Jerry Cotton 2397 - Jerry Cotton - E-Book

Jerry Cotton 2397 E-Book

Jerry Cotton

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Beschreibung

Bombenanschlag auf ein Einkaufszentrum in Manhattan, bei dem zum Glück niemand zu Schaden kam. Der Bombenleger, den man noch am Tatort verhaftete, war ein US-Bürger arabischer Abstammung mit Namen Ahmed Yussuf. Die Sache schien klar, aber nicht für Phil und mich. Die Beweise gegen Yussuf waren uns zu eindeutig und so begannen wir beide Nachforschungen anzustellen, die uns zu den Patrioten des Teufels führten...

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Inhalt

Cover

Impressum

Wir – und der Patriot des Teufels

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Johnny Cris

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-1232-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Wir – und der Patriot des Teufels

Westside Mall, Manhattan, 14.52 Uhr

Der Mann war nervös. Immer wieder blickte er auf seine Armbanduhr, während er an der gläsernen Balustrade entlangschritt, von der sich ein weiter Blick auf die Eatery des Einkaufszentrums bot.

An den Tischen, die vor den Ständen aufgebaut waren, saßen Männer, Frauen und Kinder, die Pizza aßen oder Hamburger, Hot Dogs oder Sushi – je nachdem, was sie bevorzugten.

Ein ganz normaler Nachmittag in einem ganz normalen Einkaufszentrum. Und doch war etwas anders.

Wieder blickte der Mann nervös auf seine Uhr und fragte sich, wie lange er noch warten musste …

»Schneller, Leute! Los, bewegt euch!«

Captain O’Conners vom 72. Revier in Manhattan trieb seine Leute mit rauer Stimme an. Die Beamten des SWAT-Teams, die alle in schwarze Einsatzoveralls gekleidet waren und schusssichere Westen trugen, sprangen aus dem Fond des Mannschaftswagens, klobige M 16-Gewehre im Anschlag.

Es waren insgesamt drei SWAT-Teams, die O’Conners angefordert hatte. Und nach allem, was der Informant ihnen gesagt hatte, konnte er nur hoffen, dass diese drei Teams ausreichen würden.

Mit O’Conners und seiner rechten Hand Lieutenant Morris an der Spitze stürmten die Männer auf das Portal der Westside Mall zu, eines großen Einkaufszentrums im Westen von Manhattan, das erst im vergangenen Jahr eröffnet hatte. Der Informant am Telefon hatte mitgeteilt, ein Anschlag stünde dort unmittelbar bevor, und der Bombenleger befand sich noch immer im Haus.

Nicht, dass terroristische Anschläge in seine Zuständigkeit gefallen wären. Aber O’Conners hatte seine eigene Art, die Dienstordnung zu interpretieren. Und bevor er eine so heiße Sache wie diese den Armleuchtern vom FBI überließ, legte er lieber selbst Hand an.

Innerhalb weniger Minuten hatte er es geschafft, drei SWAT-Teams zu alarmieren, mit denen er jetzt das Einkaufszentrum stürmte. Die Passanten, die durch das große Portal der Mall ein- und ausgingen, wichen entsetzt zur Seite, als sie die schwer bewaffneten Polizisten heranstürmen sahen.

»Platz! Aus dem Weg!«, brüllte O’Conners mit grimmiger Miene. »Dies ist ein Polizeieinsatz …«

Dann platzten die Beamten auch schon durch die große gläserne Eingangstür, fanden sich im Inneren des großen, von gläsernen Geschäftsfassaden dominierten Gebäudes wieder, in dem unzählige kleine und größere Läden untergebracht waren.

Ein kleiner Trupp von SWAT-Kämpfern blieb zurück, um den Eingang zu sichern, während der Rest unter O’Conners’ Führung weiterrannte. Ihre Kampfstiefel donnerten über den polierten Marmor, die hektisch gebrüllten Befehle übertönten die Musik, die aus den Lautsprechern säuselte.

Manche Passanten ergriffen panisch die Flucht, andere warfen sich entsetzt zu Boden.

O’Conners grinste breit.

