Jugendorganisationen und Schule im Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung Österreichs. Theorie und Unterrichtsentwurf - Maria Ablinger - E-Book

Jugendorganisationen und Schule im Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung Österreichs. Theorie und Unterrichtsentwurf E-Book

Maria Ablinger

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Beschreibung

Diplomarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: Sehr gut, Pädagogische Hochschule Salzburg (Hauptschulausbildung), Sprache: Deutsch, Abstract: In der Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs war auch das Leben der Kinder und Jugendlichen stark politisch geprägt. Diese Arbeit beschreibt, in welchem Ausmaß das Umfeld der jungen Menschen in den Dreißiger- und Vierziegerjahren des letzten Jahrhunderts vom nationalsozialistischen Regime beeinflusst wurde. Die parteieigenen Jugendorganisationen waren für eine „Freizeitgestaltung“ im Sinne des Nationalsozialismus zuständig, dabei standen die Vermittlung nationalsozialistischer Werte sowie die Vorbereitung auf den Krieg im Vordergrund. In dieser Arbeit werden Ideologie, Organisation, Ausbildungsinhalte und verschiedene Veranstaltungen der Hitlerjugend beschrieben. Auch die schulische Erziehung wurde massiv von der NSDAP beeinflusst. Hier wird ein Einblick in die nationalsozialistische Ideologie der schulischen Erziehung, die Lehrziele, Schulbücher, das Lehrerverhalten und das Schicksal der jüdischen Schüler gegeben. Auch der starke Einfluss der Hitlerjugend auf die Schule wird thematisiert. Dabei wird das Thema mit einem besonderen Fokus auf die Situation in Österreich beleuchtet. Im anschließenden praktischen Teil der Arbeit wird die Thematik in Form einer Materialzusammenstellung für Offenes Lernen für den Einsatz im Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe aufgearbeitet. Schlüsselwörter: Nationalsozialismus, Austrofaschismus, Hitlerjugend, Offenes Lernen

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Inhaltsverzeichnis

 

Einleitung

1 Vorgeschichte

1.1 Die Zeit des Austrofaschismus

1.1.1 Jugendorganisationen im Austrofaschismus

1.1.2 Schule im Austrofaschismus

1.2 Der Anschluss

2 Jugendorganisationen im Nationalsozialismus

2.1 Ideologie der ausserschulischen Jugenderziehung

2.2 Organisation der Hitler-Jugend

2.3 Ausbildung und Inhalte in der Hitler-Jugend

2.3.1 Jungenerziehung

2.3.2 Mädchenerziehung

2.4 Aktionen und Veranstaltungen

3 Schule im Nationalsozialismus

3.1 Ideologie der schulischen Erziehung – Erziehungsmaximen

3.2 Schulorganisation

3.3 Lehrziele und Schulbücher

3.3.1 Lehrziele und der Lehrplan

3.3.2 Schulbücher und Unterrichtsmaterialien

3.4 Schulveranstaltungen, Feste und Feiern

3.5 Die Lehrer

3.6 Jüdische Schüler

3.7 Einfluss der Hitler-Jugend auf die Schule

4 Praktischer Teil

4.1 Didaktische Überlegungen

4.1.1 Sachanalyse

4.1.2 Offenes Lernen

4.2 Arbeitsmaterialien für Offenes Lernen

4.2.1 Arbeitsplan

4.2.2 Organisation der Hitler-Jugend

4.2.3 „Sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben...“

4.2.4 Alltag in der Hitler-Jugend

4.2.5 „Das Kleid des Führers“ – Uniform der HJ

4.2.6 Das HJ-Lager

4.2.7 Schule unter Adolf Hitler

4.2.8 Die “Befleckten” von Salzburg

4.2.9 Schulaufgaben im Nationalsozialismus

4.2.10 „ Begeistert – Gedrillt – Betrogen. Die Hitlerjugend“

Schlussbemerkung

Abbildungsverzeichnis

Literaturverzeichnis

 

Einleitung

Da ich mich gerne mit der historischen Epoche der Zeitgeschichte, im Besonderen mit dem Nationalsozialismus beschäftige, war ich von Anfang an auf der Suche nach einem Themengebiet aus dieser Zeit. Nachdem ich im vierten Semester den Wahlgegenstand Soziologie der Kindheit belegt hatte und mich die Lebenswelt von Kindern sehr interessiert, ergab sich daraus die Kombinationsmöglichkeit „Kindheit im Nationalsozialismus“. Um das Thema noch etwas einzugrenzen, beschloss ich, mich auf zwei wichtige Lebensbereiche zu konzentrieren, auf die Jugendorganisationen und auf die Schule. Gerade als zukünftige Lehrerin habe ich doch auch einen Einblick in unser Schulsystem, in den Schulalltag und in Lehrplaninhalte und kann dadurch auch gut Vergleiche zwischen damals und heute ziehen.

