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So wurde die Geschichte Jesu noch nie erzählt
»Bei den Suchenden und Kleinen, bei den Staunenden und Fragenden, da ist Jesus zu Hause, da zeigt sich Gott so klar und nah wie nirgendwo sonst.«
In der Bibel finden sich über 220 Fragen, die Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern stellt, an Freunde und Fremde richtet. Menschen, die über diese Fragen zum Glauben finden, haben ebenfalls Fragen, nämlich an Jesus. So war es damals und so ist es auch heute: Wer glaubt, der fragt. Diesen ungewöhnlichen Zugang wählt Rainer Oberthür für sein persönliches Jesus-Buch. In 33 Fragekapiteln zeichnet er in einfachen Sätzen und doch anspruchsvoll, frei erzählt und doch nah an der Bibel das Bild eines Menschen, der Fragen stellt und von anderen Menschen gefragt ist. Die Geschichten von damals erzählt er als Geschichten von heute. Der Erzählweg beginnt mit dem Neuanfang nach Jesu Tod und blickt dann zurück auf sein öffentliches Leben, in dem uns Jesus konsequent menschenfreundlich, friedlich und nah den Geringsten begegnet.
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Seitenzahl: 109
Das Buch
So wurde die Geschichte Jesu noch nie erzählt. »Bei den Suchenden und Kleinen, bei den Staunenden und Fragenden, da ist Jesus zu Hause, da zeigt sich Gott so klar und nah wie nirgendwo sonst.«
In der Bibel finden sich über 220 Fragen, die Jesus seinen Jüngerinnen und Jüngern stellt, an Freunde und Fremde richtet. Menschen, die über diese Fragen zum Glauben finden, haben ebenfalls Fragen, nämlich an Jesus. So war es damals und so ist es auch heute: Wer glaubt, der fragt. Diesen ungewöhnlichen Zugang wählt Rainer Oberthür für sein persönliches Jesus-Buch. In 33 Fragekapiteln zeichnet er in einfachen Sätzen und doch anspruchsvoll, frei erzählt und doch nah an der Bibel das Bild eines Menschen, der Fragen stellt und von anderen Menschen gefragt ist. Die Geschichten von damals erzählt er als Geschichten von heute. Der Erzählweg beginnt mit dem Neuanfang nach Jesu Tod und blickt dann zurück auf sein öffentliches Leben, in dem uns Jesus konsequent menschenfreundlich, friedlich und nah den Geringsten begegnet.
Der Autor
Rainer Oberthür, geb. 1961, lebt mit seiner Frau in Aachen und hat zwei erwachsene Kinder. Er ist Dozent für Religionspädagogik (seit 1989) am Katechetischen Institut des Bistums Aachen und Autor zahlreicher erfolgreicher Bücher für Kinder und Erwachsene. Zudem arbeitet er in Projekten an Grundschulen als Religionslehrer, um seine Ideen mit Kindern in der Praxis zu entwickeln und anzuwenden. Er war 18 Jahre stellvertretender Direktor des Katechetischen Instituts und 22 Jahre im wissenschaftlichen Beirat der religionspädagogischen Zeitschrift »Katechetische Blätter«.
Rainer Oberthür
JESUS
Die Geschichte eines Menschen, der fragt
Kösel
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Copyright © 2022 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Covergestaltung: zero-media.net, München
Covergmotive: Malte Mueller / Getty Images; FinePic®, München
Illustrationen von © Shutterstock.com (Gavris Sergey, Modulo18 und Ermak Oksana)
ISBN 978-3-641-28682-8V003
www.koesel.de
Einem Menschen begegnen heißt, von einem Rätsel wachgehalten zu werden.
Emmanuel Levinas
Das Leben des Glaubenden ist nur verstehbar, wenn darin etwas Unbegreifliches liegt.
Simone Weil
FRAGEGott, so denkt man oft, so verkünden Eiferer lauthals, sei Antwort. Spröder sagt die Bibel, dass er Wort sei. Und wer weiß, vielleicht ist er meistens Frage: die Frage, die niemand sonst stellt.
Kurt Marti
Am Ende der Suche und der Frage nach Gott steht keine Antwort, sondern eine Umarmung.
