Jett (Arizona Vengeance Team Teil 10) - Sawyer Bennett - E-Book
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Jett (Arizona Vengeance Team Teil 10) E-Book

Sawyer Bennett

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Beschreibung

Jett Olsson sucht nichts Festes, und Emory Holland sucht überhaupt nichts - also warum scheint es so schwer zu sein, professionell zu bleiben? Ich liebe mein Leben – den Nervenkitzel, als Teil der Arizona Vengeance auf dem Eis zu sein, den Siegesrausch, die Bewunderung der Fans. Umso besser, wenn die Zuneigung der Fans damit einhergeht, dass ich die Nächte nicht alleine verbringen muss. Ich bin glücklicher Single. Aber als Emory Holland in ein Team-Meeting der Arizona Vengeance kommt, erregt sie sofort meine Aufmerksamkeit. Sie ist klug und schlagfertig zugleich, und dass sie höllisch heiß ist, schadet auch nicht gerade. Doch sie blockt all meine Avancen ab, also entscheide ich mich notgedrungen für den weniger befahrenen Weg – direkt in die sogenannte Friendzone. Meine Herangehensweise scheint zu funktionieren, denn sie lädt mich als "Freund mit Vorzügen" für eine unverbindliche Affäre in ihr Schlafzimmer ein. Sie wurde schon einmal verletzt, und wenn ich ihr helfen kann, darüber hinwegzukommen und ihr gleichzeitig ebenso spektakuläre wie befriedigende Nächte beschere *klopft sich selbst auf die Schulter*, bin ich glücklich. Zumindest rede ich mir all das ein, während die Uhr unserer "Beziehung" tickt. Die eigentliche Frage ist: Kann ich den Siegtreffer in einem Spiel erzielen, von dem keiner von uns beiden wusste, dass wir es spielen? Teil 10 der Reihe rund um das Eishockey-Team der Arizona Vengeance von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 307

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Sawyer Bennett

Arizona Vengeance Teil 10: Jett

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Joy Fraser

© 2021 by Sawyer Bennett unter dem Originaltitel „Jett (Arizona Vengeance, Book #10)“

© 2023 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

© Coverfoto: Shutterstock.com

ISBN Print: 978-3-86495-600-3

ISBN eBook: 978-3-86495-601-0

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig. 

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen

Vowort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Autorin

Vowort

Ich hoffe, euch gefällt Jett, der zehnte Band der Arizona Vengeance-Reihe. Wenn dies für euch das erste Buch der Serie ist, könnt ihr es auch als eigenständigen Roman lesen, ohne die anderen Bände kennen zu müssen.

Wenn ihr schon länger Fan der Serie seid, möchte ich mich herzlich für das geduldige Warten bedanken. Ich war monatelang damit beschäftigt, The Chronicles of the Stone Veil zu schreiben, eine Urban-Fantasy-Serie in fünf Bänden, die Anfang 2021 erschienen ist. Wenn ihr euch ein bisschen für Paranormal-/Urban-Fantasy-Romance interessiert, schaut unter: https://bit.ly/SB_StoneVeil.

Falls nicht, keine Sorge. Es kommen noch mehr Eishockeygeschichten. Und mit meiner Romantic-Suspense-Serie Jameson Force Security geht es ebenfalls weiter.

Viel Spaß beim Lesen.

xoxo

Kapitel 1

Jett

„Jett!“, ertönt eine Stimme. Ich halte inne und schaue in das Zimmer, aus dem ich gerufen worden bin.

Auf einem Bett und von Kissen gestützt sitzt ein Junge, geschätzt knapp um die dreizehn Jahre alt. Sein Bett ist ordentlich gemacht, er sitzt auf einer blauen Bettdecke und hat eine Nintendo Switch in der Hand.

Ich trete einen Schritt zurück und gehe ohne weitere Einladung in das Zimmer hinein. Er hat mich erkannt und ich lehne kein Gespräch mit einem jungen Fan ab. Schon gar nicht mit einem in einer Rehaklinik, dem das linke Bein vom Knie abwärts fehlt.

Der Junge grinst breit vor Erstaunen, dass ich tatsächlich in sein Zimmer komme. „Wow, du bist ja wirklich Jett Olsson.“

„Zumindest steht das auf meinem Führerschein.“ Ich halte ihm die Faust zum Gruß hin, gegen die er mit seiner stößt.

„Kann ich ein Autogramm haben?“, fragt er schüchtern, da er jetzt weiß, dass ich wirklich Jett Olsson bin, der Right Winger der Second Line im Team der Arizona Vengeance. Die aktuellen Stanley-Cup-Titelverteidiger.

„Ich habe eine bessere Idee“, versichere ich ihm. „Erst gehe ich meinen Freund besuchen, dann komme ich wieder zu dir und bleibe eine Weile. Vielleicht zeigst du mir dein Nintendo-Spiel?“

„Wirklich?“, fragt er und in seinen braunen Augen leuchtet es vor Überraschung auf.

„Auf jeden Fall.“

„Cool.“ Erfreut streckt er eine Faust in die Luft.

Nachdem ich aus dem Zimmer gegangen bin, steuere ich wie ein Pro durch die Flure des Edward W. Freely Rehabilitationshospitals. Es stammt aus den Mittfünfzigern und wurde vor fünf Jahren renoviert. Jetzt ist es hochmodern mit glänzenden Parkettböden, farbenfrohen Kunstwerken an den Wänden und geräumigen Krankenzimmern mit heimeligen Möbeln, damit sich die Langzeitpatienten wohlfühlen.

