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Abenteurer von verwegenem Mut waren es, so mancher Halunke und Halsabschneider unter ihnen, die Mergun, dem Befreier folgten. Ein Haufen zu allem Entschlossener, die die Götter nicht fürchteten und es wagten, gegen sie zu Felde zu ziehen. Das Magische Feuer hatte ihre Waffen gehärtet und gab ihnen den nötigen Mut, das zu versuchen, was eigentlich kein Sterblicher wagen durfte...
(DAS BUCH MERGUN)
Zum Autor
JOHN DEVLIN ist das Pseudonym von Alfred Bekker, dem Autor der Romane um DAS REICH DER ELBEN, der GORIAN-Trilogie und der DRACHENERDE-SAGA. Außerdem schuf er die Jugend-Fantasy-Zyklen ELBENKINDER, ZWERGENKINDER und DIE WILDEN ORKS.
Die vorliegende Erzählung ist (in teils veränderter Form) auch Teil der Sammelbände DIE MAGISCHE KLINGE und ELFEN UND GÖTTER.
Cover: Steve Mayer
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Mergun #5
Alfred Bekker
(c) by Alfred Bekker
www.AlfredBekker.de
All rights reserved
Ein CassiopeiaPress Ebook
Ausgabejahr dieser Edition: 2012
Abenteurer von verwegenem Mut waren es, so mancher Halunke und Halsabschneider unter ihnen, die Mergun, dem Befreier folgten. Ein Haufen zu allem Entschlossener, die die Götter nicht fürchteten und es wagten, gegen sie zu Felde zu ziehen. Das Magische Feuer hatte ihre Waffen gehärtet und gab ihnen den nötigen Mut, das zu versuchen, was eigentlich kein Sterblicher wagen durfte...
(DAS BUCH MERGUN)
*
"`Ihr Menschen!
Greift zu Schwertern und Speeren!
Ihr Sterblichen!
Erntet der Revolution Beeren!
Ihr Sklaven!
Befreit Euch aus der Götter Joch!
Ihr Zauderer!
Wie lange wollt Ihr warten noch?`"
Als Irrtoc des Lied beendet hatte, legte er seine Laute zur Seite. Es wurde kräftig Beifall geklatscht.
Aber es waren nicht besonders viele Leute in das `Tanzende Schwert` gekommen, jene Taverne in der Irrtoc sang. Darakyn war ebenso wie Balan eine florierende Hafenstadt. Sie lag einen Tagesritt westlich von der Stadt Merguns und in ihr wurden besonders viele Götter verehrt. Es waren mindestens zwei Dutzend. Die Darakyner waren sehr gläubig und äußerst empfindlich gegenüber `ketzerischem` Gedankengut.
Früher einmal hatten sich die Angehörigen der verschiedenen Kulte erbitterte Straßenschlachten geliefert.
Aber inzwischen schienen sich die Götter untereinander vertragen zu haben - und mit ihnen auch die Sterblichen.
Die Angst war es, die sie einigte! Die Angst vor der Zukunft! Die Angst vor Xilefs Prophezeiungen.
Es hatte in Darakyn einst auch einen Tempel des Xilef gegeben, aber der war in genau jenem Augenblick eingestürzt, als Krask den Gott der Zukunft erstach.
Irrtoc trank einen tiefen Schluck aus dem Weinkrug, der bei ihm stand. Ein Gerücht war zur Zeit bei den Leuten im Umlauf, welches besagte, daß Mergun vom Berg der Götter hinabgestiegen sei, die Niederungen der Sterblichen betreten hatte, um nach ihnen zu sehen. Mergun sollte versprochen haben, die Revolution einzuleiten...
Es ist ein schönes Gerücht, dachte Irrtoc, und ich würde es gerne glauben. Aber aus welchem Motiv heraus sollte ein Gott seine eigene Brut verraten?
"Euer Lied hat mir gefallen", sagte plötzlich eine Stimme ganz in Irrtocs Nähe. Der Sänger blickte zu dem Sprecher hinüber und erkannte einen Mann in den mittleren Jahren. Sein Haar und sein Bart hatten bereits einen Stich grau und seine Kleidung erleichterte es Irrtoc nicht gerade, ihn irgendeiner Kategorie Mensch zuzuordnen. Seine Sachen stammten aus aller Herren Länder und verrieten lediglich, daß dieser Mann schon ziemlich weit herumgekommen sein mußte. An der Seite trug er ein Schwert
"Überhaupt finde ich Eure Lieder schön, Irrtoc!" fuhr er fort und nickte dem Sänger freundlich zu. Irrtoc nickte zurück. "Mein Name ist Tronar und ich komme aus dem fernen Mondland."
"Ich habe von jenem Land gehört. Es soll viele Gelehrte und Zauberer hervorgebracht haben!"
"Ja, das ist durchaus wahr."
