John Sinclair 2218 - Thomas Williams - E-Book

John Sinclair 2218 E-Book

Thomas Williams

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Beschreibung

"Pass auf, wo du hintrittst", warnte Megan noch, als Shanes Fuß schon durch den Boden brach und er schreiend nach der Wand griff, um Halt zu finden.
Seine Freundin wollte zu ihm eilen, aber er bremste sie mit einer schnellen Handbewegung. "Komm nicht näher", sagte er, zog dann vorsichtig seinen Fuß aus dem Loch und pfiff durch die Zähne. "Wow. Das war knapp."
"Und dumm. Ich habe dir gesagt, wir sollten besser nicht hier reingehen ..."


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Seitenzahl: 136

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Inhalt

Cover

Impressum

Im Bann der Hexe

Jason Dark's Leserseite

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Kiselev Andrey Valerevich; ju_see; Vera Petruk / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0831-9

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Im Bann der Hexe

von Thomas Williams

»Pass auf, wo du hintrittst«, warnte Megan noch, als Shanes Fuß schon durch den Boden brach und er schreiend nach der Wand griff, um Halt zu finden.

Seine Freundin wollte zu ihm eilen, aber er bremste sie mit einer schnellen Handbewegung. »Komm nicht näher«, sagte er, zog dann vorsichtig seinen Fuß aus dem Loch und pfiff durch die Zähne. »Wow. Das war knapp.«

»Und dumm. Ich habe dir gesagt, wir sollten besser nicht hier reingehen ...«

»Hey, wer hat denn gerade gefühlt tausend Bilder geschossen? Du, oder?«

Megan schürzte die Lippen. Okay, so schlecht war die Idee gar nicht gewesen, das verlassene Gebäude zu betreten. Es handelte sich um ein Einfamilienhaus außerhalb von London. Eine lange Einfahrt führte hierher, dahinter lag ein Waldstück. In dieser Gegend gab es mehrere solcher Häuser. Abgelegen. Für sich. Und ganz bestimmt teuer. Dieses, in das Megan und Shane sich gewagt hatten, stand jedoch als einziges leer. Und das wollten sie nutzen, um Fotos darin zu machen.

Sie betrieben eine Seite im Internet, wo sie die Bilder anonym posteten. Dafür suchten sie verlassene Orte in ganz Großbritannien auf, hatten bereits Steinbrüche, Fabriken und andere Wohnhäuser von innen gesehen. Manchmal war es gefährlich, aber zu mehr als ein paar blauen Flecken und Kratzern kam es nie.

An den Wänden befanden sich Graffitis, die verlassenen Lager Obdachloser wiesen darauf hin, dass sich hin und wieder Menschen niedergelassen hatten. Jedoch glaubte das Paar nicht daran, jemanden zu treffen.

Mit ihrer Kamera in den Händen bewegte Megan sich vorsichtig durch das große Zimmer mit dem Fenster zur Straße. Es war helllichter Tag, die Sonne stand hoch am Himmel über den Baumwipfeln.

Megan beneidete die ehemaligen Hausbewohner um diese Lage. Die Mittzwanzigerin hoffte, sich auch irgendwann so ein Haus leisten zu können. Mit Shane zusammen, der ihr aber vorher einen Antrag machen musste. Darauf wartete sie nämlich schon lange. Sechs Jahre Beziehung reichten ihrer Ansicht nach als Probezeit für die Ehe.

Sie beide trugen festes Schuhwerk, lange Hosen und Jacken. Megan hatte kurzes, grün gefärbtes Haar, einen Ring zwischen den Nasenlöchern und an ihrem Hals lagen zwei tätowierte Knochenhände, die aussahen, als würden sie nach ihr greifen.