Hier ist mein Kumpel und Teamkamerad Baden Oulett untergebracht, um sich von seinem letzten operativen Eingriff an der Wirbelsäule zu erholen, der drei Wochen her ist. Seitdem ist das Wunder geschehen, dass er nicht nur wieder Gefühl in den Beinen hat, sondern sie auch bewegen kann. Zwar noch nicht so gut, dass er aufstehen und losrennen kann, doch es ist ein guter Anfang. Daher muss er nun viel trainieren, um die volle Beweglichkeit wiederzuerlangen. Außerdem muss er aus der tiefen Depression herausfinden, in die er gesunken ist. Der Preis, den er für die Rettung einer Frau vor einem Überfall zahlen musste, ist ein Riss in der Milz, Hirnblutungen und eine lange Narbe auf einer Seite des Gesichts. Was allerdings nicht die schlimmsten Verletzungen waren. Schlimmer war die Verletzung des Rückgrats durch Schläge mit einem Brecheisen. Daraufhin war Baden von den Hüften abwärts gelähmt.

Es war furchtbar, bis zur letzten Operation, doch jetzt scheint die Sonne wieder auf sein Leben.

Wahrscheinlich geht es ihm bereits auf die Nerven, aber sämtliche Teamkameraden kommen ihn einzeln regelmäßig besuchen. Seine Eltern leben in Montreal, und hier sind wir seine Familie, also vergeht kein Tag, an dem nicht einer von uns nach ihm sieht.

Ich biege von dem Flur ab, der zu Badens Zimmer führt, und gehe zu einem der Fitnessräume. Dort stehen besondere Geräte bereit, um den Gelähmten bei der Therapie zu helfen. Ich werde mitten in seine Therapiestunde platzen, möchte ihn aber unbedingt einmal beim Training sehen. Ich komme an weiteren Patientenzimmern vorbei, deren Türen offen stehen. Die Patienten winken mir oder grüßen mich, denn hier bin ich kein Fremder mehr.

Als ich in den Fitnessraum komme, steht Baden zwischen zwei parallelen Stangen. Mein Herz schlägt schneller, weil er tatsächlich auf den eigenen Beinen steht.

Er wird von einem Brustgeschirr gesichert. Ein Therapeut steht vor ihm und einer hinter ihm. Um die Beine hat er ein Stützgestell geschnürt, und die Muskeln seiner Arme treten hervor, als er sich auf den Stangen aufstützt. Ich bin erstaunt, dass er sich so ganz allein halten kann.

Heilige Scheiße.

Baden kann wieder allein stehen.

Er hat mich noch nicht gesehen, und ich sage nichts, denn ich will seine Konzentration nicht stören. Sein Ausdruck ist gequält, und er beißt so fest die Zähne zusammen, dass die rote Narbe auf seiner linken Seite, die von der Schläfe bis zum Kinn verläuft, ganz blass aussieht.

„Okay, und jetzt der erste Schritt“, sagt der Therapeut vor ihm. „Verbinde dein Gehirn mit dem Bein.“

Baden runzelt die Stirn, stöhnt vor Anstrengung, gibt dem Bein Schwung und bewegt es dadurch circa zehn Zentimeter nach vorn. Zehn kleine Zentimeter, doch mir kommt es vor, als hätte er soeben eine Olympiamedaille gewonnen. Und ich weiß, wie sich das anfühlt, denn ich habe eine. Eine silberne, die ich bekam, als ich bei den vergangenen olympischen Winterspielen für mein Heimatland Schweden gespielt habe.

Am liebsten würde ich für Baden jubeln und ihn anfeuern, aber ich beherrsche mich. Er braucht seine volle Kraft und Entschlossenheit, um seine Beine zu bewegen. Schweiß bricht ihm auf der Stirn aus und läuft seine Schläfen entlang. Seine Arme zittern, die das ganze Gewicht seiner Körpergröße von einszweiundneunzig halten müssen. Seit er kein Gefühl mehr in den Beinen hat, hat er gebetsmühlenartig seinen Oberkörper trainiert, sodass er sich jetzt nicht auf das Brustgeschirr oder die minimale Kraft seiner Beine verlassen muss. Er kann sich allein mit den Armen aufrecht halten.

Mit seiner vollen Konzentration schafft er fünf oder sechs kleine Schritte, bevor er langsam nach unten sackt. Der Therapeut hinter ihm steht sofort mit einem Rollstuhl bereit. Langsam lassen sie Baden darauf nieder und schnallen ihn vom Geschirr ab.

Leise Beifall klatschend gehe ich auf Baden zu. Er wendet mir den Blick zu und grinst.

„Jemand kann bald wieder raus aufs Eis“, sage ich, als der Rollstuhl zwischen den Stangen hinausgeschoben wird.

Das mag taktlos klingen, da Baden wahrscheinlich nie wieder Eishockey spielen wird, doch in den vergangenen anderthalb Jahren habe ich Baden recht gut kennengelernt. Und noch besser nach dem Überfall und den vielen Besuchen bei ihm. Baden ist jetzt an einem Punkt, an dem wir ungezwungener reden und Hoffnung ins Gespräch einfließen lassen können. Als er neulich Gewichte stemmte, sagte er grinsend, dass er darüber nachdenke, kein Goalie mehr sein zu wollen, sondern ein Right Winger wie ich. Vollkommen absurd, selbst bei perfekter Gesundheit. Wir lachten herzhaft darüber.

Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Zieh mir Schlittschuhe an und ich bin bereit.“

Baden nickt den Therapeuten zu, was ein stummer Dank für deren Hilfe ist, und wendet den Rollstuhl mir zu. Inzwischen hat er sich an den Rollstuhl gewöhnt und überholt andere Rollstuhlfahrer im Flur. Manchmal fährt er mir mit der Fußstütze gegen die Schienbeine, worüber er sich dann kaputtlacht.

Ja, seit Baden wieder Gefühl in den Beinen hat, hat sich seine Stimmung enorm aufgehellt. Ich weiß nicht, ob er überhaupt vorhat, je wieder Eishockey spielen zu können, was das größte Langzeitziel wäre, aber er ist hocherfreut, dass normales Laufen wieder eine Option ist.

