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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Veranstaltung: Wissenschafts- und Literaturgeschichte der Atombombe, Sprache: Deutsch, Abstract: „Die Reportage und ihr Produzent, der Reporter, sind landläufig die Begriffe, die am ehesten mit Journalismus in Verbindung gebracht werden.“ Der heute unbekannte Korrespondent der New York Times, William L. Laurence, der am 9. August 1945 Zeuge der Zerstörung Nagasakis wurde, hat den ersten Bericht über den zweiten Atombombenabwurf der Geschichte geschrieben. Jedoch zeigt sein Bericht wenig Recherche und ist der betroffenen Zivilbevölkerung gegenüber völlig gefühllos. Das Ergebnis ist eine schlechte Berichterstattung des Ereignisses. Laurence verschenkte so den Ruhm einer Pionierarbeit. Kritiker sagen seine Engstirnigkeit sei nicht zu entschuldigen, Laurence ziehe den Ruf des Reporters in den Dreck. John Hersey dagegen, der erst im Nachhinein mit einigem Abstand zu seinem Augenzeugenbericht über die Opfer der ersten Atombombe in Hiroshima schrieb, ist dem amerikanischem Publikum ein geläufiger Name. Er setzt mit seiner Reportage „Hiroshima, 6.August 1945, 8 Uhr 15“, einer Reihe von personell verknüpften Augenzeugenberichten, den Markstein, der eigentlich Laurence hätte gehören müssen. Nüchtern und doch einfühlsam berichtete Hersey von den Gefühlen, dem Leid und den Gedanken sechs Betroffener. Er wählt hierfür die Form der journalistischen Reportage, die 1946 in dem Magazin „The New Yorker“ gedruckt wurde und auf großes Interesse stieß. In folgender Arbeit wird aufgezeigt, inwiefern „Hiroshima“ als Reportage gilt. Über die Begriffsbestimmung und den geschichtlichen Hintergrund, nähert sich dieser Aufsatz der Praxis des Reportageschreibens. Dabei werden sowohl Funktion und Anforderung an die Reportage, als auch mögliche Themenfelder und Vorraussetzungen besprochen. Zum Schluss grenzt diese Arbeit die Elemente einer spannenden Reportage ein. All diese Punkte sollen direkt am Beispiel von „Hiroshima“ aufgezeigt werden und mit Exempeln aus dem Text belegt werden.
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Inhaltsverzeichnis
1... Einleitung
2... John Hersey: Hiroshima, 6.August 1945, 8 Uhr 15- Eine Reportage
2.1 Begriff der Reportage am Beispiel Hiroshima
2.2 Geschichte der Reportage am Beispiel Hiroshima
2.2.1 Augenzeugen- und Reisebericht
2.2.2 Kriegsberichterstattung
2.3 Praxis des Reportageschreibens am Beispiel Hiroshima
2.3.1 Funktion der Reportage
2.3.2 Anforderungen an die Reportage
2.3.3 Themenfelder einer Reportage
2.3.4 Drei Elemente der Reportage
2.3.5 Drei Vorraussetzungen für eine Reportage als Darstellungsform
2.3.6 Elemente einer spannenden Reportage
3... Zusammenfassung
4... Bibliographie
„Die Reportage und ihr Produzent, der Reporter, sind landläufig die Begriffe, die am ehesten mit Journalismus in Verbindung gebracht werden.“[1]
Der heute unbekannte Korrespondent der New York Times, William L. Laurence, der am 9. August 1945 Zeuge der Zerstörung Nagasakis wurde, hat den ersten Bericht über den zweiten Atombombenabwurf der Geschichte geschrieben. Jedoch zeigt sein Bericht wenig Recherche und ist der betroffenen Zivilbevölkerung gegenüber völlig gefühllos. Das Ergebnis ist eine schlechte Berichterstattung des Ereignisses. Laurence verschenkte so den Ruhm einer Pionierarbeit. Kritiker sagen seine Engstirnigkeit sei nicht zu entschuldigen, Laurence ziehe den Ruf des Reporters in den Dreck.[2]
John Hersey dagegen, der erst im Nachhinein mit einigem Abstand zu seinem Augenzeugenbericht über die Opfer der ersten Atombombe in Hiroshima schrieb, ist dem amerikanischem Publikum ein geläufiger Name. Er setzt mit seiner Reportage „Hiroshima, 6.August 1945, 8 Uhr 15“, einer Reihe von personell verknüpften Augenzeugenberichten, den Markstein, der eigentlich Laurence hätte gehören müssen. Nüchtern und doch einfühlsam berichtete Hersey von den Gefühlen, dem Leid und den Gedanken sechs Betroffener. Er wählt hierfür die Form der journalistischen Reportage, die 1946 in dem Magazin „The New Yorker“ gedruckt wurde und auf großes Interesse stieß.