Shane hatte Tattoos, aber keine Piercings. Er war ein hagerer Kerl mit Stoppelfrisur und Fünftagebart. Von einer Tür aus warf er seiner Freundin einen Blick zu. Anscheinend hatte er bereits einen weiteren durch den kleinen Spalt geworfen, denn er sagte mit einer tiefen, gespielt bedrohlichen Stimme: »Hier geht es in den Kelleeer.«

»Da wärst du gerade fast von alleine gelandet, du Spinneeer«, entgegnete Megan und grinste ihn an. Dann fügte sie hinzu: »Ich will mich lieber noch ein wenig hier oben umsehen.«

»Das läuft doch nicht weg.«

»Der Keller genauso wenig.«

»Komm schon.«

»Was sagtest du, warum das Haus leer steht? Wegen Einsturzgefahr, oder? Das hat sich doch eben bewahrheitet.«

»Ich glaube, das ist nur ein Vorwand. Die Wände sind okay. Das Dach auch. Der Boden knirscht, ist aber nur an einer Stelle durchgebrochen. Kein Grund zur Panik.«

»Das sehe ich anders.«

Shane seufzte. »Wenn du hier oben fertig bist, kannst du ja nachkommen.«

Es gefiel Megan ganz und gar nicht, ihren Freund alleine gehen zu lassen. Aber er war ein verdammter Dickkopf. Und je eher er seinen Willen bekommen hatte, desto ruhiger würde sie selbst sein.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, folgte sie ihm durch die Kellertür. Und fröstelte. Der Temperaturunterschied war gewaltig. Es musste zehn Grad kälter sein. Und sie brauchten Shanes Taschenlampe, um etwas sehen zu können. Eine Treppe ohne Geländer führte nach unten. Der Anblick morscher Holzstufen im Lichtkegel ließ Megan kurz innehalten.

Aber Shane trat vorsichtig von einer auf die nächste. Und jede protestierte quietschend unter seinem Gewicht. Megan wollte ihn warnen, aber was hätte das genützt? Wenn er sich etwas in den Kopf setzte, zog Shane das auch durch.

Sie folgte ihm zögernd. Es wurde zunehmend kälter.

»Ist das normal?«, fragte Megan.

»Was denn?«, wollte Shane wissen.

»Na, dass es hier unten so kalt ist.«

»Wir sind in einem Keller.«

»Schon klar, aber es müssen unter null Grad sein. Draußen sind es immerhin sechzehn Grad oder so.«

»Wie sagten sie schon in Bis das Blut gefriert? Dann wissen wir ja, wo wir das Bier kaltstellen können.«

»Das sagt da keiner.«

»Doch. Wirklich.«

»Quatsch.«

»Wenn wir wieder zu Hause sind, gucken wir den Film, und ich zeige dir ...«

Shanes Taschenlampe erlosch. Vollkommene Dunkelheit hüllte das Paar ein, denn das Licht aus dem Erdgeschoss reichte nicht bis hier unten.

»Shane, mach die Lampe wieder an«, forderte Megan.

Aber ihr Freund antwortete nicht. Sie hörte weder ihn noch sonst etwas. Gerade eben hatte er noch genau vor ihr gestanden, aber als Megan ihre Hand nach ihm ausstreckte, fasste sie ins Leere.

»Shane! Wo bist du?« Panik stieg in ihr hoch.

Ein Rascheln drang an ihr Ohr. Sie selbst hatte eine Taschenlampe im Rucksack, aber der stand oben. Megan wandte sich der Treppe zu, wollte Shane jedoch nicht hier unten zurücklassen. Andererseits, wenn das hier ein blöder Streich sein sollte, konnte er in diesem Keller verfaulen.

In die Dunkelheit sagte sie: »Das ist nicht komisch. Mach bitte das Licht wieder an. Du weißt ganz genau, dass ich mich in solchen Räumen immer unwohl fühle.«

Sie hatte es ihm oben schon sagen wollen, aber dann hätte er sie wieder einmal wegen dieser Eigenart aufgezogen. Sie stieg mit ihm in jedes Gebäude, egal wie unheimlich es auch wirkte. Und sie fürchtete sich dort drinnen vor keinem einzigen Raum. Aber Keller, Bergstollen und alles unter Tage gaben ihr ein beengendes Gefühl. Nur Shane zuliebe betrat sie diese.

Doch diesmal sollte sie es bereuen. Besonders, als Shanes Taschenlampe plötzlich direkt unter seinem Gesicht wieder aufleuchtete. Megan schrie auf.

