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Der Premierminister von Ruritanien, einem ehemaligen Ostblockstaat, wurde entführt. Phil und ich hielten uns gerade im Land auf, um die dortige Polizei nach demokratischen Prinzipien zu organisieren. Nun, ich war dem Premierminister wie aus dem Gesicht geschnitten und um einen Putsch zu vermeiden, trat ich an seine Stelle. Doch ein FBI-Agent ist kein Politiker und so kam es zur großen Katastrophe...
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Seitenzahl: 124
Cover
Impressum
Ich – der Premierminister
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Johnny Cris
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1216-4
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
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Ich – der Premierminister
Der Himmel über dem Regierungspalast war dunkel – so dunkel wie der Rumpf der mächtigen Antonov-Maschine, die hoch über den Dächern der Stadt dahinglitt, eine fliegende Festung inmitten grauer Wolken.
Mehrere winzige Punkte lösten sich von der Maschine und fielen dem Erdboden entgegen. Tarnfarbene Fallschirme entfalteten sich, die gegen den nachtschwarzen Himmel kaum auszumachen waren.
Lautlos und gefährlich sanken die Fallschirmspringer dem Regierungspalast entgegen, dessen gewaltige Kuppel sich im Zentrum der Stadt erhob.
Im Display der Nachtsichtgeräte konnten die Männer die Wachen sehen, die auf dem Dach des Palastes postiert waren. Entschlossen faßten sie die Griffe ihrer Kalaschnikow-Maschinenpistolen. Sie waren zum Äußersten entschlossen …
Als der Wächter, der am südlichen Ende des Daches postiert war, den dunklen Schatten bemerkte, der sich aus der Luft auf ihn herabsenkte, war es bereits zu spät.
Instinktiv fuhr er herum, wollte seine Waffe in Anschlag reißen – doch der Tritt des Fallschirmspringers, der wie ein Geist aus der Finsternis schwebte, kam ihm zuvor.
Der Posten wurde hart getroffen, gab ein entsetztes Keuchen von sich – und stürzte rücklings über die Balustrade in die Tiefe.
Der Fallschirmspringer kümmerte sich nicht um ihn. Weich kam er auf und rollte sich ab, löste den Gurt des Fallschirms. Rasch nahm er den Helm ab, zog die Wollmaske, die er trug, über sein Gesicht, und nur schmale Sehschlitze blieben frei.
Lautlos arbeiteten sich die Angehörigen des Spezialkommandos zum Eingang der großen Kuppel vor. Ihre dunklen Kampfanzüge verschmolzen mit der Finsternis.
Sie drangen ins Innere des Palastes ein. Sie waren Maschinen, die reibungslos funktionierten.
Die Männer des Trupps eilten die Stufen des Treppenhauses hinab, erreichten den Schaltkasten.
Einer der Kommandokämpfer zog sein Messer und machte sich an dem Kasten zu schaffen, während die anderen sicherten. Schrauben wurden gelöst, ein Strang mit Kabeln herausgezogen und durchtrennt.
Das Licht im Palast erlosch, das mächtige Gebäude lag in völliger Dunkelheit.
Die Vermummten rückten sich die Nachtsichtgeräte wieder vor die Augen, setzten zu einem Sturmlauf an, der sie in einen bestimmten Bereich des Gebäudes führte.
Die Wachen, die überall im Gebäude verteilt waren, hatten keine Chance. Noch ehe sie ihre unbekannten Gegner sehen konnten, die aus der Dunkelheit heraneilten, brachen sie tot zusammen, getroffen von präzise abgefeuerten Kugeln.
Der Kommandotrupp hinterließ eine Spur aus Blut, die sich quer durch den Regierungspalast zog. Nichts und niemand schien die Kämpfer aufhalten zu können, unbarmherzig verfolgten sie ihr Ziel.
Jeder von ihnen hatte die Pläne des Regierungspalastes genaustens studiert, kannte jeden Winkel des alten Gebäudes. Die große Treppe, der lange Gang mit den Bildern der alten Könige an den Wänden, der leere Fleck an einer der Wände, an dem einst Hammer und Sichel gehangen hatten …
Die Kommmandokämpfer feuerten, als sie den Trakt mit den Privaträumen des Premierministers erreichten.
Sekundenlang erhellte das flackernde Mündungsfeuer der AKS-Maschinenpistolen den Gang, hallte ohrenbetäubendes Rattern von der hohen Decke wider.
Die Uniformierten, die an der Tür zum Privatbereich des Premierministers Wache gehalten hatten, wurden von den Kugeln erfaßt und zurückgeworfen, sanken blutüberströmt an der mächtigen Eichentür herab.
Augenblicke später wurde die Tür von einer dumpfen Explosion zerrissen, Rauch quoll in den Gang.
Der Kommandotrupp stürmte in die dahinterliegenden Räume. Zwei Leibwächter in Anzügen tauchten auf, die unter ihre Jacketts griffen, um die Makarows zu zücken – die Kugeln der Angreifer kamen ihnen zuvor.
Im Laufschritt setzten die Angehörigen des Trupps über die Leichen der Bodyguards hinweg. Zwei von ihnen blieben zurück, um den Gang zu sichern, während die anderen die Tür aufstießen, die zum Schlafzimmer des Präsidenten führte. Mit stampfenden Schritten stürmten sie hinein.
Die hämmernden Schüsse hatten Nicolai Rehman aus dem Schlaf gerissen. Schweißgebadet schreckte der Premierminister hoch, um zu sehen, wie drohende Schatten aus der Dunkelheit heranflogen und ihn mit groben Händen packten. Der Premier wollte einen entsetzten Schrei ausstoßen, als eine Hand aus der Finsternis heranschoß und ihm einen Knebel in den Mund stopfte.
Dann wurde Rehman mit brutaler Gewalt aus dem Bett gerissen. Seine Arme wurden ihm auf den Rücken gedreht, daß er fürchtete, sie würden aus ihren Gelenken brechen. Ein Seil wurde ihm um den Hals gelegt und brutal zugezogen.
Der Premier keuchte, schnappte nach Luft.
Die unbekannten Täter rissen ihn mit sich. Rehman fiel aus dem Bett, wurde wieder auf die Beine gerissen, und noch ehe der Premier begriff, was geschehen war, stolperte er die Stufen zum Kuppeldach des Regierungsgebäudes hinauf, wo bereits ein Hubschrauber wartete.
Die vermummten Kämpfer schrien ihm wilde Drohungen zu, während sie ihn mit sich rissen, der Fluchtmaschine entgegen. Rehman wäre beinahe gefallen, doch grobe Hände hielten ihn und schleppten ihn weiter, warfen ihn grob in den Fond der Militärmaschine.
An der Kuppel tauchten jetzt Regierungssoldaten auf, die das Feuer auf die Entführer eröffneten – doch es war zu spät.
Aus dem Hubschrauber spuckte ein Maschinengewehr wilde Garben und hielt die Gardisten auf Distanz, während die Maschine hoch in den nächtlichen Himmel stieg, abdrehte und in den tiefhängenden Wolken verschwand.
***
»Das Wichtigste an einer modernen Polizeiorganisation ist, daß sie sich als Vollstreckungsorgan einer demokratischen Verfassung begreift«, formulierte ich in schönster Gelehrtensprache – und hatte das Gefühl, daß keiner der hundert Männer, die vor mir saßen und die Schulbänke im Vorlesungssaal der ruritanischen Polizeiakademie drückten, begriff, was ich damit sagen wollte.
»Mit anderen Worten«, umschrieb Phil deshalb grinsend, »hat die Polizei zu jeder Zeit hinter der Verfassung zu stehen. Und hinter der gewählten Regierung, die sie vertritt.«
»Aber wenn in der Regierung nur liberale Schwächlinge sitzen?« meldete ein junger Mann Bedenken an. Er saß in der ersten Reihe und bedachte uns schon die ganze Zeit über mit ungläubigen Blicken. »Was dann?«
»Auch dann ist es die Pflicht der Polizei, weiter für Recht und Verfassung einzutreten«, erklärte ich. »Die Polizei ist einer der Grundpfeiler des rechtsstaatlichen Systems. Polizisten, die sich gegen die Verfassung stellen und das Recht in eigene Hände nehmen, sind nicht besser als die Syndikatbosse dort draußen.«
Der junge Mann, der die Uniform eines Leutnants der ruritanischen Polizeibehörde trug, schüttelte verständnislos den Kopf. Dergleichen hatte er wohl noch nie gehört.
Phil und ich tauschten einen Blick, mußten tief durchatmen, um nicht die Geduld zu verlieren.
Es war keine leichte Mission, auf die uns der FBI da geschickt hatte – und doch mußte sie getan werden.
Alles hatte vor einigen Monaten mit einem Staatsbesuch des US-Präsidenten in Ruritanien begonnen, bei dem sich unser Staatsoberhaupt auf die Seite der demokratischen Regierung gestellt und damit einen drohenden Bürgerkrieg verhindert hatte.1)
Um die noch junge Demokratie Ruritaniens zu festigen, hatte der Präsident der Regierung außerdem versprochen, beim Aufbau freiheitlicher Verwaltungsstrukturen behilflich zu sein, die die neue demokratische Verfassung des kleinen Landes, das einst zur Sowjetunion gehört hatte, stützen sollten.
Dazu gehörte auch, daß Beamte der US-Behörden nach Ruritanien reisten und ihren Kollegen dort ein wenig Nachhilfe in Sachen Demokratie erteilten – so auch der FBI.
Zunächst waren Phil und ich nicht sehr erbaut gewesen, als uns Mr. High mitgeteilt hatte, daß wir für acht Wochen nach Osteuropa abkommandiert worden waren. Dann jedoch war uns klargeworden, daß uns der Auftrag eine Chance bot, aktiv am Frieden und an der Verständigung mit unseren ehemaligen Feinden mitzuwirken, und wir hatten den Auftrag angenommen.
Schon kurz nach unserer Ankunft in Ruritanien jedoch hatte unser Idealismus ein paar herbe Dämpfer erlitten. Die langen Jahre der Sowjetherrschaft waren weder an der Gesellschaft noch an den Behörden Ruritaniens spurlos vorübergegangen. Es gab eine Menge aufzuarbeiten …
»Die Polizeiarbeit«, setzte ich meinen Vortrag fort, während ich vom Rednerpult in die staunende Runde blickte, »gründet sich im wesentlichen auf forensische Recherchen sowie auf Erkenntnisse moderner Kriminalpsychologie. Erst, wenn die Beweismittel ausreichen, um vor Gericht einen erfolgreichen Prozeß führen zu können, wird der mutmaßliche Täter angeklagt. Mutmaßlich sage ich deswegen, weil nach unserer Auffassung ein Verdächtiger so lange als unschuldig gilt, bis seine Schuld vor Gericht einwandfrei bewiesen ist.«
Die Polizisten, die von ihren Dienststellen auf diesen Lehrgang geschickt worden waren, tauschten verständnislose Blicke, unruhiges Gemurmel brach aus.
»Wollen Sie damit sagen, Agent Cotton«, fragte ein Kommissar einigermaßen amüsiert, »daß Sie in Ihrem Land keine Befragungsmethoden anwenden?«
»So ist es«, antwortete ich auf Ruritanisch, das Phil und ich während der letzten Wochen fleißig gebüffelt hatten – mit Englisch war in dem ehemaligen Teilstaat des Sowjetreiches kein Blumentopf zu gewinnen.
»Aber wie«, erkundigte sich der Polizist, »schaffen Sie es dann, die Wahrheit herauszufinden? Unterziehen Sie Ihre Verdächtigen etwa nie einer Befragung?«
»Doch«, antwortete ich, »natürlich, aber Methoden der Folter oder anderer körperlicher Einwirkungen sind uns gänzlich untersagt. Wir konfrontieren die Verdächtigen so lange mit Beweismitteln, bis sie gestehen.«
»Wo liegt der Unterschied?« fragte ein anderer.
»Der Unterschied«, erklärte Phil, »ist der, daß die Chancen, tatsächlich die Wahrheit zu finden, ungleich höher sind. Wer foltert, riskiert, daß die Wahrheit dabei zerbricht. Außerdem wird die Polizei für die Bevölkerung zu einem unkalkulierbaren Risiko.«
»Eben das wollen wir«, bestätigte ein alter Offizier, der dem Aussehen nach schon unter Chruschtschow gedient hatte. »Die Bevölkerung soll vor uns zittern. Das ist Abschreckung, verstehen Sie?«
»Nein«, widersprach ich. »Das ist Willkür. Wenn Sie als Vertreter einer staatlichen Institution nicht die Menschenrechte achten, die Ihre Verfassung vertritt, können Sie auch nicht erwarten, daß es irgendein anderer tut. In einer freiheitlichen Demokratie ist die Polizei auf der Seite des Volkes. Sie kontrolliert es nicht, sondern sorgt dafür, daß sich alle frei auf der Straße bewegen können.«
»Ich sehe schon, wir müssen noch viel lernen«, meinte der Leutnant in der ersten Reihe resignierend.
»Sieht ganz so aus«, bestätigte ich. »Aber verlieren Sie nicht den Mut. Sie alle haben die Chance, an etwas ganz Neuem teilzuhaben, Ihr Land in eine bessere Zukunft zu führen, in der alle Bürger frei sein werden.«
»Sie haben gut reden!« beschwerte sich ein anderer Polizist. »Sie sind in einer Demokratie geboren worden und mußten nie darum kämpfen!«
»Nein«, bestätigte ich offen, »das mußte ich nicht. Aber auch Amerika hat seine Freiheit nicht von heute auf morgen erhalten. Zwei blutige Kriege waren dazu nötig, und auch heute sind wir noch weit davon entfernt, vollkommen zu sein. Freiheit ist etwas, für das man sich jeden Tag neu einsetzen muß. Und das auch Opfer lohnt, wenn es nötig sein s …«
In diesem Moment wurde energisch gegen die Tür des Vorlesungssaales geklopft, und zwei Männer mit gravitätisch aussehenden Mienen traten ein. Sie hatten kurzgeschnittenes Haar und steckten in grauen Flanellanzügen.
»Oh, oh«, raunte mir Phil zu und schnitt eine Grimasse – und ich wußte nur zu gut, was er meinte.
Denn bei den vielen Fällen, die wir zusammen bearbeitet hatten, hatten wir eines gelernt: daß Geheimdienstler überall auf der Welt gleich aussehen.
»Die FBI-Agenten Cotton und Dekker?« erkundigte sich einer der beiden Männer, überraschenderweise auf Englisch.
»Ja«, bestätigte ich ein wenig verblüfft. »Was gibt es?«
»Ich muß Sie bitten, mit uns zu kommen, Sir!« verkündete der Agent akzentbeladen. »Sie auch, Mr. Decker!«
»Mit Ihnen kommen?« Phil hob die Brauen. »Wohin? Wie Sie sehen, haben wir hier zu tun.«
»Bitte, Sirs«, sagte der Agent freundlich, aber sehr bestimmt. »Es ist sehr wichtig. Premierminister Rehman verlangt Sie sofort zu sprechen.«
»Der Premierminister? Uns?«
»Bitte, Sirs«, wiederholte der Agent und warf argwöhnische Blicke in Richtung der Zuhörer. Es war offensichtlich, daß er englisch sprach, damit sie nicht mitbekamen, worum es ging. Etwas Schwerwiegendes schien vorgefallen zu sein – und ich fühlte, wie meine dienstliche Neugier erwachte …
»Phil?« fragte ich.
»Von mir aus«, sagte mein Partner achselzuckend. »Bei den enormen Fortschritten, die die Klasse macht, können wir uns sicher einen freien Tag erlauben.«
»Also schön«, sagte ich. »Meine Herren – wir stehen zu Ihrer Verfügung …«
***
Während der Autofahrt, die von der Polizeischule quer durch Ruritaniens Innenstadt führte, wurde mir einmal mehr bewußt, daß dieses Land noch ganz am Anfang stand.
Der Kommunismus hatte tiefe Spuren hinterlassen, allerorten gab es graue Fassaden, die die letzten fünfzig Jahre nicht renoviert worden waren. Zwischen den Häusern verkehrten Menschen mit ausgemergelten Gesichtern, die abgetragene Kleidung trugen und Schlange standen, um an den Lebensmittelgeschäften ein paar Dinge erstehen zu können.
»Wieso diese Schlangen?« wandte sich Phil an die Agenten, denen wir im Fond der Limousine gegenübersaßen. »Die Läden bieten doch alle möglichen Waren an, oder nicht?«
»Das schon«, bestätigte der Agent schulterzuckend, dessen bewegungslose Miene nicht die geringste Gefühlsregung verriet. »Wir haben alles hier – sogar amerikanische Cola. Nur haben viele Leute nicht das Geld, die Waren zu bezahlen. Also stehen sie Schlange, um in den Bäckereien und Fleischerläden für wenig Geld Abfälle zu kaufen.«
»Verstehe.« Phil nickte, blickte ein wenig beschämt zu Boden.
Der Weg, den diese Menschen eingeschlagen hatten, war lang und steinig – und viele von ihnen mochte es nicht trösten, nun in einem freien Land zu leben, wenn jeden Tag der Magen knurrte.
Es war noch viel Arbeit zu tun, und es würde Jahre dauern, bis Ruritanien ein innerlich gefestigtes Land geworden war. Aber wenn wir auch nur einen kleinen Beitrag dazu leisten konnten, die Situation zu verbessern, hatte sich unsere Dienstreise hierher gelohnt.
Unvermittelt tauchte der Regierungspalast vor uns auf, der aus der heruntergekommenen Umgegend hervorstach wie ein nagelneuer Ferrari auf einem Schrottplatz. Den Glanz ihrer Macht hatten sich die alten Potentaten so einiges kosten lassen, so daß der mächtige, rings von Säulen umgebene Palast mit seiner im Mittagslicht golden schimmernden Kuppel so aussah, als wäre er eben erst erbaut worden.
Dabei hatte das Gebäude, das nicht nur das Parlament, sondern auch den Wohnsitz des Premierministers beherbergte, schon einige Jahre auf dem Bukkel. In alten Tagen war es der Sitz des ruritanischen Königshauses gewesen.
Die beiden Motorradpolizisten, die uns den ganzen Weg von der Akademie eskortiert hatten, bogen ab, während die Limousine auf das breite Treppenportal des Palastes zuhielt, das von uniformierten Wachleuten gesäumt wurde.
»Bitte«, forderte uns unser radebrechender Begleiter auf, und gemeinsam stiegen wir aus der Limousine, erklommen die steilen Stufen zum Eingang.
»Donnerwetter!« Phil pfiff durch die Zähne. »Würde mich interessieren, was die Jungs von uns wollen.«
»Mich auch, Alter«, sagte ich – und obwohl wir nicht feindselig behandelt wurden und uns auf Wunsch der ruritanischen Regierung im Land aufhielten, konnte ich nicht verhindern, daß mich ein seltsames Gefühl beschlich, eine unheilvolle Ahnung …
Durch Korridore, die mit Marmor gepflastert waren und an deren Wänden große Ölbilder hingen, die von vergangener Glorie Ruritaniens kündeten, wurden wir in einen Konferenzraum geführt, dessen dicke Eichentüren mit Leder beschlagen waren. Hier ließen uns die beiden Agenten allein zurück.
Wir kamen nicht dazu, uns zu fragen, wieso man uns herbestellt hatte, denn plötzlich flog die Tür an der gegenüberliegenden Seite des Raumes auf, und drei Männer traten ein.
Obwohl ich die drei bislang nur in Zeitungen und Fernsehberichten gesehen hatte, erkannte ich sie sofort. Der schmächtige Mann mit der Brille war Sergej Yokin, Innenminister und Premier Rehmans engster Vertrauter.