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Irgendwo in den Sümpfen Louisianas, irgendwo zwischen Albtraum und Realität, zwischen Bewusstsein und Wahnsinn, mit ausgestreckten Armen an zwei Pfähle gefesselt war ich, Jerry Cotton, G-man aus New York, in der Hölle des Voodoo-Priesters. Und ich sollte das Opfer in dieser Nacht des furchtbaren Blutrituals sein ...
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Seitenzahl: 125
Cover
Impressum
Ich in der Voodoo-Hölle
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Film: »Evolver«/PWE-defd, HM
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1199-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Ich in der Voodoo-Hölle
Dexter Lewis trat durch den Ausgang des »Parrot« und steckte sich eine Zigarette an. Es war Nacht.
Fetzen von Nebel hingen in den Straßen von Harlem, Dampf stieg aus den Schächten der Kanäle, der matte Lichtschein der Straßenbeleuchtung spiegelte sich auf dem nassen Asphalt der Straße. Aus dem Inneren des Clubs drang gedämpfte Jazzmusik, das Jaulen eines Saxophons …
Lewis sog an seiner Kippe, schlug den Kragen seines Trenchcoats hoch und machte sich durch die dunklen Gassen auf den Heimweg.
Er sah nicht den dunklen Schatten, der ihm folgte – und auch nicht das blitzende Messer …
Als Dexter Lewis die schleppenden Schritte auf dem Asphalt vernahm, war es beinahe zu spät. Aus dem Augenwinkel heraus nahm der Geschäftsmann eine Bewegung wahr und wirbelte herum – um die mörderisch scharfe Klinge des Messers heranzucken zu sehen.
Instinktiv wich Lewis aus. Der Stahl schnitt durch den Stoff seines Trenchcoats und ritzte seinen Arm.
Der Geschäftsmann stieß einen entsetzten Schrei aus. Jetzt sah er auch den Schatten, der die Klinge führte – eine gedrungene, dunkle Gestalt, deren Augen ihn hasserfüllt aus der Dunkelheit anfunkelten.
»Nein!«, stieß Lewis hervor, während er zurückwich und merkte, wie warmes Blut an seinem verletzten Arm herunterrann. »Bitte nicht, tun Sie mir nichts! Ich werde Sie nicht verraten!«
Der Schatten antwortete nicht.
Wie ein Raubtier führte er unvermittelt eine neue Attacke durch.
Die Klinge blitzte im Licht der Straßenbeleuchtung und bohrte sich mit furchtbarer Wucht in Dexter Lewis Seite.
Der Geschäftsmann wollte es nicht glauben, als der Stahl in seinen Körper drang. Er bedachte den Killer mit undeutbaren Blicken, dann durchflutete unsagbarer Schmerz sein Inneres.
Er bekam mit, wie die Klinge herausgezogen wurde, sich dann ein zweites Mal in seinen Körper senkte. Er schrie laut auf, aber ungehört hallten seine Schreie von den schmutzigen Backsteinfassaden der Gasse zurück.
Agonie ergriff von Dexter Lewis Besitz. Sein Bewusstsein verlor sich in einem Sturm von Schmerzen, während der grausame Killer wieder und wieder auf ihn einstach.
Das Letzte, was Lewis sah, war das blitzende Augenpaar seines Mörders, das voller Genugtuung auf ihn herabblickte. Dann knickten seine Beine unter ihm weg, und er fiel bäuchlings auf den harten Asphalt, der sich unter ihm rot zu färben begann …
***
Mr. Highs Anruf hatte mich unter der Dusche ereilt.
Eine verstümmelte Leiche war am frühen Morgen in Harlem aufgefunden worden, und der eigenartige Tonfall in der Stimme des Chefs hatte verraten, dass mehr hinter der Sache steckte, als er am Telefon zu erklären bereit war.
Mein Kollege Phil Decker und ich sollten am Tatort vorbeischauen und uns ein Bild von der Lage machen, danach erwartete uns Mr. High zum Rapport im FBI-Hauptquartier New York.
