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Der Magier Janus war der Star des Zirkus Bromley & Son und wir waren unter seinen Zuschauern. Er bat unsere Kollegin June Clark in die Manege, und sie sollte mit ihrer Waffe auf ihn schießen - der Magier wollte die Kugel in der Luft auffangen. June schoss und Janus brach tödlich getroffen zusammen...
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Seitenzahl: 129
Cover
Impressum
Mörderische Illusion
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Johnny Cris
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1212-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Mörderische Illusion
Über Mahattan lag zäher Nebel, der sich bedrohlich wie ein Raubvogel herabsenkte und dann kalt und zäh durch die Straßen kroch.
Die zahllosen Männer, die mit hochgeschlagenen Krägen ihrer schäbigen Jacken die Straßen des Financial District bevölkerten, froren. Die ganze Stadt, ja, das ganze Land schien unter dem Eindruck dieser großen, furchtbaren Depression zu gefrieren.
Arbeitslosigkeit, Armut und Verzweiflung herrschten überall. Der amerikanische Traum hatte einen schweren Rückschlag erlitten.
Die Drehorgelmusik, die von fern durch den Nebel drang, war ein Signal aus einer anderen Welt. Sie ließ die Menschen aufhorchen, versprach ihnen ein wenig Ablenkung von ihrer tristen Wirklichkeit.
Ein Wanderzirkus hatte in der Stadt seine Zelte aufgeschlagen …
Madame Oola
Wahrsagerin
stand mit ungelenker Hand auf dem Schild geschrieben, das vor dem Eingang des mit fremdartigen Symbolen übersäten Zeltes stand.
Edward Harley lachte freudlos.
Kichernd blickte der Geschäftsmann an sich herab, sah den zerschlissenen Anzug, den er am Leibe trug und der so ziemlich das einzige war, das ihm geblieben war.
An einem einzigen Freitag, dem schwärzesten im Leben des Wall-Street-Spekulanten, hatte Harley alles verloren, was er je sein Eigen genannt hatte.
Sein Haus.
Seinen Grundbesitz.
Sein Geschäft.
Alles.
Gedankenverloren griff der Geschäftsmann in die ausgefranste Tasche seines Jacketts, tastete nach den wenigen Pennys, die dort herumklimperten.
Natürlich, er konnte sein letztes Geld in Alkohol anlegen – irgendwelchen schwarz gebrannten Fusel, den das Gesindel in Brooklyn zu Schleuderpreisen verkaufte. Er konnte seine letzten Kröten aber auch dazu nutzen, daß Madame Oola für ihn einen Blick in die Zukunft warf. Vielleicht war ja doch noch nicht alles verloren …
Harley lachte blöde bei dem Gedanken, daß er im Begriff war, sein Leben von den Voraussagen einer Jahrmarktsgauklerin abhängig zu machen, die ihm wahrscheinlich nur irgendwelchen Blödsinn erzählen würde. Aber vielleicht war es ja Schicksal, daß der Wanderzirkus Bromley gerade an diesem Tag in die Stadt gekommen war und daß er, Edward Harley, gerade hier und jetzt vor dem Zelt von Madame Oola stand.
Der Geschäftsmann griff in die andere Jackentasche, umklammerte mit der Hand den Griff des Revolvers.
Er hatte nichts zu verlieren.
Nicht mehr.
In einem jähen Entschluß schlug der Geschäftsmann die Plane des Zelteingangs beiseite und trat in das ungewisse Halbdunkel, das dahinter herrschte.
Seltsam modriger Geruch empfing ihn, und sein Blick fiel auf allerlei kuriose Gegenstände, die von der niederen Decke des Zeltes herabhingen und dem Besucher wohl einen Hauch von Exotik vermitteln sollten.
Jahrmarktzauber, dachte Harley bei sich, nichts als billige Illusion …
»Sie wollen etwas über die Zukunft erfahren?« erkundigte sich plötzlich eine Frauenstimme, und der Geschäftsmann fuhr herum.
