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Bruce Esponito, ein Gangsterboss der Oberklasse, war in seinem Swimmingpool erschossen worden. Die einzige Zeugin, ein Callgirl, war mit Kokain zugedröhnt und faselte etwas von einem Ufo. Die Nachforschungen des Field Office Pittsburgh stießen allerdings auf einige Ungereimtheiten, die uns schon in Erstaunen versetzten. So war völlig unklar wie oder von wo der tödliche Schuss abgefeuert worden war ...
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Seitenzahl: 136
Cover
Impressum
Gangstern traut man nicht
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Film: »Future Cops/Trancers«/ddp-images
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-2865-3
www.bastei-entertainment.de
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www.bastei.de
Gangstern traut man nicht
»Bruce, schau doch mal, das Licht, ist das eine Sternschnuppe? Dann kann ich mir was wünschen«, sagte die junge Frau, die sich nackt im Wasser des Swimmingpools treiben ließ. Dabei kicherte sie haltlos, denn das Kokain, das sie zusammen geschnupft hatten, tat seine Wirkung.
»Du bist meine Sternschnuppe«, erwiderte er und zog sie in seine Arme, um sie leidenschaftlich zu küssen.
»Bitte sieh wenigstens einmal hin«, quengelte sie und planschte vor ihm im Wasser. Er legte seinen Kopf in den Nacken. Über ihm leuchtete ein wunderbarer Sternenhimmel, doch sie hatte recht. Ein einzelnes Licht kam mit außergewöhnlicher Geschwindigkeit genau auf sie zu.
»Das ist ganz erstaunlich«, meinte er und lachte ebenfalls. In dem Moment zerplatzte sein Kopf und sie fing an zu schreien wie eine Besessene, während sich sein Blut mit dem Wasser mischte.
Eine der größten Hitzewellen in der Geschichte der Vereinigten Staaten hatte den Nordosten in ihrer Gewalt. Man versuchte von einem klimatisierten Raum in den anderen zu gelangen, um den 35 Grad, die schon am frühen Morgen herrschten, zu entgehen. Heute sollte im Laufe des Tages die magische Zahl von 40 Grad erreicht werden, und bereits gestern waren für die gesamte Ostküste Warnungen herausgegeben worden.
Schulen und öffentliche Gebäude blieben geschlossen, doch anscheinend galt das nicht für das FBI, denn Phil und ich schleppten uns wie immer in das Headquarter in der Pennsylvania Avenue.
»Jetzt sind wir doch nur für ein paar Minuten draußen, trotzdem klebt mir schon das Hemd am Körper«, meinte ich, als wir mit dem Aufzug in unserem Stockwerk angekommen waren.
»Ich habe für alle Fälle ein zweites Hemd dabei«, meinte Phil und schwenkte eine Plastiktüte. »Wenigstens wird es ruhig werden im Büro, denn bei der Hitze ist es selbst den schweren Jungs zu heiß«, erwiderte er. In dem Moment kam Dorothy aus ihrem Büro.
»Habe ich doch richtig gehört«, meinte sie und lächelte uns erstaunlich frisch an. »Guten Morgen, die Herren. Bitte gleich in das Büro von Mr High, er erwartet Sie bereits. Eistee steht bei ihm auf dem Tisch, denn für Kaffee ist es einfach zu warm.«
Also drehten wir ab und gingen in das Büro unseres Chefs. Er war nicht allein, bei ihm saßen Lance McCullers, der Field-Office-Leiter aus Pittsburgh, Pennsylvania und Mitch Hannigan, der neue Leiter des Field Office in Indianapolis. Er hatte erst vor kurzem den Job von Hank Snow übernommen, den wir bei einem Amoklauf verloren hatten. Wir begrüßten Lance und stellten uns dem neuen Kollegen vor. Mitch Hannigan war etwa in unserem Alter, hatte krauses Haar und eine beachtliche Nase im Gesicht. Doch er besaß auch einen verschmitzten Gesichtsausdruck und sehr wachsame grüne Augen.
»Gut, dass Sie da sind, guten Morgen«, wandte sich Mr High an uns und forderte uns auf, am Tisch Platz zu nehmen. »Die Special Agents in Charge McCullers und Hannigan sind nach Washington gekommen, da sie dringend Unterstützung brauchen. Am besten berichten Sie den Inspektoren einfach selbst«, forderte er die Männer auf.
