Jüdische Altertümer - Flavius Josephus - E-Book

Jüdische Altertümer E-Book

Flavius Josephus

4,8

Beschreibung

Flavius Josephus gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Historiker. In den "Antiquitates Judaicae", den "Jüdischen Altertümern", dokumentiert er in 20 Büchern die 5000-jährige jüdische Geschichte - angefangen bei der Weltschöpfung bis zum Ausbruch des Jüdischen Aufstandes im Jahr 66 n. Chr. Sein Werk ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel fundierter Geschichtsschreibung, es ist auch nahezu die einzige Quelle für die Ereignisse des 1. Jahrhunderts vor und nach unserer Zeitrechnung. Die "Antiquitates Judaicae" des Flavius Josephus sind von grundlegender Bedeutung für die Geschichte des antiken Judentums. Dem römisch-jüdischen Historiker gelingt hier nicht allein das Kunststück, 5000 Jahre jüdische Geschichte von der Urzeit bis zum Jahr 66 n.Chr. in lebendig-eleganten und mitreißenden Schilderungen minuziös wieder aufleben zu lassen. Für die Zeitspanne vom 1. Jahrhundert vor und nach unserer Zeitrechnung - jene Phase innerhalb der jüdischen Geschichte, die sich von der Hasmonäerzeit bis über die ersten christlichen Jahrzehnte erstreckt -, ist sein Werk darüber hinaus die nahezu einzige Quelle, da Josephus sich hier auf andere, der Nachwelt nicht erhaltene Texte und Urkunden stützt. Wichtige Quellen für die 20 Bücher der "Antiquitates Judaicae" sind daneben die Bibel, die Apokryphen und der Midrasch. Außerdem beruft Josephus sich auf zahlreiche griechische Historiker und Gelehrte wie etwa Strabon, Poseidonios und Nikolaos von Damaskus. Der vorliegenden Edition liegt die Übersetzung von Dr. Heinrich Clementz zu Grunde. Wissenschaftlich betreut und durchgehend mit der Paragraphenzählung nach Benedikt Niese versehen wurde die Ausgabe von Prof. Dr. Michael Tilly.

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FLAVIUS JOSEPHUSJÜDISCHE ALTERTÜMER

Flavius Josephus

(37/38 n.Chr. bis vermutlich nach 100 n. Chr.) war während des jüdischen Krieges gegen Rom Militärkommandeur in Galiläa. Bei der römischen Eroberung des Gebiets wechselte er die Seiten und wurde Berater der Römer im Kampf gegen die jüdischen Aufständischen und bei der Einnahme Jerusalems. Später erhielt er das römische Bürgerrecht und eine stattliche Pension zuerkannt, dank derer er sich ausschließlich seiner schriftstellerischen Arbeit widmen konnte.

Prof. Dr. theol. Michael Tilly,

geb. 1963, ist Hochschuldozent für Judaistik in Mainz, vertritt die Professur für Neues Testament in Landau und ist Verfasser von zahlreichen Fachbüchern, Aufsätzen und Lexikonartikeln zu judaistischen und bibelexegetischen Themen. Außerdem liegen von ihm vor: Das Judentum; Die Mönchsviten des heiligen Hieronymus; Traum und Traumdeutung im Talmud und Die verborgenen Akten der ersten Christen. Apokryphe Apostelgeschichten.

Zum Buch

„DIE ALTERTÜMER ENTHALTEN DIE ÜBERLIEFERTE GESCHICHTE VON DER ERSCHAFFUNG DES ERSTEN MENSCHEN BIS ZUM ZWÖLFTEN REGIERUNGSJAHRE DES CÄSARS NERO (…). DAS ALLES GLAUBE ICH MIT GRÖßTER GENAUIGKEIT GESCHILDERT ZU HABEN.“

Flavius Josephus

lavius Josephus gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Historiker. In den Antiquitates Judaicae, den Jüdischen Altertümern, dokumentiert er in 20 Büchern die 5000-jährige jüdische Geschichte – angefangen bei der Weltschöpfung bis zum Ausbruch des Jüdischen Aufstandes im Jahr 66 n. Chr. Sein Werk ist nicht nur ein beeindruckendes Beispiel fundierter Geschichtsschreibung, es ist auch nahezu die einzige Quelle für die Ereignisse des 1. Jahrhunderts vor und nach unserer Zeitrechnung.

ie Antiquitates Judaicae des Flavius Josephus sind von grundlegender Bedeutung für die Geschichte des antiken Judentums.

