Jerry Cotton 2093 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2093 E-Book

Jerry Cotton

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Grelle Lichter aus den Tiefen des East River, Froschmänner, die am Ufer auftauchten und sofort wieder verschwanden, brodelndes Wasser trotz Flaute, irrlichternde Wesen - Beobachtungen von Zeugen, die uns Rätsel aufgaben. Was war zu tun? Wenig später starben die ersten Zeugen und zwei Kollegen von der Wasserschutzpolizei ertranken. Da wussten wir, dass es höchste Zeit war, zu handeln ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 124

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Impressum

Feuer unter Wasser

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Johnny Cris

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1193-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Feuer unter Wasser

Das Mondlicht fiel in fahlem Schein auf das Wasser des East River, als Frank und Jasper durch die Pfeiler des Roosevelt Drive ans Ufer des Flusses traten.

Im nächsten Moment verharrten die beiden betrunkenen Penner wie versteinert.

Unten, in den Tiefen des Flusses, war plötzlich Licht zu sehen.

Ein gelber, fahler Schein, der unstet glomm und sich zu bewegen schien.

»Scheiße«, murmelte Jasper leise, »was’n das?«

»Weiß nich«, gab Frank lallend zurück, »vielleicht ’n Feuer oder …?«

Die Worte gingen im Röhren eines Bootsmotors unter. Wie ein Phantom zuckte das Schnellboot aus der nächtlichen Finsternis heran – und noch ehe die beiden Betrunkenen reagieren konnten, hämmerte eine Maschinenpistole los …

Frank Tanner fiel mit einem gurgelnden Aufschrei zurück, als eine Garbe ihn erfasste und von den Beinen riss. Er war sofort tot.

»Frankie!«, hörte Jasper sich schreien, während er auf den blutüberströmten Leichnam seines Freundes starrte.

Dann begann die MPi wieder loszuhämmern und selbst durch den Nebel seiner Trunkenheit war Jasper Gates klar, dass er fliehen musste, wenn er am Leben bleiben wollte.

Obwohl er betrunken war, fuhr er erstaunlich schnell herum und wandte sich zur Flucht, während er hinter sich das Dröhnen des Bootsmotors und das Krachen der Waffe hörte.

Plötzlich fraß sich sengender Schmerz in seine Seite und Jasper rang nach Luft.

Er blieb stehen, blickte an sich herunter und sah die dunkle Flüssigkeit, die durch den schmutzigen Stoff seines Mantels sickerte.

Rasender Schmerz pulsierte in seiner Seite und seine Beine wurden taub und gefühllos.

»O verdammt …«

Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung traten in Jasper Gates Augen, während er ziellos am Rand des Kais entlang torkelte, noch immer bemüht, sich irgendwie in Sicherheit zu bringen.

Eine erneute Garbe aus der Waffe des Killers, der instinktive Versuch, den Kugeln auszuweichen – und Jasper verlor das Gleichgewicht und fiel über den Rand des Piers.

Mit einem Aufschrei des Entsetzens stürzte er ins schwarze Wasser und verschwand kopfüber in den Fluten.

Die Leiche seines Freundes blieb auf dem Pier zurück.

***

Punkt 6 Uhr 15 waren wir am Tatort.

Mr. Highs Anruf hatte mich aus dem Schlaf gerissen und keine zehn Minuten später war ich schon auf dem Weg gewesen, um Phil an unserer Ecke abzuholen. Für »einfache« Mordfälle ist das FBI eigentlich nicht zuständig, aber wir ermittelten in einem Fall, bei dem die Mafia eine Reihe von Pennern getötet hatte und erhofften uns durch diesen Mord Hinweise.

Nun standen wir draußen an den Ostpiers und blickten auf die entsetzlich zugerichtete Leiche eines etwa vierzigjährigen Mannes herab, den eine Streife der City Police vor einer knappen Stunde am Pier gefunden hatte.

»Er wurde erschossen«, sprach der Leiter der Spurensicherung aus, was nicht zu übersehen war.