"Und die Menschen sollen dort weniger Götter verehren als hier in dieser Gegend!"
Tronar lächelte geheimnisvoll.
"Es sind immer noch genug!"
"Da mögt Ihr recht haben!"
"Selbst ein einziger wäre noch zuviel!"
"Allerdings! Man sollte sie alle hinwegfegen! Man sollte sie von ihrem hohen Berg werfen!"
"So wie Ihr es in Euren Liedern beschrieben habt..."
"Genauso!"
"Es wird Zeit für eine...Revolution!"
Irrtoc nickte.
"So ist es." Tronar stand nun von seinem Platz auf und stellte sich neben Irrtoc.
"Aber die Revolution kommt nicht von alleine! Es bedarf der Kämpfer, um ihr zum Sieg zu verhelfen!"
Irrtoc verstand nicht so recht, was der seltsame Fremde damit zu sagen beabsichtigte.
"Eure Lieder sind wirklich gut, Herr Irrtoc. Und Ihr habt ganz sicher Recht mit dem, was Ihr singt. Aber irgendwann muß einmal der Schritt von der Idee zur Tat kommen! Und er muß bald kommen, wenn die Menschheit nicht weiterhin unnötig leiden soll!"
Irrtoc sah das seltsame Glitzern in den Augen des anderen.
"Soll ich vielleicht den Uytrirran besteigen und..."
"Das ist der einzige Weg."
"Wir haben keine Macht."
Die anderen waren stiller geworden. Sie hatten den letzten Teil des Gesprächs interessiert mitverfolgt. Nur noch in einigen Ecken wurde gemurmelt.
"Es ist Wahnsinn! Niemand kann gegen die Götter kämpfen! Auch Ihr könnt dies nicht, Herr Tronar! Niemand kann es!" sagte ein anderer Mann.
"Es hat noch niemand überhaupt ernsthaft den Versuch unternommen, Ravic!" donnerte Tronar.
"Sing uns noch ein paar von deinen Liedern, Irrtoc!" rief jemand anderes.
"Ja", stimmte Ravic zu. "Bevor die Priester diesen Ort aufspüren."
Tronar seufzte und Irrtoc sah ihm an, daß er enttäuscht war.
"Verdammt! Irrtocs Lieder sind schön, aber vom Liedersingen wird die Welt nicht besser!" sagte er.
Da klopfte es plötzlich an der Tür. Alle erstarrten und es wurde kein Wort geredet.
Wer mochte dies sein?
Es war schon spät. Lange nach Mitternacht. Ein Gast konnte es kaum sein. Krengus, der Wirt, ging zaghaften Schrittes zur Tür.
"Das sind die Priester!" flüsterte Ravic. Er zog sein Schwert.
Ratsuchend blickte der Wirt sich um. Was sollte er tun?
Es klopfte zum zweitenmal.
"Mach auf, Krengus", befahl Irrtoc.
"Und wenn es die Priester sind?" fragte jemand anderes.
"Wenn es Priester sind, dann kommen sie so oder so herein", versetzte der Sänger. Es klopfte zum drittenmal und Krengus konnte sich noch immer nicht dazu entschließen, die Tür zu öffnen. Der Wirt hatte die grausamen Söldner bereits wüten sehen, die in der Priester Dienst standen! Sie waren wie perfekte Tötungsmaschinen.
Als Irrtoc die Unentschlossenheit des Wirtes sah, ging er schließlich selbst zur Tür.
Inzwischen klopfte es zum viertenmal.
Die priesterlichen Söldner hätten sicherlich nicht viermal geklopft! durchfuhr es den Sänger.
Er zog sein Schwert, wog es sorgfältig in der Hand und öffnete dann die Tür.
Vor ihm stand - eine Frau.
Ihre langen Haare wehten wie eine Fahne im Wind. Sie waren so schwarz wie die Nacht. In der rechten Hand hielt sie einen Speer, die linke hatte sie am Griff eines Schwertes. Ihre Kleidung wirkte etwas zusammengewürfelt - war aber durchaus praktisch.
"Sehe ich so gefährlich aus, daß Ihr mich mit dem Schwert in der Hand begrüßen müßt?" fragte sie etwas spöttisch, wobei sie auf Irrtocs Schwert blickte.
Irrtoc zuckte mit den Schultern.
"Ich konnte nicht wissen, wer vor der Tür stand. Außerdem", er deutete schmunzelnd auf den Speer und das Schwert der Frau, "seid Ihr ja auch recht gut bewaffnet!"
Irrtoc stellte fest, daß ihn ihre langen, wehenden Haare faszinierten. Er steckte sein Schwert weg und ließ die Frau eintreten. Hinter ihr schloß er wieder die Tür.
"Wer seid Ihr?" fragte Tronar etwas mißtrauisch. Ravic hatte seine Waffe noch immer nicht an ihren Ort gesteckt.