Wir reden über das gestrige Spiel gegen die Houston Jam, das wir 7:2 gewonnen haben, sodass ich fast Mitleid mit dem Gegner hatte.

Fast.

Ich konnte lediglich bei einem Tor assistieren, doch das habe ich wirklich wunderbar gemacht. Ich schaffte eine unglaubliche Täuschung, durch die Kane in der Lage war, mit der Rückhand ins Tor zu treffen. Baden als Goalie stimmt mir zu, dass dieser Treffer nicht zu halten war.

Baden biegt in sein Zimmer ein. „Wie war deine Geburtstagsparty?“, fragt er freundlich.

„Schön“, antworte ich. Es gab nur vorgestern eine kleine Feier mit Kane, Jim und Bain im Sneaky Saguaro. Mit Essen und Bier feierten wir meinen Sechsundzwanzigsten.

Bain und ich flirteten mit den Kellnerinnen in ihren knappen Outfits. Aber hauptsächlich ging es mir darum, mit den Kameraden meiner Line zusammen zu sein. Eigentlich hätte Baden dabei sein sollen, doch er lehnte ab, denn er will nicht im Rollstuhl in die Öffentlichkeit, was ich verstehen kann.

Riggs, einer unserer Defensemen, konnte nicht kommen, weil er seiner Schwester bei einem Schulprojekt helfen musste. Zumindest war das seine Ausrede. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Wir wissen immer noch so gut wie nichts über den Mann und warum er der Vormund seiner siebzehnjährigen Schwester ist.

Mein Blick fällt auf die große Pflanze am Fenster, deren Ranken bis zum Boden reichen. „Deiner Heldenpflanze geht es echt gut.“

Baden schnaubt. Jedes Mal beschwert er sich, dass er sich um das Ding kümmern muss, aber anscheinend macht es ihm doch Spaß, denn sie gedeiht wunderbar. Er bekam sie von der Frau geschenkt, die er gerettet hat. Man sollte meinen, dass die Pflanze ihn an den Vorfall erinnert, doch vielleicht sieht er nur die Dankbarkeit der Frau in ihr. Jedenfalls hat er uns kaum etwas über den Vorfall erzählt und die zwei Kerle, die ihn verprügelt haben, wurden nie erwischt. Wahrscheinlich kann man mit so etwas schlecht abschließen, wenn es wie eine dunkle Wolke über einem hängt.

Baden macht sich nicht die Mühe, sich aus dem Rollstuhl auf sein Bett oder in einen der Sessel am Fenster zu begeben. Er fährt lediglich mir gegenüber vor meinen Sessel, stellt die Bremse fest und lehnt sich bequem zurück.

„Gib mir ein Dreißig-Sekunden-Update über alle“, fordert er.

Ich brauche ihm keine Statistiken zu erzählen. Baden folgt allen Spielen, weil er immer noch ein Mitglied des Teams ist. Nein, er meint Persönliches. Klatsch und Tratsch.

„Hm“, sage ich und blicke nachdenklich nach oben. „Jim und Ella haben sich versöhnt.“

„Wunderbar“, sagt Baden, nickt und macht eine Handbewegung, dass ich weitermachen soll.

Ich erzähle ihm alles über die anderen. Blue und Erik warten auf ihr Baby, das nächsten Monat kommen wird, sodass Erik bei jedem Auswärtsspiel in Panik gerät. Wir lachen über Kane, der aktiv an der Planung seiner Hochzeit mit Mollie teilnimmt und offenbar ganz darin aufgeht, sich Blumendeko und Hochzeitslocations anzusehen. Womit ihn alle Männer aufziehen.

„Und Dominik und Willow werden wohl Dillon adoptieren“, erzähle ich Baden.

„Heilige Scheiße! Das ist cool. Ist der Kleine immer noch so gut im Kindereishockey?“

Lachend nicke ich. „Ja. Ich wette, er hat es auf eine Position in unserem Team abgesehen.“

Der Besitzer unseres Teams, Dominik Carlson, und seine Frau Willow sind bereits seit einigen Monaten die Pflegeeltern des Jungen. Ich hatte den Eindruck, dass eine Adoption von Anfang an das Ziel war, sie es jedoch nicht laut ausgesprochen haben, weil sie nichts beschreien wollten.

„Aber wie geht es dir denn nun wirklich?“, will ich wissen, auch wenn ich ziemlich auf dem neuesten Stand bin, da ich Baden nicht nur besuche, sondern auch täglich mit ihm chatte oder telefoniere.

Baden grinst und schüttelt den Kopf. „Du weißt doch alles über meine eingeschränkte Existenz. Ich mache Reha-Übungen und Work-outs. Das war’s. Viel lieber würde ich gern wissen, wie es dir geht und ob du bei der neuen heißen Mitarbeiterin für die sozialen Medien gelandet bist.“

Ich seufze, denn er spricht von Emory Holland, die zu meinem Fluch geworden ist. Sie ist und bleibt völlig unbeeindruckt von meinem Charme.

Unsere erste Begegnung ist nicht so gut gelaufen. Sie war für den Posten der stellvertretenden Abteilungsleiterin für digitales Marketing und Controlling beim Team Vengeance eingestellt worden. Ich habe keinen blassen Schimmer, was das bedeutet, aber eines ihrer Projekte ist der Kontakt mit den Fans auf Instagram. Dafür traf sie sich mit jedem Spieler, um über dessen Image in den sozialen Medien zu sprechen und ihm zu raten, wie er noch mehr Fans anlocken kann.

Bei unserem ersten Meeting gab sie sich ganz geschäftsmäßig.

Ich versuchte, sie zu einem Date zu überreden. Sie ließ mich eiskalt mit dem Spruch abblitzen, dass sie mit Arbeitskollegen nichts anfängt. Ich spürte jedoch, dass sie in Wahrheit einfach nicht an mir interessiert war. Und das versetzte mir zugegebenermaßen einen Stich.