Der Tote – seinem verwahrlosten Äußeren und den vom Alkohol aufgedunsenen Zügen nach zu urteilen, einer der Wermutbrüder die in der Gegend um die Docks lebten – war aus nächster Nähe erschossen worden. Mehrere Geschosse, abgefeuert ganz offenbar aus einer Maschinenpistole, hatten seinen Brustkorb getroffen.

Das Entsetzen in den erstarrten Zügen des Toten ließ darauf schließen, dass sein Tod überraschend gekommen war …

»Hat der Mann einen Namen?«, fragte Phil den Lieutenant vom NYPD.

Der Lieutenant schüttelte grimmig den Kopf. »Wenn das FBI nicht ausdrücklich verlangt hätte, dass wir Morde in der Obdachlosenszene melden, hätten wir Sie gar nicht behelligt. Der Kerl hatte nicht mal einen festen Wohnsitz. Ist wohl einer der Penner, die hier noch ab und zu rumstreichen. Sie wissen ja, dass Giulianis Bemühungen nicht in allen Stadtteilen Früchte tragen …«

»Hatte er Papiere bei sich?«

»Keine Versicherungskarte, wenn Sie das meinen«, gab der Polizist zurück, »aber wir fanden das hier …«

Der Lieutenant griff in seine Tasche und zog einen mit Plastik umwickelten Ausweis hervor, den er uns aushändigte.

»Ein Berechtigungsschein zum Empfang kostenloser Mahlzeiten«, stellte ich fest, »ausgestellt auf den Namen Frank Tanner …«

»Was nicht allzu viel beweist«, gab der Officer zu bedenken. »Die Wermutbrüder streiten wie die Bettler um diese Scheine – gut möglich, dass er jemand anderem gehört hat.«

»Möglich«, bestätigte ich, »aber es ist immerhin ein Anhaltspunkt …«

Phil und ich tauschten Blicke.

Wir fragten uns, ob das organisierte Verbrechen diesen Mord begangen hatte.

»Raubmord wird es wohl nicht gewesen sein«, meinte Phil lakonisch und ich konnte ihm nur beipflichten.

»Spuren eines Kampfes sind ebenfalls nicht zu entdecken und nach Ritualmord sieht es auch nicht aus. Wenn du mich fragst, dann war der arme Teufel einfach zur falschen Zeit am falschen Ort – das hat ihn das Leben gekostet.«

»Kann gut sein, dass du Recht hast, Phil«, bestätigte ich und bat die Beamten des Police Department, die ­Umgegend nach weiteren Hinweisen abzusuchen.

Irgendeinen Grund musste es doch dafür geben, dass jemand einen Obdachlosen kaltblütig erschoss – und wenn wir diesen Grund fanden, fanden wir vielleicht auch den Täter …

»Sir!«, rief der Lieutenant plötzlich zu uns herüber, »ich habe gerade eine interessante Meldung rein bekommen!«

»Was gibt es?«, erkundigte ich mich neugierig, jeder Hinweis bei einem so unmotiviert scheinenden Mordfall kann nützlich sein.

»Es waren meine Kollegen aus dem Upper Bay-District«, meldete der Polizist bereitwillig, während er das Funkgerät noch in Händen hielt. »Etwa eine Meile flussabwärts von hier wurde noch ein Mann aus dem Fluss gezogen. Auch er wurde ganz offensichtlich Opfer eines Mordanschlags. Sein Name ist Jasper Gates und man bringt ihn soeben ins Krankenhaus …«

»Was soll das heißen?«, fragte ich verblüfft. »Wollen Sie mir sagen, dass es einen Zeugen gibt?«

»So kann man es wohl kaum bezeichnen«, schüttelte der Polizist den Kopf. »Gates wurde ziemlich übel zugerichtet und ist offenbar kaum bei Bewusstsein. Außerdem wissen wir nicht, ob ein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen … hey!«

Phil und ich hörten schon nicht mehr zu.