In einer Ecke des Zeltes, die von einem eigenartigen grünen Schimmern erleuchtet wurde, saß eine junge Frau an einem kleinen Holztisch. Man brauchte nicht zweimal hinzuschauen, um zu erkennen, daß die Frau eine Schönheit war – ihr südländisches Äußeres und der dunkle Teint ihrer Haut ließen sie atemberaubend geheimnisvoll wirken. Der Blick ihrer großen, wachen Augen schlug Harley vollkommen in den Bann.
»Madame Oola?« fragte er ungläubig.
»So nennt man mich«, bestätigte die Zigeunerin, deren seidenes Gewand im grünen Licht glitzerte – ein krasser Gegensatz zur tristen, grauen Welt, die jenseits der Wände des Zeltes herrschte. »Sie wollen etwas über Ihre Zukunft erfahren?« wiederholte sie ihre Frage von vorhin.
»Wenn es sich machen läßt«, antwortete der Geschäftsmann nickend und nahm auf dem Hocker Platz, den die junge Frau ihm anwies. »Mich würde interessieren, ob ich überhaupt noch eine Zukunft habe.«
»Hm …«, machte Madame Oola nachdenklich und senkte ihren Blick. »Sie haben viel verloren – sehr viel.«
Harley kicherte albern. »Um das zu erkennen, braucht man nun wirklich kein Hellseher zu sein. So ziemlich jeder da draußen in den Straßen hat etwas verloren. Außerdem« – er schnupperte an sich selbst – »rieche ich wie ein verdammtes Schwein …«
»Geben Sie mir Ihre Hand«, forderte Oola ihn auf, und Harley reichte ihr seine Rechte, die die Zigeunerin ergriff. In ihrer anderen Hand hielt sie einen Gegenstand, den der Geschäftsmann im Halbdunkel nur undeutlich erkennen konnte. Es schien eine kleine Figur zu sein, geschnitzt aus Holz oder Elfenbein.
»Sie werden noch mehr verlieren«, erklärte Oola unumwunden, während sie ihre Augen fest geschlossen hielt.
»… W-was?« fragte Harley entgeistert.
»Sie werden noch mehr verlieren«, wiederholte die Zigeunerin entschieden. »Wir alle werden verlieren, die ganze Welt. Ich sehe dunkle Schatten am Horizont der Zeit heraufziehen. Ein Krieg wird kommen …«
»Ein Krieg?« Harley schüttelte den Kopf. »Sie müssen sich irren, Madame. Ich war im Krieg. In Europa. Dieser Krieg war der letzte, den wir zu führen …«
»Ein Krieg wird kommen«, beharrte Oola, »schrecklicher noch als der, der hinter uns liegt. Er wird die ganze Welt entflammen. Ich sehe schreckliche Dinge.«
Harley spürte, wie sich auf seinem Rücken eine Gänsehaut bildete. Im Grunde glaubte er nicht an Hellseherei – aber etwas in der Stimme der jungen Zigeunerin ließ ihn erschaudern.
»Was ist mit mir?« fragte er – und ihm war bewußt, daß er sich vor der Antwort fürchtete.
»Sie?« Oola öffnete ihre großen Augen und blickte Harley durchdringend an.
»Es tut mir leid, Mr. Harley«, sagte sie leise, »aber Sie werden sterben …«
***
70 Jahre später:
Die Nacht über dem Central Park war zum Tag geworden.
Die fahlgrellen Kegel von Scheinwerfern stachen in den Himmel und malten bizarre Muster auf die Wolken, dazwischen zuckten rote und grüne Laserblitze in den Himmel.
Es war ein Heidenspektakel.
Der Zirkus »Bromley & Son« behauptete nicht umsonst, die spektakulärsten Sensationen zu liefern, die es auf der Welt zu bestaunen gab. Seit zwei Monaten tourte das Traditionsunternehmen bereits durch die großen Städte unseres Landes – und das mit unbeschreiblichem Erfolg.
Zunächst hatte der Zirkus an der Westküste für Furore gesorgt, danach hatte er den Mittelwesten verzaubert – und nun war er in New York angelangt, wo er ebenfalls einige Tage gastieren würde.