Dem römisch-jüdischen Historiker gelingt hier nicht allein das Kunststück, 5000 Jahre jüdische Geschichte von der Urzeit bis zum Jahr 66 n.Chr. in lebendig-eleganten und mitreißenden Schilderungen minuziös wieder aufleben zu lassen. Für die Zeitspanne vom 1. Jahrhundert vor und nach unserer Zeitrechnung ist sein Werk darüber hinaus die nahezu einzige Quelle, da Josephus sich hier auf andere, der Nachwelt nicht erhaltene Texte und Urkunden stützt. Wichtige Quellen für die 20 Bücher der Antiquitates Judaicae sind daneben die Bibel, die Apokryphen und der Midrasch. Außerdem beruft Josephus sich auf zahlreiche griechische Historiker und Gelehrte wie etwa Strabon, Poseidonios und Nikolaos von Damaskus.Der vorliegenden Edition liegt die Übersetzung von Dr. Heinrich Clementz zu Grunde.

FLAVIUS JOSEPHUS

JÜDISCHEALTERTÜMER

VOLLSTÄNDIGE AUSGABE

ÜBERSETZT UND MIT EINEREINLEITUNG VERSEHEN VONDR. HEINRICH CLEMENTZ

Mit Paragraphenzählung nachFlavii Josephi Opera recognovitBenedictus Niese (Editio minor),Berlin 1888-1895

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttps://dnb.d-nb.de abrufbar.

Es ist nicht gestattet, Abbildungen und Texte dieses Buches zu scannen, in PCs oder auf CDs zu speichern oder mit Computern zu verändern oder einzeln oder zusammen mit anderen Bildvorlagen zu manipulieren, es sei denn mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2012Neu gesetzte, korrigierte und überarbeitete Ausgabe für marixverlag GmbH, Wiesbaden nach der Ausgabe Halle an der Saale, 1899Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. theol. Michael Tilly, TübingenCovergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbHBildnachweis: akg-images GmbH, BerlineBook- Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main

ISBN: 978-3-8438-0120-1www.marixverlag.de

 

EINLEITUNG

Der jüdische Geschichtschreiber Flavius Josephus ist geboren zu Jerusalem im Jahre 37 n. Chr. unter der Regierung des römischen Cäsars Gajus Caligula und unter dem Landpfleger Marcellus, nachdem Pontius Pilatus eben erst, im Jahre 36, abberufen worden war. Er war der Sohn des jüdischen Priesters Matthias und mütterlicherseits mit dem Königsgeschlechte der Asmonäer verwandt. Die Juden der damaligen Zeit erzogen ihre Kinder in religiöser Hinsicht sehr gewissenhaft, und so wurde auch Josephus, der übrigens sehr begabt war, mit großer Sorgfalt erzogen und zum Schriftgelehrten herangebildet. Mit Ausnahme einer Reise nach Rom (siehe unten) lebte er bis zu dem im Jahre 66 n. Chr. erfolgten Ausbruche des jüdischen Aufstandes gegen die Römer in Jerusalem als der Pharisäersekte angehöriger Priester. Schon als er kaum dem Knabenalter entwachsen war, zeigte sich sein freier Blick und sein hohes geistiges Streben darin, dass er sich nacheinander in die drei Sekten des damaligen Judentums, die der Pharisäer, Sadduzäer und Essener aufnehmen ließ, um nach Prüfung ihrer Grundsätze der nach seiner Ansicht besten Gemeinschaft beizutreten. Nachdem er dann noch drei Jahre bei dem Einsiedler Banus zugebracht hatte, entschied er sich für die Pharisäer, denen er auch, soweit ersichtlich, bis zum Ende seines Lebens treu geblieben ist.

