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Eines Nachts erhielt ich den Anruf von Brenda Foster, der Frau des Staatsanwalts Travis Foster, der zugleich auch einer meiner besten Freunde war. Ihr Mann sei spurlos verschwunden, sagte sie mir am Telefon. Ich nahm mit Phil sofort die Ermittlungen auf, die uns zu einem geheimnisvollen Mann führten, der sich der "General" nannte...
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Seitenzahl: 129
Cover
Impressum
Die Geisel des ›Generals‹
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Johnny Cris
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1223-2
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Die Geisel des ›Generals‹
Die Bar lag in einem der übelsten Bezirke von Brooklyn und hieß ›Scene‹ – und sie war das heruntergekommenste Etablissement, das Travis Foster je betreten hatte.
Dichter Zigarettenqualm und ein seltsam süßlicher Duft schlugen ihm entgegen, als der Anwalt in das schummrige Halbdunkel des Lokals eindrang. Die Türsteher zu beiden Seiten des Eingangs taxierten ihn mit kritischen Blicken, ließen ihn jedoch ungehindert passieren.
An den Tischen und am Tresen lungerten zwielichtige Gestalten, Männer und Frauen, deren glasige Augen verrieten, dass sie unter Drogen standen, dazu Dealer und Hehler, die Foster misstraurisch beäugten.
Foster ignorierte sie, bahnte sich seinen Weg zum hinteren Bereich des Lokals, wo ein Mann an einem einzelnen Tisch saß, auf dem die gestrige Ausgabe der ›New York Post‹ lag. Das Erkennungszeichen …
»Mr …. X?«, erkundigte sich Foster, als er am Tisch des Fremden anlangte.
Der Mann war an die fünfzig Jahre alt, trug einen Trenchcoat, den er trotz der Hitze, die in der Bar herrschte, nicht abgelegt hatte. In seinen Zügen lag ein gehetzter Ausdruck, sichtbare Nervosität.
»Machen wir es weniger theatralisch«, erwiderte er mit zitternder Stimme. »Mein Name ist Benson.«
»Freut mich, Mr. Benson«, sagte Foster, während er seinem Informanten gegenüber Platz nahm. »Zunächst möchte ich wissen, woher Sie meinen Namen und meine Nummer kennen.«
»Unwichtig«, entgegnete Benson. »Alles, was Sie zu kümmern braucht, sind die Informationen, die ich für Sie habe.«
»Informationen worüber? Über Mr. Quaid?«
»So ist es.«
»Woher wissen Sie, dass ich mich für diesen Mann interessiere?«
Der andere lachte freudlos. »Sie wären bestürzt, wenn Sie ahnten, was wir alles von Ihnen wissen, Foster.«
»Wir?« Der Anwalt hob die Brauen, während ihn plötzlich ein ungutes Gefühl beschlich. »Wer ist ›wir‹, Mr. Benson?«
»Hübsch langsam, Mr. Foster«, sagte der andere. »Immer eins nach dem anderen. Fürs Erste sollte es Ihnen genügen zu wissen, dass ich Mr. Quaid kannte. Wir waren gewissermaßen … Kollegen.«
»Sie arbeiten auch für die NY-Finance?«, erkundigte sich Foster so naiv, dass der andere lachen musste.
»Sie sollten sich allmählich von ihren konservativen Vorstellungen verabschieden«, meinte er. »Wie Sie bereits festgestellt haben dürften, war George Quaid nicht das, was er zu sein vorgab.«
»Allerdings«, bestätigte Foster. »Aber was war er?«
»Eine gute Frage«, brummte Benson. »Auch ich weiß nicht alles, aber ich kann Ihnen sagen, dass George Quaid nicht George Quaid war.«
Der Anwalt legte die Stirn in Falten, verstand kein Wort.
»Glauben Sie nichts von dem, was man Ihnen erzählt hat«, mahnte Benson. »Quaid arbeitete für …«
Urplötzlich unterbrach sich der Informant. Er wurde kreidebleich, während er hinüber zum Eingang starrte.
»Ich muss gehen«, sagte er auf einmal, griff in die Tasche seines Trenchcoats und legte ein paar Dollarnoten auf den Tisch, um seinen Drink zu bezahlen.
»Gehen? Jetzt? Aber Sie haben mir noch nicht verraten, wer …?«
»Hören Sie!« Benson beugte sich über den Tisch, sandte Foster einen beschwörenden Blick. »Wenn ich nicht augenblicklich verschwinde, werde ich niemals wieder etwas verraten. Ich haue ab – und wenn Sie klug sind, Foster, dann tun Sie das auch. Die kennen Ihren Namen. Die wissen, wer Sie sind.«
»Wer? Von wem sprechen Sie?«
Benson stand auf.
»Ich muss gehen«, wiederholte er.
Dann schlug er den Kragen seines Trenchcoats hoch – und war im nächsten Moment inmitten des Gewirrs von Gästen verschwunden.
»Benson …?«
Foster stand auf, blickte sich nach seinem Informanten um – doch der geheimnisvolle Mann war nirgends mehr zu sehen.
Die kennen Ihren Namen. Die wissen, wer Sie sind, hallten Bensons Worte in Fosters Bewusstsein nach.
Er erhob sich ebenfalls, ließ seinen Blick über die zwielichtigen Besucher des Lokals schweifen, fragte sich, was Benson so in Aufregung versetzt haben mochte.
Der Informant hatte auf Foster einen labilen Eindruck gemacht, hatte auf ihn physisch wie seelisch sehr angeschlagen gewirkt. Sollte er seinen Worten Glauben schenken? Oder war der angebliche Informant nur ein kranker Mann, der unter Paranoia litt?
Andererseits – woher hatte er Fosters Nummer? Und wieso wusste er über Quaid Bescheid?
Die Unruhe verstärkte sich, und Travis Foster verspürte das dringende Bedürfnis, Bensons Rat zu befolgen und das Lokal zu verlassen.
Den Kopf gesenkt, um nicht erkannt zu werden, bahnte er sich einen Weg durch die Menge zum Ausgang. Er konnte die Blicke, die ihm argwöhnisch folgten, beinahe körperlich fühlen.
Endlich erreichte er die Tür, war im nächsten Moment draußen.
Erleichtert sog er die kühle Nachtluft in seine Lungen, atmete tief durch. Dann überquerte er die Straße, ging zu seinem Wagen, den er dem Lokal gegenüber geparkt hatte.
Die Neonbeleuchtung, die über dem Eingang des ›Scene‹ hing, flackerte und tauchte die schmale Straße in gespenstisches Licht, warf bizarre Schatten auf die kahlen Backsteinfassaden der Häuser.
Foster fühlte, wie es ihm eiskalt den Rücken hinabrann.
Die Erkenntnis, dass er in etwas hineingerutscht war, das etliche Nummern zu groß für ihn war, setzte sich allmählich bei ihm durch, und er beschloss, endgültig Schluss zu machen. Er würde nach Hause fahren und die Sache ein für alle Mal vergessen. Brenda hatte es ohnehin nicht gerne gesehen, dass er …
Der Anwalt zuckte zusammen, als er in einer Mauernische plötzlich eine Gestalt gewahrte. Sie stand unbewegt, trug einen Trenchcoat, dessen Kragen weit hochgeschlagen war.
Benson!
»Benson?«, fragte Foster halblaut und trat auf die Nische zu. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«
Der Mann im Trenchcoat rührte sich nicht. Träge lehnte er an der kahlen Wand, gelangweilt, wie es aussah.
»Benson, was ist mit Ihnen? Warum sind Sie vorhin so schnell verschw …?«
Foster trat vor und berührte den Informanten an der Schulter, worauf sich Benson von der Mauer löste und stürzte wie ein gefällter Baum. Er drehte sich und blieb auf dem Rücken liegen und Foster sah das hässliche Loch, das in der Stirn des Informanten klaffte.
»Benson …?«
Der Anwalt brauchte ein paar Sekunden, um sich von seinem Schock zu erholen.
Dann griff er nach seinem Handy, wollte die Nummer der Polizei eintippen – als sich aus einer anderen Mauernische ein dunkler Schatten löste.
»Mr. Foster?«, fragte ein Mann, der einen schwarzen Mantel trug, dazu einen Hut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte.
»Ja …?« Der Anwalt fuhr herum, ließ erschrocken sein Handy sinken.
»Sie brauchen die Polizei nicht zu informieren, Mr. Foster«, erklärte der Mann in Schwarz mit tonloser Stimme. »Die Cops werden es auch so erfahren.«
»Wer … wer sind Sie?«, fragte Foster verblüfft, während er langsam zurückwich, als zwei weitere Männer den Schatten der Nacht entstiegen und sich ihm bedrohlich näherten.
»Das ist nicht die Frage«, wehrte der Unheimliche ab. »Die Frage, die uns beschäftigt, Mr. Foster, ist vielmehr: Wer sind Sie?«
Damit gab er seinen beiden Begleitern ein Zeichen – und die Männer in den schwarzen Mänteln setzten auf Travis zu, packten ihn, noch ehe er sich zur Flucht wenden konnte.
»Lassen Sie mich los!«, beschwerte er sich. »Sie haben kein Recht, mich zu …«
Der Mann in Schwarz lachte nur – und im nächsten Moment traf etwas hart und heftig Fosters Hinterkopf.
Sein Schädel schien zu explodieren, heilloser Schmerz durchflutete ihn..
Dann wurde es dunkel …
***
Als ich das Klingeln hörte, hatte ich das Gefühl, um die halbe Nacht betrogen worden zu sein.
Wie aus weiter Ferne drang es an mein Ohr, fraß sich unnachgiebig durch meine Träume. Missmutig schlug ich die Augen auf, hatte das Gefühl, mich gerade erst aufs Ohr gelegt zu haben. Dann fiel mein Blick auf die Digitalanzeige des Weckers, und ich erkannte, dass ich tatsächlich erst zwei Stunden geschlafen hatte.
Es war halb vier!
Wieder klingelte es. Es war das Telefon – nicht das Diensthandy, das auf dem Nachttisch lag, sondern der Privatanschluss.
Stöhnend wälzte ich mich aus dem Bett, wankte schlaftrunken zu dem kleinen Beistelltisch, auf dem der Apparat steht, angelte den Hörer von der Gabel.
»Cotton«, meldete ich mich müde.
»Jerry, hier ist Brenda«, drang eine sanfte Frauenstimme aus dem Hörer. »Bitte entschuldige, dass ich dich um diese Zeit anrufe …«
»Brenda?«, fragte ich erstaunt und war sofort hellwach. Wenn mich die Frau meines guten Freundes Travis Foster zu nachtschlafender Zeit anrief, hatte das sicher einen triftigen Grund. »Was gibt es?«
»Es … es ist wegen Travis«, gab Brenda zurück, und an ihrem Tonfall konnte ich erkennen, dass sie sich ernstlich Sorgen machte. »Er ist nicht nach Hause gekommen.«
»Nicht nach Hause gekommen?«
»Ich weiß nicht, was ich tun soll, Jerry. Er sagte mir, dass ich dich anrufen sollte, falls er nicht zurückkäme … O Gott, Jerry, er ist seit acht Stunden weg … es ist alles so furchtbar!« Ich hörte, wie sie zu weinen begann, und es brach mir fast das Herz.
»Wo bist du, Brenda?«, fragte ich nur.
»Bei uns zu Hause«, gab sie schluchzend zurück.
»Okay. Versuch dich zu beruhigen. Ich komme bei euch vorbei. Jetzt gleich.«
»Danke, Jerry«, sagte sie. »Da ist lieb von dir.«
»Bis gleich.«
»Bis gleich«, bestätigte sie.