Die Medien hatten sich bereits im Vorfeld des Gastspiels mit Lobeshymnen überschlagen, so daß sämtliche Vorstellungen des Zirkus im Nu ausverkauft gewesen waren. Dabei lag das übergroße Interesse des Publikums und der Presse nicht einmal so sehr am Zirkus selbst, als vielmehr an seiner Hauptattraktion: dem großen Magier Malcolm Janus, dessen Auftritt angeblich alles in den Schatten stellte, was je in einer Manege zu sehen gewesen war.
Zur großen Premiere von Bromley & Son war alles eingeladen worden, was im Big Apple Rang und Namen hat – vom Bürgermeister und einigen wichtigen Administratoren über die High Society der Kunstszene bis hin zu jenen, die es sich aufgrund ihrer Besitztümer leisten können, sich zu den oberen Zehntausend zu zählen.
Da die Premiere des Zirkus, der im Central Park seine Zelte aufgeschlagen hatte, ein beispielloses Medienereignis war, das von Fernsehstationen in aller Welt übertragen wurde, hatte sich Bürgermeister Giuliani dafür ausgesprochen, daß der FBI für die entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen sorgte. Schließlich war eine solche Übertragung – wie hatte er sich doch ausgedrückt? – »eine beispiellose Gelegenheit, unsere Stadt von ihrer besten Seite zu zeigen!«
»Schöner Mist«, kommentierte Phil und blickte mißmutig zur hohen Decke der Zirkuskuppel hinauf, die sich über uns erstreckte. »Ich komme mir vor wie ein Idiot.«
»Nimm’s leicht, Alter«, gab ich grinsend zurück und schaute empor zu den Rängen, die sich rasch mit Besuchern in prunkvoller Abendgarderobe füllten. »Immerhin bekommen wir so den Auftritt des großen Malcolm Janus zu sehen.«
»Und wenn schon«, schnaubte mein Partner, dem der ganze Rummel um den Zirkus sichtlich auf die Nerven ging. »Verdiente G-men als Platzanweiser einzusetzen, ist so ziemlich das Allerletzte. Möchte wissen, was sich Big Daddy dabei gedacht hat.«
»Ich glaube nicht, daß Mr. High die Wahl hatte«, sagte ich schmunzelnd. »Außerdem können wir uns noch glücklich schätzen.«
»Glücklich?« Phil schaute mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Machst du Witze?«
»Durchaus nicht«, erwiderte ich todernst. »Sieh dich doch nur mal an – immerhin darfst du einen gediegenen Anzug tragen. Man hätte uns ja auch in bunte Clownskostüme stecken können und …«
Es war gut, daß sich in diesem Augenblick das Funkgerät meldete – sonst hätte sich mein Partner wahrscheinlich mit bloßen Händen auf mich gestürzt.
»Was gibt es, June?« meldete ich mich, in das kleine Mikrofon sprechend, das am Kragen meines Hemdes befestigt war.
»Hier drüben ist alles ruhig, Jerry«, quäkte es aus dem Ohrstöpsel, als unsere Kollegin ihre Kontrollmeldung erstattete. »Keine besonderen Vorkommnisse.«
»In Ordnung.« Ich blickte zur anderen Seite der Manege hinüber, wo June Clark zusammen mit Annie Geraldo und Joe Brandenburg postiert war. »Haltet trotzdem weiter die Augen offen. Ich denke zwar nicht, daß Gefahr besteht, aber …«
»Schon verstanden, Jerry«, bestätigte June. »Over und aus.«
»Es ist lächerlich«, beharrte Phil wutschnaubend. »Einfach lächerlich …«
Im Grunde hatte mein Partner recht.
Ich ließ meinen Blick im weiten Rund des riesigen Zeltes umherschweifen, das sich immer weiter füllte. Auf den Rängen erkannte ich unsere Kollegen Zeerookah, Les Bedell und Roby O’Hara, die sich ebenfalls völlig fehl am Platz vorkamen. Auch Steve Dillaggio und Mr. High waren vertreten – sie hatten sich in ihre Smokings zwängen müssen und waren Gäste auf der Ehrenloge, zusammen mit dem Commissioner des NYPD und einigen hochkarätigen Vertretern der Justizbehörden und der Staatsanwaltschaft.