In seinem sechsundzwanzigsten Lebensjahre unternahm Josephus eine Reise nach Rom, wo er zu hoch stehenden Personen in Beziehungen trat und namentlich auch Poppaea, der Gemahlin des Cäsars Nero, vorgestellt wurde. Bald nach seiner Rückkehr trat er dann die öffentliche Laufbahn in seinem Vaterlande an, und im Jahre 67 n. Chr., ein Jahr nach Beginn des Aufstandes, ernannten ihn die Leiter desselben zum Statthalter in Galiläa. Hier bewies er sich als tapferer Feldherr im Kampfe gegen die Römer, wurde aber nach dem Falle der Festung Jotapata, wo er sich mit Waffengefährten in einer Zisterne verborgen hatte, dem Vespasianus verraten. Dieser ließ ihn in Fesseln legen, schenkte ihm jedoch das Leben, weil Josephus, mit schlauer Berechnung den Propheten spielend, ihm den Cäsarenthron verhieß. Als Vespasianus zwei Jahre später wirklich auf den Thron gelangt war, erklärte er den Josephus für seinen Freigelassenen und beschenkte ihn reichlich. Um diese Zeit scheint Josephus seinem hohen Gönner zu Ehren dessen Familiennamen Flavius angenommen zu haben. Von Alexandria aus begleitete er dann den Titus vor Jerusalem, wo er Zeuge der Belagerung seiner Vaterstadt wurde. Während derselben unternahm er es zu wiederholten Malen, seinen Landsleuten die Zwecklosigkeit ferneren Widerstandes vorzuhalten und sie zur Ergebung an die Römer aufzufordern, wurde aber von ihnen abgewiesen und für einen Verräter erklärt.

Nach der Zerstörung Jerusalems begab sich Josephus mit Titus nach Rom, wo er das römische Bürgerrecht, einen kaiserlichen Freitisch und großen Landbesitz in Judäa erhielt. Als reicher Mann lebte er nunmehr seinen Studien, deren Ergebnisse in seinen Werken vorliegen.

Das Jahr seines Todes ist unbekannt; im Jahre 93 war er jedenfalls noch am Leben, doch scheint er die Regierungszeit des Trajanus (bis 117) nicht überlebt zu haben.

Was nun die Eigenschaften, und zwar zunächst die persönlichen, unseres Schriftstellers anlangt, so steht fest, dass er infolge seiner hohen Begabung einen hervorragenden Platz nicht nur unter den ersten Männern seines Volkes überhaupt, sondern auch unter den engherzigen und hartköpfigen Angehörigen seiner Sekte einnimmt, denen er an Elastizität des Geistes weit überlegen war. So war er nicht minder ein schriftgelehrter Pharisäer, als überhaupt einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit, und in der orientalischen wie griechischen Literatur wohl bewandert.

Einige sittliche Schwächen kann man bei Josephus nicht wegleugnen. Zunächst war er bis zur Eitelkeit selbstbewusst, sodass er zum Beispiel am Schlusse seiner »Altertümer« behauptet, ein Werk wie dieses habe weder ein anderer Jude noch ein Nichtjude in solcher Vollendung zustande zu bringen vermocht. Eine andere Schwäche ist seine egoistische Klugheit oder vielmehr Verschlagenheit, die ihn nicht nur von seinem Volke zu den Römern übergehen lässt, als dies für ihn vorteilhafter erscheint, sondern die ihn auch geradezu zu betrügerischem Handeln verleitet. Beweis dessen ist sein Verhalten in der Zisterne zu Jotapata (siehe »Jüdischer Krieg«, Buch III, Kapitel 8), wo er, den Trieb der Selbsterhaltung über alle anderen Rücksichten setzend, offenbar die Lose betrügerischerweise so mischte, dass seine Gefährten vor ihm dem Tode verfielen, den sie der Übereinkunft gemäß nach der Reihenfolge der Lose erleiden wollten, um nicht in die Hände der Römer zu geraten. Josephus verleugnete eben niemals den echten Pharisäer, der anderen gern alle Lasten aufbürden möchte, die er selbst zu tragen sich scheut.

