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This commentary regards Jer. 1&25 as a dramatic text: in laments, accusations, and predictions of disaster, it issues a polyphonic message on the downfall of Jerusalem and Judah. In accordance with the format of this series, the Hebrew text is initially analysed synchronically in relation to rhetoric, genre, linguistic phenomena, motifs, and theological statements. Against the background of the political situation of Judah from the end of the seventh century BCE, a diachronic analysis attempts to reconstruct the genesis of the text. The starting point for this is the older version of it, preserved in the Greek tradition. The texts, which are rich in imagery and sometimes disturbing, and which set the scene for the downfall of the kingdom of Judah, are interpreted by Maier for contemporary readers with the help of more recent hermeneutical viewpoints such as feminist biblical interpretation, postcolonial theory and trauma research. The way in which the book of Jeremiah seeks to come to terms with cultural trauma & and in the face of war, famine and expulsion, struggles to find an image of God that is capable of explaining history, while at the same time conveying hope for a better future & becomes clear in the process. The female personification of Jerusalem provides an emotional and compassionate portrait of the people, giving voice to their experiences of the violence and destruction of war. Jeremiah, persecuted for his message of doom, is wrestling with God on behalf of the people.
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Seitenzahl: 1168
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Internationaler Exegetischer Kommentarzum Alten Testament (IEKAT)
Herausgegeben von:
Walter Dietrich, David M. Carr, Adele Berlin, Erhard Blum, Irmtraud Fischer, Shimon Gesundheit, Walter Groß, Gary Knoppers (†), Bernard M. Levinson, Ed Noort, Helmut Utzschneider und Beate Ego (apokryphe/deuterokanonische Schriften)
Umschlagabbildungen:
Oben: Teil einer viergliedrigen Bildleiste auf dem Schwarzen Obelisken Salmanassars III. (859–824 v. u. Z.), welche die Huldigung des israelitischen Königs Jehu (845–817 v. u. Z.; 2Kön 9f.) vor dem assyrischen Großkönig darstellt. Der Vasall hat sich vor dem Oberherrn zu Boden geworfen. Hinter diesem stehen königliche Bedienstete, hinter Jehu assyrische Offiziere sowie, auf den weiteren Teilbildern, dreizehn israelitische Lastträger, die schweren und kostbaren Tribut darbringen.© Z. Radovan/BibleLandPictures.comUnten links: Eines von zehn Reliefbildern an den Bronzetüren, die das Ostportal (die sog. Paradiespforte) des Baptisteriums San Giovanni in Florenz bilden, geschaffen 1424–1452 von Lorenzo Ghiberti (um 1378–1455): Ausschnitt aus der Darstellung ‚Adam und Eva‘; im Mittelpunkt steht die Erschaffung Evas: „Und Gott der HERR baute aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, eine Frau und brachte sie zu ihm.“ (Gen 2,22) Fotografiert von George Reader.Unten rechts: Detail der von Benno Elkan (1877–1960) geschaffenen Menora vor der Knesset in Jerusalem: Esra liest dem versammelten Volk das Gesetz Moses vor (Neh 8). Die Menora aus Bronze entstand 1956 in London und wurde im selben Jahr von den Briten als Geschenk an den Staat Israel übergeben. Dargestellt sind in insgesamt 29 Reliefs Themen aus der Hebräischen Bibel und aus der Geschichte des jüdischen Volkes.
Christl M. Maier
Jeremia 1–25
Verlag W. Kohlhammer
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
1. Auflage 2022
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-020074-6
E-Book-Formate:
pdf: 978-3-17-039361-5
epub: 978-3-17-39362-2
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Der Kommentar versteht Jer 1-25 als dramatischen Text: In Klagen, Anklagen und Unheilsankündigungen ergeht darin eine vielstimmige Botschaft vom Untergang Jerusalems und Judas. Entsprechend dem Format der Reihe wird der hebräische Text zunächst synchron im Blick auf Rhetorik, Gattung, sprachliche Phänomene, Motivik und theologische Aussagen analysiert. Vor dem Hintergrund der politischen Situation Judas seit Ende des siebten Jahrhunderts v. Chr. versucht die diachrone Analyse, die Entstehung des Textes zu rekonstruieren. Ausgangspunkt dafür ist dessen ältere, in der griechischen Überlieferung bewahrte Fassung. Die bilderreichen und mitunter verstörenden Texte, die den Untergang des Königreiches Juda in Szene setzen, interpretiert Maier für zeitgenössische Leserinnen und Leser mit Hilfe neuerer hermeneutischer Perspektiven wie der feministischen Bibelauslegung, der postkolonialen Theorie und der Traumaforschung. Dabei wird deutlich, wie das Jeremiabuch ein kulturelles Trauma zu bearbeiten sucht und angesichts von Krieg, Hunger und Vertreibung um ein Gottesbild ringt, das geeignet ist, die Geschichte zu verstehen und zugleich Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu vermitteln. Die weibliche Personifikation Jerusalems bietet ein emotionales und Mitleid heischendes Porträt des Volkes, das die Erfahrungen von Kriegsgewalt und Zerstörung zur Sprache bringt. Der wegen seiner Unheilsbotschaft verfolgte Jeremia ringt stellvertretend für das Volk mit Gott.