Außerdem möchte ich das Thema vor allem aus österreichischer Sicht behandeln.

Ich erwarte mir von der Arbeit an dieser Thematik neben Wissenszuwachs auch eine starke persönliche Bindung und Betroffenheit. Mir ist klar, dass ich ein sensibles Thema gewählt habe, das man nicht ohne Emotionen bearbeiten kann. Ich werde vieles erfahren, das berührend, bestürzend oder vielleicht unfassbar sein wird, doch gerade diese Herausforderung reizt mich auch.

Die Suche nach Literatur war nicht allzu schwierig. Es gibt eine ganze Reihe von Büchern, die von Kindheit und Erziehung im Nationalsozialismus handeln. Einige Autoren haben ebenfalls Schwerpunkte auf Jugendorganisationen oder Schule gesetzt, andere wiederum behandelten diese Themenbereiche nur überblicksmäßig.

Auf folgende Fragen möchte ich in meiner Arbeit näher eingehen:

Wie war die Situation der organisierten Jugend und der Schule in Österreich vor dem Anschluss an Deutschland, in der Zeit des Austrofaschismus?

Welche Entwicklungen und Änderungen brachte der Anschluss mit sich?

Wie waren die Jugendorganisationen organisiert, welche Ziele verfolgten sie und mit welchen Mitteln versuchten sie diese zu erreichen?

Was charakterisiert das Schulwesen des Dritten Reiches?

Was lernten die Kinder in den Schulen, welche Punkte beinhaltete der Lehrplan und wie sah es mit Schulaufgaben und Büchern aus?

Wie kann in einer Schulklasse an das Thema am besten herangegangen werden?

Um die ersten fünf Punkte eingehender zu behandeln, habe ich vor, auf einige Bücher zum Thema genauer einzugehen und diese dann mit Hilfe verschiedenartiger weiterer Literatur zu ergänzen und zu vervollständigen. Dabei möchte ich viele Quellen einbauen, wie zum Beispiel Zeitzeugenberichte, Erlässe und Richtlinien der Schulbehörde, Schulbuchauszüge oder konkrete Aufgaben, die den Schülern vorgesetzt wurden.

1 Vorgeschichte

 

1.1 Die Zeit des Austrofaschismus

 

Unter Austrofaschismus versteht man den spezifisch österreichischen Faschismus in den Jahren 1934-1938. Nach der so genannten „Selbstausschaltung“ des Parlaments der Ersten Republik im März 1933 wurde Österreich im Mai 1934 zu einem autoritären Ständestaat. Vorbild war dabei das faschistische Italien unter Mussolini.

 

Der Austrofaschismus wird manchmal im Gegensatz zum „braunen“ nationalsozialistischen Faschismus auch „grüner“ Faschismus genannt.

 

1.1.1 Jugendorganisationen im Austrofaschismus

 

Vor der Phase des Austrofaschismus in Österreich waren viele Kinder und Jugendliche Mitglieder in Jugendgruppen. Hinter diesen Organisationen standen zum Teil politische Parteien, andere betonten wiederum ihre politische Unabhängigkeit. Einige Beispiele:

 

 Kinderfreunde, Rote Falken, Sozialistische Arbeiterjugend ® Sozialdemokratische Partei

 

 Reichsbund der katholischen deutschen Jugend, Reichsverband der katholischen Mädchenvereine Österreichs ® Christlichsoziale Partei

 

 Österreichischer Pfadfinderbund, Österreichische Wandervögel ® bürgerlich-unabhängig

 

 Jugendgruppen der nationalsozialistischen Partei

 

Dann setzte sich aber mit dem Ständestaat ein neues politisches System durch, die Parteien wurden verboten, und mit ihnen auch ihre Jugendorganisationen beziehungsweise die, die ihnen nahe standen. (vgl. Achs, Tesar 1988: 14)

 

Das Österreichische Jungvolk

 

