Jonas und die Seelen - Wolf Rebelow - E-Book

Jonas und die Seelen E-Book

Wolf Rebelow

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Beschreibung

Jonas liebt seine Tante. Sie lebt allein in einer anderen Stadt. Der Junge macht sich große Sorgen, weil  sie krank geworden ist. Der Arzt kann ihr nicht helfen. Er sagt, dass man sich auf das Schlimmste vorbereiten muss. Jonas will das nicht akzeptieren und macht sich auf den Weg.

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Wolf Rebelow

Jonas und die Seelen

Eine Gute-Nacht-Geschichte

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Tante Lenchen

Jonas Mutti hatte eine ältere Schwester, die allein in einer anderen Stadt lebte. Die Stadt hieß Gutebeck, die Tante Helene. Jonas nannte sie liebevoll "Tante Lenchen". Sie hatte keine Kinder, obwohl sie immer welche haben wollte. Sie war sehr gütig, lieb und sie freute sich jedes Mal, wenn Jonas mit seiner Mutti zu Besuch kam. Jonas hatte sie auch schon einmal eine ganze Woche lang allein besuchen dürfen. Das war eine schöne Zeit, an die er sich gern erinnerte. Die Tage verflogen damals sehr schnell, viel zu schnell. Tante Lenchen kochte leckeres Essen, hatte immer etwas Süßes für Jonas in ihrem Kühlschrank, ging mit ihm in den Zoo sowie in das Eiscafé um die Ecke, las ihm Märchen vor und unternahm mit ihm eine Dampferfahrt auf dem breiten Strom, der durch die Stadt floss. Dann war da noch die gleichaltrige Linda aus dem Haus, mit der sich Jonas angefreundet hatte. Sie spielten oft zusammen oder saßen nach dem Abendbrot noch eine halbe Stunde auf der Gartenmauer, schauten den Leuten auf der Straße zu, wobei sie ihre Beine baumeln ließen. Soweit war alles gut.

 

Vor ein paar Wochen aber wurde die Tante krank. Sie musste das Bett hüten. Täglich telefonierte Jonas Mutti mit ihr und erkundigte sich, wie es ihr ging. Sie rief auch Lindas Mutti an, die täglich nach ihr schaute. Der Arzt kam jede Woche zum Hausbesuch. Aber der Gesundheitszustand verbesserte sich nicht. Er wurde im Gegenteil immer schlechter. Dann fasste Jonas Mutti den Entschluss, die Tante in ihr Haus zu holen um sich besser um sie zu kümmern zu können. So brachte eines Tages ein Krankenwagen die Tante. Sie wurde im gemütlichen Gästezimmer in der ersten Etage einquartiert. Dort hatten auch Jonas sowie seine Eltern ihre Zimmer.

 

Die Tante freute sich über den schönen, hellen, geräumigen Raum, auch über den Balkon, auf dem sie bei schönem Wetter gern saß. Die meiste Zeit aber lag sie schlafend im Bett. Die Krankheit machte ihr zu schaffen. Sie klagte über eine große Müdigkeit, die sie immer häufiger befiel. Sie klagte auch über eine zunehmende Schwäche. Der Arzt kam nun zweimal in der Woche. Er prüfte ihren Blutdruck, kontrollierte den Puls sowie die Körpertemperatur. Er machte immer öfter ein bedenkliches Gesicht, wenn er sich wieder verabschiedete. Die Tante ertrug ihre Krankheit geduldig. Sie jammerte nicht, lächelte sogar, wenn der Junge an ihrem Bett saß und ihre Hand hielt. Sie sagte einmal zu ihm: "Zwei Augen können nicht so gut trösten, wie eine fühlende Hand."

 

Jonas hörte eines Tages, wie seine Mutti ganz leise zur Nachbarin sagte: "Man muss wohl mit dem Schlimmsten rechnen!" Er erschrak darüber sehr, ließ sich aber nichts anmerken. Ihm war schon klar, dass die Menschen, wie alle Lebewesen, irgendwann einmal sterben müssen. Aber er wollte, dass Tante Lenchen unbedingt noch lange am Leben blieb. "Wenn ich nur wüsste, wie man ihr helfen könnte", sprach er immer wieder verzweifelt vor sich hin. Niemand konnte ihm einen Rat geben. Der Doktor sagte: "Wenn die Zeit heran ist, kann man nur noch hoffen." Seine Mutti streichelte Jonas sanft über seinen Kopf und schaute ihn traurig an.