Prof. Dr. Christl M. Maier lehrt Altes Testament an der Philipps-Universität Marburg.
Vorwort der Herausgeberinnen und Herausgeber
Vorwort der Verfasserin
Einleitung
Zur Textgrundlage dieses Kommentars
Die Unterschiede zwischen Jer und Jer
Zur Frage des Übersetzerwechsels in Jer
Die Kommunikationssituation in Jer und Jer
Die Position der Fremdvölkerworte in Jer und Jer
Der geschichtliche Hintergrund der Jeremia-Prophetie
Juda am Ende des neuassyrischen Reiches
Der babylonische Sieg bei Karkemisch im Jahr 605
Nebukadrezzars Krieg gegen Jerusalem
Juda unter babylonischer Herrschaft
Zur Methodik des Kommentars
Die Bedeutung der Vielstimmigkeit für die Auslegung
Feministische Interpretation
Postkoloniale Perspektiven
Trauma-Studien
Zur synchronen Analyse
Zur diachronen Analyse
Vorexilische Passagen
Die frühexilische Komposition in Jer 2–15*
Die exilische geschichtsätiologische Redaktion in Jer 1–25
Die golaorientierte Redaktion
Die Völker-Redaktion
Die toraorientierte Redaktion
Konfessionen Jeremias als nachexilische Klagediskurse
Die prämasoretische Bearbeitung
Jer 1,1–19: Der Prophet Jeremia und sein Auftrag
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 2,1 – 4,2: Was Israels Abkehr für Juda bedeutet
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Jer 2,1 – 3,5: Wie es zum Bruch mit Gott kam
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Jer 3,6 – 4,2: Wie der Bruch zu heilen wäre
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 4,3 – 6,30: Die Ankündigung des Feindes aus dem Norden
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Erster Akt: Jer 4,3–31: Der Feind bricht auf
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Zweiter Akt: Jer 5,1–31: Gründe für die Bedrohung durch den Feind
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Dritter Akt: Jer 6,1–30: Der Feind vor Jerusalem
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 7,1 – 8,3: Kritik am Tempel und an anderen Kulten
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 8,4 – 10,25: Gründe für und Klagen über das Ende
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Vierter Akt: Jer 8,4 – 9,2: Volksklage und Gottesklage
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Fünfter Akt: Jer 9,3–20: Ein zerstörtes Gottesverhältnis
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Sechster Akt: Jer 9,21 – 10,25: als allein wirkmächtige Gottheit
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 11,1 – 13,27: Reflexionen über das Ende Jerusalems
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Siebter Akt: Jer 11,1–17: Gottes Bundesverpflichtung
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 11,18 – 12,6: Jeremias erster Klagediskurs
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Achter Akt: Jer 12,7–17: ie Verheerung des Landes
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 13,1–11: Die Symbolhandlung mit dem verrotteten Lendenschurz
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 13,12–27: Eine Sammlung weiterer Worte
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 14,1 – 17,27: Diskurse über das Leiden an der Katastrophe
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Neunter Akt: Jer 14,1 – 15,4: Abgewiesene Klagen
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 15,5–21: Gottes Klage über Jerusalem und Jeremias zweiter Klagediskurs
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 16,1 – 17,4: Jeremias Leben als Symbol für die Katastrophe
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 17,5–18: Jeremias dritter Klagediskurs
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 17,19–27: Die Sabbatrede als bedingte Heilsansage
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 18,1 – 20,18: Jeremia verkörpert den Untergang
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Jer 18,1–17: Jeremias Besuch im Haus des Töpfers