»Natürlich, Assistant Director High«, sagte Lance McCullers. »Dann mache ich den Anfang. Wir hatten in Pittsburgh vor vier Wochen einen Mordfall: Bruce Esponito. Er stand auf der Todesliste so ziemlich aller großen Gangster der Gegend, denn er kontrollierte das Milieu in Pittsburgh. Prostitution, Drogen, aber er hatte seine Hände auch im Immobiliengeschäft und verschiedenen Speditionsunternehmen. Auch wir observieren ihn schon seit Jahren, konnten ihm aber nie etwas nachweisen. Jede zwielichtige Gestalt hätte Bruce Esponito lieber heute als morgen tot gesehen. Doch der Mann war nicht nur schlau, er war auch sehr vorsichtig. Wir wissen von mindestens zwei Anschlägen auf ihn, doch er wurde dabei nicht einmal verletzt. Dann, vor vier Wochen, explodierte sein Kopf durch ein Dumdum-Geschoss, als er sich gerade mit einem Callgirl in seinem Pool vergnügte.« Er sah uns an und nickte Mr High zu, der den Wandbildschirm per Fernbedienung einschaltete.
»Das sind die Aufzeichnungen seiner Sicherheitsleute«, sagte der Chef und wir sahen, wie ein nackter Mann und eine junge Frau sich in einem Pool vergnügten.
»Er hat sich dabei filmen lassen«, kommentierte mein Partner die Bilder erstaunt.
»Ja, ich habe doch gesagt, er war vorsichtig. Anscheinend war es ihm völlig egal, ob seine Sicherheitsleute ihm bei seinen Vergnügungen zusahen, Hauptsache er fühlte sich sicher«, meinte Field-Office-Leiter McCullers. »Jetzt, sehen Sie es sich an, das ist der Moment.« Die hübsche Rothaarige sah nach oben, sagte etwas zu ihm und lachte. Er küsste sie und dann spritzte sie ihn mit Wasser voll und redete wieder, woraufhin er auch hochsah und lachte. Dann zerplatzte sein Schädel wie eine reife Wassermelone, die auf den Boden knallt. Sein Körper trieb auf der Wasseroberfläche und die junge Frau krabbelte panisch aus dem Pool.
»Keine Tonaufzeichnungen?«, fragte ich nach.
»Nein, das gönnte er seinen Bodyguards wohl nicht«, meinte Lance McCullers salopp.
»Ein Profikiller kann einem Menschen auf dreihundert Yards ein Auge ausschießen. Von einem erhöhten Standpunkt ist das doch kein Problem«, schlug Phil vor. Doch in dem Moment erschien eine Luftaufnahme auf dem Bildschirm, die seine Theorie sofort verwarf.
»Das Anwesen liegt auf einem tausend Squareyards großen Grundstück, das umzäunt ist, nicht einsehbar, und es gibt in der Nähe keine Hügel, Hochhäuser oder Antennenmasten.«
»Und was ist mit seinen Sicherheitsleuten? Hätten die eine Möglichkeit gehabt?«, fragte ich Lance.
»Nein. Jeder von ihnen trägt ein Tracker-Armband. Wie gesagt, dieser Esponito war vorsichtig. Sehen Sie, als der Schuss fiel, wurde diese Aufnahme gemacht«, führte der Field-Office-Leiter aus. Wir sahen das Grundstück jetzt als Computerkarte und darauf rote Punkte. Nur ein einziger der Punkte war in ungefährer Schussnähe.
»Was ist mit dem?«, bohrte ich weiter.
»Das ist Esponitos zutiefst ergebener Leibwächter, seit zehn Jahren arbeitete er für den Mobster. Er war im Wohnzimmer und sah fern. Das Callgirl bestätigte, dass er aus dem Wohnzimmer gerannt kam, als sie anfing zu schreien und aus dem Pool krabbelte. Während der Schuss fiel, schwamm diese Diana Lane vor Esponito und sah auf das Wohnzimmer. Hätte der Mann geschossen, dann hätte sie es gesehen.«
»Ja, aber sie war doch genau neben dem Mann, als er starb. Was sagt sie denn über den Schützen?«, fragte Phil und seine Mimik verriet mir, dass auch er irritiert war.