„Ich habe einen neuen Plan“, sage ich grinsend zu Baden. „Und treffe mich heute Abend mit ihr.“

„Und wie lautet der Plan?“

„Ich werde ihr meine Accounts in den sozialen Medien zeigen und dass ich alles genau so gemacht habe, wie sie es mir geraten hat. Sie wird so beeindruckt sein, dass ich es so gut hinbekommen habe, dass sie gar nicht anders kann, als aus Dankbarkeit mit mir auszugehen.“

Baden schnaubt. „Mach dich darauf gefasst, wieder einen Korb zu bekommen.“

„Sie ist wirklich eine harte Nuss“, gebe ich nachdenklich zu.

„Ich finde sie sehr sympathisch“, sagt Baden.

Irritiert blinzele ich.

Er lacht. „Sie hat mich neulich besucht und gefragt, ob ich nicht auf Insta die Reha und meine Genesung für die Fans veröffentlichen will.“

Ich runzele die Stirn. Das erscheint mir ein bisschen taktlos.

Baden liest meinen Gesichtsausdruck und versichert mir: „Schon gut. Sie hat keinen Druck auf mich ausgeübt und mich nur gebeten, darüber nachzudenken. Allerdings glaube ich, dass ich damit andere inspirieren könnte, die ähnliche Verletzungen erlitten haben. Ich möchte ihnen zeigen, dass man die Hoffnung nicht verlieren darf.“

Es trifft voll in mein emotionales Zentrum – ja, auch harte Sportler haben Gefühle –, dass Baden anderen ihre Tragödie erleichtern will. So ist er eben.

Da er gerade so offen ist, riskiere ich eine Frage. „Wie stehen eigentlich die Chancen, dass du wieder spielen kannst?“

Baden lächelt so, als hätte er Mitleid mit mir, dass ich Angst hatte, diese Frage zu stellen. „Die Chancen dafür sind sehr gering. Das würde eine Menge harte Arbeit bedeuten.“

„Die du aber leisten kannst“, behaupte ich schlicht.

„Absolut“, sagt er, wird dann aber ernster. „Dieses Ziel setze ich mir allerdings jetzt nicht. Erst will ich wieder normal laufen können, und dann kann ich mir das nächste Ziel vornehmen.“

Sehr weise. Ziele unrealistisch hochzustecken, führt nur zu massivem Versagen und noch mehr zerstörten Träumen.

Wir reden noch etwas länger über die Saison und wie sie vorangeht. Als Titelverteidiger ist der Druck, uns selbst zu übertreffen, gewaltig. Momentan sind wir in unserer Division auf dem zweiten Platz, was nicht schlecht ist, aber wir müssen uns anstrengen, auf den ersten Platz zu kommen.

Wir tratschen ein wenig über die anderen Spieler. So viele von ihnen haben sich im vergangenen Jahr fest gebunden. Das sehe ich bei mir natürlich noch nicht kommen, aber ich freue mich für meine Kameraden, die mit dem monogamen Lebensstil zufrieden sind.

Ich werfe einen Blick auf meine Uhr. „Alter, ich muss jetzt los.“

Ich erhebe mich und Baden begleitet mich mit dem Rollstuhl bis zur Tür.

„Ich dachte, du triffst dich mit Miss Holland erst gegen Abend?“

„Stimmt.“ Ich lache, reiche ihm die Hand, beuge mich zu ihm hinab und klopfe ihm mit der anderen Hand auf die Schulter. Klassische Bro-Umarmung. Dann lasse ich ihn los. „Aber ich habe eine Verabredung mit einem Jungen von der Kinderstation.“

Kapitel 2

Emory

Ich tippe die letzten Zeilen des Posts auf der Instagramseite unter das Foto des Teambesitzers Dominik Carlson und seiner Frau Willow sowie deren Pflegesohn Dillon. Ein Schnappschuss, den ich gestern während des Spiels in der Teamloge gemacht habe.

Zwar war ich nicht direkt in die Loge eingeladen worden, doch ich bekam einen Besucherausweis umgehängt, der mich als Mitglied der Organisation ausweist. Genauer gesagt als stellvertretende Abteilungsleiterin für digitales Marketing und Controlling. Und alle wissen, dass ich ungehinderten Zutritt zu allem habe, um Fotos für die sozialen Medien zu schießen.

Und das nutze ich voll aus.

Selbstverständlich stürme ich nicht in die Umkleidekabine, wenn sich die Jungs gerade umziehen, was meine Schwester sehr bedauerlich findet. Aber als Dominik mich eingestellt hat, damit ich sein Team im Internet zu „dem angesagtesten amerikanischen Eishockeyteam“ mache, verlangte ich ziemlich viel an persönlichem Zugang.

Er hatte kein Problem damit.

Ich lehne mich auf dem Stuhl zurück und betrachte das Foto, bevor ich es veröffentliche. Ich habe es hinter der Carlson-Familie aufgenommen. Dillon steht zwischen Dominik und Willow in der ersten Reihe der Loge. Das Spiel war zu aufregend, um sitzen zu bleiben. Am meisten rührt mich, dass Willow und Dominik eine Hand an dem Jungen haben, ohne zu wissen, dass der andere ihn ebenfalls berührt. Willow hat ihre Hand auf seinem Rücken. Dominiks Hand liegt im Nacken des Jungen und dieser lehnt sich leicht in Dominiks Richtung. Der liebevolle Familienmoment trifft voll in meine Gefühlswelt. Ich sende den Post ab und weiß, dass es unseren Followers genauso gehen wird. Allen 343.000.

Bei der Zahl verziehe ich das Gesicht. Sie ist viel zu niedrig. Die Carolina Cold Fury haben über eine Million Follower. Natürlich ist unser Team erst ein Jahr alt, aber schließlich sind wir die Titelverteidiger. Ich muss diese Zahl unbedingt erhöhen.