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 18,18–23: Jeremias vierter Klagediskurs
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 19,1–13: Der zerbrochene Krug als Symbol für den Untergang
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 19,14 – 20,18: Jeremias fünfter Klagediskurs
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 21,1 – 24,10: Worte gegen Judas Könige und Führungspersonen
Jer 21,1–10: Jerusalems Ende als Wirken s
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 21,11 – 22,9: Worte gegen das Königshaus
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 22,10 – 23,8: Worte über einzelne Könige
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 23,9–40: Worte über die Prophet*innen
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 24,1–10: Die Vision von den guten und schlechten Feigen
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 25,1–38: Jeremias Botschaft und s Gericht über die Völker
Textabgrenzung und Kommunikationsstruktur
Jer 25,1–14: Ein Fazit zu s und Jeremias Wirken
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Jer 25,15–38: Der Zornbecher für Juda und die Völker
Anmerkungen zu Text und Übersetzung
Synchrone Analyse
Diachrone Analyse
Synthese
Verzeichnisse
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Quellen und Hilfsmittel
Kommentare zum Jeremiabuch
Sekundärliteratur
Verzeichnisse
Abkürzungen
Literaturverzeichnis
Quellen und Hilfsmittel
Kommentare zum Jeremiabuch
Sekundärliteratur
Register
Verzeichnis hebräischer Wörter
Schlagwortverzeichnis
Bibelstellenverzeichnis (in Auswahl)
Altes Testament
Neues Testament
Sonstige Quellen (in Auswahl)
Editionsplan
Der Internationale Exegetische Kommentar zum Alten Testament (IEKAT) möchte einem breiten internationalen Publikum – Fachleuten, Theologen und interessierten Laien – eine multiperspektivische Interpretation der Bücher des Alten Testaments bieten. Damit will IEKAT einer Tendenz in der gegenwärtigen exegetischen Forschung entgegenwirken: dass verschiedene Diskursgemeinschaften ihre je eigenen Zugänge zur Bibel pflegen, sich aber gegenseitig nur noch partiell wahrnehmen.
IEKAT möchte eine Kommentarreihe von internationalem Rang, in ökumenischer Weite und auf der Höhe der Zeit sein.
Der internationale Charakter kommt schon darin zum Ausdruck, dass alle Kommentarbände kurz nacheinander in englischer und deutscher Sprache erscheinen. Zudem wirken im Kreis der Herausgeber und Autorinnen Fachleute unterschiedlicher exegetischer Prägung aus Nordamerika, Europa und Israel zusammen. (Manche Bände werden übrigens nicht von einzelnen Autoren, sondern von Teams erarbeitet, die in sich bereits multiple methodische Zugänge zu dem betreffenden biblischen Buch verkörpern.)
Die ökumenische Dimension zeigt sich erstens darin, dass unter den Herausgeberinnen und Autoren Personen christlicher wie jüdischer Herkunft sind, und dies wiederum in vielfältiger religiöser und konfessioneller Ausrichtung. Zweitens werden bewusst nicht nur die Bücher der Hebräischen Bibel, sondern die des griechischen Kanons (also unter Einschluss der sog. „deuterokanonischen“ oder „apokryphen“ Schriften) ausgelegt.
Auf der Höhe der Zeit will die Reihe insbesondere darin sein, dass sie zwei große exegetische Strömungen zusammenführt, die oft als schwer oder gar nicht vereinbar gelten. Sie werden gern als „synchron“ und „diachron“ bezeichnet. Forschungsgeschichtlich waren diachrone Arbeitsweisen eher in Europa, synchrone eher in Nordamerika und Israel beheimatet. In neuerer Zeit trifft diese Einteilung immer weniger zu, weil intensive synchrone wie diachrone Forschungen hier wie dort und in verschiedensten Zusammenhängen und Kombinationen betrieben werden. Diese Entwicklung weiterführend werden in IEKAT beide Ansätze engstens miteinander verbunden und aufeinander bezogen.