Dorothee Sölle
Ein Leben lang rudern wir auf dem Meer der Fragen,
mal in ruhigem Wellengang, mal in stürmischem Gewässer,
stellen wir Fragen und begegnen wir ihnen,
bewegen sie uns und bewegen wir sie.
Immer sind sie in uns, dann und wann teilen wir sie mit anderen
und manchmal tragen wir sie auch vor Gott.
Am Anfang stand wie aus heiterem Himmel eine Frage im Raum:
Lässt sich die Geschichte Jesu an den Fragen entlang erzählen, die er stellt?
Dieses Buch ist meine Antwort nach drei Jahren des Schreibens.
Ja, Jesus ist ein Mensch, der das Fragen und die Fragen liebt und lebt.
Seine Geschichte ist auch eine Geschichte vieler Fragen.
Jesus selbst ist eine Frage an uns , zeitlos und fortwährend.
Sein Gott ist der Gott der Fragen, vielstimmig und verborgen.
Gott selbst bleibt auch nach allen Antworten die ewige Frage.
Ich wünsche viel Freude mit meinem Zugang zum fragenden Jesus
und hoffe, dass er ein neuer Weg für viele Menschen, jung wie alt, wird,
der zum Kern der menschenfreundlichen Botschaft Jesu führt,
die heute in der Gesellschaft und in den Kirchen zu oft zu kurz kommt.
Rainer Oberthür
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, so wird es erzählt am Beginn der Bibel.
Viele Milliarden Jahre nach dem Urknall ließ Gott den Menschen zur Welt kommen.
Nach dem eigenen Bild schuf Gott ihn, als Frau und als Mann schuf Gott sie.
Im Anfang war das Wort und das Wort war Gott selbst, lesen wir im Neuen Testament.
Und das Wort erschien in einem Menschen und wohnte mitten unter uns.
Niemand konnte Gott jemals sehen, der einzige Sohn aber zeigte uns, wie Gott ist.
Im Anfang schuf Gott das Fragezeichen, heißt es in einem jüdischen Sprichwort.
Und Gott legte das Fragezeichen in das Herz eines jeden Menschen, damals wie heute.
Denn was wäre der Mensch ohne Fragen und Suchen, ohne Neugier und Staunen?
Im Anfang einer neuen Zeit kommt in Jesus Gott selbst als Mensch zu uns, glauben Christen.
Der Gott der Fragen betritt und berührt die Welt in einem Menschen, der ohne Ende fragt.
Denn was wären Antworten ohne die Fragen zuvor und ohne das Weiterfragen danach?
Es ist überraschend und erstaunlich: In den Evangelien finden wir über 220 Fragen von Jesus.
Er fragt seine Jünger und Jüngerinnen, Kranke und Arme, Junge und Alte, Freunde und Gegner.
Durch Fragen eröffnet er den Weg zum Nachdenken und Glauben, nicht durch Belehrung.
So möchte ich die Geschichte vom Menschen Jesus erzählen mithilfe von vielen Fragen:
mit Fragen, die Jesus selber stellt, sich selbst, den Menschen damals und uns heute,mit Fragen an Jesus, die ihm damals gestellt wurden und die wir uns heute stellen.Alle Fragen ermöglichen Antworten über ihn und das Leben, zu seiner und zu unserer Zeit.
Alle Geschichten gebe ich frei wieder und deute sie, bleibe dabei jedoch nah an der Bibel.
Alles Vergangene erzähle ich, als würde es jetzt passieren, denn es ist bis heute aktuell.
Immer wieder haben Menschen sich Bilder von Jesus gemacht, um zu zeigen, wie er für sie ist.
Meine Geschichte verzichtet auf Bilder, die Jesus und damit Gott auf ein Aussehen festlegen.
Stattdessen bekommen die Worte Form und Gestalt, damit die Sprachbilder in uns wirken.
Beginnen wir mit dem, was wir sicher wissen und was keine Frage des Glaubens ist.
Es ist recht schnell erzählt, aber unbestreitbar als Tatsache wahr und so geschehen:
Jesus hat vor 2000 Jahren gelebt, wird im jüdischen Glauben groß, ist und bleibt Jude.