»UFOs!«, meinte Lance McCullers und seufzte. »Sie war an dem Abend mit Kokain zugedröhnt, doch selbst jetzt, zwei Monate später, redet sie von Aliens und UFOs.«
»UFOs?«, wiederholte mein Partner und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
»Gut, dann lassen Sie Ihre Geschichte hören, Special Agent in Charge Hannigan«, unterbrach Mr High diesen unwirklichen Moment, in dem wir uns nur gegenseitig amüsiert anstarrten.
»Gerne, Sir. Würden Sie bitte?«, meinte SAC Mitch Hannigan und ein Foto erschien auf dem Bildschirm. »Das ist Stanton Spellberg, er war eine große Nummer in der Drogenszene von Indianapolis. Wir erwischten ihn vor etwa einem Jahr, er wurde verurteilt, und um sich ein paar Privilegien im Strafvollzug zu sichern, ließ er ein paar schwere Jungs über die Klinge springen. Einige konnten wir verhaften, andere sind immer noch flüchtig. Doch Spellberg katapultierte sich damit auf eine Todesliste. Er wurde in ein Höchstsicherheitsgefängnis gebracht, völlig isoliert, die Wächter wechseln täglich, damit er keine Verbindungen aufbauen konnte. An die frische Luft kam der Mann nur in den frühen Morgenstunden, allein und von Beamten auf dem Tower bewacht. Der Hof war ausgeleuchtet, es gibt keine Möglichkeit, auf die Umzäunung zu kommen. Und dann passierte vor acht Wochen das«, sagte SAC Hannigan und nickte Mr High zu.
Wir sahen wieder eine Aufzeichnung: Ein Mann in einem orangefarbenen Overall lief in einem Gefängnis-Innenhof herum, er machte irgendwelche sportlichen Übungen, blickte nach unten, weil er eine Rumpfbeuge machte. In dem Moment explodierte sein Kopf, wie der von Bruce Esponito, nur dass die Kugel bei ihm in den Hinterkopf eintrat und sein Gesicht wegsprengte.
»Aliens?«, fragte Phil provokant, grinste wieder und kassierte einen düsteren Blick von unserem Chef.
»Vielleicht, Inspektor Decker«, erwiderte Mitch Hannigan selbstsicher und sah herausfordernd auf meinen Partner.
»Meine Herren, bitte«, griff Mr High resolut ein.
»Ich nehme an, man fand keine Hülsen, keine Spuren, nichts, richtig?«, fragte ich und blickte auf den SAC von Indianapolis, der anscheinend genauso ein Dickschädel war wie mein Partner.
»Nichts. Dieses Hochsicherheitsgefängnis liegt in einer Gegend, der sich ein Auto ungesehen nicht nähern könnte, es gibt ein Überflugs-Verbot und eine Radaranlage, die das genau checkt. Selbst ein Sportflugzeug in 3000 Fuß Höhe hätte einen Alarm ausgelöst«, bestätigte er entschieden und sah Phil immer noch säuerlich an.
»Und Ihr Mord liegt fast zwei Monate zurück. Wie kam es, dass Sie mit dem Field Office Pittsburgh den Kontakt aufnahmen?«, fragte ich Mitch Hannigan.
»Special Agent in Charge McCullers hatte für die Field Offices ein Memorandum verfasst, und da ich mich momentan noch einarbeite, lege ich großen Wert darauf, alle diese Meldungen zu lesen«, sagte Hannigan, und sofort hatte ich ein schlechtes Gewissen. Denn weder Phil noch ich schafften es, alle Memos der Field Offices zu lesen. Wir waren schon froh, wenn wir alle Informationen der Field-Section-Leiter im Monat schafften. »Da Special Agent in Charge McCullers seinen Täter den Ghost nannte, wurde ich aufmerksam und wir besprachen die Angelegenheit. Deshalb haben wir dann auch entschieden, uns an Sie zu wenden.«
»Es scheint mir, wir jagen wirklich einen Geist«, sagte Mr High und wir alle sahen ihn erstaunt an. »Jerry, Phil, Sie werden sich das ansehen. Unterstützen Sie Special Agent in Charge McCullers und Hannigan, denn ich persönlich glaube nicht an Geister.«
***
»Jetzt hören Sie mir einmal gut zu, Miss Lane – oder soll ich Sie lieber Kovich nennen?«, sagte Phil streng und die junge Frau blickte ihn erschrocken an. Diane Lane war das Escort Girl, das bei Bruce Esponito war, als er starb. Mittlerweile hatte das Field Office in Pittsburgh herausbekommen, dass Miss Lane falsche Papiere hatte und eigentlich aus Polen stammte. Doch was viel schlimmer war: Das Mädchen war kaum sechzehn Jahre alt, obwohl sie eher aussah wie Anfang zwanzig. Ich wollte gar nicht wissen, wie lange sie schon als Escort Girl im Geschäft war.