Ganz abgesehen davon, dass er hier nur seinen Job machte, genoss er es, auf diese Weise im Rampenlicht zu stehen. Er war sowieso immer der Ansicht gewesen, dass die Sicherheitsvorkehrungen in öffentlichen Gebäuden weit unter den Erfordernissen lagen. Jetzt konnte er es diesen liberalen Säcken in der Stadtverwaltung sogar beweisen.

Die Beamten drangen zum Kern der Eingangshalle vor, von wo aus Rolltreppen in das Tiefgeschoss sowie in die höher gelegenen Stockwerke führten.

»Das Schwein soll sich in der Eatery aufhalten«, informierte O’Conners knapp. »Morris – schnapp dir ein Team und nimm dir die Aufzüge vor. Der Mistkerl darf uns nicht entkommen.«

»Verstanden.«

»Ein weiteres Team zu den Notausgängen. Ich will nicht, dass er uns entwischt.«

»Zu Befehl, Sir.«

Die beiden Trupps jagten davon, und O’Conners riss das kleine Funkgerät heraus, das er bei sich trug, um mit ihnen Kontakt zu halten. Dann hetzte er mit seinem Trupp zu der Rolltreppe, die in das Untergeschoss des Einkaufszentrums führte, wo der großzügig angelegte »Food Court« untergebracht war – ein Restaurant, wo die Gäste an verschiedenen Verkaufsständen aus einem Angebot an internationalen Gerichten auswählen konnten.

O’Conners war zu handeln entschlossen, bevor flambierte arabische Spezialitäten serviert wurden.

»Platz da! Platz, sage ich!«, brüllte er mit Stentorstimme, während er seiner wuchtigen Gestalt einen Weg die Rolltreppe hinab bahnte, gefolgt von einem Dutzend Beamten in SWAT-Uniformen.

Und plötzlich sah er ihn.

Der Kerl stand unten an der Balustrade, von der aus man das Restaurant überblicken konnte, sah genauso aus, wie der Informant ihn beschrieben hatte. Hager, mit dunkler Haut, schwarzen Haaren und Schnauzbart. Dazu trug er einen hellen Trenchcoat.

Und er blickte nervös auf seine Uhr.

»Haben Zielobjekt entdeckt!«, blaffte O’Conners in sein Funkgerät. »Ich wiederhole, haben Zielobjekt entdeckt. Er sieht genau so aus, wie er beschrieben wurde. Er könnte bewaffnet sein, ich wiederhole, er könnte bewaffnet sein!«

Während O’Conners seine Entdeckung noch an die anderen Teams durchgab, machte sich sein eigener Trupp bereits daran, den Verdächtigen einzukreisen.

Der Mann stand vorn an der Aussichtsplattform und wandte ihnen den Rücken zu. Im Laufschritt setzten die Beamten des Einsatzteams die Treppe hinab, vorbei an den Wasserspielen, die gischtend in die Höhe schossen und für gute Atmosphäre sorgen sollten. Dazu drang leise Musik aus verborgenen Lautsprechern, die die Kunden zum Kauf animieren sollte.

Die Polizisten hatten dafür kein Gehör.

Ihre Aufmerksamkeit galt nur dem dunkelhaarigen Mann, der jetzt wieder auf seine Uhr blickte, um im nächsten Moment in die Innentasche seines Mantels zu greifen.

»Vorsicht!«, brüllte O’Conners. »Er will eine Waffe ziehen!«

In diesem Moment wurde der Verdächtige auf die Polizisten aufmerksam. Er wandte sich um, und seine Augen weiteten sich vor Schreck, als er die bewaffneten Beamten des Einsatztrupps auf sich zustürmen sah, M 16-Gewehre im Anschlag.

Dann ging alles blitzschnell.

»Keine Bewegung!«, herrschte O’Conners ihn an, und der Mann, der in die Tasche seines Mantels hatte greifen wollen, erstarrte. Im nächsten Moment waren zwei Beamte bei ihm und sprangen ihn an wie Raubtiere, rissen ihn zu Boden, während zwei Kollegen sicherten, die Finger an den Abzügen ihrer Waffen.

Der Mann kam nicht dazu, sich zur Wehr zu setzen.

Innerhalb weniger Augenblicke hatten sie ihn dingfest gemacht und ihm Handschellen angelegt, hielten ihn mit ihren Gewehren in Schach.

Einer der Beamten zerrte den Mantel des Verdächtigen herab und griff in die Innentasche. Was er zu Tage beförderte, war jedoch keine Waffe, sondern ein elektronischer Terminplaner, wie Geschäftsleute ihn benutzen.

Zwei weitere Beamte brachten einen großen, würfelförmigen Behälter aus Metall, in den sie das Ding legten und es versiegelten, während O’Conners den Mann verhaftete.

»Ahmed Yussuf?«, erkundigte er sich.

»Ja«, presste der Mann erschrocken hervor, während er von den Beamten am Boden gehalten wurde. »Was hat das zu bedeuten?«

»Halten Sie die Klappe«, versetzte O’Conners barsch, »Sie sprechen nur, wenn Sie gefragt werden. Ahmed Yussuf, Sie sind hiermit verhaftet. Sie haben das Recht, die Aussage zu verweigern. Wenn Sie auf dieses Recht verzichten, kann und wird alles, was Sie von jetzt an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden.«

»Aber ich … ich habe nichts getan.«

»Von wegen, du Dreckskerl«, zischte O’Conners ihn an. »Haben wir dich endlich.«

»Wieso?«, beschwerte sich der Mann, dessen Englisch einen leichten arabischen Akzent aufwies. »Was habe ich getan?«

»Das weißt du genau, du verdammter Hundesohn«, knurrte O’Conners. »Dir wird zur Last gelegt …«

Der Rest von dem, was der Captain hatte sagen wollen, ging in einem lauten Knall unter.

Einem Knall, gefolgt von einer Erschütterung, die das Einkaufszentrum in seinen Grundfesten erbeben ließ.

Es war eine Explosion …

***

Man hatte den Knall hören können.

Nicht, dass wir New Yorker ein besonders nervöses Völkchen wären, aber unter dem Eindruck der Ereignisse, die unsere Stadt vor einiger Zeit erschüttert hatten, sind viele von uns vorsichtig geworden.

Es braucht seither nicht viel, um eine Panik in der Stadt auszulösen – und dieser Knall hatte es definitiv geschafft.

Unmittelbar nach dem Geräusch, das sich bei uns an der Federal Plaza wie ferner, dumpfer Donner anhörte, konnten wir die Sirenen des NYFD und der Ambulanzen hören. Ein Großalarm war ausgelöst worden, und gerade, als Phil und ich in den Bereitschaftsraum gehen wollten, um uns zu informieren, was dort draußen vor sich ging, klingelte das Telefon auf meinem Schreibtisch.

»Hier Cotton!«, meldete ich mich hastig.

»Jerry«, hörte ich die Stimme von John D. High, meinem Chef und Mentor – und sie hörte sich gehetzt und aufgeregt an, »kommen Sie mit Phil bitte sofort in mein Büro. Es ist dringend …«

Phil und ich ließen uns nicht lange bitten.

Im Laufschritt hetzten mein Partner und ich von unserem gemeinsamen Büro zu Mr. Highs Arbeitszimmer, durchquerten mit ausgreifenden Schritten den Vorraum, in dem Mr. Highs Sekretärin Helen wie immer bei der Arbeit saß. Auch sie machte einen nervösen Eindruck, schien mitbekommen zu haben, dass etwas nicht stimmte.

»Was ist denn los?«, fragte sie, während wir ihr kleines Reich durchmaßen. »Habt ihr eine Ahnung, was …?«

»Keine Zeit, Honey«, sagte Phil nur – im nächsten Moment standen wir schon vor dem bulligen Schreibtisch unseres Chefs im spartanisch möblierten Büro des SAC.

Der leitende Special Agent des New Yorker FBI-Büros saß in seinem Ledersessel, und wie ich feststellte, hatte mich der Eindruck, den ich am Telefon gewonnen hatte, nicht getrogen.

Mr. High wirkte innerlich aufgewühlt, was eine Seltenheit bei ihm war, und seine von weißem Schlohhaar umrahmten Züge verrieten, dass er sich große Sorgen machte.

»Jerry, Phil«, begrüßte er uns knapp und bedeutete uns, in den Besuchersesseln Platz zu nehmen. Seine Stimme klang dabei seltsam gepresst, und ich ahnte, dass es mit dem jüngsten Vorfall zu tun hatte.