„Der autoritäre Ständestaat veränderte die politische Jugendarbeit entscheidend. Ab 1936 baute er eine Staatsjugendorganisation auf, deren Vorbild die Jugendorganisationen des faschistischen Italien (Ballila) und des nationalsozialistischen Deutschland (Hitler-Jugend) waren. Das Österreichische Jungvolk, so wurde die Staatsjugendorganisation genannt, sollte auf freiwilliger Basis alle Kinder und Jugendlichen Österreichs erfassen und zu guten Staatsbürgern erziehen.“ (Achs, Tesar 1988: 14)

 

Gesetzlich geregelt wurde diese außerschulische Jugendarbeit im „Bundesgesetz über die vaterländische Erziehung der Jugend außerhalb der Schule“ von 1936. (vgl. Dachs 1988a: 192)

 

Innerhalb des Österreichischen Jungvolkes gab es getrennte Gruppen für Mädchen und Jungen. Die einzelnen Gruppen wurden streng und autoritär von oben her geleitet und waren einer zentralen Kontrolle unterstellt.

 

Eine sehr wichtige Rolle in der außerschulischen Erziehung des Austrofaschismus spielten die Vermittlung von religiösen Werten und Weltanschauungen und die vaterländische Erziehung. In den Burschengruppen standen auch vormilitärische Übungen auf dem Programm. Dazu kamen vaterländische Feiern und Treuekundgebungen, Veranstaltungen verschiedenster Art, Vorträge, Appelle und Aufmärsche.

 

Andere Jugendorganisationen im Austrofaschismus

 

Neben diesen Staatsjugendorganisationen waren nur noch die katholischen Jugendgruppen erlaubt, da diese mit dem Österreichischen Jungvolk im hohen Stellenwert, den die religiöse Erziehung einnahm, übereinstimmten.

 

Eine der oben schon erwähnten Gruppen schaffte es trotz Verbot, während der gesamten Zeit in der Illegalität weiter zu bestehen: die Jugendorganisationen der Nationalsozialisten. Sie wurden 1927 in Österreich gegründet und zählten, als sie 1933 verboten wurden, etwa 25 000 Mitglieder. Obwohl sie offiziell nicht bestehen durften, waren die Organisationen Hitler-Jugend und Bund deutscher Mädel und alle anderen nationalsozialistisch gesinnten Jugendgruppen sehr aktiv. Zu dieser Zeit war das nationalsozialistische Regime in Deutschland schon an der Macht und arbeitete emsig am Ausbau ihrer Jugendorganisationen.

 

So wurden die österreichischen Gruppen auch immer von der deutschen Reichsjugendführung unterstützt und vielfältig ideologisch geschult. (vgl. Dachs 1988b: 230-232)

 

Die Jungen und Mädchen, deren Zugehörigkeit zu diesen nationalsozialistischen Jugendorganisationen entdeckt wurde, hatten zum Teil schweren Strafen zu befürchten. Viele mussten die Schule wechseln oder verloren ihre Lehrstellen. Dennoch war die Mitgliederzahl bis 1938 auf 35 000 Mitglieder angewachsen. (vgl. Dachs 1988b: 232)

 

Die katholischen Organisationen blieben während der ganzen Zeit über die größte Jugendgruppe in Österreich. 1938 waren 300 000 Kinder und Jugendliche Mitglieder bei einer der katholischen Gruppen und nur 130 000 beim Österreichischen Jungvolk.

 

Man kann zu Recht sagen, dass sich die ständestaatliche Jugendorganisation nie wirklich durchsetzen konnte. (vgl. Achs, Tesar 1988: 14)

 

1.1.2 Schule im Austrofaschismus

 

„Die Schule ist ein ,politicum’“ – dieser viel zitierte Satz von Maria Theresia trifft ganz besonders auch im Austrofaschismus zu. Schulpolitik war Gesellschaftspolitik und wurde vom Staat dementsprechend nachhaltig betrieben. Er sah sich dazu verpflichtet, „aus göttlichem Recht und in göttlichem Auftrag, die Jugenderziehung zu ordnen und ihr im Rahmen der eigenen geistigen Grundlagen die Richtlinien vorzuschreiben.“ (Achs, Tesar 1985: 45)

 

So wurde bereits kurze Zeit nach der „Selbstausschaltung“ des Parlaments alles unternommen, um die demokratischen Schulreformen der Zwischenkriegszeit wieder rückgängig zu machen und die eigenen autoritären Erziehungsziele durchzusetzen. Mit einer Vielzahl von Erlässen und Maßnahmen sollten vor allem drei Dinge durchgesetzt werden:

 

 „Die Wiederherstellung früherer Machtverhältnisse“

 