Ich wechsele zu meinem zweiten Bildschirm und notiere mir, dass ich nächste Woche signierte Trikots verlosen werde. Seit meinem Beginn hier vor wenigen Wochen geht es nur langsam voran, aber ich bin unermüdlich. Bestimmt hat Dominik mich genau deswegen eingestellt.

Mein Handy klingelt. Ich öffne die Schublade des Schreibtisches, in der meine Handtasche liegt. Damit ich nicht der Versuchung erliege, in meine eigenen sozialen Medien zu schauen und mit meiner Familie zu chatten, stecke ich das Handy während der Arbeitszeit weg. Nach dem Motto: aus den Augen, aus dem Sinn.

Aber das ist Jennas Klingelton und für sie habe ich immer Zeit.

„Was geht ab, Süße?“, sage ich fröhlich ins Handy. Meine Gedanken waren soeben noch bei Analysen und Fortschritten, die noch gemacht werden müssen, doch für meine Schwester kann ich sie sofort loslassen.

„Nicht viel“, sagt sie und stöhnt leise.

Ich stelle sie mir im Geiste vor. Sie sitzt an ihrem Schreibtisch und streckt die Arme hoch, um ihren Rücken zu entspannen. Stundenlang kann sie ohne Pausen dort sitzen, aber manchmal geht es ihr an die körperliche Substanz. Ich habe versucht, sie zu einem Yogakurs oder zu Pilates zu überreden, doch sie ist zu sehr zum Stubenhocker geworden. Seit sie als Freelancerin als Lektorin arbeitet, ist sie noch mehr ans Haus gebunden als vorher.

„Ich dachte, ich mache geschmorte Spareribs zum Abendessen“, sagt sie, nachdem sie nach dem Dehnen hörbar ausgeatmet hat. „Mit Knoblauch-Rosmarin-Kartoffeln.“

„Köstlich“, antworte ich. Das Gute daran, dass Jenna so viel zu Hause ist, ist zugegebenermaßen, dass unsere Ernährung besser geworden ist.

„Kannst du bitte einen guten Rotwein mitbringen?“, fragt sie.

Ich halte inne. Jenna und ich trinken gern einen Wein zum Essen oder auch einfach mal so. Aber meistens nur an den Wochenenden oder zu einem besonderen Anlass. Es ist Dienstag und Mitte November. Heute ist nichts Besonderes.

Es sei denn …

„Hast du ihn bekommen?“, frage ich vorsichtig, doch ich spüre schon die innere Aufregung.

„Ich habe den Job!“, ruft sie dann aus.

Ich kreische ebenfalls erfreut auf. Plötzlich wird mir bewusst, dass sich mein Büro in der Vorstandsetage der Arizona Vengeance befindet. Ich sollte mich professioneller benehmen, also reiße ich mich zusammen und wispere nur noch.

„O mein Gott. Ich freue mich wahnsinnig für dich, Jenna.“ Denn meine Schwester hat einen Job bei der Phoenix Tribune als Lektorin bekommen, womit ihre ewige Suche nach Aufträgen als Freelancerin ein Ende hat. Sie braucht etwas Festes, und das ist damit der Fall.

„Und das Beste ist“, sagt sie erfreut, „dass ich von zu Hause aus arbeiten kann.“

Meine Hoffnungen schwinden dahin. Ich habe erwartet, dass der Job sie endlich aus dem Haus bringen wird, doch anscheinend nicht. Das sage ich ihr jedoch nicht. Ich bleibe weiterhin enthusiastisch. „Ich werde den besten Rotwein mitbringen, den wir mit den Spareribs zusammen genießen können.“

„Schwester, du bist die Beste“, antwortet sie.

„Nein, das bist du.“

Womit wir beide recht haben. In den vergangenen Jahren haben wir uns aufeinander verlassen können. Wir sind uns gegenseitig ein Fels in der Brandung.

Wir plaudern noch ein paar Minuten. Sie erzählt mir mehr über den Job, bis ich über das interne Kommunikationssystem eine Nachricht bekomme, dass mein Besucher für den Zwei-Uhr-Termin eingetroffen ist.

Innerlich verziehe ich das Gesicht.

Jett Olsson, der unermüdliche, wenn auch verdammt gut aussehende Eishockeyspieler, der sich unmögliche Sachen hat einfallen lassen, damit ich mit ihm ausgehe. Viele Frauen wären ganz bezaubert, doch ich habe keine Zeit für so etwas, und deshalb ist es mehr störend als alles andere.

„Ich muss aufhören, Jenna“, sage ich, während ich der Kollegin am Empfang zurückschreibe, dass sie den Mann herschicken soll. Jenna verspreche ich, dass ich pünktlich um halb sieben zu Hause sein werde, und wir beenden das Gespräch.

Ich erhebe mich hinter dem Schreibtisch, atme tief und kräftig ein und langsam wieder aus. Ich streiche meinen Rock glatt und zupfe die Seidenschleife am Hals zurecht. Mein Outfit ist heute makellos, wie meistens. Ich folge den Modetrends und breche sie manchmal auch gezielt. Heute trage ich einen schwarzen Rock mit hoher Taille, der sich eng an meinen Körper schmiegt und bis knapp unter die Knie reicht. Und mit hoher Taille meine ich, dass er meine Rippen fast komplett bedeckt. Den Rock habe ich mit einer smaragdgrünen, langärmeligen Bluse kombiniert, die am Hals eine Schleife hat. Dazu trage ich schwarze Stiefel. Das ist ein interessanter Look mit dem figurbetonten Rock, der direkt unter meinen Brüsten beginnt, und der weiten Bluse, die dafür umso flatternder ist. Die Haare trage ich heute offen und ich habe die rabenschwarzen Locken in der Mitte gescheitelt und perfekt geglättet. Meine Frisuren sind genauso abwechslungsreich wie meine Kleidung. Gestern habe ich noch altmodische Lockenwicklerwellen getragen.