Einige Jahre lebt er als Wanderprediger, wirkt Wunder und bekommt zahlreiche Anhänger.
Er ist ohne festen Wohnsitz, immer unterwegs, ist an Seeufern und auf dem Wasser,
auf Bergen und am Weg, lebt meistens in ländlichen Gebieten, ist seltener in Städten,
spricht aber auch in Synagogen, in den Wohnhäusern und auf den Marktplätzen.
In der Botschaft Jesu steht die Liebe zu allen Menschen und zu Gott im Mittelpunkt.
Die religiösen Gesetze legt er sehr frei aus und geht offen mit allen Menschen um,
besonders mit denen, die arm und klein am Rande standen und verachtet wurden.
Dadurch gerät er in Streit mit den damaligen religiösen Führern der Juden in Jerusalem.
Um das Jahr 30 verstärkt sich der Konflikt dramatisch. Um größere Unruhen zu vermeiden,
wird Jesus von den römischen Machthabern zu Unrecht als politischer Aufrührer verurteilt.
Das unterstützen und befürworten die jüdischen Führer der Sadduzäer im Hohen Rat,
nicht aber die Pharisäer, denen Jesus nahesteht wie keiner anderen religiösen Gruppe.
Um die eigene Macht zu sichern, verurteilt der Statthalter Pontius Pilatus ihn zum Tode.
Auf grausame und entwürdigende Weise stirbt Jesus wie ein Verbrecher den Tod am Kreuz.
Diese Ereignisse schreiben nicht nur gläubige Christen, sondern auch Nicht-Christen auf.
Sogenannte Geschichtsschreiber berichten von Jesus, von seinem Leben und Tod.
Auch die Evangelisten, erst Markus, dann Matthäus und Lukas, zuletzt Johannes erzählen:
von Jesu Geburt, seinem Leben, Sterben und auch von der Auferstehung am Ende.
Denn zunächst stürzt Jesu Tod seine Freunde in die schwerste Krise: Alles ist vorbei!
Doch dann muss etwas ganz und gar Unerklärliches passiert sein, das plötzlich alles ändert.
Zuerst bekennt der Apostel Paulus in kurzen Sätzen: Gott hat Jesus von den Toten erweckt.
Schon vor den Evangelisten hat Paulus viele Briefe an die ersten Gemeinden geschrieben.
Zuvor hatte er die Christen verfolgt, dann wird er selbst einer, der Jesus nachfolgt.
Wie wohl kein anderer hat Paulus den Glauben der Christen in der Welt verbreitet.
Das schreckliche Ende wird somit zum Anfang einer frohen Botschaft, die die Welt umspannt.
Wie Paulus wollen die Evangelisten diese Botschaft weitergeben und als Gläubige erzählen.
Aus den kurzen Bekenntnissen werden Geschichten vom auferstandenen Jesus Christus.
Die Evangelisten erzählen weitere Tatsachen aus Jesu Leben immer im Licht des Glaubens.
Jeder schreibt für andere Menschen in ihrer Zeit und zeichnet ein eigenes Bild von Jesus.
Doch sie sind sich einig: Jesus ist als Mensch auch Gottes Sohn und lebt weiter bei Gott.
Wie die Geschichte der Botschaft Jesu und der ersten Christen dann weitergeht,
können wir in der Apostelgeschichte lesen, die auch der Evangelist Lukas in Worte fasst.
Stellen wir uns die Bibel vor als ein Haus mit vielen Räumen im Erdgeschoss und Obergeschoss!
Unten finden wir die Geschichten der Heiligen Schrift der Juden, des Ersten Testaments.
Oben sind die Erzählungen und Briefe des Neuen Testaments der Christen zu entdecken.
In die oberen Räume der Christen kommen wir nur über das Erdgeschoss der Juden.
Die Juden sind Gottes erste Liebe. Ihr Glaube ist die Wurzel des christlichen Glaubens.
Wer sich damit auskennt, kann Jesus verstehen, denn er war Jude und blieb es bis zum Tod.
Die Wände des Hauses sind wie Spiegel, denn die Geschichten der Bibel erzählen von uns.