Schnell sagte Shane: »Entschuldige, ich habe da was gefunden und dachte, es interessiert dich vielleicht.«

»Und was?«, schrie seine Freundin ihn an. Jetzt war der Punkt gekommen, an dem sie ihn wirklich hier unten lassen wollte.

Doch Shane hielt etwas in den Lichtkegel.

»Das hier.«

Sie sah einen goldenen Ring mit einem Diamanten in der Fassung.

Und obwohl Megan sich über den Anblick freute und lachen musste, sagte sie: »Du Arsch! Ich habe mich zu Tode erschrocken!«

Schmunzelnd versuchte Shane, ernst zu bleiben. »Heiratest du mich trotzdem?«

Jetzt konnte Megan die Tränen nicht mehr zurückhalten. »Ja. Natürlich will ich das, du ...«

Ehe sie aussprechen konnte, wandte Shane sich von ihr ab und leuchtete eine etwa zehn Schritte entfernte Wand an.

Irritiert sah Megan auf die Stelle, wo der Lichtkegel auf den Beton fiel, konnte dort aber nichts Auffälligeres sehen als kahle Backsteine.

»Shane, was ...«

»Ich komme«, sagte ihr Freund mit einen abwesenden Blick. Er ging zu der Wand und stellte die Lampe auf eine Truhe Danach tastete er die Steine ab.

»Ich komme«, wiederholte er.

»Gerade hat mir dein Heiratsantrag angefangen zu gefallen. Versau es jetzt nicht«, drohte Megan.

Aber Shane beachtete sie gar nicht. Inzwischen versuchte er, seine Finger zwischen die Steine zu schieben, was wegen des getrockneten Zements unmöglich war.

»Ich höre dich!«, sagte er, und Megan wurde bewusst, dass er nicht zu ihr sprach.

Sie wollte glauben, dass er sie schon wieder aufzog, doch irgendetwas anderes geschah mit ihm.

Plötzlich schlug er mit einer Faust gegen die Wand. So fest, dass es ihm Schmerzen hätte bereiten müssen, aber anstatt aufzuschreien, tat er es noch einmal. Und nach dem dritten Mal hinterließ er einen blutigen Abdruck.

»Shane!«, schrie Megan, wollte auf ihn zueilen, als ihr Freund aus dem Lichtkegel trat und mit der Dunkelheit verschmolz.

Vergessen waren die Kälte und ihre Angst vor unter der Erde liegenden Räumen. Megan musste ihrem Freund helfen. Zwar verstand sie nicht, was mit ihm geschah, aber sie wollte es beenden.

Megan kam nur ein paar Schritte weit, dann erschien Shane wieder im Lichtkegel. Mit beiden Händen hielt er eine alte Spitzhacke. Ohne zu zögern, schlug er damit auf die Wand ein, und wie um den Lärm, den er verursachte, zu übertönen, schrie er: »Ich bin gleich bei dir!«

Weil er so weit mit der Hacke ausholte, wagte Megan sich nicht näher an ihn heran. Und trotz seiner Schreie und des knallenden Geräuschs, wenn die Spitzhacke die Backsteine bersten ließ, hörte sie noch eine weitere Stimme. Eine Frau sprach zu ihr. Wie aus einem langen Tunnel oder einem Brunnen. Ihre Worte hallten wider, als sie sagte: »Helft mir.«

Klar und deutlich, aber doch noch nicht mehr als ein Flüstern. Wie elektrisiert schoss Megan auf die Wand zu, versuchte, zerstörte Steine aus der Wand zu reißen. Die Stimme in ihrem Kopf klang nicht fordernd und doch wollte sie alles tun, um ihr nachzukommen. Megan konnte nicht anders. Sie musste jetzt sofort zu dieser Frau. Ihre Umgebung wurde von einem grellen Weiß aufgefressen. Es floss über die Möbel und Mauern, bis nur noch diese Wand und Shane zu sehen waren.

»Wir kommen!«, sagte sie, während Shane weiterhin mit der Hacke auf die Wand einschlug. Dass er seine Freundin hätte verletzen können, wenn er die falsche Stelle traf, interessierte ihn nicht.