Das Einzige, das an mir immer gleich bleibt, ist die schwarz gerahmte Brille, die ich bei der Arbeit stets trage. Ich besitze Kontaktlinsen, gegen die ich nichts einzuwenden habe, aber ich habe festgestellt, dass mich die Leute beruflich ernster nehmen, wenn ich gelehrter wirke.

Es klopft kurz an der Tür und dann kommt Jett Olsson herein.

Ich unterdrücke den positiven Schock, der mich die anderen zwei Male auch schon erwischt hat, als ich ihn gesehen habe. Hauptsächlich wegen der durchaus gesunden Feststellung, wie fantastisch der Mann aussieht.

Im Gegensatz zu vielen anderen Eishockeyspielern trägt er seine dunkelblonden Haare superkurz geschoren und er hat einen ständigen, jedoch perfekt gepflegten Bartschatten im Gesicht. Seine Augen sind dunkelblau. Sein schwedischer Akzent ist nur ganz leicht zu erahnen und ziemlich sexy.

Ich schiebe diese Gedanken zur Seite, gehe um den Schreibtisch herum und halte ihm höflich die Hand entgegen. „Danke, dass Sie gekommen sind, Mr. Olsson.“

Anstatt meine Hand für ein geschäftliches Händeschütteln zu ergreifen, dreht er meine Knöchel nach oben. Ich weiß, was er vorhat, bevor er mit seinen Lippen meine Hand berühren kann. So hat er mich beim ersten Mal auch begrüßt, was mich überraschte und mir peinlich war.

Schnell entziehe ich ihm meine Hand. „Schon im späten achtzehnten Jahrhundert haben Männer aufgehört, Frauen die Hand zu küssen, wissen Sie?“

Ich habe keine Ahnung, ob das stimmt. Auf dem College war Geschichte nicht mein Hauptfach.

Ich deute auf die Besucherstühle vor meinem Schreibtisch, damit er sich für das Meeting bitte hinsetzen möge, und gehe zu meinem Stuhl zurück.

„Das ist nicht korrekt“, sagt er. Ich halte inne und sehe ihn an. „Ich begrüße Frauen oft so, und soweit ich weiß, sind wir im einundzwanzigsten Jahrhundert.“

Ich verdrehe die Augen und wende mich meinem Stuhl zu. „Sie küssen eine Menge Frauen, Mr. Olsson, oder?“

„Nenn mich Jett. Wieso? Bist du eifersüchtig?“

„Wohl kaum.“ Ich hoffe, mein Ton signalisiert ihm, dass ich ihn nicht witzig finde.

Ich setze mich auf meinen Stuhl, falte die Hände auf dem Schreibtisch und sehe Jett an. Seine blauen Augen halten meinen Blick und er grinst leicht.

Ich werde dafür sorgen, dass ihm das schnell vergeht. „Danke, dass Sie gekommen sind, um über Ihre Instagram-Präsenz zu sprechen, Mr. Olsson. Das ist der am schlechtesten geführte Account, den ich bisher vom Team gesehen habe.“

Es frustriert mich, dass sein Grinsen nicht verrutscht, doch in seinen Augen funkelt Überraschung. „Ich dachte, du wirst beeindruckt von meiner Arbeit sein.“

„Beeindruckt? Sie haben nicht einen Rat von mir umgesetzt.“

Ich erinnere mich an das Meeting, bei dem wir über die neuen Richtlinien für die sozialen Medien für die Spieler gesprochen haben. Ich habe mit ihm alle Regeln besprochen, genau wie mit allen anderen Spielern.

„Aber ich habe genau das gemacht, was du gesagt hast“, antwortet er und holt sein Handy aus der Hosentasche. Er wischt darauf herum und zeigt es mir dann. Es ist ein Post, den ich kenne. „Du hast gesagt, ich soll helle Fotos machen, wenn möglich aus der Nähe, damit sie den Lesern ins Auge fallen.“

Ich knirsche mit den Zähnen, denn genau das habe ich gesagt. Und ja, das Foto von einem rosa Tulpenstrauß ist perfekt auffallend. Den Text dazu kann ich aus der Entfernung nicht lesen, aber das habe ich schon beim ersten Mal getan. Er schrieb so etwas wie: „Diese Blumen verschenke ich am liebsten.“

„Das ist aber nicht echt“, rüge ich ihn. „Es ist total gestellt und erfunden.“

„Stimmt nicht. Ich verschenke wirklich gern Tulpen.“

Wieder knirsche ich mit den Zähnen, schließe kurz die Augen und versuche, die Ruhe zu bewahren. Der Mann macht mich wütend. Ich öffne die Augen und lasse meinen britischen Akzent durchkommen. Nach fast fünfzehn Jahren in den USA ist er normalerweise ziemlich amerikanisiert. „Mr. Olsson. Bei unserem letzten Treffen haben Sie mir ständig persönliche Fragen gestellt und versucht, mich zu überreden, mit Ihnen auszugehen. Wie Sie vielleicht noch wissen, habe ich das strikt abgelehnt. Und auf eine der Fragen konnten Sie mir eine Antwort abringen. Und zwar, dass Tulpen meine Lieblingsblumen sind.“

Das tat er auf hinterhältige Weise. Er stellte die Frage angeblich nur, um zu erfahren, wie man gute Fotos macht.

„Nur als Beispiel“, sagte er damals. „Wenn Sie Fotos von Ihren Lieblingsblumen posten wollten, wie würden Sie sie arrangieren?“

Und ich fiel voll darauf herein. „Ich würde einen Strauß Tulpen mit einem Band, das farblich zu den Blüten passt, binden und den Strauß dann auf alte Holzbretter legen, anstatt ihn in eine Vase zu stellen.“

Und schon kannte er meine Lieblingsblumen.

Sein erster Instagram-Post war ein Foto von Tulpen und eine Botschaft an mich und nicht an seine Fans.