Wir lesen die Bibel, und die Bibel liest uns. Wir entdecken darin uns selbst und das Leben.
Wenn ich nun von Jesus erzähle, betreten wir das Haus der Bibel und gehen hindurch.
An jeder Tür steht eine Frage, die Jesus gestellt hat oder die wir und andere Jesus stellen.
In jedem Raum erwartet uns eine Geschichte, die uns etwas zeigt von diesem Menschen.
Doch nie zeigt Jesus sich ganz, können wir alle Türen öffnen und jeden Raum besuchen.
Jeder Mensch erzählt anders, und alle Menschen hören das Erzählte im eigenen Licht.
Immer bleibt Jesus ein Geheimnis, nicht zu verstehen, eine Frage, nicht zu beantworten.
Seit fast 2000 Jahren erzählen Menschen von diesem einzigartigen Menschen Jesus,
der wie vom Himmel auf die Erde kam, einer von uns war und doch ganz anders als wir.
Dabei geht jeder Mensch seinen eigenen Erzählweg, der niemals vollständig ist.
Er führt aus einzelnen farbigen Mosaiksteinen eine Lebensgeschichte vor Augen.
Andere betrachten und bestaunen dieses farbenfrohe Leben wie in einem Kaleidoskop.
Sie machen sich ihr eigenes Bild von einem Menschen, der unerklärlich bleibt.
In diesen Geschichten, die wir einander erzählen, lebt Jesus und wohnt damit auch Gott.
Das Erzählen von Jesus hat seine Wurzeln in all dem, was in der Bibel zu lesen ist.
Die Geschichten der Bibel sind keine Märchen, sondern tief in der Geschichte verankert.
Sie haben eine äußere Wahrheit, wollen aber nicht wie Nachrichtenberichte informieren.
Wichtiger ist ihre innere Wahrheit, die in uns wahr werden kann, wenn wir sie hören,
wenn wir in sie hineingehen, sie unser Leben berührt und es entscheidend verändert.
Wer die Lebensgeschichte eines Menschen erzählt, beginnt meistens mit der Geburt,
entfaltet Ereignisse, Taten und Worte aus dem Leben bis hin zum Sterben und Tod.
Bei Jesus gibt es gute Gründe, ganz anders anzufangen und mit dem Ende zu beginnen.
Das ist sicher ungewöhnlich, aber so können wir den Menschen Jesus tiefer verstehen.
Denn der Tod war nicht das Ende. Als Jesus gestorben ist, brutal gekreuzigt, denken alle:
Jetzt ist alles aus: der Glaube am Ende – die Hoffnung zerstört – die Träume zerplatzt!
Doch dann fängt es erst richtig an. Da muss etwas völlig Unglaubliches passiert sein.
Alle, die Jesus nachgefolgt sind, erfahren und erkennen auf eine unbegreifliche Weise:
Er ist weiter bei uns, lebt anders weiter, ist auferstanden, hat die Macht des Todes besiegt.
Alles, was im Neuen Testament steht, ist von diesem unbegreiflichen Glauben her zu sehen.
Die Erfahrungen mit dem Auferstandenen bestimmen die Paulus-Briefe und die Evangelien.
Alles wird erzählt unter dem Eindruck, dem Erleben und der Einsicht der Auferstehung.
Nur von diesem unvergleichlichen Ereignis her können wir ein wenig begreifen, wer Jesus ist.
Nur von seiner Auferstehung her können wir die Geschichten von Jesus wirklich verstehen:
den Anfang seiner geheimnisvollen Geburt, die Jahre seines Lebens mit den Menschen,
den schrecklichen Tod am Kreuz, der Ende und zugleich ganz neuer Anfang war.
Fangen wir also an, die Geschichte Jesu als eine Geschichte vieler Fragen zu erzählen.
Beginnen wir am Ende, als alles vorbei zu sein scheint, in Wahrheit aber erst richtig losgeht.
Am Anfang steht eine uns überlieferte Frage, die Jesus nach seinem Tod gestellt hat.
Viele Geschichten werden erzählt vom neuen Anfang nach dem Ende, die schönste geht so:
Nach dem Tod Jesu sind zwei Jünger auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus,