Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth: Reclam Lektüreschlüssel XL - Ödön von Horváth - E-Book

Jugend ohne Gott von Ödön von Horváth: Reclam Lektüreschlüssel XL E-Book

Ödön von Horváth

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Beschreibung

Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! - Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text - Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil - Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen - Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext - Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen - Aktuelle Literatur- und Medientipps - Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen - Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar Wer hat den Schüler N ermordet? Vordergründig ist Horváths Roman von 1937 eine Kriminalgeschichte, doch eigentlich schildert er eine Generation, die die menschenverachtenden Ideen des Nationalsozialismus verinnerlicht hat.

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Seitenzahl: 140

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Ödön von Horváth

Jugend ohne Gott

RomanLektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler

Von Sascha Feuchert und Jeanne Flaum

Reclam

Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:Ödön von Horváth: Jugend ohne Gott. Roman. Hrsg. von Heike Wirthwein. Stuttgart: Reclam, 2021 [u. ö.]. (Reclam XL. Text und Kontext, 16105.)

 

Diese Ausgabe des Werktextes ist seiten- und zeilengleich mit der in Reclams Universal-Bibliothek Nr. 18612.

 

E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website

unter www.reclam.de/e-book

 

 

Lektüreschlüssel XL | Nr. 962201

2024 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2024

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962201-9

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015550-9

www.reclam.de

Inhalt

1. Schnelleinstieg

2. Inhaltsangabe

3. Figuren

4. Form und literarische Technik

5. Quellen und Kontexte

6. Interpretationsansätze

7. Autor und Zeit

8. Rezeption

9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen

10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen

11. Zentrale Begriffe und Definitionen

1. Schnelleinstieg

Autor

Ödön von Horváth

Erscheinungsjahr

1937

Gattung

Roman

Handlungszeit

etwas über ein Jahr

Erzählerische Vermittlung

Ich-Erzähler

Handlung: Die Handlung des dritten Romans des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth entfaltet sich um einen namenlos bleibenden Lehrer, der auch selbst über die Ereignisse berichtet. Zu Beginn der Erzählung hat er Geburtstag und wird 34 Jahre alt. Der Handlungsort bleibt durchgehend unbenannt, weder die (Klein-)Stadt, in der sich die meisten Dinge zutragen, noch auch nur das Land, zu dem sie gehört, werden konkret bezeichnet. Schon früh erfahren die Leserinnen und Leser aber, dass der junge Pädagoge der ›neuen Zeit‹, in der die Protagonisten leben, kritisch bis ablehnend gegenübersteht. Seine Werte, die deutlich humanistisch-aufklärerischer Natur sind, werden in dem neuen Neues SystemSystem, das im Land etabliert wurde, nicht geachtet. Stattdessen herrschen die ›Ideale‹ der ›Ideale der Volksgemeinschaft‹Volksgemeinschaft (›Sippe‹) und der rassischen Überlegenheit. Gleich zu Beginn der Handlung kommt es zu einem bezeichnenden Konflikt: In einem Aufsatz äußert sich N, einer seiner Schüler, die der Lehrer nur beim Anfangsbuchstaben ihres Nachnamens benennt, zeitgemäß und im Jargon der herrschenden Propaganda abwertend über Schwarzafrikaner, was der Lehrer bei der Rückgabe der Arbeit kritisch kommentiert. Das ruft den Vater des Schülers auf den Plan, der sich über den Lehrer bei der Aufsichtsbehörde beschwert. Ebenso schreibt die gesamte Klasse einen Brief, in dem sie mitteilt, nicht mehr von ihrem Lehrer unterrichtet werden zu wollen.

Dem eigentlich liberal eingestellten Direktor der Schule, der sich freilich an die neue Zeit angepasst hat, ist es zu verdanken, dass der Lehrer nicht suspendiert wird und auch seine Klasse behält. Mit dieser muss er in den anschließenden Osterferien in ein verpflichtendes Zeltlager zur militärischen AusbildungZeltlager, das der militärischen Ausbildung der Jungen dient. Unterrichtet werden sie von einem Feldwebel der Reserve, der Lehrer ist mehr oder weniger nur als Aufsicht dabei. Das gibt ihm etwas Freiraum, auch um einen Pfarrer näher kennenzulernen, der strafversetzt an einem kleinen Ort, der an das Zeltlager grenzt, tätig ist und mit dem er sich u. a. über seinen Glauben und die Situation der verarmten Landbevölkerung unterhält.

Im Lager verschwindet nach kurzer Zeit ein Fotoapparat und der Lehrer versucht, diesen Diebstahl aufzuklären. Im Zuge seiner Ermittlungen beobachtet er u. a., dass sein Schüler Z eine geheime Nachricht erhält. Während die Schüler bei einem Geländeausflug sind, dringt der Lehrer in das Zelt von Z ein und liest dessen Tagebuch, das in einer fest verschlossenen Kassette aufbewahrt wird. Dabei erfährt er etwa, dass Z ein Verhältnis mit Eva hat, der Anführerin einer Räuberbande, die ohnehin schon im Verdacht stand, den Fotoapparat gestohlen zu haben. Außerdem wird dem Lehrer bei seiner verbotenen Lektüre sehr deutlich, wie wichtig dem Jungen sein Diarium ist, v. a. dass dieses geheim bleibt. Er droht in seiner Niederschrift sogar jedem, der das Kästchen mit dem Tagebuch aufbrechen würde, mit dem Tod. Da der Lehrer die Kassette nicht mehr rechtzeitig verschließen kann, merkt Z dann tatsächlich, dass seine Aufzeichnungen gelesen wurden, und beschuldigt umgehend seinen Mitschüler N, mit dem er über das Tagebuch ohnehin schon in Konflikt geraten war. Der Lehrer, der den Streit mit einem Geständnis hätte verhindern können, schweigt – obwohl er sich vornimmt, noch die Wahrheit zu sagen.

N wird am nächsten Tag nach einem Ausflug der Klasse Tod von Nerschlagen aufgefunden. Z gesteht die Tat, die er begangen habe, weil N ihm offenbart hätte, sein Tagebuch gelesen zu haben. Dem Lehrer kommen große Zweifel an diesem Geständnis, weil er ja die Wahrheit über das Tagebuch kennt, doch er schweigt noch immer.

Der Mordfall landet schließlich vor Der Mordfall vor GerichtGericht, und erst in letzter Sekunde offenbart sich der Lehrer und hilft so dabei, Z vor einer Verurteilung zu bewahren. Dem Pädagogen war mittlerweile Gott erschienen, der ihn zur Umkehr aufforderte. Nun aber gerät Eva in Verdacht, die aufgrund ihrer sozialen Randständigkeit auch eine für das neue System geeignete Täter-Kandidatin ist. Sie verteidigt sich jedoch, indem sie behauptet, ein weiterer Junge sei am Tatort gewesen, der N kaltblütig ermordet habe.

Der Lehrer vermutet aufgrund der Beschreibung durch Eva – v. a. der von ihr erwähnten ›Fischaugen des TätersFischaugen‹ des Täters – sofort, dass es sein Schüler T gewesen sein müsse, der ihm schon vorher überaus unangenehm und verdächtig war. Gemeinsam mit einer kleinen Gruppe von Schülern, die sich offenbar dem Widerstand gegen das neue System zurechnen lassen, ermittelt er weiter und versucht sogar mit Hilfe eines ehemaligen Kollegen, T eine Falle zu stellen, kann aber keine schlagenden Beweise zutage fördern. Dennoch konfrontiert der Ich-Erzähler T mit seinem Verdacht, der jedoch zunächst alles leugnet. Am nächsten Tag wird T erhängt aufgefunden. Es stellt sich heraus, dass er tatsächlich der Täter war und offenbar gemordet hat – wie er einmal einem anderen Schüler anvertraute –, weil er sehen wollte, wie es ist, wenn jemand stirbt.

Eva wird daraufhin freigelassen, der Lehrer, der aufgrund seines Geständnisses vor Gericht Anstellung und Pensionsansprüche verloren hat, geht an eine Missionsschule nach Afrika.

Werkaufbau: Man muss stets beachten, dass die Erzählung durch einen Ich-ErzählerIch-Erzähler vermittelt wird, die Leserinnen und Leser also vollkommen von seiner Sicht der Dinge abhängen. Insofern ist auch immer zu überprüfen, wie verlässlich die Informationen sind, die er weitergibt.

Die Erzählung, die er entwickelt, lässt sich jedenfalls gut in vier Vier Teile der ErzählungTeile strukturieren: Die Handlung des ersten Teils spielt in der (Klein-)Stadt, in der der Lehrer an einer Schule tätig ist. Hier ereignet sich u. a. der Konflikt um die abfälligen Bemerkungen eines Schülers zu den Schwarzafrikanern. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Zeit im Zeltlager. Am Ende dieses zweiten Teils geschieht der Mord an N, den Z fälschlicherweise gesteht. Mit einem zeitlichen Sprung beginnt der dritte Teil des Romans: Hier steht der Prozess um den Mordfall im Fokus der Handlung. Im vierten und letzten Teil des Romans geht es schließlich um die endgültige Aufklärung des Mordfalls. Anders als im vorigen Teil übernimmt der Lehrer nun die Aufgabe, den wahren Mörder zu finden, und kann ihn schließlich entlarven.

Der Roman, der nicht mehr in Deutschland, sondern zunächst nur in Amsterdam erscheinen konnte,1 hatte sofort großen Erfolg bei der RezeptionKritik wie bei den Lesern und wurde schnell in mehrere Sprachen übersetzt. Noch kurz vor seinem Tod verhandelte Horváth die Filmrechte an der Erzählung.

Auch wenn das Land, in dem die Handlung spielt, im Text unbenannt bleibt, war den zeitgenössischen Rezensenten und Lesern klar, dass sich Jugend ohne Gott in der Hauptsache auf das NS-Regime in Deutschland bezieht. Die Anonymisierung aber erlaubt, das Werk auch auf andere totalitäre Systeme der Zeit (Sowjetunion) oder der Zukunft zu beziehen. Nicht zuletzt das dürfte dafür verantwortlich sein, dass Jugend ohne Gott nach wie vor eine beliebte Schullektüre ist und immer wieder verfilmt wurde (zuletzt 2017) oder in dramatisierter Form im Theater gespielt wird (vor allem zur 80. Wiederkehr von Horváths Todestag 2018, aber auch danach).

2. Inhaltsangabe

Die Neger2

Der Roman beginnt medias in res3 mit dem 34. Geburtstag des Ich-ErzählerIch-Erzählers. Es ist die einzige genaue Zeitangabe (»25. März«, S. 7), die der Leser im Roman erhält. Der Erzähler – ein Lehrer eines städtischen Gymnasiums mit den Fächern Geographie und Geschichte – erhält einen Brief mit Geburtstagsglückwünschen seiner Eltern. Er denkt darüber nach, wie es um sein Leben bestellt ist: »Nein, Unzufriedenheitzufrieden bin ich eigentlich nicht.« (S. 7) Doch er ermahnt sich wenig später, genügsam zu sein: »Du hast doch eine sichere Stellung mit Pensionsberechtigung und das ist in der heutigen Zeit, wo niemand weiß, ob sich morgen die Erde noch drehen wird, allerhand!« (S. 7)

Trotz seines Geburtstags beginnt er mit der Korrektur von 26 Aufsätzen zur Frage »Warum müssen wir KolonienKolonien haben?«4 (S. 8) Das Thema wurde ihm von der Aufsichtsbehörde vorgeschrieben. Die Schüler benennt er bis auf wenige Ausnahmen nur mit dem Anfangsbuchstaben ihres jeweiligen Nachnamens.5 »›Wir brauchen die Kolonien‹, schreibt er [B], ›weil wir zahlreiche Rohstoffe benötigen, denn ohne Rohstoffe könnten wir unsere hochstehende Industrie nicht ihrem innersten Wesen und Werte nach beschäftigen […].‹« (S. 8)

Der Lehrer denkt darüber nach, sich zu beeilen, weil er noch ins Kino möchte, als er zum Konflikt um AufsatzAufsatz des N kommt, der schreibt: »Alle Neger sind hinterlistig, feig und faul« (S. 9). Der Lehrer möchte diese Aussage eigentlich sofort anstreichen, doch er hält sich zurück, denn »was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen« (S. 9). Nach der Korrektur des Aufsatzes des T bemerkt der Lehrer, dass das Heft des W fehlt, aber – so erinnert er sich – der war ja krank. W war genau wie der Lehrer am letzten Sonntag im Stadion gewesen und hatte sich dabei eine Lungenentzündung zugezogen.

Es regnet

Am nächsten Tag kommt der Lehrer ins Gymnasium und sieht, wie fünf Jungen einen anderen Mitschüler Prügeleiverprügeln und ihm seine Buttersemmel stehlen. Er geht dazwischen und stellt die Jungen zur Rede, doch diese lachen nur verlegen und können nicht erklären, warum sie sich so verhalten. Der Lehrer stellt sich selbst die Frage: »Was wird das für eine Die junge GenerationGeneration? Eine harte oder nur eine rohe?« (S. 12)

Die reichen Plebejer6

In der Geographiestunde bespricht der Lehrer mit den Schülern die korrigierten Aufsätze. Als er N sein Heft zurückgibt, kann er sich nicht zurückhalten und spricht ihn auf seine abfällige Aussage über die Afrikaner an. »Auch die Neger sind doch Menschen« (S. 12), sagt er zu N.

Diese Aussage zieht Konsequenzen nach sich, denn am nächsten Tag kommt der Bäckermeister N, der Vater des Schülers Otto N, in die Sprechstunde des Lehrers und stellt ihn zur Rede. Solch eine Äußerung, dass auch Schwarzafrikaner Menschen seien, sei »»Sabotage am Vaterland«Sabotage am Vaterland!« (S. 14). »Ich weiß es nur zu gut, auf welch heimlichen Wegen und mit welch perfiden Schlichen das Gift Ihrer Humanitätsduselei7 unschuldige Kinderseelen zu unterhöhlen trachtet!« (S. 14) Zwei Tage später hat der Lehrer ein Gespräch mit dem Direktor der Schule, da ihm ein Schreiben der Dienstaufsichtsbehörde vorliegt. Der Direktor weist den Lehrer darauf hin, dass sie als Pädagogen die Schüler »moralisch zum Krieg erziehen« (S. 15) müssten.

Er vergleicht die Welt mit der Zeit im alten Rom, in der die reichen Welt der reichen PlebejerPlebejer alles dominierten. Er selbst habe früher Friedensbotschaften unterzeichnet und heute blase er stattdessen in die »Kriegsposaune« (S. 15). Doch das tue er nur zur Sicherung seiner späteren Pension, nicht aus Überzeugung. Schließlich habe es unter den Römern bereits reiche Plebejer gegeben, die aus dem Volk heraustraten und den neuen »Amtsadel« bildeten, »die sogenannten Optimates« (S. 16), denen alle folgen mussten.

Das Brot

In der kommenden Stunde erhält der Lehrer einen Brief seiner Schüler: »Wir wünschen nicht mehr […] von Ihnen unterrichtet zu werden, denn nach dem Vorgefallenen haben wir Endesunterzeichneten kein Vertrauen mehr zu Ihnen und bitten um eine andere Bitte um LehrerwechselLehrkraft.« (S. 17) Alle 25 Schüler haben den Brief unterschrieben. Der Lehrer fragt in den Klassenraum, wer diesen Brief verfasst habe, doch niemand meldet sich. Er bemerkt, dass die Schüler alles, was er sagt, mitschreiben. Nach einem Gespräch mit dem Direktor und der abgelehnten Bitte, die Klasse abgeben zu dürfen, werden die Schüler vom Direktor ermahnt. Doch der Lehrer wird daraufhin wieder mit den Schülern allein zurückgelassen.

Die Pest

Am Abend denkt der Lehrer über die Jugend nach und fragt sich, ob die Kluft der GenerationenKluft zwischen den Generationen gegenwärtig tiefer sei als früher. Er ist überzeugt, dass seine Schüler ihn vernichten wollen und dass sie dabei auch noch der Meinung seien, im Recht zu sein.

»Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät. Doch halt! Ist es nicht eine große HeldentumTugend, diese Bereitschaft zum höchsten Opfer?« (S. 19), fragt er sich. Er denkt erneut an die reichen Plebejer und an die Verbrechen, die eine Gesellschaft zur Selbsterhaltung begeht, und vergleicht sie mit einer Pest. Er reflektiert seine eigenen Denkweisen und ermahnt sich, aufzuhören so zu denken. Er verlässt daraufhin sein Zimmer und geht ins Kino. In einer Bar trifft er auf eine junge Frau, die ihm Gesellschaft leisten möchte, aber er weist sie ab.

Das Zeitalter der Fische

Während der Lehrer betrunken in der Bar über das Böse im Menschen philosophiert, begegnet er einem früheren Kollegen, den er Julius Caesar nennt. Dieser ließ sich in der Vergangenheit mit einer minderjährigen Schülerin ein und kam daraufhin ins Gefängnis. Danach sah man ihn hausieren. Der Lehrer beschreibt ihn deshalb als eine »gestrandete Eine gestrandete ExistenzExistenz« (S. 22).

Gemeinsam diskutieren sie über den Wandel der Generationen und darüber, was die Jugend heute auszeichne. Caesar8 berichtet von seiner eigenen PubertätPubertät und davon, dass damals das unerreichbare »Weib« (S. 23) das einzige Problem gewesen sei, während es in der Pubertät des Erzählers zwar Frauen gegeben habe, jedoch keine Männer, da der Krieg in vollem Gang gewesen sei. Heute gebe es »keine wahrhaften FrauenbildFrauen mehr«, ergänzt Julius Caesar. »Jaja, das Unglück der heutigen Jugend ist, dass sie keine korrekte Pubertät mehr hat – […] sie müssen ja nur das abschreiben, was das Radio zusammenblödelt, und schon bekommen sie die besten Noten.« (S. 24)

Caesar spricht abschließend davon, dass kalte Kalte ZeitenZeiten anbrechen werden, »das Zeitalter der Fische. […] Da wird die Seele des Menschen unbeweglich wie das Antlitz eines Fisches.« (S. 25) In der Nacht wacht der Lehrer in einem fremden Zimmer neben einer Frau auf. Aufgrund seiner Trunkenheit kann er sich an den weiteren Verlauf des Abends nicht mehr erinnern. Er verlässt den Raum.

Der Tormann

Als der Lehrer morgens nach Hause kommt, erwarten ihn dort seine Haushälterin und der Vater seines Schülers Heinrich W. Er erzählt dem Lehrer, dass sein Sohn, der »Kleinste der Klasse« (S. 27), sterben müsse, da er sich beim Fußballspiel erkältet habe, was eine schlimme Infektion auslöste. Sein letzter Letzter WunschWunsch sei es, den Tormann aus dem Spiel am letzten Sonntag noch einmal zu sehen. Der Lehrer arrangiert ein Treffen, und der Fußballer erzählt W am Krankenbett eine Geschichte, während W friedlich einschläft und stirbt. Bei der Beerdigung an einem Mittwoch im März sind auch der Direktor und die Mitschüler anwesend. Wieder denkt der Lehrer über seine Ideale nach und über die Zeit, in der er heute lebt. »Behalt sie für Dich, Deine bescheidenen Ideale« (S. 29), ermahnt er sich erneut. Beim Beobachten des N fällt dem Lehrer auf, dass dieser keine Miene verzieht. Doch T »lächelte leise, überlegen und spöttisch« (S. 29). Der Lehrer assoziiert die Augen des T erstmals mit den Augen eines FischesAugen eines Fisches.

Der totale Krieg

Der Lehrer fährt gemeinsam mit den Schülern in ein Zeltlager zur militärischen AusbildungZeltlager für eine vormilitärische Ausbildung. Vor drei Jahren erließ die Aufsichtsbehörde eine Verordnung, die besagt, dass die Osterferien für ein solches Zeltlager genutzt werden müssen. Nach ihrer Ankunft wird die Gruppe vom örtlichen Bürgermeister, dem Pfarrer, dem Gendarmerieinspektor und Pionieren, die als Soldaten für den Aufbau des Zeltlagers verantwortlich sind, begrüßt. Der Bürgermeister erzählt dem Lehrer von einem Sägewerk, das vor wenigen Monaten aus »Rentabilitätsgründen« (S. 30) schließen musste. Das Dorf ist seitdem sehr arm. Der Pfarrer weist den Lehrer noch darauf hin, dass sich in der Nähe des Lagers ein Mädcheninternat auf einem Schloss befinde und er daher aufpassen müsse.

Für das Lager, das in der Nähe der Berge errichtet wird, bauen die Schüler ihre Zelte auf, bevor sie gemeinsam zu Abend essen, am Feuer sitzen und Soldatenlieder singen. Der Lehrer denkt zurück an den verstorbenen W, der als kleinster und freundlichster »nichts gegen die Neger geschrieben hätt. Drum musstest Du auch weg.« (S. 32)

Die marschierende Venus

Am nächsten Tag werden die Schüler in Gruppen eingeteilt, müssen in Reihen antreten und wandern anschließend mit einem Feldwebel der Reserve, der ihre