 „Die Disziplinierung mißliebiger Lehrer und Schülergruppen“

 

 „Die Beschaffung von Legitimation für das neu etablierte System“ (Dachs 1988: 180)

 

Ideologie der autoritären Schulpolitik

 

Die Erziehungsmaxime des österreichischen Ständestaates sahen eine sittlich-religiöse und vaterländische Erziehung der Jugend vor – die „Erziehung zur Hingabe an ein christliches, deutsches, freies Österreich“ (Dachs 1988: 185)

 

Einen sehr großen Stellenwert nahm die Religion und damit auch die katholische Kirche ein. Neben der Vermittlung der vaterländischen Gedanken waren es vor allem religiöse Werte und das Welt- und Gesellschaftsbild der katholischen Kirche, die den Schülern beigebracht werden sollten. Der Religionsunterricht wurde wieder verpflichtend und auch an religiösen Übungen wie Gebeten oder Gottesdiensten mussten die Schüler teilnehmen. Die Lehrer, auch wenn sie nicht katholisch waren, hatten dabei Aufsichtspflicht. Was die Lehrinhalte betraf, ging der Einfluss der Kirche sogar so weit, dass der naturwissenschaftliche Unterricht stark gekürzt wurde, um mit dem naturwissenschaftlichen Weltbild nicht jenes der Religion zu „gefährden“. (vgl. Achs, Tesar 1988: 15-16)

 

Schulorganisation

 

Im Bereich der Organisation des Schul- und Bildungswesens wurden gleich zu Beginn umfassende personelle Änderungen durchgeführt. Der sozialistische Wiener Stadtschulratspräsident Otto Glöckel wurde verhaftet. Seine Mitarbeiter und alle sozialdemokratischen Schulinspektoren und Schulleiter durften ihr Amt nicht mehr ausüben.

 

Zudem wurde die gesamte Schulorganisation stärker zentralisiert. Alle Ämter wurden von höherer Stelle besetzt und nicht mehr gewählt. Das sicherte den unmittelbaren Zugriff des Bundesministeriums für Unterricht auf die Schule.

 

Unterrichtsminister war Dr. Anton Rintele. Richard Schmitz wurde zum Bundeskommissär ernannt und hatte in dieser Funktion auch die Schulangelegenheiten unter sich. (vgl. Dachs 1988: 180-184)

 

Die äußere Schulorganisation betreffend sollte vor allem der Auslesecharakter der Mittelschulen stärker betont werden. Das bedeutete in der Praxis, dass Hauptschule und Unterstufe des Gymnasiums wieder stark getrennt wurden. „Die Hauptschule sollte nur noch „auf das praktische Leben“ vorbereiten, der 2. Klassenzug wurde aufgelassen. Der Übertritt in die Unterstufe der Mittelschule wurde durch die Beseitigung der Lehrplangleichheit und die Einführung von Aufnahmsprüfungen praktisch unmöglich gemacht.“ (Achs, Tesar 1988: 15) Schüler, die den Anforderungen der Hauptschule nicht entsprachen, besuchten so genannte Abschlussklassen der Volksschule.

 

Neu geregelt wurden auch die Stellung und die Rechte der Katholischen Kirche im Bereich der Schulorganisation:

 

„Die katholischen Privatschulen erhalten staatliche Zuschüsse, wenn sie durch ihre Schülerzahl den öffentlichen Schulerhalter entlasten. Durch diese Maßnahmen soll das katholische Schulwesen Österreichs gefördert und damit auch die Voraussetzung für die Entwicklung zu öffentlichen katholischen konfessionellen Schulen geschaffen werden.“ (Scheipl, Seel 1985: 102)

 

Es wurde also immer wieder der hohe Stellenwert der Religion und der katholischen Kirche bemerkbar.

 

Lehrinhalte und Bildungsziele

 

Das Ideal und oberstes Bildungsziel war die Erziehung der Schüler zu Sittlichkeit und Religiosität. Die zu vermittelnden Werte wurden mit den Eigenschaftswörtern religiös-sittlich, vaterländisch-österreichisch und sozial-volkstreu beschrieben. Die Schüler sollten vor allem lernen, ihre Pflichten zu erfüllen und sich ohne zu fragen in ein System einzuordnen. Diese grundsätzlichen Ziele sollten in allen Fächern Einzug finden.