Wenngleich man nun unter diesen Umständen unserem Schriftsteller ein besonders entwickeltes Nationalgefühl und opferwilligen Patriotismus zuzuerkennen nicht berechtigt ist, so muss doch immerhin zugegeben werden, dass er niemals seine Religion verleugnete und sich von kriechender Unterwürfigkeit gegen die römischen Cäsaren, die sein Volk in den Staub getreten hatten, freihielt. Er blieb vielmehr stets ein Freund seines Volkes und leistete ihm durch seine schriftstellerische Tätigkeit große Dienste, was umso höher anzuschlagen ist, als die Juden im Allgemeinen im römischen Reiche verachtet und gehasst wurden. Allerdings verschweigt Josephus in seinen Werken manches, was bei den Heiden Anstoß hätte erregen können, manches auch deutet er um, aber er gibt keine der großen Wahrheiten seiner Religion preis.

Als Schriftsteller steht Josephus großartig da. Seine Darstellung ist klar, lebendig und elegant, und er darf zu den besten nachklassischen griechischen Schriftstellern gerechnet werden. Allerdings bleibt er hinter der Einfachheit und Kraft biblischer Darstellung oft zurück, zum Teil infolge seines Bestrebens, es mit seinen heidnischen Lesern nicht zu verderben, zum Teil aber auch infolge der oft in die Geschichtserzählung eingeflochtenen langen Gespräche und Reden, die offenbar nur den Zweck haben sollen, die Juden in der Rhetorik den Griechen ebenbürtig erscheinen zu lassen. Klassisch vollendete Geschichtschreibung bietet Josephus besonders in den sechs letzten Büchern der »Altertümer«, und dass er auch ein Meister in der Kleinmalerei ist, beweist er durch seine exakten Schilderungen der Tempelgebäude, der hohepriesterlichen Gewänder und der heiligen Geräte. Besonders erwähnenswert erscheint mir in dieser Beziehung die äußerst sorgfältige Beschreibung der Hyoscyamus- oder Bilsenkrautpflanze (III, 7, 6), die noch heute in jedem Lehrbuche der Botanik Platz finden könnte, sowie die Schilderung des goldenen, von Ptolemäus Philadelphus den Juden für den Tempel geschenkten Tisches (XII, 2, 8 und 9). Orientalische Übertreibungen und spezifische pharisäisch-philosophische Anschauungen finden sich übrigens nicht selten in Josephus’ Werken, aber er gilt doch im Allgemeinen für durchaus glaubwürdig.

Die Werke des Josephus sind folgende: 1. »Archäologie« oder »Jüdische Altertümer« (20 Bücher); 2. »Über den jüdischen Krieg« (7 Bücher); 3. Seine Selbstbiographie; 4. »Über die Maccabäer oder über die Herrschaft der Vernunft«; 5. »Gegen Apion oder über das hohe Alter des jüdischen Volkes« (2 Bücher). Am Schlusse der »Altertümer« bekundet Josephus seine Absicht, vier Bücher von Gott und seinem Wesen sowie ein Werk über die Gesetze zu schreiben oder darüber, weshalb den Juden gewisse Handlungen erlaubt und andere verboten seien. Ob er dieses Vorhaben je verwirklicht hat, wissen wir nicht.