»Gerade wurde ich darüber informiert, dass sich in der Westside ein Anschlag ereignet hat«, teilte Mr. High uns mit, um Sachlichkeit im Tonfall bemüht.

»Ein Anschlag, Sir?« Ich schluckte hart. »Was ist passiert?«

»Die Details sind noch völlig unklar. Der Vorfall hat sich vor wenigen Minuten in der Westside Mall ereignet. Offenbar hat es eine große Explosion gegeben – der Knall war bis hierher zu hören.«

»Ist uns nicht entgangen«, erwiderte Phil. »Und man nimmt an, dass es ein Anschlag war?«

»Jedenfalls ist das unsere Vermutung. Einheiten des Fire Department und des Katastrophendienstes sind bereits unterwegs, über die näheren Umstände des Anschlags ist noch nichts bekannt. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, meine Herren, was für Auswirkungen ein neuerlicher Anschlag auf diese Stadt und ihre Bevölkerung hätte.«

»Allerdings nicht, Sir«, stimmte ich zu.

Nach den schrecklichen Ereignissen des September 2001, der uns allen noch in ebenso lebhafter wie albtraumhafter Erinnerung war, war es wiederholt zu kleineren Anschlägen in unserer Stadt gekommen,1) und jede davon hatte das Vertrauen der Bürger in die Sicherheitskräfte noch mehr erschüttert. Ein neuer Anschlag konnte unter Umständen eine Massenpanik auslösen, in der die ganze Stadt in Chaos versinken würde …

»Wie auch immer«, sagte Mr. High. »Wir müssen alles daransetzen, die Umstände der Explosion möglichst rasch und lückenlos aufzuklären. Nur so können wir eine Panik in der Bevölkerung vermeiden oder zumindest eindämmen. Sie beide genießen mein volles Vertrauen, Jerry und Phil. Ich möchte, dass Sie diesen Fall übernehmen.«

»Danke, Sir«, erwiderte ich.

Doch sosehr mich das Vertrauen ehrte, das unser SAC in uns setzte, es belud uns auch mit einer immensen Verantwortung. Wenn es uns nicht gelang, die Umstände des mutmaßlichen Anschlags innerhalb kürzester Zeit aufzuklären, würde das einen weiteren Vertrauensverlust des FBI bedeuten. Denn seit den fürchterlichen Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon standen wir in der Kritik der Öffentlichkeit. Auch die vielen Erfolge, die wir seither im Kampf gegen den Terrorismus errungen hatten, schmälerten diese Kritik und das Misstrauen nicht. Ein Fehlschlag konnte das Vertrauen der Bevölkerung in uns ganz zunichte machen.

Das aber war es, was die Bürger dieser Stadt, auch unseres Landes wieder dringend brauchten: Vertrauen in die Institutionen ihres Staates. War dies nicht gegeben, brach das Chaos aus. Einbrechende Aktienkurse und Wirtschaftskrisen waren nur eine Folge dieses Vertrauensverlustes.

»Der FBI muss Flagge zeigen«, schloss Mr. High. »Fahren Sie am besten gleich in die Westside und sehen Sie sich um, beruhigen Sie die Bevölkerung.«

»Befindet sich schon ein Polizeiteam vor Ort?«

»Äh … ja, Jerry«, bestätigte der SAC nach kurzem Zögern. »Es ist ein Einsatztrupp des NYPD dort, der offenbar gerade in einem Einsatz war, als sich die Explosion ereignete.«

»In Ordnung«, sagte ich mit einem entschlossenen Nicken. Phil und ich erhoben uns und wandten uns zum Gehen.

»Jerry?«, rief Mr. High mich noch einmal zurück, als wir schon an der Tür waren.

»Ja, Sir?«

»Der Fairness halber sollte ich hinzufügen, dass das vor Ort befindliche Team des NYPD von Captain O’Conners geleitet wird«, sagte unser Chef, was Phil ein leises Stöhnen entlockte.

»Shit«, knurrte mein Partner. »Eisenfresser O’Conners. Ausgerechnet. Der Mann, der den FBI hasst wie sonst nichts auf der Welt.«

»Sie kriegen das hin, Phil«, war Mr. High überzeugt. »Ich verlasse mich ganz auf Ihr diplomatisches Fingerspitzengefühl.«

»Danke, Sir«, sagte ich nur.