Es war der Stadtverwaltung zur schlechten Gewohnheit geworden, daß man den FBI zur Hilfe rief, wann immer Not am Mann war – wobei das Wörtchen »Not« in letzter Zeit immer großzügiger ausgelegt wurde.
Jeder Angehörige unseres Büros hätte ohne Zögern Leib und Leben riskiert, wenn es um die Sicherheit und das Wohl von New York City und seinen Einwohnern gegangen wäre – aber als bessere Platzanweiser aufgestellt zu werden, das ging wirklich zu weit. Mr. High hatte alles versucht, seinen G-men dieses traurige Los zu ersparen – vergeblich. Nun blieb uns nichts, als uns mit der Situation zu arrangieren und das Beste daraus zu machen. Schließlich sollte niemand behaupten können, der FBI nehme die ihm übertragenen Aufgaben nicht ernst.
Wir blieben also wachsam, beobachteten, wie sich das Zelt bis auf den letzten Platz füllte. Immer mehr Frauen in prunkvoller Abendgarderobe und mit viel zuviel Schminke im Gesicht strömten herein, dazu Männer mit wichtig aussehenden Mienen. Verkäufer mit Bauchläden waren unterwegs, die diesmal allerdings nicht Popcorn und Cola feilboten, sondern Kaviar und Champagner, der bei der versammelten Hautevolee reißenden Absatz fand.
Dann, irgendwann, verstummte das Tuscheln der Menge, und das Zirkusorchester setzte zu einem schmetternden Intro an. Darauf öffnete sich zum ersten Mal der Vorhang, und Direktor James Bromley jr. trat in die Manege, der Sohn des legendären Zirkusgründers. Bromley, der einen traditionellen roten Frack und einen Zylinderhut trug, begrüßte New Yorks High Society überschwenglich und versprach einen aufregenden und unvergeßlichen Abend – niemand von uns ahnte zu diesem Zeitpunkt, wie recht der Zirkusdirektor in dieser Hinsicht behalten sollte.
Dann begann das eigentliche Programm.
Allerlei Kurioses wurde geboten: Nummern mit Jongleuren, Akrobaten und dressierten Tieren, darunter die obligatorischen Elefanten- und Pferdenummern. Als Pausenfüller traten Clowns auf, die die vom Champagner erheiterte Menge ohne Schwierigkeit zum Lachen brachten.
Schließlich, in der zweiten Hälfte des Programms, war es endlich soweit: Direktor Bromley kündigte den Auftritt seines Stars Malcolm Janus an!
Im Zelt wurde es völlig still.
Der berühmte Magier betrat schließlich nicht die Manege – er erschien. Mit lautem Knall stieg eine Rauchwolke inmitten des Zirkusrunds auf, und im nächsten Moment stand er da, Malcolm Janus, in ein weites schwarzes Cape gehüllt, das seine hagere Gestalt geheimnisvoll umwehte.
Minutenlang ließ sich der Zirkuskünstler mit frenetischem Beifall feiern, dann begann er seine Show.
Was Janus bot, war wirklich unglaublich.
An einer Stelle seines Programms ließ er sich in vier Teile zersägen, an einer anderen flog er wie von Geisterhand getragen durch die Luft, in wieder einer anderen Nummer verschwand der Magier in einem Käfig – um gleich darauf mitten auf den Zuschauerrängen wieder zu erscheinen.
Den eigentlichen Höhepunkt seiner Darbietung aber bildete Janus’ berühmte »Mordnummer«, über die die Zeitungen bereits seit Wochen berichteten. Da sie gewissermaßen in Phils und mein Fach paßte, waren wir beide gespannt darauf, sie mit eigenen Augen zu sehen.
»… und nun, meine Damen und Herren«, kündigte Bromley über Lautsprecher an, »kommen wir zum absoluten Höhepunkt des heutigen Abends. In wenigen Sekunden wird Malcolm Janus, der Meister der Magie, seine Kunst auf unglaubliche Art und Weise unter Beweis stellen: Eine seiner reizenden Assistentinnen wird aus nächster Nähe eine Pistolenkugel auf ihn abfeuern – und Janus wird sie mit bloßen Händen auffangen! Seien Sie Zeuge dieses unglaublichen Vorgangs!«
Die Menge im Zelt applaudierte begeistert. Nur Phil zog eine Grimasse.