Was nun sein größtes Werk, die vorliegenden »Jüdischen Altertümer« betrifft, so sind dieselben zunächst von großer Wichtigkeit für die jüdische Geschichte überhaupt. Sie ordnen nämlich den Inhalt des alten Testamentes in der Reihenfolge und in chronologischer Hinsicht, füllen Lücken in der Erzählung aus und erklären dunklere Stellen. Noch höher wird ihr Wert dadurch, dass sie für den Abschnitt der jüdischen Geschichte, der von der babylonischen Gefangenschaft bis über die ersten christlichen Jahrzehnte hinausreicht, so gut wie die einzige Quelle sind. Endlich bieten die »Altertümer« auch Belege für geschichtliche Angaben der Evangelien wie der Apostelgeschichte und (im achtzehnten Buche) das berühmte, freilich bezüglich seiner Echtheit auch viel umstrittene Zeugnis über die Person Jesu Christi, sowie interessante Nachrichten über Joannes den Täufer und Jakobus den Jüngeren.

Die Neuherausgabe einer Übersetzung der »Jüdischen Altertümer« bedarf wohl keiner besonderen Rechtfertigung. Ist das Werk doch ebenso ein echt volkstümliches Geschichtsbuch als ein unschätzbares Rüstzeug in der Hand des Historikers. Nicht zum wenigsten ist für die Neuübersetzung die Erwägung maßgebend gewesen, dass die Geschichte des heiligen Landes infolge der im vorigen Jahre stattgehabten Palästinareise unseres Kaisers Wilhelm II., sowie auch infolge der Vorliebe neuerer Dichter, ihre Stoffe aus der Herodianerzeit zu entnehmen (Lauff, Herodias, Hebbel, Herodes und Mariamne, Sudermann, Johannes) mehr als sonst in den Vordergrund des Interesses tritt. Wer die genannten Dichtungen recht verstehen will, kann einer genauen Darlegung der Verhältnisse am Hofe des Herodes, wie Josephus sie bietet, nicht entraten.

Möge die vorliegende Ausgabe eine Anregung sein zu weiteren fruchtbringenden Studien über den Schriftsteller Josephus, zu dessen vollem Verständnis noch manches zu tun übrig bleibt. »Die Philologen«, sagt Paret, »pflegen ihn als einen der Theologie angehörigen Schriftsteller zu betrachten, die Theologen umgekehrt als einen solchen, der sie nicht direkt angehe. So kam es, dass er vernachlässigt und nicht so häufig zum Gegenstande von Spezialstudien gemacht wurde, wie er wohl verdienen würde. Wie zu seinen Lebzeiten, so hat er, kann man sagen, auch jetzt noch unter seiner Zwitterstellung zwischen Jerusalem und Rom zu leiden.«

Die Übersetzung habe ich angefertigt nach der Textausgabe von Dindorf (Paris, Didot 1865) unter vergleichsweiser Heranziehung der alten, aber sehr schönen kritischen Ausgabe von Havercamp (Amsterdam 1726). Die den einzelnen Büchern vorausgeschickten Inhaltsübersichten folgen der Dindorf’schen Ausgabe, während die Überschriften der einzelnen Kapitel sich im Allgemeinen an die Kapitelüberschriften der Havercamp’schen Ausgabe anlehnen (der Dindorf’sche Text weist keine Kapitelüberschriften auf). Für den Gebrauch der Übersetzung glaube ich darauf hinweisen zu müssen, dass die einzelnen Nummern der Inhaltsübersichten nicht den Kapitelüberschriften entsprechen.

Bei den Eigennamen habe ich die Schreibweise des Josephus durchgängig beibehalten und an den wenigen Stellen, wo die Namen allzu sehr von der uns geläufigen biblischen Schreibweise abweichen, erklärende Anmerkungen zugefügt. Dass die speziell römischen Namen in der lateinischen und nicht in der griechischen Form aufgeführt sind, versteht sich ja von selbst.

Zum genussreichen Studium der Werke des Josephus, insbesondere der »Altertümer« und des »Jüdischen Krieges«, bedarf es auch einiger geographischen Hilfsmittel, und zwar können zu diesem Zwecke schon alle guten Atlanten dienen, die Karten von Palästina zur Zeit der Einteilung in die zwölf Stämme und zur Zeit Christi enthalten. Gründlichere Belehrung bieten die besonderen Bibelatlanten, unter denen ich den von Riess (Freiburg, Herder) namentlich empfehlen möchte. Die Palästina-Karte des Andree’-schen Handatlas weist den Vorzug auf, dass sie die neuen wie die alten Ortsbezeichnungen gleichzeitig bringt. Immerhin bleibt zu bedauern, dass nicht ein spezieller Atlas zu den Werken des Josephus seinen Bearbeiter gefunden hat, und es bedarf vielleicht nur dieser Anregung, um eine geeignete Kraft zur Herausgabe eines solchen Atlas zu veranlassen.

Weitere Hilfsmittel bei der Lektüre des Josephus bieten gute Reise- und geographisch-geschichtliche Werke über Palästina, wie die von Bädeker-Socin, Robinson, v. Raumer und Schwarz. Nicht übergehen will ich endlich das mit großem Fleiße bearbeitete »topographisch-historische Lexikon zu den Schriften des Flavius Josephus« von Gustav Böttger, dem auch die geographischen Bemerkungen des dieser Übersetzung beigefügten Namenregisters entstammen. Diese Bemerkungen sind von mir absichtlich in dem Register untergebracht worden, um den eigentlichen Text nicht zu sehr mit Anmerkungen zu überlasten.

Die Zeichnungen zu den Illustrationen mit Ausnahme des Herodianischen Tempels sind von meinem Neffen, dem Architekten Joseph Lauff zu Köln, nach meinen Angaben und unter teilweiser Anlehnung an Abbildungen des Neumann’schen Werkes »die Stiftshütte«, deren Benutzung der Verleger Friedrich Andreas Perthes zu Gotha mit dankenswerter Bereitwilligkeit gestattete, angefertigt worden. Maßgebend war dabei hauptsächlich der Gesichtspunkt, dass die Bilder der Schilderung des Josephus möglichst getreu entsprechen müssten. Demzufolge ist z. B. beim Brandopferaltar das viel umstrittene »netzförmige Flechtwerk« als Rost des Altares zwischen die Hörner desselben gelegt worden, da die klare Darstellung unseres Schriftstellers keine andere Deutung zulässt; ebenso sind die Cherubim auf der heiligen Lade, die Josephus »geflügelte Tiere« nennt, unter Anlehnung an die altassyrischen Kherubsgestalten als geflügelte Mischwesen von Mensch und Stier aufgefasst worden, wie das auch Neumann in dem zitierten Werke getan hat.

Von den beiden Stammbäumen der Asmonäer und Herodianer hoffe ich, dass sie das Verständnis der betreffenden Stellen des Werkes erheblich fördern werden; namentlich bei den etwas verwickelten Verhältnissen der Familie des Herodes ist eine solche geordnete Übersicht kaum zu entbehren.

Zum Schlusse versichere ich, dass die Übersetzung durchaus wortgetreu und vollständig ist. Ob sie auch die dritte Bedingung einer guten Übersetzung erfüllt, nämlich möglichst wohllautend zu sein, das zu beurteilen, überlasse ich dem geneigten Leser.

Dr. Heinrich Clementz.

ERSTES BUCH

DIESES BUCH UMFASST EINEN ZEITRAUMVON 3833 JAHREN

VORWORT

1. Diejenigen, welche sich der Geschichtschreibung befleißigen, tun dies nicht aus ein und denselben, sondern aus vielfachen, meist unter sich verschiedenen Beweggründen. Denn einige gehen an diese Art Arbeit, um ihre Redegewandtheit leuchten zu lassen und dadurch berühmt zu werden, andere, um denen zu gefallen, über die sie schreiben. Freilich trauen sich diese Letzteren oft mehr zu, als sie vermögen. Wieder andere treibt ein gewisser Zwang, die Ereignisse, deren Zeugen sie waren, schriftlich vor Vergessenheit zu bewahren; viele auch veranlasst die Erhabenheit wichtiger, im Dunkel verborgener Tatsachen, diese zum allgemeinen Besten zu erzählen. Von den genannten Beweggründen sind für mich die zwei letzten in Betracht gekommen. Denn den Krieg zu beschreiben, den wir Juden mit den Römern geführt haben, dazu war ich als Mitkämpfer gewissermaßen gezwungen, um diejenigen zu widerlegen, welche in ihren Schriften Falsches darüber berichtet haben.