Ich legte auf – und für einen Augenblick erfüllte mich eine unheilvolle Ahnung …
***
Das Haus der Familie Foster lag auf der anderen Seite des Hudson River, in einem der hübschen Vororte von Newark, in die viele New Yorker ziehen, weil sie ihre Familien nicht dem Stress, der Hektik und den Gefahren der Großstadt aussetzen wollen.
Phil und ich kannten Travis Foster und seine Frau seit langem. Bevor Travis zu Barnley & Coburn gewechselt war, hatte er als Staatsanwalt gearbeitet und des Öfteren mit dem FBI zu tun gehabt – zusammen hatten wir einige böse Buben in den Knast verfrachtet, und eine enge Freundschaft hatte sich zwischen uns entwickelt. Mein Partner war Trauzeuge gewesen, als Travis und Brenda geheiratet hatten, und ich war der Patenonkel ihres kleinen Sohnes Daniel, der an Autismus litt.
Ich bewunderte Brenda und Travis für die Liebe und die Geduld, die sie für den Jungen aufbrachten. Sie kümmerten sich rührend um Danny, sorgten dafür, dass es ihm an nichts fehlte. Die Fosters waren liebe Menschen, eine Musterfamilie – umso erschreckender war dieser unerwartete Anruf.
Ich kannte Brenda lange und gut genug, um zu wissen, dass sie nicht so leicht in Panik ausbrach. Am Telefon jedoch hatte sie völlig verwirrt und verängstigt geklungen …
Mit dem XKR war ich in zwanzig Minuten aus der Stadt, nahm den Highway nach East Orange. Auf der um diese Zeit menschenleeren Straße ließ ich meinem Flitzer freien Lauf.
Endlich erreichte ich den Vorort, bog in die breite, von Bäumen gesäumte Ginger Lane ein, zu deren Seiten hübsche, saubere Einfamilienhäuser standen.
Jedes Grundstück war mit einem weiß gestrichenen Gartenzaun versehen, verfügte über eine Auffahrt und eine große Doppelgarage, an der ein Basketballkorb angebracht war. Für uns Stadtmenschen war dies der Inbegriff von Idylle – doch die Ruhe erschien mir in dieser Nacht trügerisch …
Ich steuerte das Haus mit der Nummer 20 an, fuhr die Einfahrt hinauf und stellte den Wagen ab. Das Garagentor stand offen. Travis’ Buick war nicht zu sehen, nur Brendas kleiner Geo. Im Wohnzimmer brannte Licht.
Rasch stieg ich die Stufen der Veranda hinauf und klopfte. Sofort wurde die Türe geöffnet, und ich blickte in das verzweifelte, tränenüberströmte Gesicht von Brenda Foster.
»Jerry«, schluchzte sie, und dann fiel sie mir in die Arme, weinte ihre Angst und ihre Verzweiflung an meiner Schulter aus.
»Es ist gut«, sprach ich beruhigend auf sie ein, obwohl ich keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging. Sanft zog ich sie mit mir ins Haus, schloss die Türe hinter mir. Sie beruhigte sich ein wenig, machte sich von mir los und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen.
»Entschuldige«, sagte sie leise.
»Was ist hier los, Brenda?«
»Ich … weiß es nicht, Jerry«, gab die zierliche Frau mit dem rotgelockten Haar zurück. »Alles, was ich weiß, ist, dass Travis verschwunden ist.«
»Seit wann?«, fragte ich.
»Seit gestern Abend.«
»Kam er von der Arbeit nicht nach Hause?«
»Doch, aber dann erhielt er einen Anruf und …« Brenda unterbrach sich, ihre Stimme wurde erneut von Tränen erstickt.
»Ich muss nach Danny sehen«, sagte sie dann, sich mit aller Macht beherrschend.