Phil wartete wie jeden Morgen an unserer Ecke – mit dem Unterschied, dass Sonntag war und mein Freund nicht ganz so aufgeräumt wirkte wie sonst.
»Muss ja ’ne mächtig wichtige Sache sein, wenn Mr. High uns am frühen Sonntagmorgen aus den Federn wirft«, knurrte er, während er sich auf den Beifahrersitz des Jaguar fallen ließ.
»Sieht ganz danach aus«, bestätigte ich grinsend und steuerte den Wagen zurück in den Verkehr, Harlem entgegen.
»Morgen erst mal«, meinte Phil und schnitt eine Grimasse, während er die kleine Papiertüte öffnete, die er bei sich trug. »’n Donut?«
»Nein danke«, gab ich zurück, »Mord am frühen Morgen schlägt mir auf den Magen.«
»Mord?« Phil horchte auf.
»Ja«, bestätigte ich. »Mr. High klang ziemlich geheimnisvoll. Offenbar eine recht üble Geschichte. Ich würde mir das mit den Donuts also noch mal überlegen.«
Phil betrachtete den Beutel in seiner Hand mit zweifelndem Blick – und steckte ihn schließlich ins Handschuhfach.
»Na schön«, meinte er. »Was weißt du?«
»Nicht viel mehr als du«, entgegnete ich. »Offenbar handelt es sich um einen Ritualmord. Beamte des Police Department sind bereits vor Ort. Sie leiten die Ermittlungen.«
»Und was sollen wir dann dort?«
»Beobachten, Alter, nichts weiter. Mr. High will einen detaillierten Bericht. Wenn du mich fragst, bahnt sich da etwas an.«
Wir fuhren auf der Park Avenue nach Norden. Die Häuser, die zu beiden Seiten der Straße aufragten, wurden niedriger, älter und schäbiger – und schließlich befanden wir uns im Herzen von Harlem.
An der 126. Straße stellten wir unseren Wagen ab und gingen die wenigen Schritte bis zu der schmalen Hinterhofgasse zu Fuß, die mir von Mr. High als Tatort beschrieben worden war.
Mehrere Beamte des PD waren da und sperrten die Gasse gegen die Schaulustigen ab, die – angelockt durch das Flackern der Signallichter – aus allen Richtungen herbeigelaufen waren.
Mit höflichen Worten und energischen Ellbogen bahnten Phil und ich uns einen Weg durch die gaffende Menge, ließen einen jungen Officer unsere Ausweise sehen und passierten die Absperrung.
Der Ort, an dem sich der Mord ereignet hatte, war unschwer zu erkennen – dort lag der leblose Körper des Opfers, und wir sahen auch sehr viel Blut.
Kein Zweifel, hier hatte ein Verbrechen stattgefunden.
Der Detective, der die Untersuchungen leitete – ein junger Schwarzer mit Nickelbrille und legerem Sportsakko – nickte uns freundlich zu, als er uns kommen sah.
»Agent Cotton und Agent Decker?«, erkundigte er sich.
Wir bejahten und zeigten noch mal unsere Ausweise.
»Man sagte mir, dass Sie vorbeischauen würden. Detective Wesley, Mordkommission.«
»Freut mich, Detective«, meinte Phil, während er den in grotesker Verrenkung am Boden liegenden Leichnam betrachtete. »Obwohl’s mir lieber wäre, wenn wir uns auf ’ner Polizeiparty kennen gelernt hätten.«
»Wem sagen Sie das.« Wesley schnitt eine Grimasse, der man entnehmen konnte, dass ihm das viele Blut auf den Magen geschlagen war. »Sehen Sie sich das an. Wer, zum Teufel, tut so etwas?«
Ich wandte mich nach dem Leichnam um – und konnte Wesleys Reaktion nur zu gut verstehen.
Der Mann – ein Schwarzer von etwa 40 Jahren – war durch mehrere Messerstiche in Bauch und Rücken bestialisch getötet worden. Sein heller Trenchcoat war völlig zerfetzt, verfärbt vom Blut, das aus den zahllosen Wunden gesprudelt war. Und als wäre dies noch nicht Barbarei genug gewesen, hatte der Killer seinem Opfer auch noch schwere Verstümmelungen zugefügt.