2. Das vorliegende Werk dagegen nahm ich in Angriff, weil ich allen Griechen damit etwas Bedeutendes bieten zu können glaubte. Es wird nämlich unsere ganze Altertumskunde und die Verfassung unseres Staates enthalten, wie ich sie aus hebräischen Schriften (ins Griechische) übertragen habe. Schon früher, als ich die Geschichte des Krieges schrieb, gedachte ich auch kundzugeben den Ursprung der Juden, ihre mannigfaltigen Schicksale, wie sie unter einem großen Gesetzgeber die Verehrung Gottes und alle übrigen Tugenden kennen lernten, welche Kriege sie im Laufe der Zeiten geführt und wie sie endlich wider ihren Willen zum letzten Kriege gegen die Römer gedrängt wurden. Doch der zu große Umfang des Stoffes nötigte mich, die Geschicke der Juden vor dem Kriege mit den Römern von Anfang an bis zu diesem Zeitpunkte besonders zu beschreiben. Aber im Laufe der Zeit beschlich mich, da ich mich unterfangen, einen so gewaltigen Stoff in einer fremden, ungewohnten Sprache wiederzugeben, oft eine gewisse Trägheit, wie es denen gewöhnlich ergeht, die allzu Schwieriges unternehmen. Indes ermunterten mich viele, das Werk fortzusetzen, in erster Reihe Epaphroditus, ein Mann, der allen Wissenschaften und besonders der Geschichte sehr zugetan war, zumal er selbst große Ereignisse und mancherlei Schicksale erlebt hatte, wobei er stets eine geistig hervorragende Natur und unerschütterte Wahrheitsliebe offenbarte. Diesem hochherzigen Gönner aller nützlichen und ehrbaren Bestrebungen gegenüber schämte ich mich, den Anschein zu erwecken, als ob ich den Müßiggang fleißiger Arbeit vorzöge, und ich nahm daher alle meine Geisteskräfte zusammen. Dazu kam noch, dass ich immer und immer wieder erwog, wie gern unsere Vorfahren ihre Geschichte den Fremden mitzuteilen geneigt waren, und wie manche Griechen vor Eifer brannten, unsere Schicksale kennen zu lernen.

3. Ich erfuhr besonders, dass der König Ptolemäus II., wie er überhaupt den Wissenschaften und dem Bibliothekswesen sehr zugetan war, danach verlangte, unsere Gesetze und die Bestimmungen unserer Staatsverfassung ins Griechische übertragen zu sehen, und dass Eleazar, der an Tugend keinem unserer Hohepriester nachstand, keinen Anstand nahm, dem Könige den Gebrauch derselben zu gestatten, den er doch gewiss verweigert haben würde, wenn es nicht bei uns alte Sitte gewesen wäre, Gutes und Anständiges vor niemand geheim zu halten. Daher glaubte ich, dass es auch mir wohl anstehe, die Großmut unseres Hohepriesters nachzuahmen, umso mehr, als ich überzeugt bin, dass auch heute gar viele es dem König an Wissbegierde gleichtun möchten. Doch hat der König nicht die ganze heilige Schrift erhalten können, sondern die, welche nach Alexandrien zum Zwecke der Interpretation gesandt worden waren, haben ihm nur die Gesetzbücher übergeben. Es sind aber noch außerdem unzählige andere Dinge in den heiligen Schriften aufbewahrt, die die Geschichte von 5000 Jahren mit ihren merkwürdigen Ereignissen, ihrem wechselnden Kriegsglück, ihren herrlichen Feldherrnleistungen und ihren vielen Staatsumwälzungen umfassen. Im Allgemeinen kann man leicht aus dieser Geschichte entnehmen, dass denjenigen, die Gottes Willen befolgen und seine wohl gemeinten Gesetze zu übertreten sich scheuen, alles wider Erwarten zum Besten gedeiht und der Lohn der Glückseligkeit Gottes winkt, dass hingegen die, welche von der treuen Beobachtung der Gesetze abweichen, das unüberwindlich finden, was sonst leicht erscheint, und das Gute, das sie zu tun unternehmen, in heillose Verwirrung umschlagen sehen.