Wir eilten zum Wagen zurück und stiegen ein, schalteten Rotlicht und ­Sirene ein und waren im nächsten Augenblick auf dem Weg zum Krankenhaus.

***

Knapp zehn Minuten später trafen wir in der Notaufnahme des New York Memorial Hospital ein.

»Jasper Gates«, stieß ich hervor, während wir durch die breite Glastür stürmten und unsere Ausweise zückten, »wo ist er?«

Die Krankenschwester, die an der Pforte Dienst tat, blickte mich aus großen Augen an.

»Wie bitte, Sir?«

»Ich bin FBI-Agent«, erklärte ich drängend. »Vor wenigen Minuten wurde bei Ihnen ein Patient namens Jasper Gates eingeliefert. Wo kann ich ihn finden?«

»Der mit den Schusswunden?«

»Genau der.«

»Den Gang entlang, zweite Tür rechts. Dr. Franklin wird die Operation durchführen …«

Schon eilten Phil und ich den Gang hinab.

Die bezeichnete Tür trug die Aufschrift Emergency Room.

Phil und ich stießen sie auf, um uns gleich darauf inmitten hektischer Betriebsamkeit wieder zu finden.

Die Ruhe, die draußen auf dem Hauptkorridor herrschte, war nicht dazu angetan, einen Besucher auf das vorzubereiten, was jenseits der Türen vor sich ging: Die Gänge waren überfüllt. Überall warteten verletzte und kranke Menschen darauf, dass sie behandelt wurden.

Dazwischen huschten Schwestern in grünen OP-Kitteln umher, schoben Pfleger Liegen mit Verletzten durch die Gänge. Telefone klingelten, Lautsprecherdurchsagen hallten von den Gängen wieder.

Es erschien uns wie die Hölle auf Erden – und doch war es nur ein Tagesbeginn in einer New Yorker Notaufnahme – und vermutlich noch nicht einmal einer der schlimmeren Sorte.

»Jasper Gates«, sagte ich zu der nächstbesten Schwester, die mit einer Kladde und einem Stethoskop an mir vorübereilen wollte.

»Wer?«

»Jasper Gates«, wiederholte ich, während ich ihr meinen Dienstausweis zeigte. »Ein Mann mit Schussverletzungen. Wurde vor ein paar Minuten eingeliefert …«

Die Schwester, eine junge Frau, deren schulterlanges Haar von Schweiß durchtränkt war und ihr nass im Nacken klebte, seufzte, dann legte sie ihre Kladde beiseite und nickte uns zu.

»Folgen Sie mir …«

Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging den Korridor hinab. Wie ein Schiff durchpflügte sie die Wogen der wartenden Patienten, während wir Mühe hatten, mit ihr Schritt zu halten.

Wir passierten die Tür zum Untersuchungsbereich, der durch Vorhänge in mehrere Einzelkabinen unterteilt war.

»Da drin«, gab die Schwester bekannt und zog den Vorhang beiseite.

Der alte Mann mit dem grauen Haar, der auf der Liege inmitten des kleinen Raumes lag und uns aus geweiteten Augen anstarrte, bot einen schrecklichen Anblick.

Seine Haut war seltsam gelb und aufgequollen und seine Züge waren von Schmerz gezeichnet. Eine Schusswunde in der Seite des Mannes war notdürf­tig verbunden worden, Blut sickerte unter dem Verband hervor …

»Was soll das?«, fragte Phil die Schwester verwundert. »Wieso ist niemand bei ihm?«

»Rushhour«, entgegnete die junge Frau schulterzuckend. »Das ist hier jeden Morgen so. Der Patient kommt dran, wenn es soweit ist, wir haben noch drei andere Fälle mit Schussverletzungen auf dem OP-Tisch, dazu kommen zwei Motorradunfälle und …«

In diesem Moment entrang sich ein entsetzlicher Schrei der Kehle des Verwundeten.

»Machen Sie schnell«, raunte Phil der Schwester zu, dann waren wir schon am Bett des Alten und sahen sorgenvoll auf ihn herab.