»O mein Gott«, sagte Phil leise.
»Sieht nach einem Ritualmord aus«, meinte ich nachdenklich.
»Davon gehen wir aus«, bestätigte Wesley. »Vor allem, weil dies schon der dritte Mord in Folge ist. Alle Opfer wurden mit einem Messer getötet und wiesen Verstümmelungen an Gliedmaßen und im Gesichtsbereich auf.«
»Der dritte Mord?« Ich horchte auf.
»Ja, Sir.« Der Detective nickte. »Die anderen beiden Opfer waren ebenfalls Schwarze, Geschäftsleute aus Harlem.«
»Wurde die Identität dieses Mannes bereits festgestellt?«
»Das war nicht weiter schwierig – der Täter hat sich nicht die Mühe gemacht, die Brieftasche des Opfers zu entfernen. Der Name des Toten ist Dexter Lewis. Ihm gehört ein Antiquitätenladen drüben in der Black Row.«
»Hm«, machte ich, während ich beobachtete, wie die Beamten der Spurensicherung die Umrisse des Toten mit Kreide auf dem Asphalt nachzeichneten.
»Die Leute werden bereits unruhig«, fuhr Wesley mit seinen Ausführungen fort. »Der Gedanke, dass ein irrer Schlitzer durch die Straßen ihres Stadtteils schleicht, ist ihnen nicht geheuer.«
»Wer kann ihnen das verdenken?«, meinte Phil. »Dieser Wahnsinnige muss schleunigst gefasst werden, ehe er noch mehr Menschen umbringt.«
»Das denke ich auch, Sir«, erwiderte Wesley, »und ich darf Ihnen versichern, dass wir unser Bestes ge …«
»Hey, Bruder!«, drang plötzlich eine raue Stimme aus den Reihen der Schaulustigen herüber. »Solltest du nicht lieber hinter dem Mörder her sein, als dich mit diesen beiden Weißbroten zu unterhalten?«
Die Stimme gehörte einem aufgeschossenen Schwarzen von muskulöser Gestalt, der den Officer, der vor ihm an der Absperrung stand, um zwei Köpfe überragte. Der große Farbige hatte provokant die Fäuste in die Hüften gestemmt und machte kein Hehl daraus, dass er unsere Anwesenheit in Harlem als ziemlich unpassend empfand.
»Sind die Gents von der Stadtverwaltung? Oder gar von der Regierung? Oder sind sie nur Schmierfinken von der Presse, die …«
»FBI«, sagte ich nur – und der Kerl verstummte.
Aber leider nicht für lange.
»Sieh an«, meinte er, nachdem er seine Überraschung verwunden hatte. »Das mächtige FBI schickt zwei seiner weißen Helden ins schwarze Harlem. Was wollen Sie hier tun, meine Herren? Ein wenig Farbe ins Spiel bringen?«
Die anderen Schaulustigen, die – wie mir jetzt auffiel – ebenfalls ausnahmslos dunkle Haut hatten, lachten schallend.
»Nein«, erwiderte ich. »Mein Partner und ich sind nur zur Beobachtung hier. Die Ermittlungen leitet Detective Wesley.«
»Wesley?« Der andere prustete. »Ich bin mit Wesley zur Schule gegangen, G-man, der ist zu blöd, um die Uhr zu lesen. Ich dachte mir schon, dass die weißen Arschlöcher in Manhattan nicht zwei ihrer Beamten zur Untersuchung einer Mordserie abstellen würden, bei der die Opfer ausschließlich Schwarze sind!«
Die anderen Anwesenden schrieen lautstark Beifall, und ich bemerkte, dass Wesley und seine Leute unruhig wurden.
»Wer ist der Kerl?«, raunte ich dem Detective zu.