Ihm ging es wie Megan. Er musste zu der Stimme. Je mehr sie arbeiteten, desto mehr erkannten sie eine hinter der Wand liegende Tür. Brauner Rost hatte die graue Lackierung zerfressen und auch sonst wirkte sie nicht mehr besonders stabil.

Shane arbeitete weiter. Dass er schwitzte und seine Arme schmerzten, nahm er gar nicht wahr. Er hätte sogar dann noch auf die Steine eingeschlagen, wenn seine Muskeln ihm den Dienst versagten. Und so schlug er ein immer größer werdendes Loch in die Wand, während Megan gelockerte Steine heraus- und sich dabei die Hände blutig riss.

»Wir sind gleich da!«, versprach Shane, als er das Schloss der Tür sah.

Dreimal musste er drauf einschlagen, dann hatte er den Schließbolzen zerstört. Eilig stieß er die Tür auf. Das Loch in der Wand reichte gerade aus, dass eine Person hindurchsteigen konnte. Und dennoch wollten sie beide gleichzeitig auf die andere Seite.

Shane griff nach der Taschenlampe, riss Megan von dem Loch weg und rief: »Gleich!«

Als Megan noch einmal versuchte, vor ihm auf die andere Seite zu gelangen, stieß er sie zu Boden. In ihren sechs gemeinsamen Jahren hatte er ihr nie ein Haar gekrümmt, aber jetzt wäre er bereit gewesen, sie zu töten, wenn sie ihm noch einmal in die Quere kam. Er musste zu dieser Stimme. Eilig zog er sich durch das Loch in den vollkommen dunklen Raum auf der anderen Seite.

»Hilf mir!«, flehte die Fremde noch einmal, dann war er hindurch und schwenkte die Taschenlampe.

Der lange Lichtkegel fand nichts. Überhaupt nichts. Dieser verborgene Raum schien völlig leer zu sein. Doch das weiße Leuchten breitete sich auch hier aus. Er würde schon finden, wonach er suchte.

Shane hörte, wie Megan ihm folgte, beachtete sie aber nicht. Erst recht nicht, als er doch endlich etwas fand. Oder eher jemanden.

Die Frau war alt, saß in verdreckter Kleidung auf dem Boden und wirkte mit ihrem hängenden Kopf wie tot. Doch Shane wusste, dass sie lebte. Schließlich redete sie mit ihm. Ihr schneeweißes Haar hing ihr ins Gesicht.

Regungslos wiederholte sie: »Hilf mir!«

»Ich bin hier«, sagte Shane, der sich eilig neben sie kniete.

Für einen Moment wusste er nichts mit sich anzufangen. Was sollte er nun tun? Er war am Ziel, nur wie würde es weitergehen? Megan trat neben ihn, aber im Gegensatz zu ihm blieb sie stehen. Diesmal war sie es, die die Spitzhacke hielt. Und Shane sah die um den Körper der Frau gelegten Ketten, die sie an einen Pfeiler fesselten.

Langsam hob sie den Kopf, dass das Pärchen ihr faltiges, eingefallenes Gesicht sehen konnte. Die Augen waren weiß, ihre Haut grau. Als sie sprach, sah Shane in ihre schwarzgefaulte Mundhöhle. Es sollte unmöglich sein, dass sie noch lebte. Und doch tat sie es.

»Befreit mich«, sagte sie. Megans Finger legten sich fester um den Griff der Hacke. Dann schritt sie zur Tat.

»Verdammt«, fluchte Mike Welsh, als Lara Croft wieder einmal in den Tod stürzte.

Er war kurz davor, den Controller seiner Playstation in die Ecke zu werfen, beherrschte sich aber und legte ihn lieber nur zur Seite.

Seinen Wutausbruch hatte niemand gehört. Seine Eltern würden erst spät zurück sein. Das Haus stand ihm sozusagen zur Verfügung, aber während seine Eltern sich immer wieder mit Freunden trafen, zu Banketts und ähnlichen Veranstaltungen gingen, blieb Mike ein Einzelgänger.

In seinem Zimmer hingen Poster von Videospielen und Filmen. Er verbrachte seine Zeit lieber daheim an der Spielkonsole oder im Internet, wo er sich in sozialen Netzwerken mit Gleichgesinnten austauschte. Freunde hatte er keine. Und es störte ihn auch nicht. Meistens jedenfalls.

