Judas, der Komplize - Leo G. Linder - E-Book

Judas, der Komplize E-Book

Leo G. Linder

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Beschreibung

Der Fall Judas Iskariot – Was ist damals wirklich passiert?

Leo G. Linder nimmt den Fall Judas Iskariot wieder auf und fragt: Welche Rolle hat Judas wirklich gespielt? Im vorliegenden Buch lässt er einen fiktiven Ermittler die vier Evangelisten ins Verhör nehmen und deckt zahlreiche Merkwürdigkeiten auf. Warum spricht eigentlich niemand von Verrat? Die Evangelisten scheinen etwas zu verheimlichen: Sie verwickeln sich in Widersprüche, haarsträubende Ungereimtheiten kommen zum Vorschein. Deutlich wird: Die herkömmliche These vom schnöden geldgierigen Verräter, sie lässt sich nicht aufrechterhalten!

  • Neue spannende Ermittlungen mit einem ebenso überraschenden wie überzeugenden Ergebnis
  • Die Hintergründe der Tat aufgespürt in den Texten des Neuen Testaments

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Seitenzahl: 233

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Inhaltsverzeichnis

VorbemerkungTeil 1 Um Judas betrogen?
Der gute JudasDer böse JudasDie Zwischenräume machen das Rad
Teil 2 Die Ermittlungen im Fall Judas
Markus, erster TagMatthäus, erster TagLukas, erster TagJohannes, erster TagErstes Auswertungsprotokoll des Ermittlers
Teil 3 Die Ermittlungen im Fall Jesus
Markus, zweiter TagMatthäus, zweiter TagLukas, zweiter TagJohannes, zweiter TagZweites Auswertungsprotokoll des Ermittlers
Copyright

Portal der Kathedrale Saint-Etienne in Metz

Vorbemerkung

Das Bild des Verräters hat sich tief eingeprägt: Judas Iskariot im Kreis der Jünger beim letzten Abendmahl, wie er den Unschuldigen mimt, während seine Hand unter dem Tisch den Geldbeutel umklammert. Ein Lieblingsmotiv der Maler, ein Lieblingsmotiv der Kunst überhaupt: der Freund und Schicksalsgenosse, den die Gier zum Verräter macht. Der Abtrünnige, der seinen Herrn für schnödes Geld ins Verderben stürzt. So muss es gewesen sein.

Muss es so gewesen sein? Die biblischen Texte erzählen eine andere Geschichte. Ich werde in diesem Buch versuchen, den tatsächlichen Hergang zu rekonstruieren, ohne mich auf Spekulationen einzulassen, allein auf Textstellen im Neuen Testament gestützt. Was die Arbeit erschwert, ist der Umstand, dass die Evangelisten die Wahrheit nur widerwillig preisgeben. Was die Arbeit erleichtert, ist die Tatsache, dass die Evangelien gegen Ende immer konkreter werden, sodass sich die Ereignisebene in den letzten Kapiteln mit der Deutlichkeit eines Reliefs abzeichnet. Dieses Relief ist stellenweise beschädigt, dennoch erlaubt es, die Hintergründe der Tat aufzudecken.

Allerdings nehme ich mir einige Freiheiten. Anstatt Textstelle für Textstelle zu analysieren und miteinander zu vergleichen, werde ich in einem Gedankenspiel die Evangelisten selbst als Zeugen aufrufen und die Untersuchung durch einen fiktiven Ermittler auf einer imaginären Bühne stattfinden lassen. Außerdem werde ich theologische Bedenken insofern ignorieren, als ich die Verfasser der Evangelien der Einfachheit halber für Gestalten der Geschichte nehme und mit jenen Namen belege, unter denen ihre Texte veröffentlicht wurden. Darüber hinaus erlaube ich mir, den Jünger Johannes und den Evangelisten Johannes für ein und dieselbe Person zu halten. Das entspricht nicht dem Stand der Forschung, tut aber hinsichtlich der Beweisführung nichts zur Sache und lässt sich durch die Ermittlungsergebnisse sogar rechtfertigen. Auf jeden Fall ist dieses Verfahren geeignet, die Evangelien dazu zu bringen, die Wahrheit über Judas Iskariot doch (noch) preiszugeben.

Der gute Judas

Schon viele haben den Versuch unternommen, das Rätsel Judas zu lösen: sein Verhältnis zu Jesus zu erhellen, seine Rolle zu bestimmen, sein Motiv zu ergründen, seine Tat zu werten und den Tathergang zu klären. Der Grund für ihren Eifer liegt auf der Hand: Jeder der vier Evangelisten nährt mit seiner Darstellung den Verdacht, dass er Judas Iskariot nicht gerecht wird und gar nicht gerecht werden will. Dass er womöglich verschleiert, verheimlicht, verfälscht. Denn schon für sich genommen verwickelt sich einer wie der andere in Ungereimtheiten und Widersprüche. Nimmt man alle Aussagen der Evangelien über Judas zusammen, verzerrt sich sein Bild vollends. Und je genauer man hinschaut, desto mehr verschwimmen die Konturen des Verräters.

Was ist damals wirklich vorgefallen? Welche geheimen Schachzüge sind der Verhaftung Jesu tatsächlich vorausgegangen? Und was bewog diesen Judas zu seiner Tat, was wollte er erreichen? Die Theologen waren an solchen Fragen nie sonderlich interessiert – zu perfekt erfüllt das überkommene Bild des bezahlten Verräters das dramaturgische Bedürfnis nach einem – teuflischen, verruchten oder auch nur irregeleiteten – Gegenspieler des Gottessohns. Die christliche Verkündigung hat sich daher durch alle Jahrhunderte mit einem Judas zufriedengegeben, der seinen Herrn aus niedrigen Beweggründen ans Messer liefert und als Handlanger satanischer Mächte de facto das göttliche Erlösungsprojekt vorantreibt. Es waren die Schriftsteller, die sich an dem offensichtlichen Zerrbild störten, das die Evangelisten von Judas zeichnen. Also Leute, die Geschichten in ihrer stofflichen Substanz ernst nehmen, die an Erzählungen den Maßstab der Plausibilität, der inneren und äußeren Stimmigkeit anlegen. Mit ihren Mitteln, zumeist in Romanform, haben sie darauf hingearbeitet, Judas ein erkennbares Gesicht zu geben und in eine nachvollziehbare Geschichte einzubetten. In Einzelfällen mag Ehrenrettung der Antrieb gewesen sein, die Ehrenrettung eines Verkannten und Verteufelten. Doch den meisten Judasbüchern scheint das Verlangen nach historischer Wahrscheinlichkeit, gepaart mit psychologischer Glaubwürdigkeit oder theologischer Stringenz, zugrunde zu liegen. In jedem Fall ist der Ehrgeiz zu spüren, den Jünger Judas aus der Gewalt der Evangelisten zu befreien.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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