Da die genannte Begrifflichkeit nicht überall gleich verwendet wird, scheint es angebracht, ihren Gebrauch in IEKAT zu klären. Wir verstehen als „synchron“ solche exegetischen Schritte, die sich mit dem Text auf einer bestimmten Stufe seiner Entstehung befassen, insbesondere auf seiner Endstufe. Dazu gehören nicht-historische, narratologische, leserorientierte oder andere literarische Zugänge ebenso wie die durchaus historisch interessierte Untersuchung bestimmter Textstufen. Im Unterschied dazu wird als „diachron“ die Bemühung um Einsicht in das Werden eines Textes über die Zeiten bezeichnet. Dazu gehört das Studium unterschiedlicher Textzeugen, sofern sie über Vorstufen des Textes Auskunft geben, vor allem aber das Achten auf Hinweise im Text auf seine schrittweise Ausformung wie auch die Frage, ob und wie er im Gespräch steht mit älteren biblischen wie außerbiblischen Texten, Motiven, Traditionen, Themen usw. Die diachrone Fragestellung gilt somit dem, was man die geschichtliche „Tiefendimension“ eines Textes nennen könnte: Wie war sein Weg durch die Zeiten bis hin zu seiner jetzigen Form, inwiefern ist er Teil einer breiteren Traditions-, Motiv- oder Kompositionsgeschichte? Synchrone Analyse konzentriert sich auf eine bestimmte Station (oder Stationen) dieses Weges, besonders auf die letzte(n), kanonisch gewordene(n) Textgestalt(en). Nach unserer Überzeugung sind beide Fragehinsichten unentbehrlich für eine Textinterpretation „auf der Höhe der Zeit“.
Natürlich verlangt jedes biblische Buch nach gesonderter Betrachtung und hat jede Autorin, jeder Autor und jedes Autorenteam eigene Vorstellungen davon, wie die beiden Herangehensweisen im konkreten Fall zu verbinden sind. Darüber wird in den Einführungen zu den einzelnen Bänden Auskunft gegeben. Überdies wird von Buch zu Buch, von Text zu Text zu entscheiden sein, wie weitere, im Konzept von IEKAT vorgesehene hermeneutische Perspektiven zur Anwendung kommen: namentlich die genderkritische, die sozialgeschichtliche, die befreiungstheologische und die wirkungsgeschichtliche.
Das Ergebnis, so hoffen und erwarten wir, wird eine Kommentarreihe sein, in der sich verschiedene exegetische Diskurse und Methoden zu einer innovativen und intensiven Interpretation der Schriften des Alten Testaments verbinden.
Die Herausgeberinnen und HerausgeberIm Herbst 2012
Dieser Band ist das Produkt eines Gemeinschaftsprojekts mit meiner geschätzten Kollegin Carolyn J. Sharp, die an der Yale Divinity School lehrt. Es begann vor fast 15 Jahren und wurde durch transatlantische Reisen, Begegnungen auf Konferenzen in den USA und in Europa sowie unzählige E-Mails gefördert. Am Ende stehen zwei Bände zum Jeremiabuch, die mit unterschiedlichen Schwerpunkten neuere hermeneutische Perspektiven in die Jeremiaforschung einbringen. Auf der Grundlage einer feministischen Hermeneutik greife ich in meiner Auslegung von Jer 1–25 auf Einsichten der postkolonialen Theorie und der Trauma-Studien zurück. In der Auseinandersetzung mit diesen Perspektiven waren mir Carolyn Sharp und L. Juliana Claassens (Universität Stellenbosch) konstruktive Gesprächspartnerinnen, die mich als Kolleginnen und Freundinnen im Forschen und Schreiben begleiteten.
Unser Projekt wurde zu Beginn maßgeblich gefördert durch die Alexander von Humboldt-Stiftung und den Dekan der Yale Divinity School, Harold Attridge. Ihm danke ich ebenso wie den Kolleg*innen aus den USA und Europa, die mit uns in New Haven und Marburg Ideen austauschten und diskutierten. Die Mitglieder der Programmsektion „Writing/Reading Jeremiah“ luden mich ein, meine Ergebnisse auf den Kongressen der Society of Biblical Literature zur Diskussion zu stellen, und motivierten mich, über das Gewohnte hinauszudenken. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft ermöglichte mir ein intensives Forschungsjahr. Helmut Utzschneider erörterte mit mir die Analyse dramatischer Texte. Meine Marburger Kolleg*innen und Studierenden wurden nicht müde, mit mir in Oberseminaren und Seminaren über Jeremia zu diskutieren. Beim Korrekturlesen des Manuskripts unterstützten mich Josephine Haas und Sarah Döbler tatkräftig. Der Hauptherausgeber der IEKAT-Reihe, Walter Dietrich, kommentierte meine Texte ermunternd in verschiedenen Fassungen. Alexander Müller überprüfte das Manuskript mit großer Sorgfalt. Florian Specker vom Kohlhammer-Verlag sorgte für eine korrekte Formatierung und Indexerstellung. Ihnen allen – und manch anderen darüber hinaus – danke ich von Herzen.
Marburg, im Oktober 2020Christl M. Maier