 

Die Gedankenschaukel

Eines Abends lag Jonas in seinem Bett. Er konnte nicht einschlafen, dachte verzweifelt an seine Tante nebenan. Sie hatte den ganzen Tag geschlafen und war nur zwischendurch ein paarmal kurz wach geworden. Solange Jonas auch nachdachte, es fiel ihm nichts ein, wie er ihr helfen könnte. Trotzdem grübelte er immer weiter, Minute um Minute, eine ganze Stunde lang, wenn nicht noch länger. Die Gedanken um seine Tante kamen immer wieder. Sie klebten regelrecht in seinem Gehirn. Die Zeit verrann. Der Schlaf wollte nicht kommen. Jonas wälzte sich in seinem Bett herum. Er versuchte, abwechselnd in der Bauch- und Rückenlage, einzuschlafen. Aber alle seine Bemühungen blieben erfolglos.

 

Inzwischen war es draußen vollkommen dunkel geworden. Der Wind hatte sich gelegt. Die Blätter an den Bäumen bewegten sich nicht mehr. Die Wolken verdeckten die Sterne und den Mond. Nur der Schein einer Straßenlampe bewirkte, dass Jonas ein paar Dinge in seinem Zimmer ganz schwach sehen konnte. Er sah die Umrisse seines Schrankes. Still war es, ganz still auf der Straße, im Hause sowie in seinem Zimmer. Die Bettdecke rauschte leise, wenn er sich hin- und her wälzte.

 

Er hatte sich gerade wieder auf die linke Seite gedreht, als er merkte, dass sich hinter ihm jemand ganz vorsichtig auf die Bettkante setzte. Die Matratze gab dabei etwas nach. Das Bett knarrte leise. Jonas drehte sich blitzschnell um, knipste die Nachttischlampe an. Er sah ein kleines Männlein mit einem weißen Bart da sitzen. Auf seinem Kopf hatte es eine rote Zipfelmütze. Seine Augen blickten den Jungen freundlich an, als es sagte: "Erschrecke bitte nicht. Ich bin der Zwerg Finitius. Ich bin gekommen, weil Du eine Gedankenschaukel hast." Dann fügte er etwas leiser hinzu: "Du brauchst vor mir keine Angst zu haben. Ich kann dir helfen, wenn du willst. Wenn du es nicht möchtest, brauchst du nur mit dem Kopf schütteln, dann bin ich wieder weg."

 

Jonas schaute den kleinen Mann neugierig an: "Eine was soll ich gehabt haben?" "Eine Gedankenschaukel", wiederholte der Zwerg. Jonas runzelte die Stirn. "Was soll denn das sein?", fragte er mutig, denn es ging etwas Gütiges von diesem Wesen aus, das auf seinem Bettrand saß. Der kleine Zwerg schaute ihn mit großen Augen an, wobei er seine Brauen in die Höhe zog: "Eine Gedankenschaukel hat man dann, wenn man laufend an eine bestimmte Sache denken muss, wenn sich also die Gedanken unentwegt im Kreise drehen und wenn man trotzdem keine Lösung für sein Problem findet. Man kommt dadurch nicht zur Ruhe."

 

Jonas verstand, was der kleine Mann meinte. Er nickte mit dem Kopf: "Wenn Du mir helfen kannst, meine Tante wieder gesund zu machen, würde ich mich riesig freuen. Sie ist schon lange krank. Eine Besserung will nicht kommen. Ich habe Angst, dass sie sterben muss." "Ich weiß alles", antwortete der Zwerg Finitius. Er nickte mit dem Kopf, sodass seine Zipfelmütze bedenklich wackelte. "Es wird aber nicht so einfach sein, ihr zu helfen", fuhr er fort. Er strich sich nachdenklich mit seiner Hand über den langen Bart.

 

"Ich will alles tun, was ich kann. Sage es mir bitte", rief Jonas verzweifelt. Finitius sprach: "Jeder Mensch hat neben seinem Körper und seinem Verstand auch noch eine Seele. Weißt Du, was eine Seele ist und wofür sie da ist?" Jonas schüttelte mit dem Kopf. Seine Mutti hatte das Wort schon ein paar Mal erwähnt, denn sie sagte oft, dass er eine gute Seele hätte. Das fand er immer sehr schmeichelhaft, obwohl er sich eine Seele nicht so richtig vorstellen konnte.