»Wer … sind …?«

Jasper Gates Stimme klang matt und brüchig – die Stimme eines Mannes, der weiß, dass er sterben wird.

Blut rasselte in seiner Lunge, als er atmete und sein Blick wirkte müde und gebrochen.

»Mr. Gates – mein Name ist Jerry Cotton. Ich bin FBI-Agent …«

»Ein G-man«, kam es dem Alten erleichtert über die Lippen und in seinen vom Todeskampf gezeichneten Zügen zeichnete sich der Hauch eines Lächelns ab. »Gott sei Dank! Euch Jungs kann man vertrauen …«

Heftiger Schmerz schien wieder durch seine verwundete Seite zu toben, denn er zuckte zusammen und unterbrach sich.

»Was ist mit Frank?«, erkundigte er sich schließlich. »Er ist tot, nicht wahr? Ich sah, wie er getroffen wurde …«

»Ja, Sir.« Ich nickte betreten. »Tut mir sehr Leid. War er Ihr Freund?«

»Der einzige«, keuchte Gates traurig. »Der einzige, den ich je hatte.«

»Verstehe.« Phil und ich tauschten viel sagende Blicke.

»Sir«, begann mein Partner schließlich, »wir brauchen Ihre Hilfe, wenn wir die Kerle schnappen sollen, die Ihnen das angetan haben. Sie sind der einzige Zeuge, den wir haben und …«

Jasper Gates Züge verfinsterten sich.

Trotz seiner Schmerzen schien er angestrengt nachzudenken und den nervösen Zuckungen, die seine Züge durchliefen, konnte ich entnehmen, dass er jeden Augenblick der schrecklichen Nacht noch einmal durchlebte …

»Weiß nicht«, brachte er schließlich hervor, während seine Stimme leiser und leiser wurde. Blut rann aus seinem Mundwinkel.

»Bitte, Sir«, meinte ich sanft. »Es ist wichtig. Haben Sie die Kerle gesehen, die auf Sie geschossen haben?«

»Es … war dunkel. Kein Licht. Nur Motor …«

Phil und ich schauten uns verwundert an.

»Was meinen Sie, Sir?«

»Kann nicht …« Gates schüttelte den Kopf und immer mehr Blut quoll aus seinem Mund und sickerte in das Weiß des Stoffbezugs der Liege.

»Verdammt«, fluchte Phil. »Wo bleiben diese verdammten Ärzte?«

Er wirbelte herum, zog den Vorhang beiseite und eilte zurück in den Korridor, um jemanden vom medizinischen Personal zu rufen – noch ein paar Minuten und es würde keinen Grund mehr geben, sich um Jasper Gates zu kümmern …

»G-man«, sagte der alte Mann plötzlich leise und winkte mich zu sich heran.

Ich beugte mich zu dem Verwundeten hinab, bis mein Gesicht dicht vor seinem schwebte.

»Was gibt es?«

»Etwas … ich erinnere mich an etwas …«

»Ja?«, fragte ich leise. »Was denn?«

Die Gesichtsmuskeln des Alten zuckten.

»Etwas«, hauchte er nur und ich musste mich mit dem Ohr über seinen Mund beugen, um seine Worte, die wenig mehr als ein leiser, kraftloser Hauch waren, verstehen zu können.

»Es war Feuer«, sagte er tonlos.

»Was?« Ich glaubte, nicht recht verstanden zu haben.

»Feuer«, wiederholte der Alte unbeirrt, »Feuer unter Wasser …«

Damit fiel sein Kopf zur Seite und der Blick seiner Augen wurde glasig und leer.

Im selben Augenblick erschien Phil, einen jungen Arzt im Schlepp, den er auf dem Gang förmlich gekidnappt hatte.

»Also«, meinte der Mediziner unduldsam, »wo ist nun der Patient, den ich mir unbedingt ansehen soll?«

»Vergessen Sie’s, Doc«, sagte ich, »er hat es hinter sich …«

***

»Und das waren wirklich seine Worte? ›Feuer unter Wasser‹?«

Mr. High blickte uns über seinen großen Schreibtisch hinweg an.