Doch dort hörte er nicht auf. Er holte weiterhin persönliche Informationen aus mir heraus. Alles unter dem Vorwand, lernen zu wollen, wie die sozialen Medien funktionieren, und ich fütterte ihn arglos mit tonnenweise Informationen. Sein Account wurde zu einem wenig subtilen Versuch, mich zu einem Date zu animieren.

Jett senkt sein Handy auf seinen Schenkel hinab und ich atme tief durch. Dieser Schenkel wird von einer unglaublich gut sitzenden Jeans umschlossen.

Ich schüttele den Kopf, räuspere mich und hebe das Kinn, um ihm gegenüber Autorität zu zeigen. „Mr. Olsson …“

„Jett.“

„Mr. Olsson“, wiederhole ich. „Ihr Account soll zeigen, wer Sie als Mensch sind. Es muss echt wirken und Sie müssen sich selbst treu bleiben.“

„Ich bin mir selbst treu“, sagt er. Ich verstehe die Botschaft dahinter. Er ist unnachgiebig, und das zeigt genau, wie er ist. So schnell gibt er sich mit einem Nein nicht zufrieden.

Ich entscheide mich, direkt zur Sache zu kommen. „Ich werde nicht mit Ihnen ausgehen. Wenn Sie das also bitte einfach akzeptieren würden und anfangen, Ihren Account entsprechend …“

„Machen wir einen Deal“, unterbricht er mich mit einem verschmitzten Grinsen. Ich bin derartig von seinen Grübchen unter dem Bartschatten abgelenkt, dass ich nicht sofort widerspreche. Das nimmt er als Erlaubnis zum Weiterreden. „Geh mit mir essen. Hilf mir noch ein bisschen dabei, in meinen Posts ehrlicher zu sein. Ich verspreche dir, deinen Anweisungen zu folgen und werde dich nie wieder auf ein Date einladen.“

Ich verenge die Augen. „Sie sagen also, wenn wir essen gehen – natürlich zu einem Geschäftsessen –, werden Sie mir wirklich erlauben, Ihnen zu zeigen, wie man mit den sozialen Medien umgeht? Und Sie werden meinen Anweisungen folgen? Und mich nie wieder um ein Date bitten?“

Mit entschlossenem Ausdruck nickt Jett. „Genau das habe ich gesagt.“

„Und Sie versprechen, mich danach wirklich in Ruhe zu lassen?“, hake ich nach.

„Privat, ja. Geschäftlich werden wir wohl weiterhin zusammenarbeiten.“

Ich lehne mich zurück, und mein Verstand sucht nach einem Schlupfloch in dem Angebot, mit dem er mich reinlegen könnte. Auch ermahne ich mich selbst, dass ich mich auf keinen Fall beim Dinner von ihm bezirzen lasse und unbedingt bei meiner Regel bleibe, nicht nur keine Arbeitskollegen zu daten, sondern überhaupt niemanden. An diesem Punkt in meinem Leben bin ich nicht daran interessiert.

Dennoch ist mir die Sache etwas zu persönlich, also mache ich ein Gegenangebot. „Ich stimme einem Dinner zu. Aber nur als reines Geschäftsessen, um Ihnen beizubringen, wie man sich in den sozialen Medien authentisch präsentiert. Und ich bezahle selbst.“

„Deal“, sagt er schnell.

Etwas zu schnell. Habe ich das Schlupfloch übersehen?

„Heute Abend?“, fragt er hoffnungsvoll.

Heute haben die Vengeance kein Spiel. Ich schüttele den Kopf. „Sorry, aber heute habe ich schon etwas vor.“

Das irritiert Jett kein bisschen. „Dann am Samstag?“

Ich habe keinen Grund, Nein zu sagen. Meine Samstagabende sind recht öde und ich sollte die Sache lieber so schnell wie möglich hinter mich bringen. „Okay. Aber wirklich nur rein geschäftlich.

„Rein geschäftlich“, sagt er zustimmend.

Kapitel 3

Jett

Coach Perron hält im Training nichts vom Pfeifen. Er hat eine dröhnende Stimme, die er bevorzugt einsetzt, doch die meiste Zeit beobachtet er uns nur bei den Drills. Seine Assistenten sind sehr involviert beim Training und setzen Perrons Philosophien perfekt um. Sollte ein Kommentar nötig sein, zögert er nicht, ihn anzumerken, aber seine wichtigsten Worte reserviert er meist für rückblickende strategische Betrachtungen und für Anfeuerungsansprachen vor einem Spiel. Nur wenn er ein Training für beendet erklärt, weil wir seinen Erwartungen entsprochen haben, ruft er: „Das war’s für heute!“

Was er soeben verkündet hat. Wir skaten vom Eis, wobei ein paar Kameraden zurückbleiben, um noch weiterzutrainieren oder herumzualbern und noch ein paar Drills zu spielen. Dazu bin ich jetzt viel zu erledigt. Vor dem Training hatte ich ein Work-out und jetzt will ich nur noch nach Hause und vor dem „Date“ mit Emory etwas entspannen.

In der Spielerkabine dusche ich, ziehe mich an und unterhalte mich währenddessen mit einigen Teamkameraden. Hier nutzen wir oft die Zeit, um über unser Privatleben zu plaudern, weswegen unser Teamcaptain Bishop Scott uns liebevoll den „Skatclub“ getauft hat. Seine Eltern sind in einem Freundeskreis, der wegen dieses Kartenspiels zusammengekommen ist, wobei es ihnen hauptsächlich um das Zusammensein und das Trinken geht, um das Plaudern und auch tratschen. Abgesehen vom Trinken geht es bei uns in der Kabine oft ähnlich zu.

„Mollie ist wie ein Hippie“, sagt Kane, streckt sich auf der Bank aus, faltet die Hände hinter dem Kopf und schaut an die Decke.

