Körper. Anders als beim ersten Mal. Ich erlebte, wie ich mich als Lichtkörper vom physischen Körper befreite, in liegender Position aus ihm heraustrat und langsam nach oben schwebte. Erstaunt über diesen Vorgang beobachtete ich genau, was geschah. Ich war diesmal nicht jene Energiekugel, als die ich mich beim ersten Mal erfahren hatte, sondern sah aus wie ein matt leuchtender Doppelgänger des physischen Körpers, mit dem ich mich sonst in der Welt der Sinne identifizierte. Ich trat nicht in einen gestaltlosen Raum aus Beinahe-Nichts über, sondern konnte alles genauso sehen wie durch offene körperliche Augen. Der Körper, der physische Augen hatte, schlief seelenruhig unter mir weiter. Da schwebte ich denn als sein Lichtdoppelgänger über ihn hoch, bis ich etwa einen halben Meter darüber in liegender Stellung zum Halten kam. So etwas wie ein Kraftfeld, das die beiden Körper verband, verhinderte mein weiteres Wegdriften.
Anfänglich noch über das Geschehen erstaunt, analysierte ich, in welchem Zustand ich mich da eigentlich befand. Ich konnte in diesem Lichtkörper denken, sehen und fühlen. Die Gedanken im Gehirn des Energiekörpers schienen so abzulaufen wie im physischen Leib. Vermutlich hätten die anderen Sinne noch genauso reagiert, wenn sie mit einem entsprechenden Reiz in Berührung gekommen wären. Warum, um alles in der Welt, hing ich so über dem physischen Körper herum und konnte mich nicht entfernen? Meine Gedanken bewirkten nicht, wie beim ersten Mal, eine Lageveränderung. Gab es am Ende mehrere Aggregatzustände für das Bewusstsein in einem Körper? Dieser Lichtkörper, der substanziell dichter war als beim ersten Mal, war anscheinend mit der gleichen sinnlichen Wahrnehmungsfähigkeit ausgestattet wie sein physisches Pendant, während jener Zustand des physischen Denk-Ich-Bewusstseins beim vorherigen Mal als eine Energiekugel ohne körperliche Sinne ausgekommen war, um wahrnehmen zu können.
Nach etwa einer halben Stunde fast bewegungslosen Herumhängens über dem physischen Körper wurde es mir langweilig, und ich war froh, als ich in ihn zurücksank. Ich konnte meinen wohlverdienten Schlaf fortsetzen.
Zweimal war ich nun aus dem Körper ausgetreten und wieder in ihn zurückgezogen worden. Was wäre wohl, wenn eine Rückkehr nicht mehr möglich gewesen wäre? Wäre ich dann gestorben?
Es gab nicht den geringsten Zweifel über den Zustand unmittelbar danach. Der physische Körper wäre sicherlich gestorben, denn er hatte sein Leben von mir. Nur weil ich in ihm war, als Bewusstsein und höherfrequente, feinere Lichtenergie, konnte er existieren. Allein wäre er zu einem Dasein nicht in der Lage gewesen, nicht einmal im Koma. Und was wäre mit mir selbst geschehen ohne physischen Körper? Hätte ich weiterexistieren können als feinere existenzielle Form, völlig getrennt vom physischen Körper?
Der Zustand des reinen Ich-Seins trug seine Antwort in sich. Als reines Ich konnte ich in fast jeden anderen Körper hinein, der irgendwie Zugang bot, vorausgesetzt, die nötigen Bedingungen waren vorhanden. Beim ersten Erlebnis war klar und deutlich das Gefühl da: „Was interessiert mich jener Körper dort unten? Was hat der mit mir zu tun?" Eigentlich nichts. Ich hätte mir irgendeinen anderen suchen können, wenn das notwendig gewesen wäre.
Der dritte Körperaustritt
Einige Wochen später kam es zu einem weiteren Körperaustritt. Der war wiederum anders als die beiden vorhergehenden. Diesmal mitten am helllichten Tag, auf dem Bürgersteig einer gerade nicht befahrenen Straße der Kaserne. Während ich gelassen meines Weges ging, sah ich mich, oder genauer meinen Körper, vor mir. Welche Verblüffung, zum ersten Mal im Leben meinen eigenen Körper von hinten zu sehen. Ohne Spiegel. Er bewegte sich ohne besondere Eile, aber zielstrebig – und ich blickte auf seinen Rücken, seinen Hinterkopf, seine Beine. Ich sah die gesamte Rückfront aus einer Entfernung von etwa zwei oder drei Metern. Ich, mein Bewusstsein, schien dabei ein kleines Energiefeld zu sein, das, wäre ich noch im Körper gewesen, sich in Höhe des Kopfes aufgehalten hätte.
Da ging dieser Körper, der eigentlich meiner war, ohne zu wissen, was er da tat, so mir nichts dir nichts vor mir her, und ich war nur der Beobachter. Zehn Meter, zwanzig Meter. Mir kam zu Bewusstsein: Wer sagt mir, dass dieser Körper vor mir nicht plötzlich auf die Straße tritt? Wenn ein Auto kommt? Diese Besorgnis brachte mich in den Körper zurück, und ich setzte wie gewohnt meinen Weg als Körper fort. Aus dem Körper draußen zu sein war für mich nicht mehr neu, aber am helllichten Tag, das war dann doch ein besonders erstaunlicher Zustand.
Hilfe von Dichtern und Philosophen
Durch die Körperaustritte hatte sich mein Leben verändert. Meine Suche nach dem Sinn basierte nicht mehr nur auf hypothetischen Überlegungen. Ich hatte Zustände erfahren, die dem Dasein einen tieferen Sinn geben konnten, ohne auf Glauben oder Meinung angewiesen zu sein.
Ich begann bei Dichtern und Denkern nachzulesen und deren Erkenntnisse mit meinen Erfahrungen zu vergleichen. Manche Dichter drücken durch ihren besonderen Umgang mit Sprache etwas aus, was auf ein vorbereitetes, fruchtbares Bewusstsein treffen muss, um in seiner wahren Tiefe erkannt werden zu können. Ich entdeckte eine Sprache, die tief in mir zu schlummern schien und durch Dichter der Romantik wie Emanuel Geibel (1815–1884), Theodor Storm (1817–1888), Joseph v. Eichendorff (1788–1850) und Heinrich Heine (1779–1856) geweckt wurde. Ihre Worte waren etwas, wonach sich mein Inneres zu sehnen schien. Bei Friedrich von Schiller (1759–1805) entdeckte ich Teile meiner eigenen inneren Rebellion gegen zu etablierte und verkrustete Denkstrukturen. Schiller ist für mich der Rebell schlechthin. Dazu gesellten sich bald die griechischen Philosophen. Ich wusste, dass es das war, worum es mir im Leben ging: In den Dichtern drückte sich mein tiefes Bedürfnis nach wahrer Liebe aus, das ich in so manchem Gedicht wiederfand, und die Philosophen sprachen über jene Zustände der Existenz, die meinem Leben den Sinn erschließen konnten, nach dem ich mich sehnte.