Er sah den Fernseher an, während er überlegte, dem Spiel noch einen Versuch zu geben. Es gab da diese eine verdammte Kletterpartie, bei der er einen scheinbar einfachen Sprung schaffen musste, aber mitten in der Luft griff Lara Croft ins Leere und stürzte ab.

Es konnte einer dieser Bugs sein, die sich in Spiele schlichen. Manchmal verschwanden Hintergründe, oder Hindernisse tauchten mitten im Weg auf, obwohl sie dort nicht hingehörten. Und anscheinend entwickelte Lara ausgerechnet an dieser Stelle ein Eigenleben.

Mike war durstig und würde sich erst einmal etwas zu trinken holen, bevor er es noch einmal versuchte. Früher oder später flog der Controller bestimmt durch das Zimmer. Es sei denn, Miss Croft gelang der Sprung.

Die Sonne war schon längst untergegangen, aber der Teenager brauchte kein Licht, um sich zurechtzufinden. Er hatte seine bisherigen sechzehn Jahre in diesem Haus gelebt und fand sich mit geschlossenen Augen zurecht. Das hatte er nämlich bereits ausprobiert.

Diesmal ließ er sie auf dem Weg nach unten aber offen, spazierte an gerahmten Fotos vorbei, die an den Wänden hingen und ihn mit seinen Eltern zeigten. Oder ihn alleine. Und auf vielen Bildern sah man seine Eltern mit Prominenten, Politikern, Adligen und anderen bekannten Gesichtern.

Sie waren recht wohlhabend, lebten jedoch nicht protzig und spendeten jedes Jahr Geld für wohltätige Zwecke. Sie hätten sich ein größeres Haus leisten können, teurere Autos als die, die sie besaßen, aber die Welshs waren bodenständige Leute. Unter anderem machte sie das so beliebt.

In der Küche angekommen, öffnete Mike den gut gefüllten Kühlschrank. Sie erwarteten Besuch am Wochenende, deswegen quollen die Regale des Kühlgeräts geradezu mit Essen über.

Mike nahm eine Flasche Limo, holte ein Glas und schenkte sich ein. Erst beim Trinken merkte er, wie durstig er wirklich gewesen war und goss gleich danach noch einmal Limonade ins Glas. Dabei dachte er ununterbrochen an das Spiel, überlegte, was er anders machen konnte oder ob er in einer seiner Computerspielgruppen um Rat fragen sollte. Aber gerade eine solch einfache Stelle musste doch zu schaffen sein.

Er trank auch das zweite Glas leer, wollte in sein Zimmer zurückkehren, als er jemanden am Küchenfenster vorbeigehen sah.

Die Gestalt verschwand gerade hinter der Mauer, als er sie bemerkte, aber ihr Weg führte eindeutig zur Hintertür. Und die lag nur wenige Schritte von ihm entfernt.

Mike wunderte sich, warum seine Eltern nicht die Haustür benutzten, aber vielleicht wollten sie ihn nicht wissen lassen, dass sie wieder da waren.

Plötzlich bekamen die Weinflaschen im Kühlschrank eine andere Bedeutung. Nicht jede von ihnen war für morgen gedacht. Seine Eltern wollten sich etwas Zeit füreinander gönnen und jetzt stand ihr Sohn davor, ihnen alles zu versauen.

Er wollte nicht weiter darüber nachdenken, was sie vorhatten. Mit dem Glas in der einen und der Flasche in der anderen Hand ging Mike wieder in Richtung Tür, als es hinter ihm klopfte.

Das passte nun wirklich nicht zu seinen Eltern. Es war nie vorgekommen, dass sie klopften oder klingelten. Ohne Schlüssel verließ keiner von ihnen das Haus.

Mike drehte sich um. Die Außenbeleuchtung war inzwischen vom Bewegungsmelder eingeschaltet worden, und so konnte er den Fremden sehen, der ihn durch das Fenster in der Hintertür mit einem breiten Lächeln ansah. Es wirkte falsch. Eher bösartig als freundlich. Die Zähne lagen frei, gaben dem Lächeln einen knurrenden Ausdruck.