»Trevor Johnson«, kam die Antwort kleinlaut. »Wir sind zusammen aufgewachsen, bis sich unsere Wege trennten. Ich ging zur Polizei, Trev trat der ›Schwarzen Front‹ bei.«
»Sie meinen diese radikale Bürgerrechtsbewegung?«
»Genau die«, bestätigte Wesley nickend. »Trev und seine Leute warten nur auf Gelegenheiten wie diese, um Unruhe zu stiften. Denen geht es nicht wirklich um unsere Leute, wissen Sie.«
»Ich weiß«, bestätigte ich nickend und trat entschlossen auf den baumlangen Farbigen zu, der mich mit eiskalten Blicken taxierte.
»Jerry …«, Phil wollte mich zurückhalten – aber es war zu spät.
»Oh, sieh an«, meinte Johnson spöttisch, »jetzt kriege ich aber Schiss! Was ist, G-man? Sollten Sie nicht lieber da draußen sein und nach dem Verrückten suchen, der unsere Straßen unsicher macht?«
Wieder lautstarker Beifall von Seiten der anderen. Grimmige Gesichter, gefletschte Zähne. Fäuste wurden geballt. Die Situation wurde allmählich gefährlich.
»Hören Sie«, meinte ich daher ruhig. »Ich darf Ihnen versichern, dass die Polizei alles in ihrer Macht Stehende tun wird, den Mörder zu fassen, unabhängig davon, wer die Opfer sind.«
»Blödsinn«, sagte der Hüne nur.
Ich überhörte es. »Davon mal abgesehen«, fuhr ich fort und senkte meine Stimme, so dass nur mehr Johnson mich hören konnte, »möchte ich Ihnen raten, sich aus der Sache rauszuhalten und nicht die Leute aufzuwiegeln, sonst könnte es für Sie sehr unangenehm werden.«
»Ach?« Johnson schnalzte mitleidig mit der Zunge. »Wollen Sie mir etwa drohen? Haben Sie etwas gegen Ihre farbigen Mitbürger, G-man?«
»Nein«, gab ich leise zurück, während ich den Rädelsführer mit Blicken durchbohrte. »Aber ich habe etwas gegen großmäulige Idioten, die Unruhe stiften. Ich rate Ihnen, sich still zu verhalten, Johnson – sonst könnte es sein, dass ich demnächst Ihre Akte in die Finger kriege.«
Das zeigte Wirkung.
Die Kinnlade des Hünen klappte nach unten, ohne dass noch mehr dummes Zeug daraus hervorsprudelte.
Ich wandte mich um und ließ ihn stehen – er und seine Anhänger blieben zurück wie eine Horde begossener Pudel.
»Was haben Sie ihm gesagt?«, erkundigte sich Wesley staunend.
»Nichts weiter«, gab ich schulterzuckend zurück. »Ich habe nur ein wenig – geraten. Sehen Sie zu, dass Sie Ihre Ermittlungen vor Ort abschließen, und lassen Sie den Leichnam ins Department bringen.«
»Ja, Sir – und vielen Dank, Sir.«
»Schon gut.« Ich nickte Phil zu. »Wir beide kehren inzwischen zu Big Dandy zurück. Es gibt da ein paar Dinge, von denen Mr. High unbedingt erfahren sollte …«
***
Eine halbe Stunde später saßen wir im Büro unseres Chefs und erstatteten Bericht.
Wir erzählten ihm von der grausam verstümmelten Leiche, legten ihm die Polaroid-Fotos vor, die Wesley uns überlassen hatte, und berichteten von Trevor Johnson und seinen Umtrieben.
»Drei Ritualmorde in Folge«, schloss Phil unsere Ausführungen. »Die gleiche Waffe, das gleiche Vorgehen – derselbe Täter?«
»Eine gute Frage«, meinte der Chef mit freudlosem Lächeln. »Was denken Sie?«
»Ich denke, dass wir es mit einem Serienkiller zu tun haben, Sir, und mit einem äußerst gefährlichen dazu«, gab ich zurück. »Die Art des Verbrechens, die Brutalität der Morde – alles deutet darauf hin.«
Mr. High nickte nachdenklich. »Ich hatte Ihnen von den beiden anderen Morden ganz bewusst nichts erzählt, Jerry und Phil, weil ich wollte, dass Sie Ihre eigenen Schlüsse ziehen. Nun, da ich weiß, dass wir in diesem Punkt übereinstimmen, werde ich Sie in vollem Umfang in den Fall einweihen.«
»In vollem Umfang?«, wiederholte Phil. »Das war also noch nicht alles?«
»Ich fürchte nein«, gab Mr. High zurück – und betätigte die Wiedergabe des Tonbandgeräts, das auf seinem Schreibtisch bereitstand.