»Wir wissen, wie alt Sie wirklich sind. Prostitution ist illegal, und die Aufzeichnungen, die in Esponitos Haus von Ihnen gemacht wurden, zeigen, dass Sie nicht nur eine Abendbegleitung waren. Außerdem haben Sie gegen das Betäubungsmittelgesetz verstoßen. Wie wäre es, wenn Sie mit uns reden und uns erzählen, wer Bruce Esponito wirklich getötet hat?«, fuhr ich mit dem Verhör fort. Dabei hatte ich sehr sanft mit ihr gesprochen.
»Sie können mich gar nicht bestrafen«, meinte sie sofort. »Da ich unter sechzehn bin, wird man mich als Jugendliche behandeln«, erwiderte sie. Für ihr zartes Alter war sie mit allen Wassern gewaschen, dachte ich in dem Moment.
»Irrtum«, raunzte Phil sie wieder an. »Das liegt im Ermessen der Staatsanwaltschaft und des Richters. Man kann Sie sehr leicht als Erwachsene verurteilen, und da Sie bei dem Escort Service schon ziemlich lange sind, kann Ihnen das leicht fünf Jahre bringen, von dem Kokainkonsum einmal ganz abgesehen. Wollen Sie das wirklich? Denn nach der Haftstrafe wird man Sie abschieben. Dann geht es zurück nach Polen«, drohte er ziemlich heftig.
»Wenn Sie jedoch vernünftig mit uns sprechen, dann helfen wir Ihnen. Jugendarrest, psychologische Behandlung und vielleicht eine Pflegefamilie. Wie hört sich das an?«, meinte ich. Sie sah mich an und kaute auf ihrer Unterlippe.
»Gut«, meinte sie kleinlaut und blickte trotzig auf Phil. »Bruce war gar nicht so übel, ich glaube, er hätte mich da auch rausgeholt, denn er mochte mich sehr. Ich sage Ihnen alles, was ich weiß, doch ich denke, Sie werden enttäuscht sein.«
»Kommen Sie, versuchen Sie es«, ermutigte ich sie.
»Bruce und ich hatten an dem Abend ein paar Linien Koks durchgezogen. Nicht viel, ich war ein bisschen high, doch weder weggetreten noch völlig irre. Wir waren im Pool, da sehe ich plötzlich eine Sternschnuppe. Bruce sah sie auch, die kam mit einer unheimlichen Geschwindigkeit auf uns zu, und dann plötzlich explodiert sein Kopf und das ganze Blut verteilt sich über mich und in den Pool. Es war furchtbar!«, sagte sie und biss sich wieder auf die Lippen.
»Eine Sternschnuppe?«, vergewisserte ich mich.
»Das dachte ich jedenfalls, doch jetzt denke ich, es war ein UFO. Die haben mit einem Laser auf ihn geschossen«, sagte sie so voller Überzeugung, dass Phil mich ansah und den Kopf schüttelte.
»Wir haben Projektilteile gefunden, es war kein Laser, Diane. Das war ein Dumdumgeschoss, und die Eintrittswunde war nicht oben im Kopf, sondern auf seiner Stirn«, sagte Phil, doch sein Ton war mittlerweile auch gemäßigter. Wahrscheinlich tat ihm die Kleine ebenfalls leid.