In folgender Arbeit wird aufgezeigt, inwiefern „Hiroshima“ als Reportage gilt.
Über die Begriffsbestimmung und den geschichtlichen Hintergrund, nähert sich dieser Aufsatz der Praxis des Reportageschreibens. Dabei werden sowohl Funktion und Anforderung an die Reportage, als auch mögliche Themenfelder und Vorraussetzungen besprochen.
Zum Schluss grenzt diese Arbeit die Elemente einer spannenden Reportage ein.
All diese Punkte sollen direkt am Beispiel von „Hiroshima“ aufgezeigt werden und mit Exempeln aus dem Text belegt werden.
Der Begriff „Reportage“ bezeichnet ein journalistisches Produkt, das mit sprachlichen, meist auch mit bildlichen Mitteln über Akteure und deren Handlungen erzählt.[3]
Diese Definition trifft so auch auf John Herseys „Hiroshima“ zu, in dem die Ereignisse überwiegend mit sprachlichen Mitteln, aber auch mit sechs Abbildungen der Protagonisten aufgearbeitet werden. Die Abbildungen sind auf den Seiten 32, 40, 48, 56, 64 und 72 aufzufinden, also jeweils mit exakt acht Seiten Text dazwischen, was auf eine genaue Aufteilung und Gliederung der Ereignisse der einzelnen Personen durch den Autor schließen lässt.
Die Reportage besteht zudem aus realitätsbezogenen Aussagen, die jedoch nicht nachrichtlich, als Bericht, sondern als subjektive, dramaturgisch gegliederte Erlebnisschilderungen wieder gegeben werden.[4] Auch in „Hiroshima“ ist eine dramaturgische Reihenfolge der Schilderung aufzuweisen. Eine erste grobe Gliederung könnte auf das anfängliche subjektive Erleben des Einschlags der Bombe für die sechs Hauptpersonen, anschließend auf deren erste Reaktionen auf das Leid der Mitmenschen und die Zerstörung der Stadt hinweisen, und schließlich die Auswirkungen der Strahlen und den ersten Umgang der Betroffenen mit dem neuen Alltag aufzeigen. Auf die Dramaturgie der Reportage wird auch im Späteren noch genauer eingegangen.
Das lateinische Wort „reportare“ bedeutet soviel, wie „zurückbringen, überbringen“.
Der Begriff der Reportage ist ursprünglich dem Französischen entlehnt.
Bezeichnet wird damit der als subjektive Erzählung aufbereitete Tatsachenbericht eines Beobachters, der als Augenzeuge am Ort des Geschehens war und das Beobachtete einerseits mit Fakten, andererseits mit persönlichen Eindrücken und Empfindungen, jedoch nicht mit Meinungsäußerungen durchsetzt.[5] Auch Hersey wechselt zwischen der Beschreibung subjektiver Empfindungen und der Wiedergabe von Fakten ab.
Jedoch entgegen der Definition der Reportage von Michael Haller aus Bernhard Pörksens „Handbuch Journalismus und Medien“ bringt Hersey keinerlei subjektiven Meinungen von ihm selbst, sondern lässt ausschließlich die subjektiven Empfindungen, Beobachtungen und Gedanken seiner Protagonisten im Mittelpunkt seiner Erzählung stehen. Er selbst war nicht Augenzeuge der Ereignisse, da er erst zehn Monate nach der Denotation der Bombe nach Hiroshima reiste, um Augenzeugen zu suchen und ihr Erleben des 6.Augustes 1945 nachzuerzählen. Nach Haller dürfe der Autor seine Empfindungen und Assoziationen durchaus zum Ausdruck bringen, Hersey beruft sich in seiner Reportage jedoch ausschließlich auf die Erzählungen seiner Protagonisten und sammelte das Material fast ohne jegliche Hilfe der damaligen Besatzungsbehörde zusammen.[6]
Die Wurzeln der Reportage liegen in zwei literarischen Traditionen: Dem Reisebericht und dem Augenzeugenbericht.