Dann verließen wir das Büro …

***

»Diplomatisches Fingerspitzengefühl? Diplomatisches Fingerspitzengefühl!«

Phil konnte sich kaum beruhigen. Heftig gestikulierend saß er auf dem Beifahrersitz meines Jaguar, während ich den XKR mit 80 Sachen den Broadway hinaufjagte, mit heulender Sirene und blinkendem Rotlicht auf dem Dach.

»Verdammt, was meint Big Daddy damit? O’Conners mit diplomatischem Fingerspitzengefühl zu begegnen ist ungefähr so, als würde man versuchen, einer entsicherten Handgranate das Explodieren auszureden.«

»Guter Vergleich, Partner«, erwiderte ich mit freudlosem Grinsen.

Mit O’Conners zusammenzuarbeiten war tatsächlich alles andere als ein Vergnügen.

Zwar war der Captain vom 72. Revier ein guter Polizist, der nicht zögerte, Leib und Leben zu riskieren, um die Bürger dieser Stadt zu schützen und schwere Jungs hinter Gitter zu bringen.

Aber er war auch – wie Phil es ausgedrückt hatte – ein dickköpfiger »Eisenfresser«, ein cholerischer, unentwegt brüllender Typ, der besser ins United States Marine Corps gepasst hätte als ins NYPD. Ein Kompromiss bedeutete für O’Conners eine Niederlage, Zweifel gab es für ihn nicht.

Und – was die Zusammenarbeit mit ihm am meisten erschwere – er hasste den FBI wie die Pest, war davon überzeugt, dass wir alle nichts als überbezahlte Schreibtisch-Dompteure waren, während er und seine Jungs den echten Job in den Straßen der Stadt erledigten.

Ich hatte O’Conners schon viele Male erfolglos beizubringen versucht, dass nur eine Kooperation sämtlicher Polizeidienststellen und Justizbehörden im Kampf gegen das Verbrechen zum Erfolg führen konnte, aber ebenso gut hätte ich gegen eine Mauer reden können. O’Conners war ein Betonschädel der hartnäckigsten Sorte, und daran würde sich wohl auch nichts mehr …

»Himmel, Jerry – sieh dir das an!«

Phils Ausruf riss mich aus meinen Gedanken.

Unmittelbar vor uns, jenseits der Häuser des Theater District, stieg eine dunkle Rauchsäule in den Nachmittagshimmel über Manhattan.

Auf Höhe des Central Park wechselte ich auf die 9th Avenue, wo der Verkehr ebenfalls ins Stocken geraten, aber weniger dicht war als auf dem Broadway.

Je näher wir dem Schauplatz der Explosion kamen, desto größer und drohender erschien uns die Rauchsäule, die vor uns aufstieg.

»Das gefällt mir nicht, Jerry«, murmelte Phil nervös. »Das gefällt mir überhaupt nicht …«

Die letzten beiden Blocks vor der Unglücksstelle waren von Polizei und Katastrophendienst großräumig abgesperrt worden, die Menschen wurden aus der Mall und den angrenzenden Gebäuden evakuiert, während unbelehrbare Schaulustige herandrängten, um einen Blick auf das Spektakel zu erhaschen.

»Sieh sich einer diese Idioten an!«, wetterte Phil. »Statt sich in Sicherheit zu bringen, haben sie nichts Besseres tun, als sich nach vorne zu drängen und zu gaffen.«

Auch Ü-Wagen der lokalen Nachrichtensender waren bereits vor Ort und parkten auf den Gehsteigen, behinderten Katastrophenschutz und Polizei noch zusätzlich. Es herrschte das reinste Chaos in den Straßen, durch das ich den Jaguar XKR wie auf einem Slalomkurs lenkte.

Endlich erreichten wir die Absperrung und ließen unsere Marken sehen, worauf die Cops uns durchwinkten.

Vorbei an bulligen Trucks des Fire Department und dutzendweise Fahrzeugen verschiedener Ambulanzdienste steuerte ich den Flitzer zum Haupteingang der Mall, der von Polizisten in SWAT-Uniformen gesichert wurde. Ich erinnerte mich, dass Mr. High von einem Einsatz gesprochen hatte, der zum Zeitpunkt des Anschlags in der Mall stattgefunden hatte. Ob der mit der Explosion zu tun hatte?