Zuerst war nur diffuses Rauschen zu hören, dann das Freizeichen einer Fernsprechverbindung, schließlich die rauchige Stimme unserer Cheftelefonistin Myrna Sanders.
»FBI Field Office New York, wie kann ich Ihnen helfen?«
»Sie … Sie müssen etwas unternehmen, hören Sie?«, keuchte eine kehlig krächzende Stimme, die aus weiter Entfernung anzurufen schien.
»Hallo? Wer spricht dort?«
»Diese Bestien sind überall! Sie töten unschuldige Menschen. Sie feiern grauenhafte Rituale. Bestien sind das – Bestien in Menschengestalt!«
»Wer sind Sie? Bitte nennen Sie mir Ihren Namen.«
»Drei Morde in Harlem. Glauben Sie, das war’s schon? Diese Kerle werden weitermachen – und Sie werden sich mitschuldig machen, wenn Sie nichts dagegen unternehmen!«
Dann ein hohles Tuten, das verriet, dass der geheimnisvolle Anrufer aufgelegt hatte.
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
Phil und ich tauschten fragende Blicke, und auch Mr. High schien nicht recht zu wissen, welchen Reim er sich auf den seltsamen Anruf machen sollte.
»Wann wurde dieser Anruf registriert?«
»Vor etwa drei Stunden. Miss Sanders wollte ihm zunächst gar keine Bedeutung beimessen. Als sie jedoch von dem Mord in Harlem erfuhr, leitete sie das Band an mich weiter.«
»Gute Myrna«, lobte ich. »Und Sie denken, der Anruf ist authentisch?«
»Die Stimmanalyse hat nichts Gegenteiliges ergeben«, gab Mr. High zurück. »Außerdem ging der Anruf in unserer Zentrale ein, noch ehe das Department von dem Mord erfahren hatte.«
»Das gibt allerdings zu denken«, bestätigte Phil. »Und da ist noch etwas …«
»Der Killer«, erriet ich die Gedanken meines Partners. »Der Anrufer sprach nicht von einem, sondern von mehreren Mördern. Von einer ganzen Bande.«
»Das ist es, was mir Sorgen macht«, meinte Mr. High und nickte langsam. »Sie haben mir geschildert, wie aufgeladen die Stimmung dort draußen jetzt schon ist. Stellen Sie sich vor, was geschieht, wenn herauskommt, dass es sich möglicherweise um eine ganze Bande von Ritualmördern handelt. Panik wäre die Folge, eine Situation, die Halbkriminelle wie dieser Johnson ohne Zögern nutzen würden.«
»Daran besteht kein Zweifel«, bestätigte ich.
»Sie hatten übrigens Recht mit Ihrer Vermutung, Jerry – Johnson ist tatsächlich vorbestraft. Wir führen eine Akte über ihn. Dieser Mann kennt keine Skrupel, er ist machtbesessen und geschickt genug, Leute zu manipulieren. Ich will kein zweites Watts da draußen.«
»Verstehe«, erklärte ich. »Dürfen wir daraus folgern, dass …«
»Wegen der immanenten Gefahr von Rassenunruhen wird dieser Fall mit sofortiger Wirkung der Bundesbehörde übertragen«, verkündete Mr. High formell. »Sie beide leiten die Ermittlungen – und bitte sehen Sie sich vor. Die Stimmung ist sehr aufgeladen. Ein Funke genügt …«
»Keine Sorge, Sir«, versicherte Phil. »Sie kennen doch unsere diplomatische Ader.«