»Pah«, raunte er mir zu. »So ein Aufschneider. Das ist doch alles blanker Betrug!«
»Danke, verehrtes Publikum«, verschaffte sich Janus nun selbst Gehör und hob dabei effektheischend die Arme, daß sein Cape wie Fledermausflügel flatterte. »Sicher haben Sie alle schon von meiner Mordnummer gehört oder irgendwo darüber gelesen – und ich weiß, was Sie denken! Sie alle vermuten, daß meine Assistentin in Wahrheit nur Platzpatronen auf mich feuert und ich die Kugel, die ich Ihnen dann zeigen werde, in Wahrheit schon die ganze Zeit über in Händen hielt. Aber das ist nicht der Fall. Und um es Ihnen zu beweisen, werde ich mir meine Assistentin heute selbst aussuchen – aus dem Publikum!«
Der Magier legte das Mikrofon beiseite und trat auf den Rand der Manege zu. Unruhiges Gemurmel entstand in der Menge – und fast im selben Moment verspürte ich ein häßliches Ziehen in der Magengegend. Unheil lag in der Luft, ich konnte es beinahe fühlen.
Langsam schritt Janus den Rand der Manege ab, blieb urplötzlich stehen und zeigte in einem jähen Entschluß mitten in die Zuschauermenge.
»Sie!« verkündete er entschlossen.
Ein Scheinwerferspot zuckte heran und erfaßte die Person, die sich Janus ausgesucht hatte – ich schnappte nach Luft, als ich unsere Kollegin June Clark erkannte!
»Kommen Sie, kommen Sie!« forderte der Magier sie auf, und die Menge setzte zu drängendem Beifall an.
June blickte ein wenig verunsichert umher.
»Jerry …?« hörte ich sie über Funk fragen.
»Es ist in Ordnung«, erklärte ich zögernd. »Wir sollen kein Aufsehen erregen. Aber sieh dich vor.«
»In Ordnung.«
June nickte, legte den kleinen Funkempfänger ab und schritt die Stufen hinab zur Manege. Ich warf einen fragenden Blick in Mr. Highs Richtung, erntete ein zögerndes Nicken. Auch unserem Chef wollte nicht recht gefallen, daß jemand von uns derart ins Rampenlicht gerückt wurde.
»Herzlich willkommen!« begrüßte Janus unsere Kollegin überschwenglich, als sie schließlich in die Manege trat. »Darf ich Sie um Ihren Namen bitten?«
»June«, antwortete unsere Kollegin ein wenig unsicher. »June Clark.«
»Sie gehören zum Sicherheitsteam?« erkundigte sich Janus indiskret.
»Gewissermaßen, ja«, gab sie zurück.
»Seien Sie nicht so bescheiden, June«, sagte Janus und zerknitterte seine knochigen Züge zu einem gönnerhaften Grinsen. »Ladies und Gentlemen – Miss June ist Special Agent des New Yorker FBI, der heute abend mit unser aller Sicherheit beauftragt ist! Ein herzlicher Applaus für unsere fleißigen G-men, Ladies und Gentlemen!«
Das Publikum applaudierte fleißig, während Phil und mir ziemlich unwohl wurde. Woher, zum Henker, wußte Janus von der Sache? Die Stadtverwaltung hatte uns versichert, daß niemand über die Mitwirkung des FBI informiert sein würde.
»Agent Clark«, setzte der Zirkusstar seine Darbietung fort, während eine seiner Assistentinnen ein Kissen mit einer Pistole darauf herantrug, »hätten Sie die Freundlichkeit, für uns einen Blick auf diese Waffe zu werfen – einen fachmännischen Blick sozusagen?«
Die Menge lachte, June war völlig verunsichert. Meine Fäuste ballten sich. Am liebsten hätte ich June da rausgeholt – aber noch war kein wirklicher Grund zum Eingreifen gegeben.
Unsere Kollegin griff nach der Waffe, die die Assistentin ihr reichte, und überprüfte sie.
»Wenn Sie einen Blick auf die Munition werfen möchten …«, regte Janus an.