»Wie ich sagte, Sir«, bestätigte ich. »Und ich hatte nicht das Gefühl, dass es sich dabei um die Wahnvorstellungen eines Sterbenden handelt.«

»Nun …« Mr. High schüttelte ein wenig zögernd den Kopf, »Ihr Gefühl in allen Ehren, Jerry – aber was diese Sache betrifft … das klingt doch ein wenig seltsam, nicht wahr?«

»Zugegeben«, räumte Phil ein, »aber viel mehr Anhaltspunkte haben wir nicht. Von Jasper Gates wissen wir, dass die beiden Morde zusammenhängen und dass der Überfall völlig überraschend erfolgte. Während Tanner sofort tot war, wurde Gates verwundet und fiel ins Wasser. Eine Meile fluss­abwärts wurde er an einer der Dockrampen angespült und von einem Hafenarbeiter gefunden. Ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben war.«

»Hm«, murmelte Mr. High und sein Gesicht legte sich in nachdenkliche Falten. »Indizien?«

»So gut wie keine«, bekannte ich. »Gates und Tanner wurden mit einer Automatik erschossen. Gebräuchliches Modell, gebräuchliches Kaliber. Fast unmöglich, die Dinger zurückzuverfolgen.«

»Spurensicherung?«

»Die Untersuchung des Tatorts am Pier hat nichts ergeben«, berichtete Phil, »es ist gerade so, als hätte der Mörder sich nach seiner Tat in Luft aufgelöst.«

»Oder«, gab ich zu bedenken, »er war nie dort.«

»Wie meinen Sie das, Jerry?«, fragte Mr. High verblüfft und auch Phil warf mir verständnislose Blicke zu.

»Nun ja«, meinte ich, »da sich an Land keine Spuren des Mörders finden lassen, könnte es sein, dass die beiden vom Wasser aus beschossen wurden.«

»Vom Wasser aus?«

»Ja«, bestätigte ich, »von einem Boot aus vielleicht. Der oder die Mörder hätten so Gelegenheit gehabt, zu verschwinden, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.«

»Verdammt, Partner«, meinte Phil leise »du hast Recht.«

»Eine gute Vermutung, Jerry«, pflichtete auch Mr. High mir bei. »Wir werden sehen, ob die gerichtsmedizinische Untersuchung sie bestätigt. Wenn die Schüsse tatsächlich vom Wasser aus abgefeuert wurden, müsste sich das ja nachweisen lassen.«

»Ich denke schon, Sir«, nickte ich, »und ich möchte wetten, dass die Untersuchung meinen Verdacht bestätigt.«

»Was macht Sie so sicher?«

»Gates letzte Worte, Sir.«

»Sie meinen das mit dem Feuer unter Wasser?«

»Ja, genau.« Ich hob beschwichtigend die Hände, um nicht wieder zweifelnde Blicke auf mich zu ziehen. »Ich möchte nicht behaupten, dass Gates tatsächlich im Wasser Feuer gesehen hat, aber ich bin davon überzeugt, dass er und sein Kamerad irgendetwas gesehen haben – etwas, das anderen offenbar so wichtig war, dass die beiden dafür sterben mussten.«

Der Chef entgegnete nichts, sondern bedachte uns nur mit nachdenklichen Blicken.

»Jerry, Phil«, sagte er dann, »ich bin mir nicht sicher, ob wir die Sache weiter verfolgen sollen. Die Anhaltspunkte sind mehr als dünn und wir haben genügend andere Fälle, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln.«

»Nein, Sir, bitte«, sagte ich. »Wir haben nicht viel, aber es ist durchaus ein Anfang. Mein Gefühl sagt mir, dass das organisierte Verbrechen hinter den Morden steckt. Wir können bei der Hafenbehörde nachfragen, der Harbour Police … Wenn wir dann immer noch nichts finden, können wir den Fall den Kollegen von der City Police überlassen. Aber wir sollten es zumindest versuchen.«