 

Zu den wichtigsten Unterrichtsgegenständen zählte neben Religion auch das Fach Vaterlandskunde, das in den Abschlussklassen der Mittelschulen neu eingeführt wurde. Darin sollten Wissen über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft des neuen österreichischen Staates sowie Liebe und Treue zum Vaterland vermittelt werden.

 

Einen großen Stellenwert in der schulischen Erziehung des Austrofaschismus nahm auch die vormilitärische Ausbildung ein. Sie erfolgte vor allem im Zuge des Turnunterrichtes, aber auch in Form von Schießübungen und Wandertagen. (vgl. Dachs 1988: 185)

 

Diese Veränderungen der Lehrziele zogen natürlich auch Änderungswünsche in den Schulbüchern nach sich.

 

„Vor allem die bisher verwendeten, überwiegend großdeutsch gefärbten, am Anschluss orientierten und daher Österreich und den katholischen Gedanken nicht besonders hervorstreichenden Geschichtslehrbücher schienen den geänderten Erziehungsbemühungen nicht mehr zu genügen. (…) Der tatsächliche Austausch zog sich dann aus verschiedenen praktischen Gründen noch einige Zeit hin. Erst nach und nach erschienen entsprechende Lehrmaterialien, die den neuen politischen Erziehungszielen entsprachen.“ (Dachs 1988a: 185)

 

„Im Schulalltag setzte sich ein Stil durch, der stark auf das Emotionale abgestellt war: Neue Gemeinschaftsformen wie Feiern, Treuekundgebungen und Gedenkgottesdienste spielten dabei eine bedeutende Rolle. Sie sollten die Identifikation mit dem austrofaschistischen System steigern, das Gemeinschaftsgefühl stärken und den Gegner beeindrucken.“

 

(Achs, Tesar 1988: 16)

 

Die Lehrer

 

Ein Verordnungsblatt des Wiener Stadtschulrates aus dem Jahr 1934 macht klar, was von den Lehrern erwartet beziehungsweise verlangt wurde:

 

„Das Bundesministerium für Unterricht hat die sittlich-religiöse und die vaterländische Erziehung der schulbesuchenden Jugend der Lehrerschaft zur besonderen Pflicht gemacht. Ich erwarte daher, daß der Beitritt zur Vaterländischen Front und das Tragen von Abzeichen in Staatsfarben seitens der Lehrpersonen, und zwar besonders auch in der Schule, nicht nur keinen Widerstand bei den Schulbehörden, sondern jedwede Förderung durch sie erfährt. Eine grundsätzliche Ablehnung der Vaterländischen Front müßte als Weigerung aufgefaßt werden, sich zum österreichischen Vaterlande zu bekennen und die Ausübung des Lehrberufes in diesem Sinne zu gestalten!“ (Achs, Tesar 1985: 44)

 

Es kam zu vielen Kündigungen und eingestellt wurden nur noch Lehrer und Lehrerinnen mit katholischer Gesinnung. Ein neu eingeführter Diensteid verpflichtete sie, bei „Gott, dem Allmächtigen“ zu schwören, den Erziehungszielen der Vaterländischen Front sowie Dollfuß und seiner Politik zuzustimmen und diese zu unterstützen.

 

Wie bereits erwähnt, wurden „missliebige“ Lehrer diszipliniert. Damit waren vor allem sozialdemokratische und nationalsozialistische Lehrpersonen gemeint. Gewerkschaften und Lehrervereine wurden verboten und wer sich weigerte, der Vaterländischen Front beizutreten und die autoritäre Regierung anzuerkennen, musste mit zum Teil schwerwiegenden Folgen bis hin zum Dienstausschluss rechnen.

 

Gegeben hat es sie natürlich dennoch – die deutschnational, sozialdemokratisch oder nationalsozialistisch eingestellten Lehrer, die nur scheinbar und wenn unbedingt nötig Zugeständnisse machten, aber ihrer Gesinnung treu blieben, was häufig durch Zweideutigkeiten und Doppelbödigkeiten im Unterricht bemerkbar wurde.

 

(vgl. Dachs 1988: 187-191)

 

Auch mit wirtschaftlichen Problemen hatten die Lehrer der Dreißiger Jahre in Österreich zu kämpfen. Einsparungsmaßnahmen im Schulbereich hatten schwerwiegende Folgen für die Lehrerschaft:

 

 Verdiensteinbußen und Kürzungen der Pensionen

 

 höhere Lehrverpflichtung bei gleich bleibendem Gehalt

 

 Erhöhung der Klassenschülerhöchstzahl

 

 frühzeitige Pensionierung und Zwangsabbau