Ich werfe Bain einen Blick zu, der grinst. Wir kennen diesen Ton von Kane. Gleich wird er anfangen, poetisch verklärt über seine Verlobte und die geplante Hochzeit zu reden. Zwar gönne ich meinem Freund die Freude, als Mann die Planung seiner Hochzeit zu genießen, aber ich kann es nicht lassen, ihn damit aufzuziehen.

Kanes Blick schwenkt zu mir. „Weißt du, was sie jetzt will?“

Ich unterdrücke ein Lachen. Kane klingt, als ob er sich beschweren will, aber sein Tonfall zeigt deutlich, dass er alles, was Mollie tut, in Wahrheit verdammt anbetungswürdig findet.

Ich spiele mit. „Was denn?“

Kane richtet sich auf, stellt die Beine rechts und links neben die Bank und verschränkt die Arme vor der Brust. Amüsiert schüttelt er den Kopf. „Ich bin unfassbar reich und kann mir alles leisten, was sie sich von der Liebe ihres Lebens nur wünschen kann – die natürlich ich bin – aber sie will Wildblumen vom Straßenrand.“

Ich schaue zu Bain, der mit den Schultern zuckt, und dann wieder zu Kane. „Was meint sie mit Wildblumen?“

Kane winkt ab. „Du weißt schon … Gänseblümchen und so.“

„Sie will Wildblumen sammeln?“, fragt Bain betont erstaunt. „Gänseblümchen für die Hochzeit?“

„Für ihren Brautstrauß“, stellt er klar. „Ich dachte an Rosen oder irgendetwas anderes Teures – nicht, dass ich wüsste, was das sein sollte, weil ich von Blumen keine Ahnung habe. Aber auf jeden Fall kann ich mir mehr leisten als Unkraut vom Straßenrand.“

Wieder tauschen Bain und ich einen verwirrten Blick aus.

„Allerdings …“, sagt eine tiefe Stimme hinter uns.

Wir drehen uns um und sehen Aaron dort stehen. Unser First Line Defenseman hat sich gerade selbst schwer verliebt. Vielleicht hat er einen qualifizierten Rat auf Lager. „Allerdings glaube ich, dass man in der Wüste von Arizona schlecht an solche Wildblumen herankommt. Wahrscheinlich müssen sie importiert werden, was sicherlich ein Vermögen kostet. Ich vermute, dass Mollie nicht so ein freigeistiger Hippie ist, wie du glaubst, sondern lediglich eine Frau mit einem besonderen Geschmack, die am Ende ganz schön viel für deine Hochzeit ausgeben wird.“

Alle finden, dass seine Meinung durchaus Sinn ergibt, und Kane scheint die Idee, für seine Braut teure Wildblumen zu importieren, zu mögen.

Bevor Kane weiter darüber plaudern kann, bringe ich das nächste Thema auf, denn ein Mann kann nur eine gewisse Menge Hochzeitskram ertragen. Besonders einer, der völlig gegen das Niederlassen und Heiraten ist.

„Ich habe heute ein Date mit Emory Holland“, sage ich süffisant.

„Ach nee!“, sagt eine zusätzliche Stimme.

Dax Monahan lugt um die Ecke der Spinde und tritt dann vor. Unser First Line Left Winger hat nur ein Handtuch um die Hüften und sonst nichts an. Seine Augen sind erstaunt geweitet. Er ist einer der wenigen Teamkameraden, die mir Gegenwind gaben, weil ich Emory angesprochen habe. Alle bekamen mit, wie ich an dem Tag, als sie dem Team vorgestellt wurde, von ihr einen Korb bekam. Alle wissen auch, dass sie mich bei dem Meeting wegen der sozialen Medien erneut abblitzen ließ.

„Ich hole sie nachher um sieben zum Dinner ab“, sage ich locker.

Schweigend tauschen die Männer Blicke aus.

Schließlich sagt Kane etwas. „Das klingt wirklich nach einem Date.“

„Allerdings“, knurrt Dax.

„Für mich klingt das nur nach einem Dinner“, wirft Bain ein. „Dafür kann es eine Menge Gründe geben. Es könnte ein reines Geschäftsessen sein.“

Ich versuche, nicht weiterhin zu grinsen, während ich meine verschwitzten Work-out-Klamotten von heute Morgen in meine Sporttasche stopfe.

Dax lehnt sich an die Reihe der Spinde und verschränkt die Arme vor der Brust. „Um das klar einzuordnen … du hast sie um ein Date gebeten und sie hat zugesagt?“

„Fast“, gebe ich zu. „Ich konnte sie zu einem Dinner bewegen. Aber nur unter der Voraussetzung, dass es ausschließlich um die sozialen Medien geht und ich sie danach nie wieder belästigen werde.“

„Das ist kein Date“, sagt Bain mit Überzeugung.

„In meinen Augen schon.“ Ich sehe ihn an. „Außerdem findet sie mich attraktiv.“

Kane schnaubt. „Was hat das mit irgendetwas zu tun?“

Ich wende ihm den Kopf zu. „Dass sie nicht vollkommen immun gegen meinen Charme ist. Es bedeutet, dass etwas für mich spricht.“

„Im Gesamtbild bedeutet körperliche Anziehung gar nichts“, sagt Tacker hinter Kane. Er ist bereits geduscht und angezogen. Er lehnt sich mit einem Arm an einem der Schmutzwäschekörbe an und verschränkt die Beine. „Ich sage nicht, dass Anziehung nicht wichtig ist. Aber die wird sie nicht dazu bringen, ihre Zurückhaltung zu überwinden, mit dir ausgehen zu wollen.“

Das wage ich zu bezweifeln. Ich bin ziemlich sicher, dass gegenseitige Anziehung der Schlüssel ist, dass zwei Menschen zusammenkommen. Und dass diese Anziehung der Hauptgrund ist, dass mir Emory überhaupt aufgefallen ist. Und zugegebenermaßen hat mich ihre Weigerung, sich privat mit mir zu treffen, noch neugieriger gemacht.