»Tu das. Ich setze mich solange.«
»Na klar«, meinte Brenda, während sie die Stufen zum ersten Stock hinaufstieg. »Nimm dir einen Drink, wenn du möchtest …«
Ich nickte, doch so nett Brendas Angebot gemeint war – ein Drink war das Letzte, was ich jetzt haben wollte. Mein Schädel dröhnte auch so schon genug. Phil und ich hatten in Sandy’s Bar den Abschluss eines brisanten Falles gefeiert. Hätte ich geahnt, dass meine Nacht um halb vier zu Ende sein würde, ich hätte dem Bourbon weniger zugesprochen …
Ich schaute mich in dem geschmackvoll eingerichteten Living-Room um, in dem wir oft beisammen gesessen waren. Mein Blick fiel auf das Foto an der Wand, das Travis und Brenda als Hochzeitspaar zeigte. Das war vor fünf Jahren gewesen. Aber als ich nun mitten in der Nacht im Wohnzimmer der Fosters stand, kam es mir vor, als läge jener Tag schon eine Ewigkeit zurück.
Die Stufen der Treppe knarzten leise, Brenda kam zurück.
»Wie geht es dem Jungen?«, fragte ich.
»Es geht ihm gut«, versicherte Brenda, »aber er kann nicht schlafen. Ich habe ihm nichts gesagt, aber manchmal glaube ich, er kann fühlen, was ich empfinde.«
Sie bot mir Platz auf der Couch an, setzte sich mir gegenüber in einen Sessel und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
»O Gott, Jerry«, sagte sie, »es ist alles meine Schuld. Ich war es. Ich hatte ihn darum gebeten …«
»Nun mal ganz von Anfang an. Was ist geschehen? Warum ist Travis verschwunden? Hattet ihr … Streit?«
Mir war klar, dass das eine sehr persönliche Frage war, aber ich kannte Brenda lange genug, um sie stellen zu dürfen.
Die zierliche Frau schüttelte den Kopf. »Nein«, erklärte sie, »es ist nicht so etwas … Es fing an, als wir von der Party der Hansons nach Hause kamen.«
»Wann war das, Brenda?«
»Vor drei Tagen«, erwiderte sie und sandte mir einen angstvollen Blick. »Es begann vor drei Tagen …«
***
Travis Foster empfand Erleichterung, als er sich an den Kragen seines Hemdes griff, an der Krawatte zerrte, um den Knoten zu lösen, und dann den oberen Hemdknopf öffnete.
»Ich hasse diese Partys«, gestand er offen. »Als ob es nicht genügt, dass ich schon im Büro den ganzen Tag mit Schlips und Kragen rumlaufen muss.«
»Joyce und Brandon sind gute Freunde«, brachte Brenda in Erinnerung, die auf dem Beifahrersitz saß und ihren Mann von der Seite anlächelte. »Und außerdem sind sie deine Mandanten …«
»Natürlich«, meinte Travis und lachte. »Gut, dass du mich daran erinnerst – als Staatsanwalt brauchte ich mich um solche Dinge nicht zu kümmern.«
»Du bist aber kein Staatsanwalt mehr«, sagte Brenda, »und das ist gut so.«
Travis nickte. Er wusste, dass Brenda seinen Job bei der Staatsanwaltschaft nie gemocht hatte. Nicht nur, weil er so gut wie nie zu Hause gewesen war, sondern auch, weil die Ermittlungsarbeit alles andere als ungefährlich gewesen war. Travis hatte den Job zugunsten seiner Familie aufgegeben, und er hatte seinen Entschluss nie bereut.
»Habe ich dir übrigens schon gesagt, wie wundervoll du in diesem Abendkleid aussiehst?«, wechselte er das Thema.
»Findest du?«, fragte sie. »Und ich dachte, du hättest es nicht mal bemerkt …«
»Unsinn«, entgegnete Travis, während er den Blinker setzte und den Buick in die Ginger Lane lenkte. »Meine Frau war die attraktivste auf der ganzen Party – wie könnte ich sie übersehen?«
»Du Schmeichler.« Brenda lachte. »Ich weiß genau, worauf du hinauswillst, du alter Strolch.«