Daher ermahne ich diejenigen, welche diese Bücher lesen wollen, ihren Sinn auf Gott zu richten und Acht zu haben, wie unser Gesetzgeber die Natur Gottes geziemend aufgefasst und ihm nur solche Taten beigelegt hat, die seiner Macht würdig sind, und wie er sich fern gehalten von eitler Fabelei, obgleich doch das hohe Alter der Begebenheiten ihn leicht zur Erfindung irgendwelcher Lügen hätte verleiten können. Denn er ist geboren vor 2000 Jahren, zu einer Zeit, in welche die Dichter nicht einmal den Ursprung ihrer Götter, geschweige denn Taten oder Gesetze sterblicher Menschen zu verlegen gewagt haben. Alles dieses wird im Folgenden in gebührender Ordnung dargestellt werden, denn es ist mein fester Vorsatz, in der Darstellung weder etwas wegzulassen noch hinzuzufügen.

4. Weil im Übrigen alles der Weisheit des Gesetzgebers Moyses zuzuschreiben ist, erscheint es mir notwendig, einiges über ihn vorauszuschicken, damit es dem Leser nicht auffallend erscheine, dass, obgleich der Titel des Werkes Berichte von Gesetzen und Taten verspricht, doch so vieles auf die Naturgeschichte Bezügliche darin enthalten ist. Es ist daher notwendig zu wissen, dass jener Mann es für unumgänglich gehalten hat, dass derjenige, der sein eigenes Leben wohl einrichten oder anderen Gesetze geben will, vornehmlich die Natur Gottes zu erkennen streben und durch innige Betrachtung seiner Werke dem erhabenen Vorbilde aller nachzueifern und zu folgen versuchen müsse. Denn ohne diese Erkenntnis wird weder der Gesetzgeber selbst ein gutes Gemüt haben, noch werden seine Schriften das Gemüt der Leser zur Tugend hinlenken können, wenn diese nicht vor allem das erkannt haben, dass Gott, da er aller Herr und Vater ist und alles sieht, denjenigen, die ihm gehorchen, ein glückseliges Leben verleiht, diejenigen aber, die vom Pfade der Tugend abweichen, im größten Elend versinken lässt. Moyses hat daher, um seinen Mitbürgern diese Erkenntnis beizubringen, nicht wie andere auf Satzung und Übereinkommen seine Gesetze aufgebaut, sondern er hat ihren Sinn auf Gott und die Betrachtung der Schöpfung hingelenkt und sie gelehrt, dass auf Erden wir Menschen das schönste Werk Gottes seien. Nachdem er sie so zuerst zur Religiosität erzogen, überzeugte er sie leicht von allem Übrigen. Andere Gesetzgeber hielten es mit Fabeln und dichteten ihren Göttern der Menschen schändliche Laster an; so gaben sie den Gottlosen hinreichende Gründe zur Entschuldigung. Moyses hingegen zeigte, dass Gott die Tugend rein und unbefleckt besitze, und lehrte die Menschen mit aller Kraft dahin streben, dass sie ihrer teilhaftig würden. Gegen die aber, welche das nicht erkannten und nicht glaubten, schritt er mit Strenge ein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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