»Ja klar, er guckte doch nach oben, als es passierte, genau wie ich. Das Leuchten von dem Ding war echt krass, und dann habe ich auch keinen Knall gehört. Den hört man doch, wenn man eine Waffe abschießt, oder?« Sie hatte recht, das Gleiche hatte der Bodyguard auch ausgesagt. Er hatte zwar den Fernseher laut gestellt, um die Geräusche im Pool nicht im Detail mitzubekommen, doch einen Schuss hatte er nicht gehört. Er war erst aufgrund von Dianes Schreien nach draußen gelaufen.
»Sie ist von ihrer Geschichte richtig überzeugt«, meinte Phil, als wir den Verhörraum verließen. »Also jagen wir ein Ufo und verhaften Aliens, mal was ganz Neues«, knurrte er zynisch. »Aber vorher reden wir mit dem Staatsanwalt. Die Kleine gehört in therapeutische Behandlung und nicht in ein Gefängnis.«
Ich nickte nur zustimmend.
»Was kann das gewesen sein? Ein Licht, das auf sie zufliegt, und dann erfolgt ein gezielter Schuss ohne Geräusch. Ich bin nur froh, dass Dumdum-Geschosse benutzt wurden, sonst würde ich vielleicht selbst anfangen, an Aliens zu glauben«, erwiderte ich.
***
Zwar hatten die Forensiker die winzigen Projektilstücke, die man in Esponitos Schädel noch gefunden hatte, untersucht, doch Lance McCullers zeigte uns auch einen Beweismittelbeutel, in dem sich eine ganze Menge anderer Kleinstteile befanden.
»Und was ist das, woher haben Sie das?«, fragte ich ihn, als er uns den Beweismittelbeutel auf den Tisch des Besprechungsraums legte.
»Taucher haben in dem Pool so viele der Metallstücke und auch Knochenstücke aufgesammelt, wie sie finden konnten, bevor wir dann den Pool abgelassen haben. Dabei wurde ein sehr feiner Filter benutzt, und das hier ist die Ausbeute. Natürlich kann das alles Mögliche sein und ist bisher noch nicht weiter untersucht worden, da die Forensiker hier in Pittsburgh unglaubliche Vorlaufzeiten haben«, erklärte der Field-Office-Leiter.
»Wissen Sie, Lance, ich denke, wir schicken das lieber nach Quantico, damit sich Dr. Fortesque, unser Materialexperte, es sich einmal ansieht«, sagte ich und nahm den Beutel. Es handelte sich um eine Handvoll kleinster Stücke. Selbst ich konnte mit bloßem Auge sehen, dass es ein Sammelsurium verschiedenster Materialien war. Kleine Steine, Splitter vom Poolanstrich, Haare und sonstige nicht definierbare Teilchen. Frederick würde seinen Spaß damit haben, dachte ich.
»Fahren wir dann auf das Anwesen?«, fragte Phil. Wir wollten uns den Tatort ansehen, bevor wir weiter nach Indianapolis fliegen würden, wo der zweite Mord geschah.
»Natürlich, das machen wir jetzt gleich. Ich habe Esponitos Bodyguard ebenfalls dort hinbestellt, damit Sie noch einmal mit ihm reden können«, erwiderte er und wir folgten ihm zur Tiefgarage.
Vom FBI-Gebäude in der East Carson Street, das direkt am Monongahela River lag, fuhren wir fünfundvierzig Minuten westlich, bis wir in einen Vorort namens Green Tree gelangten. Hier standen imposante Villen, doch als wir am Ende der Elmhurst Street angelangt waren und durch das große elektronisch gesicherte Tor auf Esponitos Grundstück fuhren, staunte ich nicht schlecht.
Es wirkte wie das Anwesen einer Hollywoodgröße. Selbst jetzt noch liefen bewaffnete Sicherheitsleute und Hunde auf dem Grundstück herum. Eine Menge Sicherheitskameras waren hier angebracht und ich vermochte mir kaum vorzustellen, dass sich jemand unbemerkt einschleichen konnte.
»Sein Bruder Vincent Esponito hat fast alles geerbt, auch ihn habe ich hergebeten«, erklärte Lance McCullers, als wir vor der Villa parkten. Schon auf den ersten Blick erkannte ich, dass das Gebäude einen Wert von über zehn Millionen haben musste. Nur das Feinste vom Feinen hatte man hier verarbeitet.
»Und ist sein Bruder auch in die dunklen Machenschaften von Esponito verwickelt?«, fragte ich, als wir auf die Tür zugingen.